Rudyard Kipling
Nur-so-Geschichten
Rudyard Kipling

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Die Krabbe, die mit dem Meer spielte

Vor den Erhabenen und Weit Zurückliegenden Zeiten, o meine Meistgeliebte, war die Zeit des Ersten Anfangs; und das waren die Tage, als der Älteste Magier die Sachen in Gang brachte. Zuerst brachte er die Erde in Gang; dann brachte er die Sonne in Gang; und dann sagte er allen Tieren, dass sie zum Spielen herauskommen konnten. Und die Tiere sagten: »O Ältester Magier, was sollen wir spielen?« und er sagte: »Ich zeige es euch.« Er nahm den Elefanten – Alles-was-es-an-Elefant-gab – und er sagte: »Du spielst, ein Elefant zu sein.« Und Alles-was-es-an-Elefant-gab spielte. Er nahm den Biber – Alles-was-es-an-Biber-gab – und sagte: »Du spielst, ein Biber zu sein.« Und Alles-was-es-an-Biber-gab spielte. Er nahm die Schildkröte – Alles-was-es-an-Schildkröte-gab – und sagte: »Du spielst, eine Schildkröte zu sein.« Und Alles-was-es-an-Schildkröte-gab spielte. Einen nach dem anderen nahm er alle Tiere und Vögel und Fische und sagte ihnen, was sie spielen sollten.

Aber gegen Abend, als die Leute und alles unruhig und müde wurden, kam der Mensch (Mit seiner eigenen kleinen Tochter?) – Ja, mit seinem eigenen meistgeliebten kleinen Tochtermädchen auf den Schultern, und er sagte: »Was ist das für ein Spiel, Ältester Magier?« Und der Älteste Magier sagte: »Ho, Sohn Adams, es ist das Spiel des Ersten Anfangs; aber du bist zu verständig für dieses Spiel.« Und der Mensch salutierte und sagte: »Ja, ich bin zu verständig für dieses Spiel; aber sieh zu, dass alle Tiere mir gehorsam werden.«

Nun, während die beiden miteinander sprachen, verdrückte sich Pau Amma die Krabbe, die als nächstes dran gewesen wäre, seitwärts, und schlüpfte in das Meer, wobei sie vor sich hinmurmelte: »Ich werde mein eigenes Spiel in den tiefen Wassern spielen, und ich werde diesem Sohn Adams nie gehorsam sein.« Niemand sah sie verschwinden, außer der kleinen Tochter, die sich an die Schulter des Menschen lehnte. Und das Spiel ging weiter, bis alle Tiere ihre Aufgaben bekommen hatten; und der Älteste Magier wischte sich den feinen Staub von den Händen und ging auf der Welt umher, um zu sehen, wie die Tiere spielten.

Dieses Bild zeigt, wie die Krabbe Pau Amma wegläuft, während der Älteste Magier mit dem Menschen und seiner kleinen Tochter sprach. Der Älteste Magier sitzt auf seinem magischen Thron, in seine magische Wolke gehüllt. Die drei Blumen vor ihm sind die drei Magischen Blumen. Oben auf dem Hügel kannst du Alles-was-es-an-Elefant-gab sehen, und Alles-was-es-an-Kuh-gab, und Alles-was-es-an-Schildkröte-gab, wie sie losgehen, um zu spielen, wie es der Älteste Magier ihnen gesagt hatte. Die Kuh hat einen Buckel, weil sie Alles-was-es-an-Kuh-gab war; deshalb mußte sie alles haben, was nachher alle Kühe brauchen würden, die es je geben würde. Unter dem Hügel sind Tiere, die gelernt haben, welche Spiele sie spielen sollen. Du kannst Alles-was-es-an-Tiger-gab sehen, wie er Alles-was-es-an-Knochen-gab anlächelt, und du siehst Alles-was-es-an-Elch-gab, und Alles-was-es-an-Papagei-gab, und Alles-was-es-an-Kaninchen-gab auf dem Hügel. Die anderen Tiere sind auf der anderen Seite des Hügels, also habe ich sie nicht gezeichnet. Das kleine Haus auf dem Hügel ist Alles-was-es-an-Haus-gab. Der Älteste Magier hat es gebaut, um dem Menschen zu zeigen, wie er sich ein Haus bauen könnte, wenn er wollte. Die Schlange rund um den spitzigen Hügel ist Alles-was-es-an-Schlange-gab, und sie spricht mit Alles-was-es-an-Affe-gab, und der Affe ist frech zu der Schlange, und die Schlange ist frech zu dem Affen. Der Mensch ist sehr in sein Gespräch mit dem Ältesten Magier vertieft. Die kleine Tochter schaut zu, wie Pau Amma wegläuft. Das bucklige Ding vorne im Wasser ist Pau Amma. Sie war damals keine gewöhnliche Krabbe. Sie war eine Königskrabbe. Deshalb sieht sie anders aus. Das Ding in dem der Mensch steht, und das wie aus Ziegelsteinen aussieht, ist das große Miz-Labyrinth. Wenn der Mensch seine Unterhaltung mit dem Ältesten Magier beendet hat, wird er in das Miz-Labyrinth gehen, weil er das muß. Das Zeichen auf dem Stein unter dem Fuß des Menschen ist ein magisches Zeichen: und unten drunter habe ich die drei magischen Blumen hingezeichnet, ganz in die magische Wolke verwoben. Dieses ganze Bild ist Große Medizin und Starke Magie.

