Emmy Ball-Hennings
Blume und Flamme
Emmy Ball-Hennings

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Die Geschichte mit Herrn Lassen

Jetzt weiß ich nicht, ob ich meine Geschichte hier beenden oder beginnen soll. Ist sie überhaupt da, wird sie auf der ganzen Strecke sein. Überall und nirgends.

Es ist mitten in der Nacht, da ich diese Aufzeichnungen mache. In einem einsamen Bergdorf sitze ich beim Schein der Kerze, da ich kein elektrisches Licht habe. Vielleicht reicht das Licht noch für einige Stunden. Wohl kann ich ja auch im Dunkeln mein Leben bedenken, aber zum Schreiben braucht es Licht. Liebes Licht, das hell genug gibt. Und dann das schweigende Zimmer, das mir zu lauschen scheint.

Schön wäre es, wenn ein Engel ins Zimmer käme, es könnte ein Engel ohne Flügel sein, der mich fragte:

»Verstehst du auch, was du geschrieben hast und schreiben willst?« Dann würde ich vielleicht unsicher antworten: »Wie soll ich, wenn niemand es mir erklärt? Das Leben ist schwer begreiflich.« Dann würde der Engel sagen: »Sei still, sehr still. Dann begreift das Leben dich.«

Dann wäre ich still, und alles Ungefähre würde weichen.

 

Warum ich zögere weiterzuschreiben? Weil mir ist, als könne ich einen Sprung machen, einen großen Sprung, und genau so gut eine Geschichte aus der Gegenwart als aus der Vergangenheit erzählen, da ich mit einigem Staunen feststelle, daß ich mich seit meinem siebzehnten Jahre so wenig 288 verändert habe wie das Meer, wie die Ostsee meiner Heimat, nach der ich mich oft zurücksehne und die doch in mir geblieben ist. Dort, wo ich mich einmal bemühte, vergeblich bemühte, die Wellenstreifen zu zählen, fällt eine Welle in die andere, als wolle sie sagen: Ich gehe mir nicht nach, und immer werde ich wiederkommen. Die Welle bleibt im Meer und rauscht das immer selbe Wort »Amen«, sonst nichts.

 

Ich zögere weiterzuschreiben, weil ich genau weiß, daß ich nicht zu jenen Menschen gehöre, die sich beharrlich und zielbewußt eine Existenz aufbauen. Dieses bewußte, planmäßige Vorgehen ist mir versagt. Dennoch darf ich von mir sagen, daß ich kein haltloser Mensch bin, nur schmiegsam, vielleicht manchmal etwas zu schmiegsam. Gewiß kann jeder an sich arbeiten, und dies will auch ich nie unterlassen. Es gibt aber gleichwohl einige Anlagen, die dem Menschen angeboren sind und die er nicht bekämpfen, nur dem Guten nutzbar machen kann. Nach außen hin habe ich nie etwas Besonderes werden wollen, daran lag und liegt mir nichts, doch mußte ich das Leben durchsetzen, das in mir war, und dieses schon ist nicht leicht.

Dienstmädchen bin ich nicht geblieben, nur leicht dienbar jedem Zufall, der Schicksal sein kann. Hier könnte ich schon ein Liedlein singen: Ich hatte sechs Gewerbe, als siebentes die Not. Und mehr noch. Gewonnen habe ich, glaube ich, nur durch die Not, doch war dies ein Gewinn, der sich nicht mit Händen greifen läßt.

Mit siebzehn Jahren besaß ich allerdings ein Sparkassenbuch, doch habe ich es nicht zu meiner 289 Gewohnheit gemacht, Geld anzuhäufen, wofür man sich ja doch nur vergängliche Dinge kaufen kann. Gewiß, man braucht auch diese Dinge, doch sehr mit Maß und Ziel. Nicht, daß ich das Geld verachtet hätte, vielleicht war es umgekehrt, es hatte eine Abneigung gegen mich, doch läßt sich dies ertragen. Man muß in diesem Punkt der Vorsehung viel überlassen, denn es gibt nichts, wodurch der liebe Gott sich so sehr verführen läßt, uns beizustehen, als durch das Vertrauen, das wir ihm entgegenbringen. Mich in dieser Kunst zu üben, habe ich reichlich Gelegenheit gehabt, manchmal gezwungenermaßen, dann aber auch freiwillig, bis ich es fix und fertig zu können glaubte. Selbst wenn es dem lieben Gott ein bißchen zuviel gewesen wäre, von meiner kleinen Person so sehr in Anspruch genommen zu werden, wäre ihm gar nichts anderes übriggeblieben, als mir beizuspringen, da ich nämlich so ziemlich überall, wo ich hinkam, einfach hinausgeworfen wurde, um es auf gut deutsch zu sagen. Ich weiß, daß dies keine Empfehlung für mich ist, aber es gibt ja nun einmal Leute, die man nicht ohne weiteres brauchen kann, und zu denen gehöre ich vielleicht noch heute. Vielleicht kann jemand an mir lernen, wie man es nicht zu machen hat, wenn ich auch zugeben will, daß eines sich nicht für alle schickt.

