Hildegard von Bingen
Heilwissen
Hildegard von Bingen

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Vom Monatsfluss

Bei zunehmendem Mond mehrt sich das Blut im Weibe wie im Manne, bei abnehmendem mindert es sich, bis zum 50. Lebensjahr. Während sich aber das Blut des Mannes nur bei abnehmendem Monde mindert, wird es bei der Frau auch während der Menstruation geringer. Wenn diese also die Frau bei zunehmendem Monde trifft, dann hat sie mehr Schmerzen, als wenn es ihr bei abnehmendem passirt; denn dann müsste es sich mehren, während es sich mindert. Nach dem 50. Jahr richtet sich Zunahme und Abnahme des Blutes nicht mehr nach dem Mondlauf in solcher behenden Stärke wie vorher, sondern das Blut lässt das Fleisch bis zum 80. Jahr etwas dicker werden, als vorher, weil Abnahme und Zunahme des Blutes aufhört. Nach dem 80. Jahr schwindet Fleisch und Blut des Mannes, die Haut zieht sich zusammen, es entstehen Runzeln, während in der Blüthezeit seine Haut glatt und gespannt war, weil Fleisch und Blut voll waren. Weil nun nach dem 80. Jahr beim Manne Fleisch und Blut dahinwelken, wird er schwach und bedarf wie ein Kind fortwährend der Speise und des Getränkes, um erfrischt zu werden, damit durch die Nahrung ersetzt werde, was er an Fleisch und Blut einbüsst. Bei den Frauen aber hört nach dem 50. Jahr die Menstruation auf, abgesehen von denjenigen, die so gesund und stark sind, dass die Reinigung bis zum 70. Jahr anhält, und dann, wenn das Blut nicht mehr wie zuvor fliesst, wird ihr Fleisch dick bis zum 70. Jahr, weil es dann durch den Blutfluss nicht mehr geschwächt wird. Nach dem 70. Jahr aber (ist es wie bei den Männern nach dem 80.), weil sie schwächer sind als die Männer, während dieses Elend des Greisenalters bei den Männern bis zum 80. Jahr hingehalten wird …

1) Siehe über dasselbe: Osterprogramm des Königst. Gymnasiums 1901, Berlin, Gärtner's Verl.    


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