Heinrich von Kleist
Der zerbrochene Krug
Heinrich von Kleist

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Frau Marthe
Auf dies Wort
Seh ich das Mädchen fragend an; die steht
Gleich einer Leiche da, ich sage: Eve!
Sie setzt sich. – Ists ein anderer gewesen?
Frag ich. Und »Joseph und Marie«, ruft sie,
»Was denkt Ihr, Mutter, auch?« – So sprich! Wer wars?
»Wer sonst«, sagt sie, – und wer auch konnt es anders?
Und schwört mir zu, daß ers gewesen ist.

Eve
Was schwor ich Euch? Was hab ich Euch geschworen?
Nichts schwor ich, nichts Euch –

Frau Marthe
Eve!

Eve
Nein! Dies lügt Ihr –

Ruprecht
Da hört Ihrs.

Adam
Hund, jetzt, verfluchter, schweig,
Soll hier die Faust den Rachen dir nicht stopfen!
Nachher ist Zeit für dich, nicht jetzt.

Frau Marthe
Du hättest nicht –?

Eve
Nein, Mutter! Dies verfälscht Ihr.
Seht, leid tuts in der Tat mir tief zur Seele,
Daß ich es öffentlich erklären muß:
Doch nichts schwor ich, nichts, nichts hab ich geschworen.

Adam
Seid doch vernünftig, Kinder.

Licht
Das ist ja seltsam.

Frau Marthe
Du hättest mir, o Eve, nicht versichert
Nicht Joseph und Maria angerufen?

Eve
Beim Schwur nicht! Schwörend nicht! Seht, dies jetzt schwör ich,
Und Joseph und Maria ruf ich an.

Adam
Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht Sie?
Wie schüchtert Sie das gute Kind auch ein!
Wenn sich die Jungfer wird besonnen haben,
Erinnert ruhig dessen, was geschehen,
– Ich sage, was geschehen ist, und was,
Spricht sie nicht, wie sie soll, geschehn noch kann:
Gebt acht, so sagt sie heut uns aus, wie gestern,
Gleichviel, ob sie's beschwören kann, ob nicht.
Laßt Joseph und Maria aus dem Spiele.

Walter
Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den
Parteien so zweideut'ge Lehren geben.

Frau Marthe
Wenn sie ins Angesicht mir sagen kann,
Schamlos, die liederliche Dirne, die,
Daß es ein andrer als der Ruprecht war,
So mag meinetwegen sie – ich mag nicht sagen, was.
Ich aber, ich versichr es Euch, Herr Richter,
Und kann ich gleich nicht, daß sie's schwor, behaupten,
Daß sie's gesagt hat gestern, das beschwör ich,
Und Joseph und Maria ruf ich an.

Adam
Nun weiter will ja auch die Jungfer –

Walter
Herr Richter!

Adam
Ew. Gnaden? Was sagt er? – Nicht, Herzens-Evchen.

Frau Marthe
Heraus damit! Hast du's mir nicht gesagt?
Hast du's mir gestern nicht, mir nicht gesagt?

Eve
Wer leugnet Euch, daß ichs gesagt –

Adam
Da habt Ihrs.

Ruprecht
Die Metze, die!

Adam
Schreibt auf.

Veit
Pfui, schäm Sie sich.

Walter
Von Eurer Aufführung, Herr Richter Adam,
Weiß ich nicht, was ich denken soll. Wenn Ihr selbst
Den Krug zerschlagen hättet, könntet Ihr
Von Euch ab den Verdacht nicht eifriger
Hinwälzen auf den jungen Mann, als jetzt.
Ihr setzt nicht mehr ins Protokoll, Herr Schreiber,
Als nur der Jungfer Eingeständnis, hoff ich.
Vom gestrigen Geständnis, nicht vom Fakto.
– Ists an die Jungfer jetzt schon, auszusagen?