Er ging nach Norden, Meistgeliebte, und er fand Alles-was-es-an-Elefant-gab, der mit seinen Füßen auf den schönen neuen Erdboden stampfte, der für ihn gemacht war, und ihn mit seinen Stoßzähnen umgrub.

»Kun?« sagte Alles-was-es-an-Elefant-gab, und das hieß: »Ist das so in Ordnung?«

»Payah kun,« sagte der Älteste Magier, und das hieß: »Das ist ganz in Ordnung«; und er hauchte die großen Felsen und Erdklumpen an, die Alles-was-es-an-Elefant-gab aufgeworfen hatte, und daraus wurde das große Himalaya-Gebirge, und das kannst du dir auf der Landkarte anschauen.

Er ging nach Osten, und er fand Alles-was-es-an-Kuh-gab, die fraß auf dem Feld, das für sie gemacht war, und sie schleckte mit ihrer Zunge um einen ganzen Wald auf einmal herum, und verschluckte ihn und ließ sich nieder, um wiederzukäuen.

»Kun?« sagte Alles-was-es-an-Kuh-gab.

»Payah kun,« sagte der Älteste Magier; und er hauchte den kahlen Flecken an, wo sie gefressen hatte, und die Stelle, auf der sie sich niedergelassen hatte, und eines wurde die Große Indische Wüste, und das andere wurde die Wüste Sahara, und die kannst du dir auf der Landkarte anschauen.

Er ging nach Westen, und er fand Alles-was-es-an-Biber-gab, der einen Biberdamm über die Mündungen großer Flüsse baute, die für ihn gemacht waren.

»Kun?« sagte Alles-was-es-an-Biber-gab.

»Payah kun,« sagte der Älteste Magier; und er hauchte die gefällten Bäume und das ruhige Wasser an, und sie wurden zu den Everglade-Sümpfen in Florida, und du kannst sie dir auf der Landkarte anschauen.

Dann ging er nach Süden und fand Alles-was-es-an-Schildkröte-gab, die mit ihren Flossenhänden in dem Sand kratzte, der für sie bereitgestellt worden war, und Sand und Felsen wirbelten durch die Luft und fielen weit weg in das Meer.

»Kun?« sagte Alles-was-es-an-Schildkröte-gab.

»Payah kun,« sagte der Älteste Magier; und er hauchte auf den Sand und die Felsen, wo sie ins Meer gefallen waren, und sie wurden zu den wunderschönen Inseln Borneo, Celebes, Sumatra, Java und den anderen des Malaiischen Archipels, und du kannst sie dir auf der Landkarte anschauen!

Zuguterletzt traf der Älteste Magier den Menschen an den Ufern des Flusses Perak und sagte: »Ho! Adams Sohn, sind dir alle die Tiere gehorsam?«

»Ja,« sagte der Mensch.

»Ist dir die ganze Erde gehorsam?«

»Ja,« sagte der Mensch.

