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II
Das Abenteuer der zerstreuten Herren

Im Nordwesten Londons, an der Grenze der fashionabelsten Viertel um Regents Park, liegt Gothenburg Road. Die Straße zeigt, wie es in alten Romanen heißt, Spuren entschwundener Schönheit; sie war früher ein Glied der oben erwähnten eleganten Straßenzüge, ist aber degradiert worden. Von Bloomsbury im Südosten rücken die Boardinghäuser in dichten Kolonnen heran und haben schon die wichtigsten Punkte von Gothenburg Road besetzt. Noch ein paar Jahre, und die Straße, die jetzt mit der Verzweiflung einer alternden Hofdame um ihr Ansehen kämpft, wird ihre Position als vornehme Straße für immer verloren haben.

In der Mitte von Gothenburg Road liegt das Haus 49, ein mittelgroßes, respektables dreistöckiges Gebäude, das im Jahre 1906 eine ziemlich vernachlässigte Außenseite sowie das Schild »Zu vermieten« aufwies. Der Zins, der für das Haus verlangt wurde – 450 Pfund – hatte lange als eine Bürgschaft dafür gegolten, daß die Herren Frank, Knight & Cie., Hannover Square 20, es nie vermieten würden. Um so größeres Erstaunen erregte es darum bei den Standesgenossen des Hauses sowie in den umliegenden Boardinghäusern, als eines Tages im April des besagten Jahres Arbeiter sich im Hause und mit den vier tischtuchgroßen Beeten zu betätigen begannen, das Schild »Zu vermieten« verschwand und Möbelwagen vor dem Tore vorfuhren.

Hol mich der Teufel, haben sie Nummer 49 nun wirklich angebracht, sagte man in den Boardinghäusern. Wer kann nur 450 Pfund für diese alte Baracke geben? Wahrhaftig, jetzt kriegen wir einen Nachbarn in Nummer 49, sagte man in den anderen Häusern. Hoffentlich wird es kein Boardinghaus!

Die Neugierde wurde nach ein paar Tagen befriedigt, als man erfuhr, daß das Haus an einen Ausländer vermietet war, Professor Pelotard aus Paris, steigerte sich aber zur doppelten Höhe, als der Professor einzog. Denn er schien fest entschlossen, Gothenburg Road in Unkenntnis über sich und sein Tun zu lassen. Die spähenden Augen, die sich aus den Fenstern der Straße auf ihn richteten, mußten sich damit begnügen, festzustellen, daß der Professor ein Mann von ungefähr dreißig Jahren war, überaus sorgfältig gekleidet, der Besitzer eines blaugrünen Daimler und vermutlich allein im Hause. Seine Dienerschaft bestand aus einer französischen Köchin und einem schwedischen Hausmädchen; über die Gewohnheiten des Professors befragt, wußten sie nur zu erzählen, daß er den ganzen Tag an etwas sehr Gelehrtem arbeite, dessen nähere Beschaffenheit unbekannt war, und daß er vermutlich sehr reich war.

Damit begnügte man sich, bis man im Mai die Beobachtung machte, daß ein rothaariger, vulgär gekleideter Mann täglich das Haus des Professors gegen halb neun Uhr morgens verließ. Man beeilte sich, das schwedische Mädchen darüber auszufragen, und mußte sich wieder mit halbem Bescheid begnügen. Der rothaarige Herr sei der Sekretär des Professors, erklärte das Mädchen, und helfe ihm bei seiner gelehrten Arbeit. Wie, fragte man, konnte der Sekretär seinem Herrn helfen, wenn er sich unaufhörlich in London aufhielt? Das wußte das schwedische Mädchen nicht, und so blieb die Sache unaufgeklärt.

Eines schönen Tages im Mai fand jedoch Mr. Ingram in Gothenburg Roads elegantestem Boarding House Nummer 45 eine Annonce im »Daily Telegraph«, die endlich einen Leitfaden für die Absichten des Professors zu geben schien. Sie lautete in extenso so:

»Psychische Forschung. Professor Pelotard aus Paris sucht für großes wissenschaftliches Werk Mitteilungen über verschiedene Fälle von Sammlerwut und verwandte Manien. Da es bekannt ist, daß solche Geistesrichtungen meistens mit hochgradiger Zerstreutheit, seelischer Unruhe und Gedächtnisschwäche zusammenhängen, werden Sie gebeten, bei eventueller Beantwortung gütigst mitzuteilen, inwieweit das bei Ihnen zutrifft. Vollständige Diskretion wird von Professor Pelotard zugesichert, der alle eingesandten Angaben dankbar bestätigt.

Die unangenehmen Folgeerscheinungen, die die Zerstreutheit und die Erschlaffung des Gedächtnisses zu einer wahren Geißel für den machen, der darunter leidet, werden nach Professor Pelotards neuer psychischer Methode verhütet und erfolgreich geheilt.

Man wende sich brieflich an Professor Pelotard, Gothenburg Road, London NW.«

Bei einer Untersuchung der übrigen Zeitungen stellte es sich heraus, daß die Annonce des Professors, die in allen Mietshäusern eifrig erörtert wurde, sich in so gut wie allen vorfand, von ›Daily News‹ und ›Chronicle‹ auf dem linken Flügel bis zu ›Pall Mall Gazette‹ und der ehrwürdigen ›Times‹ auf dem rechten. Sie stand in ›Punch‹ und ›Titbits‹, sie fand sich in allen Monatsschriften und prangte auf der ersten Seite von ›Curio‹ und ›Collectors Journal‹. Nur in billigen Volksblättern wie ›Star‹ und ›Lloyds Weekly‹ fehlte sie. Ihre Vignette – ein Herr, der mit einem Ausdruck der Geistesabwesenheit und des Leidens in den Augen einen Shakespeare-Band in der Hand hielt – wurde bald ebenso bekannt wie irgendeines der Reklamebilder von Pear oder Black and White.

Von Mai an konstatierte man in Gothenburg Road eine stark zunehmende Steigerung in der Post des Professors. Jeden Tag gab der Briefträger schwere Pakete und verschnürte Kreuzbände ab. Aber im übrigen gelang es nicht, Mr. Pelotard näherzukommen als bisher.

Das Jahr 1906 ging vorbei, das Jahr 1907 folgte und verschwand, ohne nennenswerte Veränderungen in Gothenburg Road herbeizuführen. Zwei neue Punkte wurden von den vorrückenden Boardinghäusern besetzt; Professor Pelotard hatte sich anstatt seines Daimler einen weißen Dion-Bouton-Wagen angeschafft, und ein neues Hausmädchen war dem schwedischen gefolgt. Aber die Post an den Professor wuchs noch von Tag zu Tag, die Damen in den Boardinghäusern von Gothenburg Road fuhren fort, ihm verliebte Blicke zuzuwerfen, und der rothaarige Mann verließ noch fast jeden Tag sein Haustor.

Man schrieb – wie Jules Verne zu sagen pflegte – April 1908, und wir verlassen Gothenburg Road, das Haus Nummer 49, und Professor Pelotard, um von ganz anderen Dingen zu reden. Die Zeitungen, die den ganzen Frühling von dem internationalen Marokkokonflikt erfüllt gewesen waren, hatten sich nun daneben mit einer einheimischen Angelegenheit zu befassen.

Selten oder nie hat eine solche Erregung in der kleinen Geschäftswelt Englands geherrscht – und die kleine Geschäftswelt in England ist einer der Hauptnerven des Landes – wie in den drei Wochen, die das Mysterium andauerte. Man war mißtrauisch gegen die ganze Welt, man hatte Angst – Geld zu verlieren – und befand sich, nachdem man sich in seinem Vertrauen zur Polizei getäuscht sah, auf dem Wege zur allgemeinen Anarchie.

Was war geschehen, um diesen Zustand herbeizuführen? Die Suffragetten waren im Jahre 1908 noch sanfte Lämmchen, die ihren Hirten suchten. War etwa das deutsche Gespenst wieder aufgetaucht? Machten die Fenier Schwierigkeiten, oder hatten die hunderttausend Arbeitslosen sich zu rühren begonnen? Nichts von alledem. Die Unbekannten, die drei Wochen der Polizei trotzten und die Gesellschaft in Schrecken versetzten, hatten an etwas Heiligeres gerührt als die Unabhängigkeit der Nation, die irische Frage oder die Sicherheit des Grundbesitzes. Mit frecher Hand hatten sie die Münze des Reiches angetastet, und damit hatten sie das englische Volk ins Herz getroffen.

Denn etwas Höheres und Heiligeres als Pfund, Shilling und Penny gibt es in England nicht, weder die Kirche noch den König oder die Verfassung. Auf ihrer Echtheit ruht der Bestand des britischen Reiches und die Gedankenwelt des Engländers.

Wann die Falschmünzerbande des Jahres 1908 eigentlich ihre Operationen begann, ist unbekannt. Nach zerstreuten Notizen zu schließen, scheinen sie schon den ganzen Frühling da und dort versuchsweise operiert zu haben. Aber es war Montag, der 14. April, als sie ihren ersten großen Schlag gegen die Gesellschaft richteten.

Am 15. April erhielten sämtliche Morgenzeitungen die Mitteilung, daß es am Tage vorher gelungen war, nicht weniger als 118 falsche Sovereigns in verschiedenen Teilen der City anzubringen.