Adam
Mein Seel, wenns ihre Reihe noch nicht ist,
In solchen Dingen irrt der Mensch, Ew. Gnaden.
Wen hätt ich fragen sollen jetzt? Beklagten?
Auf Ehr! Ich nehme gute Lehre an.

Walter
Wie unbefangen! – Ja, fragt den Beklagten.
Fragt, macht ein Ende, fragt, ich bitt Euch sehr:
Dies ist die letzte Sache, die Ihr führt.

Adam
Die letzte! Was! Ei freilich! Den Beklagten!
Wohin auch, alter Richter, dachtest du?
Verflucht das pips'ge Perlhuhn mir! Daß es
Krepiert wär an der Pest in Indien!
Stets liegt der Kloß von Nudeln mir im Sinn.

Walter
Was liegt? Was für ein Kloß liegt Euch –?

Adam
Der Nudelkloß,
Verzeiht, den ich dem Huhne geben soll.
Schluckt mir das Aas die Pille nicht herunter,
Mein Seel, so weiß ich nicht, wie's werden wird.

Walter
Tut Eure Schuldigkeit, sag ich, zum Henker!

Adam
Beklagter trete vor.

Ruprecht
Hier, Herr Dorfrichter.
Ruprecht, Veits, des Kossäten, Sohn, aus Huisum.

Adam
Vernahm Er dort, was vor Gericht soeben
Frau Marthe gegen Ihn hat angebracht?

Ruprecht
Ja, Herr Dorfrichter, das hab ich.

Adam
Getraut Er sich
Etwas dagegen aufzubringen, was?
Bekennt Er, oder unterfängt Er sich,
Hier wie ein gottvergeßner Mensch zu leugnen?

Ruprecht
Was ich dagegen aufzubringen habe,
Herr Richter? Ei! Mit Euerer Erlaubnis,
Daß sie kein wahres Wort gesprochen hat.

Adam
So? Und das denkt Er zu beweisen?

Ruprecht
O ja.

Adam
Die würdige Frau Marthe, die –
Beruhige Sie sich. Es wird sich finden.

Walter
Was geht Ihm die Frau Marthe an, Herr Richter?

Adam
Was mir –? Bei Gott! Soll ich als Christ –?

Walter
Bericht'
Er, was Er für sich anzuführen hat. –
Herr Schreiber, wißt Ihr den Prozeß zu führen?

Adam
Ach, was!

Licht
Ob ich – ei nun, wenn Ew. Gnaden –

Adam
Was glotzt Er da? Was hat Er aufzubringen?
Steht nicht der Esel wie ein Ochse da?
Was hat Er aufzubringen?

Ruprecht
Was ich aufzubringen?

Walter
Er, ja, Er soll den Hergang jetzt erzählen.

Ruprecht
Mein Seel, wenn man zu Wort mich kommen ließe.

Walter
's ist in der Tat, Herr Richter, nicht zu dulden.

Ruprecht
Glock zehn Uhr mocht es etwa sein zu Nacht,
Und warm just diese Nacht des Januars
Wie Mai, – als ich zum Vater sage: Vater!
Ich will ein bissel noch zur Eve gehn.
Denn heuren wollt ich sie, das müßt Ihr wissen;
Ein rüstig Mädel ists, ich habs beim Ernten
gesehn, wie alles von der Faust ihr ging,
Und ihr das Heu man flog, als wie gemaust.
Das sagt ich: Willst du? Und sie sagte: »Ach!
Was du da gakelst.« Und nachher sagt' sie: »Ja.«

Adam
Bleib Er bei seiner Sache. Gakeln! Was!
Ich sagte: Willst du? Und sie sagte: Ja.

Ruprecht
Ja, meiner Treu, Herr Richter.

Walter
Weiter! Weiter!

Ruprecht
Nun –
Da sagt ich: Vater, hört Er? Laß Er mich.
Wir schwatzen noch am Fenster was zusammen.
»Na«, sagt er, »lauf; bleibst du auch draußen?« sagt er.
Ja, meiner Seel, sag ich, das ist geschworen.
»Na«, sagt er, »lauf, um elfe bist du hier.«

Adam
Na, so sag du, und gakle, und kein Ende.
Na, hat er bald sich ausgesagt?