»Ist dir das ganze Meer gehorsam?«

»Nein,« sagte der Mensch. »Einmal am Tag und einmal in der Nacht läuft das Meer in den Fluß Perak und treibt das Süßwasser zurück in den Wald, so dass mein Haus naß wird; einmal am Tag und einmal in der Nacht läuft es den Fluß hinunter und zieht das ganze Wasser mit sich, so dass nichts als Schlamm zurückbleibt und mein Kanu umkippt. Hast du ihm gesagt, es sollte dieses Spiel spielen?«

»Nein,« sagte der Älteste Magier. »Das ist ein neues und schlechtes Spiel.«

»Schau!« sagte der Mensch, und als er das sagte, kam das große Meer die Mündung herauf und trieb den Fluß Perak zurück, bis er alle die dunklen Wälder Meilen und Meilen weit überschwemmte und das Haus des Menschen überflutete.

»Das ist verkehrt. Setz dein Kanu ins Wasser, und wir werden herausfinden, wer da mit dem Meer spielt,« sagte der Älteste Magier. Sie setzten sich in das Kanu; die kleine Tochter kam auch mit; und der Mensch nahm seinen Kris – einen kurvigen, welligen Dolch mit flammenförmiger Klinge – und sie stießen ab in den Fluß Perak. Dann fing das Meer an, zurück und zurück zu fließen, und das Kanu wurde aus der Mündung des Flusses Perak gesaugt, an Selangor vorbei, an Malacca vorbei, an Singapur vorbei, hinaus und hinaus bis zu der Insel Bintang, als ob es an einem Faden gezogen würde.

Da stand der Älteste Magier auf und rief: »Ho! Tiere, Vögel, Fische, die ich am Ersten Anfang in meine Hände genommen habe und die ich die Spiele gelehrt habe, die sie spielen sollen, welches von euch spielt mit dem Meer?«

Da sagten alle Tiere, Vögel und Fische zusammen: »Ältester Magier, wir spielen die Spiele, die du uns gelehrt hast – wir und und unsere Kindeskinder. Aber nicht eines von uns spielt mit dem Meer.«

Dann ging der Mond groß und voll über dem Wasser auf, und der Älteste Magier sagte zu dem buckligen alten Mann, der im Mond sitzt und eine Angelschnur spinnt, mit der er hofft, eines Tages die Welt zu fangen: »Ho! Fischer im Mond, spielst du mit dem Meer?«

»Nein,« sagte der Fischer; »ich spinne eine Schnur, mit der ich eines Tages die Welt fangen werde; aber ich spiele nicht mit dem Meer.« Und er fuhr fort, seine Schnur zu spinnen.

Nun gibt es da auch noch eine Ratte auf dem Mond, die die Schnur des alten Fischers genauso schnell zernagt, wie sie gesponnen wird, und der Älteste Magier sagte zu ihr: »Ho! Ratte im Mond, spielst du mit dem Meer?«

Und die Ratte sagte: »Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Schnur zu zernagen, die dieser alte Fischer spinnt. Ich spiele nicht mit dem Meer.« Und sie fuhr fort, die Schnur zu zernagen.

Da hob die kleine Tochter ihre weichen braunen Arme mit den schönen weißen Muschelketten hoch und sagte: »O Ältester Magier! Als mein Vater hier am Ersten Anfang mit dir sprach, und ich auf seiner Schulter lehnte, während die Tiere ihre Spiele lernten, ging ein unartiges Tier ins Meer, bevor du ihm sein Spiel erklärt hattest.«

Und der Älteste Magier sagte: »Wie verständig sind kleine Kinder, die sehen und schweigen! Wie sah das Tier aus?«

Und die kleine Tochter sagte: »Es war rund und es war flach; und seine Augen saßen auf Stielen; und er ging so seitwärts; und er trug eine starke Rüstung am Körper.«

Und der Älteste Magier sagte: »Wie verständig sind kleine Kinder, die die Wahrheit sprechen! Jetzt weiß ich, wohin Pau Amma gegangen ist. Gebt mir ein Paddel!«

Also nahm er das Paddel; aber es war gar nicht nötig, zu paddeln, denn das Wasser floß gleichmäßig an allen Inseln vorbei, bis sie zu dem Ort kamen, der Pusat Tasek heißt – das Herz des Meeres – wo das große Loch ist, das ins Herz der Welt führt, und in dem Loch wächst der Wunderbaums Pauh Janggi, der die magischen Zwillingsnüsse trägt. Dann ließ der Älteste Magier seinen Arm bis zur Schulter durch das warme Wasser gleiten, und unter den Wurzeln des Wunderbaumes berührte er den breiten Rücken der Krabbe Pau Amma. Und Pau Amma beruhigte sich unter der Berührung, und das Meer hob sich, wie Wasser in einem Bassin sich hebt, wenn man seine Hand hineintaucht.

