Jean Paul
Die Doppelheerschau in Großlausau und in Kauzen nebst Feldzügen
Jean Paul

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Sechstes Kapitel

worin der blutige Krieg in einen andern übergeht, Zeitungsschreiber glänzen und ein Anfang zum Ende der ganzen Sache gemacht wird

Die ersten, welche beide Feldherren in den eroberten Residenzen vor sich kommen ließen, waren die Zeitungsschreiber derselben; Tiberius machte dem Großlausauischen, dem Herausgeber des »patriotischen Archivs für Großlausau« – einem bösen Possenreißer und Mokierspieler – bekannt, es komme jetzt nur auf ihn selber an, wie viele Prügel er sich wöchentlich erschreiben wolle, indem man ihm kein Haar krümmen würde – wobei der Schreiber, ein Krauskopf, halb lächelte, nämlich mit der linken Mundecke – wenn er ihn und den Feldzug gehörig würdige, nämlich hoch genug, und der Welt das beste davon sage, wiewohl man ihm übrigens gern gestatte, seine satirische Kollerader gegen seine Landsleute schwellen zu lassen. Der patriotische Archivarius versetzte: »Mit Freuden, denn mir kanns einerlei sein, wen ich auslache, sobald ich mich künftig gedeckt sehe. Ein Pritschenmeister und ein Knittelversmacher wäre ja ein Stocknarr im eigentlichsten Sinne, wenn er Knittel und Stock selber fühlen wollte.« Tiberius versprach ihm das Fiskalat oder auch ein Polizeikommissariat in seinem Lande. – Und Schnabel (so hieß der Redner) 40 hielt auch Farbe und Wort; und mit Vergnügen bekennt der Verfasser dieser Groteske, daß er Schnabeln manche dunkle Mitteltinte verdankt, welche zur höhnischen Darstellung z. B. der Großlausauer Galgenarrestanten nur aus dessen patriotischem Archive zu holen war.

Fürst Maria hingegen, welcher den Zeitungsschreiber des »Kriegsboten von und für Kauzen«, namens Maus, zu sich berief, ließ den engen bangen Mann gar nicht ohne Höflichkeit an, vielmehr bezeigte er ihm Hoffnung, Maus selber werde den »Kauzischen Kriegsboten« wohl nicht mißbrauchen, fremde Verdienste, wenn auch feindliche, zu verkleinern; so wie auch er den Verfasser des Kriegsboten so sehr achte, daß er ihm den Charakter eines Großlausauer Kriegsrats auf der Stelle erteile. Das war zuviel für Maus; so gelobt und gelabt fiel er ihm zwar nicht zu Füßen, aber auf die eigenen vier innern, und versprach alles, was in seinen Kräften stand.

Freilich stand in diesen nicht viel, und diese sehr unter den Schnabelschen. Indes hob doch Maus noch abends im Druck an dem seltenen Fürsten Maria den 41 milden Eroberer, den mildernden Stadtgouvernör und einsichtigen Feldherrn heraus, ohne sehr gegen den Zeitungsschreiber Schnabel oder seine Landsmannschaft zu schreiben, teils aus Angst vor beiden, teils aus Achtung. Ein guter Mann! wenn auch kein seltener! Im ganzen auch ein verständiger. Der erste Artikel des Kriegsboten unter dem Titel: »Kurzes résumé des Krieges« (er liegt vor mir) bekränzt am meisten den Fürsten Maria, als Ur- und Bewindheber des Ausgangs, und läßt die Verdienste der Schneider dahingestellt. Sein Gleichnis dabei gefällt denn doch: wie nämlich große Maler, z. B. Rubens, Raffael, sagt er, Schlachtenstücke mit Kraft entwerfen, und dann ihren Schülern das andere zur Ausführung übergeben, ohne daß darum die Stücke den Namen ihres hohen Urhebers zu entbehren hatten: so macht der Fürst den Entwurf zu einem Kriege und läßt dann seine Schüler, die Krieger, an der Ausführung mitarbeiten, gleichsam ein zweiter Claude Lorrain, der den Kriegsschauplatz wie der erste die Landschaften, selber bestimmt, und die Menschen, wie dieser, von andern bestimmen läßt.

