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V.
Abreise Willibalds und der schwarzen Sybilla.

Am Abende dieses Tages war beim Grafen von Cedernstein abermals große Gesellschaft und es ging dabei nicht weniger hoch her, wie am vorhergehenden Abende. Graf von Sennisheim hatte an der Tafel einen Platz erhalten, von wo aus er dem Hausherrn voll ins Gesicht sehen konnte. Den ganzen Tag über hatte er sich auf diesen Anblick gefreut, denn er hoffte, den Grafen niedergeschlagen und verwirrt zu sehen. Es war nicht gerade der Wunsch, sich an seiner stillen Verzweiflung zu laben, aber diese sollte ihm doch ein sicheres Zeichen sein, daß er nun bald seine Pläne mit Nachdruck ausführen könne.

Aber er hatte sich getäuscht! Cedernstein war niemals ein aufmerksamerer Wirt gewesen. Heute sprudelte er so sehr von Witz und guter Laune, daß jeden Augenblick über seine geistreichen Spässe ein lautes Gelächter erscholl.

Sennisheim stieß seinen Nachbar an und flüsterte ihm zu: »Verstehst Du das? Ich hatte einen zerknirschten und niedergeschlagenen Menschen erwartet, und nun thront er auf seinem Sitze, wie Jupiter über den Göttern.«

»Da er weiß, daß alles verloren,« antwortete sein Nachbar, »so schüttelt er die Sorgen leicht vom Haupte und denkt, er könne den Einsturz seines Gebäudes ebensogut mit Fröhlichkeit wie mit Trauer erwarten.«

»Oder,« sprach Sennisheim, »es geht ihm wie den Sterbenden, die in ihren letzten Augenblicken frei von Schmerzen werden und sich zuweilen so wohl fühlen, wie die Gesunden.«

Als die Fröhlichkeit allgemein geworden war, erhob sich Sennisheim und machte Cedernstein ein Zeichen. Dieser folgte ihm auf dem Fuße, nachdem er seine Nachbarschaft um Urlaub gebeten hatte. Bald hatte sich der Spielsaal mit denselben Gestalten gefüllt, die am vorhergehenden Abende hier versammelt waren. Ehe Cedernstein zu spielen begann, sprach er zu Sennisheim: »Es bringt kein Glück, wenn man mit Schulden zu spielen beginnt. Gib mir den Schuldschein zurück, damit ich meine Verbindlichkeiten decke.« Sennisheim sah ihn groß an, denn er hielt es nicht für möglich, daß der Graf bezahlen könne.

Zögernd nahm er seine Brieftasche hervor, suchte in derselben herum und warf den Schein ärgerlich auf den Tisch. Cedernstein riß das Papier in Stücke und schob ihm einige schwere Geldrollen zu, die mit dem gräflichen Siegel verschlossen waren.

Sennisheim brach sie in der Mitte durch, als ob er sich überzeugen wollte, daß sie auch wirklich Gold enthielten. Ja, es war Gold und an der verlorenen Summe fehlte nichts. Cedernstein warf dem Getäuschten einen schadenfrohen Blick zu und sprach: »Es ist gut und vollwichtig. Du hast mir nur die Mühe des Wiedereinpackens verursacht, denn ehe eine halbe Stunde vergeht, wird es wieder in meinem Besitze sein. Wahrhaftig, ich fühle, daß ich heute Glück haben werde. Setze den ganzen Schwindel, damit Du ihn los wirst.«

»Deine Zuversicht,« antwortete Sennisheim, der sich noch immer nicht von seiner Täuschung erholen konnte; »ist nicht gut. Man hat Beispiele genug, daß gerade die Zuversicht starke Verluste herbeiführte. Eben darum wage ich's. Da liegt der ganze Schwindel!«

Die übrigen Spieler machten ebenfalls ihre Einsätze, das Rad drehte sich, und Cedernstein hatte verloren. Mit lächelndem Gesichte warf er Gold und Banknoten dorthin, wo sein Unglücksstern geleuchtet hatte. Er schien sich aus dem gewaltigen Verluste nichts zu machen, sondern übernahm alle Einsätze.

