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Achtes Kapitel.

Vergebliche Mühe.


Die Möbel hatten ihnen über sechshundert Dollars gekostet; sie waren in jeder Beziehung so gut wie neu, und da sie in solchen Dingen außerordentlich unerfahren waren, hatten sie darauf gerechnet, mindestens fünfhundert Dollars durch den Verkauf zu erzielen. Jetzt hatte die Versteigerung stattgefunden, und es wurde ihnen amtlich mitgeteilt, daß nur eine Kleinigkeit mehr als die Hälfte der erwarteten Summe eingekommen sei.

Bei ihrer Enttäuschung lange zu verweilen, ist kaum erforderlich. Zuerst waren sie einfach betäubt und sprachlos; dann betrachteten sie die Zahlen des Verkäufers in stummer Verwunderung und schüttelten verständnislos den Kopf. Sie konnten sich nicht gleich in die Sache finden; es war so ganz anders als sie erwartet hatten. Bald jedoch trat ein Rückschlag ein; sie wurden ungläubig. Es konnte nicht sein, es war unfaßbar; es mußte irgend ein Mißverständnis, ein Irrtum untergelaufen sein. Tom ging sogar so weit, den Versteigerer aufzusuchen und Richtigstellung zu verlangen.

»Ihr Schreiber muß sich geirrt haben, dies kann nicht richtig sein,« sagte er.

»Meinen Sie? Mir scheint's ganz richtig,« erwiderte der Verkäufer, auf das Schriftstück zeigend. »Sehen Sie nicht da die einzelnen Posten? Rechnen Sie nur nach.«

»Ich dachte, es wäre ein Irrtum damit vorgefallen,« wiederholte Tom kleinlaut.

»Nein, da haben Sie sich geirrt,« antwortete der Mann kurz.

Tom kehrte zu seiner Frau zurück, tief innerlich überzeugt, daß er betrogen, das Opfer einer Fälschung geworden sei, und es wurde ihm nicht schwer, Rose zu der gleichen Ueberzeugung zu bringen. Der Versteigerer hatte ihnen eine gefälschte Abrechnung vorgelegt und den Unterschied zwischen dem wirklichen und dem angeblichen Erlös in die eigene Tasche gesteckt.

»Warum sagst du ihm das nicht ins Gesicht und bestehst auf Richtigstellung?« fragte sie.

»Das würde gar nichts nützen. Ich kann doch einen Menschen nicht geradezu des Diebstahls beschuldigen, wenn ich keinen Beweis seiner Schuld habe. Jedenfalls ist es am besten, eine solche Sache einem Rechtsverständigen zu überlassen. Ich werde mit Pearse sprechen.«

Aber zu ihrem größten Erstaunen wollte Pearse von ihrem Verdacht gar nichts hören, und es gelang ihm nach und nach, sie von dessen gänzlicher Grundlosigkeit zu überzeugen. Sie fügten sich seiner Erfahrung und Einsicht und fanden sich in den Gedanken, daß sie nicht beschwindelt seien und ihre Enttäuschung verdauen müßten, so gut sie konnten.

Dank ihrer Jugend ging diese Verdauung, wenn auch nicht ohne Schmerzen, so doch rasch von statten. Die Hoffnung kam ihnen zu Hilfe. »Durch Klagen wird nichts gebessert,« sagten sie sich. »Zweihundertneunundsechzig Dollars ist auch ein hübsches Stück Geld. Wenn wir nicht mehr als zwanzig Dollars die Woche verbrauchen, können wir drei Monate und länger damit auskommen. Und in drei Monaten –!«

Drei Monate schienen beinahe ein Menschenalter; in drei Monaten hatte Tom bestimmt die Mittel zum Lebensunterhalt gefunden.

»Aber ich muß ohne Zeitverlust auf die Suche gehen, mein Schatz. Ich darf mich nicht auf meine Freunde allein verlassen. Mr. Soule und Pearse werden für mich thun, was sie können, aber ich muß mich auch selbst etwas bemühen und darf nichts unversucht lassen.«

»Was willst du wegen deiner Uhr thun?« fragte sie nach einer Weile.

»O, für jetzt werde ich sie da lassen, wo sie ist. Wie du weißt, muß ich sechs und einen viertel Dollar mehr dafür zahlen, als ich erhalten habe, ob ich sie nun jetzt oder in einem halben Jahre einlöse, und im Augenblick ist mir das Geld mehr wert, als die Uhr. Sie ist ja gut aufgehoben.«

»So wenig ermutigend Mr. Soules Reden auch waren,« eröffnete er Rose am Mittwochmorgen, »so halte ich es doch für möglich, bei einer Zeitung anzukommen. Jedenfalls will ich es versuchen. Ich fühle, daß der göttliche Hauch reporterlicher Begeisterung in mir erwacht ist, und ich werde heute auf die Redaktionen verschiedener Zeitungen gehen und ihn zu verwerten suchen, – den göttlichen Hauch nämlich.«

So trennten sie sich; er augenscheinlich in der besten Stimmung, gewiß voll Hoffnung und Mut, sie im stillen die Gnade des Himmels für sein Beginnen erflehend.

