Heinrich Heine
Zeitgedichte
Heinrich Heine

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6.

Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris.

    »Nachtwächter mit langen Fortschrittsbeinen,
Du kommst so verstört einher gerannt!
Wie geht es daheim den lieben Meinen,
Ist schon befreit das Vaterland?«

    Vortrefflich geht es, der stille Segen,
Er wuchert im sittlich gehüteten Haus,
Und ruhig und sicher, auf friedlichen Wegen,
Entwickelt sich Deutschland von innen heraus.

    Nicht oberflächlich wie Frankreich blüht es,
Wo Freiheit das äußere Leben bewegt;
Nur in der Tiefe des Gemüthes
Ein deutscher Mann die Freiheit trägt.

    Der Dom zu Köllen wird vollendet,
Den Hohenzollern verdanken wir Das;
Habsburg hat auch dazu gespendet,
Ein Wittelsbach schickt Fensterglas.

    Die Konstitution, die Freiheitsgesetze,
Sie sind uns versprochen, wir haben das Wort,
Und Königsworte, Das sind Schätze,
Wie tief im Rhein der Niblungshort.

    Der freie Rhein, der Brutus der Flüsse,
Er wird uns nimmermehr geraubt!
Die Holländer binden ihm die Füße,
Die Schwyzer halten fest sein Haupt.

    Auch eine Flotte will Gott uns bescheren,
Die patriotische Überkraft
Wird lustig rudern auf deutschen Galeren;
Die Festungsstrafe wird abgeschafft.

    Es blüht der Lenz, es platzen die Schoten,
Wir athmen frei in der freien Natur!
Und wird uns der ganze Verlag verboten,
So schwindet am Ende von selbst die Censur.

 

7.


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