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Vierter Akt

München.

Erste Szene

Das Herzogliche Kabinett. Preising sitzt an einem Tisch, ein versiegeltes Dokument in der Hand.

Preising. Dies soll ich öffnen und prüfen! Und gerade heut, an diesem Tage des Jammers! (Er besieht das Dokument.) Keine Aufschrift, bis auf ein Kreuz! Aber sieben Siegel von seiner eignen Hand! Dazu lag's, dreifach verschlossen, in einer ehernen Truhe! Der Inhalt muß ernst und wichtig sein! Auch neu ist es nicht! Das beweist der Staub, der sich mir an die Finger setzt! (Er fängt an, die Siegel zu erbrechen.) Offenbar ein Geheimnis, das er lange vor mir verbarg! Mir wird fast beklommen!

Zweite Szene

Stachus (tritt ein). Ein Bauer ist da, mit einer ungeheuer großen Ähre, die er dem Herzog zeigen will!

Preising. Nur heute nicht! Er wird vom Sterbebett keine Augen dafür mitbringen!

Stachus. Das hab ich ihm schon gesagt! Aber er läßt sich nicht bedeuten, und Ihr wißt's ja, daß wir mit den gemeinen Leuten nicht unsanft verfahren dürfen!

Preising. So laß ihn stehen, bis er von selbst geht! Hört man denn nichts von dem armen Prinzen? Wird's nicht doch ein wenig besser? Bei Gott ist ja kein Ding unmöglich!

Stachus. Besser! Vor einer halben Stunde ward er versehen! Herr Kanzler, die Augsburger Hexe paßt schon auf, und der Teufel läßt sie nicht im Stich, wie sollt's besser werden!

Preising. Was redst du da wieder, Stachus!

Stachus. Was sie alle reden! In der Burg, auf der Straße, an der Schranne, im Klosterhof, wo man auch hinkommt, alle, alle! Ein hochwürdiger Pater Franziskaner hat diese Bernauerin schon von der Kanzel herab verflucht, er hat gesagt, sie sei wert, bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, da wird's doch wohl wahr sein! Und wie sollt's auch nicht! Erst stirbt der Vater, der gute, gute Herzog Wilhelm; dies Wams hab ich von ihm! Dann folgt seine Gemahlin! Heute rot, morgen tot; wir mußten sie beweinen, eh' sie ihn noch beweinen konnte. Nun der Prinz, der freundliche kleine Adolph! Hört Ihr? Das Sterbeglöcklein! Es ist aus! Aus! (Er ballt die Hände, wie zum Fluchen.) Und ich sollte nicht!? – (Er sinkt auf die Knie und betet.)

Preising (sinkt gleichfalls auf die Knie).

Stachus (aufstehend). Selbst in Brand stecken möcht' ich den Scheiterhaufen! Die fände so viele Henker, als es treue Bayern gibt. Nun geht's an den Herzog, den regierenden Herrn, gebt nur acht! (Ab.)

Dritte Szene

Preising (der sich zugleich mit Stachus erhebt). Ja, es ist aus! Das Glöcklein verstummt, das Kind tat seinen letzten Atemzug, und Ernst hat keinen Erben mehr, da er seinen Sohn verstieß. Dies ist eine schwere Stunde fürs Land! Gott schaue gnädig auf uns herab! (Er ergreift das Dokument wieder.) Nun wird er wohl gleich hiersein! Die ganze Nacht war er drüben! (Er nimmt es aus dem Umschlag und entfaltet's.) Was ist das? (Er liest.) »Rechtlicher Beweis, geschöpft aus den Ordnungen des Reichs und anderen lauteren Quellen, daß die Agnes Bernauer oder Pernauer aus Augsburg wegen verbrecherischer Verleitung des jungen Herzogs Albrecht zu unrechtmäßiger Ehe, ja sogar, falls sich nichts Weiteres erhärten ließe, wegen bloßer Eingebung einer solchen im äußersten Falle gar wohl, zur Abwendung schweren Unheils, auf welche Weise es immer sei, vom Leben zum Tode gebracht werden dürfe!« (Er setzt ab.) Oh, nun begreif ich alles! Dieser Tote wird wieder töten, dieser Knabe, der nicht einmal seine Nürnberger Klapperbüchse mehr schütteln kann, wird das Mädchen nachholen! Schrecklich! (Er sieht wieder hinein.) Des jungen Herzogs! Er ist fünf Jahre älter, als sie, und hat vielleicht schon seine erste Schlacht gewonnen, bevor sie noch ihre letzte Puppe in den Winkel warf! Ärmste, welch ein Schicksal ereilt dich! (Er blättert um.) Wer hat sich denn unterschrieben? Adlzreiter! Kraitmayr! Emeran Nusperger zu Kalmperg! Große Juristen, würdig, zu Justinians Füßen zu sitzen und die Welt zu richten, wer wagte ihnen zu widersprechen! Sie ist verloren! (Er sieht wieder hinein.) Und gleich nach dem Regensburger Turnier abgefaßt! Ja, da trafen sie alle drei hier in München zusammen, ich hielt's für Zufall, nun seh ich wohl, daß sie gerufen waren! Das sind schon dritthalb Jahre! Wie wenig mag sie's noch erwarten! (Er blättert noch einmal um.) Unten das förmliche Todesurteil, dem nur noch der Name des Herzogs fehlt! Der wird nun wohl bald hinzukommen! Mich graust! Manch ähnliches Blatt hielt ich schon in der Hand, aber da ging dem strengen Spruch jedesmal eine Reihe schnöder Gewalttaten voran, man las viel von Raub, Mord, Brand und Friedensbruch, ehe man an die Strafe kam. Hier könnte höchstens stehen: sie trug keinen Schleier und schnitt sich die Haare nicht ab! Ich weiß jetzt ja recht gut, wie's zugegangen ist! Und dennoch – (Er liest wieder.) Durchs Beil, durchs Wasser, ja durch einen Schuß aus dem Busch – (Er setzt ab.) Gibt's denn gar kein anderes Mittel mehr?

