Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Lustiges aus dem Hundeleben

Ich schätze schon seit frühster Jugend
Des Hundes musterhafte Tugend.
Er dient dem Menschen gern und treu
Und ist meist quietschvergnügt dabei.
Drum habe ich, als Hundefreund,
Mir alles, was geeignet scheint,
Notiert seit manchem langen Jahr,
Besonders das, was lustig war.
Hier liegt es vor mir, Blatt auf Blatt.
Und wer die Hunde gerne hat,
Soll nun ein Viertelstündchen lang
In drahtlos gleitendem Empfang
Vernehmen manche frohe Kunde
Vom klügsten Tier der Welt, dem Hunde.

Der größte deutsche Dichter – Goethe –
Kam einst durch einen Pudel in Nöte;
Zu Weimar war es, in einem Jahr,
Da Goethe noch Hofbühnenleiter dort war;
Ein Schauspieler Karsten zog kreuz und quer
Mit einem dressierten Pudel umher,
Den für's Schauspiel man abgerichtet hatte,
Für den man ein Rührstück gedichtet hatte,
Das »Der Hund des Aubry de Montdidier« hieß
Und worin man den Pudel auftreten ließ.
Goethe war gegen dieses Stück,
Doch beim Fürsten hatte der Pudel Glück,
Der Großherzog Karl August befahl,
Das Stück zu spielen. Das war das Signal
Für Goethe, sein Hofamt niederzulegen.
Und Goethe ging eines Hundes wegen!
Ein Faktum, gepfeffert und gewürzt:
Ein Pudel hat einen Goethe gestürzt!

Jetzt will ich hundefreundlichen Seelen
Ein kleines, eig'nes Erlebnis erzählen.

Und wieder war ich so hirnverbrannt
In diesen jüngsten Tagen,
Um auf ein Kärtchen mit goldenem Rand,
Das »Herr und Frau X« mir zugesandt,
Nicht zeitig abzusagen.

Und wieder war es, wie's immer war:
Ich fuhr in den Frack um sieben
Und ärgerte mich ganz schauderbar,
Daß ich nicht wegen Rachenkatarrh
Durch Eilpost noch abgeschrieben.

Und wieder war es, wie's ewig ist:
Man stand drei Viertelstunden,
Bis lang' nach angesetzter Frist
Der letzte dicke Zivilist'
Nebst Gattin sich eingefunden.

Bei Tische kam mein Mund in Trab
Zum Reden – nicht zum Essen;
Denn was man mir zur »Dame« gab,
Die hat so stumm als wie ein Grab
Und kauend daneben gesessen.

Dann ist man, als das Essen um,
In die Salons gegangen,
Dort wußte aber ringsherum
Nicht einer aus dem Publikum
Was mit sich anzufangen.

Die Damen, die so reich geschmückt,
Langweilten sich nach Kräften.
Die Herren gähnten unterdrückt,
Sind sich dann langsam näher gerückt
Und sprachen von ihren Geschäften.

Da plötzlich geht die Türe auf;
Mit fröhlichem Schwanzgewackel,
Mit Heulen, Kläffen und Geschnauf
Rast über den Teppich in polterndem Lauf
Des Hauses munterer Dackel.

Die Hausfrau schoß vom Stuhl empor,
Den »Männe« zu vertreiben.
Ich faßte sanft den Hund beim Ohr
Und bat mit möglichst viel Humor –
Da durfte der Männe bleiben.

Und Männes Dankbarkeit war groß,
Er tat sein Allerbestes.
Wir spielten – er und ich – famos,
So unterhielt ich mich grandios –
Den letzten Teil des Festes.

Um eins war die Geschichte aus.
Und lohnte sie die Spesen?
Ich rechne als Bilanz heraus:
Der einzige Mensch in diesem Haus,
Das ist der Dackel gewesen.

Im Anschluß an diese Dackel-Geschichte
Gestatten Sie, daß ich in Versen berichte
Einen Scherz aus meiner Jugendzeit
Ueber des Dackels »Folgsamkeit«...

Der »Männe«, der vom Oberförster,
Das ist ein Dackel, klug und frech,
Von feinster Klasse – allererster! –
Sein Fell glänzt rabenschwarz wie Pech.