Dies ist das Bild der Krabbe Pau Amma, wie sie aus dem Meer emporsteigt, so hoch wie der Rauch von drei Vulkanen. Ich habe die drei Vulkane nicht gezeichnet, weil Pau Amma so groß war. Pau Amma versucht, eine Magie zu machen, aber sie ist nur eine dumme alte Krabbe und kann überhaupt nichts. Du siehst, dass sie nur aus Beinen und Klauen und leerer hohler Schale besteht. Das Kanu ist das Kanu, in dem der Mensch und das Mädchen und der Älteste Magier vom Flusse Perak hergesegelt sind. Das Meer ist ganz schwarz und blubberig, weil Pau Amma gerade aus Pusat Tasek emporgestiegen ist. Pusat Tasek ist unten drunter, also habe ich es nicht gezeichnet. Der Mensch schwenkt sein gekrümmtes Kris-Messer vor Pau Amma. Die kleine Tochter sitzt ruhig mitten in dem Kanu. Sie weiß, dass sie bei ihrem Pappi ganz sicher ist. Der Älteste Magier steht am anderen Ende des Kanus und fängt gerade mit einer Magie an. Er hat seinen magischen Thron am Strand zurückgelassen und seine Sachen ausgezogen, damit sie nicht nass werden, und die magische Wolke hat er auch da gelassen, damit das Boot nicht umkippt. Das Ding, das auch wie ein Kanu aussieht, nennt man einen Ausleger. Das ist ein Stück Holz, an Stangen festgebunden, und es verhindert, dass das Kanu umschlägt. Das Kanu ist aus einem einzigen Stück Holz gemacht, und an einem Ende hat es ein Paddel.

»Ah« sagte der Älteste Magier. »Jetzt weiß ich, wer mit dem Meer gespielt hat.« Und er rief laut: »Was machst du, Pau Amma?«

Und tief unten antwortete Pau Amma: »Einmal am Tag und einmal in der Nacht gehe ich aus, um mir Futter zu suchen. Einmal am Tag und einmal in der Nacht kehre ich zurück. Laß mich in Ruhe.«

Da sagte der Älteste Magier: »Höre, Pau Amma. Wenn du aus deiner Höhle gehst, ergießen sich die Wasser des Meeres nach Pusat Tasek, und alle Strände aller Inseln fallen trocken, und die kleinen Fische sterben, und Radscha Mojang Kaban, der König der Elefanten, seine Füße werden schlammig. Wenn du zurückkommst und dich in Pusat Tasek verkriechst, steigen die Wasser des Meeres, und die kleinen Inseln werden halb ertränkt, und das Haus des Menschen wird überschwemmt, und Radscha Abdullah, der König der Krokodile, sein Maul füllt sich mit Salzwasser.«

Da lachte Pau Amma tief unten und sagte: »Ich wußte nicht, dass ich so wichtig bin. Von jetzt an werde ich sieben Mal täglich ausgehen, und die Wasser werden nicht mehr stillstehen.«

Und der Älteste Magier sagte: »Ich kann dich nicht zwingen, das Spiel zu spielen, das du spielen solltest, Pau Amma, weil du mir am Ersten Anfang entkommen bist; aber wenn du dich nicht fürchtest, dann komm hoch, damit wir darüber reden können.«

»Ich fürchte mich nicht,« sagte Pau Amma, und sie kam im Mondlicht herauf, an die Oberfläche des Meeres. Niemand auf der Welt war so groß wie Pau Amma – denn sie war die Königskrabbe aller Krabben. Keine einfache Krabbe, sondern eine Königskrabbe. Eine Seite ihrer riesigen Schale berührte den Strand von Sarawak; die andere berührte den Strand von Pahang; und sie war höher als der Rauch aus drei Vulkanen! Als sie sich durch die Zweige des Wunderbaums Pauh Janggi erhob, riß sie eine der großartigen Zwillingsfrüchte ab – der magischen doppelkernigen Nüsse, die jung machen – und die kleine Tochter sah sie am Kanu vorbeispringen und zog sie hinein und fing an, die weichen Augen mit ihrer kleinen goldenen Schere auszustechen.