Das Geld, das ausgezeichnet nachgeahmt war, hatte in den verschiedenen Geschäften, wo es ausgegeben wurde, gar kein Mißtrauen erregt, erst in den Kontors der Bank hatte man den Betrug entdeckt. Große Bestürzung herrschte, aber man hoffte, daß die Polizei den Verbrechern bald auf der Spur sein würde. Man glaubte, Anhaltspunkte zu haben. Die Zeitungen bedauerten allgemein das Vorgefallene, aber stimmten den Hoffnungen der Geschäftsleute zu, die Schuldigen bald hinter Schloß und Riegel zu sehen.

»Hier im Lande«, schrieb der ›Morning Leader‹, »haben solche Herren selten lange einen Markt für ihre Waren gehabt.« Und die ›Times‹, das allerehrwürdigste der Presseorgane, schloß ihren Artikel über die Sache mit folgenden Worten: »Wir bedauern ebenso wie unsere Kollegen die Opfer des Geschehenen; aber gleichzeitig müssen wir unsere Verwunderung aussprechen über die Leichtigkeit, mit der man sich täuschen ließ. Wenn es einen Laut auf der Welt gibt, der noch bekannter ist als die englische Sprache, ist es sicherlich der Klang des englischen Goldes.«

Das ehrwürdige Blatt hatte recht. Und doch sprach es, mit Verlaub gesagt, aus dem hohlen Fasse. Denn der Klang des englischen Goldes, den es in so beredten Worten rühmte, war so geschickt nachgemacht, daß es am nächsten Tage, dem 16., gelang, nicht weniger als vierzehn falsche Pfund im Büro der Zeitung selbst anzubringen!

Derselbe Tag brachte noch eine Menge anderer Hiobsbotschaften. Weit davon entfernt, nach ihrem ersten Erfolg zu ermüden, schienen die Verbrecher im Gegenteil dadurch zu neuen Taten angefeuert zu sein. Im ganzen östlichen London und in der City hatte »man« die Leistungen des Montags, nur in viel größerem Maßstabe, wiederholt. In Tabaktrafiken, Bars, Juweliergeschäften und Restaurants hatte man falsches Gold im Betrage von ungefähr 250 Pfund untergebracht, alle von derselben guten Marke wie die Münzen des Montags. Ganz wie da hatten die Betrüger in dem Grade die Aufmerksamkeit zu vermeiden gewußt, daß die Betreffenden immer erst im Bankkonto den Verlust merkten, den sie erlitten hatten. Kein Signalement von Wert konnte gegeben werden, nur eine Unmasse von Verdachtsmomenten war der Polizei mitgeteilt worden, und die Detektive arbeiteten im Schweiße ihres Angesichtes.

Wenn man am Donnerstag, dem 17., noch auf eine Besserung zu hoffen gewagt hatte, auf irgendein Zaudern bei der Verbrecherbande, so erwiesen sich alle derartigen Hoffnungen als Fehlschlag. Nicht genug damit, daß die – entdeckten – Placierungen falscher Sovereigns für den Tag die Ziffer von fast 300 erreichten und das Tätigkeitsfeld der Verbrecher sich jetzt schon von South Kensington bis London E. C. erstreckte, trafen aus den Gegenden um Fenchurch Street im Osten und Kensington südlich vom Flusse die ersten Nachrichten über falsche Silbermünzen in allen Werten von zwei Shilling an ein, und eine Schneiderfirma in Holborn meldete laut klagend die ersten falschen Fünfpfundnoten. Die Zeitungen, die die Sache am Anfang mehr nebensächlich behandelt hatten, begannen die Ohren zu spitzen; die Nervosität des Publikums war im Steigen begriffen, was man an den vielen Leserbriefen sah, und die Polizei, Scotland Yard, in die man unerschütterliches Vertrauen setzte, hatte noch nichts mitzuteilen. Wie gingen die Verbrecher vor? Man wußte es nicht. Wie konnte es ihnen gelingen, Gewicht, Prägung und Klang der Münze so gut nachzuahmen? Man wußte es nicht. Wo hatten sie ihre Zentrale, in London, im Ausland oder in der Provinz? Man wußte nichts darüber.

Verwirrung und Staunen, so kann man die Tage, die folgten, zusammenfassen, den 18., 19. und 20. April. Der 18. war durch den ersten Raubzug der Verbrecher in der Provinz hervorgehoben; der 19. durch ihre Plünderungen in Schottland, der 20., der ein Sonntag war, brachte eine kurze Atempause. Eine Menge Verhaftungen wurden auf die Anzeigen der erschrockenen Ladenbesitzer hin vorgenommen, einige wenige davon führten zur Festnahme alter bekannter Gewohnheitsverbrecher, die vermutlich nicht das geringste mit der Sache zu tun hatten, und das Resultat der übrigen war die Freigabe mit oder auch ohne Entschuldigungen. Waren die Schuldigen unter diesen Festgenommenen, so mußten sie im Besitze außerordentlicher Schutzmittel sein.

Die ›Times‹, die sich seit ihrem Mißgeschick vom 16. ziemlich still verhalten hatte, brachte am Montag einen Artikel, betitelt: ›Videant consules‹, in dem das ehrwürdige Blatt mit der Polizei scharf ins Gericht ging. »Wie lange«, fragte die Zeitung, »wird die Sicherheit der Geschäftsleute einer Bande Verbrecher, deren einziges Verdienst vermutlich nur in ihrer Frechheit liegt, als Beute preisgegeben werden? Mag sein, daß ihre ›Ware‹ vortrefflich und der Klang (sic) und das Gewicht unserer Münzen recht geschickt nachgeahmt sind – was wir sagen wollen, ist dies: hat die Polizei nicht die nötige Kompetenz, dieser Bande habhaft zu werden und das geschäftliche Leben vor ihren Plünderungen zu beschützen, dann steht es schlecht um Recht und Gesetz hier im Lande. Die Verhütung respektive die Bestrafung solcher verbrecherischer Taten ist die Aufgabe von Scotland Yard, sie muß erfüllt werden. Noch einmal: videant consules ...«

Dieser Artikel war vom 21. April datiert. Zwei Tage darauf ereignete sich die Episode mit Herrn Werffel aus Oberschlesien.

Herr Werffel wurde zuerst in Oxford aufgespürt, wo es ihm gelang, eine Hotelrechnung mit einer Handvoll falscher Goldmünzen zu bezahlen; bevor die Sache entdeckt wurde, war er in seinem Auto aus der Stadt verschwunden. Diesmal war jedoch die Spur so deutlich, als man nur wünschen konnte, und wenn es Herrn Werffel auch auf seinem Wege gelang, noch weitere fünf oder sechs Pfund anzubringen, wurde er doch, wie es zu erwarten war, bald festgenommen. Es war die Polizei in Axminster, der die Ehre dafür gebührt. Bei der Anhaltung zeigte es sich, daß er nicht weniger als fünf kleine Stoffsäckchen von der bei den Banken üblichen Sorte voll falscher Sovereigns bei sich trug im Gesamtbetrage von etwa 300 Pfund. Endlich schien man also einen der Führer der Bande gefangen zu haben, der Jubel in der Presse war groß, um so mehr, als der Angehaltene ein Deutscher war – aber von kurzer Dauer. Denn in Übereinstimmung mit Herrn Werffels hohnvoll aufgenommenen Versicherungen zeigte es sich, daß er ein reicher deutscher Sportsmann war, der zu seinem Vergnügen im Auto durch Europa fuhr und selbst ein Opfer der Verbrecher geworden war, da er die betreffenden Goldsäckchen in einem Bank- und Reisebüro in Amsterdam als Wechselmünze erhalten hatte. Bei einer Untersuchung in dem betreffenden Büro – einem alten, wohlbekannten Unternehmen – stellte es sich heraus, daß es vor einer Woche falsches englisches Gold im Betrage von 720 Pfund angenommen hatte. Starr vor Staunen über die Frechheit der unbekannten Bande ließ man Herrn Werffel frei, der England verließ, seines Glaubens an das englische Gold beraubt.

Dies war am 23. und 24. April; sowohl diese Tage wie die unmittelbar vorhergehenden waren unter denselben eintönig wiederholten Symptomen verstrichen; falsches Gold, Silber und Banknoten, die in Massen verbreitet wurden, ein schreckgelähmtes Publikum und eine fieberhaft arbeitende, aber vollkommen hilflose Polizei. Freitag, der 25., brachte einen neuen Zwischenfall im Kampf gegen die Verbrecher.

An diesem Tage enthielt die ›Daily Mail‹ einen Brief eines bis dahin unbekannten Herrn James Kenyon, 5 Exeter Place, W. Nach Angabe der Zeitung ein »emporstrebender Privatdetektiv«, Ire von Geburt, der sich in verschiedenen Fällen »gut bewährt« habe. Der Brief, der an den Redakteur der Zeitung gerichtet war, hatte die Form einer Herausforderung, halb an die Polizei, halb an die Verbrecher. – Hätte ich, schrieb Mr. Kenyon, die Hilfsmittel, die Scotland Yard zur Verfügung stehen, ich würde auf die Gefahr hin, großsprecherisch zu erscheinen, zu behaupten wagen, daß ich mehr ausrichten könnte als ihre Detektive. Wie die Sache jetzt liegt, steht die Wohlfahrt der Nation auf dem Spiel, und so will ich, trotz meiner begrenzten Hilfsmittel, gegen die Verbrecher vorgehen. (Mr. Kenyon war offenbar Ire.) Und habe ich sie binnen einer Woche nicht gefaßt oder der Polizei genügende Anhaltspunkte zu ihrer Ergreifung gegeben, dann verzichte ich für die Zukunft gänzlich auf meine heutige Laufbahn als Detektiv.