Zum Förster sagte ich: »Ihr Männe,
– Das war beim ersten Blick mir klar –
So weit ich was von Hunden kenne,
Ist der ein prächtiges Exemplar!«

Der Förster lächelte geschmeichelt,
– Man sah die Lücken im Gebiß –
Und sprach, in dem den Hund er streichelt:
»Sie glaub'n's net, was der folgsam is!«
Da hab' i mi net zu beklag'n!
Wann i dem droh': » Gehst her – oder nöt?!«
Dös brauch i kaum zehnmal zu sagen,
Und folgsam geht er her – oder nöt

Und weil wir grad bei den Dackeln sind,
Noch einen Dackelscherz geschwind!

Der Kaufmann Lebrecht Gottfried Schnittler
Ist von Berufe ein Vermittler.
Er reist auf Rittergütern umher
Und vermittelt alles, was es auch war'.
Heut ist er im Schloß beim Herrn Baron.
Der gab ihm einige Aufträge schon.
»Sonst noch etwas?« fragt der Vermittler.
Drauf der Baron: »Jawohl, Herr Schnittler,
Einen Teckel können Sie mir besorgen,
Einen guten Teckel, bis übermorgen!«
»Das mach' ich!« sagt Schnittler, »das mach ich fein!
Wie teuer darf der Teckel sein?«
»Na – fünfzig Mark!« Der Vermittler Schnittler
Zuckt die Achseln und wird zum Krittler:
»Fünfzig Mark? Da streck' ich die Waffen!
Dafür kann ich keinen Teckel beschaffen!
Greifen der Herr Baron in den Säckel,
Legen Sie hundert an, für den Teckel!«
– »Hundert? gut, ich sage nicht nein,
Doch ein echter Teckel muß es sein!«
Das scheint dem Vermittler Schnittler zu passen.
»Herr Baron«, sagt er, »können auf mir sich, verlassen,
Für hundert verschaff' ich'n schönen Teckel,
Einen echten Teckel, 'n feinen Teckel,
Einen tadellosen, erstklassigen Teckel ...
Nur sagen Sie mir noch eins, Herr Baron,
Ein Teckelwas ist das eigentlich schon?«

Denkt von dem Vermittler drum nicht gering!
So wie es ihm beim »Teckel« erging,
Ergeht es anderen Leuten in Massen
Sehr oft bei anderen Hunderassen.
Und manchem Hörer zur guten Lehr'
Setz' ich jetzt hier ein paar Merkverschen her,
Mit bereit Hilfe jedermann
Die Rassen unterscheiden kann:

Der Foxterrier

Erzieht das »Herrchen« ihn gehörig,
Dann ist der Terrier höchst gelehrig.
Beurteilt ihn wer andersrum,
Dann war das Herrchen selberdumm.

Der Dackel

Der Teckel, Dachshund, Dachs oder Dackel
Spaziert mit drolligem Rutengewackel;
Man heißt ihn auch »Je-länger-je-lieber«.
(Gehorcht er nicht – zieh' ihm eins über!)

Der Spitz

Wie seltsam! Für sämtliche Hunderassen
Sind » Spitz«- Namen da in ganzen Massen,
Nur grade er selber, und das ist der Spitz,
Hat keinen »Spitz«-Namen, er, der »Spitz«!

Der Dobermann

Wißt ihr, wie man den Dobermann
Am allerbesten züchten kann?
Gebt ihm 'ne Dober frau! Zum Winter
Habt ihr dann längst schon Dober kinder!

Nunmehr verlaß' ich in meinem Berichte
Den Bezirk der Rassen-Naturgeschichte.
Ich schild're jetzt eine Begebenheit
Aus meiner Junggesellenzeit:
Ich brachte den Fall in zierliche Verse,
Und wer sie jetzt hören will, der hör' se!

Dreimal klingeln

Liebe, schlanke, blonde Mary ...
Heute hab' ich längst vergessen,
Wie mein kleiner, weißer Terrie
Oft dir auf dem Schoß gesessen.
Wie an frohen Nachmittagen
Du um fünf »zum Tee« gekommen;
Wie, bevor es acht geschlagen,
Schnell du Abschied dann genommen.
Wie geküßt dein Mund, der rote,
Eh' du sagst: »Nun muß ich gehen!« ...
Hans, der Terrie, gibt die Pfote,
Und du lachst: »Auf Wiedersehen!«
Kamst du wieder, blonde Mary,
Deinen Schritt schon auf der Treppe
Hört' mein Hans, der kleine Terrie,
Hört' das Rauschen deiner Schleppe.
Er, der pfiffigste von allen
Kleinen, weißen, schlauen Schlingeln,
Hört' die leisen Schritte schallen,
Hört' das Zeichen! »Dreimal klingeln!«