Während er im Zug der Straßenhochbahn saß, der ihn nach der Unterstadt führte, hielt er in Gedanken lange Gespräche mit verschiedenen Redakteuren, die so glatt verliefen, als er nur wünschen konnte. In offener und geschäftsmäßiger Weise sagte er ihnen, was er leisten könne, während die Redakteure höflich zuhörten, ein paar sachgemäße Fragen stellten und damit endeten, daß sie ihm eine Probeanstellung gaben. Er wollte so angestrengt, so gewissenhaft, so fleißig arbeiten, sich so unentbehrlich machen, daß die Probeanstellung bald zur festen und mit einem hübschen Einkommen verbundenen werden sollte. Als der Zug bei der Station City Hall anhielt und die Schaffner riefen: »Letzter Halt! Alles aussteigen!« hatte er sich in die fröhlichste Stimmung hineingearbeitet. Mr. Soule war zum Schweigen gebracht und als falscher Prophet entlarvt worden.

Als aber Tom zwei Minuten später am Eingang des Geschäftsgebäudes des »Demokrat« am Printing House Place stand, entdeckte er, daß eine große Veränderung auf dem Angesicht der Erde vor sich gegangen war. Der Sonnenschein, der noch vor einer kurzen Weile seine Aussichten rosenfarbig angehaucht hatte, war winterlichem Schatten gewichen; die Freudigkeit seiner Stimmung war erloschen wie eine Kerze; seine Lebensgeister waren viele Faden tief gesunken und etwas erstarrt. Die Hoffnungen in seinem Busen hatten sich in Befürchtungen verwandelt, und Soule war wieder in all seine Ehren als wahrer Prophet eingesetzt worden. Tom zögerte mutlos.

»Warum soll ich hineingehen? Es ist mir peinlich und wird jedenfalls ganz nutzlos sein. Man wird mir keinesfalls etwas zu thun geben, es ist vollkommener Unsinn, etwas anders zu erwarten. Ich, ein völlig Fremder, ohne Empfehlung, ohne journalistische Erfahrung komme daher und erwarte, daß man mir eine Anstellung und Gehalt geben werde. Man wird mich groß ansehen, mich einfach auslachen und mich heißen, meiner Wege zu gehen; und Redakteure haben vollkommen recht, wenn sie das thun. Warum soll ich mich lächerlich machen? Was für einen Zweck hat es, daß ich mich einer so unangenehmen Behandlung aussetze, wenn nichts dabei zu gewinnen ist? Es ist doch eigentlich thöricht, sich freiwillig der Lächerlichkeit und dem Aerger preiszugeben, wenn man nicht den geringsten Vorteil davon zu erwarten hat.«

So stand er am Eingang des großen Geschäftsgebäudes des »Demokrat«, schwankend, ein sehr hasenherziger Held, wie der Leser, fürchte ich, denken wird. Ein Strom geschäftiger Leute ging ein und aus, und er bildete sich in seiner krankhaften Empfindsamkeit ein, sie alle ahnten seine Absicht und lachten hinter seinem Rücken über ihn.

Umkehren und seine Absicht aufgeben – das war es, was er am liebsten gethan hätte. O, welch eine drückende, schmerzende Last würde ihm abgenommen werden, wenn er nur das thun könnte. Bei der bloßen Vorstellung schlug sein Puls rascher, und er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er konnte gar keinen Grund finden, weshalb er nicht umkehren und seine Absicht aufgeben solle, da er allen Ernstes glaubte, es werde ganz gewiß vergeblich sein. Allein eine dunkle Mahnung seines Gewissens, eine unklare Ahnung, daß er sich, wenn er es thäte, hinterher mit Selbstvorwürfen und Selbstverachtung quälen werde, hielt ihn zurück und bannte ihn an den Ort. Allmählich wurde diese unklare Ahnung stärker und bestimmter.

»Nein, die Aussichten sind neunundneunzig gegen eins, daß es so kommen wird, wie ich erwarte; neunundneunzig zu eins gegen den Erfolg. Aber selbst auf diese schwache Hoffnung hin muß ich den Versuch wagen. Solange auch nur der geringste Schatten einer Möglichkeit vorhanden ist, darf ich nicht ruhen, bis ich sie versucht habe. Das Gefühl, daß es mir gegen den Strich geht, darf kein Gewicht haben; ich muß die Zähne aufeinander beißen und darüber hinwegkommen. Wenn ich Beschäftigung finden will, muß ich mich danach umthun und erkundigen; das ist die einzige Möglichkeit. Wenn ich mich durch den Gedanken abhalten lasse, daß dieses Umsehen und Fragen mir unangenehm ist, dann bin ich auf dem besten Wege, mein Leben lang ein Faulenzer zu bleiben – also los!«

Seinen Widerwillen zwar nicht überwindend, aber ihm keine Beachtung schenkend, trat er in den Aufzug und wurde emporgetragen.