Man lachte herzlich über Mr. Kenyons irische Prahlerei, aber ließ sich dabei doch bis zu einem gewissen Grade von ihm imponieren und beschloß, seine Siegesberichte abzuwarten. Und hatte Mr. Kenyon den unbekannten Verbrechern den Handschuh hingeworfen, so sah er bald, daß sie seine Herausforderung angenommen hatten. Der Sonnabend des 26. April wurde ihr Austerlitz im Kampfe gegen die Gesellschaft.

An diesem Tage wurden in London, von einem bis zum anderen Ende, von Ealing bis Whitechapel, von Epsom bis Hendon, nicht weniger als 1210 Pfund in falschen Münzen und Banknoten in Umlauf gesetzt. Geschäfte aller Art wurden gebrandschatzt. Tabaktrafiken und Bars in erster Linie, wie gewöhnlich, aber keine Kategorie kam zu kurz, und die Generalagentur der Dion-Bouton-Gesellschaft in Oxford Street schrie wild nach dem Blute des Verbrechers zum Himmel.

Um halb drei Uhr fand sich dort in Übereinstimmung mit einer früher eingetroffenen Mitteilung – auf Papier mit Hofstempel – kein Geringerer ein als Lord Randolphe Caxton, der vertraute Freund des Königs, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Hauptstadt. Von dem artig dienernden Direktor gefolgt, besichtigte er das Autolager, wählte eine große weiße Limousine und erlegte kontant eine Anzahlung von 200 Pfund.

»Sie wundern sich vielleicht«, sagte er lächelnd, »daß ich bar bezahle. Aber wie Sie wohl aus den Zeitungen wissen, habe ich die Angewohnheit, meinen Namen nie auf einen Scheck zu setzen und selten auch auf etwas anderes.«

Man lächelte unterwürfig über Lord Randolphes liebenswürdiges Wesen; dieser unterzeichnete den Vertrag (nach dem der Rest des Betrages, wenn das Auto gefiel, nach einem Monat erlegt werden sollte) mit seinen Initialen und fuhr dann fort. Zwei Stunden später stellte es sich heraus, daß sämtliche 200 Pfund falsch waren, und bei näherer Untersuchung, daß Lord Caxton, dessen Eigenheiten ein ständiges Thema der Witzblätter waren, an diesem Tage keinen Fuß vor die Tür gesetzt hatte, sintemalen besagter Fuß seit vierundzwanzig Stunden schwer verstaucht war.

Mr. Kenyon hatte seine Antwort bekommen, und man wartete ungeduldig auf das nächste Stichwort des Dialogs.

Raummangel zwingt die Erzählung, Mr. Kenyons nächste Tage zu überspringen. Wir müssen uns damit begnügen, flüchtig zu erwähnen, daß jede Spur der weißen Limousine hinweggefegt schien, ganz wie der verwegene Schwindler, der sich Lord Caxtons Züge borgte. Beider Kennzeichen wurden ohne jedes Resultat telegraphisch in ganz Großbritannien verbreitet und einhunderteinundsechzig verschiedene Garagen und Reparaturwerkstätten in London und Umgegend ganz nutzlos von den Detektiven von Scotland Yard durchforscht. Ferner müssen wir erwähnen, daß Mr. Kenyon dank einer sorgfältig vorgenommenen Sichtung der vielen hundert angemeldeten Fälle das Hauptquartier der Verbrecher auf ein Gebiet zwischen Holborn, Kings Cross, Regentspark und Tottenham Court Road lokalisieren zu können glaubte. Dieses Gebiet war nämlich auf seiner Karte fast ebenso blank wie Afrika vor Stanley, und da es bekannt ist, daß Falschmünzer soweit als möglich von ihrer Zentrale operieren, vermutete Kenyon diese dort gelegen; doch die Untersuchungen auf dem angegebenen Gebiet ergaben nicht das geringste Resultat. Weiter müssen wir seinen Besuch in Amsterdam, in dem holländischen Bank- und Reisebüro erwähnen – ein Besuch, der nur das Resultat zeitigte, daß das Signalement des falschen Lord Caxton, der auch hier ins Feuer gegangen war, festgestellt wurde. Dann erfolgte sein Besuch in dem Sanctum Sanctorum der Englischen Bank, der Banknotenfabrik; auch hier war Mr. Kenyons Resultat ein negatives, obwohl ihm alle seine Theorien sagten, daß die Verbrecher irgendwie in den Besitz des besonderen Banknotenpapiers gekommen sein mußten, ein Fabrikat, das sie nicht ohne die größten Schwierigkeiten nachahmen konnten. Aber nein! Die Fabrik beschäftigte nur wenige Arbeiter; alle waren hoch entlohnt, sehr besorgt, ihren Platz zu verlieren, und über jeden Verdacht erhaben. Außerdem wurden sie täglich durchsucht.

»Veränderungen im Dienstpersonal?« fragte Mr. Kenyon. »Yes, ein Mann gestorben, Mr. Kenyon, Tom Jeffries, der hier Aufseher war.« »Schon lange?« »Vor drei Monaten.« »Papiere?« »Alles in Ordnung, bitte sich anzusehen: ärztliches Attest, Begräbnisschein, alles. Nein, hier finden Sie nichts, Mr. Kenyon, und übrigens sieht es ja so aus, als ob die Verbrecher aufhören wollten. Wir haben seit drei Tagen keinen neuen Fall gehabt!«

Das war richtig. Kenyon gab es seufzend zu und nahm Abschied. Seit dem Attentat gegen die Dion-Bouton-Gesellschaft Samstag, den 26., hatte die Ausgabe des falschen Geldes wie durch einen Zauberschlag aufgehört. Und seither waren drei Tage vergangen. Drei Tage! Ja, und in vier Tagen sollte er sein Versprechen einlösen. Er raufte sein rotes Haar und war nahe daran, aus Verzweiflung über seine übereilte Prahlerei in der ›Daily Mail‹ seine sorgsam gepflegten Kleider zu zerreißen. In was für eine Sache hatte er sich da gestürzt! Es war unmöglich, sinnlos, wider die Natur! Die großen Fälle – die Dion-Bouton-Geschichte und die Amsterdamer Affäre – gaben keine Spur; nun wohl, es war außerordentlich geschickt gemacht, doch immerhin möglich. Aber diese Hunderte von kleinen Fällen! Die mußten doch eine Spur hinterlassen haben, bestimmte Schlußfolgerungen ermöglichen, die Einzelheiten mußten sich wiederholen, die Verbrecher konnten doch die Waren, die sie erstanden hatten, nicht aus der Welt schaffen. Aber die Fälle führten nicht zu einer, sie führten zu hundert Schlußfolgerungen; die Details wiederholten sich nicht, oder wenn, so nur infolge der einförmigen Phantasie der Zeugen; und die Verbrecher schienen tatsächlich sich selbst so wie ihre unehrlich erworbenen Waren fortzaubern zu können. Voll dumpfer zorniger Wut arbeitete Kenyon an seiner einzigen übriggebliebenen Theorie weiter und sah sich jeden Morgen einen Tag näher seinem Ruin.

Am Donnerstag, dem 1. Mai, war es ein recht veränderter und bescheidener Herr Kenyon, der gegen zwölf Uhr zu Scotland Yard kam, um sich nach neuen Details zu erkundigen. Mit ironischer Höflichkeit hatte sich nämlich die Detektivzentrale beeilt, Herrn Kenyon alle ihre Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Voll stummer Gebete, daß die Mächte doch einen neuen Anhaltspunkt gesandt haben möchten, stellte er die üblichen Fragen an einen der Beamten, nur um die übliche Antwort zu erhalten: Nichts Neues, Mr. Kenyon! Und er war schon im Begriff, sich wieder zu entfernen, als der junge Beamte ihn zurückrief:

»Einen Augenblick, Mr. Kenyon«, sagte er. »Vielleicht habe ich doch etwas, was Sie interessieren kann. Das heißt, ich glaube nicht, daß es von Bedeutung ist. Das Kontor der London County and Westminster Bank in Holborn hat uns mitgeteilt, daß sie regelmäßig Posten falscher Münzen unter dem Geld gefunden haben, das ihnen von einem ihrer Kunden eingezahlt wurde, M. Adolphe Lavertisse, der ein Kuriositätengeschäft in der Southampton Road 138 hat. Die Bank selbst legt kein Gewicht darauf, da sie mit M. Lavertisse schon seit ein paar Jahren in Geschäftsverbindung steht und er ein ansehnliches Guthaben bei ihnen hat. Aber vielleicht kann es doch zu irgendeiner Spur führen.«

»Nicht wahrscheinlich«, sagte Kenyon bitter, »in dieser verdammten Affäre führt nichts zu einer Spur. Wie lange hat dieser Lavertisse das Geschäft?«

»Ich glaube zwei Jahre.«

»Nun ja, ich werde gelegentlich bei ihm hineinschauen. Guten Morgen!«

Kenyon ging in womöglich noch schlechterer Laune, als er gekommen war. Pfui Teufel, war das eine Angelegenheit! Und binnen vierundzwanzig Stunden mußte er über die Verbrecher im klaren sein!

Ja, das sah wahrscheinlich aus, ein rasches Ende von Mr. Kenyons Laufbahn schien so gut wie sicher. Denn die letzte Theorie, die er noch hatte, versprach nicht viel mehr Ausbeute als die andern. Was sollte er nun mit diesem Lavertisse machen? Er sah auf seine Uhr, die genau zwölf zeigte, und fand es zu früh, den Lunch zu nehmen, weshalb er zehn Minuten später aus einem in aller Eile genommenen Taxi vor M. Lavertisses Geschäft in der Southampton Road ausstieg. Man konnte ja immerhin vor dem Lunch einen Blick hineinwerfen.