Dann – kein Halten! Springen, bellen!
Und du Gute lobst ihn tüchtig,
Und du streichelst den Gesellen,
Beinah' werd' ich eifersüchtig.
Das war damals, schlanke Mary ...
Heute hab' ich längst vergessen,
Daß mein kleiner, weißer Terrie
Je dir auf dem Schoß gesessen.
Still zu Hause sitz' ich heute
Bei der neuesten Broschüre,
Da – dreimaliges Geläute,
Und mein Hans stürmt hin zur Türe.
»Hans, wohin soll das denn zielen?
Laß dies Kratzen und dies Quieken!
Willst denn du Portier hier spielen?
Dafür gibt es Domestiken.«
Aber rasend, wie besessen,
Kratz am Türspalt Hans, der Terrie,
Und ein Name, fast vergessen,
Fallt mir ein, der Name: Mary ...
»Mary? sie?« Kein Pfeil fliegt schneller,
Als ich fliege, sie zu holen ...
Ach! – Der Mann vom Kohlenkeller
Hat geklingelt und bringt Kohlen!
Wie ein sturmgeknicktes Aestchen
Trägt mein Hans den Schwanz gesenkt;
Knurrend schleicht er in sein Nestchen,
Und ich weiß, an wen er denkt.
Seh' ich je dich wieder, Mary,
Und ich bleibe wahr und klar,
Muß ich beichten, daß ein Terrie
Treuer ist, als ich es war.
Das klang ein bißchen ernst? Indessen
Ich finde es ganz angemessen,
Hier zwischen all die Heiterkeiten
Auch eine Spur von Ernst zu breiten.
Gönnt mir, in diesem Zusammenhang
Noch einen einzigen ernsten Klang
Und nehmt mit einem Gedicht vorlieb,
Das ich in der Zeit des Krieges schrieb,
Das aber, trotzdem es ernster klingt,
Mir heute noch ganz erträglich dünkt.

Der Hauptmann und sein Hund

Der Hauptmann hätt' sich gern emporgehoben.
Es ging nicht. Seine Hüfte schmerzt zu sehr.
Da blieb er liegen, schaute still nach oben.
Am Himmel zog der Wolken graues Heer.
Die Feuer des Gefechts sind längst verstummt.
Die Freunde und die Feinde sind schon weit.
Kein laut. Kein Schuß. Nicht eine Kugel summt.
Wird man ihn finden in der Einsamkeit?
Still liegt der Hauptmann, reglos, in dem Feld.
Das Korn steht überreif. Was schnitt man's nicht?
Der belgische Bauer gab wohl Fersengeld
Am Tage, da der Deutsche kam in Sicht ...
Wie langsam zieht der Stunden Schar von hinnen;
Die Dichter eines rauhen Tags zerrinnen.
Da ahnt der Hauptmann, daß nur eines frommt:
In Treue warten, bis das Ende kommt.

Die Augen zu – und frohe einstige Zeiten
Sieht er vor seinem Geist vorübergleiten;
Die Abende im Kreise der Kameraden ...
Der Dienst als frisches Lebenszubehör ...
Und dann! das Ballfest bei dem Kommandeur ...
Das schönste Mädchen war zu Gast geladen.
Er wird sie nie im Leben wiedersehen,
Nie wird er, was er fühlte, ihr gestehen ...
Wird nie erfahren, was er selbst ihr gilt.
Ein ander Bild:
Die Junggesellenzimmer,
Die hohen Schränke und die tausend Bücher;
Bescheidener, doch köstlicher Besitz.
Frau Brückner, seine brave Wirtin. Und
– Wie könnt' er ihn vergessen – Fritz der Hund,
Der zottige, der liebe treue Fritz.
Was haben sie mit dem wohl angefangen,
Als Herr und Bursche in den Krieg gegangen?
Wie war das damals mit dem Fritz doch bloß ...
Ganz recht ... er wollt' von seinem Herrn nicht los.
Bis ich das Stichwort sprach: »Kusch, Herrchen
kommt gleich wieder!«
Da streckte er sich folgsam, wartend nieder.
Fritz, wartest du wohl heute noch auf mich?

Und drunten auf der Straße sagte ich
Dann zu Frau Brückner, zu der braven Alten:
»Tun Sie mit ihm, was Sie fürs beste halten« ...
Wie lang ist's her? Steh auf, Fritz! Reck' die Glieder!
Brauchst nicht mehr warten, Herrchen kommt nicht wieder.