»Das Redaktionsbureau des ›Demokrat‹?« fragte er den Mann, der den Aufzug bediente, flüsternd, damit die andern Fahrgäste sein Ziel nicht hörten.

»Redaktionszimmer? Oberster Stock, letzte Thür rechts.« erwiderte der Mann mit sehr lauter Stimme.

Mit heftig pochendem Herzen schritt Tom den langen Gang hinab. Die letzte Thür rechts zeigte die Inschrift: »Redaktionszimmer. – New Yorker Demokrat« in auffallenden schwarzen Buchstaben. Tom hielt inne, schluckte krampfhaft und sammelte all seinen Mut. Endlich öffnete er die Thür und überschritt die Schwelle.

In einem kleinen schmutzigen Vorzimmer saß ein kleiner schmutziger Junge auf einem wackeligen, mit vielen Tintenflecken bedeckten Tisch und baumelte mit den Beinen. Ein eigentümlicher scharfer Geruch erfüllte die Luft; ein unter einer Glasglocke stehender Telegraphenapparat klapperte aufgeregt und spie einen endlosen Papierstreifen aus, der von einem großen, auf dem Boden stehenden Korb aufgefangen wurde. Der kleine Bursche blickte auf und seine Augen fragten: »Na nu? Was will denn der?«

»Ich möchte den Herrn Redakteur sprechen,« sagte Tom etwas zaghaft.

»Welchen Redakteur?« fragte der Junge.

»O, – den Hauptredakteur,« entgegnete Tom, aber er hatte dabei das Gefühl, daß dieses »Haupt-« falsch klang.

»Meinen Sie den geschäftsführenden, oder den Chefredakteur?« fuhr der Junge fort.

»Ja, den geschäftsführenden Redakteur. Kann ich ihn sprechen?«

»Chefredakteur« schien ihm viel zu großartig, und wenn der geschäftsführende Redakteur wirklich der Mann war, der die geschäftlichen Angelegenheiten besorgte, dann war er ja auch die richtige Person, an die er sich wenden mußte.

Der Junge sprang von seinem Sitz herab und überreichte dem Besucher eine Karte und einen Bleistiftstummel.

»Namen und Angelegenheit,« erklärte er lakonisch.

Die Karte machte diese Erklärung eigentlich überflüssig, wie folgende Nachbildung zeigt:

 

Mr. ............................................
wünscht zu sprechen: ...............................
In welcher Angelegenheit? ........................

 

Die beiden ersten Zeilen dieses Schemas waren leicht auszufüllen. Hinter das gedruckte »Mr.« schrieb Tom seinen Namen, hinter »wünscht zu sprechen:« »den geschäftsführenden Redakteur«. Aber als er an die dritte Zeile kam und erklären sollte, was ihn herführte, geriet er in große Verlegenheit. Wie war es nur möglich, auf einem drei Zoll langen Stück Papier und mit einem erbärmlichen Stummel von einem Bleistift sich gewandt, taktvoll und doch überzeugend auszudrücken? Es war seine Absicht gewesen, seinen Angriffsplan erst zu machen, wenn er seinen Mann vor sich und einen allgemeinen Eindruck von ihm gewonnen haben würde. Nun wurde ihm zugemutet, gewissermaßen mit verbundenen Augen anzugreifen. Ueberdies hatte er durchaus keine Lust, den Jungen in seine Angelegenheiten einzuweihen; machte er ihn aber zum Träger einer lesbaren, unversiegelten Darstellung des Sachverhalts, so war das unvermeidlich.

»Hm – ist es notwendig, auch diese Zeilen auszufüllen?« fragte er.

»Na ob!« erwiderte der Junge und wies mit dem Daumen nach einem fliegenbeschmutzten Papier, das an der Wand festgeklebt war und auf dem zu lesen stand:

 

»Redaktions-Bureau des New York Demokrat.
1. Juli 1883.

Ich werde jeden im Bureau angestellten Burschen sofort entlassen, der Besucher zu mir einläßt, ohne vorher eine Karte hereingereicht zu haben, auf der der Name des Besuchers, das Redaktionsmitglied, das er zu sprechen wünscht, und die Angelegenheit, in der er kommt, angegeben sind. Karten, auf denen einer dieser drei Punkte unerwähnt geblieben ist, werden nicht berücksichtigt.

A. S. Screeder,
Geschäftsführender Redakteur.«

 

Das war mit tiefschwarzer Tinte in einer derben Handschrift geschrieben, der man sofort ansah, daß alles sehr ernstlich gemeint war.