M. Lavertisses Geschäft nahm das ganze Erdgeschoß eines alten dreistöckigen Hauses ein, und seine Auslagefenster, die künstlerisch angeordnet waren, zeigten eine bunte Sammlung aller erdenklichen Kuriositäten. Indisches Porzellan, alte Holzschnitte von Cruikshank, eine Serie Zeichnungen von Aubrey Beardsley, Kupferstiche nach Bildern von Lancret und Boucher, gehämmerte arabische Metallarbeiten, eine Serie grotesker Menüs von zehn Diners, gegeben vom Marquis von Anglesea, ein Taktstock, der Leoncavallo gehört hatte, ein Notenheft, Bizet signiert, und ein anderes, den Namen Sullivan tragend – solche Dinge füllten in wohlberechneter Unordnung das Schaufenster. Gerade über der Front war ein Anschlag angebracht, der fragte: Do you collect? und die stolze Antwort trug: Then there is nothing we cannot procure.

»M. Lavertisse scheint ein Mann zu sein, der seine Sache versteht«, murmelte Kenyon und trat in den Laden. Dieser war für den Augenblick leer, aber aus dem Raum daneben hörte man zwei Stimmen. Was sie sprachen, konnte Kenyon nicht unterscheiden, aber er glaubte zu merken, daß es Französisch war. Die Stimmen waren energisch, aber gedämpft, und die Redenden schienen erregt zu sein. Plötzlich gelang es Kenyon, ein Wort zu unterscheiden, und es interessierte ihn, denn es war das Wort police. Dann kamen die Stimmen näher, und einen Augenblick später traten zwei Männer aus dem dahinter liegenden Zimmer ein, dessen Eingang von einem Vorhang verborgen war. Beide waren ungefähr von derselben Größe und hatten schwarze Augen, aber während der eine glattrasiert war und korrekt gescheiteltes schwarzes Haar hatte, war der Kopf des anderen von einer üppigen roten Mähne umrahmt, und sein Gesicht schmückte ein buschiger, roter Schnurrbart.

Ein rothaariger Franzose, das habe ich, by Jove, noch nie gesehen, dachte Kenyon; ein Ire meinetwegen, aber ein Franzose hat schwarz zu sein, so ist es von der Vorsehung bestimmt.

Während die beiden Herren, von denen der Rothaarige offenbar der Ladenbesitzer war, voneinander Abschied nahmen, schnappte Kenyon noch ein Wort auf, Professor, was ein scherzhafter Titel zu sein schien, da er von dem schwarzhaarigen Herrn an den roten gerichtet wurde. Der erstere ging dann fort, bestieg ein Auto und fuhr davon. Kenyon begann nun einige Fragen in der Falschmünzerangelegenheit an den Rothaarigen zu richten.

Aber M. Lavertisse zeigte sich nicht sehr entgegenkommend. Man hatte ihm falsches Geld angehängt, aber er konnte die Quelle nicht angeben. »Das kann heutzutage jedem Geschäftsmann passieren, daß er falsches Geld in die Kasse bekommt«, sagte er kurz. »Die Polizei steht ja dieser Verbrecherbande ratlos gegenüber; und von dem jungen Herrn in der ›Daily Mail‹, der sie herausgefordert hat, hört man doch auch nichts.«

Kenyon wurde rot und beeilte sich, das Gesprächsthema zu wechseln. In einer Ecke des Fensters lagen ein paar schöne japanische Holzschnitte, er sprach den Wunsch aus, sie sich anzusehen. Er war ein leidenschaftlicher Sammler und beschloß nach kurzer Prüfung, die Holzschnitte, eine Serie von neun Stück, zu erstehen.

»Was kostet das?« fragte er.

»Achtzehn Pfund, Sir, für alle neun. Zwei Pfund das Stück.«

»Hm, das finde ich teuer.«

»Nein, Sir, verzeihen Sie, das ist nicht teuer. Überdies sind das Dinge, die noch unerhört an Wert steigen werden. Wir führen nur erstklassige Ware, Sir.«

Obgleich noch durch die Anspielung auf die ›Daily Mail‹ verletzt, mußte Kenyon innerlich zugeben, daß der Mann recht hatte. Er nahm zwei Zehnpfundnoten heraus und bat ihn, die Sachen zuzuschicken. Inzwischen kamen zwei junge Männer, wie einfache Angestellte aussehend, von der Straße herein, nickten dem Ladenbesitzer zu und begaben sich in das rückwärtige Zimmer. Mit einem raschen »Sie entschuldigen, Sir?« ging M. Lavertisse ihnen nach. Kenyon beeilte sich unterdessen, den Laden einer Prüfung zu unterziehen, konnte aber nichts Verdächtiges finden und guckte dann rasch durch eine Spalte des Vorhanges in das anstoßende Zimmer. Die beiden jungen Männer hatten einen größeren Haufen Silber- und Goldmünzen vor M. Lavertisse aufgestapelt, und dieser war damit beschäftigt, Posten in ein Geschäftsbuch einzutragen. »Alles scheint hier allright zu sein«, sagte sich Kenyon mit einem Seufzer. »Vergessen Sie nicht, mir meine Sachen zu schicken«, rief er und verließ das Geschäft.

Draußen in Southampton Road blieb er stehen und überdachte die Lage. Natürlich war bei M. Lavertisse nichts zu finden gewesen, das war ja klar, bei dieser verdammten Geschichte war ja überhaupt nirgends etwas zu finden. Was sollte er jetzt tun? Antwort auf die Telegramme, die er zur Prüfung seiner letzten Theorie abgesandt hatte, konnte er nicht vor Nachmittag erwarten ... Während er noch überlegte, sah er plötzlich zwei Personen, deren Anblick ihm zu einem raschen Entschluß verhalf. Der eine war der schwarzhaarige Herr, den er eben erst im Laden gesehen hatte und der nun in seinem Auto um die Ecke von Holborn bog und wieder vor dem Geschäft vorfuhr; der andere war einer seiner eigenen Helfer, Blair, der sich an der Ecke der Sicilian Avenue eben die Schuhe bürsten ließ.

Kenyon ging rasch über die Straße auf den letzteren zu.

»Blair«, sagte er, »behalten Sie diesen Kuriositätenladen eine Stunde lang im Auge und kommen Sie dann ins Holbornrestaurant und erstatten Sie mir Bericht. Ich gehe hin und nehme meinen Lunch. Wahrscheinlich werden Sie mir nichts Wichtiges mitzuteilen haben, aber immerhin ... Und ja richtig, suchen Sie zu ermitteln, wem das Auto gehört, das dort vor dem Laden steht.«

Kenyon aß seinen Lunch, während er die ›Pall Mall‹ und die ›Westminster Gazette‹ las, ein Studium, das keineswegs danach angetan war, seinen Appetit anzuregen. Beide behandelten die Falschmünzeraffäre in einem kurzen Artikel. »Noch«, schrieb die ›Pall Mall‹, »haben wir nichts von der Festnahme der frechsten, am hellichten Tag operierenden Verbrecherbande gehört, die wir seit fünfzig Jahren in England gehabt haben. Sie begann am 14. April, heute haben wir den 1. Mai. Schläft die Polizei? Schläft Mr. James Kenyon?« Und die Witzbeilage der ›Westminster Gazette‹ zeigte die Falschmünzerbande mit schweren Säcken voll falschen Goldes nach dem Preis der Lorbeeren von Scotland Yard fragen. Kenyon schleuderte die Zeitung mit einem Fluch weg und sah Blair zur Türe hereinkommen.

»Ich habe Ihre Order ausgeführt, Sir«, sagte dieser. »Bevor Sie noch um die Ecke waren, kam ein schwarzhaariger Herr aus dem Geschäft und fuhr in dem Auto, das Sie erwähnt haben, fort. Dann kamen drei junge Männer, die wie Kontoristen aussahen, über die Straße und gingen ebenfalls in den Laden. Sie vergaßen die Tür zu schließen, und ich schlich hinter ihnen hinein, ohne daß sie es merkten. Sie gingen direkt in das rückwärtige Zimmer, ich guckte durch den Vorhang und sah, wie sie Gold und Silber vor einem rothaarigen Mann ausleerten, den ich für den Ladenbesitzer halte; sie lachten alle vier, aber ich konnte nicht hören, was sie sagten. Der Ladenbesitzer trug die Posten in ein Buch ein, das er dann in einem Geheimschrank in der linken Ecke des Zimmers aufhob. Ich schlich wieder hinaus, bevor sie mich bemerkten. Sonst ist nichts vorgefallen, aber über das Auto weiß ich Bescheid. Es gehört Professor Pelotard, Gothenburg Road 49.«

»Danke, Blair, es ist gut«, sagte Kenyon, »Sie können gehen. Pelotard«, wiederholte er für sich selbst, »wo zum Teufel habe ich diesen Namen doch schon gehört?«

Er streckte die Hand nach dem Zucker zu seinem Kaffee aus und warf dabei zufällig einen Blick auf die Zeitungen vor sich. Auf der nach oben gekehrten Seite der ›Pall Mall Gazette‹ erblickte er eine Anzeige, die er nun schon seit zwei Jahren an derselben Stelle gesehen hatte. »Psychische Forschung« und die zerstreut blickende Gestalt darauf mit ihrem Shakespeareband. Er lachte und las die wohlbekannten Phrasen durch: »Professor Pelotard sucht für eine große wissenschaftliche Arbeit ... mit hochgradiger Zerstreutheit, seelischer Unruhe und Gedächtnisschwäche zusammenhängend ... die unangenehmen Folgeerscheinungen, die die Zerstreutheit zu einer wahren Geißel ...« und so weiter. Aha, da hatte er den Namen des Professors gesehen. Wie war es doch? Hatte nicht der schwarzhaarige Herr im Laden den Rothaarigen Professor angeredet? Es hätte doch umgekehrt sein sollen. Tja.

