Victor Hugo
Notre Dame
Victor Hugo

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XVIII.

Eine Thräne für einen Tropfen Wasser

Diese Worte waren, so zu sagen, der Verbindungspunkt zwischen den beiden Scenen, welche in dem gleichen Augenblicke in paralleler Richtung von einander, jede auf ihrem besonderen Schauplatz aufgeführt worden waren: die eine vor dem Rattenloche, wie man bereits gelesen, die andere vor der Leiter des Drillers, die wir nun erzählen wollen. Die eine derselben hatte bloß die drei Frauen, welche der Leser bereits kennt, zu Zeugen, der anderen wohnten als Zuschauer die Volkshaufen an, die sich, wie wir oben gesehen, auf dem Grèveplatz um den Schandpfahl und Galgen drängten.

Diese Menge, die den Driller neugierig umlagerte, zeigte keine allzugroße Ungeduld. Sie betrachtete einstweilen den Driller, der aus einfachem Mauerwerk, etwa zehn Fuß hoch und innen hohl war. Eine sehr steile Staffel von unbehauenem Stein führte auf den Altan, auf welchem ein horizontales Rad von Eichenholz war. Auf diesem Rade band man den Patienten, knieend und mit auf den Rücken gebundenen Armen fest. Ein hölzerner Balken, der eine im Innern des kleinen Gebäudes verborgene Winde in Bewegung setzte, gab dem Rad eine immer im horizontalen Plane erhaltene Schwingung und kehrte auf solche Weise das Gesicht des Verurtheilten allmählig allen Punkten des Platzes zu. Dies hieß einen Verbrecher drillen.

Der Patient kam endlich, mit auf den Rücken gebundenen Armen, auf einem Karren an, und nachdem man ihn auf den Schandpfahl hinaufgewunden hatte, erscholl der ganze Platz von ungeheurem Gelächter und Zuruf. Man hatte Quasimodo den Buckligen erkannt.

Er war es in der That. Der Wechsel der Dinge war seltsam. Jetzt geknebelt und gedrillt auf dem nämlichen Platze, wo er am Abend zuvor, den Herzog von Aegypten, den König von Kauderwelsch und den Kaiser von Galiläa in seinem Gefolge, triumphirend aufgezogen und von der jubelnden Menge als Pabst und Fürst der Narren begrüßt und ausgerufen worden war.

Jetzt gebot Michel Noiret, geschworner Trompeter unseres Herrn, des Königs, den Bürgern und Insassen Stille und rief mit lauter Stimme das Urtheil des Prevot aus.

Quasimodo, ruhig und unbeweglich, verzog keine Miene. Seine Bande waren so fest geschnürt, daß sie ihm jeden Widerstand unmöglich machten. Auf seinem Gesichte war nichts zu erkennen, als das dumpfe Staunen eines Wilden oder Blödsinnigen. Er war taub und man hätte ihn auch für blind halten können. Man hieß ihn niederknieen, er knieete. Man entblöste seinen Rücken bis zum Gürtel, er ließ es geschehen. Man befestigte ihn an den Driller, er rührte sich nicht. Bloß von Zeit zu Zeit blies er mit Geräusch den Athem von sich, wie ein Kalb, dessen Kopf auf dem Karren des Schlächters hinten überhängt.

»Der Lümmel,« sagte Johannes Frollo, der Mühlenhans, zu seinem Freunde Robin Poussepain (denn beide waren natürlich dem Spektakel nachgelaufen), »er weiß so wenig, was mit ihm vorgeht, als ein Maikäfer, den man in eine Schachtel einschließt.«

Die Menge lachte wie toll, als sie Quasimodo's bloßen Höcker, seine haarige Brust und seine hornartigen Schultern erblickte. Inzwischen stieg ein Mann von untersetzter und starker Gestalt, in der Livrée der Stadt Paris, auf die Plattform und stellte sich in die Nähe des Patienten. Sein Name lief alsbald von Mund zu Mund. Es war Pierrat Torterue, geschworner Stockmeister des Châtelet.