Tom schrieb also: »Ich suche Beschäftigung als Berichterstatter.«

Der Junge ergriff die Karte mit seinen schmutzigen Fingern, las sie kaltblütig durch, blinzelte unsern Helden verständnisinnig an und verschwand hinter einer mit grünem Wollstoff beschlagenen Thür.

Er war im ganzen vielleicht eine Minute abwesend, aber für Tom war es eine lange Minute, eine Minute, in der sich Erfahrungen drängten, eine Minute, in der er Zeit hatte, eine entscheidende Schlacht mit sich selbst zu schlagen und zu gewinnen, denn der Junge hatte das Zimmer nicht so bald verlassen, als Tom von dem heftigsten Verlangen ergriffen wurde, ihn zurückzurufen, um das, was er geschrieben hatte, nochmal durchzusehen und zu verbessern. Wie er es verbessern wollte, das wußte er freilich selbst nicht, aber so, wie es dastand, erschien es ihm nichtssagend, einfältig, und bedurfte bestimmt der Verbesserung. Als es ihm aber gleich darauf klar ward, daß der Junge nicht mehr zurückzurufen war, empfand er eine wahnsinnige Lust, Fersengeld zu geben. Im Augenblick, wo seine Angelegenheiten dem kalten, prüfenden Blick des Redakteurs bloßgestellt wurden, verflüchtigte sich der letzte Rest des Mutes unsres Freundes. Er hatte das Gefühl, als ob etwas in ihm zusammenbreche und nachgebe, die Empfindung, daß seine Kniee das Gewicht seines Körpers nicht mehr tragen könnten; sein ganzes Nervensystem schien plötzlich zu erschlaffen, nur einen Gedanken vermochte sein Hirn zu fassen, der hieß: »Flucht!« Wie er es fertig brachte, diesen Zustand zu überwinden und auf seinem Posten auszuharren, kann ich nicht sagen; aber es gelang ihm. Wäre der Bursche einige Sekunden länger fortgeblieben, dann hätte seine Schwäche vielleicht die Oberhand behalten, allein als dieser zurückkam, war er noch da, und der Junge machte seinem Kampf ein schnelles Ende.

»Beschäftigt – wiederkommen.«

»Was?« fragte Tom mechanisch.

»Mr. Screeder hat zu thun – Sie möchten ein andermal wiederkommen.«

»O!«

Als er sich seiner selbst wieder bewußt wurde, befand er sich auf dem Gang und wartete auf den Auszug, der ihn wieder auf die Oberfläche der Erde hinabbefördern sollte. Seine Schläfen hämmerten, Gesicht und Hände waren mit Schweiß bedeckt, wie nach einer heftigen körperlichen Anstrengung. Aber er atmete frei, mit einem Gefühl der Erleichterung, daß diese Prüfung überstanden war.

Erst nachdem er etwa eine halbe Stunde in den Straßen umhergewandert, fing er an auch die Bitterkeit zu schmecken, die dem süßen Gefühl der Erleichterung in reichem Maße beigemischt war. Erst jetzt ward es ihm deutlich, daß seine Mühe und sein Kampf ihm nicht einen Pfennig eingebracht hatten, daß er so arm als je, von einer Stellung, wo er sein täglich Brot verdienen konnte, so weit entfernt war, als zuvor.

»Nun, ich habe gethan, was ich konnte,« sagte er sich. »Ich habe es versucht, und es ist mißglückt, mehr kann der Mensch nicht thun. Nun wollen wir in ein andres Heiligtum eindringen, nochmal versuchen, und es wird wohl nochmal mißlingen.«

Ehe der Tag zu Ende war, hatte er noch einige andre Heiligtümer betreten, wieder und wieder den gleichen Versuch gemacht und wieder und wieder vergeblich. Etwa um fünf Uhr nachmittags kam er nach Hause zurück. »Nun, Rose,« sagte er müde, aber doch mit einem Versuch, heiter zu erscheinen, »ich bin heute in allen vier Himmelsgegenden der Zeitungswelt gewesen – ich habe an die Thüren sämtlicher Redaktionsbureaus von einiger Bedeutung in der Stadt geklopft – ein rundes Dutzend im ganzen.«

»Nun und …?«

»Nun, die Zeitungen sind mit einer eigentümlichen Blindheit gegen ihre eigenen Interessen geschlagen. Sie geben sich der irrigen Meinung hin, sie könnten ohne meine schätzenswerte Beihilfe fertig werden. Sie haben keine Ahnung, welch goldene Gelegenheit ihnen heute geboten und von ihnen verpaßt worden ist. Wenn sie in fünfzig Jahren meine Lebensbeschreibung lesen und sich erinnern werden, daß sie mich den ihrigen nennen konnten, es aber nicht gethan haben – dann wird es Heulen und Zähneklappern geben.«

