Theodor Körner
Knospen
Theodor Körner

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Das war ich.

        Jüngst träumte mir, ich sah auf lichten Höhen
Ein Mädchen sich im jungen Tag ergehen,
    So hold, so süß, daß es dir völlig glich;
Und vor ihr lag ein Jüngling auf den Knieen;
Er schien sie sanft an seine Brust zu ziehen,
Und das war ich!

Doch bald verändert hatte sich die Scene.
In tiefen Fluten sah ich jetzt die Schöne,
    Wie ihr die letzte, schwache Kraft entwich.
Da kam ein Jüngling hilfreich ihr geflogen;
Er sprang ihr nach und trug sie aus den Wogen,
Und das war ich!

So malte sich der Traum in bunten Zügen,
Und überall sah ich die Liebe siegen,
    Und alles, alles drehte sich um dich.
Du flogst voran in ungebundner Freie;
Der Jüngling zog dir nach mit stiller Treue,
Und das war ich!

Und als ich endlich aus dem Traum erwachte,
Der neue Tag die neue Sehnsucht brachte,
    Da blieb dein liebes, süßes Bild um mich.
Ich sah dich von der Küsse Glut erwarmen;
Ich sah dich selig in des Jünglings Armen,
Und das war ich!

Da tratst du endlich auf des Lebens Wegen
Mit holder Anmut freundlich mir entgegen,
    Und tiefe, heiße Sehnsucht faßte mich.
Sahst du den Jüngling nicht mit trunknen Blicken?
Es schlug sein Herz im seligen Entzücken,
Und das war ich!

Du zogst mich in den Kreis des höhern Lebens;
In dir vermählt sich alle Kraft des Strebens,
    Und alle meine Wünsche rufen dich.
Hat einer einst dein Herz davongetragen,
Dürft' ich nur dann mit lautem Munde sagen:
Ja, das war ich!


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