Ruprecht
Na, sag ich,
Das ist ein Wort, und setz die Mütze auf,
Und geh; und übern Steig will ich, und muß
Durchs Dorf zurückgehn, weil der Bach geschwollen.
Ei, alle Wetter, denk ich, Ruprecht, Schlag!
Nun ist die Gartentür bei Marthens zu:
Denn bis um zehn läßts Mädel sie nur offen,
Wenn ich um zehn nicht da bin, komm ich nicht.

Adam
Die liederliche Wirtschaft, die.

Walter
Drauf weiter?

Ruprecht
Drauf – wie ich übern Lindengang mich näh're,
Bei Marthens, wo die Reihen dicht gewölbt
Und dunkel, wie der Dom zu Utrecht, sind,
Hör ich die Gartentüre fernher knarren.
Sieh da! Da ist die Eve noch! sag ich,
Und schicke freudig Euch, von wo die Ohren
Mir Kundschaft brachten, meine Augen nach
– Und schelte sie, da sie mir wiederkommen,
Für blind, und schicke auf der Stelle sie
Zum zweitenmal, sich besser umzusehen,
Und schimpfe sie nichtswürdige Verleumder,
Aufhetzer, niederträcht'ge Ohrenbläser,
Und schicke sie zum drittenmal, und denke,
Sie werden, weil sie ihre Pflicht getan,
Unwillig los sich aus dem Kopf mir reißen,
Und sich in einen andern Dienst begeben:
Die Eve ists, am Latz erkenn ich sie,
Und einer ists noch obenein.

Adam
So? Einer noch? Und wer, Er Klugschwätzer?

Ruprecht
Wer? Ja, mein Seel, da fragt Ihr mich –

Adam
Nun also!
Und nicht gefangen, denk ich, nicht gehangen.

Walter
Fort! Weiter in der Rede! Laßt ihn doch!
Was unterbracht Ihr ihn, Herr Dorfrichter?

Ruprecht
Ich kann das Abendmahl darauf nicht nehmen,
Stockfinster wars, und alle Katzen grau.
Doch müßt Ihr wissen, daß der Flickschuster,
Der Lebrecht, den man kürzlich losgesprochen,
Dem Mädel längst mir auf die Fährte ging.
Ich sagte vor'gen Herbst schon: Eve, höre,
Der Schuft schleicht mir ums Haus, das mag ich nicht;
Sag ihm, daß du kein Braten bist für ihn,
Mein Seel, sonst werf ich ihn vom Hof herunter.
Die spricht: »Ich glaub, du schierst mich«, sagt ihm was,
Das ist nicht hin, nicht her, nicht Fisch, nicht Fleisch:
Drauf geh ich hin und werf den Schlingel herunter.

Adam
So? Lebrecht heißt der Kerl?

Ruprecht
Ja, Lebrecht.

Adam
Gut.
Das ist ein Nam. Es wird sich alles finden.
– Habt Ihrs bemerkt im Protokoll, Herr Schreiber?

Licht
O ja, und alles andere, Herr Richter.

Adam
Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn.

Ruprecht
Nun schießt,
Da ich Glock elf das Pärchen hier begegne,
– Glock zehn Uhr zog ich immer ab – das Blatt mir.
Ich denke: halt, jetzt ists noch Zeit, o Ruprecht,
Noch wachsen dir die Hirschgeweihe nicht;
Hier mußt du sorgsam dir die Stirn befühlen,
Ob dir von fern hornartig etwas keimt.
Und drücke sacht mich durch die Gartenpforte,
Und berg in einem Strauch von Taxus mich,
Und hör Euch ein Gefispre hier, ein Scherzen,
Ein Zerren hin, Herr Richter, Zerren her,
Mein Seel, ich denk, ich soll vor Lust –

Eve
Du Bösewicht!
Was das, o, schändlich ist von dir!