42 Die Truppen beider Mächte blieben in den feindlichen Städten fest; ohnehin war wechselseitiges Erobern der Städte, bei diesem Mangel an allem groben Geschütz, sogar an vernageltem, unmöglich; und Herauswagen aus des Feindes Stadt unratsam, weil die feindlichen Bürger das Tor zuwerfen konnten, und der Landsherr vor seiner Hauptstadt draußen im nackten Freien stand. Beide Feldherren schienen Windmühlen in Tälern zu sein, denen nur zwei Winde zu Gebote stehen. Man brachte also, mochte man noch so großen Kriegsrat halten, keinen andern Rat heraus, als den zu täglichen kleinen Streifkorps oder Streiflichtern, damit doch die Dörfer und die feindlichen Streifkorps auch etwas empfänden. Aber diese Scharmützel-Partien waren eben die Engel der Zeitungsschreiber, nämlich ihre Zeitungskorrespondenten, so wie Marodeurs ihre Colporteurs, damit jeder Gazettier sich am andern chagrinierte.

Einige Artikel seien mir aus Schnabels patriotischem Archiv einzurücken erlaubt, ich würde mehrere ausziehen, wäre nicht seine Geschichts-Muse eine prima donna buffa. Der Artikel im Sonntagsblatt sagt, sie hätten vor der Schlacht am Galgenberg die schöne altdeutsche Sitte nachgeahmt, sich Leichentext und Sarg bei Lebzeiten zu bestellen. Darauf erhebt er mehrere vom Regimentsstabe Marias, und sagt, sie wären in ihrer Kühnheit ganz so ins feindliche Lager gegangen, wie sonst Trompeter in eines geführt werden, nämlich mit verbundenen Augen, wiewohl diese Blindheit den Operationen mehr geschadet als genützt. 43 Hämisch fällt er gegen einen der besten Offiziere aus, von welchem er sagte, er sei weit mehr von der Liebe als vom Hasse beschädigt worden, – und führt versteckt die letzte Stelle an, die Nase, von welcher er behauptet, er habe sie als tapferer Mann verloren, weil er dem feindlichen Geschlechte stets die Stirne geboten. Er will ihn zwar nachher damit entschuldigen, daß nach einer bekannten Bemerkung an alten Bildsäulen gerade die Nasen am meisten beschädigt sind, bringt auch die scheinheilige Fiktion bei, daß, so wie jener Mann Sitzen mied, weil er sich für gläsern hielt, ein anderer das Stehen im Feuer fürchten kann, weil er seiner Nase, nach der rhetorischen Figur pars pro toto folgt, und sich selber für wächsern hält; aber im ganzen will er ihn doch lächerlich machen.

Weniger zweideutig ist das Dienstagsblatt desselben Schnabels. Es lautet wörtlich so: »Unser Tiberius hat wieder gesiegt, nicht über den Fürsten Maria Puer, sondern über dessen Truppen, so weit sie vorkriechen und zwar in einem Kruge.« Nur sage man nicht vorher, ehe ich weiter beschreibe, daß solches Wirtshäuser-Plänkern nichts entscheide und beweise, freilich kanns anfangs bloß beweisen, und nur später entscheiden; denn ein Plänkler macht ein Streifkorps, Streifkorps ein Regiment, Regimenter das Heer.