Kenyon raffte sich aus seinen Grübeleien auf. Man mußte an die Arbeit gehen, wenn auch ohne Hoffnung! Schläft Mr. Kenyon? zitierte er ironisch und ging.

Um sechs Uhr desselben Abends kam Kenyon mit nicht viel freudigerer Miene als am Morgen aus seinem Büro. Auf seine Telegramme war eine Antwort eingelaufen, aber nicht die wichtigste, und die Lage war noch immer hoffnungslos. Verdammte Kerle, fluchte er und ging in ein Zigarrengeschäft, um sich eine Schachtel ›State Express‹ zu kaufen. Er schleuderte eine Goldmünze auf den Tisch und bekam sie augenblicklich vom Ladenbesitzer zurück.

»Versuchen Sie das bei einem anderen, Herr«, knurrte dieser aus seinem dicken Schnurrbart heraus. »Ich habe schon zu viele von der Sorte gehabt.«

»Sie meinen doch nicht, daß er falsch ist?« sagte Kenyon bestürzt und betrachtete den zurückgewiesenen Sovereign.

»Und ob ich das glaube«, brüllte der gereizte Ladenbesitzer. »Sieht der Herr dieses Stück Kreide? Weiß der Herr was darin ist? Quecksilber! Versteht der Herr? Damit probiere ich die Ware. Die echten greift es an, aber die falschen nicht.«

Kenyon stieß einen Pfiff aus; warum war noch niemand anderer auf eine so einfache Probe gekommen? Dann wäre vielleicht die Hälfte der Fälle ungeschehen und die Verbrecher hinter Schloß und Riegel. Er zog einen anderen Sovereign aus der Tasche; der Ladenbesitzer untersuchte ihn wie den vorigen und stürzte dann aus dem Geschäft.

»Das geht, hol mich der Teufel, zu weit!« brüllte er aus seinem Schnurrbart heraus. »Hier haben wir meiner Seel einen der Falschmünzerherren in eigener Person, das ist so sicher wie das Evangelium. Sie kommen auf die Polizeistube, und zwar sofort!«

Er hatte eine Stimme wie ein gereizter Stier. Die Zuhörerscharen strömten von allen Seiten herbei, und Kenyon mußte, rot vor Wut, seine Polizeikarte herausziehen, die er aus Anlaß der Falschmünzersache bei sich trug, bevor der gereizte Mann von ihm ablassen wollte. Er pfiff einem Taxi und mußte schweigend zuhören, wie man den Chauffeur vor ihm warnte.

»Paß nur auf, Colly!« schrie man von allen Seiten.

»Nimm dich vor seinen Goldfüchsen in acht, Colly! Nette Polizei, die selbst falsches Geld unter die Leute bringt! Die müßten noch Ammen mithaben, wenn sie spazierengehen!«

Aber während Kenyon in wilder Eile im Taxi dahinflog, kam ihm plötzlich eine Idee: das waren ja gerade die beiden Pfund, die er am Morgen in M. Lavertisses Geschäft zurückbekommen hatte! Er hatte den ganzen Tag keine anderen in der Tasche gehabt! Aha, war der rothaarige Franzose also doch tiefgründiger, als es aussah! Lag bei ihm vielleicht der Schlüssel zu der Sache? Ein Hoffnungsstrahl leuchtete wieder auf, und im nächsten Augenblick hatte Kenyon dem tief mißtrauischen Chauffeur eine andere Order gegeben, ihr durch die Vorzeigung seiner Polizeikarte Nachdruck verliehen und sauste nun durch die Straßen nach Holborn. Einmal ließ er den Chauffeur vor einer Apotheke halten, wo er sich eine Viertelstunde aufhielt, dann ging es wieder weiter, und Schlag sieben sprang er vor dem Haus 138 Southampton Road heraus und gab Befehl, zu warten. Der rothaarige Ladenbesitzer war eben im Begriff zu schließen.

»Wir schließen um sieben Uhr, Sir«, sagte er etwas steif.

»Tun Sie das«, rief Kenyon, »und kommen Sie dann mit mir ins Geschäft. Ich habe mit Ihnen etwas zu besprechen, Monsieur!«

»Etwas Wichtiges, Sir?«

»Verdammt wichtig, und machen Sie nur keine Ausflüchte«, sagte Kenyon barsch. Zögernd ließ der Mann die Rolläden herab, und ging mit Kenyon, der die Tür von innen verriegelte, in den Laden.

Um halb zehn Uhr desselben Abends stand Kenyons Chauffeur halb weinend im Gespräch mit einem Polizeikonstabler vor dem Hause 138 Southampton Road. Es sei nun über zwei Stunden her, sagte er, seit der Herr, von dem die Leute sagten, daß er falsches Geld habe, und der selbst behauptete, ein Polyp – ein Polizist zu sein, in diesen Laden getreten war! Was sollte er tun? Was zum Teufel sollte er tun? Das waren schwere Zeiten für einen Chauffeur, wenn schon die Polypen – die Polizisten die Leute mit falschem Geld anschmierten. Er bespuckte energisch einen Laternenpfahl, und der Polizeikonstabler, der seiner Klage ein williges Ohr geschenkt hatte, war eben im Begriff anzuklopfen, als die Türe sich öffnete und Kenyon auf der Schwelle erschien, mit einem schwarzhaarigen Herrn, der beim Anblick des Konstablers von einem Zittern befallen wurde.

»Mr. Kenyon, Sir, ein Konstabler ...« stammelte er.

»Ich sehe es«, sagte Kenyon ruhig. »Steigen Sie in diesen Wagen, Lavertisse. All right, Konstabler. Ich bin Mr. Kenyon, der in der Falschmünzersache arbeitet. Glaubte, hier eine Spur gefunden zu haben.«

»Nichts los, Sir?«

»Nichts Besonderes«, sagte Kenyon nach einem Augenblick des Zögerns. »Gothenburg Road 49«, fügte er, an den Chauffeur gewendet, hinzu, der beruhigt seinen Platz wiedereingenommen hatte. »Und rasch vorwärts!«

An der Ecke von Euston Road hörten sie die heiseren Rufe eines Zeitungsverkäufers: »Star, Extrablatt! Der Chef der Falschmünzerbande so gut wie festgenommen, große Neuigkeiten, Star, Extraausgabe!«

In der Sekunde hatte Kenyon das Auto gestoppt und ein Exemplar der Zeitung gekauft; und während es weiter über das holprige Pflaster ging, las er folgenden sensationellen Artikel: »Drama in Westend – Die Falschmünzerbande wieder im Zuge! – Ihr Chef beinahe festgenommen ... Mystifikation oder das Vorgehen eines Wahnsinnigen?«

»Unmittelbar nachdem das Blatt in Druck gegangen ist, erhalten wir folgende sensationelle Nachricht. Nähere Notizen folgen später: Um sechs Uhr abends, als die großen Westendfirmen eben im Begriff waren, zu schließen, fuhr eine große weiße Limousine vor der Generalagentur der Dion-Bouton-Gesellschaft in der Oxford Street vor. Ein stattlicher, weißhaariger Herr, der selbst gelenkt hatte, stieg aus, begab sich in die Geschäftsräume und verlangte den Direktor zu sprechen. Dieser wurde gerufen und kam, doch als er den weißhaarigen Herrn erblickte, wollte er kaum seinen Augen trauen. Vor sich sah er keinen anderen als den Mann, der vor zirka einer Woche den äußerst kühnen Schwindel gegen die Gesellschaft verübt hatte, dessen sich unsere Leser noch erinnern dürften; ein Herr fand sich ein, der aufs i-Tüpfelchen Lord Randolphe Caxton glich, stellte sich als dieser vor, kaufte gegen Kontrakt eine weiße Limousine und verschwand, nachdem er eine Anzahlung von zweihundert falschen Pfund erlegt hatte. Nun wohl, in dem Mann, der jetzt vor ihm stand, erkannte der Direktor zu seiner unaussprechlichen Bestürzung den besagten Mann, und man denke sich sein Erstaunen, als er diesen sagen hörte: ›Sie entschuldigen schon, Herr Direktor, ich kann nicht sagen, daß ich mit dem Wagen zufrieden bin, den ich am 26. bei Ihnen gekauft habe, und ich möchte darum bitten, mir vertragsgemäß meine zweihundert Pfund zurückzugeben. Das Auto habe ich mitgebracht.‹

Dabei zieht der Mann ein Papier aus der Tasche, in dem der Direktor den Vertrag erkennt. Bei diesem Anblick gelingt es ihm endlich, die Lähmung zu überwinden, in die das Vorgehen des Mannes ihn versetzt hat, und er stürzt mit dem Ruf: ›Der Schwindler! Der falsche Lord Caxton! Haltet ihn!‹ auf den Betrüger los. Wie höchst erstaunt, zuckt dieser zusammen, stürzt zur Tür hinaus und ist verschwunden, ehe noch der Direktor und die hinzueilenden Angestellten ihn ergreifen konnten; die letzteren waren durch die Schließungsarbeiten zu sehr beschäftigt gewesen, um den Vorfall zu bemerken.

