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Zweiter Akt

Die Schmiede des Meisters Langheinrich. Das kleine Haus tritt schräg in die Dorfstraße herein. Der überragende Fachwerkgiebel ist durch hölzerne Träger gestützt. Der untere, freie Raum bildet den Schmiedeplatz. Hier stehen Räder angelehnt, ein Pflug, Radreifen, Roheisen usw. Auch steht ein Amboß im Freien und mehrere Werkzeugschemel. Hinter dem Haus hervor, schräg herein, das Gestell eines Brettwagens. Das linke Vorderrad ist abgenommen und die Achse mit einer Winde gehoben. Durch das Tor zur Werkstatt sieht man Schmiedefeuer und Blasebalg. Der Schmiede gegenüber, auf der linken Seite der Dorfstraße, die sich nach hinten in einer Wendung verliert, ist ein Plankenzaun. Ein kleines verschlossenes Pförtchen führt auf die Straße. – Wolkiger Tag. Wind.

Dr. Boxer, in Schlapphut und leichtem Überzieher, streckt einen Schmiedehammer. Ede hält ein Hufeisen in der linken, einen kleineren Hammer in der rechten Hand und schaut zu.

Ede zählt. ... zweeundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig und eens macht fünfundzwanzig und noch eens macht sechsundzwanzig. – Herr Jott noch ma, schon een Loch weiter wie ich! Und siebenundzwanzig und achtundzwanzig, neunundzwanzig, dreißig. Aller bonkör, Dokter! Jut jemacht! Det macht woll de Seeluft?

Dr. Boxer. Kann schon sein. Sie sehn, ich hab's noch nicht ganz verlernt, Eduard.

Ede. I, weeß der Deibel! Det kreppt mir sehr. Nu wolln wir noch mit Jewichte probiern. Ick strecke bis anderthalb Zentner, Dokter. Sie strecken doch anderthalb Zentner nich?

Dr. Boxer. Weiß nicht. Kommt auf 'ne Probe an.

Ede. Wat? Anderthalb Zentner wolln Sie strecken? Da mißten Sie ja'n Herr Kules sind. Det lern Se doch uff de Schiffe nich: Sie sind doch for Totendokter jereist, denk' ick, und doch als keen Kettensprenger nich! – Sie, sehn Sie ma dort det Männeken an, det dort bei Fielitzen rin in't Haus will. Det is Mutter Fielitzens Schwiejersohn.

Dr. Boxer, schmunzelnd. Der sieht ja wie'n Konsistorialrat aus.

Ede. Jawolloch! det is Konzitorialrat Schmarowski. – Mumum, Kiekik! Die Olle is fort, mitsamt ihrem Hallelujaschuster. Da wird heut mit Pinkepinke nischt sind. Denn sehn Se: der kommt und denn will der ooch Jeld hebb'n. Der is in Dalles, sonst kommt der nich!

Dr. Boxer. Die Fielitzleute sind heut nach Berlin, ich hab' sie heut morgen am Bahnhof getroffen. Der Schuster ist wohl'n bißchen nicht recht?

Ede. Woso? Det is uffs Amt nich jemeld't. Det is all 'n ausjetragner Junge ... Nee! det der verrückt wär', wißt' ick nich.

Dr. Boxer. Er schwatzte so blödes Zeug durcheinander und sah mich beim Reden gar nicht an. Kerl sah aus wie's leibhaftige böse Gewissen, 'n Gewissen hat der doch aber nicht.

Ede. Sie! Wo Se damals sind rinjefallen, de Haussuchung, wo se doch haben jemacht, da is Schuster Fielitz mit mang jewesen. Det Süppchen hat der Ihn mit injebrockt.

Frau Schulze guckt aus dem Giebelfenster.

Frau Schulze. Ede!

Ede. Wat is?

Frau Schulze. Ob Meester Langheinrich noch nich da is?

Ede. Na janz natürlicherweise doch. Frau Schulze verschwindet vom Fenster. Ede tritt unter den Giebel zurück. Fix! Nehm Se ma eens den Hammer, Dokter, und machen Se ma'n bißken mit. Wenn Se noch so bei Kräften sind, denn sollten Se det doch ooch nich verlernt haben.

Dr. Boxer. Ich habe geschlossert auf Deubel komm raus, wenn mir auf dem Schiffe die Zeit manchmal lang wurde. Da hatt' ich die schönste Gelegenheit.

Ede. Doktor und Schlosser und wat denn nu noch ... Wurschtmacher sind Se woll nich jewesen?

Dr. Boxer. Ich habe sogar auch mal Würste gemacht.

Ede. Die hat aber jewiß keener fressen jemocht?

Dr. Boxer. Das hätt' ich auch keinem geraten, Eduard, 's war nämlich hauptsächlich Arsenik drin. Wir konnten uns gar nicht mehr helfen vor Ratten.