Ein Tambour vom Regiment Tiberius traf in einer Kneipe auf zwei feindliche Flügel, wovon jeder einen Mann stark war. Aber der Trommler postierte sich dem Heere kühn entgegen an einem Tische, und forderte sein Glas. Er sah scharf beide Flügel an, und 44 Grattenauers Bemerkung konnt ihm bekannt sein, daß zwar in sonstigen Kriegen die Gesundbrunnen für neutral gehalten wurden, aber nicht in jetzigen; und in der Tat sind Kneipen, Krüge und Wirtshäuser – diese Gesundbrunnen gesunder Trinkgäste – die gewöhnlichen Kriegsschauplätze, wo die Krieger gerade das, was sie am meisten gebrauchen und am nächsten besitzen, Stuhlbeine und Krüge zu Waffen umarbeiten, gleichsam Glocken zu Kanonen, und so trunken Trauerspiele miteinander spielen; daher die Griechen mit so feinem Sinne den Bacchus, nicht den Apollo, zum Patrone der Tragödien erlesen. Wenn übrigens Isenflamm recht hat, daß nichts so schnell nüchtern macht, als eine Verwundung: so sind Wunden wohl nirgends heilsamer angebracht als in Häusern, wo Trunkenheit an der Tages- und Nachtordnung ist, und ein leerer Krug stellt, gut geworfen, an Köpfen alles wieder her, was der volle in ihnen eingerissen. – Kurz, der Trommelschläger nahm nach kurzem Rekognoszieren der Gesichter beider Flügel seine Trommelschlägel, und schlug mit dem rechten Schlägel den rechten Flügel, mit dem linken den linken dermaßen aufs Haupt, daß aus letztem einiges Blut floß. Seine wahren Absichten dabei sind, wenn nicht unbekannt, doch streitig; denn auf der einen Seite nimmt der Feind an, der Tambour habe beide Flügel nur zur Ader gelassen, weil sie zu unerschrocken gegen ihn gewesen, womit der Feind auf die Römer anspielen kann, welche die Sklaven, die zu kühn auftraten, zur Ader ließen; auf der andern nimmt der Freund mit mir an, 45 der Pauker habe durch einige Kopfwunden nur das Gedächtnis der Marianer, ihre Niederlage betreffend, stärken und auffrischen wollen, da bekanntlich Kopfwunden oft so stärkend auf das Gedächtnis wirkten wie Kräutermützen.Nikolai führt aus Petrarch an, daß Papst Clemens VI. sein ungeheueres Gedächtnis bloß einer Kopfwunde verdankte.

Wahrhaft verwegen wars noch, daß der Zeitungsschreiber mitten in der Hauptstadt seines vorigen Fürsten sich erkeckte, dem Blatte ein Extrablatt anzuhängen, worin er den Marianern vorwarf, daß sie eine der erbärmlichsten Aussprachen hätten, da sie nicht einmal v von f zu unterscheiden wüßten, so daß er, wenn sie sonst vor dem Schloßhofe ihres Fürsten Vivat gerufen hätten, leider mit seinem geübteren Ohre immer gehöret habe: Fi! Fat! – was aber gänzlich den Sinn entstelle.

Es wäre zu weitläufig, noch aus dem Dienstag-, Mittwoch-, Donnerstag-, Freitag-, Sonnabendblatte auszuziehen; genug, er ärgerte damit ihren Mausen halb tot, wie mit Giftblättern.

Der Zeitungsschreiber Maus schränkte sich mehr auf das Leben des Fürsten Maria ein und berührte die Trödler oder Tiberianer nur seitwärts, um nicht von ihnen anders und vorwärts berührt zu werden. Bloß beiher malte er ihre Eß- und Verkauflust aus, welche sie verspürt haben sollen, als sie neben einer offenen Kirchweih in einem ausländischen Grenzdorfe – nur zwei Schritte von ihnen – sich bloß mit Feinden herumzuschlagen hatten, anstatt Essen und Geld einzunehmen. Indes erinnern ihre Begierden und ihr Schicksal in 46 der Beschreibung zu sehr an jene Hunde, welche als (aufrecht) stehende Truppe in menschlicher Draperie ein Lustspiel geben müssen – jämmerlich sehen die stummen Figuranten einander auf die halb sichtbaren Schwänze – die Peitsche ist ihre dea ex machina in ihren Forcerollen – – und die Statisten sehnen sich umsonst von ihren Kothurnen, d. h. von ihren zwei Füßen auf ihre vier niederzufallen, und ganz andere Erkennungen als theatralische darzustellen. Unlust genug für ein Lustspiel!

Zuletzt aber zankten sich die Zeitungsschreiber immer wilder – Schnabel setzte den gelassenen Maus ganz außer sich – Wortspiele über die Namen, z. B. sich mausig machen, oder schreiben wie der Schnabel gewachsen, waren posttägliche Sachen. – Maus ließ, so wie jener Schlachtenmaler zur Begeisterung des Pinsels Kriegsinstrumente um sich zu spielen befahl, gewöhnlich eine Trompete neben sich blasen, damit er besser in die weitere der Fama stieße. – Kurz der Krieg war nun vom Festland aufs Papier gespielt, und beide Schreiber verwandelten sich zuletzt in die Parteigänger, welche sie anfangs nur aus Schein auf fürstliches Drohen hatten spielen wollen.