»Tom, sprich nicht so, erzähl mir mal alles ernsthaft.«

»Nun also ernsthaft, die Sache verlief folgendermaßen. In den Redaktionen des ›Demokrat‹, des ›Globe‹, des ›Rostrum‹, des ›Univers‹, der ›Gazette‹ und der ›Despatch‹, ließen mir die Redakteure sagen, sie wären zu beschäftigt, um mich empfangen zu können, ich möchte ein andermal wiederkommen. Das war natürlich nur eine halbwegs höfliche Form für die Antwort: ›Junger Mensch, mach, daß du fortkommst, wir können dich nicht brauchen.‹ In den Redaktionen des ›Clarion‹, des ›Age‹, des ›Crescent‹ und des ›Day‹ nahmen sie sich nicht einmal die Mühe, halbwegs höflich zu sein. Sie setzten mich durch Vermittelung ihrer Bureaudiener in Kenntnis, daß bei ihnen keine Stelle frei sei. Bei ihren Hochmächtigkeiten, dem ›Republikan‹ und dem ›Bugle‹, wurde mir gnädigst gestattet mich im Antlitz des Redakteurs selbst zu sonnen. Der vom ›Republikan‹ bewilligte mir eine Audienz von drei Minuten und bedauerte, daß er nicht sähe, wie er mir dienen könne, und so weiter, der vom ›Bugle‹ war sehr gnädig und herablassend und erwies mir die Gunst, mir einen freien Vortrag von halbstündiger Dauer zu halten, in dessen Verlauf er mir ausgezeichnete Ratschläge erteilte. Er riet mir, fleißig und genügsam zu sein, nicht zu trinken und zu rauchen, meinen hochmütigen Sinn zu beugen und das Erste zu ergreifen, was mir in den Weg käme. Er versicherte mir bei seiner Ehre, der Weg zum Reichtum sei keine breite Heerstraße, und sagte, seiner Meinung nach sei der ferne Westen das Land, das einem strebsamen, thatkräftigen jungen Kapitalisten die besten Aussichten biete. Er schloß damit, daß er mich auf den jetzt im Gange befindlichen Strike bei den Pferdebahnen aufmerksam machte, und empfahl mir, mich um eine Schaffnerstelle zu bewerben.«

»Wie ermüdet und entmutigt mußt du sein, mein armes Männchen!«

»Ja, müde bin ich ein bißchen – aber entmutigt? Nicht im geringsten. Ich habe wertvolle Erfahrungen gesammelt und das Irrtümliche meiner Erwartungen eingesehen. Jetzt ist es mir klar, wie einfältig der Versuch war, mein Boot auf der See der Zeitungen selbst steuern zu wollen. Ich muß Verbindungen haben, wie Pearse sagt. Wenn ich einige gute Empfehlungsbriefe an die Redakteure bekommen könnte, würden sie mir wohl freundliches Gehör schenken. Aber da ich so ganz ohne Empfehlungen komme – ein Fremder, der sich als Bewerber um ihre Gunst einführt – ist es ganz natürlich, daß sie ihre Zeit nicht an mich verschwenden mögen.«

»Aber kennst du denn jemand, der dir Empfehlungsbriefe geben könnte? Mr. Soule hat doch gesagt, er könne es nicht.«

»Das ist der schwierige Punkt. Ich kenne keine Seele. Aber wir haben ja Pearse. Er kennt vielleicht jemand; jedenfalls will ich ihn fragen. Ich werde ihn morgen früh in seinem Geschäftszimmer aufsuchen.«

»Was sollten wir wohl ohne Pearse anfangen? Es ist wirklich ein Glück, daß wir einen solchen Freund haben.«

»Ja, wahrhaftig, das ist es.«

»Im Augenblick fällt mir niemand ein,« sagte Pearse, als Tom ihn besuchte. »Aber alles läßt sich erreichen, wenn man's ernstlich versucht. Ich werde mich erkundigen, und wir werden wohl schon jemand aufstöbern, der, wenn er auch die Briefe nicht selbst schreibt, uns welche verschaffen kann. Nebenbei gesagt, ich habe mir die Freiheit genommen, mit den Herren Whittington und Caroll über deine Angelegenheit zu sprechen. Wie du weißt, sind sie die Rechtsanwälte der Nordamerikanischen Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit. Sie wollen versuchen, dir dort eine Schreiberstelle zu verschaffen.« Pearse hatte einen Teil der Geschäftsräume der genannten Herren gemietet.