Ede, im Begriff loszuhämmern. Brr! For so'n Salami bin ick nich. Na nu, Dokter, fix, ma rin in't Jeschäft. De Meestern muß denken, det zweee arbeeten, sonst nimmt det Fragen keen Ende nich.

Dr. Boxer. Wo ist denn der Meister so früh schon hin?

Ede. Det is'n Jeheimnis, sehn Se ma an! Det pfeifen de Spatzen uff de Dachrinne. – Dokter, bring Se det Rad ma ran! Da kenn Se sich jleich ma'a bißken verdient machen – so richtig ma um 'n preiß'schen Staat! nämlich der Brettwagen jehört'm Revierförster. – Det kann Ihn ja woll nich schädlich sind?

Dr. Boxer. Nee! Überhaupt: ich muß mich lieb Kind machen.

Er rollt das Rad langsam, und es entgleitet ihm rückwärts.

Ede. So leichte jelingt Ihn det aber nich! Det weeß der Deiwel, die sind nich verjeßlich. Er fängt das Rad auf. Halt, det de Jeschichte nich rückwärtsjeht: de Weltjeschichte muß vorwärts, Dokter! Da stemm' ick mir immer noch jejen an.

Dr. Boxer. Man bloß mit'n Fingern vorsichtig sein! Er nimmt ein Schurzfell um. Wird denn der Meister noch lange fortbleiben?

Ede pfeift. Det richt sich janz nach de Schwierigkeit.

Dr. Boxer. Warum pfeifen Sie denn so bedeutungsvoll?

Ede. Meine elf Jeschwister sind musikalisch, wolln S'et jlooben, bloß ick bin Schmied. Beide arbeiten eine kleine Weile an dem Rade herum, dann fährt Ede fort. Det wär' keene schlechte Kamedie, Sie! Da kenn Se ma wat annonzieren, Dokter. Da kenn Se eens wat mit verdienen all. Det is richtig wat, so wat for Kinder is det! Sie sind nun so lange schon fort jewesen, deswejen wissen Se nich so Bescheid. Da kennt' ick Ihn eens wat erzählen, Dokter, wat hier so bei Dage so umjehn dut. – Kenn Se de jucht'ne Leontine?

Dr. Boxer. Bedaure sehr lebhaft! Kenne ich nicht.

Ede. Wat? Und da wolln Se hier aus'n Ort sind? Und kenn det jucht'ne Mächen nich? Det kann mit Ihn nich recht richtig sind.

Dr. Boxer. Ach so, Leontine! Die Tochter der Wolffen. Wegen der hab' ich mal schauderhaft Prügel gekriegt.

Ede. Nu hätten Se sollt vor zwee Stunden hier sind. Da schlampte Ihn erschtlich det Mächen vorbei. Nee! Erscht Mutter und Vater ausjezogen ... Noch janz jejen sieben in't Morjengrauen! Und denn Leontine um Uhre acht: Umjekiekt und Haus abgeschlossen und nu immer hin und her spaziert und jewart und jekratzt und Augen jeschmissen und zu juter Letzt hier vorbeijejang. Der Meester, hui! Schätzken, wo jehst du hin? Und – denn nach 'ne Weile kam Schandarm Schulze und stiebelte hinter de Juchtene her. Denn wieder der Meester, Schurzfell runter, und heidi wat haste, nach wie'n Hirsch. So war det. So hätten Se det kenn beobachten, det andre wird nich zu beobachten sind. – Da kommt ja der Meester schon anjewichst. Er beginnt sogleich eifrig zu arbeiten, tut, als wenn er den Meister Langheinrich, der frisch und eilig kommt, jetzt erst entdeckte. Endlich! Jut, det Se da sind, Meester! Det reißt mit de Nachfrage jar nich ab. Hebben Se se noch jetroffen, Meester?

Langheinrich, kurz abweisend. Wat denn?

Ede. Ick meene dem Omnibus.

Langheinrich. Schnauze! Ick habe Jeschäfte jehat. – Nu soll mir doch eener'n Daler schenken, wenn det hier nich Dokter Boxer is! Wie jeht's denn? Wie steht's denn? Wat machen Se denn? Wieder in Hafen injeloofen? Nu sind Se doch aber wech jewesen, det missen doch reichlich drei Jahre sind? Na ja. Det is ... so verjeht de Zeit.

Dr. Boxer. Ich will mich hier niederlassen, Langheinrich. Das heißt, ich habe die Absicht, wenn's geht. Ich möcht' es nu auch mal zu Hause versuchen.

Langheinrich. Zu Hause is 's immer am besten, jawoll! Zwar't is eener hier, 'n Doktor, Herr Dokter! Wir haben een, der toocht aber nischt. Dem soll ja mal sind wat bejegnet sind mit so 'ne Ohrfeige oder dergleichen. Da soll er von tiefsinnig sind jeworn. Det is aber nischt for de Patienten! Von so wat wird keen Kranker jesund. Ick schicke zu Ihn, Dokter, wenn ma wat is.

