Heinrich Heine
Zeitgedichte
Heinrich Heine

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19.

Schloßlegende.

    Zu Berlin im alten Schlosse
Sehen wir, aus Stein gemetzt,
Wie ein Weib mit einem Rosse
Sodomitisch sich ergetzt.

    Und es heißt, daß jene Dame
Die erlauchte Mutter ward
Unsres Fürstenstamms. Der Same
Schlug fürwahr nicht aus der Art.

    Ja fürwahr, sie hatten Wenig
Von der menschlichen Natur!
Und an jedem Preußenkönig
Merkte man die Pferdespur.

    Das Brutale in der Rede,
Das Gelächter ein Gewiehr,
Stallgedanken, – und das öde
Fressen – jeder Zoll ein Thier!

    Du allein, du des Geschlechtes
Jüngster Sprößling, fühlst und denkst
Wie ein Mensch, du hast ein rechtes
Christenherz, und bist – kein Hengst!

 


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