Und damit war die Sache ausgestanden, keine Spur des weißhaarigen Betrügers war zu finden; ob er sich nun in ein Auto oder in die Untergrundbahn gerettet hatte, er war und blieb verschwunden. Die Dion-Bouton-Gesellschaft hat ihren Wagen wieder, das ist alles.

Aber wie soll man diesen unerklärlichen Vorfall verstehen? Ist das der Streich eines Narren? Steht man vor einer Mystifikation? Das scheint ausgeschlossen, aber was hat sich in dieser wunderlichen Angelegenheit dieser Falschmünzerbande von 1908 als unmöglich erwiesen? Wie dem auch sei, es ist höchste Zeit, sie aus der Welt zu schaffen, und noch einmal müssen wir wiederholen: Schläft Scotland Yard? Schläft Mr. James Kenyon?«

Kenyon wurde plötzlich durch ein Kichern an seiner Seite in seinem Lesen gestört; M. Lavertisse hatte das Ende des Artikels im ›Star‹ gelesen, und seinen humoristischen Gefühlen freien Lauf gelassen. Kenyon warf ihm einen Blick zu, der seine Heiterkeit rasch dämpfte, und versank wieder in Gedanken. Was bedeutete diese letzte Phase der Affäre? Wie konnte der Verbrecher es wagen, den Kopf in den Rachen des Löwen zu stecken? War es Übermut? Oder war es eine Herausforderung, ein Zeichen, daß der Umlauf des falschen Geldes, der eine Woche lang aufgehört hatte, wieder beginnen sollte? Sicherlich das letztere, dachte Kenyon, und dann: Adieu, Mr. James Kenyon. Bis morgen mußte er sie gefangen haben, und das sah grad wahrscheinlich aus. Noch zwölf Stunden!

Er zuckte zusammen, denn das Auto hielt eben vor einem respektabel aussehenden dreistöckigen Haus, und der Chauffeur sagte: »Gothenburg Road 49, Sir!« Den jetzt wieder ganz melancholischen M. Lavertisse beim Arm fassend, ging er durch das Gartentor, nachdem er noch ein umfangreiches Paket aus dem Automobil genommen und dem Chauffeur befohlen hatte, zu warten. Dann drückte er an die Hausglocke. Ein Dienstmädchen öffnete. Einige Augenblicke der Unterhaltung folgten, worauf Kenyon mit seinem Begleiter in ein elegantes Arbeitszimmer im Erdgeschoß geführt wurde. Der Professor war nicht zu Hause, mußte aber jeden Augenblick kommen.

Es dauerte auch keine fünf Minuten, so sauste ein weißes Auto vors Haustor, ein junger Mann sprang heraus; nahm den Gartengang mit drei Schritten und lief an dem Dienstmädchen, das in der Halle wartete, vorbei in das Arbeitszimmer. »Einen Augenblick, Mary«, rief er dem Mädchen zu, »ich muß telephonieren.«

Kenyon erhob sich mit einem kalten Lächeln aus seinem Sessel, der Neuangekommene betrachtete ihn verständnislos und stutzte beim Anblick von M. Lavertisse. Dann verbeugte er sich leicht und sagte:

»Ach so, ich habe Besuch. Warum stellen Sie mich nicht vor, Lavertisse? Mein Name ist Professor Pelotard.«

»Meinen Namen zu hören, Herr Professor, wird Ihnen nicht so besonders willkommen sein«, sagte der Detektiv langsam. »Ich bin der Detektiv Kenyon, und ich befasse mich mit der berüchtigten Falschmünzeraffäre.«

Das Gesicht des Professors drückte die größte Befriedigung aus, während er antwortete:

»Im Gegenteil, Mr. Kenyon, im Gegenteil! Sie sind gerade der Mann, den ich zu treffen wünschte.«

»Das bezweifle ich«, erwiderte Kenyon mit einem Hohnlächeln.

»Ich versichere es Ihnen, ich war eben im Begriff, zu telephonieren, und derjenige, den ich anrufen wollte, war niemand anders als Sie!«

»So?« sagte Kenyon trocken. »Sie wollten mit mir telephonieren? Obgleich mir heute nachmittag allerlei über Sie bekannt geworden ist, wußte ich doch nicht, daß ich Ihnen bekannt bin.«

»Das macht nichts«, sagte der Professor liebenswürdig. »Ich weiß, daß Sie ein aufstrebender junger Mann sind, wenn Sie sich auch manchmal an zu schwere Dinge wagen. Ich hatte in einer kleinen Angelegenheit zwischen Ihnen und Scotland Yard zu wählen und habe mich eben für Sie entschieden.«

Kenyon errötete vor Ärger. »Danke! Um so mehr bedaure ich, Ihnen sagen zu müssen, daß ich hergekommen bin, um Sie zu verhaften!«

Glaubte er, den Professor damit niedergeschmettert zu haben, so irrte er sich. So, als hätte er das letzte erst gar nicht gehört, nahm er gedankenvoll eine Whiskyflasche und einen Siphon von einem Seitentischchen, schenkte ein paar Tropfen – etwa dreihundert – Whisky ein und goß Wasser dazu.

»Whisky?« wandte er sich dann herzlich an Kenyon. »Nicht? Sie dürfen nicht über das böse sein, was ich eben sagte, Mr. Kenyon. Niemand weiß besser als ich, wie mühevoll und schwer die Arbeit eines Detektivs ist, ich komme eben selbst von einer solchen kleinen Expedition heim, Mr. Kenyon. Sehr anstrengend; man hat kaum Zeit zu schlafen, Mr. Kenyon.«

Kenyon runzelte bei dieser neuen boshaften Anspielung die Augenbrauen, aber bevor er noch etwas sagen konnte, fuhr der Professor nach einem tiefen Schluck aus seinem Glase fort:

»Und jetzt wollen Sie mich also verhaften? Und weswegen, wenn ich fragen darf? Verhaftungen gehen doch hierzulande nicht so ohne weiteres vor sich.«

»Ich gedenke, Sie zu verhaften«, brüllte Kenyon, dessen Wut durch die Ruhe des Professors noch gesteigert wurde, »einerseits wegen Ihres sauberen Geschäftes in Southampton Road 138, andererseits wegen Teilhaberschaft an der Falschmünzeraffäre.«

»Mein kleines Geschäft in Southampton Road 138?« sagte der Professor lächelnd. »Mich deshalb verhaften? Es fragt sich, ob sich das lohnt, Mr. Kenyon? Aber Ihr anderer Punkt ist schlimmer. Darf ich Sie bitten, mir zu sagen, welche Verbindung ich mit der Falschmünzeraffäre habe?«

Seine Ruhe begann Kenyon zu imponieren, und mit etwas weniger selbstsicherer Stimme erwiderte er:

»Darüber bin ich noch nicht ganz im klaren. Ich habe Sie erst seit heute nachmittag aufs Korn genommen, aber ein paar Dinge stehen schon fest. Heute morgen haben Sie mir zwei falsche Sovereigns angedreht – ja, ja, Herr Professor, das haben Sie getan, und das war verflucht dumm von Ihnen. Und als ich heute abend Ihre Kasse untersuchte, fand ich mindestens vier falsche Pfund darin.«

»Das schmerzt mich mehr als irgend jemand«, sagte der Professor, »in was für gewissenlosen Zeiten leben wir doch, Mr. Kenyon. Sechs Pfund an einem Tag! Wahrhaftig, wie soll da ein armer Geschäftsmann auf seine Kosten kommen? Aber geben Sie zu, daß Ihr Beweismaterial ein bißchen mager ist, Mr. Kenyon, im Verhältnis zu Ihrer Anklage!«

»Bis auf weiteres«, sagte der Detektiv mit einem Versuch, seinen früheren überlegenen Ton wieder aufzunehmen, »reicht schon Ihr kleines Schwindelgeschäft in Southampton Road. Da sitzen Sie fest, kann ich Ihnen sagen, und ...«

»Regen Sie sich nicht auf«, sagte der Professor. »Seien Sie lieber so gütig und sagen Sie mir, was Sie gegen mein – gegen M. Lavertisses Geschäft haben.«

M. Lavertisse, der bis dahin schweigend dagesessen war, zuckte nun zusammen und zitterte wie Espenlaub, als Kenyon barsch erwiderte:

»Das werden Sie schon auf dem Polizeiamt hören. Haben Sie die Güte und kommen Sie jetzt mit! Ihren werten Mitschuldigen habe ich da und Ihre Bücher auch.«

»Aber den Haftbefehl haben Sie vergessen sich zu verschaffen?« sagte der Professor lächelnd. Kenyons verdutzte Miene zeigte ihm, daß er richtig geraten hatte, und M. Lavertisses verstörte Züge erhellten sich wieder. »Das habe ich mir gedacht! Ein gewöhnlicher Anfängerfehler, Mr. Kenyon! Sie begreifen also, daß ich nicht mit Ihnen aufs Polizeikommissariat komme, wenn Sie mich einschüchtern wollen. Aber ich will Ihnen etwas sagen. Trotz Ihres jugendlichen Aufbrausens gefallen Sie mir – Sie wollen wirklich keinen Whisky nehmen? –, und ich verspreche Ihnen, daß ich mitkommen werde, wenn ich Sie nicht im Verlauf einer halben Stunde überzeugt habe, daß Sie mit mir kommen müssen!«

»Mich überzeugt? Mit Gewalt?« fragte Kenyon hohnvoll.