Es hat gewiß nicht jedes Mädchen ein Sparkassenbuch mit zweiundvierzig Mark. Ich aber hatte es, und es ist nicht ausgeschlossen, daß es das Geld war, das mich im Weißen Roß zu Fall brachte.

Möglich, daß mir dieses Geld ein bißchen zu Kopf gestiegen war, es gab mir im Anfang nur eine 290 angenehme Sicherheit. Fünf Mark hob ich ab, weil ich auf den Jahrmarkt mußte, um im Hippodrom sechsmal zu reiten, da ich zu diesem vornehmen Sport sonst keine Gelegenheit hatte. Im Hippodrom traf ich meinen früheren Spielkameraden, den jungen Sargmacher Michelsen, der grad schlecht bei Kasse war und den ich deswegen einladen mußte, wenigstens dreimal neben mir zu reiten, wozu er gern bereit war. Die Runden waren alles in allem auf drei Mark und sechzig Pfennig gekommen, ein Heidengeld, doch hatte es sich gelohnt, denn das Reiten war ein unwiderstehlich hübsches Vergnügen. Dann hatten wir uns jedes ein Glas Kokosmilch geleistet um vierzig Pfennig. Und da ich mich plötzlich lebhaft für die »Dame ohne Körper« interessierte, für den schönen, frei schwebenden Kopf, den ich, wie er sich mir präsentierte, für ein wunderliches Geschöpf Gottes hielt, sahen wir uns auch dieses an. Das kostete nochmals vierzig Pfennig, aber es lohnte sich ebenfalls. Nein, um das Geld tat es mir nicht leid. Der seltsame Frauenkopf mit dem geheimnisvollen Sphinxlächeln konnte wahrsagen, nicht viel, aber immerhin etwas: »Man wird Sie überall liebhaben, aber Sie werden viel leiden in der Welt.«

Mochte das stimmen oder nicht, man zahlte ja auch für minderwertige Wahrheiten gerne vierzig Pfennig. Schließlich war das Geld zum Kreisen bestimmt. Was brauchte es immer und ewig auf der Bank zu liegen? Dort hatte es sich lange genug ausgeruht. Einmal mußte es springen und unter die Leute gebracht werden. Frau Wronski, der ich noch mehrmals Mittagessen brachte, auch ihren Windhund mit Knochen versorgte, hatte mir auf 291 einen Schlag fünf Mark in die Hand gedrückt. Vielleicht ein Pauschaltrinkgeld auf ein Vierteljahr voraus, doch wissen konnte man es nicht. Vom letzten Hochzeitspaar, das bei uns übernachtet hatte, war mir eine ganze Mark überreicht worden, dies für eine einzige Nacht, und es gab ja noch so viele Nächte, in denen Gäste kommen würden . . . Fünfzig Pfennige hatte ich beim Aufräumen der Gaststube gefunden, wie der Fußboden überhaupt eine nette Einnahmequelle für mich war. Die Gäste ließen oft Geld fallen, sie hatten ja recht, da es immer wieder frisches Geld gab. Mir floß viel zu. Vielleicht war es so: Je mehr man ausgab, um so mehr nahm man ein. Ah, da sollte es an mir nicht fehlen.

Mit solch angenehmen Gedanken stand ich eines Nachmittags am Büfett, um die Gläser zu putzen. Das Lokal war leer. Nur Herr Ziel, mein Dienstherr, saß mit Herrn Lassen bei einem Glas Bier in einer Nische, die ich, verschanzt hinter einer Anzahl Flaschen, gut übersehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Sonderlich neugierig war ich grad nicht, doch sah ich ein wenig durch die Flaschen hindurch, da ich das Gespräch der beiden Herren vernahm. Es handelte sich um eine recht ernste Angelegenheit, die Herr Lassen seinem Gegenüber eindringlich vortrug.

»Lieber, guter Herr Ziel, tun Sie mir den einzigsten Gefallen und helfen Sie mir nur noch dieses eine Mal. Sie dürfen versichert sein, daß ich Sie dann niemals wieder um etwas bitten werde.« So flehte Herr Lassen.

Herr Ziel machte ein nachdenkliches Gesicht und kratzte sich hinterm Ohr: 292

»Tja, mein lieber Herr I,assen, was kann ich da machen? Es geht nicht. Es geht einfach nicht. Es geht mit dem besten Willen nicht.«

»Ach, doch. Es ginge schon mit etwas gutem Willen. Ich kann Ihnen die dreitausend Mark in wenigen Tagen zurückgeben. Ich brauche das Geld nur für die kurze Zeit, da ich die Kassenrevision erwarte. Sie wissen doch, daß das Geld bei mir sicher ist.«

»Ja, ja, ich weiß . . .«

»Sie sagen das so skeptisch . . .«

»Finden Sie nicht, daß ich Grund dazu habe?« fragte Herr Ziel etwas scharf.