Frau Marthe
Halunke!
Dir weis ich noch einmal, wenn wir allein sind,
Die Zähne! Wart! Du weißt noch nicht, wo mir
Die Haare wachsen! Du sollsts erfahren!

Ruprecht
Ein Viertelstündchen dauerts so; ich denke:
Was wirds doch werden, ist doch heut nicht Hochzeit?
Und eh ich den Gedanken ausgedacht,
Husch! sind sie beid ins Haus schon, vor dem Pastor.

Eve
Geht, Mutter, mag es werden, wie es will –

Adam
Schweig du mir dort, tat ich, das Donnerwetter
Schlägt über dich ein, unberufne Schwätzerin!
Wart, bis ich auf zur Red dich rufen werde.

Walter
Sehr sonderbar, bei Gott!

Ruprecht
Jetzt hebt, Herr Richter Adam,
Jetzt hebt sichs, wie ein Blutsturz, mir. Luft!
Da mir der Knopf am Brustlatz springt: Luft jetzt!
Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt, sag ich!
Und geh, und drück, und tret und donnere,
Da ich der Dirne Tür verriegelt finde,
Gestemmt, mit Macht, auf einen Tritt, sie ein.

Adam
Blitzjunge, du!

Ruprecht
Just da sie auf jetzt rasselt,
Stürzt dort der Krug vom Sims ins Zimmer hin,
Und husch! springt einer aus dem Fenster Euch:
Ich seh die Schöße noch vom Rocke wehn.

Adam
War das der Leberecht?

Ruprecht
Wer sonst, Herr Richter?
Das Mädchen steht, die werf ich übern Haufen,
Zum Fenster eil ich hin, und find den Kerl
Noch in den Pfählen hangen, am Spalier,
Wo sich das Weinlaub aufrankt bis zum Dach.
Und da die Klinke in der Hand mir blieb,
Als ich die Tür eindonnerte, so reiß ich
Jetzt mit dem Stahl eins pfundschwer übern Detz ihm:
Den just, Herr Richter, konnt ich noch erreichen.

Adam
Wars eine Klinke?

Ruprecht
Was?

Adam
Obs –

Ruprecht
Ja, die Türklinke.

Adam
Darum.

Licht
Ihr glaubtet wohl, es war ein Degen?

Adam
Ein Degen? Ich – wieso?

Ruprecht
Ein Degen!

Licht
Je nun!
Man kann sich wohl verhören. Eine Klinke
Hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Degen.

Adam
Ich glaub –!

Licht
Bei meiner Treu! Der Stiel, Herr Richter?

Adam
Der Stiel!

Ruprecht
Der Stiel! Der wars nun aber nicht.
Der Klinke umgekehrtes Ende wars.

Adam
Das umgekehrte Ende wars der Klinke!

Licht
So! So!

Ruprecht
Doch auf dem Griffe lag ein Klumpen
Blei, wie ein Degengriff, das muß ich sagen.

Adam
Ja, wie ein Griff.

Licht
Gut. Wie ein Degengriff.
Doch irgendeine tück'sche Waffe mußt es
Gewesen sein. Das wußt ich wohl.

Walter
Zur Sache stets, Ihr Herren, doch! Zur Sache!

Adam
Nichts als Allotrien, Herr Schreiber! – Er, weiter!

Ruprecht
Jetzt stürzt der Kerl, und ich schon will mich wenden,
Als ichs im Dunkeln auf sich rappeln sehe.
Ich denke: lebst du noch? und steig aufs Fenster
Und will dem Kerl das Gehen unten legen:
Als jetzt, Ihr Herrn, da ich zum Sprung just aushol,
Mir eine Handvoll grobgekörnten Sandes –
Und Kerl und Nacht und Welt und Fensterbrett,
Worauf ich steh, denk ich nicht, straf mich Gott,
Das alles fällt in einen Sack zusammen –
Wie Hagel, stiebend, in die Augen fliegt.

Adam
Verflucht! Sieh da! Wer tat das?

