Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Pallast der Liebe.

ICh weiß nicht was mir nechst vor eine Regung kam /
    Daß ich das Wunder-Buch Marinens vor mich nahm /
    In welchem Venus selbst mit ihrer Faust geschrieben /
    Da fast ein iedes Wort nach diesem Balsam schmeckt /
    Der alles Leid ersäuft / der alle Lust erweckt /
    Und unsern Augen streut den Zunder zu dem Lieben.
Ich wandte dazumahl ein Feuer-reiches Blat /
    Das wie ein Spiegel-Glaß die Schönheit in sich hat /
    So diese Welt bezwingt und den Adon gefangen /
    Mich nahm die Liebligkeit dermassen selber ein /
    Daß ich erstarret saß / wie Eisen / Stock und Stein /
    Und bin itzund bestürtzt / daß ich nicht so vergangen.
Mich überfiel ein Schlaff / so dieses schlaffen heist /
    In dem ein Augenblick die Kräfte von uns reist /
    Und ein geschwindes Nun die matten Sinnen bindet /
    Mich dauchte bald darnach wie mich die Venus fieng /
    Und um den schlechten Hals mit diesem Arme hieng /
    So fast die gantze Welt mit süssem Garn umbwindet.
Sie sagte / weiß ichs recht / dieweil dein sanfter Geist
    Nicht meinen Nahmen hast / nicht alle Thoren heist /
    Die einem kühnen Reim durch meine Thaten zieren /
    So reich' ich dir hirmit die Schwanen-weisse Hand /
    Die Zeugin meiner Gunst / das unbefleckte Pfand /
    Und bin itzund bereit / dich in mein Hauß zuführen.
Kein Vogel in der Luft / kein Tyger-schneller Fluß
    Kan so geschwinde seyn / als mein geringer Fuß
    Geflügelt / wie es schien / durch dieser Göttin Willen;
    Diß was Arabien in seinem Busen hegt /
    Die Bluhme / so das Blut der schönen Venus trägt /
    Bemühte sich den Weg mit Anmuth zuerfüllen.
Sie brachte mich in eyl auf einen weiten Plan /
    Da man in aller Lust die Wohnung schauen kan /
    So sich umzircken läst durch immergrüne Myrthen /
    Die Tauben sassen hier / es that ein iedes Paar /
    Woraus zuschlüssen stund / wer ihre Göttin war /
    Und wie die Venus auch die Vogel kan bewirthen.
Es war das schöne Schloß durch einen Fluß berührt /
    So nassen Cristallin in seinen Armen führt /
    Und den berühmten Grund des weiten Hauses ehret /
    Die Mauren waren hier von Marmel aufgebaut /
    Umb welches man den Raub der schwartzen Mohren schaut /
    Und den berühmten Stein / den nicht der Strahl versehret.
Von aussen trug ein Feld den Kunstschnid grosser Hand /
    Wie der erhöhte Schaum getrieben an das Land /
    Und Venus aus der Schoß der weiten See gestiegen /
    Dem recht entgegen stund / wie die vertraute Last /
    So itzt Cupido heist / den damahls neuen Gast /
    Die schöne Mutter giebt den Gratien zuwiegen.
Die dritte Seite lehrt / wie alles / was sich regt /
    Wie selbst der Juno Brust der Liebe Bande trägt /
    Und sich der Venus Brunst zu Pluto Gluth gesellet /
    Es führt das Fordertheil / so auch den Eingang zeigt /
    Wie Jupiter mit Lust von seinem Throne steigt /
    Und seine Himmels-Macht in einen Schwan verstellet.
Dann ward ich unvermerckt auch in die Wohnung bracht /
    Wo ordentliche Kunst das Silber unwerth macht /
    Wo Peru schamroth wird und Sidon muß verbleichen /
    Wo die gelehrte Hand fast die Natur bezwingt /
    Wo Nadel-Mahlerey der Perlen Glantz verdringt /
    Und wo der Steine Schein nicht wil den Sternen weichen.
