Victor Hugo
Han der Isländer. Band 1
Victor Hugo

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

VII.

Nachdem der Gouverneur von Drontheim aus dem Schloßhof in sein Kabinet zurückgekommen war, warf er sich in einen breiten Sessel und ließ sich von einem seiner Sekretäre die eingelangten Bittschriften vortragen.

Der Geheimschreiber begann folgendermaßen:

»1. Der hochwürdige Doktor Anglyvius bittet, daß der hochwürdige Doktor Foxtipp, bischöflicher Bibliothekar, Unfähigkeits halber in seinem Amte ersetzt werde. Supplikant weiß nicht, wer den gedachten unfähigen Doktor ersetzen könnte; er will bloß so viel sagen, daß er, Doktor Anglyvius, lange Zeit das Amt eines Bibliothekars . . .«

»Der Schlingel soll sich an den Bischof wenden,« unterbrach ihn der Gouverneur.

»2. Athanasius Munder, Priester, Seelsorger der Gefängnisse, bittet um die Begnadigung von zwölf reuigen Verurtheilten bei Gelegenheit der glorreichen Vermählung des ritterlichen Ordener Guldenlew, Barons von Thorwick, Ritters des Danebrogordens, Sohnes des Vicekönigs, mit der edlen Dame Ulrike von Uhlfeldt, Tochter Sr. Gnaden des Grafen Großkanzlers beider Königreiche.«

»Vertagt!« sagte der General. »Mich dauern die Verurtheilten.«

»3. Faustus Prudens Destrombides, norwegischer Unterthan, lateinischer Poet, bittet um Erlaubnis, das Hochzeitgedicht für gedachtes Brautpaar verfertigen zu dürfen.«

»Ah! Ah! Der wackere Mann muß schon alt sein, denn er ist der Nämliche, der im Jahre 1674 ein Hochzeitgedicht auf die projektirte Vermählung Schuhmachers, damals Grafen von Greiffenfeld, mit der Prinzessin Luise Charlotte von Holstein-Augustenburg vorbereitet hatte, welche Vermählung nicht Statt fand. Ich fürchte,« fügte der Gouverneur zwischen den Zähnen hinzu, »daß Faustus Prudens der Poet der Vermählungen sei, welche nicht Statt finden. Vertagt die Bitte und fahrt fort. Man soll sich in Beziehung auf diesen Poeten erkundigen, ob im Hospital von Drontheim keine Bettstelle vacant ist.«

»4. Die Bergleute des Guldbransthales, der Inseln Faroer, des Sund-Moer, von Hubfallo, Roeraas und Kongsberg bitten um Befreiung von den Lasten der königlichen Vormundschaft.«

»Diese Bergleute sind ungeduldig. Sie sollen, wie es heißt, bereits darüber murren, daß man sie so lange ohne Antwort läßt. Diese Bittschrift muß einer reiflichen Prüfung unterworfen werden.«

»5. Braal, Fischer, erklärt, in Gemäßheit des Adelsrechts, daß er bei der Absicht beharre, sein Erbgut wieder an sich zu kaufen.«

»6. Die Schöppen von Kös, Löwig, Indal, Skongen, Stod, Sparbo und andern Flecken und Dörfern des nördlichen Drontheimhus bitten, auf den Kopf des Räubers, Mörders und Mordbrenners Han, gebürtig, wie man sagt, von Klippstadur in Island, einen Preis zu setzen. Dieser Bitte widersetzt sich Nychol Orugix, Scharfrichter des Drontheimhus, der Han als sein Eigenthum in Anspruch nimmt. Dagegen unterstützt die Bitte Benignus Spiagudry, Wächter im Spladgest, als welchem der Leichnam zukommen soll.«

»Dieser Bandit ist sehr gefährlich, besonders in einem Augenblick, wo man Unruhen unter den Bergleuten fürchtet. Man soll einen Preis von tausend Thalern auf seinen Kopf setzen.«

»7. Benignus Spiagudry, Mediciner, Antiquar, Sculptor, Mineralog, Naturalist, Botaniker, Legist, Chemiker, Mechanikus, Physiker, Astronom, Theolog, Grammatiker . . .«