Vierte Szene

Ernst (tritt ein). Ich ließ Euch warten, Preising! Aber ich mußte selbst warten!

Preising. Gnädiger Herr!

Ernst. Laßt, laßt! Die Erde kann schon mit gebrochenen Augen gepflastert werden! Es kam ein Paar hinzu! Habt Ihr gelesen!

Preising. Ich wollte just, da hört' ich das Glöcklein!

Ernst. So lest jetzt! (Er wendet sich.) Es hat mich angegriffen! Wie schwer stirbt ein Kind! Zwölf Stunden Todeskampf für ein so kurzes Leben! Mein Gott! Nun, es ist vorbei! (Er macht ein paar Schritte.) Die große Glocke! Endlich! Mir fehlte noch was! Die verkündigt's der Stadt! Nun geht's von Ort zu Ort, von Haus zu Haus, von Mund zu Mund. Ja, betet, betet, betet! Wir können's brauchen! (Wendet sich wieder zu Preising.) Nun?

Preising (legt das Dokument auf den Tisch). Was soll ich noch sagen!

Ernst. Was Ihr könnt! Prüft Punkt für Punkt, ich steh Euch Rede, diesmal, wie allemal! Habt Ihr etwas gegen die Männer einzuwenden, die das Gutachten abgaben und den Spruch fällten?

Preising. Gegen die Männer! Wenn der Schwabenspiegel noch nicht zusammengestellt wäre, diesen dreien würde ich an Kaisers Statt den Auftrag geben, es zu tun!

Ernst. Sind sie bestechlich? Trifft einen unter ihnen der Verdacht der hohlen Hand?

Preising. Gewiß nicht! Wenn aber auch: Herzog Ernst hat keinem etwas hineingedrückt!

Ernst. Ihr erweist mir nur Gerechtigkeit! Nicht einmal den Schweißpfenning, der ihnen gebührt hätte, und das ist die einzige Schuld, die ich nie bezahlen will!

Preising. Ich schwöre für Euch! Aber auch für sie!

Ernst. Nun, solche Männer, so beschaffen, legten vor dritthalb Jahren nach gewissenhaftester Erwägung des Falls dies Blatt bei mir nieder, und erst jetzt zieh ich's hervor. Kann man mich der Übereilung zeihen?

Preising. Nicht Euer Feind!

Ernst. Wenn ich's vollstrecken lasse: kann man behaupten, es sei nicht der Herzog, der seine Pflicht erfüllen, sondern der Ritter, der einen Flecken abwaschen, oder der Vater, der sich rächen will?

Preising. Auch das nicht!

Ernst (ergreift die Feder). Wohlan denn!

Preising. Gnädiger Herr, haltet noch ein!

Ernst. Ja? Gut! (legt die Feder nieder) Ich bin kein Tyrann, und denke keiner zu werden. Aber man soll von mir auch nicht sagen: er trug das Schwert umsonst! Wer's unnütz zieht, dem wird's aus der Hand genommen, aber wer's nicht braucht, wenn's Zeit ist, der ruft alle zehn Plagen Ägyptens auf sein Volk herab, und die treffen dann Gerechte und Ungerechte zugleich, denn unser Herrgott jätet nicht, wenn er selbst strafen muß, er mäht nur! Das erwägt und nun sprecht! (Er setzt sich.)

Preising. Ich kann dies Blatt nicht widerlegen! Es ist wahr: wenn die Erbfolge gestört wird oder auch nur zweifelhaft bleibt, so bricht früher oder später der Bürgerkrieg mit allen seinen Schrecken herein, und niemand weiß, wann er endet!