Dr. Boxer. Die ersten zwölf Backzähne reiß' ich umsonst. Freun Sie sich bloß, wenn Sie mich nicht brauchen.

Langheinrich. Heeßt et ... Jawoll, meine Frau is krank.

Frau Schulze kommt hastig aus dem Hause.

Frau Schulze. Nu is et man jut, det Se da sind, Meester. Heern S'et? det Wimmern jeht immerzu.

Langheinrich. Doktor, nu werd' ick Sie ma wat fragen: wissen Se nischt jejen Eifersucht? Sehn Sie, ick habe wat Kleenet jekriegt. Ick freu' mir damit ooch, sonst müßt' ick et liejen. Warum denn? ick wer ja woll ehrlich sind. Det Weib is nu krank. Nu kann se nich uffstehn, und ick soll nu ooch nich von de Bettkante fort. Denn schreit se, denn schimpft se, denn macht se mir Vorwürfe. Manchmal weeß ick wahrhaftig nich mehr wohin.

Frau Schulze. Ach, Meester, jehn Se ma erstlich ruff!

Ede. Lass'n Se man eens verschnaufen 'n Meester!

Langheinrich. I wat denn! Noch wat! Mach' ick jleich ab.

Nachdem er Hut und Jacke abgelegt und Pantinen an die Füße gezogen hat, schnell ab ins Haus.

Ede. Wat sagen Se nu?

Dr. Boxer. Kreuzfidel ist der Meister. Womöglich fideler wie früher noch. Famos, einen Menschen so wiederzusehen!

Ede. Bloß det ick nach Leontinen jefragt hebbe: da hebb' ick ihm, wat man so sagen dut, de Pudelmütze mit abjestoßen.

Frau Schulze, zu Ede, lauernd. Wo war denn der Meester so früh schon hin?

Ede. In Lichtenberg, Schulzen, bei't Mottenfest.

Frau Schulze. Die Frau wird janz falsch behandelt, Herr Dokter. Ick mische mir nich in die Sachen rin. Die wird so behandelt, kann ick Ihn sagen, det is keene richtije Behandlung nich. Ick ha et sojar Majunken jesagt, det so de Meestern zujrunde jeht.

Dr. Boxer. Herr Dr. Majunke ist doch sehr tüchtig! Den kenne ich als vorzüglichen Arzt.

Frau Schulze, einlenkend. Nee, nee doch! Wo wird der nich tüchtig sind! O je! Det stimmt, det der tüchtig is. Sehn Se, bloß det er und will nischt verschreiben ...

Dr. Boxer. Na, was denn? Sparen die Leute ihr Geld.

Frau Schulze. Det wollen aber eemal die Leute nich. Det is so: Medizin muß sind. Sonst heeßt et: Wat soll uns'n Doktor helfen.

Dr. Boxer. Die Frau Meistern war doch von je nicht gesund. Schon wie sie vor Jahren bei uns hat geschneidert ...

Frau Schulze. So is det! 'n bißken verwachsen! Jawoll. – So is det! Det sind so de Weiber, Herr Dokter! Det is so 'ne Schneidern is det jewesen ...! Und hat sich so'n Jeld zusammenjestichelt ...! Und wat hat se sich nu all mit injekooft? – 'n scheenen Kerl und Krankheet und Sorjen und bei Tag und bei Nacht keene Ruhe nich.

Langheinrich kommt wieder.

Langheinrich schlägt Frau Schulze derb auf die Schulter. Allez, Schulzen! Mach, det de oben kommst! Allet in Ordnung! Abjemacht! Ick schaffe se morjen in't Klinikum.

Frau Schulze. Det wird keene leichte Arbeit sind!

Langheinrich hebt eine große Wasserkanne an den Mund. Ick kann det nich ändern, 't is, wie't is. Er tut einen ungeheuer langen Zug aus der Kanne. Im Absetzen. Ede, jag ma de Enten wech!

Ede tut, als ob er Enten scheuchte, raschelt mit dem Schurzfell und klappert mit den Pantinen. Ksch! Ksch! Ksch! Alla katz, katz, katz!

Frau Schulze kopfschüttelnd ab ins Haus.

Langheinrich. Det sind Ihn de reensten Feuerfresser! Braucht bloß so'n Stück Rotjlut springen mal ab, denn eens, zwee, drei, is et rin in Schlung. Denn jibt et unfreiwilligen Entenbraten, und davon is meine Olle keen Freind. Rauchhaupt guckt über die Planke links. Hinter Landsberg is wieder jroß Feuer jewesen. 'n janzes Dominium injeäschert!

Rauchhaupt. Hast du Justaven nich jesehn?

Langheinrich. Moin, oller Mooskarpen! Nee, ick nich. Is woll ma wieder eens durchjebrannt?

Rauchhaupt. Ick hatte ihm rieber bei Fielitz beordert.

Langheinrich. Bei Fielitzen sind se doch rin nach Berlin.