»Welcher Teufel hat ihm aus der Klemme geholfen?« murmelte Sennisheim. »Das Stückchen von dem Boten ist doch wohl eine Fabel, kann nichts anderes sein. Welch eine Menge Gold der Mensch vor sich liegen hat! Ich begreife es nicht!«

Auch die anderen begriffen es nicht. Sie alle waren mit der festen Erwartung in das Spielzimmer gegangen, Cedernstein werde nur mit Gutscheinen bezahlen und schließlich seinen Zusammenbruch eingestehen. Das gerade Gegenteil fand statt. Wie viel er auch verlor, immer neue Summen kamen zum Vorscheine, er schien in Rothschilds Schuhen zu stecken. Nun, sie brauchten deshalb nicht zu zürnen; floß doch all der Reichtum in ihre Taschen. Ueber kurz oder lang nahm die Herrlichkeit Cedernsteins ja doch ein Ende, und es war klug, vorher soviel als möglich von seinem Reichtume einzusäckeln. Mit Ausnahme von Sennisheim, der einen bestimmten Zweck verfolgte, wurden sie alle immer aufgeräumter, und an die Stelle der verbissenen schweigsamen Stille, die sonst bei einer solchen Spielergesellschaft zu herrschen pflegt, trat eine lebhafte, von Lustigkeit und Mutwillen überschäumende Unterhaltung.

Aber so sollte es nicht bleiben. Das Glück, das ihnen so lange günstig gewesen war, schlug sich plötzlich auf Cedernsteins Seite und hielt mit einer solchen Beharrlichkeit stand, daß seine Verluste bald gedeckt waren. Die Fröhlichkeit verstummte. Nur Cedernstein blieb heiter und geißelte die Verlierenden mit beißenden Bemerkungen, die ihnen das Blut in die Schläfen jagte.

»Wer den Schaden hat, der braucht nicht für den Spott zu sorgen!« warf Sennisheim mit zitternder Stimme hin und legte seine letzte Barschaft auf den Tisch. Sie ging verloren. Da wandte er dem Spielsaal zähneknirschend den Rücken, dem die übrigen wie gerupfte Hähne folgten. Das außerordentliche Glück blieb Cedernstein auch an den folgenden Abenden treu. Da blieben die Spieler aus. Einer nach dem anderen wurde unsichtbar, und da sie füglich nun auch an den Gastereien nicht mehr teilnehmen konnten, wurden auch diese seltener.

Niemand freute sich darüber mehr als Gräfin Isabella. Sie schrieb die glückliche Wendung einer Umkehr zum Besseren zu und dankte dafür Gott in heißen Gebeten. Eins aber blieb ihr unbegreiflich. Bisher hatte sich ihr Gatte fast immer in Geldverlegenheiten befunden, und sie hatte nicht selten gezittert, wenn ellenlange Rechnungen und scharfe Mahnbriefe kamen. Jetzt wurde alles bar bezahlt, und der Graf trug auch eine Menge alter Schulden ab. Woher kam das Geld? Hatte ihm sein Spielglück so viel eingetragen oder waren ihm neue Hilfsquellen erschlossen worden?

Sie konnte sich auf diese Fragen keine Antwort geben, denn Cedernstein hatte sie niemals in die Geldangelegenheiten eingeweiht. Wenn sie eine darauf bezügliche Frage tat, so fuhr er sie gewöhnlich so hart an, daß sie gern schwieg. Auch jetzt fragte sie nicht. Sie war schon zufrieden, daß endlich das Spiel aufhörte. Was man erhofft, das glaubt man gern. Auch die Gräfin war überzeugt, daß dem ersten Schritte der Besserung der zweite und dritte folgen werde.