Ernst. Er bricht herein, wenn sie Kinder bekommen, er bricht herein, wenn sie keine bekommen! In dem einen Fall wollen die sich behaupten, in dem andern können Ingolstadt und Landshut sich nicht vereinigen, weil jedes den Löwenteil verlangt! Ja, es ist die Frage, ob die auch nur bis zu seinem Tode ruhig bleiben! Denn, wenn sie jetzt mit ihm liebäugeln, so geschieht's, um mich zu ärgern!

Preising. Aber es ist doch auch entsetzlich, daß sie sterben soll, bloß weil sie schön und sittsam war!

Ernst. Das ist es auch! Ja! Darum stellt' ich's Gott anheim. Er hat gesprochen. Ich warf mein eignes Junges aus dem Nest und legte ein fremdes hinein. Es ist tot!

Preising. Und gäbe es wirklich keinen anderen Ausweg? Gar keinen?

Ernst. Ihr greift mich hart an, Ihr meint, ich könnte noch mehr tun! Und wahr ist's: in den Adern Ludwigs von Ingolstadt und Heinrichs von Landshut fließt das Blut des Geschlechts ebenso rein, wie in meinem eignen!

Preising. Daran hab ich noch nicht gedacht!

Ernst. Aber ich! Zwar wär's so arg, daß wohl auch ein Heiliger fragen würde: Herr, warum das mir? Doch, wenn's nun wär'? Der letzte Hohenstaufe starb durch Henkers Hand, mit Gottes dunklem Ratschluß kann viel bestehen, was der Mensch nicht faßt. Aber dies kann Gottes Ratschluß nicht sein, denn es hälfe nichts, und das ist mein Trost! Spräche ich zu Heinrich: Komm, Fuchs, du hast mir mein ganzes Leben lang Fallstricke gelegt und Gruben gegraben, nimm mein Herzogtum zum Lohn! so führe Ludwig dazwischen. Spräche ich zu Ludwig: Ich bin dir noch den Dank für so manchen Schlag schuldig, der von hinten kam, hier ist er! so griffe Heinrich mit zu, und einer könnt's doch nur sein! Oder ist's nicht so?

Preising. Gewiß!

Ernst. Es bliebe also immer dasselbe, alles ginge drunter und drüber, und die Tausende, die im Vertrauen auf mich ins Land kamen und meine Märkte zu Städten erhoben, meine Städte so weit emporbrachten, daß selbst die stolze Hansa ihnen nicht mehr ungestraft den Rücken kehren darf, würden mich und mein Andenken verfluchen!

Preising. Ich meinte nicht das! Laßt sie entführen und dann verschwinden! Das geht jetzt leichter, wie sonst, er läßt sie nicht mehr so ängstlich bewachen.

Ernst. Was wär' damit gewonnen? Er würde sie suchen bis an seinen Tod! Ihr wart ein schlechter Prophet in Regensburg!

Preising. Man breitet aus, daß sie gestorben ist. Er fand den Priester, der ihn mit ihr verband: kann Euch der Priester fehlen, der einen Totenschein ausstellt?

Ernst. Und ich sollte ihm das zweite Weib geben, solange das erste noch lebte? Nein, Preising, das Sakrament ist mir heilig, er soll nicht am Tage des Zorns wider mich zeugen und sagen: Herr, wenn ich mich mit Greueln befleckte, so wußte ich nichts davon. Hier hilft kein Kloster, nur der Tod!

Preising. Doch auch wohl der Papst, und wenn der sich weigert, der Kaiser! Friedrich Barbarossa schied sich selbst, Ludwig der Bayer schied seinen Sohn!

Ernst. Wie soll man scheiden, wenn keins von beiden will? Preising, ich hatte dritthalb Jahre Zeit, und das Kind, für das jetzt die Glocken gehen, war oft genug krank! (Er greift wieder zur Feder.) Nein, Gott will es so und nicht anders! Und gerade jetzt geht es leicht. Er reitet heut oder morgen nach Ingolstadt zum Turnier hinab. Dort soll er, ich möchte sagen, wieder ehrlich gesprochen werden, und dies wird glücken, denn Ludwig hat alles zusammengerufen, was mir feind ist, er denkt: je weiter der Riß zwischen uns beiden, je besser für ihn! Nun, während sie die Fahne über ihn schwenken, will ich dafür sorgen, daß sie sich hintendrein nicht zu schämen brauchen. Nichts hat mich so verdrossen, als das Gepränge, mit dem er sie gleich nach dem Regensburger Tag, einer Herzogin gleich, von Vohburg nach Straubing führte. Jetzt ist das gut! Emeran Nusperger zu Kalmperg ist Richter in Straubing, und Pappenheim kann mit hundert Reitern in vierundzwanzig Stunden dort sein!

Preising. Und nachher? Gnädiger Herr, Ihr habt recht, ich war in Regensburg ein schlechter Prophet! Wird er's tragen? Wird er nicht rasen und Hand an sich legen oder sich offen wider Euch empören?