Rauchhaupt. Ick weeß nich, et brenzelt all so in de Luft? ... Au! Er verzieht schmerzlich das Gesicht und greift nach dem Beine. Is denn de Leontine nich da?

Langheinrich. Die hat Termin uff'm Amtsjericht. Det is ewig de Not mit die Alimente. Der Jrünspecht verdammte zahlt immer nich.

Rauchhaupt ruft. Justav! Er horcht und wendet sich dann bummelnd wieder nach dem Türchen, wobei ihn der Wind zaust und treibt. Justav!

Langheinrich. Ja, ja, et macht Wind. Rauchhaupt verschwindet. Ede!

Ede. Meester!

Langheinrich. Nu ord'ntlich ma ran! Er spuckt sich in die Hände und fängt an, frisch drauflos zu arbeiten. Na, Doktor, wo sind Se denn rumjekutscht? Sind Se ooch bei de Chinesen jewesen? Det missen Se allens ma ordentlich auspacken, wenn ma for so wat mehr Zeit wird sind.

Dr. Boxer. Gewiß. Ich bin überall rumgekommen.

Langheinrich. Haben Se de Seeschlange nich jesehn?

Dr. Boxer. Jawohl, Langheinrich, in der Südsee unten.

Langheinrich. Is wahr, det se saure Jurken frißt?

Dr. Boxer. Mehrere hundert Schock jeden Tag!

Langheinrich, auflachend. Ooch jut. Wenn Se se wiedersehn, Dokter, denn jrüßen Se se man eens scheenstens von mir.

Dr. Boxer. Dahin werd' ich wohl schwerlich mehr kommen im Leben.

Langheinrich. Denn hab'n Se de Näse nu volljekriegt? Sehn Se: nu sind Se so weit wie ick, Dokter, und ick habe mir jar nich vom Flecke jerührt! – Da wird sich de olle Mutter eens freuen all. Et jeht ihr jut. Sie is jut im Stande. Ick hab' mir immer'n bißken jekümmert, 'n bißken so mit nach'n Rechten jesehn.

Dr. Boxer. Das war auch sehr nett von Ihnen, Langheinrich.

Langheinrich. I, wo denn! Deswejen sag' ick et nich. Übrigens, eh ick verjesse, Dokter! Ick habe noch wat bei de Frau Mutter zu stehn: for Taft und Seide und Nadeln und Zwirn, ooch Stoff, wo de Frau so verschneidert hat. Ick stoße et aber nächstens ab.

Dr. Boxer winkt ab. Na alsdann! Die Sache wird sich ja einrenken.

Langheinrich. Ede!

Ede. Meester!

Langheinrich. Spute dir man! Er nimmt einen schweren Hammer. Wenn ick nich wat in de Finger kriege, denn fahr' ick noch oben aus de Haut! Ede bringt mit der Zange ein rotglühendes Eisenstück und hält es auf den Amboß. Na nu man los, Dokter! Kernig! Forsch! Er und Dr. Boxer hämmern im Takt auf das Eisen. Na, sehn Se woll? Immer jleichmäßig, Dokter! I, Dokter, det jeht ja wie Buttermilch. Sie setzen ab, Ede trägt das Eisen wieder in die Schmiede und hält es ins Feuer. Langheinrich setzt wiederum die Wasserkanne an den Mund. Det war for de Katze! Er trinkt.

Ede. So was macht Durscht.

Langheinrich setzt ab.

Langheinrich. Aber jlooben Se't, Dokter: schön war't doch!

Dr. Boxer. Was war denn nun eigentlich schön, Meister Langheinrich?

Langheinrich. Hurrjott, ja! Ick weeß nich! Ick weeß weiter nich. Aber wie ick bin Wachtmeester Schulzen bejejnet ... ick hab' mir hundsfuchsdeibelsmäßig jefreut.

Ede. Jetzt noch so'n Jlas Bier all von Jrabown drieben, det könnt' ick so jrade vertragen all.

Langheinrich. Mach, hole drei Seidel! Herr Boxer zahlt's. Ede wischt sich die Hände in die Schürze. Ab. – Nu wolln Se sich also hier niederlassen! Det is keen schlechter Jedanke nich. Bloß det ... hier muß eens jerissen sind, und wenn ick Sie soll wat raten, Dokter: bloß nich umsonst bei de Leite jehn.

Dr. Boxer. Wird man mich sonst denn in Ruhe lassen?

Langheinrich. I, olle Jeschichten! Det is ja verjährt. Heut könn se ooch nich mehr so ran an de Leite wie damals unters Ausnahmejesetz.

Dr. Boxer. Ich werde nun jedenfalls den Versuch machen ... Gegen Politik bin ich abgekühlt. Wenn mich trotzdem die Leute doch schikanieren, dann sock' ich ganz einfach wieder ab. Geh' wieder zur See oder lasse mich anwerben ...

Langheinrich. Wasser hat keene Balken nich!

Dr. Boxer fortfahrend. Dann lass' ich mich anwerben für Brasilien und geh' mit den russischen Juden mit.