»Wie wäre es,« wagte sie eines Tages zu sagen, »wenn wir einmal einen Sommer auf dem Lande zubrächten? Ich würde mich außerordentlich freuen, statt in den staubigen Straßen der Stadt in unserem schönen Parke zu wandeln und mich an der Natur zu freuen. Cedernstein ist im Sommer viel schöner als im Winter. Wir brauchten ja doch nicht ganz ohne Gesellschaft zu sein.«

»Ich habe denselben Gedanken schon mit mir herumgetragen,« antwortete der Graf. »Es liegt mir am Herzen, unseren Landbesitz abzurunden. In der letzten Zeit haben sich die Verhältnisse so günstig gestaltet, daß es mir nicht schwer fallen wird. Fürchte aber deshalb nicht, daß wir uns einschränken müssen. Wir brauchen uns nichts zu versagen und werden auch noch unsere Schulden tilgen.«

»O, ich ließe mir gern jede Einschränkung gefallen,« antwortete Isabella. »Im Grunde genommen, denke ich mir das Leben viel angenehmer, wenn jeder Ausgabe eine Berechnung vorhergehen muß. Wann werden wir abreisen?«

»Bald, Isabella. Ich habe nur noch einige kleine Angelegenheiten zu ordnen. Dann steht nichts mehr im Wege. Sagen wir in etwa vierzehn Tagen.«

Die Gräfin war überglücklich und ließ sogleich mit dem Packen beginnen, damit kein Tag unnötig verloren gehe. –

Eines Morgens, als sich die Bewohner der Hauptstadt kaum aus ihren Betten erhoben hatten, wurde an Fiedlers Türe geschellt. Magdalena, die eben im Begriffe war, ihrem Herrn das Frühstück zu bringen, blieb wie versteinert stehen. Willibald war im Hause. Wer konnte also schellen? Solange sie in Fiedlers Diensten stand, war es noch niemals geschehen, daß um diese Stunde des Tages jemand Einlaß begehrt hatte. Sie besann sich deshalb auch, ob sie öffnen solle oder nicht. Da ertönte die Glocke zum zweitenmal und zwar so heftig, daß sie beinahe die Teekanne auf den Boden hätte fallen lassen.

Zitternd schob sie den Riegel zurück und öffnete behutsam nur so weit, daß sie durch den Spalt lauern konnte.

Der Außenstehende machte nicht viel Umstände, sondern drückte mit kräftiger Hand auf und ging an ihr vorüber in die Stube des Malers. »Ah,« flüsterte Magdalena, »er ist's! Wer hätte auch an ihn denken können?«

»Ich komme, um Ihren Zögling abzuholen!« sprach der Fremde zum überraschten Lehrer Willibalds.

Fiedler hatte in der letzten Zeit viel daran gedacht, daß es bald so kommen würde, und er hatte sich die Notwendigkeit eines Wechsels oft genug wiederholt. Jetzt, wo der Fall wirklich eintrat, war es ihm, als wenn jemand einen gewaltsamen Schlag gegen sein Herz geführt hätte. Zwar mußte er sich selbst gestehen, daß er zu der glänzenden Entwicklung Willibalds nicht viel beigetragen, sondern daß die Kraft mehr von innen heraus getrieben und gewirkt hatte. Der Knabe war ihm jedoch ans Herz gewachsen, und da Fiedler selbst kein berühmter Mann werden konnte, so klammerte er sich ängstlich an denjenigen, der es ganz sicher werden mußte.

»Muß es jetzt schon sein, mein Herr?« fragte der arme Maler daher mit tonloser Stimme.

»Allerdings,« antwortete Cedernstein. »Die Frist ist abgelaufen, ich werde ihn sogleich mitnehmen.«

»Ich verliere ihn nicht gern,« sprach Fiedler, »und es wird Zeit kosten, bis ich über den Schmerz der Trennung hinweg bin. Wo, mein Herr, werde ich ihn zu suchen haben, wenn ich es einmal durchaus nicht länger ohne ihn aushalten könnte?«

»Das wäre schwer zu sagen. Willibald bleibt nicht in Europa. Wo er aber seinen Wanderstab niederlegt und seine dauernde Wohnung aufschlägt, das ist noch nicht bestimmt. Ich kann Ihnen also nichts darüber sagen. Wenn ich's aber könnte, so sollte es doch nicht geschehen, denn Sie wissen, daß – – –.«

»Ah ja, ich vergaß einen Augenblick, daß er für die Welt gleichsam verschollen sein soll. Mir kommt das Recht nicht zu, nach der Ursache zu fragen. Ich meine jedoch, ein Künstler kann nur dann das Höchste vollenden, wenn er an die Öffentlichkeit tritt und die Welt über ihn zu Gericht sitzt.« Dem Grafen waren diese Auseinandersetzungen augenscheinlich unbequem. Er trat von den Bildern seines Schützlings, die er angelegentlich betrachtet hatte, zurück, und entgegnete kurz:

»Was Sie da sagen, Meister, wird sich schon von selbst finden. Wenn der junge Mann bis jetzt in der äußersten Verborgenheit gelebt hat, so war das eine Notwendigkeit, die durch nicht zu erörternde Verhältnisse bedingt wurde. Ich kann Ihnen nur sagen, daß nichts versäumt werden soll, ihn zu einem tüchtigen Manne zu machen.«

»Wenn das geschehen soll, darf er nicht in der Unwissenheit fortleben, die ihn bis jetzt gehindert hat, aus dem Born der Geschichte zu schöpfen.«

»Auch darüber können Sie sich beruhigen, Fiedler. Er wird Studien machen. Ich nehme Willibald jetzt mit mir. Sie werde ich der Unterstützung nicht berauben, die Sie genossen haben. Wegen Ihrer guten Dienste soll ein Jahrgehalt Sie von allen Sorgen für Ihren Unterhalt befreien. Eine Bedingung stelle ich: Sie müssen dem Knaben für die Zukunft fernbleiben, dürfen weder seinem Aufenthalte nachforschen, noch in Briefwechsel mit ihm treten. Sobald Sie dieses Gebot übertreten, hört die Unterstützung auf.«

»Das ist eine harte Bedingung, mein Herr,« antwortete der Maler mit einem Seufzer, »aber ich muß wohl darauf eingehen.«

»Wo ist Willibald?« fragte Cedernstein. »Ich kann nicht lange warten.«

Fiedler zog eine Klingel. Bald nachher kam Willibald die Treppe herab und ging dem Grafen mit freundlichem Lächeln entgegen.

»Nimm Abschied von Deinem Lehrer,« sprach dieser, »denn Du wirst nun das Haus verlassen und nicht wiederkehren.«

Dem Schüler erging es nicht anders als dem Meister. So lange hatte er sich nach diesem Augenblicke gesehnt und in den letzten zwei Monaten die Tage und Stunden gezählt. Jetzt kamen ihm plötzlich Tränen in die Augen. Sich niederbückend und die Arme um den lahmen Meister legend, küßte er dessen Wangen und schluchzte leise. »Meister,« flüsterte er wehmütig, »ich bin Euch so viel Dank schuldig, daß ich niemals gutmachen kann, was Ihr an mir getan habt. Wäre es nicht meiner Mutter wegen, so bliebe ich am liebsten für immer bei Euch.«

»Ziehe mit Gott, mein Sohn,« sprach Fiedler gerührt. »Die Welt und bessere Lehrer als ich werden deine reichen Anlagen zu schöner Blüte bringen. Du wirst bald einsehen, daß Dir der alte Fiedler nichts mehr zu geben vermochte, als seine väterliche Liebe. Lebe wohl! Vergiß mich nicht!«

Als sich die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, winkte Cedernstein einen Wagen herbei, der sie nach einem am Strome gelegenen Gasthof brachte. In einem prächtigen Zimmer, das der Graf sorgfältig abschloß, sollte Willibald seine Mutter erwarten.

Während Willibald das Leben und Treiben auf dem Strome verwundert beobachtete, fuhr Graf Cedernstein zum bescheidenen Landhause der »schwarzen Sybilla« hinaus.

Er fand sie zwischen einem Berge von Koffern und Kasten.

»Das soll doch wohl nicht alles mit?« fragte der Graf.

»Freilich,« gab Paula zur Antwort. »Auf einer so langen Fahrt braucht man viel, und ich trenne mich nicht gerne von liebgewordenen Dingen.«

Wallram von Cedernstein hatte Willibalds Gepäck kurzerhand dem alten Fiedler und seiner Haushälterin hinterlassen. Am liebsten hätte er es hier ähnlich gemacht. Wissend, wie schwer es ist, Frauen einen für notwendig gehaltenen Koffer abzuschwatzen, sagte er nur kurz: »Ich wünsche glückliche Überfahrt!«

Dann versah er Paula reichlich mit Taschengeld. »Die Fahrscheine sind gelöst. In New-York kannst Du beim Bankhause Meyer Brothers nach Bedürfnis erheben. Hier ist die Anweisung. Das Bankhaus ist in Kenntnis gesetzt.«

Kurz darauf rollte der Wagen mit dem Grafen und Paula davon. Ein paar Neugierige hatten sich eingefunden. Niemand beachtete sie. Geheimnisvoll wie die »schwane Sybilla« gekommen, war sie davongefahren. Bald lebte die einsame Frau nur noch in der Erinnerung der Vorstadtbewohner.