Die Nacht brach an. Mild glänzt des Mondes Licht.
Der Hauptmann liegt. Wie lang, er weiß es nicht.
Da war's, als drang ein Schnappern an sein Ohr.
Sein armes Hirn durchzuckt es wie ein Blitz:
»Das ist mein Hund, das ist mein Fritz – mein Fritz!«
Was gaukelt uns die letzte Stunde vor!
Es lohnt ja nicht, die Augen aufzutun;
Zu Hause lebt der Hund, hier end' ich nun
Doch aus dem Schnuppern wird ein leises Stoßen.
Der Hauptmann schaut. Schaut nah, ganz nah,
Des Hundes Augen, diese treuen, großen:
Das ist sein Hund, der Fritz. Der Fritz ist da,
Und sichtbar glänzt im Mondenschein, dem bleichen,
Am Halsband blank des Roten Kreuzes Zeichen.
Das Rote Kreuz, er trägt's wie einen Orden...
Ein Kriegshund also ist der Fritz geworden...
Der Hauptmann möchte jauchzen, möchte sprechen.
»Fritz«, möcht' er rufen, »lieber alter Junge!«
Es geht nicht, ihm versagt die Zunge,
Er stöhnt und fühlt die letzten Kräfte brechen.

Da bellt der Hund, wie nie ein Hund gebellt,
Er heult, daß es zum weiten Walde klingt,
Daß seine starke Stimme schmerzgeschwellt
Noch durch den Wald durch zu den Freunden dringt,
Die im Verbandquartier, dem meilenfernen,
Die Not des Schwerverletzten kennenlernen.
Es heult der Hund, wie nie ein Hund geheult.
Sie sind so weit, sie hören es erst schwach,
Dann stärker, und sie gehen unverweilt
Dem bangen Klang des Hilfeflehens nach.
So wandern mit der Bahre sie zwei Stunden,

Bis sie das Tier und seinen Herrn gefunden.
Der schlug die Augen auf am nächsten Morgen.
Er lag im Feldquartier, war wohlgeborgen.
»Ein Monat!« meint der Arzt, »Sie sind gesund!«
– Da küßte ein Herr Hauptmann seinen Hund.

Nach diesem Ausflug in ernste Zeit
Zurück zu Frohsinn und Heiterkeit!
Vielleicht intressiert Sie's, zu erfahren,
Daß ich als Junge von sechzehn Jahren
Mein erstes Schriftstellerhonorar
– Es waren ganze acht Mark in bar –
Durch einen » Hunde-Witz« gewann,
Den ich für die » Fliegenden Blätter« ersann.
Zwar schrieb ich später Witze en gros,
Doch dieser, mein erster »Witz« hieß so:

»No, Peterle, was macht denn euer kranker Dackl?«

»Dank schön, 's geht ihm wieder besser. Heut hat er schon Fleisch g'fresse, und bis Sonntag, denkt er, daß er wieder ausgehn kann.« –

» Denkt er« – das war des Witzes Kern.–
Uebrigens, meine Damen und Herr'n,
Fiel Ihnen schon die Tatsache ein,
Daß auf jedem Hundertrentenmarkschein,
Der heutzutage in Geld umlauf ist,
Ein Pärchen von unseren Vierfüßlern drauf ist?
Was muß ich hören? Sie sagen: nein?
Betrachten Sie gütigst solch einen Schein!
Sie haben ja, wie ich deutlich sehe,
Viele davon im Portmonnaie.
Nun, bitte, betrachten Sie ihn bloß!
Was steht vorn drauf, ganz deutlich und groß?
» Ein Hund ... und dahinter: ... ert Rentenmark!?«
Das wußten Sie nicht? Na, das ist stark!
» Ein Hund ...«? Nicht wahr? und jetzt noch Eines:
Besehn'n Sie die Rückseite dieses Scheines,
Auch da, in Lettern groß und stark,
Steht wieder: » Ein Hund...ert Rentenmark.«
Na also, Sie sehen, die Sache ist klar:
Auf jedem Schein – ein Hunde-Paar!
Ja, solche Kalauer kann man »per Welle«
Riskieren hier an der Sendestelle,
Denn kein gereizter Zuhörer kann
Hier an den »kalauernden« Redner 'ran!

Doch nochmals riskier' ich sowas nicht!
Zur Sühne jetzt ein recht hübsches Gedicht,
Ein frohes Erzeugnis meines Geistes,
»Hund oder heiraten?« – so heißt es.