Langheinrich. Bringt det wat in?

Dr. Boxer. Gelbes Fieber vielleicht.

Langheinrich. I, noch wat, Dokter? Det wär' nischt for mich.

Dr. Boxer. Das glaub' ich.

Langheinrich. Ick mir for andre abschinden? Ei wo! Jott bewahre! Tut Langheinrich nich. Woso denn? Mir jibt woll ooch keener wat. De Menschen, det sind Ihn jerissene Brieder, det ha ick nu mittlerweile jelernt.

Dr. Boxer. Sie Heide Sie! Sie sind ja kein Christ!

Langheinrich. Uff die Weise komm Se bei uns nich weiter! Ick bin so'n Christ, wie se alle sind! Wat hier in de neie Kirche sitzt ... wo se doch jetzt hier de Kirche jebaut hab'n! – da mag Jott die Christen verjeben all.

Dr. Boxer schmunzelnd. Na ja, das sagen Sie so, Meister Langheinrich. Man darf doch kein Pharisäer sein. Wo bleibt da die christliche Langmut, Freundchen?

Langheinrich. Nee! Kann ick mir nich zu verstehn all. Ick bin ooch'n Sünder, warum denn nich? Aber wat hier zum Beispiel Dalchow is: bei dem soll der Deibel langmietig sind. Wat hat der mit seinem Sohne jemacht? Rausjeschmissen in Winter, bei Nacht. Denn festjebunden und durchjebleut. Denn hat er det Jungchen bei'n Schlachter jetan, und denn hat et mußten de Hämmel austreiben. Det Aas, der Olle, jing in Glacés! Und denn immerfort so lange jetrietzt, det vermickerte Kerlchen so lange jeschunden, bis er in See is rinjegang. Bloß immer feste'n Kopp jeschittelt und unterjetaucht und aus und hin.

Dr. Boxer. Was haben Sie denn gegen Dalchow, Langheinrich? Der versteht seine Sache doch ganz brillant.

Langheinrich. Ja, Mächens betrügen und so wat all. Und denn Bierdeckel um de Ohren jeschlagen, und denn heeßt et: raus det jemeine Mensch. Uff eenmal sind se jemein jeworn, wo doch der Hund se hat zu jebracht. – Und denn is er mit Wehrhahn immer jut Freund und brillt wie so'n Schwein bei de Volksversammlung: et täte heut keene Moral mehr sind ... und Jesetze dajejen ... und wie und wat ... und wenn Se wolln in de Kirche jehn: da sitzt det Aas und verdreht de Oogen. Man hört fernes Glockenläuten. Horchen Se man: der Piepmatz singt. Det nenn' ick immer den Piepmatz, Doktor. Denn sag' ick immer: der Piepmatz singt. Ick meene, wenn se de Jlocken läuten. – Na, hab' ick nich recht, det der Piepmatz singt? Seit Wehrhahn den Piepmatz im Knopploch hat, denn haben de Jlocken anfangen zu läuten. Und wenn det die Jlocken und täten nich läuten, i, denn hätte der ooch keen Piepmatz nich.

Ede kommt grinsend mit drei Seideln Bier.

Ede. Meester! Meester! Der Piepmatz singt.

Langheinrich. Na sehn Se't, der kennt et schon jar nich andersch. Jeder hält sein Seidel, sie stoßen an. Prost! Scheen willkommen in't Vaterland! Sie trinken und setzen ab. Det is'n schöner Abend heut morjen. Die Nacht möcht' ick ma bei Tage sehn.

Dr. Boxer. Jetzt will ich mal'n bißchen lästern, Meister. Ich bin gar nicht gegen das Kirchenbauen.

Langheinrich. Ick ooch nich. Kriejen de Menschen Arbeet! Ick habe zwar det Mal nischt bei besehn! Und wenn ooch manchmal'n bißken Klamauk is, so Paster Friderici und so'n Klimbim mit bunte Fenster und Altardecken, det schad't nischt: 'n bißken Feez muß sind.

Dr. Boxer. Die Leute wolln auch ihr Vergnügen haben. Und außerdem sag' ich mir so, Meister Langheinrich: 'n höheres Prinzip muß vertreten sein.

Langheinrich. Et macht ooch Zuzuch, könn Se mir glooben. De Baustellen sind eens jestiegen seitdem.

Ede. Meester, es war mal eener jewesen, der hat keen Dach ieberm Koppe jehat ... i, wat denn, det will ick ma noch ma anfang'n. – Ick war ma tief in de Heide drin. Uff eemal, wat wer ick hören, Dokter? Da hör' ick uff eemal so'n jroßet Jeschrei. – Denn komm' ick näher. Krähen! Jawoll! Et baumelte eener hoch in de Fichte! 'n Schneiderjeselle aus Berkenbrück, der hat sich aus Hunger uffjehängt! Jawoll: et muß immer wat Höhres sind.

Während sie austrinken, hört man aus einiger Ferne langgezogene Schmerzensschreie einer Männerstimme. Der Wind hat zugenommen.