»Ist denn das nicht der nämliche Spiagudry, der Wächter im Spladgest ist?«

»Allerdings, Ew. Excellenz!«

». . . im Namen des Königs Inspektor im Gebäude des Spladgest, in der königlichen Stadt Drontheim, stellt vor, daß er, Benignus Spiagudry, es ist, welcher die Entdeckung gemacht hat, daß die Sterne, welche man Fixsterne nennt, ihr Licht nicht von dem Gestirn erhalten, das man Sonne nennt; item, daß Odins wahrer Name Frigge, Sohn des Fridulph ist; item, daß der See-Regenwurm sich von Sand nährt; item, daß der Lärm der Bevölkerung die Fische von Norwegens Küsten scheucht, weßhalb die Unterhaltsmittel in dem nämlichen Verhältniß abnehmen, in welchem die Bevölkerung zunimmt; item, daß der Golf, Otte-Sund benannt, ehedem Limfjord geheißen und den Namen Otte-Sund erst angenommen hat, nachdem Otto der Rothe seine Lanze hineingeworfen; item, daß man auf seinen Rath und unter seiner Leitung aus einer alten Bildsäule der Freya die Göttin der Gerechtigkeit gemacht hat, welche den großen Platz von Drontheim ziert, und daß man den Löwen, der sich unter den Füßen des Götzenbildes befand, in den Teufel umgewandelt hat, der das Verbrechen darstellt; item . . .«

»Verschont uns mit den weiteren Item und sagt kurz, was der Mann begehrt!«

Der Sekretär schlug mehrere Blätter um und fuhr fort:

». . . Der unterthänigste Supplikant glaubt für so viele der Kunst und Wissenschaft ersprießliche Arbeiten Se. Excellenz bitten zu dürfen, die Taxe jedes männlichen und weiblichen Leichnams um zehn Pfennige zu erhöhen, was den Todten nur angenehm sein kann, indem es ihnen beweist, wie hoch man ihre Personen anschlägt . . .«

Hier öffnete sich die Thüre des Kabinets und der Thürsteher kündete mit lauter Stimme die edle Dame Gräfin von Ahlfeldt an.

Eine Dame von hoher Gestalt, die auf ihrem Kopf eine kleine Grafenkrone trug, reich in Scharlach und Gold gekleidet, trat in das Zimmer. Der General bot ihr die Hand und führte sie an einen Sessel.

Die Gräfin mochte fünfzig Jahre alt sein. Das Alter hatte aber den Runzeln, welche die Sorgen des Hochmuths und Ehrgeizes schon längst in ihre Züge gegraben hatten, nichts beizufügen gehabt. Sie warf ihren hochmüthigen Blick, mit ihrem falschen Lächeln, auf den alten General.

»Nun, Herr General, Ihr Zögling läßt auf sich warten. Er sollte vor Untergang der Sonne hier sein.«

»Er wäre hier, Frau Gräfin, aber er ist gleich bei seiner Ankunft nach Munckholm gegangen.«

»Nach Munckholm? Er wird doch hoffentlich nicht Schuhmacher dort aufsuchen?«

»Es wäre wohl möglich.«

»Wie! der erste Besuch des Barons von Thorwick für Schuhmacher?«

»Warum nicht, Gräfin? Schuhmacher ist unglücklich.«

»Wie, General! Der Sohn des Vicekönigs steht in Verbindung mit diesem Staatsgefangenen?«

»Frau Gräfin, als Friedrich Guldenlew mir seinen Sohn anvertraute, bat er mich, ihn zu erziehen, wie ich den meinigen erzogen hätte. Ich war der Meinung, daß die Bekanntschaft mit Schuhmacher unserem Ordener, der die Bestimmung hat, eines Tages eben so mächtig zu werden, nützlich sein könnte. Ich habe daher, mit Genehmigung des Vicekönigs, meinen Bruder Grummond von Knud um eine Einlaßkarte in alle Gefängnisse gebeten, die ich sofort Ordener einhändigte. Er macht jetzt Gebrauch davon.«