Ernst. Das eine vielleicht, das andre gewiß, ich tu, was ich muß, der Ausgang ist Gottes. Ich setz ihn daran, wie Abraham den Isaak, geht er in der ersten Verzweiflung unter, und es ist sehr möglich, daß er's tut, so lasse ich ihn begraben, wie sie, tritt er mir im Felde entgegen, so werf ich ihn oder halte ihn auf, bis der Kaiser kommt. Dem meld ich's, noch eh' es geschieht, und er wird nicht säumen, denn wie ich Ordnung im Hause will, so will er Ordnung im Reich. Es ist ein Unglück für sie und kein Glück für mich, aber im Namen der Witwen und Waisen, die der Krieg machen würde, im Namen der Städte, die er in Asche legte, der Dörfer, die er zerstörte: Agnes Bernauer, fahr hin! (Er unterschreibt und geht, dann wendet er sich und winkt.) Kanzler!

(Ab, Preising folgt mit dem Blatt.)

Straubing.

Fünfte Szene

Burghof und daranstoßender Garten. Törring, Frauenhoven und Nothhafft von Wernberg, alle gerüstet, an einem steinernen Tisch, auf dem Wein steht. Der Kastellan geht vorüber.

Nothhafft von Wernberg. Nun, Alter, schon wieder in die Kapelle? (Er erhebt seinen Becher.) Komm, versuch einmal, damit du siehst, daß die Frommen noch immer nicht umsonst beten!

Kastellan. Ich stoß dich um, sagte der Ritter zum Becher, und tat's, siebenmal hintereinander. Aber der Becher stieß ihn wieder um, und da fiel er dem Teufel in die Arme, der schon längst hinter ihm stand! Hütet Euch und spottet nicht! (Ab.)

Sechste Szene

Frauenhoven. Wo bleibt der Herzog? Die Pferde werden ungeduldig!

Törring. Er wird die Totengruft besehen, die sie sich bauen ließ. Sie ist gestern oder heut fertig geworden. Ich sah sie beide zu den Karmelitern hinübergehen.

Nothhafft von Wernberg. Doch ein seltsamer Gedanke für ein junges Weib! Eine Totengruft!

Törring. Nun, im Anfang gerade so seltsam nicht! Da mag ihr beklommen genug gewesen sein, und mit Recht. Jetzt freilich sieht's anders aus! Und doch kann man noch nicht wissen, wie's kommt! Das schwache Kind in München ist nicht stark dadurch geworden, daß der alte Herzog ihm die Krone aufsetzte. Ja, er hat's vielleicht nur getan, weil er sich darauf verließ, daß sie schon von selbst wieder herunterfallen würde!

Frauenhoven. Da irrt ihr! Wie oft hat er Albrecht durch seinen Bruder die förmliche Entsagung abzudrängen gesucht!

Törring. Das war immer nur ein Stich, eine verkappte Anfrage, ob er ihrer noch nicht satt sei! Wenn Ernst keinen Hintergedanken hatte, warum stellte er sich zwischen ihn und den Kaiser, als dieser wegen der Regensburger Händel Rechenschaft forderte? Der alte Sigmund meinte es sehr ernsthaft, das Podagra hat einen wackern Reichsvogt aus ihm gemacht, und seine Kommissarien, wir dürfen's uns wohl bekennen, hätten nicht einmal Brillen aufzusetzen gebraucht, um einen offenen Aufruhr zu entdecken. Warum kehrten sie so plötzlich in München um?

Frauenhoven. Ihr seht immer schwarz!

Nothhafft von Wernberg. Sie kommen! Steigen wir zu Pferde, daß wir den Abschied abkürzen! Aber vorher – (Er ergreift den Becher.)

Törring. Auf guten Ausgang!

(Sie stoßen an und geben ab.)

Siebente Szene

Albrecht und Agnes treten auf. Albrecht ist ebenfalls gerüstet.

Agnes. Also, die Ampel, die noch fehlt, bringst du mir mit, nicht wahr? Eine eherne, mit einer langen Kette, daß sie hoch vom Gewölb niederschweben kann.

Albrecht. Lieber etwas andres, ich gesteh's dir offen. Doch ich hab's versprochen, und ich tu's!

Agnes. Zürnst du mir?

Albrecht. Wie könnt' ich! Aber es ängstigt mich, daß dir dies so am Herzen liegt! Hast du eine böse Ahnung? Ich wüßte zwar nicht, woher die dir jetzt noch kommen sollte, und dennoch muß es so sein!

Agnes. Gewiß nicht! Ei, da würd' ich von meinem Sarg reden, von den Fackeln, dem Glockengeläut und allem, was ich mir sonst noch wünschte! Und wenn ich fürchtete, dir weh zu tun, würd' ich sagen: Denke dir, mir hat geträumt, ich würde begraben, und darüber mußt du dich freuen, denn es bedeutet langes Leben, aber das Leichenbegängnis war so schön, daß ich's dereinst geradeso und nicht anders haben möchte. Und dann würde ich's dir beschreiben!

Albrecht. So will ich dir die Ampel nach dreißig Jahren schenken!