Der arme Herr Lassen sah ganz bleich und tiefbekümmert aus. Es war mir klar, er war in Geldverlegenheit. Daß das vorkommen konnte! Ja, ja, da lebte unsereins in Saus und Braus, ritt im Hippodrom, ließ sich von einem Kopf wahrsagen, fuhr Wasserrutschbahn, während es Leute gab, die vor Sorgen nicht aus und ein wußten. Dieser arme, gedrückte Herr Lassen! Er war sogar ein Verwandter von mir, obwohl er selbst nichts davon wußte. Mein Verwandter blieb er darum doch. Ein Vetter von mir hatte eine Kusine von Herrn Lassen geheiratet, also war ich mit ihm verwandt. Eigentlich war man ja mit allen verwandt, auch mit Herrn Ziel.

»Bitte, geben Sie mir doch das Geld. Leihen Sie es mir, einzigster Herr Ziel, Sie haben es doch.«

Wenn man doch zaubern könnte! Ich hätte gern einen kleinen Zettel an den Tisch gezaubert: »Wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.« Es wäre mir ja nicht darauf angekommen, mich direkt in die Sache hineinzumischen, einfach an 293 den Tisch zu treten und gründlich mit Herrn Ziel zu sprechen, doch konnte dies den Herren unangenehm sein.

Ich putzte sehr lange am letzten Glas herum, das längst klar war, doch konnte ich nicht vom Büfett weg. Ich mußte wissen, wie die Sache ausging. Vielleicht ließ Herr Ziel sich doch noch erweichen.

Herr Lassen war schon ganz schwach in der Stimme:

»Bester Herr Ziel, ich bin ein für allemal ruiniert, wenn Sie mir nicht helfen. An wen soll ich mich denn wenden, wenn nicht an Sie? Sie allein kennen die Geschichte. Und stellen Sie sich vor, was es heißt. Stellen Sie sich vor, Sie müßten auf zwei Jahre ins Zuchthaus . . .«

Zuchthaus?!

Deutlich sah ich, daß Herr Ziel nicht die mindeste Lust hatte, sich die zwei Jahre Zuchthaus vorzustellen. Er nahm einen gehörigen Schluck Bier und sagte:

»Ja, mein Lieber, das hätten Sie alles früher bedenken sollen. Ich kann mich nicht noch einmal in die Sache mischen.«

Mamsell hatte ja ungefähr dreitausend Mark auf der Kasse, und Detleff, der Hausknecht, hatte sich auch im Lauf der Jahre manches erspart. Ich wußte zwar nicht, wieviel. Im Verhältnis zu den andern war ich in der Geldsparerei ja noch Anfängerin, aber immerhin. Es war doch wohl gleichgültig, ob das Geld einige Tage auf der Bank oder im Kassenschrank von Herrn Lassen lag. Dieses Sträuben von Herrn Ziel war beinahe albern, dumm war es . . . Gott, wie Herr Lassen stöhnte! Er war 294 nahe am Weinen, und wenn Männer weinten, stand es schlimm. Ich sah durch die Flaschen, die ein wenig aneinanderklirrten. Herr Ziel bemerkte mich, doch schnell gefaßt lächelte ich ihm so harmlos zu, als befänden wir uns in den harmonischsten Verhältnissen. Er lächelte sogar freundlich zurück, und ich rief ihm leise zu: »Noch ein Bier, Herr Ziel?«

»Danke, ich hole mir nachher schon selbst. Sind Sie dort fertig, gehen Sie nur in die Küche.«

Herr Ziel sagte dies so milde, daß ich für möglich hielt, daß er Herrn Lassen die kleine Gefälligkeit mit den dreitausend Mark doch noch erweisen würde. Ich verschwand also nicht ohne Hoffnung, ging aber nicht in die Küche zurück, sondern wartete in der Einfahrt, bis Herr Lassen aus der Wirtschaft kam, was indessen noch etwa eine halbe Stunde dauerte. Eigentlich hätte ich mir solche Pausen während der Arbeitszeit nicht erlauben dürfen, doch fragte ich wenig danach, mir ohne Bedenken einfach Freizeit zu nehmen, da es sich um eine Sache handelte, in der ich leicht Rat wußte.

