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11.
Hameln

Das Bonifaciusstift. Die Münsterkirche. Rattenfängerhaus und Rattenfängersage. Das Hochzeitshaus. Neubauten. Hämelschenburg.


. Der Herbstwind fegt durch das Weserthal. Er hat den stillen, halbsonnigen, verschleierten Tagen ein Ende gemacht und giebt mit lauter Stimme das Signal zum Todeskampfe der Natur. Die dürren Blätter, die schon müde von den Bäumen herabgeglitten sind, schleudert er wieder empor und reißt tausend andere von den Zweigen herunter mit in den bunten, wirbelnden Tanz. Dunkele Wolken jagen am Himmel dahin, graue Regenschleier liegen über einzelnen Theilen der Gegend, ein jäher Sonnenblick leuchtet auf wie geschmolzenes Gold und verschwindet so schnell, wie er gekommen. Unsagbar ist die herbstliche Pracht des Bergwaldes auch an diesem Regentage. Das dunkele Grün der Tannenwälder verwandelt sich in dem feuchten Dunst und unter dem Schatten der fliehenden Wolken zu tiefem Blau, in rother Gluth liegt der Laubwald daneben, und einzelne Spitzen ragen lichtgelb daraus hervor, wie aufzuckende Flammen aus einem Lavastrom. Der graue Fluß im Thale zieht dahin, wie immer, aber der Wind kräuselt seine Fläche zu kleinen Wellen. Auf den schmutzigen Wegen stehen Wasserlachen, in welchen die Blätter zur Ruhe gelangen, wenn der Wind sie genug umhergetrieben hat. Er spielt Kreisel mit ihnen, stellt sie aufrecht hin und rollt sie vor sich her, daß sie rastlos fliehen, ungeschickt hin und her schwankend, wie Kinder, welche das Gehen lernen. Sie haben die Anmuth verloren, die ihnen am Baume zu eigen war, wo wir ihnen entgegenjubelten, als sie im frischesten Grün die Knospen durchbrachen und den Thau des sonnigen Maimorgens durstig auftranken. Jetzt sind sie alt und häßlich geworden, liegen an der schmutzigen Erde und rascheln unter den Tritten des Fußes, der achtlos über sie hingeht.

Da sitze ich, ein Flüchtling vor dem Sturm, wie sie, und blicke hinab auf die alte Rattenfängerstadt Hameln. Ich bin nicht weit gekommen. Der Klütberg hatte mich gelockt, und guten Muthes hatte ich den Weg begonnen, aber auf dem Berggarten, fünf Minuten von der Stadt, bin ich schon festgeregnet. Das war vor Jahren ein hartes Schicksal, jetzt braucht man dem Regen nicht mehr so böse zu sein. Ein stattlicher Bau erhebt sich hier, der weiß hinableuchtet zur Stadt, und in wohlverglaster, weiter Veranda kann man gemüthlich dem Sturme lauschen und sich dabei des Anblicks zu seinen Füßen erfreuen. Freundlich an beiden Weserufern hingelagert ruht die sagenumsponnene Stadt zwischen den Bergen, weit ausgedehnt und von einem Kranze prächtiger Villen umgeben. Sie erscheint viel größer und imposanter, als man der Einwohnerzahl nach erwartet. Ueber die anderen Häuser hinweg ragen die hohen, vielformigen Giebel des Hochzeits- und Rattenfängerhauses, der Thurm der Marktkirche spitzt sich energisch zu, und domartig groß erscheint die Anlage der Münsterkirche mit ihren beiden Thürmen, der älteste ehrwürdigste Bau der Stadt. Langgedehnt und hoch, aber betrübend in seiner Größe erhebt sich am