»Und seit wann hat Ordener diese nützliche Bekanntschaft gemacht?«

»Seit etwas mehr als einem Jahre. Es scheint, daß er sich in Schuhmachers Umgang gefiel, denn er ist ziemlich lange zu Drontheim geblieben. Nur auf meine ausdrückliche Aufforderung hat er es im letzten Jahre ungern verlassen, um eine Reise durch Norwegen zu machen.«

»Und weiß Schuhmacher, daß sein Tröster der Sohn eines seiner größten Feinde ist?«

»Er weiß, daß er sein Freund ist, und das genügt ihm, wie uns.«

»Aber Sie, Herr General,« sagte die Gräfin mit einem durchbohrenden Blick, »wußten Sie, als Sie diese Verbindung nicht nur duldeten, sondern selbst herbeiführten, daß Schuhmacher eine Tochter hat?«

»Ich wußte es, Gräfin.«

»Und dieser Umstand schien Ihnen gleichgültig in Beziehung auf Ihren Zögling?«

»Der Zögling Levins von Knud, der Sohn Friedrichs Guldenlew, ist ein rechtlicher Mann. Ordener kennt die Schranke, die ihn von Schuhmachers Tochter trennt; er ist unfähig, ein Mädchen, und dazu noch die Tochter eines unglücklichen Mannes zu verführen.«

Die Gräfin erröthete und erblaßte abwechselnd. Sie wandte das Haupt ab, um den ruhigen unbefangenen Blick des alten Mannes zu vermeiden.

»Erlauben Sie, General,« stotterte sie endlich, »ich muß es Ihnen sagen, diese Bekanntschaft scheint mir sonderbar und unklug. Es heißt, daß die Bergleute und die nördlichen Stämme mit einer Empörung drohen, und daß Schuhmachers Name in diese Sache verwickelt sei.«

»Sie setzen mich in Erstaunen,« rief der Gouverneur aus. »Schuhmacher hat bis jetzt sein Unglück geduldig ertragen. Dieses Gerücht ist gewiß nicht gegründet.«

Der Thürsteher kündigte an, daß ein Abgesandter des Großkanzlers mit der Gräfin zu sprechen wünsche. Die Gräfin verabschiedete sich und begab sich in ihre Gemächer.

Sie saß, von ihren Frauen umgeben, auf einem reichen Sopha, als der Abgesandte eintrat. Als ihn die Gräfin erblickte, machte sie eine Geberde des Widerwillens, welche sie aber alsbald hinter einem wohlwollenden Lächeln versteckte. Der Abgesandte war ein wohlbeleibter, mehr kleiner als großer Mann. Sein Gesicht war offen bis zur Schamlosigkeit, und sein Blick hatte etwas Teuflisches. Er verbeugte sich tief vor der Gräfin und reichte ihr ein versiegeltes Paket dar.

»Gnädige Gräfin,« sagte er, »erlauben Sie mir, eine wichtige Botschaft Seiner Gnaden, Ihres erlauchten Gemahls, meines erhabenen Herrn, zu Ihren Füßen niederzulegen.«

»Kommt er nicht selbst? Und warum schickt er Euch?« fragte die Gräfin.

»Wichtige Geschäfte verzögern Seiner Gnaden Ankunft, wie Sie aus diesem Briefe ersehen werden, gnädige Gräfin. Was meine Sendung betrifft, so soll ich, laut Befehls meines erhabenen Herrn, mich der ausgezeichneten Ehre einer geheimen Audienz bei Ihnen erfreuen.«

Die Gräfin erblaßte und rief mit zitternder Stimme aus: »Ich, eine geheime Unterredung mit Euch, Musdoemon?«

»Wenn dies der gnädigen Gräfin im Geringsten unangenehm wäre, so würde sich Ihr unwürdiger Diener bis in den Tod betrüben.«

»Unangenehm! Durchaus nicht!« sagte die Gräfin mit erzwungenem Lächeln; »aber ist denn diese Unterredung durchaus nothwendig?«

Der Abgesandte verbeugte sich tief: »Durchaus nothwendig! Der Brief Ihres erhabenen Gemahls wird Sie förmlich davon in Kenntniß setzen.«