Es war ein scheußliches Vorfrühlingswetter. Es regnete und stürmte zugleich, und ich war froh, als ich Herrn Lassen mit hochgeschlagenem Kragen, den Hut tief ins Gesicht gedrückt, plötzlich über den Platz eilen sah. Um ihn einzuholen, mußte ich laufen; ich rief ihm gegen den Sturm nach: »Herr Lassen! Herr Lassen!« Er hörte nicht, doch bekam ich ihn von rückwärts am Ärmel zu fassen. Gott, war der Mann nervös! Er zeigte mir ein völlig zersprengtes Gesicht, als ich ihn rasch fragte: »Nun, wie ist es geworden? Haben Sie das Geld?« 295

Völlig geistesabwesend starrte er mich an: »Was für Geld?«

Was mochte nun dieses weltfremde Getue bedeuten? Was für Geld? Drauf rief ich ihm gegen den Wind zu, daß ich natürlich die dreitausend Mark meine, die ihm fehlen. Je mehr ich ihm erklärte, um so begriffsstutziger wurde er. Es genügte Herrn Lassen nicht, daß ich ihm erklärte, daß ich Helga aus dem Weißen Roß sei und zufällig die ganze Geschichte mit angehört habe, und daß dieses Geld leicht zu besorgen sei. Er möge mich nur für zehn Minuten in die Wirtschaft »Zur Schwarzen Jette« begleiten, wo wir die Sache besprechen könnten. Herr Lassen war so verwirrt, daß er ins »Weiße Roß« zurück wollte, doch hielt ich ihn gewaltsam davon ab, denn ich konnte mich doch nicht dort, wo ich im Dienst war, von Herrn oder Frau Ziel bedienen lassen. Das ging doch nicht. Endlich, nachdem wir uns auf dem Platz gehörig hatten durchwehen lassen, gab Herr Lassen nach und ließ sich von mir zur Schwarzen Jette führen, wo ich ihm klipp und klar meinen Plan auseinandersetzte, dies nicht, ohne vorher zwei heiße Grogs bestellt zu haben. Diskret flüsterte ich der Kellnerin zu: »Auf meine Rechnung«.

Nun war Herr Lassen zwar schon ein Mann von gut fünfzig Jahren, mit einem glattrasierten, etwas abgespannten Schreibstubengesicht, und er hatte eine recht stattliche Figur; doch an diesem Abend war er von kaum beschreiblicher Verlegenheit und hilflos wie ein Kind, das ich zu bemuttern suchte, um im nächsten Augenblick selbst verlegen zu werden. Dann wieder, um ihn aus seiner eigentümlichen Erstarrung herauszubringen, stieß ich 296 mit ihm an, ermunterte ihn zum Trinken. Nahm dabei natürlich selbst einen gehörigen Schluck von einem starken Getränk, das zu trinken ich nicht gewohnt war, aber bei der Schwarzen Jette gab's keine Limonade. Das Lokal war dicht besetzt von Arbeitern, die mich von Ansehen wohl kannten. Für geheime Unterredungen war es hier nicht grad der passende Ort. Drum dämpfte ich die Stimme, war jedoch bei dem lärmenden Gewirre, das in der Wirtschaft herrschte, genötigt, etwas dichter an Herrn Lassen zu rücken, als dies eigentlich schicklich war: Ich raunte Herrn Lassen zu, daß ich noch heute abend mit Mamsell sprechen würde und daß ich fest davon überzeugt sei, sie würde Herrn Lassen mit Vergnügen das Geld leihen. Da ich nicht hätte vorher wissen können, ob dies Herrn Lassen recht sei, nur aus diesem Grunde hätte ich noch nicht mit Mamsell gesprochen. Hätte ich die Sache heute früh gewußt, wäre das Geld schon längst in Herrn Lassens Händen. So müsse er leider bis morgen abend warten. Ob das anginge.

Endlich begann Herr Lassen aufzutauen, doch hielt er mir eine lange Flüsterrede, daß er mein Anerbieten nicht annehmen könne, und ich möge meinerseits bedenken, daß es eine gewagte Sache sei, Mamsell einzuweihen, warum und wofür das Geld benötigt würde. Herr Lassen müßte Mamsell doch eine Quittung geben.

Quittung? Wozu, wofür? Wie man sich leicht wird vorstellen können, gab es bei dieser Unterredung ein langes Hin und Her. Was tatsächlich in Herrn Lassen an diesem Abend vorging, das kann ich noch heute nicht beurteilen. Was ich vorschlug, war allenfalls etwas sehr Ungewisses, da 297 ich selbst nicht imstande war, ihm das Geld zu geben. Ich glaubte verfügen zu können über etwas, was mir nicht gehörte, weil ich felsenfest auf Mamsells Güte baute. Verstand ich es denn so vorzüglich, Herrn Lassen zu bereden, an diese Hilfe zu glauben? An eine Hilfe, die ich ihm mit meiner ganzen Kraft erst einreden mußte? Nach langem Zögern erlaubte er mir, mit Mamsell zu sprechen, sie um das Geld zu bitten, doch nur unter der Bedingung, daß ich ihr die Wahrheit anvertraute. Mir war, als bereue Herr Lassen seine Veruntreuung aufs tiefste, und immer wieder wollte er davon anfangen, als sei er mir eine Erklärung schuldig, während dies mich doch nichts anging. Jetzt war das Geld das einzig Wichtige, und für den nächsten Abend verabredeten wir, uns etwas später, nach dem Abendessen, bei der Schwarzen Jette zu treffen. Ich wollte mir meinen freien Abend geben lassen und meinen Eltern schreiben, daß ich verhindert sei, zu ihnen zu kommen.