Weserufer das Zuchthaus, und die vielberühmte Kettenbrücke mit der stattlichen Mühle daneben erzählt von Verkehr und Betriebsamkeit. Der Ausdruck eines angenehmen Wohllebens, einer an Reichthum grenzenden Wohlhabenheit liegt über dem Orte, und man wundert sich nicht, von dem Luxus und der Freude am Dasein zu hören, die hier im Mittelalter geherrscht. An wohlgewählter Stelle zwischen zwei Armen der Weser erbaut, von welchen man den einen erst später abdämmte, mit Fleiß befestigt und so sorgsam bewehrt, daß der Rath lange Zeit hindurch jedes Jahr einen Thurm an der Stadtmauer aufführen ließ, im Innern reich an gesunder Bürgerkraft erblühte die Stadt zu schnellem Reichthum. Quern-Hameln oder Mühlen-Hameln ward sie genannt, und noch heute führt sie den Mühlstein im Wappen, das Symbol eines Gewerbes, dessen Einträglichkeit die reichen Bauten an der Brücke und das ununterbrochene Rauschen der Turbinen verkünden. Bierbrau und Hopfenzucht trieb sie daneben, und so viel Geld kam dadurch in ihre Mauern, daß der Rath gar oft Verordnungen gegen allzu argen Luxus in der Kleidung und bei festlichen Gelagen erlassen mußte, Verordnungen freilich, die nur dazu da waren, um nicht befolgt zu werden. Die Frauen und Jungfrauen gingen nach wie vor in seidenen Gewändern mit reichem Schmuck, die Hochzeiten und Kindtaufen wurden nach wie vor mit fürstlichem Aufwand gefeiert, und Niemand kümmerte sich um die Verbote eines Rathes, der es für nöthig befand, auch denjenigen mit einer Strafe zu bedrohen, der seine Mitglieder vladenvreter (Kuchenfresser) zu schelten sich erdreiste. Und da sollten die Andern sich's nicht auch schmecken lassen!

So üppig ging es in Hameln zu, als die Stadt schon ein paar Jahrhunderte bestand. Zu ihrem Ursprung aber schweifen Blicke und Gedanken, die auch den Weserstrom das Thal hinauf zu seinem Ursprung verfolgen. Von da, wo die Weser sich aus der Vereinigung zweier Flüsse bildet, begleiten sie den Lauf des einen bis zu der Stadt, welche denselben Namen trägt, wie er. Zu Fulda schweifen sie hinüber, wo im hochragenden Dome die Gebeine des heiligen Bonifatius ruhen, den die heidnischen Friesen erschlugen. Von Fulda aus ist Hameln gegründet. Um das vom dortigen Bisthum aus errichtete Bonifaciusstift im grünbewaldeten Weserthal erhoben sich die Häuser des jungen Ortes, der seinen Namen von dem kleinen Flusse, der Hamel, entlieh, die hier sich in die Weser ergießt. Zu diesem Bonifaciusstift gehörte die erste Kirche, die an der Stelle des jetzigen Münsters, aus Holz vermuthlich, errichtet wurde, und so knüpfen sich an diesen Bau die ehrwürdigsten Erinnerungen der Stadt. Das erste kirchliche Gebäude ist lange zerstört, ein zweites steinernes trat an seine Stelle, und auch dieses fiel um das Jahr 1200 den Flammen zur Beute. Nur der stolze achteckige Vierungsthurm und die Krypta unter dem hohen Chor widerstanden, wie es scheint, der Gluth der Elemente, und so weisen diese Reste, denen sich der neue Bau, das Werk verschiedener Jahrhunderte, anfügte, zurück in eine älteste Zeit, als die Stiftsherren St. Bonifacii das erste