Es war auffallend, die stolze Gräfin Ahlfeldt vor einem Diener, der ihr so tiefe Ehrfurcht bezeugte, zittern und erbleichen zu sehen. Sie öffnete langsam das Paket, und nachdem sie dessen Inhalt durchlaufen hatte, sagte sie zu ihren Frauen mit schwacher Stimme: »Man lasse uns allein!«

»Geruhen die gnädige Gräfin,« sagte der Abgesandte, indem er ein Knie beugte, »mir die Freiheit, die ich mir nehme, und die Mühe, die ich Ihnen zu verursachen scheine, gnädigst zu verzeihen!«

»Ihr könnt im Gegentheil glauben,« erwiederte die Dame mit erzwungenem Wohlwollen, »daß es mir Vergnügen macht, Euch zu sehen.«

Die Frauen entfernten sich.

»Elphege,« sagte jetzt der Abgesandte in gänzlich umgestimmtem Tone, »Du scheinst der Zeiten vergessen zu haben, wo ein Tête-à-Tête mit mir Dir nicht so zuwider war?«

Die stolze Dame beugte ihr gedemüthigtes Haupt. »Möchte ich es vergessen können!« murmelte sie.

»Einfältiges Weib! Wie magst Du über Dinge erröthen, die kein menschliches Auge gesehen hat?«

»Gott sah sie.«

»Gott, Du schwaches Weib! Du bist nicht werth, Deinen Mann betrogen zu haben, denn er ist nicht so leichtgläubig als Du.«

»Ihr treibt Euern Spott mit meinen Gewissensbissen, Musdoemon!«

»Nun, Elphege, wenn Du ein Gewissen hast, warum häufst Du täglich neue Verbrechen?«

Die Gräfin verbarg ihr Gesicht in beiden Händen. Musdoemon fuhr fort: »Elphege, Du hast die Wahl: Gewissensbisse und keine Verbrechen mehr, oder das Verbrechen und keine Gewissensbisse. Mache es wie ich, wähle das Zweite.«

»Mögen Euch diese Worte nicht in die Ewigkeit begleiten!«

»Das geht über den Spaß, mein Schatz!«

Musdoemon setzte sich vertraulich neben die Gräfin und schlang seine Arme um ihren Hals.

»Elphege,« sagte er, »suche dem Geist nach wenigstens zu bleiben, was Du vor zwanzig Jahren warst.«

Die unglückliche Gräfin, Sklavin ihres Mitschuldigen, suchte seiner widerlichen Zärtlichkeit los zu werden. Es lag in dieser ehebrecherischen Umarmung von zwei Wesen, die sich gegenseitig haßten und verachteten, Etwas, das selbst für diese entwürdigten Seelen empörend war. Ihre gesetzwidrige Verbindung, einst ihre Lust, war ihnen jetzt zur Qual geworden. Gerechte Strafe verbotener Leidenschaften! Ihr Verbrechen war ihre Strafe geworden.

Um dieser qualvollen Scene ein Ende zu machen, fragte die Gräfin, indem sie sich den Armen ihres verhaßten Liebhabers entriß, welchen mündlichen Auftrag ihr Gemahl ihm ertheilt habe?

»Ahlfeldt,« sagte Musdoemon, »hat in dem Augenblicke, wo seine Macht sich durch die Vermählung Ordener Guldenlews mit unserer Tochter befestigt . . .«

»Unserer Tochter!« rief die stolze Gräfin aus, und ihr auf Musdoemon gerichteter Blick nahm einen Ausdruck hochmüthiger Verachtung an.