 

Bei meiner Rückkehr ins Hotel entschuldigte ich mich bei Mamsell meines langen Ausbleibens wegen, und erst nachdem wir die Küche aufgeräumt hatten, trug ich ihr den Fall Lassen vor, ob Mamsell nicht so gut sein wolle, das Geld gleich morgen von der Bank zu holen, damit ich es Herrn Lassen überbringen könne, oder, wenn es ihr recht sei, könne sie mich zur Schwarzen Jette begleiten, damit ich sie mit Herrn Lassen bekannt machen könne. Was Mamsell darauf erwiderte? Ich will es lieber nicht hierhersetzen. Es war ja völlig gleichgültig, was sie sagte. Es war ja nicht des Geldes wegen . . . Aber daß sie es mir nicht geben 298 wollte! Meine Enttäuschung war vollkommen, und diese Enttäuschung war nicht nur Herrn Lassens wegen. Wir waren ja feine Leute! Detleff, den ich persönlich bat, mir für einige Tage dreitausend Mark anzuvertrauen, ließ mich auch abfahren. So gedemütigt hatte ich mich noch nie gefühlt. Konnte ich Herrn Lassen eine solch klägliche Nachricht bringen? Konnte ich das? Konnte ich ihm glatt heraus sagen: Ja, es ist nichts mit der Anständigkeit, ich habe mich geirrt? Ob ich mit meinen Eltern sprechen sollte? Aber sie hatten ja längst nicht so viel Geld.

Ich war so betrübt kam nicht einmal dazu, eine Karte nach Hause zu schreiben, und abends um acht Uhr ging ich zur Schwarzen Jette, kam eine halbe Stunde zu spät, Herr Lassen hatte schon eine Stunde auf mich gewartet. Nachdem ich ihn begrüßt und mich an den Tisch gesetzt hatte, konnte ich mich nicht länger halten und begann bitterlich zu weinen. Ich schluchzte ungeniert drauflos, und weit davon entfernt, Herrn Lassen zu trösten, war vielmehr er es, der mir den ganzen Abend gut zureden mußte. Diesmal bestellte er den Grog, den ich kalt werden ließ. Ich glaube, wir saßen einander gegenüber, wie die Auswanderer sitzen mögen, wenn sie in ein ungewisses Land müssen und der eine vielleicht zurückbleibt. Nun hatten wir doch eigentlich nichts mehr miteinander zu besprechen. Da ich mich jedoch ein für allemal verabschieden wollte, bat Herr Lassen mich, ob ich nicht am nächsten Abend, wenn auch nur für eine Viertelstunde, wieder kommen wolle.

Konnte man das einem Menschen, der vielleicht für zwei Jahre ins Zuchthaus mußte, abschlagen? 299 Nein, das ging nicht. So kam's, daß ich Herrn Lassen noch mehrmals bei der Schwarzen Jette traf, wo wir einander so gut wie nichts zu sagen hatten. Was fand er nur an mir? Es war unbegreiflich, da ich doch jetzt wieder das kleine Mädel war, das ihm nicht helfen konnte. Was aber fand ich an Herrn Lassen, das mich anzog? Er war ja längst nicht so hübsch wie der verflossene, untreue Herr Michelsen meiner Schwester. Herr Lassen hatte ein paar Eigenschaften, die für mich unwiderstehliche Vorzüge waren. Er war nicht schön, ganz und gar nicht schön. Sich zu einem schönen Menschen hingezogen fühlen war keine Kunst. Vielleicht hielt ich jede Art von Liebe für eine Kunst, und ich wollte es mir nicht leicht machen. Hatte Herr Lassen nicht eigentlich ein abgetragenes, etwas verbrauchtes Gesicht? So, als wäre er müde vom Leben. Da er mich einmal fragte, warum ich so gefällig sei, erzählte ich ihm, meine Mutter habe einmal bemerkt, man müsse, wo man nur könne, sich den Leuten nützlich erweisen. Das sei unbedingt notwendig, wenn man in der Welt vorwärtskommen wolle, von der Pflicht dem Nächsten gegenüber einmal abgesehen. Und ich wollte doch gerne vorwärtskommen.

Herr Lassen konnte plötzlich lachen wie ein kleiner Junge. Das Gesicht veränderte sich, wurde zwölfjährig. Das gefiel mir.