Wort unter den Bürgern von Hameln zu sprechen hatten. Die Jahrhunderte haben mächtig gerüttelt an dem alten, stattlichen Bau, und die Zeit liegt noch nicht fern, wo er dem Untergange geweiht schien. Der Thurm, den die Pfeiler nicht zu tragen vermochten, auf welchen er ruht, drohte mit Einsturz, die Mauern waren aus dem Loth gewichen, die Fenster zerschlagen, das Ganze ein Bild der Zerstörung. Kleinere Unfälle erschienen als Vorboten einer verderblicheren Katastrophe. Einzelne Theile stürzten ein, und wie wenig behaglich der Aufenthalt in dem alten Gemäuer war, erhellt aus der Erzählung eines Geistlichen an der Münsterkirche, des Magisters Herr, der mit bewundernswerther Gemüthsruhe Folgendes berichtet: «Ich trat am zweiten Weihnachtstage 1757 unter dem Hauptgesange: Heiland Deine Menschenliebe etc., in die Sakristei, fand darin den Senior Hampe und den Pastor Schuhmacher, und setzte mich zu ihnen an den Ofen, welchen der Kommissar dem Ministerio geschenkt hatte. Plötzlich sanken wir mit dem heißen Ofen in das zwanzig Fuß tiefe Gewölbe. Das oberste Ofenblatt war anfänglich an der Röhre hängen geblieben, stürzte aber bald mir nach. Da ich auf einem grünbeschlagenen, mit hoher Lehne versehenen Stuhle saß, auf welche sie fiel, so erhielt ich keinen Schaden. Wir krochen unbeschädigt aus dem Schutte und traten durch eine Thür in die crypta romana. Vorübergehende holten uns den Schlüssel zu unserer Befreiung. Der Herr Regimentsfelscher Schorren brachte mir pulv. anitispasmod. und nun betrat ich die Kanzel, und predigte von dem Worte Gottes als einen Geruch zum Leben und zum Tode.» Man sieht, von solchen gemüthlichen Vorfällen wurde nicht viel Aufhebens gemacht. Der Geistliche fällt zwanzig Fuß tief in den Keller, wird von einem glühenden Ofen fast erschlagen, und tritt dann ruhig auf die Kanzel, um der Gemeinde zu predigen, die sich in ihrer Andacht ebenso wenig stören läßt. In unserem Jahrhundert aber ward der Zustand der Kirche denn doch bedenklich, und die Freunde der alten, deutschen Kunst wehklagten bereits um ihren Untergang. Jener herrliche Zug unserer Zeit, welcher, je rascher wir leben, uns um so empfänglicher für die Größe und Schönheit der Vergangenheit macht, welcher die häusliche Einrichtung unserer Vorfahren in all ihrer soliden Pracht wieder um uns erstehen läßt, welcher das Kunstgewerbe befruchtend belebt, er ist es, dem auch die Münsterkirche zu Hameln ihre Erhaltung verdankt. Mit außerordentlichen Kosten sind die umfassendsten Restaurationsarbeiten im Laufe des letzten Jahrzehnts ausgeführt. Neugeschaffen erhebt sich nun heute der doppelthürmige Bau mit dem imposant hervortretenden Querschiff, mit dem Vierungsthurm in den einfach schönen Formen romanischer Kunst, mit den herrlichen Portalen und den reichen gothischen Fenstern, durch deren buntes Glas die Sonne in den wiederhergestellten Raum scheint. Dem Gottesdienst ist das in der Franzosenzeit entweihte und geschändete Gebäude zurückgegeben, und zur Hütung und Wahrung echten kirchlichen Sinnes steht das Denkmal des Senior Schläger dem Eingange gegenüber.