Eine Woche ging dahin, keine sehr angenehme Woche für Thomas, denn es war eine Woche gezwungener Unthätigkeit. Er und seine Frau sahen sich in einer Lage, die der Verbesserung dringend bedurfte – es war geradezu eine Lebensfrage, daß etwas geschah – und doch gab es, soweit er sehen konnte, nichts, rein gar nichts, was er thun konnte, außer Daumen drehen und der Dinge warten, die da kommen sollten. Gezwungenes Nichtsthun ist niemals angenehm; befindet man sich aber in einer verzweifelten Lage, dann ist es im höchsten Grade aufreibend. Kann es wohl etwas Grausameres geben, als in der bittersten Not zu sein und zu fühlen, daß ein großer Vorrat von Kraft in uns unthätig verrostet und vergeblich nach Bethätigung schreit? Das Bewußtsein der Kraft und das Gefühl hilfloser Ohnmacht, das ist ein Zwiespalt der Empfindungen, der fast nicht zu ertragen ist. Jede Nacht warf sich Tom stundenlang schlaflos auf seinem Lager umher und dachte mit Bedauern an die Vergangenheit, mit Kummer an die trostlose Gegenwart und mit Sorgen an die Zukunft. Jeden Morgen erwachte er, um zu finden, daß die Gegenwart ihm noch ebenso grimmig ins Gesicht starrte, wie am vorigen Tage, um zu finden, wie jeder Nerv in ihm im Drang nach Thätigkeit zuckte, um sich bewußt zu werden, daß wieder ein langer Tag vor ihm liege, und sich trotzdem sagen zu müssen, daß er, er mochte wollen oder nicht, auch diesen Tag ungenützt vorübergehen lassen müsse, daß sein Thätigkeitsdrang keine Befriedigung finden werde, daß er die Hände nicht rühren könne, um seine Lage zu verbessern, denn diese Hände waren gefesselt. Was konnte er wohl thun? Er hatte ja schon alles gethan, was er zu thun im stande war, so glaubte er wenigstens. Aber dies Alles war, leider, fast nichts. Er hatte sich des Einflusses und der guten Dienste der beiden einzigen Männer versichert, die er in New York kannte. – Mr. Soule und Jack Pearse; und diese hatten ihm ihrerseits versprochen, auch den Einfluß und die guten Dienste ihrer Freunde in seinem Interesse in Bewegung zu setzen. Er hatte sich überzeugt, daß es nutzlos sei, ohne einflußreiche Fürsprache auf eine Stellung zu hoffen. Jeden Tag wartete er vom Morgen bis zum Abend; er wartete auf die Pfeife des Briefträgers, der ihm die ersehnte Nachricht von Mr. Soule bringen sollte: »Komm in mein Geschäftszimmer, ich habe eine Stelle für dich gefunden.« Er wartete, daß Pearse abends mit den erbetenen Empfehlungsbriefen erscheinen werde. Aber ein Tag reihte sich dem andern an, der Briefträger brachte keine Zeile von Mr. Soule, und Pearse war es noch nicht gelungen, sich die Empfehlungsbriefe zu verschaffen. Inzwischen hörte Tom nicht auf, sich trüben Gedanken über die Zukunft hinzugeben, und diese Zukunft war in der That allem Anschein nach ganz dazu angethan, in der Brust auch eines weniger sanguinischen Menschen, als Tom, die schwersten Sorgen wachzurufen. Sein Elend wurde vielleicht noch dadurch verschärft, daß er aus Sparsamkeitsgründen das Rauchen aufgegeben hatte, und das war bisher eine große Liebhaberei von ihm gewesen. Rose hatte während der in Rede stehenden Woche äußerlich ihre gewohnte Heiterkeit zur Schau getragen, aber wir dürfen wohl annehmen, daß sie im innersten Herzen sich schwer bedrückt fühlte. Sie schien alles Interesse an ihrem Plan in Beziehung auf Pearse und Lina Grickel verloren zu haben; sie spielte wenigstens nicht einmal darauf an, und dies Schweigen und ihre Gleichgültigkeit waren beredte Zeichen für ihre Stimmung.

Aber auch diese Woche ging, wie alle Wochen, allmählich zu Ende. Am Mittwoch, den 17. Oktober, trat Pearse jubelnd ins Zimmer. »Du, Gardiner,« rief er, fast noch ehe er die Schwelle überschritten, »du weißt natürlich, wer Everett St. Marc ist?«

»Natürlich! Ich kenne seine Bücher auswendig. Was soll's mit ihm? Weshalb fragst du?«

»Das sollst du gleich hören. Er und mein Vater waren Klassengefährten in Harvard, und gestern fiel es mir plötzlich ein, daß er wohl der Mann wäre, der uns nützen könnte. Dumm, daß ich nicht früher daran gedacht habe, aber besser spät, als gar nicht. Ich habe also meinen verehrungswürdigen Erzeuger veranlaßt, ihn zu besuchen, nachdem ich besagtem verehrungswürdigen Erzeuger zuvor die nötigen statistischen Mitteilungen über deinen Charakter und deine bisherige Laufbahn eingetrichtert hatte. Hier sind die Früchte in Gestalt dreier Briefe: einer an den Redakteur des ›Age‹, einer an den von der ›Gazette‹ und einer für die ›Illustrated Weekly Preß‹. Lies sie einmal, ob sie dir gefallen, und dann sag mir, ob Everett St. Marc ein famoser Kerl ist oder nicht?«

Tom nahm die Briefe, öffnete den ersten und las:

 

»Lieber Williamson. – Diese Zeilen sollen Ihnen Mr. Thomas Gardiner empfehlen. Des Vaters des jungen Mannes, des verstorbenen Rufus Gardiner, werden Sie sich als eines hervorragenden New Yorker Rechtsanwalts wohl noch entsinnen.