»Nun,« sagte der Magier, »mach einen Zauber, Pau Amma, um zu zeigen, dass du wirklich wichtig bist.«

Pau Amma rollte mit den Augen und schwenkte die Beine, aber sie konnte nur das Meer aufwühlen, denn, obwohl sie eine Königskrabbe war, war sie doch nichts anderes als eine Krabbe, und der Älteste Magier lachte.

»Du bist am Ende doch nicht so wichtig, Pau Amma,« sagte er. »Nun laß mich mal versuchen,« und er machte mit seiner linken Hand etwas Magisches – nur mit dem kleinen Finger der linken Hand – und, siehe da, Meistgeliebte, Pau Ammas harte, blau-grün-schwarze Schale fiel von ihr ab wie die Hülle von einer Kokosnuß, und Pau Amma war auf einmal ganz weich – weich wie die kleinen Krabben, die du manchmal am Strand findest, Meistgeliebte.

»Du bist ja tatsächlich sehr wichtig,« sagte der Älteste Magier. »Soll ich den Menschen hier bitten, dich mit dem Kris aufzuschneiden? Soll ich nach Radscha Moyang Kaban senden, dem König der Elefanten, damit er dich mit seinen Stoßzähnen piekt, oder soll ich Radscha Abdullah, den König der Krokodile, rufen, damit er dich beißt?«

Und Pau Amma sagte: »Ich schäme mich! Gib mir meine harte Schale zurück und laß mich nach Pusat Tasek zurückkehren, und ich werde mich nur einmal am Tage und einmal in der Nacht rühren, um Futter zu suchen.«

Und der Älteste Magier sagte: »Nein, Pau Amma, ich werde dir deine Schale nicht zurückgeben, denn dann wirst du größer und stolzer und stärker werden, und vielleicht dein Versprechen vergessen und wieder mit dem Meer spielen.«

Da sagte Pau Amma: »Was soll ich machen? Ich bin so groß, dass ich mich nur in Pusat Tasek verstecken kann, und wenn ich woanders hingehe, so weich wie ich jetzt bin, werden die Haie und Hundsfische mich fressen. Und wenn ich, so weich wie ich bin, nach Pusat Tasek gehe, bin ich zwar in Sicherheit, kann aber nicht ausgehen, um mir Futter zu suchen, und dann werde ich sterben.« Und sie fuchtelte mit den Beinen und jammerte.

»Höre, Pau Amma,« sagte der Älteste Magier. »Ich kann dich nicht zwingen, das Spiel zu spielen, für das du bestimmt bist, weil du mir am Ersten Anfang entkommen bist; aber wenn du dich freiwillig dafür entscheidest, kann ich jeden Stein und jedes Loch und jedes Algenbüschel in allen Meeren für immer zu einem sicheren Pusat Tasek für dich und deine Kinder machen.«

Da sagte Pau Amma: »Das ist gut, aber ich entscheide mich noch nicht. Guck! Da ist der Mensch, der am ersten Anfang mit dir sprach. Wenn er dich nicht abgelenkt hätte, wäre ich nicht des Wartens müde geworden und weggelaufen, und dieses alles wäre nie geschehen. Was wird er für mich tun?«

Und der Mensch sagte: »Wenn du dich entscheidest, werde ich einen Zauber machen, damit das tiefe Wasser und auch das trockene Land für dich und deine Kinder eine Heimat sein können – so dass du dich sowohl am Land als auch auf dem Meer verstecken kannst.«

Und Pau Amma sagte: »ich entscheide mich noch nicht. Guck! da ist das Mädchen, das mich am Ersten Anfang weglaufen sah. Wenn sie gleich was gesagt hätte, hätte der Älteste Magier mich zurückgerufen, und alles dieses wäre nie geschehen. Was wird sie für mich tun?«