»Pfui, Mr. Kenyon, und man hat mir doch gesagt, Sie wären geistreich! Meine Überzeugungsversuche sind von ganz anderer Art. Kommen wir miteinander ins klare. Was haben Sie gegen mein Geschäft in Southampton Road?«

»Was ich gegen Ihr Geschäft in Southampton Road habe?« schrie Kenyon ganz außer sich. »Nichts anderes, als daß es der unerhörteste Schwindel ist, der mir in meiner ganzen Praxis vorgekommen ist« – der Professor lächelte diskret, was den jungen Detektiv aufs äußerste reizte –, »und wenn meine Praxis noch nicht so lange ist, so kenne ich doch auf jeden Fall die Verbrechergeschichte hier im Lande gut genug, und noch nie, Herr Professor, habe ich einen so gemeinen Schwindel gesehen! Ja, Sie entschuldigen schon! Sie annoncieren in allen Zeitungen des Landes ...«

»Nur den besseren«, unterbrach der Professor rasch, aber Kenyon fuhr fort, ohne ihn zu beachten: »Ja, hol mich der Teufel, habe ich Ihre Annonce nicht schon so oft gesehen, daß ich sie auswendig weiß? Psychische Forschung: Professor Pelotard aus Paris sucht zu großer wissenschaftlicher Arbeit Mitteilungen über verschiedene Manien und Sammlerwut. Da es bekannt ist, daß solche Geistesrichtungen meistens mit hochgradiger Zerstreutheit, seelischer Unruhe und Gedächtnisschwäche zusammenhängen, werden Sie gebeten, bei eventueller Antwort gütigst anzugeben, ob das bei Ihnen der Fall ist. Vollständige Diskretion wird zugesagt. Die unangenehmen Folgeerscheinungen, die die Zerstreutheit und die Erschlaffung des Gedächtnisses zu einer wahren Geißel für den machen, der darunter leidet, werden nach Professor Pelotards neuer psychischer Methode verhütet und erfolgreich geheilt ...«

»Ihr Gedächtnis macht Ihnen alle Ehre«, gelang es dem Professor einzuschalten. »Sie haben offenbar meine Methode nicht nötig.«

»Ihre Methode! Ich danke!« rief Kenyon und setzte mit steigender Energie seine Strafrede fort. »Antworten auf Ihre Anzeige strömen in Massen ein, die Briefträger können es bestätigen. Sie bekommen Briefe von Leuten, die ihre Schrullen in Ihrem Buch beschrieben sehen wollen, von Leuten, die sich behandeln lassen wollen, und von Leuten, die beides wünschen. Sie behandeln sie nach Ihrer Methode, vermutlich nicht gratis ...«

»Eine Kleinigkeit«, murmelte der Professor, der ihm artig zuhörte, »zwei Pfund per Kur.«

»Ich danke! Aber das ist das wenigste. Bis dahin sind Sie nur ein Scharlatan wie soundso viele andere. Ihr wirklicher Plan ist feiner. Sie haben erfahren, daß Mr. Jones zerstreut ist wie der Professor in den Witzblättern und für das Sammeln von chinesischem Porzellan lebt. Daß Mr. Brown, der sein Unglücksgenosse in der Zerstreutheit ist, ausschließlich für seine Sammlungen von Theaterzetteln existiert. Und daß Mr. Smith, dessen Zerstreutheit in ganz Kensington sprichwörtlich ist, sein einziges Interesse darin sieht, mexikanische Götzenbilder oder ägyptische Mumien zu sammeln. Eventuell behandeln Sie sie nach Ihrer Methode; aber gleichzeitig finden sich Ihre, pardon, M. Lavertisses Agenten bei den Herren Smith, Brown und Jones ein. Herrn Smith bringen Sie einen mexikanischen Götzen, Herrn Brown Theaterprogramme aus dem Globe-Theater zu Shakespeares Zeit und Herrn Jones eine auserlesene chinesische Porzellanfigur. Die Herren Smith, Brown und Jones werden von der unwiderstehlichen Begierde ergriffen, diese Dinge zu besitzen, denn Ihre Ware ist erstklassig, aber Ihre Preise auch. Und eine Unschlüssigkeit entsteht in ihrem Innern: kaufen oder nicht kaufen, das ist hier die Frage. Übrigens, woher beziehen Sie Ihre Waren?«

»Man hat seine Verbindungen«, sagte der Professor lächelnd und blickte zu M. Lavertisse hinüber.

»Das kann ich mir denken! Nun wohl, mein lieber Professor, jetzt gebe ich zu, wird Ihr Plan geradezu geistreich. Während die Herren Smith, Brown und Jones noch zögernd dastehen, greift Ihr Agent ein und sagt: Aber ich bitte Sie, Sir, wir verkaufen gerne auf Abzahlung; wöchentlich, monatlich, vierteljährlich, ganz wie Sie wollen, Sir. Auf Abzahlung, denkt der arme Mr. Smith. That's it. Da merkt man es ja kaum, und er beeilt sich einzuschlagen. Eventuell bezahlt er auch gleich, aber was tut das? Sie verlieren nichts, nächste Woche ist der Agent wieder da. Früher oder später bleibt er in Ihrem Garn hängen. Ein schlauer Vertrag wird aufgesetzt, den er unterzeichnet, und damit ist er verloren; denn wie Sie wissen, ist er so zerstreut, daß er kaum weiß, ob er am Morgen aufgestanden ist, geschweige denn, wie viele Male er seine Ratenzahlungen geleistet hat! Wie er selbst sagt, er merkt es kaum! Der Agent hingegen, der ist nicht von der Geißel des Jahrhunderts, der Zerstreutheit angekränkelt; er findet sich mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerkes ein, um seine Teilzahlungen in Empfang zu nehmen, und auf diese Weise bezahlt der Kunde seine Schätze drei-, vier-, ja fünfmal. Und unterdessen ist der Agent wieder mit neuen Kleinodien dagewesen, die die Herren Smith, Brown und Jones gekauft haben – auf Abzahlung! Und Sie sind noch frech genug, Buch darüber zu führen, wie Sie sie ausplündern!«

»Man muß Ordnung in seinen Geschäften haben«, wandte der Professor ein.

»Ganz richtig, aber wären Ihre Bücher nicht gewesen, so wäre ich Ihnen nie auf die Spur gekommen, mein Lieber! Durch Ihre Bücher und durch diese rote Perücke, die Sie zu M. Lavertisse macht, und M. Lavertisse zu Ihnen! Ich weiß nun, daß Sie es waren, den ich heute morgen im Geschäft traf. Aber M. Lavertisse hatte die Perücke heute nachlässig aufgesetzt, und das erregte mein Mißtrauen – außerdem ein rothaariger Franzose!«

Der Professor warf Lavertisse einen vorwurfsvollen Blick zu, und Kenyon sagte, durch seine eigenen Darlegungen sichtlich befriedigt:

»Wahrhaftig ein reizender kleiner Schwindel! Sie müssen ordentlich dabei verdient haben!«

»So, so«, sagte der Professor und winkte mit der Hand ab, »aber bedenken Sie, mein lieber Mr. Kenyon, was man wieder verliert, wenn die Leute einen mit falschem Geld bezahlen, namentlich, wenn sie es so oft tun, wie Sie behaupten! Was glauben Sie, habe ich Böses getan im Vergleich mit der Falschmünzerbande? Bagatellen! Ich habe doch nur bessere Kunden, und wenn sie ihre Waren ein bißchen überzahlen, so merken sie es ja kaum, wie Sie selbst sagten! Nein, die Falschmünzerei, mein bester Herr, das ist etwas anderes – etwas geradezu Vernichtendes für jedes gesunde Geschäftsleben. Und einer solchen Sache wollen Sie mich bezichtigen?«

Bevor noch Kenyon etwas sagen konnte, fügte der Professor ruhig hinzu: »Das einzige, was ich mit der Falschmünzerbande zu tun habe, ist, daß ich heute nachmittag ihre sämtlichen Mitglieder aufgespürt habe.«

Kenyon flog aus dem Sessel in die Höhe. »Was, Sie haben ... ach Unsinn!« Er betrachtete den jungen Franzosen – er sprach übrigens ausgezeichnet Englisch – mit einem Ausdruck, gemischt aus Hohn und Mißtrauen ... Trotz allem lag etwas in seinem Aussehen, das ihn die erstaunliche Behauptung, die er eben gehört hatte, so halb und halb glauben ließ. Das heißt, nein! Dummheiten! Die Falschmünzerbande, die drei Wochen der britischen Polizei und ihm selbst getrotzt hatte, sollte von diesem kleinen Schwindler aufgespürt sein! Lächerlich!

Der Professor unterbrach seine raschen Gedankenreihen, indem er sagte:

»Ich spreche die Wahrheit, Mr. Kenyon. Und ich will es beweisen. Ich war eben im Begriff, Sie anzurufen, um Sie die werte Gesellschaft verhaften zu lassen. Bis zwölf Uhr dürften wir sie da versammelt finden, wo ich sie verließ. Sie halten heute abend ihre Generalversammlung ab, denn morgen beginnt der Geldumlauf von neuem.«

Kenyon erbleichte; wenn das falsche Geld wieder zu zirkulieren anfing, war er verloren.