Mr. Gardiner hat die Abgangsprüfung von Columbia College mit der Klasse von 1881 ehrenvoll bestanden, und dann seine Zeit dazu angewandt in Europa zu reisen und Litteratur zu studieren. Seine klassischen Kenntnisse sind hervorragend, und mit dem Französischen und Italienischen ist er vollkommen vertraut. Er hat jetzt den Wunsch, sich der journalistischen Thätigkeit zu widmen, für die ich ihn sowohl durch seine Bildung, wie seinem Charakter nach für besonders befähigt halte. Hauptsächlich kann ich ihn für kritische Arbeiten, namentlich über Musik und schöne Künste empfehlen.

Sollten Sie in der Lage sein, Mr. Gardiner eine Stellung bei Ihrem geschätzten Blatt verschaffen zu können, so werden Sie sich Glück wünschen können und mir eine besondere Gunst erweisen.

Aufrichtig der Ihrige
Everett St. Marc.

Theron B. Williamson, Esq.
Redakteur des New York ›Age‹.«

 

»Hurra!« rief Tom. »Das ist großartig! Lies mal Rose. – Wie können wir dir danken, alter Kerl!« und er fing an Pearses Hand so kräftig zu drücken und zu schütteln, daß dieser wimmernd um Gnade flehte.

»Hör doch auf! Fühlst du nicht, daß du mir die Knochen zermalmst? Donnerwetter, wie du zugreifen kannst!« Er sprang im Zimmer umher und schüttelte das nun befreite Glied, als ob er die heftigsten Schmerzen empfände. »Danken? Wenn's nur was nützt und etwas dabei herauskommt, das wird mir Dank genug sein. Aber ist nicht St. Marc ein famoser Kerl, ein Haupttrumpf?«

»Haupttrumpf? Eichelwenzel ist er! Stell dir doch mal vor, Everett St. Marc, der große Everett St. Marc, gibt sich die Mühe, einem so kleinen Fisch, wie ich bin, zu helfen. Ich glaube nicht, daß es in den Vereinigten Staaten noch einen Mann gibt, dessen Wort bei den Zeitungen soviel gilt, wie das seinige.«

»Nein, das glaube ich auch nicht. Es sollte mich, sehr wundern, wenn nicht einer dieser Briefe Erfolg hätte.«

Die beiden andern Briefe waren im wesentlichen Abschriften des ersten.

»O, Mr. Pearse«, rief Rose, »ich glaube nicht, daß irgend jemand einen so treuen Freund hat, wie Sie es gegen uns sind.« –

Weder Tom, noch Rose fanden in dieser Nacht viel Schlaf. Sie freuten sich wachend des guten Glücks, das der folgende Tag ihnen bringen sollte, denn Tom wollte natürlich gleich am Morgen hinunter in die Stadt gehen und seine Empfehlungsbriefe abgeben, und daß wenigstens einer davon Erfolg haben werde, wie Pearse es ausgedrückt hatte, glaubten sie ganz zuversichtlich. Und was für Pläne machten sie in dieser Nacht, was für Vorsätze faßten sie! Wie wollten sie die Gelegenheit, die ihnen schöne Tage fruchtbringender Thätigkeit in Aussicht stellte, beim Schopfe ergreifen, Tage ehrenhafter Arbeit, die ehrlich verdienten Lohn und Fortkommen in der Welt eintragen würden. Tom dachte sich den Inhalt und die einleitenden Sätze von nicht weniger als einem Dutzend Aufsätzen aus, und Rose lauschte den kurzen Skizzen, die er ihr dann machte, mit dem größten Entzücken und erklärte, daß ein Mann, der der Zeitung, die sich seiner Dienste versichert hätte, solche Beiträge liefern könne, der solche Aufsätze gewissermaßen aus dem Aermel schüttele, in sechs Monaten die oberste Sprosse der journalistischen Leiter erklommen haben werde.