Dr. Boxer, erschrocken. Was ist da?

Ede. Rauchhaupt! Det is weiter nischt.

Langheinrich. Ja, ja, det hört sich janz jruslich an, Dokter. Wat Scheenet is et ooch weiter nich. Wenn der seine Schmerzen am Beene kriegt und denn nachts so losröhrt hinter de Planke, det jeht een wahrhaftig ooch durch und durch. Nee, eh ick ma müßte so Schmerzen erleiden, denn schieß' ick mir lieber mausetot.

Ede. Hurrjotte doch mal, det is wieder so'n Wind! Dokter, det Ihn de Kiepe nich wechfliegt.

Ein Hut wird vom Wind über die Straße gejagt. Schmarowski, ohne Hut, eine Papierrolle in der Hand, rennt hinterher.

Ede. He, he, he, he! Immer feste druff! Aujust, zeig, det de Beene hast!

Dr. Boxer. Der Deckel reißt aus, der macht nicht mehr mit!

Schmarowski, der den Hut gefaßt hat, wendet sich geärgert an Dr. Boxer. Was haben Sie eben so treffend bemerkt?

Dr. Boxer. Daß Sie ein vortrefflicher Läufer sind.

Schmarowski. Schmarowski!

Dr. Boxer. Boxer!

Schmarowski. Anjenehm. – Ich möchte Sie mal 'ne Frage stellen. Wissen Sie, was 'ne Theke is?

Dr. Boxer. Nee.

Schmarowski. Nich? Ick ooch nich. Nu sagen Se man ... aber was eene Schaute is, wissen Se doch!?

Langheinrich. Hier is woll'n Pferd los?! Wat soll denn hier sind? I, Kinder, immer jemietlich sind! Tag, Herr Schmarowski, wie jeht's, wie steht's? Wolln Se Frau Schwiejermutter besuchen?

Schmarowski. Ich habe jeschäftlich hier zu tun! Und eh ich's verjesse, möcht' ich noch sagen: nehmen Sie sich jefälligst in acht!

Dr. Boxer. Wer ist denn der amüsante Herr, Meister Langheinrich?

Ede. Det is Mutter Wolffens Schwiejersohn!

Schmarowski. Mit Ihnen werd' ick mir weiter nich einlassen.

Ede. Det is ooch besser.

Schmarowski. Mit Ihnen nicht! – Wieder zu Dr. Boxer. Aber wenn Sie nich wissen, wer ick bin, denn kann Ihn Baron von Wehrhahn Bescheid sagen, Ehrwürden der Herr Generalsuprindent, Komtesse Bielschewski und Gräfin Strach.

Dr. Boxer. Bei all den Leuten soll ich nu rumfragen?

Schmarowski. Det tun Se! Det solln Se! Det machen Se man! Daß Se sich künftig besser könn vorsehen. – Sehn Se sich Ihre Leute an!

Langheinrich. Wat is Ihn denn ieber de Leber jeloofen, det Se heute so unjemietlich sind?

Schmarowski, zu Dr. Boxer, der mit breitem, behaglichem Lachen bald Langheinrich, bald Ede angesehen hat. Nehm Se sich jefälligst in acht: es ist mit uns nich jut Kirschen essen. Wir lassen nich mit uns spaßen, jawoll. Und von die Rasse, zu der Sie jehören ...

Langheinrich. Halt, Herr Schmarowski, nu is et jenuch! Is nich! Et is nu jenuch, Herr Schmarowski. Sehn Se nu, det Se weiterkomm!

Schmarowski. Wissen Sie, wo ich von hier direkt hinjeh'?

Langheinrich. Jehn Se direkt zum lieben Jott, jehn Se, wohin Se wolln, Schmarowski, bloß halten Se mir nich vom Arbeeten ab! Wir haben hier keene Zeit zu verlieren! – Ede, mache de Deichsel rin!

Schmarowski wütend ab.

Ede. Adje Sie!

Dr. Boxer. War das nu der Herr Schmarowski? Das viel beneidete Kirchenlicht? Das ist ja 'ne kleine giftige Kröte.

Langheinrich. Jawoll, det stimmt, det der jiftig is. Den haben Se nich jekannt, Dokter Boxer? Na also, denn haben Se'n nu mal jesehn! 'n kleener, jerissener, galliger Hund. Den sollten Se aber mal uffpassen, Dokter, wenn der mang de fromme Jesellschaft is. Denn läßt der de Löffel runterhäng'n, det den seine Mutter nich wiedererkennt: »Ick lebe noch vierzehn Tage höchstens, und denn komm' ick zu Jesu in't Himmelreich.« Ja, Scheibe! der kommt janz woandersch hin. Bis dahin hat det noch lange Beene. Da denkt der ooch jar nich im Traume erscht dran. Der kiekt mittlerweile von unten ruff, und wo bloß wat raushängt, det wird ooch erjattert, det kann der jeringste Vorteil sind.