Agnes. Wenn du nicht anders willst! Angezündet soll sie ja noch nicht werden! Aber, mein Albrecht, du kennst uns nicht, du weißt nicht, wie wir sind! Ein bürgerliches Mädchen macht sich das Totenhemd gleich nach dem Hochzeitkleid, und sie tut wohl daran, denn sie kann nicht wissen, wie sie's sonst in ihrem Alter bekommt! Nun, das liegt mir in der Art, und so lange bin ich noch nicht die Gemahlin eines Herzogs, daß sich schon alles an mir verändert hätte! Aber, du siehst, die Demut ist schon entwichen, denn ich habe nicht, wie meine Gespielinnen, die eigenen Finger geplagt und mir das Sterbegewand genäht, ich habe den Maurer und den Zimmermann gequält und mir eine Totenkapelle erbaut! Nun steht sie, und es ist mir eine Freude, daß ich die Stätte, wo ich meinen längsten Schlaf halten soll, jetzt schon kenne, ja daß ich sie betreten und dort im voraus für mich beten kann! Darum möcht' ich auch die Ampel gleich aufhängen, sonst wär' mir da in der letzten Stunde ja doch noch etwas fremd!

Albrecht. Wenn es nur das ist!

Agnes. Was sonst? Ich seh schon bei Tage einmal nach meinem Bett, weiter nichts! Ei, merkst du denn noch etwas von jener Angst und Beklommenheit an mir, die mich ergriff, als du so ungestüm von Regensburg zurückkehrtest und mich hierher führtest? Damals zitterte ich für mich und dich! Noch hatte ich mich an Vohburg nicht gewöhnt, noch lief ich, wie ein Kind, von Gemach zu Gemach und konnte keins finden, das mir eng genug war, und schon mußt' ich das kleine Schloß mit diesem großen vertauschen, neben dem es sich ausnahm, wie mein armes Vaterhaus sich neben ihm ausgenommen hatte! Ach, die Musik unterwegs, das wilde Lebehoch der Bauern, die sich mit ihren Sensen und Pflugeisen um uns zusammenrotteten, die Blumen, die man uns streute, alles entsetzte mich. Du selbst kamst mir ganz fremd vor, weil du's littest und dich darüber freutest; ich erschrak zu Tode, als du hier sogar die Glocken läuten lassen wolltest! Aber das ist vorbei, längst vorbei! Du hörst ja, ich selbst nenne Vohburg jetzt klein, ich wundere mich gar nicht mehr, wenn sich die Armen und Bittenden des Morgens um mich drängen, ich kann fragen, wie eine geborne Herzogin, ich kann den Kopf schütteln und fast abschlagen, ich sollte mich schämen!

Albrecht. So will ich dich!

Agnes. Nur in meinen Träumen geht's anders her, sonst würd' ich gewiß zu stolz! Da kehrt die alte Zeit wieder, wo ich die Brotkrumen sorgfältig auflesen mußte, die zu Boden fielen, und wo mein Geburtstagsgeschenk meistens darin bestand, daß ich nicht gescholten wurde, wenn ich etwas tat, was nicht ganz recht war. Noch in der letzten Nacht, du mit deiner immer offnen Hand wirst lachen, bat ich meinen Vater glühend und stotternd um irgendeine Kleinigkeit, und er sagte, was er gewöhnlich zu sagen pflegte, wenn er eine Bitte nicht zweimal hören wollte: gut, es sei, aber dann kann ich ein halbes Jahr lang keinen Tropfen Wein mehr trinken! Ich war noch recht unwillig auf ihn, als ich erwachte, aber nun – Ich hab ihn doch wenigstens einmal wiedergesehen!

Albrecht. Du wirst ihn – – (Er unterbricht sich.) Da hab ich dich um die Überraschung gebracht!

Agnes. Nein, mein Albrecht! Ich hab's recht gut gemerkt, aber wenn er kommen wollte, wär' er längst dagewesen! Ich kann mir auch denken, was ihn abhält, und du mußt ihn darum ehren!

Albrecht. Ich glaube doch, er wird diesmal nachgeben! Sonst gehen wir im Winter nach Augsburg zum Mummenschanz.

Achte Szene

Törring (tritt ein). Verzeiht!

Albrecht. Ich bleib Euch zu lange!

Törring. Wenn Ihr überhaupt noch fort wollt –

Albrecht. Wenn ich überhaupt noch fort will? Ei, ich werde die Ritter und Herren, die Herzog Ludwig so mühsam zusammenbrachte, nun doch nicht zum Narren halten?

Törring. Hört Ihr die Domglocke nicht?

Albrecht. Längst, aber, was kümmert sie mich?

Törring. Mehr, als Ihr denkt: Euer Vetter Adolph ist tot!

Albrecht. Tot?

Törring. Eben trifft die Trauerbotschaft aus München ein!

Albrecht. Friede mit ihm! Er lebte sich selbst nur zur Last und keinem zur Freude!