Am nächsten Morgen machte sich Tom beizeiten auf den Weg nach der untern Stadt. Voll froher Hoffnungen erwartete Rose seine Rückkehr. Als aber Stunde auf Stunde verrann, ward sie ungeduldig, doch ihre Hoffnung schwankte nicht. Endlich, spät am Nachmittag hörte sie seinen Schritt auf der Treppe und sie trat auf den Gang, um ihn dort zu erwarten. Es war dunkel und selbst als er sie schon erreicht hatte, konnte sie weiter nichts sehen, als die Umrisse seines Gesichts, sein Ausdruck war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie, ohne zu sprechen, ins Zimmer. War es sein Schweigen, oder eine gewisse Müdigkeit in seiner Haltung oder fühlte sie es an der Art, wie er sie berührte, genug, sie wußte sofort mit einer Klarheit, die keinen Zweifel aufkommen ließ, sie erkannte mit einem kalten Schauer und stillestehendem Herzen, daß sein Gang vergeblich gewesen war.

»O, Tom, – Tom!« stammelte sie, und das Klopfen ihres Herzens erstickte fast ihre Stimme.

»Ja, mein Schatz, es ist alles vorbei; ich hätte ebenso gut zu Hause bleiben können.«

»O, Tom, – liebster – o, mein lieber Mann!« In überströmender Leidenschaft warf sie sich an seine Brust, legte ihren Kopf an seine Schulter und begann zu schluchzen.

Nach und nach brachten ihr die Thränen Erleichterung, und als sie sich etwas beruhigt hatte, erzählte er ihr seine Erlebnisse ausführlich. Wie es schien, war er etwas zu früh fortgegangen. Keiner der Herren, die er besuchen wollte, war schon auf seinem Geschäftszimmer anwesend gewesen, als er vorsprach. Er hatte deshalb einen Spaziergang in den Straßen gemacht, ehe er es zum zweitenmal versuchte. Die Ergebnisse seiner Besuche schilderte er dann folgendermaßen:

»Ich ging zuerst nach der Redaktion der ›Weekly Preß‹. Dort traf ich den Redakteur, Mr. Schaick, und überreichte ihm meinen Empfehlungsbrief. Er las ihn durch und sagte, es würde ihn glücklich machen, einem Freund Mr. St. Marcs gefällig sein zu können, gegenwärtig sei jedoch keine Stellung bei der Zeitung offen, und er könne mir nichts zu thun geben. Von da ging ich nach der ›Gazette‹ und traf dort Mr. Brewer, ein Kerlchen, wie ein spitzer kleiner Eiszapfen, der mich mit seinen Augen anfunkelte, wie ein Wiesel eine Ratte. Er sagte, Mr. St. Marc habe mich ganz besonders für Kritiken empfohlen, und fragte, ob ich fähig zu sein glaube, musikalische Kritiken zu schreiben. Ich erwiderte, das hoffte ich leisten zu können, ich hätte sowohl hier, als in Europa sehr viel Musik gehört, und meine Frau sei durch und durch musikalisch. Dann fing er an, mich auszufragen, ob ich selbst Musiker sei, ob ich ein Instrument spiele, ob ich Harmonielehre verstände, und so weiter. Schließlich wollte er wissen, ob ich mit den Namen und der Geschichte der hervorragendsten lebenden Musiker, Komponisten wie ausübenden Künstler, vertraut sei, so daß, wenn einer nach Amerika käme, ich einen Artikel über ihn schreiben könne. Und als ich diese Frage verneinte und hinzusetzte, daß es aber nicht schwierig sein würde, mich damit bekannt zu machen, meinte er, die Sache würde sich doch nicht machen lassen, und entließ mich. Natürlich hatte er ganz recht, obschon ich glaube, ich hätte mit deiner Hilfe ebenso gute musikalische Kritiken zu stande gebracht, als die meisten andern. – Auf der Redaktion des ›Age‹ traf ich Mr. Williamson, der einzige von den dreien, der mich nicht von unnahbarer Höhe herab behandelte, als ob ich ein Geschöpf untergeordneter Gattung wäre. Er war ein freundlicher Herr mit grauem Haar und kam mir sehr liebenswürdig entgegen. Allein er sagte mir, die einzige Arbeit, die er mir zuwenden könne, sei die Besprechung von Büchern; dafür werde aber kein Geld bezahlt, sondern der Kritiker erhalte das Recensionsexemplar – voilà tout. – Da hast du die ganze Geschichte, eine wahre, ungeschminkte Darstellung. Die Hoffnung, bei irgend einer Zeitung anzukommen, habe ich nun ganz aufgegeben. Es – es scheint mir doch schwieriger, als wir dachten, einen Weg zu finden, sein täglich Brot zu verdienen.«

Eine Zeitlang biß Rose schweigend ihre Lippen, blickte starr die Wand an, und es kostete ihr augenscheinlich große Mühe, einen abermaligen Thränenstrom zurückzudrängen. Bald aber verließ sie die Kraft. Sie barg ihr Antlitz in den Händen, die Thränen rieselten zwischen ihren Fingern hindurch, und heftiges Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper.

»O, Tom,« klagte sie, »wenn – wenn du dir nur keine Frau auf den Hals geladen hättest! – Wenn du mich nur nicht geheiratet hättest!«


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