Und die kleine Tochter sagte: »Ich esse hier gerade eine gute Nuß. Wenn du dich entscheidest, werde ich einen Zauber machen und dir diese Scheren geben, die sehr scharf und stark sind, so dass du und deine Kinder jeden Tag solche Kokosnüsse essen könnt, wenn ihr vom Meer auf das Land kommt; oder ihr könnt euch mit euren eigenen Scheren selbst ein Pusat Tasek graben, wenn kein Stein und keine Höhle in der Nähe ist; und wenn die Erde zu hart ist, könnt ihr mit der Hilfe dieser selben Scheren auf einen Baum klettern.«

Und Pau Amma sagte: »Ich entscheide mich noch nicht, denn, so weich wie ich bin, werden mir diese Geschenke nichts nützen. Gib mir meine Schale zurück, o Ältester Magier, dann werde ich euer Spiel spielen.«

Und der Älteste Magier sagte: »Ich werde sie dir für elf Monate im Jahr zurückgeben, Pau Amma; aber im zwölften Monat jeden Jahres wird sie wieder weich werden, um dich und alle deine Kinder daran zu erinnern, dass ich ein Magier bin, und um dich in Demut zu halten, Pau Amma; denn ich sehe, dass du zu eingebildet werden wirst, wenn du sowohl unter Wasser als auch auf dem Land laufen kannst; und wenn du Bäume erklettern und Nüsse knacken und mit deinen Scheren Löcher graben kannst, wirst du zu gierig werden, Pau Amma.«

Da dachte Pau Amma ein wenig nach und sagte: »Ich habe mich entschieden. Ich werde alle Geschenke annehmen.«

Da machte der Älteste Magier mit der rechten Hand einen Zauber, mit allen fünf Fingern der rechten Hand, und siehst du, Meistgeliebte, da wurde Pau Amma kleiner und kleiner, bis am Ende nur noch eine kleine grüne Krabbe im Wasser neben dem Kanu schwamm, die mit sehr zarter Stimme rief: »Gebt mir die Scheren!«

Und die Tochter nahm sie auf die Fläche ihre kleinen braunen Hand, setzte sie auf den Boden des Kanus und gab ihr Scheren, und Pau Amma nahm sie mit seinen winzigen Armen, öffnete und schloss sie und ließ sie schnappen und sagte: »Ich kann Nüsse essen. Ich kann Schalen knacken. Ich kann Löcher graben. Ich kann Bäume erklettern. Ich kann in der trockenen Luft atmen, und ich kann unter jedem Stein ein sicheres Pusat Tasek finden. Ich wußte nicht, dass ich so wichtig bin. Kun?« (Ist das so in Ordnung?)

»Payah-kun,« sagte der Älteste Magier, und er lachte und gab ihr seinen Segen; und die kleine Pau Amma schlüpfte über die Bordwand des Kanus ins Wasser; und sie war so winzig, dass sie sich an Land im Schatten eines trockenen Blattes hätte verstecken können, oder unter einer leeren Muschelschale am Grunde des Meeres.

»Haben wir das gut gemacht?« sagte der Älteste Magier.

»Ja,« sagte der Mensch. »Aber jetzt müssen wir nach Pusat Tasek zurück, und das ist eine ermüdende Paddelstrecke. Wenn wir gewartet hätten, bis Pau Amma von Pusat Tasek nach Hause zurückgekommen wäre, hätte das Wasser uns von selbst dorthin getragen.«

»Du bist faul,« sagte er Älteste Magier. »Also werden deine Kinder auch faul sein. Sie werden die faulsten Leute auf der Welt sein. Man wird sie oft als Faultiere bezeichnen;« und er richtete seinen Finger auf den Mond und sagte:

»O Fischer, hier ist ein Mensch, der zu faul ist, um nach Hause zu rudern. Zieh sein Kanu mit deiner Schnur nach Hause, Fischer.«

»Nein,« sagte der Mensch. »Wenn ich mein Leben lang faul sein soll, laß das Meer für immer zweimal täglich für mich arbeiten. Das wird mir viel Paddeln ersparen.«

Und der Älteste Magier lachte und sagte: »Payah kun« (Das ist in Ordnung).