Ganz anders fiels mit beiden Kriegsvölkern aus. Der Krieg hatte nun schon so lange gedauert, so viele Tage, als der siebenjährige Jahre, eine Woche lang, mithin nur einen Tag kürzer als ein chinesisches Trauerspiel von acht Tagen, indes Corneille die Trauerzeit gleichsam wie ein voriger Magdeburger Festungskommandant nur auf dreißig Stunden 47 einschränkte. In beiden Residenzstädten fraßen die Truppen mit Wetteifer, doch die Tiberianer das meiste; denn sie, welche nicht vergaßen, daß die Schneider, ihnen an Anzahl überlegen, mit den zahlreicheren Mägen die Stadt ausschöpfen würden, arbeiteten auf ein Gleichgewicht dadurch hin, daß sie in Großlausau doppelte Portionen und Rationen für einen Magen beorderten. Schwaches Plündern, Requirieren der Schuldscheine und dergleichen war gar nicht gegen die Grundsätze der Tiberianer, welche vielmehr schlossen: wenn schon Freunden alles gemein ist, wie viel mehr Feinden. Ja, es gab Köpfe unter ihnen, welche fragten, sollten denn die Kriege, es werde nun darin eigenes oder fremdes Blut vergossen, nicht so viel Recht haben, wie die elenden fünf jährlichen Aderlaßtage (dies minutionum) der Karthäuser, an welchen man diesen fettere Kost, Freiheit vom Kloster und Freiheit zu Spaziergängen, und sogar weibliche Gesellschaft verstattet? – Freilich Handel und Wandel, also Trödler und Schneider stockten; nichts war los zu werden, nichts anzumessen. Beide Heere fühlten, daß die Astronomen ein treffendes Zeichen für den Erdenkreis im Kalender gewählt, nämlich einen Kreis mit einem Kreuze (♁), so wie sie die Venus beinahe wie Thümmel mit einem umgekehrten angezeichnet (♀); – aber an dieses arme Kreuze sind wir zwei Mächte genagelt? Himmel wir? Wir, die wir umgewandt gern nach dem Evangelium die andern Backen hinhalten, wenn wir etwas auf die vorderen bekommen haben; und die wir die Bitte der tapferen Sparter an die Götter, 48 daß sie Beleidigungen möchten ertragen lernen, gar nicht zu tun brauchen, da dies schon Naturgabe bei uns ist?

Diese Überlegungen wurden leider in beiden Residenzen so häufig, daß sie eine Verschwörung unter den Truppen beider Heere gegen die Fürsten einleiteten, welcher nichts fehlten als Anführer, die sich unter Heerführern leicht finden. Denn ein wichtiger Umstand – auf welchen alle künftige Geschichtschreiber dieser Umwälzung aufmerksam zu machen sind – entschied gewaltig dabei, der nämlich, daß sowohl die Tiberianer ihres Tiberius so satt waren, als die Marianer ihres Maria, beide hingegen nach einem Umtausch der Fürsten hungerten. Bei den Landeskindern bedeutete ihr Landesvater etwas nicht viel Besseres, als was die Studenten sonst einen nannten, ein Loch im Hute: »ich habe mehr Landesväter in meinem Hute als du,« sagt der Musensohn, weil bei jedem Gesang, der »Landesvater« genannt, der Hut durchstochen wird. Freilich verstanden Kauzen und Großlausauer unter Löchern ganz andere als in Hüten und Röcken. Es konnte z. B. den Trödlern wenig gefallen, ewig in Monturen gesteckt zu werden, die sie vielmehr selber absetzen wollten, denn Tiberius ließ nur das halbe Land, nämlich die weibliche Hälfte, kantonfrei. Ob es aber nicht besser sei, wenn ein Land kein Winter ist, in welchem man bekanntlich von Amseln nur die Männchen sieht, sondern lieber ein Frühling voll Weibchen, können wohl Trödler nicht ausmachen, sondern Gelehrte.