Die Münsterkirche ist das einzige Bauwerk Hamelns, das einer so alten Zeit angehört und von ihr erzählt. Der Kreuzgang und die übrigen Stiftsgebäude sind verschwunden, die Marktkirche ist architektonisch nicht von hervorragender Bedeutung. Zu den köstlichen Schöpfungen eines viel näher liegenden Jahrhunderts, welche neben dem Münster der Stadt ihren eigenthümlichen Charakter geben, führt die poetische Sage, deren Gestalten mit Hamelns Namen unlöslich verbunden sind. Das Rattenfängerhaus empfängt den die Stadt Betretenden als erster Repräsentant einer Kunstepoche, die hier zur herrschenden geworden ist. Der phantastische Reichthum der deutschen Renaissance paßte am besten für die Bauten der reichen, zum Wohlleben geneigten Stadt, und indem die Rattenfängersage an diesen schönen Bau anknüpft, verleiht sie den bunten Architekturformen einen besonderen Zauber. Von verschiedenen Inschriften an Thoren und Gebäuden, welche auf den Ausgang der hamelnschen Kinder Bezug hatten, sind uns noch einzelne erhalten. Diejenige am Rattenfängerhause lautet: «Anno 1284 am Dage Johannis et Pauli war der 26. Junii dorch einen Piper mit allerlei Farve bekledet gewesen CXXX Kinder verledet binnen Hamelen geborn to Calvarie bi den Koppen verloren.» Sie steht an der Wand des Gebäudes, die einer kleinen Seitengasse angehört. Auch der Name dieser Gasse verdankt dem traurigen, unaufgeklärten Ereigniß seine Entstehung. Durch sie ist der Sage nach der Pfeifer mit der Schaar von 130 Kindern zur Stadt hinaus gezogen, um im Koppenberge vor dem Osterthore zu verschwinden, und weil die Musik die Kinder ins Verderben lockte, soll für alle Zeiten keine Pfeife, keine Trommel (Bunge) in dieser Straße mehr ertönen, sie selbst aber nun die Bungelosengasse heißen. Schon viele Köpfe haben über diese Sage, ihre Entstehung und Erklärung nachgegrübelt, ein absolut zuverlässiges Ergebniß ist noch nicht erreicht. Daß die Schlacht bei Sedemünden, in welcher die Hamelenser im Jahre 1259 viele ihrer Söhne verloren, in der Phantasie des Volkes zu dieser poesievollen Sage umgestaltet sei, wird neuerdings stark bezweifelt. Interessant ist Meinardus Erklärung, welcher die Rattenfängersage mit der Erscheinung einer wunderbaren Krankheit des Mittelalters, der Tanzwuth, in Verbindung bringt; Andere wieder wittern mythologische Beziehungen, weil ähnliche Geschichten auch bei anderen Völkern erzählt werden. Das Volk selbst kümmert sich wenig um alle diese Erklärungen. Die Gestalt des Rattenfängers ist geschaffen und wird bleiben, neue Gestalten in Poesie und Kunst erzeugend. Im Epos und auf der Bühne spielt sie ihre Rolle, und die Hamelenser sind nicht müßig, auch die bildende Kunst ihrer lokalen Sage dienstbar zu machen. An den Wänden eines schönen Speisesaales in einem der Hotels erblickt man den Auszug der Kinder, den buntgekleideten Pfeifer an der Spitze, und bald wird sich auf einem der Plätze Hamelns ein stattlicher Brunnen erheben, den die Gestalt des Volksverführers bekrönt. Der Entwurf ist fertig, und keck blickt der siegesgewisse Musikant in die Welt, ein schöner Mann mit einem Zuge vom Teufel im Gesicht.

Derselben Zeit, wie das Rattenfängerhaus, dem Ende des 16. Jahrhunderts, dankt ein noch bedeutenderer und ausgedehnterer Bau seinen Ursprung, das Hochzeitshaus. Nichts giebt einen klareren Begriff von dem Reichthum und der Prachtliebe der Stadt, als die Errichtung eines so schönen, umfangreichen Gebäudes, das fast ausschließlich zu den großen Festen der Bürger bestimmt war. Es ward wohl nebenbei als Zeughaus verwandt, aber sein eigentlicher Zweck wird durch seinen Namen bezeichnet. Jetzt ist es vermiethet und wird nicht mehr zu den Hochzeiten der Bürger benutzt, aber seine reiche Architektur, die hohen Giebel und das kostbare Material geben Zeugniß von glänzenden Tagen. Kleiner, aber sehr fein in seinen Formen und eigenthümlich durch den geschnitzten Fachwerkbau auf den unteren massiven Geschossen gesellt sich ein nahe gelegenes Privathaus als drittes zu diesen charakteristischen Bauwerken. Sie geben vereint den Ton an auch für die neuere Architektur der heutigen Stadt. Das opulente Postgebäude, das gerade jetzt erbaut wird, schließt sich ihnen in den Hauptformen an, und auch die kostbaren Villenbauten, die an der Kettenbrücke und am andern Weserufer erstanden sind, verrathen deutlich den Einfluß der heimischen Kunst. So bleibt der Stadt ein einheitlicher Charakter gewahrt. Zugleich aber wecken jene drei Hauptgebäude die Erinnerung an einen Bau, der noch bedeutender, als sie, gewissermaßen als Stammsitz der hier geübten Kunst für die Gegend um Hameln betrachtet werden darf. Es ist das prächtige Schloß Hämelschenburg, das zwischen Hameln und Pyrmont gelegen schon von weitem den Wanderer mächtig anlockt. Dort finden wir alle die Formen wieder, die wir hier gesehen; in vielen Details, in den überall auf ihren Flächen reich ornamentirten Quadern verräth sich die Hand desselben Künstlers, und weil sein Name vergessen ist – die Welt ist in dieser Hinsicht gegen den Architekten undankbarer, als gegen andere Künstler –, so hat man den Erbauer jener drei schönen Häuser in Hameln und des herrlichen Schlosses jenseit der Weser einfach den Meister von Hämelschenburg getauft.