Er warf seinen Rock ab und nahm in die rechte Faust eine dünne Peitsche von weißen Riemen, die mit metallenen Nägeln besetzt waren. Hierauf streifte er mit der linken Hand das Hemd am rechten Arme auf.

Bei diesem Anblick schrie Johannes Frollo mit der Stimme eines Ausrufers: »Schaut her, Ihr Herren und Frauen, man wird allhier geißeln den Meister Quasimodo, Glöckner meines Bruders, des Archidiakonus an der Liebfrauenkirche, ein Schaustück orientalischer Baukunst, dessen Rücken ein Dom, und dessen Beine gewundene Säulen sind!«

Die Menge brach in ein unermeßliches Gelächter aus.

Jetzt stampfte der Stockmeister mit dem Fuße auf den Boden. Das Rad setzte sich in Bewegung, Quasimodo fing an zu schwanken. Die Bestürzung, die sich plötzlich in seinen mißgestalteten Zügen abzeichnete, verdoppelte ringsum das allgemeine Gelächter.

Als jetzt das Rad in seinem Umschwung dem Meister Pierrat Quasimodo's Höcker zukehrte, hob er den Arm. Die dünnen Riemen pfiffen durch die Luft und fielen mit Macht auf die bloßen Schultern des Unglücklichen herab.

Quasimodo's ganzer Körper schütterte zusammen, als ob er plötzlich aus dem Schlafe erwacht wäre. Jetzt fing er an zu begreifen, was mit ihm vorging. Er rang und wand sich in seinen Banden; ein heftiges Zucken der Ueberraschung und des Schmerzes verzerrte die Muskeln seines Gesichts, aber seinen Lippen entfuhr kein Seufzer. Er drehte bloß seinen Kopf bald rückwärts, bald links, bald rechts, wie ein Stier, den eine Bremse in die Seite sticht.

Dem ersten Hieb folgte ein zweiter, dann ein dritter und so fort. Das Rad hörte nicht auf sich zu drehen, in gleichem Maße fielen die Hiebe hageldicht. Bald rieselte das Blut aus hundert Oeffnungen über die schwarzen Schultern des Buckligen herab.

Quasimodo hatte, wenigstens dem Anschein nach, seine vorige Fühllosigkeit wieder angenommen. Zuerst hatte er, insgeheim und ohne große äußere Anstrengung, seine Bande zu zerreißen gesucht. Sein Auge glühte, seine Muskeln spannten sich an, er raffte die ganze Kraft seines Körpers zusammen, und man sah, wie sich die Riemen dehnten, die ihn gefesselt hielten. Die Anstrengung war kraftvoll und verzweifelt, aber die Bande waren allzustark und widerstanden ihr. Sie krachten, aber hielten fest. Quasimodo fiel erschöpft zurück. An der Stelle des Stumpfsinns erblickte man in seinen Zügen das Gefühl einer tiefen und bitteren Muthlosigkeit. Er schloß sein einziges Auge, ließ das Haupt auf die Brust sinken und blieb so unbeweglich, als ob sein Leben entflohen wäre.

Nichts vermochte ihm eine Bewegung zu entreißen: weder sein Blut, das in Strömen floß, noch die verdoppelten Hiebe des Henkers, die mit stets wachsender Heftigkeit fielen, noch das Zischen der Geißel, die um seine Ohren sauste.

Endlich streckte ein Gerichtsbote des Châtelet, der, schwarz gekleidet, auf einem schwarzen Rosse neben dem Driller hielt, um über die Vollziehung des Urtheils zu wachen, seinen Stab von Ebenholz aus. Der Henker hielt inne. Das Rad stand still. Quasimodo's Auge öffnete sich langsam wieder.

Die Geißelung war vorüber. Zwei Knechte des geschworenen Stockmeisters wuschen die blutigen Schultern des Patienten, rieben sie mit Balsam ein und warfen eine Decke über seine nackten Schultern.