»Wollen Sie zuerst telephonieren und sich die Hilfe von sechs oder sieben Konstablern verschaffen, dann steht mein Angebot fest, und Sie können sie verhaften. Meine persönliche Wohlfahrt opfere ich wie die alten Römer für die des Staates, und nachher können Sie folglich mich verhaften. Aber es ist jetzt elf Uhr, und Sie müssen sich beeilen.«

Nach einem raschen Blick auf den Professor trat Kenyon an das Telephon, klingelte und gab seine Order. Während sie auf das Eintreffen der Konstabler warteten, sagte der Professor:

»Sie wundern sich vielleicht, wie ich sie gefunden habe? Ganz einfach, durch Sichtung meiner zerstreuten Kunden! Ich hatte regelmäßige Posten von falschem Geld bemerkt – richtiger gesagt, die Bank hat es gemerkt –, und nach mühsamer Arbeit gelang es mir, herauszufinden, daß sie von dem Chef der Bande herrührten, die Ihnen so lange getrotzt hat.«

»Sechs Tage«, sagte Kenyon erregt.

»Ich habe sie in dreien aufgespürt«, entgegnete der Professor. »Und gerade heute nachmittag, als, können Sie sich mein Erstaunen denken, der Anführer der Bande, der falsche Lord Caxton, in einem Anfall dessen, was man die Apotheose der Zerstreutheit nennen könnte, im Begriffe war, sich der Gerechtigkeit auszuliefern! Glücklicherweise entwischte er ... ja, ja, glücklicherweise, Mr. Kenyon, denn sonst könnte ich ihn Ihnen jetzt nicht überantworten.«

Kenyon starrte den Professor an, der still in sich hineinlächelte. Nach einigen Minuten hörte man das Trampeln der Konstabler draußen, und man begab sich hinaus, der zerknirschte M. Lavertisse, Mr. Kenyon und der Professor.

»Pardon«, rief der letztere in der Türe dem Detektiv nach. »Unter meinem Dache scheinen Sie schon von der Krankheit, die Sie eben erst so beredt geschildert haben – der Zerstreutheit –, angesteckt zu sein. Sie vergessen Ihr Paket.«

»Ah, Ihre Geschäftsbücher«, sagte Kenyon giftig, »danke, die werde ich nicht vergessen.«

»Übrigens haben wir keinen weiten Weg«, fügte der Professor hinzu.

»Das wußte ich!« sagte Kenyon stolz, einen Trumpf ausspielen zu können. »Es war mir schon gelungen, die Bande irgendwo hier in der Nähe zu lokalisieren.«

»Ganz richtig, sie haben ihre Zentrale in North Vereker Road. Und da sagte man noch, daß Sie schlafen, Mr. Kenyon ...«

North Vereker Road erwies sich als eine kurze Straße von nur sechs großen Privathäusern, fünf davon schienen unbewohnt. Unter Führung des Professors zog man in den Garten von Nummer 4, in dessen Parterrewohnung die Fenster erleuchtet waren.

»Gestatten Sie mir eine kleine Ungesetzlichkeit«, sagte der Professor. »Ich nehme sie ganz und gar auf meine Verantwortung. Lassen Sie drei Konstabler die beleuchteten Fenster bewachen, dann öffnet uns M. Lavertisse das Haupttor, und wir nehmen die Bande auf einen Schlag im Speisesaal fest.«

Nach einigem Zögern ging Kenyon auf diesen Vorschlag ein, M. Lavertisse begann seine Arbeit mit dem Instrument, das der Professor ihm gab, und dieser wandte sich Mr. Kenyon zu.

»Es ist kein gewöhnlicher Chef, den sie da haben, kann ich Ihnen sagen. Ich kann Ihnen eine kleine Überraschung versprechen.«

»Ich hatte es so halb und halb geahnt«, sagte der Detektiv. »Meine Theorie war, daß nur ein überaus geübter Metallurge, geradezu ein Genie, und dazu eine Persönlichkeit mit bester technischer Ausbildung, die Legierung der Münze hergestellt haben kann, das Banknotenpapier ...«

»Sie werden gleich die Erklärung dafür bekommen.«

»Nun wohl! Ich habe diesen Faden verfolgt und das Material mit Hilfe des dürftigen Signalements, das ich erlangen konnte, gesichtet, aber die ganze Sache schien mich in eine Sackgasse zu führen. Jetzt sehe ich, daß ich vielleicht recht hatte ...«

Die Türe sprang unter M. Lavertisses geschickten Händen auf. In seinen und des Professors Fußtapfen stürzte Kenyon mit seinen Konstablern ins Haus. Plötzlich riß Professor Pelotard die Tür eines Speisesaals auf, wo eine Tischgesellschaft von acht Personen versammelt war, drehte sich zu Kenyon um und rief:

»Sie hatten recht, Mr. Kenyon, wenn es diese Herren und ihr Chef sind, die Sie suchten; und ich kann begreifen, daß Sie sich von Ihrer Spur nicht abbringen ließen. Nicht jeden Tag hat eine Falschmünzerbande einen solchen Chef, aber auch nicht jeden Tag hat ein solcher Chef solche Helfer! Darf ich Ihnen den Mann vorstellen, den die englische Polizei seit drei Wochen sucht, Mr. Rufus Chandler, Lehrer an der Universität London. Mitglied zahlreicher Gesellschaften, für den Nobelpreis vorgeschlagen, ein geistreicher, wenn auch etwas wahnsinniger Gelehrter, ein großer Sammler und einer der zerstreutesten Menschen Londons! Er ist so zerstreut, daß, als ihm heute nachmittag der Kontrakt der Dion-Bouton-Gesellschaft in die Hände fiel und er ihn mit R. C. unterzeichnet fand, er nach Oxford Street fuhr und seine zweihundert falschen Pfund für das Auto wiederhaben wollte, das er sich als Randolphe Caxton erschwindelt hatte!«

Bis dahin hatte Totenstille in dem Raum geherrscht, aber bei den letzten Worten des Professors sprang plötzlich ein stattlicher weißhaariger Herr vom Tisch auf und eilte auf das Fenster zu. Als hätte dieses Ereignis den Zauber gebrochen, sprangen nun auch sämtliche anderen Tischgäste von ihren Plätzen auf, ein wildes Handgemenge entstand, bei dem die Konstabler rasch die Oberhand erlangten, und die ganze Zeit über klang die Stimme des Professors in artigem Vorstellungston durch den Raum:

»Darf ich die Herren White, Younge, Hawkins, Burton, Waller und Edwardes vorstellen, alle Professor Chandlers Mitarbeiter bei seinem letzten, berühmtesten Werke. Zuletzt führe ich die Rarität der Sammlung vor, Mr. Tom Jeffries, ehemals in der Banknotenfabrik der Bank of England angestellt, kürzlich ganz legal gestorben und begraben, dann wieder von den Toten auferstanden und jetzt mit seinen Kollegen auf dem Wege ins Gefängnis.«

Eine halbe Stunde später überließen Kenyon, der Professor und Lavertisse das Haus der Obhut der Konstabler. Sämtliche acht Verbrecher waren auf dem Wege zum Polizeiamt; eine rasche Hausuntersuchung war vorgenommen worden und hatte genügt, um die Schuld sämtlicher Beteiligter zu erweisen. In Professor Chandlers Laboratorium hatte man die modernsten Münzmaschinen gefunden, in den Schränken lagen Haufen von falschem Gold, Silber und Banknoten, bereit, ihre Zirkulation zu beginnen. Was das Geheimnis der Legierungen betrifft, so kam es, nebenbei gesagt, nie an den Tag, Professor Chandler nahm es unenthüllt ins Gefängnis mit. Doch alles in allem war die Sache klar, und mit einem Seufzer der Befriedigung sagte sich Kenyon, daß er jetzt ruhig schlafen konnte.

Wieder auf der Straße angelangt, räusperte er sich und sagte:

»Bei näherer Überlegung, Herr Professor, will ich das Verfahren gegen Sie wegen Ihres Geschäftes in Southampton Road nicht aufnehmen – die Idee war so gut, daß ich darüber schweigen werde, wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, die Zerstreuten in England nicht mehr auszuplündern.«

»Gerne«, sagte der Professor lächelnd. »Ich hatte ohnehin schon halb und halb daran gedacht, das Geschäft aufzugeben, es nahm mir zuviel Zeit und Mühe. Wollen Sie mir dafür die Freundlichkeit erweisen, meinen Namen in der Falschmünzersache nicht zu nennen? Behalten Sie die Ehre für sich selbst, Sie erweisen mir einen Gefallen damit.«

Kenyon errötete und reichte dem Professor das Paket, das er in der Hand trug.

»Hier haben Sie Ihre Bücher«, sagte er verlegen.

»Behalten Sie Ihr Paket«, sagte der Professor lächelnd. »Meine Bücher sind schon längst in Gothenburg Road verbrannt. Ich habe der Sicherheit wegen die Pakete ausgetauscht, bevor wir uns auf unsere kleine Expedition machten.«

Kenyon betrachtete ihn lächelnd.

»Sie flößen mir vor Frankreich Respekt ein, Herr Professor«, sagte er, gegen seinen Willen von diesem geschickten Gauner und seiner guten Laune sympathisch berührt.

»Bitte sehr!« sagte der Professor, »von Seiten meiner Mutter bin ich ja Franzose, aber im übrigen bin ich Schwede.«

»Schwede, by Jove!«

»Ja, und nennen Sie mich nicht Professor Pelotard, wenn wir uns wieder treffen, was ja wahrscheinlich ist. Nennen Sie mich Herr Collin


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