Und die Ratte im Mond hörte auf, die Schnur zu zernagen; und der Fischer ließ seine Schnur herab, bis sie das Meer berührte, und er zog das ganze tiefe Meer, vorbei an der Insel Bintang, vorbei an Singapur, vorbei an Malacca, vorbei an Selangor, bis das Kanu in die Mündung des Flusses Perak zurück wirbelte. »Kun?« sagte der Fischer im Mond.

»Payah kun,« sagte der Älteste Magier. »Nun sieh zu, dass du das Meer für immer zweimal am Tag und zweimal bei Nacht hin- und herziehst, so dass dem faulen Fischern viel Paddeln erspart bleibe. Aber paß auf, dass du nicht zu stark ziehst, sonst werde ich einen Zauber auf dich werfen wie auf Pau Amma.«

Dann fuhren sie allen den Fluß Perak hinauf und gingen zu Bett, Meistgeliebte.

Nun höre und paß auf!

Von jenem Tage an bis heute hat der Mond das Meer immer hinauf und hinunter gezogen und das gemacht, was wir die Gezeiten nennen. Manchmal zieht der Fischer des Meeres ein bißchen zu stark, und dann kriegen wir die Springflut; und manchmal zieht er ein wenig zu schwach, und dann kriegen wir das, was man Nippflut nennt; aber fast immer ist er vorsichtig, wegen des Ältesten Magiers.

Und Pau Amma? Wenn du an den Strand gehst, kannst du sehen, wie alle Babies von Pau Amma sich kleine Pusat Taseks unter jedem Stein und Algenbüschel im Sand machen; du kannst sehen, wie sie mit ihren kleinen Scheren winken; und in manchen Teilen der Welt leben sie wirklich auf dem trockenen Land, rennen die Palmenbäume hinauf und fressen Kokosnüsse, genau wie es die kleine Tochter vorausgesagt hatte. Aber einmal im Jahr müssen alle Pau Ammas ihre Schalen abwerfen und weich sein – um sie daran zu erinnern, was der Älteste Magier tun könnte. Und darum ist es nicht gerecht, Pau Ammas Babies zu töten oder zu jagen, nur weil die alte Pau Amma vor sehr langer Zeit so dumm und unverschämt war.

Oh Ja! Und Pau Ammas Babies mögen es nicht, aus ihren kleinen Pusat Taseks geholt und in Einmachgläsern nach Hause gebracht zu werden. Deshalb zwicken sie dich mit ihren Scheren, und das geschieht dir recht!

P's und O's auf Chinafahrt
Streifen Pau Ammas Spielplatz hart
Pusat Tasek ist irgendwie
Nah bei der Strecke von B.I.
U.Y. und N.D.L.
kennen Pau Ammas Lieblingsstell'
Wie auch der Meeresfischer kennt
Bens, Rubattino und M.M.
Jedoch, (und das erscheint mir dumm)
ATL fährt andersrum;
O. & O. und D.O.A.
Fahr'n nur nach Amerika.
Orient, Anchor, Bibby, Hall,
Fahr'n so weit auf keinen Fall.
U.C.S. vermeidet lieber
die Gegend: wegen Dschungelfieber.
Und wenn ›Beavers‹ seine Fracht
Hätte nach Penang gebracht,
Oder ›Shaw-Savill‹ brächt' nur
Passagier' nach Singapur,
Oder ›White Star‹ führ' – au weia!
Ungeniert nach Surabaya,
Oder B.S.A. getraute
sich nach Cheribon trotz Flaute
Dann käm' der große Mister Lloyd
und schleppte sie zurück noch heut'!

Mein Rätsel kannst du leicht ermessen,
Sobald du Mangosteens gegessen.

Oder, wenn du nicht so lange warten kannst, frag' mal, ob sie dir das erste Blatt der »Times« geben können; auf Seite 2 siehst du links oben die Überschrift »Reedereien«; dann nimm den Atlas (und das ist das schönste Bilderbuch der Welt) und schau nach, wie die Namen der Orte, zu denen die Dampfer fahren, zu den Namen auf der Landkarte passen. Jedes Dampfer-Kind sollte das können; wenn du aber nicht lesen kannst, bitte jemanden, es dir zu zeigen.

 


 


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