»Nun,« sagte Musdoemon kaltblütig, »ich meine doch, daß Ulrike eben so gut meine Tochter sein könne, als die seinige. Ich wollte also sagen, daß diese Heirath Deinen Mann nicht vollkommen befriedigt, wenn nicht zu gleicher Zeit Schuhmacher ganz gestürzt wird. Dieser alte Günstling ist von seinem Kerker aus fast eben so furchtbar, als in seinem Palast. Er hat am Hofe heimliche, aber wichtige Freunde, um so mächtiger vielleicht, weil sie unbekannt sind. Als der König vor einem Monat erfuhr, daß die Unterhandlungen des Großkanzlers mit dem Herzog von Holstein-Ploen nicht vorwärts schritten, rief er ungeduldig aus: Greiffenfeld allein wußte mehr, als alle diese Menschen zusammen. Ein Intriguenmacher, Namens Dispolsen, der von Munckholm nach Kopenhagen kam, hat von dem König mehrere geheime Audienzen erhalten, nach welchen der König aus der Kanzlei, wo sie niedergelegt sind, Schuhmachers Adels- und Eigenthums-Urkunde abfordern ließ. Man weiß nicht, wohin Schuhmacher abzielt, aber ein Staatsgefangener ist, wenn er nur seine Freiheit erlangt, nicht mehr so fern von der Macht. Er muß also sterben, und zwar durch richterlichen Spruch umkommen. Ihm ein Verbrechen unterzuschieben, daran arbeiten wir.

»Dein Mann, Elphege, wird unter dem Vorwand, die nördlichen Provinzen incognito zu besuchen, sich des Resultats, das unsere Umtriebe bei den Bergleuten gehabt haben, selbst versichern. Wir wollen in Schuhmachers Namen einen Aufstand von ihnen herbeiführen, der sich nachher leicht wird dämpfen lassen. Was uns beunruhigt, ist der Verlust mehrerer wichtigen Papiere, welche sich auf diesen Plan beziehen, und die wir nicht ohne Grund im Besitze dieses Dispolsen vermuthen. Da wir nun wußten, daß er von Kopenhagen nach Munckholm zurückgereist war, so haben wir in den Schluchten von Kole einige Getreue aufgestellt, um ihn umzubringen und ihm seine Papiere abzunehmen. Aber wenn, wie man versichert, Dispolsen zur See zurückgekommen ist, so war unsere Mühe vergebens. Inzwischen habe ich bei meiner Ankunft einige Gerüchte von der Ermordung eines gewissen Hauptmanns Dispolsen vernommen. Wir werden ja sehen.

»Inzwischen spüren wir einem berüchtigten Räuber, Han dem Isländer, nach, den wir an die Spitze des Aufstands der Bergleute stellen wollen. Und nun, mein Schatz, was hast Du mir von Deiner Seite für Nachrichten mitzutheilen? Ist der niedliche Vogel in dem Käfig von Munckholm endlich die Beute unseres Friedrich . . .«

»Unseres Friedrich!« rief die Gräfin entrüstet aus,

»Nun, was weiter! Wie alt ist er? Vierundzwanzig Jahre, und es sind jetzt sechsundzwanzig Jahre, daß wir einander kennen!«

»Mein Friedrich, Gott weiß es, ist der legitime Erbe des Großkanzlers.«

»Wenn Gott es weiß,« sagte Musdoemon lachend, »so ist vielleicht dem Teufel davon nichts bekannt. Im Uebrigen ist Dein Friedrich ein Pinsel, der meiner unwerth wäre, und es lohnt sich nicht der Mühe, sich um eine solche Kleinigkeit zu streiten. Er taugt zu nichts, als ein Mädchen zu verführen. Damit ist er doch hoffentlich zu Stande gekommen?«

»Noch nicht, so viel ich weiß.«

»Elphege, suche doch eine etwas thätigere Rolle in unsern Angelegenheiten zu spielen. Ich kehre morgen zu Deinem Manne zurück. Beschränke Du Dich nun nicht darauf, für unsere Sünden zu beten, sondern handle. Ahlfeldt muß auch darauf denken, mich etwas besser zu belohnen, als bisher geschehen ist. Mein Glück ist an das Eurige geknüpft; aber ich fange an, es müde zu werden, der Diener des Gemahls zu sein, wenn ich der Liebhaber der Frau bin, und der Schulmeister der Kinder, deren Vater ich zu sein die Ehre habe.«

Hier endigte die Unterredung. Die Frauen traten wieder ein.

»Erlauben mir die gnädige Gräfin,« sagte Musdoemon mit einer tiefen Verbeugung, »die Hoffnung zu hegen, daß ich morgen wieder eine Audienz erlangen werde, um die Huldigungen meiner tiefsten Ehrfurcht zu Ihren Füßen niederzulegen?«


 << zurück weiter >>