Des Regens nicht achtend, machte ich mich auf den Weg zu der Burg. Man fährt bis Emmerthal und geht von dort den Weg bequem in einer Stunde. Schon von weitem treten am Abhang eines Berges die Giebel des Schlosses hervor, und allmählich erkennt das Auge immer mehr von den Formen und der Anlage des Ganzen. Noch ist das Schloß von der Straße durch die Wasserfläche des Schloßgrabens und eines daran sich schließenden Teiches getrennt, und eine Brücke mit reichem Thor, auf welchem ein Geharnischter Wache hält, vermittelt den Zutritt zum Schloßhofe. Dreiflügelig in Hufeisenform umgiebt der ausgedehnte Bau denselben, und mit Genuß weilt das Auge auf der imposanten Massigkeit des Ganzen, auf den reichen Giebeln und Erkern, und auf den beiden Thürmen, welche die Ecken des Hofes ausfüllen. Es ist nicht zu viel gesagt, daß man sich bei diesem Gebäude des Heidelberger Schlosses erinnert. Jenem freilich nicht ebenbürtig, ähnelt es ihm doch durch Charakter und Lage. Der Stil ist ein nahe verwandter, und auch hier haben wir alten wuchernden Epheu, welcher das Gemäuer umspinnt, auch hier zur Seite des Schlosses einen verschütteten Schloßgraben, der von dichtem Gesträuch malerisch überwuchert wird, auch hier als Hintergrund den sanft ansteigenden Rücken eines bewaldeten Berges und vor uns den lieblichen Blick in das Thal der Weser mit seinem Wechsel von Berg, Wald und Feld. Einen besonderen Bau aber giebt es hier, der den Begründer des Schlosses mehr ehrt, als alle Pracht. In einer Ecke des Hofes ist ein laubenartiger Vorbau errichtet mit Steinbänken darin, einer Steinplatte an der Wand und einer Oeffnung darüber. Es ist die Pilgerlaube, der Ort, wo müde Wanderer, die zur Mittagszeit erschienen, allezeit freie offene Tafel fanden. Hier konnten sie rasten, und aus der daneben liegenden Küche ward ihnen durch jene Oeffnung in der Wand Speise gereicht, sich zu sättigen. Jetzt soll diese Sitte nicht mehr herrschen, aber den Besitzern des Schlosses – es gehört der alten Familie v. Klencke – wird nachgerühmt, daß sie noch immer offene Tafel für die Bedürftigen halten. Vielleicht wird auch die Pilgerlaube der alten Bestimmung zurückgegeben, wenn umfassende Restaurationsarbeiten, welche den einen Flügel des Schlosses bereits verjüngt haben und die nur augenblicklich dem Ganzen ein etwas wüstes Aussehen geben, vollendet sein werden. Dann wird auch der schöne, nicht genug gekannte Ort noch mehr besucht werden, und Jeder wird sich des romantischen Anblicks der Burg und der lieblichen Aussicht auf die milden Bergformen des Weserthals dankbar erfreuen.


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