Agnes. Gott im Himmel! Das ist nun in sechs Monaten der dritte!

Törring. Ja, ja, edle Frau, Ihr versteht's!

Agnes. So bin ich wieder schuld? O freilich! freilich! Wer sonst wohl!

Albrecht. Gott weiß, daß ich mich nicht freue! Wie sollt' ich auch? Für mich war er nie da! Aber weinen kann ich ebensowenig! Ich denk nur an eins! Nun kann mein Vater mit Ehren zurück!

Törring. Ich darf absatteln lassen?

Albrecht. Was fällt Euch ein? Zwar, ich möchte nicht, daß jetzt aus dem Turnier noch etwas würde. Aber ich bin doch wohl der letzte, der ausbleiben darf! Fort muß ich, und das gleich, doch gewiß werd ich nun viel früher wieder hiersein, als ich dachte! Agnes, jetzt – (Er sagt ihr etwas ins Ohr, dann hält er seine Hand auf ihre Wange.) Au, ich brenne mich!

Agnes. Verzeih dir's Gott, daß dir das in den Sinn kommt!

Albrecht. Amen! Ich sag's mit! Aber es wird sich zeigen! Ich hatte immer das Gefühl, mein letzter Wunsch könne nicht eher gekrönt werden. Ei, unser Sohn mußte doch auch einen Großvater haben! Und nun – (Er umarmt sie.) Siehst du, daß du mir nicht aufrichtig zürnst? Du hältst mich fest! Oh, ich weiß es ja längst, daß du erst dann an Gottes Segen glauben wirst! Darin bist du abergläubisch. Aber ändre dich ja nicht, ich lieb auch das an dir! (Er küßt sie.) Mein Leben, auf Wiedersehen! (Er läßt sie los und entfernt sich ein paar Schritte von ihr.) Seht Ihr, Törring, daß man von seinem Leben scheiden kann, und darum doch nicht gleich zu sterben braucht? Also! Werdet kein Hagestolz! Aber freilich, man muß das Beste erst abküssen! (Er umarmt und küßt sie noch einmal.) So! Nun bin ich in Ingolstadt und du in Straubing! Siehst du mich noch? Ja? Ich dich nicht mehr! (Ab.)

Törring (folgt).

Neunte Szene

Agnes (eilt in den Garten). Da kann ich ihn zu Pferd steigen sehen! (Sie kehrt wieder um.) Ja, wenn er selbst mich in die Höhe höbe und über die Mauer kucken ließe, wie damals, als die schwarzbraunen Ägypter mit Zimbeln und Schellen vorüberzogen. Aber hören muß ich ihn können! (Sie eilt wieder fort.) Still, still mit euren Trompeten! Horch! Das ist er! »Ihr seid brav, Törring!« Gewiß, aber warum sagst du ihm das gerade jetzt? Ach, da geht's schon fort! Leb wohl, mein – Halt! Der Trab stockt! Es ist doch nichts geschehen? Da redet einer! Schwach, undeutlich – schweig du! Nun noch einmal er! »Führt ihn gleich zu ihr!« Zu mir? Wen denn? »Es wird ihr lieb sein!« Mir lieb? Nein, Albrecht, da kennst du mich nicht! Ich wollte, es würde augenblicklich Nacht und erst in dreimal vierundzwanzig Stunden wieder Tag! Oder wär's mein Vater? (Sie jauchzt auf.) Mein Vater! Gewiß nicht! Ach nein! jetzt sprengen sie weiter. Hui! Recht, ihr Rosse, holt aus! Um so eher seid ihr wieder mit ihm da. (Sie horcht auf.) Ich höre nichts mehr. (Sie horcht wieder.) Doch! (Sie pflückt währenddem gedankenlos eine Blume.) Was soll's noch! (Sie läßt die Blume fallen.) Hab ich da was gepflückt? Das tut mir leid! Es ist keine Zeit, Blumen vor die Brust zu stecken! (Sie wandelt langsam wieder herauf.) Nun ist's denn so gekommen, wie sie alle vorhersagten! Tot! Ob das uns wirklich was Gutes bedeutet? Was tu ich jetzt? Zieh ich mich schwarz an? Da bin ich wieder hochmütig und rechne mich mit zur Familie, wie dieser unheimliche Mensch mit den kalten Augen, der Richter, gespöttelt haben soll. Unterlaß ich's? Da freu ich mich über das Unglück! Ich folg meinem Herzen und das sagt: traure mit den Traurenden! Lacht nicht, Herr Emeran! Man ist manchem Dank schuldig, ohne daß man's weiß! Es ist gut für Euch, daß dies Herz so weich ist, wenn Ihr es auch nicht ahnt!

Zehnte Szene

Törring (tritt auf).

Agnes. Ihr noch hier?

Törring. Ich bleibe, edle Frau! Es ist einer aus Augsburg da, ich darf ihn wohl schicken?

Agnes. Aus Augsburg?