Es macht das Wunder-Werck das ungemeine Licht /
    Daß mir / wie vor der Muth itzund die Kraft gebricht /
    Des Himmels gleiches Hauß genugsam zubeschreiben /
    Ich war / diß weis ich wol / auf einen Saal gestellt /
    Wo durch den Pinselstrich noch die verliebte Welt /
    So lange Zeit verlebt / kan für den Augen bleiben.
Der Macedonier / Achilles / Hannibal /
    Der erste Käyser selbst / und wie die grosse Zahl
    Der alten Buhler heist / die waren hier zufinden /
    Hier schaut der grosse Carl den grossen Heinrich an /
    Der achte Heinrich steht beym Brittischen Johann /
    Und banden neben Ihm den grosse Bande binden.
Argia klagt allhier / den Unfall der sie trift /
    Die Sophonisbe trinckt das überschickte Gift /
    Und Pätus Ehgemahl verlachet ihre Wunde /
    Bey vielen andrer Zeit / Beschaffenheit und Art /
    Die ihrem freyen Geist den Männern nicht gespart /
    Stund auch ein Labyrinth mit einer Rosemunde.
Die Göttin führte mich darauf in eine Gruft /
    Wo Amber und Zibeth durchstreicht die dünne Luft /
    Und wo der Balsam wil in güldnen Lampen brennen;
    Hier hatte Venus selbst aus anvertrauter Macht /
    Die schönsten Buhlerin mit Fleiß zusammen bracht /
    Und ließ den alten Schein auch aus den Leichen kennen.
Cupido hatte sie mit etwas balsamirt /
    So er dem Jupiter aus seinem Schatz entführt;
    Sie liegen in Cristall und können nicht verwesen /
    Des Mundes Muschel ist der Purpur nicht verwehrt /
    Es hat der Haare Gold noch nicht die Zeit verzehrt /
    Und Haubt und Stirne läst die alten Gaben lesen.
Hier ist Cleopatra / es lebet noch die Krafft /
    So dem Antonius die Freyheit hingerafft /
    Man schauet Helenen zu dero zarten Füssen /
    Es schwebt die Freundligkeit noch um den zarten Mund /
    Es macht die weisse Brust auch nach dem Tode kund /
    Das Paris / und mit ihm auch Troja brennen müssen.
Den grossen Königin war gleichfalls beygesetzt /
    Was kurtz vor unser Zeit der Männer Geist verletzt /
    Doch ließ ich diese Grufft und kam in eine Kammer /
    Es war der gantze Platz mit Silberstück umbhengt /
    Darinnen sich ein Brand mit Anckern hat verschrenckt /
    Wie gleichfals Mavors Helm / und des Vulcanus Hammer.
Ich war auch kurz darauf in ein Gemach gebracht /
    Wo Venus und ihr Sohn verweilen bey der Nacht /
    Das Bette füllt der Schwan / den Fürhang ferbt die Schnecke /
    Allhier hat Bengala mit Bantam sich vermählt /
    Und aller Schätze Schatz den Sammelplatz erwält /
    Die Sonne wil sich selbst erzeigen in der Decke.
Die Venus reichte mir beynebenst auch das Gift /
    Daß ihre Pfeile netzt und so viel Wunder stift /
    Sie hält es wol verwahrt in einer weiten Schale /
    Es stunden nechst darbey viel Bücher an der Wand /
    Sie lehrten Leben / Zeit befreundten That und Land /
    Der meisten in der Gruft / der meisten auf dem Saale.
Die Göttin nahm zugleich auch einen Spiegel her /
    Sie sagte was mein Sohn bezwingt auf Land und Meer /
    Erweiset sich allhier in diesem glatten Runde /
    Was Africa beseufzt / was in Europa brennt /
    Und was in Asia mich seine Göttin nennt /
    Das lehret dieses Glaß in einer kurtzen Stunde.
Sie zeigte mir darbey im Glase mit der Hand /
    Wie ihres Sohnes Pfeil / und der berühmte Brand
    Denselben Augenblick viel Liebes-Sclaven machten.