Auf der andern Seite waren die Schneider 49 ebensowenig mit ihrem Fürsten zufrieden, welcher nicht sowohl Menschen als Gelder, weniger Köpfe als Kopfsteuern eintrieb, um ein großes (Fürsten-) Haus zu machen. Daher sagten die Trödler: ein Maria, der nur brillieren, nicht exerzieren will, gefällt uns besser, und Trödel dazu haben wir genug vorrätig. Die Schneider aber fuhren fort: »Ein Tiberius ist wieder uns lieber; Landmeister, Gesellen und Pfuscher haben wir leider genug zum Land-Matrosen-Pressen, aber einen Fürsten wie Tiberius nicht, der nicht verschwendet, keinen Glanz und Zeremonienmeister fordert, und jeden als seinesgleichen an die Tafel zieht.«

Kurz, dieser gegenseitige Wunsch eines Fürsten-, nicht Länder-Tausches trug unglaublich viel zu der Verschwörung der beiden Divisionsgenerale bei, nach deren Plane sie die Fürsten in den feindlichen Residenzen sitzen lassen und bloß mit den Völkern wieder heimkehren wollten.

Der Erfolg war, wie Männer von Verstand vorausgesagt. Gerade ein solcher Krieg hatte beide Länder einander näher gebracht – was eben nahe am meisten nötig haben – und sie halb ausgesöhnt; jeder wollte jetzt, statt zu bluten und bluten zu lassen, lieber leben und leben lassen. Oft kam es mir vor, wenn ich die friedlichen Folgen dieser Heerschau und Kriegszeit überdachte, als sei alles die Nachahmung eines bekannten hannoverischen Dekrets an die Göttingischen Professoren. Die Regierung schickte nämlich allen Professoren, vom Doktor der Theologie an bis zum Professor der Rechte und der Moralien, die Verordnung zu, daß 50 sie – da bisher unter ihnen weniger gegenseitiges Befreunden als Befeinden obgewaltet – an jedem Sonntag um vier Uhr eine Stunde lang auf der Esplanade miteinander gehen sollten, um doch einigermaßen zusammen zu kommen, und sich zusammen zu gewöhnen, und dadurch einander weniger zu verabscheuen. Nun sah gewiß die weise Regierung so gut wie wir alle voraus, daß die Professoren selten physisch miteinander gehen konnten, ohne systematisch auseinanderzugehen, und daß hundert Disputierübungen stets die gymnastischen um vier Uhr begleiten würden; aber da sie gleichwohl das Zusammenwandern, (sogar für den bloßen Satiriker ein schöner Anblick) – dekretierte: so hat sie vorausgesetzt, daß die Professoren eben durch nahes Streiten sich so nahe zusammenknüpfen würden – als unsere Schneider und Trödler.

Kurz, Kauzen und Großlausauer waren sämtlich nach kurzen stillen Erforschungen, welche die höheren Kriegsgewalten, die Divisionsgenerale und Unterhändler, angestellt, sogleich bereit, nach Hause zu gehen und sich regieren zu lassen vom ersten besten Feind-Fürsten, der eben zu haben stände, sobald nur alles ginge wie sonst, oder noch besser; die Fürsten beider eroberten Länder (dies wurde feierlich ausgemacht und untersiegelt) möchten dann in diesen als Geiseln (aber nicht als aktive wie Attila, sondern als passive) so lange bleiben und herrschen, als sie dürften.

Alles gelang. Jedes Heer zog nach Haus; nur jeder Fürst blieb in jeder Stadt gleichsam wie in seinem Bienenweisel-Gefängnis zurück, und regierte zur 51 Erholung hie und da. Wahrscheinlich hat darin Maria geweint und Tiberius geflucht. Übrigens wars ein Glück, daß jedes dieser Länder, wie viele jetzige, nicht ein durch Vaterland und Fürstenliebe fest verknüpfter Staat war, sondern nur aus lose aneinander gestellten Untertanen bestand; ein schweres, aber nötiges Meisterstück der jetzigen Politik, gleich dem Meisterstück der Böttcher, das aus lauter Faßdauben ohne Reifen bestehen muß.

Jetzt war aber vor allen Dingen zu eilen, um dem Gewaltstreiche die nötige Rechtmäßigkeit und Stütze zu geben. Es wurden deshalb Deputierte von beiden Ländern nach Paris geschickt, mit allen glaubwürdigen Landkarten und Zeugnissen versorgt, welche vonnöten waren, um Napoleon zu überzeugen, daß die Länder existierten.

52 Auch brachten sie die Bitte mit, daß sie bald recht fest regiert würden.

Aber im Gedränge der wichtigsten Angelegenheiten konnte, wie sich denken läßt, bis diese Stunde nicht über diese kleine entschieden werden, und beide Fürsten regieren die eroberten Interims-Länder noch vor der Hand fort.

 


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