Törring (geht ab, gleich darauf erscheint Theobald).

Agnes (ruft ihm entgegen). Theobald!

Theobald. Agnes – Frau Herzogin, wollt' ich sagen – Nicht? So ist's recht?

Agnes. Laßt das! Kommt mein Vater auch? Doch, was frag ich! Wie könntet Ihr Euch alle beide zugleich entfernen!

Theobald. Nun, das – Aber Ihr wißt, wie er ist! Er meint, Ihr solltet Gott danken, wenn Euch der Vater endlich vergeben und vergessen sei, und ihm keine Boten weiter senden, es helfe doch nichts, denn er seinerseits kenne seine Schuldigkeit und werde den alten Bartkratzer hier nicht in Erinnerung bringen! Es freue ihn zwar von Herzen – und das tut's auch, ich weiß es, darum kehrt Euch nicht an ihn – daß Ihr noch an ihn dächtet, und daß auch Euer Herr sich seiner nicht schäme, aber er verstehe das besser, und Ihr möchtet aufhören, ihn zu quälen!

Agnes. Und das ist alles, was Ihr mir von ihm melden sollt? Nur, um mir das zu sagen, habt Ihr die weite Reise gemacht?

Theobald. Nun, das gerade nicht! Ich hatte wohl auch noch einen anderen Grund!

Agnes. Und der – muß er mir Geheimnis bleiben?

Theobald. Ach, warum auch! Wir hören nun seit Jahren so allerlei, und da wollt' ich, da sollt' ich doch einmal sehen –

Agnes. Ob ich auch wirklich glücklich sei? Oh, wärt Ihr doch eine Stunde früher gekommen! Dann hättet Ihr mit eigenen Augen – – Doch nein, nein, es ist besser so! Und Ihr? In Augsburg?

Theobald. Wegen des Vaters braucht Ihr Euch nicht zu ängstigen! Gleich nachdem Ihr fort wart, baute er sich den neuen Ofen, an den er früher nie die Kosten wagen wollte, und das hat sich ihm belohnt.

Agnes. Ich danke Gott dafür!

Theobald. Er hat allerlei entdeckt, mehr als er zeigen darf, wenn er nicht noch ärger als Hexenmeister ins Geschrei kommen will. Dinge, sag ich Euch – es ist schade, daß Ihr sie nicht sehen könnt. Das wird nun so wieder mit ihm untergehen. Doch, es ist auch manches darunter, was er nicht zu verbergen braucht, und dabei steht er sich schon gut genug. Er könnte sich nun gern ein Gärtlein kaufen, wie Ihr es immer wünschtet.

Agnes. Und Ihr selbst, Theobald?

Theobald. Mir gibt er jetzt doppelten Lohn!

Agnes. Ach, das will ich nicht wissen!

Theobald. Nun, ich lache noch zuweilen über mich! Und das recht von Herzen, Ihr könnt mir's glauben! Noch vorhin, als ich den Herzog, Euren Gemahl, zu Pferd daherkommen sah. Freilich, das ist ein Mann! Und wie er Euch lieben muß, kann man schon daran sehen, daß er seine Leute so warten läßt, was doch gar nicht Ritterart ist! An denen kam ich bereits vor einer Stunde vorbei, und sie mußten schon lange stehen, denn sie waren höchst ungeduldig.

Agnes. Das ist ja nicht möglich! Er hat sie ja bei sich!

Theobald. Zehn oder Zwölf! Ich meine die übrigen!

Agnes. Die übrigen? Ei, er reitet ja nur zum Turnier und nimmt nicht einen Mann mehr mit!

Theobald. Und doch sah ich eine Stunde von hier hinter dem Föhrenwald, wo die Hügel sich senken, einhundertundfunfzig oder zweihundert Gewappnete, den Fuß im Bügel, die Lanze in der Hand und das Gesicht gen Straubing gekehrt, als ob sie ihren Führer oder sonst etwas von dort erwarteten!

Agnes. Ich erschrecke. Wo?

Theobald. Ei, an der Münchner Straße!

Agnes. An der Münchner Straße? Er reitet nach Ingolstadt.

Theobald. Auch sprengte ein Geharnischter, der von hier kam, in wilder Hast an mir vorbei. ich dachte, der sagte ihn an. Jetzt fällt's mir ein, daß er verkappt war!

Agnes. Das ist höchst verdächtig, das muß Törring wissen, das – Mein Gott, hört, der Burgwart stößt ins Horn, daß es zerspringt – Trompetengeschmetter von allen Seiten – ganz nah – immer näher – das ist nichts Gutes – das ist Herzog Ernst!

(Man hört das alles.)

Theobald. Es ist nichts Gutes! Geschrei! Waffengeklirr! Gilt das denn Euch? Kein Zweifel, man stürmt! Und sie sind schon aneinander.

(Man hört das alles.)

Agnes. Das ist nicht möglich! Das Schloß hat Mauern und Gräben.