Ruprecht
Wer? Der Lebrecht.

Adam
Halunke!

Ruprecht
Meiner Treu! Wenn ers gewesen.

Adam
Wer sonst!

Ruprecht
Als stürzte mich ein Schloßenregen
Von eines Bergs zehn Klaftern hohem Abhang,
So schlag ich jetzt vom Fenster Euch ins Zimmer:
Ich denk, ich schmettere den Boden ein.
Nun brech ich mir den Hals doch nicht, auch nicht
Das Kreuz mir, Hüften, oder sonst, inzwischen
Konnt ich des Kerls doch nicht mehr habhaft werden,
Und sitze auf, und wische mir die Augen.
Die kommt, und: »Ach, Herr Gott!« ruft sie, und: »Ruprecht!
Was ist dir auch?« Mein Seel, ich hob den Fuß,
Gut wars, daß ich nicht sah, wohin ich stieß.

Adam
Kam das vom Sande noch?

Ruprecht
Vom Sandwurf, ja.

Adam
Verdammt! Der traf!

Ruprecht
Da ich jetzt aufersteh, –
Was sollt ich auch die Fäuste hier mir schänden? –
So schimpf ich sie, und sage: Liederliche Metze,
Und denke, das ist gut genug für sie.
Doch Tränen, seht, ersticken mir die Sprache.
Denn da Frau Marthe jetzt ins Zimmer tritt,
Die Lampe hebt, und ich das Mädchen dort
Jetzt schlotternd, zum Erbarmen, vor mir sehe,
Sie, die so herzhaft sonst wohl um sich sah,
So sag ich zu mir: blind ist auch nicht übel.
Ich hätte meine Augen hingegeben,
Knippkügelchen, wer will, damit zu spielen.

Eve
Er ist nicht wert, der Bösewicht –

Adam
Sie soll schweigen!

Ruprecht
Das Weitre wißt Ihr.

Adam
Wie, das Weitere?

Ruprecht
Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte,
Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar,
Und Muhme Sus' und Muhme Liese kamen.
Und Knecht' und Mägd' und Hund' und Katzen kamen,
's war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte
Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerschlagen,
Und die, die sprach, Ihr wißts, daß ichs gewesen.
Mein Seel, sie hat so unrecht nicht, Ihr Herren.
Den Krug, den sie zu Wasser trug, zerschlug ich,
Und der Flickschuster hat im Kopf ein Loch.

Adam
Frau Marthe! Was entgegnet Ihr der Rede?
Sagt an!

Frau Marthe
Was ich der Red entgegene?
Daß sie, Herr Richter, wie der Marder einbricht,
Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwürgt.
Was Recht liebt, sollte zu den Keulen greifen,
Um dieses Ungetüm der Nacht zu tilgen.

Adam
Da wird Sie den Beweis uns führen müssen.

Frau Marthe
O ja, sehr gern. Hier ist mein Zeuge. – Rede!

Adam
Die Tochter? Nein, Frau Marthe.

Walter
Nein? Warum nicht?

Adam
Als Zeugin, gnädiger Herr? Steht im Gesetzbuch
Nicht titulo, ists quarto? – oder quinto!
Wenn Krüge oder sonst, was weiß ich?
Von jungen Bengeln sind zerschlagen worden,
So zeugen Töchter ihren Müttern nicht?

Walter
In Eurem Kopf liegt Wissenschaft und Irrtum
Geknetet, innig, wie ein Teig, zusammen;
Mit jedem Schnitte gebt Ihr mir von beidem.
Die Jungfer zeugt noch nicht, sie deklariert jetzt;
Ob, und für wen, sie zeugen will und kann,
Wird erst aus der Erklärung sich ergeben.

Adam
Ja, deklarieren. Gut. Titulo sexto.
Doch was sie sagt, das glaubt man nicht.

Walter
Tritt vor, mein junges Kind.

Adam
He! Lies'-! – Erlaubt!
Die Zunge wird sehr trocken mir – Margrete!


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