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Kapitel V.
Sodomie und Päderastie

Eine seltsame Erscheinung, die sich unter allen nordamerikanischen Indianerstämmen und auch in Mittel- und Südamerika teilweise findet, selbst bei den Polarnationen vorkommt, sind die Mannweiber, welche die Kanadier »Bardaches« nennen und im Stamme der Mandans »Mihdäcke« hießen. Sie kleiden sich wie Weiber, verrichten alle Geschäfte der letzteren und werden von den jungen Männern förmlich wie Weiber behandelt. Diese Geschöpfe geben meist vor, ein Traum oder eine höhere Eingebung habe ihnen diesen Stand zu ihrem Heil empfohlen und nichts kann sie von ihrem Vorhaben abbringen. Es haben manche Väter ihre Söhne mit Gewalt davon abzubringen gesucht, ihnen schöne Waffen gegeben usw., vergebens haben sie selbst Strenge angewendet. Nach einer Mandanersage, die uns der Prinz von Wied überliefert hat, wollte man einst ein solches Mannweib zwingen, seinen Stand aufzugeben. Ein ausgezeichneter Krieger bedrohte es und es kam zu heftigem Streit, in dessen Verlauf der Unglückliche erschossen wurde; allein man fand anstatt des Leichnams einen Haufen Steine, in dem der tödliche Pfeil steckte. Seitdem mischte sich niemand mehr in derartige Angelegenheiten.

Chieza erzählt, daß die Yunga in ihren Tempeln ein oder mehrere Männer gehalten hätten (je nach Ansehen des Idols), die, als Weiber verkleidet und ihnen in Gebärde und Sprache nachahmend, Sodomitendienste geleistet hätten. Päderastie und Sodomie (wausay) waren bei den alten Peruanern unausrottbare Laster. Vergebens haben einzelne Inkas durch schärfste Strafen das Laster zu unterdrücken versucht. Doch nur dessen Verminderung gelang, ganz aufzuheben vermochten sie es nicht. Die Päderastie fand sogar Eingang in die Tempel; ein Beweis, daß sie eigentlich nicht als Sünde und Beleidigung im Volksbewußtsein aufgefaßt wurde. In den höheren Gesellschaftsschichten herrschte Päderastie vor, während in den unteren Klassen Sodomie geübt wurde. Das erstere Laster findet und fand sich in Nord-, Mittel- und Südamerika, bei Upsarokas (Crows) und Mandans, in Florida und Virginia, unter Mayas in Yucatan und den Muyscas in Südamerika, in welch letzteren beiden Staaten man es gesetzlich bestrafte. Aber auch in Brasilien kommt es vor, wie es sich früher auf den Antillen fand. Hierher gehören auch die unverheirateten Medizinmänner der Patagonier, die in weiblicher Tracht sich bewegen.

Zu ihren Festen im Frühjahr (Dufour) züchten sich die Pueblos sogenannte Mujaderos. Man wählt einen möglichst kräftigen Mann, masturbiert ihn excessiv und läßt ihn beständig sich zu Pferde herumtummeln. Es entsteht allmählich eine reizbare Schwäche der Genitalorgane, sodaß beim Reiten massenhaft Samenerguß entsteht. Dieser Reizungszustand geht in paralytische Impotenz über. Nun atrophieren Hoden und Penis, die Barthaare fallen aus, die Stimme verliert an Tiefe und Umfang, Körperkraft und Energie nehmen ab, und Neigungen wie Charakter werden weibisch. Der Mujadero verliert seine Stellung als Mann in der Gesellschaft, nimmt weibische Manieren und Sitten an und gesellt sich den Weibern zu. Gleichwohl wird er aus religiösen Gründen in Ehren gehalten, wenn er auch wahrscheinlich außer der Festzeit den vornehmen Pueblos zur Päderastie dient.

Im alten Venezuela vertraten Lustknaben die Rolle der Frauen und trugen dementsprechende Kleidung, ebenso waren in Geregua am Stillen Ozean die vornehmen Stände mit diesem Laster behaftet.

»Ictivähi« bezeichnet bei den Chorotis, »Tévi« unter den Chanés den homosexuellen Geschlechtsverkehr. Der Aktive zu sein, wird nicht als Schande betrachtet, dagegen verachten die Indianer den Passiven aufs gründlichste und betrachten ihn als Weib. Dies ist der Grund, warum rücksichtslose Weiße unverbesserliche Indianer mit einem Klistier bestrafen, sie also quasi bildlich in die Klasse der Lustknaben stoßen. Ein auf solche Weise gekränkter Mann verschwindet spurlos, man glaubt allgemein, daß er Selbstmord verübt. Mit »Tévi« bestraft ein Indianer seine ungetreue Frau, bevor er sie verstößt. (Nordenskiold.)

In der Vara paz war dieses Laster anerkannte und religiös geheiligte Sitte, ein eigener Gott »Chin« stand diesen Leuten vor. Auch in Itzcatlan wurde Päderastie öffentlich und straflos getrieben und in Panuco ausgeübt, während bei den Azteken schwere Strafe auf dieser Unsitte stand (Friderici).

Nach Gondavo kam auch lesbische Liebe unter einigen Stämmen in Brasilien vor. Die Weiber gebärdeten sich wie Männer und verkehrten nur mit ihrem eigenen Geschlecht.

Den Koniaga im östlichen Teil der Halbinsel Aliaschka und auf Kodjak sagt man Inzucht, Tier- und Knabenliebe nach; nicht nur Brüder und Schwestern, auch Eltern und Kinder sollen Geschlechtsverkehr miteinander treiben. Aus Päderastie wird gar kein Geheimnis gemacht, vielfach erziehen sie Knaben zu diesem Laster und stecken sie in Mädchenkleider (Breysig).


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