Noch war nicht Alles für den armen Zwerg beendet; er hatte noch eine Stunde auf dem Pranger auszuhalten. Quasimodo war, wie wir bereits wissen, ziemlich allgemein verhaßt. Es gab kaum Einen Zuschauer unter der ihn umgebenden Menge, der sich nicht aus diesem oder jenem Grunde über den bösartigen Großbuckel der Liebfrauenkirche beklagen zu müssen glaubte. Die Freude war daher allgemein, als man ihn auf dem Pranger erblickte; und die blutige Stäupung, die er so eben erlitten, hatte, statt das Mitleid zu wecken, die öffentliche Munterkeit und Schadenfreude nur noch vermehrt.

Die Weiber zeichneten sich bei dieser Gelegenheit, wie bei anderen solcher Art, besonders aus. Da war keine, die ihm nicht entweder wegen seiner Bosheit oder wegen seiner Häßlichkeit gram gewesen wäre. Die letzteren waren die wüthendsten.

»Oh, Maske des Antichrist!« rief die eine.

»Ritter vom höllischen Besenstiel!« schrie die andere.

»Die schöne tragische Grimasse,« heulte eine dritte, »und wer würde den Narrenpabst machen, wenn heute gestern wäre?«

»Gut,« fügte ein altes Weib hinzu, »das ist die Grimasse des Schandpfahls; wann wird die des Galgens kommen?«

»Wann wirst Du hundert Schuh unter der Erde liegen mit Deiner großen Glocke als Nachtmütze auf dem Kopf, verdammter Glockenläuter!«

»Und dieser Satan soll das Angelus einläuten?«

»Oh, der Taube! der Einäugige! der Bucklige! Das Scheusal!«

Tausend Verwünschungen regneten zumal auf den Unglücklichen; das Zischen und Lachen nahm kein Ende und von da und dort flogen Steine auf ihn.

Quasimodo war taub, aber er sah mit seinem einzigen Auge hell genug, und die öffentliche Wuth war nicht minder deutlich auf den Gesichtern zu lesen, als sie sich durch Worte aussprach. Die Steine, die auf den Unglücklichen geworfen wurden, gaben vollends den Text dazu.

Quasimodo hielt im Anfang fest, nach und nach aber erlag seine Geduld, die sich unter der Geißel des Henkers nicht verläugnet hatte, unter den wiederholten Stichen der ihn umschwärmenden Insekten. Der asturische Stier, der ruhig bleibt bei den Angriffen des Picadors, wird wüthend beim Anblick der Hunde und der Fahnenschwinger, die ihn hetzen.

Quasimodo warf erst einen drohenden Blick auf die Menge; aber geknebelt wie er war, vermochte sein Blick nicht die Fliegen zu verscheuchen, die in seine offenen Wunden stachen. Jetzt knirschte er in seinen Banden und suchte sie zu zerreißen. Das Gerüste krachte unter seiner Anstrengung. Vergebens, und das Zischen und Lachen um ihn her wurde immer heftiger.

Jetzt wurde der Unglückliche, da er seine Bande nicht zu zerreißen vermochte, plötzlich wieder ruhig; nur stieß er von Zeit zu Zeit einen Seufzer der Wuth aus, der ihm die Brusthöhle zersprengen zu wollen schien. In seinen stumpfsinnigen Zügen war keine Empfindlichkeit für Ehre und Schande zu lesen; er war zu sehr roher Naturmensch, um zu wissen, was bürgerliche Schande sei. Nur Zorn, Haß, Verzweiflung zogen allmählig aus diesem häßlichen Gesichte ein immer düstereres Gewölke, je mehr und mehr von einer Elektricität geschwängert, welche in tausend Blitzen aus dem brennenden Auge des Cyklopen ausströmte.