Dann plauderte ich ihm vor, wie ich bei einem fürchterlichen Wetter auf der Straße unsere alten Regenschirme vom Speicher ausgeliehen und nach Leuten ohne Schirm gefahndet habe. Einige Schirme, die ich angeboten, seien so zerrissen gewesen, daß es wie aus einer Traufe auf die Köpfe 300 gegossen habe. Die meisten Leute hätten ja Schirme, aber doch nicht alle. Mein bester Kunde aber sei einmal ein Handwerksbursche gewesen, dem ich einen Schirm geradezu aufgedrängt habe und den ich dann ein Stück Wegs begleiten durfte. Das sei eine interessante Bekanntschaft gewesen. Der Mann hätte sich so gut ausfragen lassen über woher und wohin. Bis nach Klus Minde hätte ich ihn begleitet. Solange hatte es gar nicht geregnet.

»Gab er Ihnen dann nicht den Schirm zurück?« fragte Herr Lassen.

»Bewahre. Es war Großmutters Schirm, und meine Großmutter war damals schon gestorben, brauchte also keinen Schirm. Es traf sich gut mit dem Handwerksburschen. Er war so froh darum. Er sang mir sogar ein bißchen was vor. »Die Reise nach Jütland, die fällt mir so schwer.« Er wollte nämlich ins Jütländische. Er hatte einen Zimmermannshut, aber keinen Stock.«

»Ob er wohl den Schirm noch hat?«

»Wer weiß? Vielleicht hat er ihn schon weiterverschenkt.«

»Was hat Ihre Mutter denn gesagt?«

»Ja, was hat sie gesagt? Sie war nicht dafür. Und es paßte ihr auch nicht, daß ich mit Handwerksburschen bei Regenwetter spazierengehe. Mutter spricht immer gleich in der Mehrzahl, so, als würde ich mit allen Handwerksburschen losziehen. Und hab' doch nur gradaus diesen einen getroffen.«

»Und ich?«

»Sie sind doch kein Handwerksbursche.«

»Ich wäre es gerne. Was meinen Sie wohl, wie gern ich nach Jütland ginge?« 301

Es wäre vielleicht nicht das schlechteste gewesen, nach Jütland zu gehen, aber soweit kam es nicht, weil nämlich Herr Lassen verhaftet wurde. Das geschah urplötzlich, und ich war gar nicht darauf vorbereitet.

Es mußte etwas für Herrn Lassen geschehen. Aber was? Ich konnte es Mamsell nicht verzeihen, daß sie ihre dreitausend Mark wie an Ketten gelegt hielt. Ich suchte ihr die Angelegenheit nochmals biblisch nahezulegen und bedrängte sie, das Geld unverzüglich abzuheben. Mamsell blieb unbelehrbar. Sie konnte einfach nicht daran glauben, daß das Geld ein Mottenfraß war. Eine feine Christin. Ob ich mich nun auch auf einen Glauben voller Widersprüche vorzubereiten hatte? Nirgend stimmte es in der Welt. Wie hätte es bei mir stimmen sollen?

Jetzt handelte es sich darum, sich ein wenig nach den Seligpreisungen zu richten. Man mußte nach dieser Richtung hin alles versuchen. »Ich war gefangen und ihr habt mich nicht besucht.« Ging das an, daß mir einmal so etwas nachgesagt wurde? Nein, das ging nicht an.

Jetzt hatte ich mal einen Freund im Gefängnis, und wenn nur einer einen besuchte, war ja alles in Ordnung. Ich hatte meinen Herrn Lassen. Durfte ich ihn etwa ruhig sitzen lassen, eingesperrt bei Wasser und Brot? Durfte ich das? Selbstverständlich durfte ich das nicht. Streng betrachtet war es bereits unverzeihlich, daß ich mich überhaupt sonnig in Freiheit wiegen konnte, während, Gott mochte wissen wieviel Menschen, vielleicht gar in aller Unschuld hinter Schloß und Riegel saßen. 302

Ich eilte ins Untersuchungsgefängnis, um mich nach Herrn Lassen zu erkundigen, wurde jedoch nicht zu ihm geführt.

Ein andermal ging ich so weit, mich als seine Frau auszugeben, doch sah ich nicht im entferntesten danach aus, und ich war nachträglich selbst erstaunt, daß man mich zu ihm ließ. Er war ungemein erfreut, mich zu sehen. Ich sah ihn nur durch zwei Gitter hindurch und nur für wenige Minuten. Zu sagen wußten wir nur ganz wenige Worte. Wie geht es? Danke, gut. Er winkte ganz froh mit der Hand durchs Gitter, so daß ich annahm, es stünde vielleicht nicht so schlimm mit seiner Sache. Gewiß wollte er, daß ich nicht wieder zu ihm kam, denn er sagte freundlich, doch in sehr bestimmtem Ton: »Also allenfalls auf Wiedersehen im Himmel, Fräulein Helga.«

Durch diese ganze Sache hatte ich mich in einen schlechten Ruf gebracht. Bisher hatte ich überhaupt keinen »Ruf« gehabt, und jetzt bekam ich gleich als erstes einen schlechten Ruf, und wie es nun einmal in einer Kleinstadt ist, es wurden hinter meiner Bekanntschaft mit Herrn Lassen, der noch obendrein verheiratet war, die unmöglichsten Geschichten gewittert.