Ede. Na, Meester, nu kenn Se sich uff wat jefaßt machen! Die Arbeet is futsch bei't neue Stift.

Langheinrich. Weeß ick. Meintwegen. Et is, wie't is. Zu so wat kann ick de Schnauze nich halten, det lern' ick im janzen Leben nich.

Dr. Boxer. Habt ihr von der Sorte jetzt viel hierzulande?

Langheinrich. Et jeht. For den Winter lang'n se all.

Rauchhaupt ist aus dem Türchen getreten. Er stemmt sich gegen den Wind und hält, mit der Hand über den Augen, Umschau.

Rauchhaupt. Herr Jeses, Maria und Josef, Meester, det is wieder ma heute so'n Maximum! Wenn wern se denn wiederkomm bei Fielitzen?

Langheinrich. Det wird woll heute so bald nich sind. Se wolln jehn 'n Rejulator inkoofen. Wat biste denn heute so uffjestört?

Rauchhaupt. Wat? Fielitz 'n Rejulator inkoofen? Ick jloobe, det ieberlebt der nich. Ruft. Justav!

Langheinrich. Noch immer nich wiederjekomm? Er wird wieder ma uff de Jlocken passen. Denn sitzt er doch immer und paßt druff uff.

Rauchhaupt. Det is heute allens so kunterbunt. De Fielitzen hatte ihm rieberbestellt. Ick weeß nich ... denn will se Rettigsamen, und denn fährt se janz einfach rin nach de Stadt. Kopfschüttelnd ab.

Ede. Von Uhre viere ab hab'n die rumjegunkt. Immer uff und ab mit de Diebslaterne. Die sind heute jar nich schlafen jejang.

Langheinrich. Na, Fielitz 'n Rejulator inkoofen! Denn eßt der, schläft der und trinkt der doch nich.

Rauchhaupt, hinter der Planke. Justav!

Dr. Boxer. Da kommt ja der Bengel gerannt!

Langheinrich. Richtig. Rauchhaupt! Justav is da.

Gustav kommt sehr aufgeregt angetanzt und zeigt, heftig gestikulierend, in die Gegend zurück, aus der er gekommen ist.

Ede. Det is woll'n Kriegstanz soll woll det sind. Det hat janz 'n kannibalisches Ansehn! Ick jloobe, det Luder frißt Menschenfleesch.

Langheinrich. Mache man, det de zu Vatern kommst!

Ede. Wiste woll!

Langheinrich. Raus mit'n Rettigsamen!

Gustav, gestikulierend, bringt die hohle Hand vor den Mund und tutet wie durch eine Trompete. – Lachen.

Ede. Wo brennt et denn nu, oller Pulverkopp?

Langheinrich. Ede, halt'n man feste!

Ede. Jawoll! Will sich an Gustav heranschlängeln; dieser merkt es, zieht sich tutend zurück und rennt tutend fort, dabei hat er eine Streichholzschachtel fallen lassen. Nanu!

Langheinrich. Wat is'n det?

Ede. Det kann ick eens brauchen.

Langheinrich. Wat?

Ede. Schweden! 'ne janze Schachtel voll.

Frau Schulze kommt hastig die Treppe heruntergestürzt.

Frau Schulze. Meester!

Langheinrich. Wat denn?

Frau Schulze. Meester!

Langheinrich. Jawoll!

Frau Schulze. Et ... et ... et ... bei ...

Langheinrich. De Frau?

Frau Schulze. Nee, bei Fielitzen.

Langheinrich. Wo? – – – –

Frau Schulze. Bei de Fielitzen ...

Langheinrich. Wie denn? Nich bei de Frau? Herrjott noch ma, Schulzen! Er schüttelt sie. Verschnauf dir doch man. Et is, wie et is, ick muß mir mit abfinden. Ick bin hier uff Dod und Leben jefaßt!

Frau Schulze. Spritze!

Langheinrich. – – Wat soll det nu wieder sind? Dir wird et woll rappeln.

Frau Schulze. Nee, et brennt!!!

Langheinrich. Denn blas et man, Schulzen! Wo brennt et denn?

Frau Schulze. Bei Fielitzen!

Langheinrich. Himmelschockschwerenot!!! – Er läßt Feile und Nägel fallen, die er in der Hand hat.

Ede. Wo brennt et?

Frau Schulze. Bei Fielitzen brennt's aus de Dachlucke!

Dr. Boxer ist vorgetreten. Mordsdonnerwetter, ist das ein Rauch! Komm Sie mal her, hier kann man's gut sehn, Meister.

Ede hat ebenfalls in die Feuerrichtung gestarrt, macht ein Gesicht, wie wenn ihm ein Seifensieder aufginge, und pfeift verständnisinnig. Da hilft keen Maulspitzen, gepfiffen muß sind.

