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9.

Die Zeit der Trennung war nun gekommen: Ernst und Ferdinand hatten die Jahre erreicht, wo sie den Wirkungskreis ihrer Thätigkeit erwählen mußten. Ferdinand wurde durch den Präsidenten bei einem auswärtigen Regimente in Frankreich angestellt; Ernst sollte die Universität beziehen. Ferdinand reiste zuerst, und Ernst sagte ihm beim Abschiede:

»Ich bin dein Freund. Beweise mir, daß du der meinige bist, wenn du dich in Noth befindest. Ich theile mit dir; und gelingt es dir in der Welt nicht, hier sollst du immer Alles finden, dessen du bedarfst. Nur kehre mir zurück, wie du mich verlässest. Vergiß Hadem und seine Lehren nicht, so kannst du mich nie vergessen.«

Renot dachte noch immer, er würde Ernsten auf die Akademie begleiten: aber dieser wußte seinem Vater so klar zu beweisen, wie entbehrlich Renot ihm sei, daß man ihn entließ und ihn dem Präsidenten zuschickte. Ernst wiederholte sein Versprechen und gab ihm neue Beweise davon.

Ernst blieb noch einige Monate bei seinem Vater und genoß nun ungestört seines Zutrauens und seiner Liebe. Oft sprach er von Hadem mit ihm, und der Vater überzeugte sich immer mehr, daß er seinen Sohn diesem ihn schützenden Geiste anvertrauen könnte.

Nun durchstrich Ernst die Gegenden, wo er seine Kindheit und die Jünglingsjahre so glücklich und unschuldig verlebt hatte. Den letzten Abend vor seiner Abreise besuchte er die Höhle, küßte den Kranz und sagte:

»Blühend, wie ich dich gepflückt habe, schwebest du über meinem Haupte! Und nie wirst du mir verdorren! Laß mich dich mit dem Gefühl wiedersehen, mit welchem ich dich verlasse, und ich bin glücklich!«


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