Dieses Gewölke hellte sich einen Augenblick auf, als Quasimodo mitten unter der Menge einen Maulesel erblickte, auf dem ein Priester saß. Bei diesem Anblick, so entfernt er noch war, wurden die Züge des armen Patienten milder, Zorn und Haß verschwanden und machten einem seltsamen Lächeln von unaussprechlicher Milde, Zahmheit und Zärtlichkeit Platz. Je näher der Priester kam, um so deutlicher, bestimmter, strahlender wurde dieses Lächeln. Der Unglückliche schien die Ankunft eines Heilandes und Retters zu begrüßen. Als aber das Maulthier nahe genug am Pranger war, daß sein Reiter den Patienten erkennen konnte, schlug der Priester die Augen nieder, wendete plötzlich sein Thier um, gab ihm beide Sporen, als ob er sich eilends dem demüthigenden Hülferufen des Delinquenten entziehen wollte und wenig geneigt wäre, an solchem Ort und in solcher Lage von dem armen Teufel erkannt und begrüßt zu werden.

Dieser Priester war der Archidiakonus Claude Frollo.

Jetzt umzog sich Quasimodo's Gesicht noch finsterer als zuvor. Noch eine Zeitlang mischte sich dem düsteren Gewölke ein Lächeln bei, aber bitter, entmuthigt, tiefbetrübt. Die Zeit verfloß. Jetzt stand der Unglückliche wenigstens anderthalb Stunden da, blutig gegeißelt, mißhandelt, verhöhnt, fast gesteinigt. Plötzlich suchte er in einem neuen Anfall von Verzweiflung seine Bande zu sprengen; er faßte alle seine Kraft zusammen und das Gerüst zitterte unter ihm. Als er sah, daß seine Anstrengung vergeblich war, brach er sein hartnäckiges Stillschweigen und schrie mit einer rauhen mißtönenden Stimme, die mehr einem Geheul, als menschlichen Tönen glich! »Zu trinken!«

Dieser Ausruf des Leidenden, weit entfernt das öffentliche Mitleid zu wecken, gab der rohen Menge neue Gelegenheit zu Neckereien und Scherzreden. Nicht eine einzige Stimme erhob sich für den Unglücklichen; man lachte und machte sich lustig über seine Leiden. Man muß jedoch bekennen, daß in diesem Augenblicke der Patient mehr lächerlich und widerwärtig, als mitleidswürdig erschien, mit seinem finstern Gesicht, mit seinem flammenden Auge, mit seinem von Wuth und brennendem Durst schäumenden Munde. Man muß ferner gestehen, daß, wenn sich auch irgend eine mitleidige Seele unter dem Haufen gefunden hätte, die geneigt gewesen wäre, dem armen leidenden Geschöpf einen Tropfen Wassers zu reichen, doch um die ehrlosen Stufen des Schandpfahls ein Vorurtheil von Schmach und Schande herrschte, das jeden gutmüthigen Samariter hindern mußte, sich ihnen zu nähern.

Einige Minuten lang warf Quasimodo einen Blick der Verzweiflung auf die Menge und wiederholte dann in noch kläglicherem Tone: »Zu trinken!«

Die Menge erhob ein schallendes Gelächter.

»Hier hast Du zu trinken!« schrie Robert Poussepain und warf ihm einen im Straßenkoth getränkten Schwamm zu. »Da, garstiger Zwerg, ich bin noch Dein Schuldner.«

Ein Weib warf ihm einen Stein an den Kopf: »Das soll Dich lehren, uns bei Nacht mit Deinem verfluchten Geläute aufzuwecken.«

»Teufelskind!« heulte ein Lahmer und suchte ihn mit seiner Krücke zu erreichen, »wirst Du uns wieder Zauberzettel vom Thurm der Liebfrauenkirche herabwerfen?«

»Hier hast Du einen Napf zum Trinken!« rief ihm ein Mann zu und warf ihm einen zerbrochenen Krug auf die Brust. »Du bist Schuld daran, daß meine Frau ein Kind mit zwei Köpfen auf die Welt gebracht hat!«

»Und meine Katze ein Junges mit sechs Füßen!« heulte ein altes Weib und warf einen Ziegel nach ihm.

»Zu trinken!« wiederholte Quasimodo zum dritten Mal, keuchend und halb verschmachtet.

