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David

       

Der Ölbaum wuchs in dichten Hainen,
An klaren Bächen wucherte die Rose,
Allwo die Wiege stand des Kleinen,
Gleich einem Taubennest im grünen Moose.
Er spielte noch im bunten Knabenkleide
Und füllte dienend seiner Brüder Krug,
Als er zu seines Stammes Freude
Schon meisterlich die Harfe schlug.

Mit Wein und Brot kam er gegangen,
Sein Auge strahlt' in kindlichem Vergnügen;
Er fand sein Volk mit Spiess und Stangen,
Doch zag und ratlos vor dem Feinde liegen.
Der grosse Hans Narr warf dort Bein und Arme
Mit tollem Prahlen in die Luft empor,
Dass rasch dem Heldenkind das warme
Zornrosenblut im Herzen gor.

Des Königs Waffenlast verschmähend,
Trat er hervor, mit Gott allein im Bunde,
Und einen weissen Stein erspähend
Aus eines Bächleins hellem Silbergrunde,
Tat er den Wurf, des Riesen Stirne klaffte,
Es war aus blauer Luft des Blitzes Schlag!
Wie lacht' er schön, als der Erschlaffte
Hauptlos zu seinen Füssen lag!

Der Dank, den David hat empfangen,
Steht in den alten Schwarten aufgeschrieben:
Nach seinem Tod ein schwarz Verlangen,
In Not und Irrsal wurd' er umgetrieben.
Das Angesicht zum Herren aufgewendet,
Sang er des Grames Lied ohn' Unterlass;
Doch hat das Spiel noch gut geendet,
Als auf dem Thron der Feldhirt sass.


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