    Ich schaute hier Madrit Pariß und Lisabon /
    Mit Londen / Augspurg / Wien / Rom / Moßkau / und Lion /
    Und unser Breßlau selbst das kont' ich hier betrachten.
In dieser werthen Stad / da schaut ich auch ein Paar /
    So mir nicht unbekant / dem ich gewogen war /
    Sie stunden voller Glut / sie lebten in den Flammen /
    Sie spielten wie es schien / mit Blicken vieler Art /
    Bey ihren Blicken war das Lachen nicht gespart /
    Und gaben durch die Hand die Hertzen selbst zusammen.
Die Venus der nicht viel verborgen bleiben kan /
    Die schaute mich darauff mit frischen Augen an /
    Sie sprach: hier siehestu auch die Bekandten brennen /
    Viel Federn dieser Stadt die sind itzund bemüht /
    Sie dencken allzumahl auf ein verliebtes Lied /
    Und lassen ihre Gunst auch aus den Reimen kennen.
Ein Freund der dieses Paar für allen andern ehrt /
    Der hat die grosse Zahl der Reimen auch vermehrt /
    Ich habe dieses Werck aus meines Sohnes Händen /
    Ich muß / dieweil dein Geist auch die Gedichte liebt /
    Und ihnen manchesmal die Zeit zu eigen giebt /
    Es melden / wo du wilst / ich will es zeitlich enden.
Es trauret Cynthia wann Phöbus ihr gebricht /
    Sie zeucht ihr Silber ein / und läst den Schmertzen blicken /
    Der Phöbus schencket auch der Erden Kraft und Licht /
    Und wil ihr Schoß und Brust / mit Frucht und Bluhmen schmücken.
    Der Sternen reiner Zeug / das ungezehlte Heer /
    Fühlt auch den Liebes Zug / sie kommen oft zusammen /
Es dringt der heisse Brand / auch in das kalte Meer /
    Und aus der tieffen See entstehen LiebesFlammen /
    Es muß der Erde Brust / der Liebe Schauplatz seyn /
    Es läst der kühne Löw die Liebe sich bezwingen /
    Die Bäume lieben auch / es liebet Stahl und Stein /
    Und ieder Vogel wil verbulte Lieder singen.
So kom nu liebes Paar erfreue deinen Geist /
    Und laß die süsse Lust mit vollem Zügel rennen /
    Nicht scheue diß zuthun / was dich der Himmel heist /
    Und was die Erde muß für ihren Grund erkennen /
    Das Küssen schmecke dir nach süsser Götter-Kost /
    Dein Schertzen müsse sich dem reinen Nectar gleichen.
Es fülle Liebligkeit dir Adern / Marck und Brust /
    Es müsse nicht die Kraft von deiner Seite weichen.
    Genung Cupido komt / und lescht die Lichter aus /
    Es wil der kleine Gott mit euch zu Bette gehen /
    Der Hymen lacht und lauft mit Freuden durch das Hauß /
    Und heist die Gratien in eurer Kammer stehen.
Es eylt auch Hesperus / es scheint die Stunde ruft /
    Geht zu der neuen Lust und thut mit heissen Sinnen /
    Was Phöbus / Cinthia / Stern / Erde / Meer und Luft /
    Leu / Vögel Bäume / Stahl und Stein nicht lassen können.

Die Göttin schloß zwar hier / doch sagte sie noch viel /
    Was sich in meinen Reim aus Zucht nicht reimen wil /
    Und allzusehr entdeckt der Venus kühne Tücke /
    Sie zeigte mir ein Bild gemahlet an der Wand /
    Da fuhr der Spiegel ihr durch Zufall aus der Hand /
    Und sprang auf einen Stein in mehr als tausend Stücke.
Es jagte mir der Klang die matten Augen auf /
    Die Geister kamen auch in ihren alten Lauff /
    Es gieng nun wie zuvor das Uhrwerck meiner Sinnen /
    Mein Träumen ist vorbey / es träumt der gantzen Welt /
    Und ob mein Träumen gleich nicht grossen Ruhm erhält /
    So wird die Meinung doch gelobet werden können.


 << zurück weiter >>