Hund oder heiraten?

Jüngling in den reifern Jahren,
Ueberleg dir's hundertmal!
Willst du dir die Ruh' bewahren,
Triff mit Vorsicht deine Wahl!

Nimmst du eine allzu Schlanke,
Wünschst du später, sie wär' rund,
Peinlich ist schon der Gedanke! ...
Kauf dir lieber einen Hund!

Mag der Einfall auch nicht neu sein,
Eins stimmt sicher und genau:
Dieser Hund, der wird dir treu sein –
Weißt du das bei deiner Frau?

Mag dir eine Reise passen,
Kannst daheim du den Wauwau
Beim Portier in Pflege lassen –
Kannst du das mit deiner Frau?

Eine Mitgift – das gesteh' ich –
Hat es nicht, solch Hundevieh.
Aber einen Vorteil seh' ich:
Du verspekulierst sie nie!

So ein Hund weint keine Träne,
Niemals braucht er Aspirin,
Hat des Abends nie Migräne
Und hat nie »nichts anzuziehn.«

Ihm genügt ein Schlackwurstscheibchen,
Nie bestellt er Kaviar,
Und er schenkt (falls er kein Weibchen)
Niemals dir ein Zwillingspaar.

So im Sommer wie im Winter
Ist der Hund stets stubenrein.
Nimm mal an, du hättest Kinder,
Würden die das immer sein?

Schulgeld brauchst du nicht zu zahlen,
– Diese Last fällt gleichfalls aus –
Und ein Hund bringt auch niemalen
Schlechte Zeugnisse nach Haus.

Drum – wist du zur Brautschau fahren –
Ueberleg dir's noch einmal!
Stets die Ruhe zu bewahren
Bleibt das höchste Ideal.

Ist beim Shimmy, Walzer, Ländler
Halb dir schon das Herz entflammt –
Eile, Freund, zum Hundehändler,
Aber nicht zum Standesamt!

Magst du ihn mal nicht mehr leiden,
Dann verkaufst du den Wauwau,
Bloß verkaufen! Nicht erst »scheiden« –
Mach das mal mit deiner Frau!

Es will mir aber so vorkommen, als ob ich heute doch ein bischen zu viel Eigenes gesprochen hätte. Ich will nun mal lieber von einem dichtenden Kollegen reden, der vielleicht auch nicht ganz unbekannt ist. Robert Reinick meine ich, den Maler und Poeten, der 1852 das Zeitliche segnete.

Das bekannteste von den unsterblichen Hundegedichten Robert Reinicks ist vielleicht das:

Der Faule

»Heute nach der Schule gehen,
Da so schönes Wetter ist?
Nein! Wozu denn immer lernen,
Was man später doch vergißt!

Doch die Zeit wird lang mir werden
Und wie bring' ich sie herum?
Spitz! komm her! Dich will ich lehren.
Hund, du bist mir viel zu dumm!

Andre Hund in deinem Alter
Können dienen, Schildwach' stehen,
Können tanzen, apportieren,
Auf Befehl ins Wasser gehen.

Ja, du denkst, es geht so weiter,
Wie du's sonst getrieben hast?
Nein, mein Spitz, jetzt heißt es lernen.
Hier! Komm her! und aufgepaßt!

So – nun stell' dich in die Ecke –
Horch! den Kopf zu mir gericht't –
Pfötchen geben! – So! – Noch einmal!
Sonst gibt's Schläge! – Willst du nicht?

Was? Du knurrst? Du willst nicht lernen?
Seht mir doch den faulen Wicht!
Wer nichts lernt, verdienet Strafe,
Kennst du diese Regel nicht?«

Horch! – Wer kommt? – Es ist der Vater,
Streng ruft er dem Knaben zu:
»Wer nichts lernt, verdienet Strafe!
Sprich! und was verdienest du?«

 

Nicht viel weniger bekannt als diese sinnvollen Verse ist das noch kürzere Gedichtchen:

Der Hund und die Sau

Von Robert Reinick

Hör' einmal, liebwerteste Sau!
Wenn ich's mir so recht beschau',
Muß ich gestehn, daß mich's verdrießt,
Wie du deine Kinder erziehst.