Ich hatte Schwierigkeiten mit meinen Eltern, ihnen mein Verhalten zu erklären, über das sie recht ungehalten waren.

Das Weiße Roß mußte ich verlassen, wurde von einer Stunde zur andern vor die Tür gesetzt, da man mich Gott weiß welcher Hehlerschaft für schuldig hielt. Ich ging gern und leicht, denn draußen war die Luft so frisch, und es ist keineswegs gleichgültig, ob man im Frühling oder Herbst 303 irgendwo hinausgeworfen wird. Im Frühling ist das beinahe ein Vergnügen. Als man mich zurückrufen wollte, da sich das Mißverständnis aufgeklärt hatte, war ich schon weit weg. Es war mitten im Frühling. Ich fühlte mich jung und stark.

 

Fünf Monate verbrachte ich als Alleinmädchen bei einem Ehepaar mit Kind, wo ich zwar viel zu schaffen hatte, mich aber doch wohler fühlte als bei Brünnings und im »Weißen Roß«. Herr und Frau Jensen waren stille, unauffällige Menschen, die sich kaum um mich kümmerten und mit meiner Arbeitsleistung durchaus zufrieden waren. Die Selbständigkeit, die man mir hier einräumte, tat mir gut. Ich führte den Haushalt nahezu allein, da Frau Jensen, eine nette, junge Frau, ihren Gatten kräftig in seinem Beruf unterstützte. Herr Jensen hatte eine Zichorienfabrik und die Frau erledigte die schriftlichen Arbeiten. Sie saß viel am Schreibtisch und hatte stets ihr Kind im Wägelchen neben sich. Das Kleine, ein Mädelchen von neun Monaten, hatte auch einen kleinen Laufstall, den Frau Jensen selbst gezimmert und bunt bemalt hatte, und manchmal saß sie dort mit ihren Rechnungen auf dem Schoß, sich nebenbei mit ihrem Kinde unterhaltend. So traf ich die beiden oftmals an, wenn ich dem Kinde zum Frühstück Milch und Frau Jensen eine Tasse Tee und ein Stück Butterbrot brachte.

Ich glaube, Herr und Frau Jensen mußten mit dem Geld sehr viel rechnen, und daß es ihnen oft am Nötigsten fehlte. Das Haus war freundlich 304 und hübsch eingerichtet, nur mit der Nahrung war es knapp bestellt. Frau Jensen versuchte diese Tatsache mir gegenüber zu verbergen oder zu umkleiden. Sie sagte dann etwa: »Ach, Helga, heute machen wir es uns einfach. Wir kochen nur Kartoffeln und trinken frische Milch dazu. Wenn Sie ein größeres Mittagessen kochen, werden Sie nicht fertig mit der Arbeit.«

Sehr rasch bemerkte ich die rührende Schamhaftigkeit der Frau und machte nun selbst Vorschläge, wie man das Essen einfacher bereiten könne, gab kleine Hinweise, daß dies oder jenes so sehr gesund und nahrhaft sei, wobei ich stets darauf bedacht war, das Billigste und zugleich wirklich Nahrhafte herauszufinden. Frau Jensen nahm solche Ratschläge von mir an, als sei ich eine erfahrene Köchin. Sie überließ mir jedes Menu. Ich schrieb alle Ausgaben sorglich auf, und legte ich ihr dann die Abrechnung vor, wollte sie diese kaum ansehen und sagte nur: »O lassen Sie nur, Helga, ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann.« Dies konnte sie wirklich. Daß sie es mir eigens sagte, freute mich sehr.

Nun war es aber doch so, daß ich tatsächlich längst nicht genügend zu essen bekam, weil ich das wenige, was ich hätte zu mir nehmen dürfen, kaum anzurühren wagte, da ich sah, wie bescheiden Herr Jensen war, der doch täglich in der Fabrik schaffen mußte. Kam Frau Jensen einmal in die Küche und sah sie, wie wenig ich auf dem Teller hatte, sagte sie ermunternd: »Aber, Helga, Sie müssen doch essen«, erwiderte ich, auf meine zwei Kartoffeln deutend: »Dieses ist mir schon zu viel.« Dies stimmte aber nicht, denn ich litt Hunger, 305 mein Körper verlangte mehr, als ihm geboten wurde. Ich wußte mir aber zu helfen.

Ich hatte nämlich den Lagerraum, wo die Zichorienpakete aufgespeichert waren, manchmal zu säubern, und hier fand ich auf den Tischen oder am Boden stets einige Reste von gebranntem Feigenkaffee.