Das Wiedersehen!

Ein Jahrzehnt lang hatte Paula sich danach gesehnt. Nun war die Stunde angebrochen.

Hörbar klopfte ihr Herz, indes der Wagen unaufhaltsam dem entgegenrollte, der ihrer sehnsüchtig harrte.

Willibald stand noch am Fenster, als sich die Türe öffnete: Jetzt wandte er sich um und stürzte der Mutter entgegen. Trotz der langen Trennung hatte er ihr Bild getreu in seinem Herzen bewahrt und erkannte sie auf den ersten Blick. Paula aber fand statt des Kindes einen Jüngling. Jeder Zug an ihm war Spalding. Mit unaussprechlichem Glücke öffnete sie die Arme, drückte ihn an ihre Brust und weinte Tränen der Freude.

Cedernstein stand abseits und beobachtete das Bild. Ihm selbst hatte der Himmel Kinder versagt. Er kannte das Glück nicht, das Paula in diesem Augenblicke empfand, aber es zog doch eine Ahnung durch seine Seele. Er wurde weich und fühlte eine seltene Rührung. »Hättest du einen solchen Sohn gehabt,« dachte er, »so stände es vielleicht besser um dich. Mein Leben war ein beständiges Haschen nach Festen und Vergnügen. Dabei ist das Herz allmählich so kalt und teilnahmlos geworden, daß nur noch die Sucht nach Glanz und Besitz übrig geblieben ist. Isabella, ich fange an zu begreifen, daß man arm und doch glücklich sein kann.«

Die sanfte Regung, die da seine Brust durchzog, dauerte nur wenige Augenblicke. »Macht ein Ende,« sagte er. »Wir dürfen das Schiff nicht verfehlen. Auf Deck bleibt Euch Zeit zum Kosen und Plaudern.«

Mutter und Sohn folgten ihm zum Wagen. Bald hatten sie den Hafen erreicht. Dort wirbelte der kleine Dampfer, der sie zum großen Seeschiffe bringen sollte, seinen Rauch schon in die Luft, und die Fahrgäste drängten herbei, um beim ersten Zeichen der Glocke sich an Bord zu begeben. Unter den Neugierigen, die der Abfahrt zuschauten, befand sich auch Graf von Sennisheim. Als er den Cedernstein sah, reckte er verwundert den Kopf in die Höhe und murmelte: »Was macht denn der hier? Schau', er hat Begleitung, eine Frau und einen Knaben. Sie sehen mir nicht danach aus, als wenn er von ihnen die großen Geldsummen empfinge, mit denen er seine Gläubiger befriedigt.«

Es war Sennisheim ein Leichtes, durch den Gepäckträger den Gasthof ausfindig zu machen, aus dem Graf Cedernstein seine Begleitung zum Hafen gebracht hatte, um damit auf die Spur der »schwarzen Sybilla« zu kommen.

Sennisheim hatte die Absicht, sich Cedernstein zu nähern, aber ehe er ihn erreichte, hatten die drei schon den Dampfer betreten.

Nicht lange nachher setzte sich das Schiff in Bewegung und fuhr dem Meere zu. Dort lag der Schnellsegler »Amerika« in Bereitschaft. Die Fahrgäste begrüßten ihn mit lautem Hurra und kletterten an Bord. Der Graf nahm Abschied von Mutter und Sohn und dampfte wieder nach der Stadt zurück. Ehe er zu seinem Hause fuhr, nahm er bei Fiedler Willibalds Gemälde in Empfang. Er und seine Gattin verließen mit dem nächsten Zuge die Stadt. Die Dienerschaft mit dem Gepäcke, den Wagen und den Pferden sollte nachkommen.


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