Mitten im Schmutz, tagaus, tagein,
Liegen sie da, als müßt' es sein,
Schrein und quieken und grunzen und schmatzen,
Fressen die unappetitlichsten Sachen;
Wär's nicht traurig, man könnt' drüber lachen.
Hör', Frau Sau, nimm dich in acht!
Deine Kinder, eh' du's gedacht,
Werden – ich sprech', wie ich es meine –
Wenn's so fortgeht, rechte Schweine!«
Kaum hat so der Hund gesprochen,
Fährt die Sau ihn wütend an.
Und was hat er denn getan?
Wahrheit hat der Hund gesprochen,
Ja, die hört nicht jeder an!

 

Gleichfalls sehr bekannt sind die klugen, lustigen Zeilen:

Was gehn den Spitz die Gänse an?

Von Robert Reinick

Es war einmal ein kleiner Spitz,
Der glaubt', er wär' zu allem nütz,
Und kam ihm etwas in die Quer,
Da knurrt und brummt und bellt er sehr!

Nun wackelt einst von ungefähr
Frau Gans mit ihrem Mann daher,
Und vor den lieben Eltern wandern
Die Kinderchen, eins nach dem andern:

Und wie sie um die Ecke biegen,
Da schreien alle vor Vergnügen:
»Seht doch die Pfütze da! – Kommt hin!
Wie herrlich muß sich's schwimmen drin!«

Das sieht Herr Spitz und bellt sie an:
»Weg da! Weg da! Nu seht doch an!
Wie könnt ihr euch nur unterstehn,
Ins Wasser so hineinzugehn?
Wenn ich nicht wär' dazugelaufen,
Ihr müßtet jämmerlich ersaufen!«

Das macht der alten Gans nicht bange!
Sie zischt ihn an wie eine Schlange.
Da zieht mein Spitz sein Schwänzchen ein
Und läßt die Gänse Gänse sein,
Doch knurrt er noch im vollen Lauf:
»Nu, wer versaufen will, versauf'!« –

Die Gänschen aber, trotz dem Spitze,
Sie schwelgen recht in ihrer Pfütze;
Und immer noch aus weiter Fern'
Hört bellen man den weisen Herrn. –
Bell' er, soviel er bellen kann!
Was gehn den Spitz die Gänse an?

 

Ein paar kleine Scherze, die ich zum Teil in Reime gebracht habe, sollen diesen Teil meines Vortrags beschließen; zuerst die Sache von dem bellenden Hund.

 

Es gehn spazieren vor dem Tor
Der Anton und der Theodor.

Da rast ein fremder Hund heran
Und bellt, so laut er bellen kann.

Der Anton, der vor Schrecken fror,
Flieht schleunigst hinter'n Theodor.

Der Theodor vermahnt ihn drum:
»Mein lieber Freund, wie bist du dumm!

Weißt du nicht, wie das Sprichwort spricht?
»Die Hunde, die bellen, beißen nicht!«

»Ich weiß«, spricht da der Anton leis',
Aber weiß ich, ob der Hund es weiß!?«

 

Nebenbei eine kurze Frage, eine noch kürzere Antwort: »Welches Tier kommt auf der ganzen Welt nicht vor? Der Dackel unterm Tisch, wenn man ihn ruft.

Nun eine kleine nette Geschichte, die mir persönlich passiert ist. Ich besaß damals ein entzückendes Kapuzineräffchen und hatte es zu solcher Zahmheit erzogen, daß ich es als Begleittierchen mitnehmen konnte. Einmal wollte ich, mit dem Aeffchen auf dem Arm, in ein großes Bierrestaurant eintreten, wohin ich mich mit Freunden zum Frühschoppen verabredet hatte. Der uniformierte Portier des Bierhauses schnauzte mich an: »Herr! kennen Se nich lesen? Da steht doch jroß un deutlich anjeschrieben: »Hunde dürfen nich mitjebracht werden!« – »Aber erlauben Sie mal,« wandte ich ein, »das ist kein Hund, das ist ein klenes Kapuzineräffchen!« Aber der uniformierte Türhüter machte all meine Frühschoppen-Aussichten zu nichte und donnerte ungerührt: »Herr! Un wenn Ihr Hund zehnmal 'n Affe is, ' rin derf er doch nich!«

 

Das war mein Vortrag, der kunterbunte.
Aus ist die Rundfunk-Hunde-Stunde.
So grüßt, Ihr Hörer in weiter Runde,
Von mir recht herzlich all eure Hunde!
Behandelt sie stets, wie sie's verdienen,
Auf deutsch: seid immer gut zu ihnen,
Seid gut zu Männe, zu Fox, zu Mörchen!
Und nun – einstweilen – »auf Wiederhörchen!«


 << zurück weiter >>