Elfte Szene

Der Kastellan (stürzt herein). Edle Frau – folgt mir in die Totengruft – mich schickt der Törring!

Agnes. Ich hoffe, er wird mich verteidigen.

Der Kastellan. Die Brücke – ein Verräter hat die Brücke niedergelassen oder gar nicht wiederaufgezogen, denn die Dummheit kann nicht so weit gehen. Die Feinde sind gleich hier! Wie soll er sie aufhalten!

Agnes. Nun, so sind's keine Mörder, und ich, was bin denn ich?

(Das Getöse kommt immer näher.)

Der Kastellan. Kommt, kommt, ich beschwör Euch! Wer weiß, ob sie Euch dort suchen!

Agnes. Theobald, geht Ihr mit ihm!

Theobald. Um eine Waffe zu holen, meint Ihr! Es wächst wohl auch eine auf'm Baum! (Er reißt einen Ast ab.)

Zwölfte Szene

Törring und Pappenheim treten kämpfend auf. Im Hintergrunde kämpfen Reisige und Burgknechte. Auch Preising wird sichtbar, aber ohne das Schwert zu ziehen.

Pappenheim. Ergebt Euch, Törring!

Törring. Ho!

Pappenheim. So nehmt! Ich hab Euch lange genug geschont!

Törring. Pah!

Pappenheim. War's nicht vom Besten?

Törring. Ei was! (Er holt aus, fällt aber in die Knie.) Doch! (Zu Agnes hinüber.) Edle Frau, Ihr seht – Was hilft's Euch?

Pappenheim (beugt sich auf ihn nieder). Ihr habt's nicht anders gewollt!

Törring (fällt um). Macht's Kreuz über mich! Freund oder – (Er stirbt.)

Theobald (wirft den Ast weg, und stürzt auf Törring zu.) Da erb ich was!

Agnes. Theobald!

Theobald. Weiß wohl, es ist ein Hochmut von mir! Aber – (Er nimmt Törrings Schwert.)

Pappenheim (sich wendend). Wo ist die Hexe, um die ich dies edle Blut vergoß?

Agnes (schreitet ihm entgegen). Wen sucht Ihr?

Pappenheim (senkt unwillkürlich sein Schwert und greift an den Helm, dann schlägt er sich vor die Stirn). Teufel, was mach ich!

Theobald. Ihr Knechte, schart euch um eure Gebieterin! Sie hat gewiß jedem von euch Gutes getan!

Die Knechte (scharen sich).

Pappenheim (zu den Seinigen). Ergreift sie! Die ist's!

Theobald (tritt vor Agnes). Solange ich lebe, geht's nicht!

Pappenheim. Was willst du?

Theobald. Es ist die Tochter meines Meisters!

Pappenheim. Badergesell, kannst du zählen? Nieder mit ihm, wenn er nicht weichen will, und fort mit ihr!

Die Reisigen (drängen sich um Agnes herum, aber mit Scheu, und ohne sie anzurühren, weil sie von ihrer Schönheit geblendet sind). Ha! Ei! Die!

Pappenheim. Nun, was gafft ihr? Hat sie's euch schon angetan, wie dem armen Herzog, oder wollt ihr warten, bis ihr's weghabt? Laßt ihr nur Zeit, kuckt ihr nur in die gefährlichen schönen Augen, so läßt sie euch Borsten wachsen, statt der Haare, und Klauen, statt der Nägel! Ich dächte, ihr hättet genug von ihren Künsten gehört. Muß ich selbst den Schergendienst verrichten? (Er dringt auf Agnes ein und will sie ergreifen.)

Theobald (schwingt das Schwert, wie ein Rad, um den Kopf herum, so daß Pappenheim sich nicht nähern kann).

Pappenheim. Ei, dich soll ja – (Er will Theobald durchstoßen.)

Agnes (wirft sich zwischen beide). Schont ihn! Er denkt an meinen alten Vater! Ich folg Euch! Aber vergeßt nicht, es ist Herzog Albrechts Gemahlin, die Ihr in seinem eigenen Schloß überfallt!

Pappenheim (will wieder auf Theobald eindringen). Der Bursch hat mich – –

Preising (rasch hervortretend). Im Namen des Herzogs, meines Herrn, jedes Schwert in die Scheide!

Pappenheim (indem er sein Schwert einsteckt). Warum auch nicht! Ich soll sie nur fangen!

Agnes. Theobald, kehrt noch nicht nach Augsburg zurück! Dies kann das Ende nicht sein! (Sie geht voran.)

Pappenheim (folgt ihr mit den Reisigen).

Theobald (will gleichfalls folgen, schlägt sich dann aber vor die Stirn). Nein! Nach Ingolstadt! Zu ihm! Das erste Pferd, das ich unterwegs treffe, ist mein! (Stürzt fort.)

Preising. Gott gebe, daß sie jetzt auf mich höre! Noch kann ich sie vom Tode retten, und ich will's. (Ab.)


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