In diesem Augenblicke sah er aus der sich öffnenden Menge ein junges seltsam gekleidetes Mädchen treten. Eine kleine weiße Ziege mit vergoldeten Hörnern folgte ihr. Das Mädchen trug einen baskischen Tambourin in der Hand.

Quasimodo's Auge funkelte. Es war die nämliche Zigeunerin, die er in der vergangenen Nacht entführen wollte, und wegen welcher er, wie er dunkel fühlte, jetzt gezüchtigt wurde. Er zweifelte nicht, daß sie komme, um sich zu rächen und ihm irgend ein Leid anzuthun. Er sah sie in der That rasch die Stufen heraufsteigen. Zorn und Verdruß erstickten ihn fast; er hätte das ganze Gerüste zertrümmern mögen, und wenn sein Blick ein Blitz gewesen wäre, so würde er die Aegypterin zermalmt haben, ehe sie die Plattform erreichte.

Das Mädchen näherte sich, ohne ein Wort zu sagen, dem Unglücklichen, nahm eine Flasche aus ihrem Gürtel und brachte sie sachte an seine vertrockneten Lippen.

Jetzt sah man in diesem trockenen und brennenden Auge eine Thräne aufsteigen, die langsam über sein mißgestaltetes Gesicht herabrollte. Es war vielleicht die erste Thräne, die der Unglückliche je vergossen hatte.

Er vergaß zu trinken. Das Zigeunermädchen machte eine Geberde der Ungeduld, brachte ihm die Flasche an den Mund und hob sie in die Höhe. Er trank in langen Zügen. Sein Durst war brennend gewesen.

Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, verlängerte er seine schwarzen Lippen, ohne Zweifel in der Absicht, die Hand zu küssen, die ihm Beistand geleistet. Aber die Kleine, die sich des gewaltsamen Versuchs der vergangenen Nacht erinnerte und auch jetzt nicht recht traute, zog ihre Hand mit der Geberde eines erschrockenen Kindes zurück, das von einem wilden Thiere gebissen zu werden fürchtet.

Der arme Taube warf ihr einen Blick zu, in dem sich stiller Vorwurf und unaussprechliche Traurigkeit malten.

Dieses junge, schöne, blühende Mädchen, dieses reine und schwache Geschöpf, voll Mitleid herbeieilend, um dem Elend, der Mißgestalt und Bosheit Hülfe zu leisten – dies wäre überall ein rührendes Schauspiel gewesen! Auf einem Pranger war es göttlich.

Selbst der rohe Haufe, der das Gerüst umstand, wurde davon ergriffen, klatschte in die Hände und rief: »Hurrah! Hurrah!«

In diesem Augenblicke hatte die Klausnerin vom Rolandsthurm das Zigeunermädchen auf dem Pranger erblickt und ihr die Verwünschung zugerufen: »Verflucht seist Du, Tochter aus Aegyptenland! Verflucht! Verflucht!«

Esmeralda erbleichte und stieg mit schwankenden Schritten vom Pranger herab. Die Stimme der Klausnerin rief ihr nach: »Steige herab! Steige herab, ägyptische Räuberin! Du wirst eines Tages wieder hinaufsteigen!«

»Die Klausnerin hat ihre schwarze Stunde!« murmelte das Volk. Dabei blieb es, denn wer damals aus freiem Willen Tag und Nacht betete, wurde für heilig gehalten und gefürchtet.

Nachdem die Zeit verflossen war, entließ man den Delinquenten und die Menge zerstreute sich nach allen Richtungen.

An der großen Brücke machte Mahiette plötzlich Halt und fragte ihren Knaben: »Ei, Eustach! Was hast Du denn mit dem Kuchen gemacht?«

»Mutter,« erwiederte das Kind, »während Ihr mit der Dame im Rattenloche sprachet, kam ein großer Hund und biß meinen Kuchen an; dann habe ich auch davon gegessen.«

»Wie, Du hast Alles gegessen?«

»Der Hund hat's gethan; ich sagte es ihm wohl, aber er hörte nicht darauf; dann aß ich auch mit.«


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