Langheinrich. Ede! Renne zu Scheiblern! Loof! Hole de Pferde! Jeh! Zu de Spritze! Det schwalcht ja schon iebern Jiebel ruff! Er rennt ins Innere der Schmiede, wirft die Schürze ab, setzt den Feuerwehrhelm auf, macht Gürtel um usw.

Frau Schulze. Keen Mensch nich zu Hause, allmächtiger Jott!

Dr. Boxer. Das ist noch das Gute bei der Sache.

Man hört fernes Feuerhorntuten.

Frau Schulze. Heern Se, Herr Doktor? nu tuten se schon.

Langheinrich kommt wieder, als Spritzenmeister uniformiert. Jehn Se man aus de Spucklinie, Schulzen! Sehn Se man lieber oben zu! Hier is nischt zu machen mit de Krystierspritze. Jehn Se man oben bei meine Frau. Halt! Schlissel zu't Spritzenhaus! Deiwel noch mal! Frau Schulze ab ins Haus. Rauchhaupt steckt den Kopf über die Planke.

Rauchhaupt. Meester, det brenzelt ja so in de Luft.

Langheinrich. Et brenzelt jehörig! Bei Fielitzen brennt's all!

Rauchhaupt. Wat Deiwel! Da weeß ick ja jar nischt von.

Langheinrich. Na, Menschenskind, dafor biste ooch Wachtmeester. Rennt ab.

Ein vierzehnjähriger Junge kommt gestürzt.

Der Junge, zu Dr. Boxer. Meester, 'n Schlissel zu't Spritzenhaus! Se kenn nich rin zu de Spritze, Meester!

Dr. Boxer. Ich bin nicht der Meister, beruhige dich!

Der Junge. Se solln jleich rum zu de Spritze komm!

Dr. Boxer. Junge, ich hab's dir ja schon gesagt.

Der Junge. Et brennt!

Dr. Boxer. Das weiß ich. Der Meister ist fort. Der ist jetzt längst bei der Spritze unten.

Der Junge. Et brennt, Se solln zu de Spritze komm! Er läuft fort.

Rauchhaupt ist mit zwei kleinen Mädchen, die sich an seinen Lumpen festhalten, in die Pforte getreten.

Rauchhaupt. Det bin ick jewohnt. So wat regt mir nich uff. Mieze! Lotte! Kannst mal wat sehn komm. – Ick habe viel hundert Brände jesehn.

Dr. Boxer legt das Schurzfell ab. Es ist aber traurig für die Leute.

Rauchhaupt. Allens is traurig in de Welt. Et is bloß de Frage, wie man et ansieht! Detselbe, sehn Se, kann lustig sind. Ick ziehe zum Beispiel Ananas, und, sehn Se, wo ick det Warmhaus zu stehen habe ... det jrenzt doch mit Fielitzens Hintermauer: nu brauch' ick drei Tage nich heizen, sehn Se.

Ein etwas älteres Mädchen kommt ebenfalls durch die Pforte und schmiegt sich den übrigen an. Frau Schulze beugt sich aus dem Giebelfenster.

Frau Schulze, zurück ins Zimmer sprechend. Meestern, Se kenn janz jeruhig sind, der Wind kommt janz von de andre Seite. Sie verschwindet.

Rauchhaupt. Haben Se de Feuerhexe jesehn? Die weeß immer, wo der Wind herkomm tut. – Ick ha mir zurückjezogen, jawoll. Bloß immer so'n Schweißhund ... det mocht' ick nich sind. Ick mische mir jetzt nich mehr in Jeschäfte. Aber die, det kennte'n Bissen sind. Ein Feuerwehrmann geht, sehr aufgeregt tutend, vorüber. Man nich so doll, Aujust, immer Jeduld! Sonst ... det dir man ja nich de Hose platzt.

Feuerwehrmann, wütend. Halt du de Schnauze, Urian! Versteck dir in deine Maulwurflöcher! Tutend ab.

Ein viertes und ein fünftes Mädchen, neun- und zehnjährig, schließen sich dem Alten an.

Dr. Boxer, lachend. Das is ja'n ziemlich fleetziger Kerl!

Rauchhaupt. Justeken, Leneken, jib mich de Hand. – Det is bloß allet de Rasche, sehn Se, der weeß nich, wat vorjehn tut in de Welt. Der bläst de Trompete von Jericho, sehn Se, oder jar de Posaune von't Jüngste Jericht!

Drei Mädchen, elf-, zwölf- und dreizehnjährig, kommen ebenfalls aus der Pforte und fügen sich zu der Gruppe.

Dr. Boxer. Ich weiß nicht, wie meinen Sie das, Herr Rauchhaupt?

Rauchhaupt. Kann sind, Mutter Wolffen hat Schwaben jesengt. Jut! Mag et meinetwejen ooch andersch sind. Aber wenn Mutter Wolffen ma wat in de Hand nimmt, denn wird et allet jründlich rasiert!

Dr. Boxer. Wie meinen Sie das?

Rauchhaupt. Ick meene man bloß! Er zieht sich zurück mitsamt den Kindern.


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