Wenn man Hunger hat, muß die Ästhetik aufhören, und so scheute ich mich nicht wenn ich den Boden ausgekehrt hatte, die Reste des Feigenkaffees einfach aus dem Staub herauszupicken und mit großem Behagen zu verzehren. Als ich aber einmal nicht genügend Reste fand, ließ ich mich zu etwas verleiten, was mir am Abend schwer aufs Gewissen fiel. Ich nahm nämlich eines der vielen Pakete, die hier säuberlich auf langen Brettern aufgeschichtet standen, und sozusagen aus dem vollen schöpfend, verzehrte ich ein ganzes 250-Grammpaket Feigenkaffee. Ich konnte mich vor mir selbst nicht damit entschuldigen, nur meinem Magen gefällig gewesen zu sein. Es war einfach ein Diebstahl. Mein erster, hoffentlich mein letzter Diebstahl dachte ich.

Ich hatte ein schönes Zimmer, mit Aussicht auf den Garten. Als ich am Abend in mein Zimmer trat, war es vom Mondlicht erhellt. Mein Madönnlein stand auf der Kommode und der heilige Aloisius. Ich schämte mich sehr und fühlte mich unendlich sterblich. Allen Mut glaubte ich verloren zu haben. Er war ja nur ein Paket Zichorie, das vielleicht dreißig oder vierzig Pfennige kostete, aber darauf kam es nicht an. Wäre mir kalt gewesen, hätte ich vielleicht ein Kleid gestohlen. Garantieren konnte ich nicht für mich. 306

Beim Nachtessen war Frau Jensen noch in die Küche gekommen, hatte mich sorglich gefragt: »Haben Sie auch genug zu essen gehabt, Helga?« »O ja!« Bei alledem gab es immer noch etwas in mir zu bekämpfen. Mitten im Mondlicht sah ich im Garten die Kohlstauden stehen. Fühlten sie sich als Privateigentum? Es sah gar nicht darnach aus. In einem Anfall von Hunger eilte ich die Treppe hinab, in den Garten, riß einige Wurzeln aus und verzehrte sie ungewaschen eilends und gierig. Ich weinte, während ich aß. Ich bereute meine Sünde, während ich sie beging. Es war fürchterlich. Eines so niedrigen Bedürfnisses wegen mußte ich zur Diebin werden. Ich schämte mich meines Hungers, der sich weder durch Zichorie noch durch Kohlstrünke befriedigen ließ. Ich entsann mich des Sprichwortes: Not kennt kein Gebot. Aber das war nicht für mich gemacht. Ich wollte »vornehmer« sein als andere, und daß ich es eben nicht war, betrübte mich. Mir war, als hätte ich mich vor den Augen aller Menschen verbergen mögen, ich hatte die kleine Beruhigung, daß mich nur wenige beachten würden. Aber der liebe Gott sah in jedes Dunkel. Er wußte ja, daß ich im »Weißen Roß« weggejagt worden war. Das war nicht mehr wichtig. Es fragte sich nur, ob er mich nach solchem Vorkommnis nicht fortschickte.

Nachdem ich nun Kohlstrünke, Karotten und vorher ein ganzes Paket Feigenkaffee mir einverleibt hatte, also endlich gesättigt war, hielt es nicht schwer, den allerdings recht törichten Vorsatz zu fassen, nur noch essen zu wollen, wenn eine Ohnmacht mich anwandeln sollte, und zum 307 Ohnmächtigwerden hatte ich, wie ich genau wußte, auffallend wenig Begabung. Mit dem Gelübde, mich der Nahrung zu enthalten, hoffte ich, meine Diebereien etwas zu sühnen und dem lieben Gott einen kleinen Gefallen zu erweisen, der mit meiner Aufführung wenig einverstanden sein konnte. Man sollte sich Vorsätze, die man zu halten ernsthaft beabsichtigt, vorher genau überlegen. Meine Vorsätze jedoch entstanden impulsiv. Dennoch führte ich sie genau aus. Ich begann also zu fasten und trieb es in dieser Kunst so weit, daß ich auf dem besten Wege war, mich als Hungerkünstlerin auszubilden. Ich magerte in kurzer Zeit erschreckend ab, so daß meine Eltern mich nach Hause nehmen mußten, wo es mir zunächst gar nicht leicht fiel, mich wieder an eine regelmäßige Kost zu gewöhnen.

Meine Mutter hat sich über meine freiwillige Fastenkur vergeblich den Kopf zerbrochen. Ich konnte mich ihr jedoch in dieser Sache nicht anvertrauen. Sie fragte mich inständig: »Jetzt sag mir doch einmal, warum hast du bei Jensens nichts gegessen?«

Dann wehrte ich ab: »Jetzt esse ich ja wieder.« 308

 


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