Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Siebentes Capitel.

Caliban.

Dankmar schwieg verstimmt über Hackert's nicht gehaltenes Wort.

Siegbert aber hatte, als sie sich auf das verbrauchte, harte Sopha niederließen, so viel Humor, daß er anfing:

Es scheint, lieber Bruder, als wenn wir jetzt erst an unser Grün'sches Diner kommen! Ich habe Hunger und gestehe dir: Ich bin geneigt, dem Braten da zuzusprechen, auch ohne Thee und ohne Hackert. Aber deine Aufklärungen würden dabei das bescheidene Mahl würzen. Bin ich satt, so werd' ich auch dir noch manches Seltsame vorzutischen haben.

Iß, Siegbert! Greif zu! sagte Dankmar. Ich kann mir denken, daß dich der Herzensjammer heute von aller Befriedigung deines thierischen Menschen fern gehalten hat und nun rächt sich die verstoßene Mutter Natur und kommt von selbst, ohne gerufen zu sein...

Siegbert begann wirklich das Brot mit einem etwas stumpfen Messer zu »zersäbeln« und dem Braten zuzusprechen, zu dem selbst das Salz nicht fehlte... Mit Butter war er sehr delikat. Er mußte die Menschen schon sehr genau kennen, ehe er ihre Butter aß.

Dankmar begleitete seinen Appetit mit der Bemerkung:

Ich muß mir meine Hohenberger Reisebeschreibung auf günstigere Zeit aufsparen. Wozu nützt sie auch? Ist doch mit dem Namen Melanie des ganzen Witzes Spitze abgebrochen! Kommen wir darauf für's Erste nicht zurück!

Was trieb dich nur heute früh in diese Spelunke, wo wir, wenn wir's genau nehmen, auf die gemüthlichste Art im Handumdrehen verschwinden können? Da nebenan jetzt ganz still ein Riegel vorgeschoben und wir sind in der Falle.

Als ich mich heute früh von dir entfernte, begann Dankmar, hatte mir der Name deiner Angebeteten einen Schlag vor den Kopf gegeben. Du weißt, was mich drängt und treibt! Du hast hundertmal gehört, daß ich einem Besitze nachjage, der unserer Familie auf die rechtmäßigste Weise von der Welt gehört –

Auch dieser prächtige Palast hier ist ja wol in gewissem Sinne der unserige? sagte Siegbert spottend.

Spotte nur! Du hast ein Recht darauf! Denn aus Mismuth, eine so wichtige Angelegenheit, wie die der Reclamation meines Schreins, von heute auf morgen zu verschieben, das ist nur möglich, wenn man der Romantik etwas zu tief in die verschwommenen Augen geblickt hat und sich recht gründlich über die Nothwendigkeit ärgerte, einem Gedanken so verführerischer Art, wie dem an Melanie, Laufpaß geben zu müssen. Ich saß eben am Paradeplatz wie ein recht lächerlicher Herzenskranker –

Bruder! Ich kann das Selbstironisiren seiner Gefühle nicht leiden – sagte Siegbert und legte das Messer fort.

Nun iß nur! Schone die Küche deines Proletariers nicht..! Ich will ernst sein. Wie ich am Paradeplatz endlich mit einem vernünftigen Entschlusse mich erhob und wegen meines Schreines zu Schlurck gehen wollte, glaubt' ich in einer Straße einen Fremden zu entdecken, der mit seinem Sohne in Hohenberg mich außerordentlich gefesselt hatte. Ich eile jener Straße zu und finde im Gedränge zwar den Fremden nicht, sehe aber plötzlich Hackerten. Du mußt wissen, daß ich ihn mit der Bezeichnung: Schurke oder Schuft oder einer ähnlichen Liebkosung verlassen hatte.

Und der Androhung einer Klage, die ihm Lasally anhängen wollte...

Richtig! Wegen Pferdemordes!

Pferdemordes? Du willst mir den Appetit verderben –

Wegen drei verdorbener Pferde!..

Da, Bruder, willst du den Rest dieses Bratens? Ich esse nicht mehr.

Dankmar erzählte aber im Ernst mit kurzen Umrissen diese Begebenheit und Hackert's so gut wie erwiesenen Antheil daran.

Bruder, sagte nun Siegbert wirklich erschreckt. Ich erlebe, die Thür rechts und links geht hier auf und wir werden von Männern mit langen Messern begrüßt. Die Mondsucht ist nur ein reiner Vorwand für diese eisernen Gitter...

Doch nicht! Daß Hackert im Monde wandelt, sah ich auf dem Heidekrug mit eignen Augen, es war ein Anblick, der mich und den Vater unserer Melanie tief erschütterte. Genug, die Liebkosungen Schurke und Schuft, mit denen ich Hackerten später verlassen hatte, hinderten nicht, daß ich ihm heute früh zurief, wo jener Fremde, Ackermann und sein Knabe, eben verschwunden wären? Erst gab er mir keine Antwort und wollte mich nicht kennen. Ich fing dann von seinem dir übergebenen Pfande von hundert Thalern an, gratulirte ihm zu dem Sieg über sein Gelüst, auch das vierte Pferd dem Lasally zu morden und gerieth darüber mit ihm in ein anfangs sehr hitziges Gespräch. Er führte mich bei Seite –

Bruder! Brauch nicht so aufregende Wendungen! Bei Seite führen – bei Seite bringen – ich möchte gern, mein Appetit käme wieder.

Gedulde dich ein wenig; er kommt...

Hackert? sagte Siegbert und sprang halb scherzend, halb ernst auf.

Nein, nein, dein Appetit...

Dankmar freute sich, seinen Bruder trotz Melanie und der Entsagung so scherzend angeregt zu finden.

Ich wandte mich, fuhr er fort, mit dem Pferdemörder in eine entlegenere, stille Gegend der Stadt und da erzählte er mir, daß er mit jenem Fremden und dem Knaben die Rückreise von Hohenberg gemacht. Sie hätten ihn freundlich aufgenommen und ihm Gutes gethan. Gutes? fragt' ich. Was meinen Sie damit? Mich milde getragen, wie ich bin und Nachsicht gehabt mit meinen Fehlern.

Siegbert unterbrach und sagte:

Was willst du mehr, ist Das nicht eine Sprache, die sich hören läßt?

Ich kam dann, fuhr Dankmar zustimmend fort, auf die unglückliche Krankheit des Nachtwandelns. Er wich mir aus. Doch als ich ihm erzählte, wie ich ihn auf dem Heidekrug selbst in diesem Zustande beobachtet hätte, sagte er: Auf dem Heidekrug müsse Magnet in der Erde sein; dort hätte es ihn wieder getroffen, gerade in dem Augenblick, als man mir das Bild brachte. Das Bild? fragt' ich erstaunt. Denn ich muß dir gestehen, dies Bild ist mir auf die seltsamste Weise in die Hand gekommen. Darauf hin ergab sich denn jene Erzählung, die ich dir im Bilde von der Eidechse und der Katze brieflich niederschrieb. Melanie hat mir einen großen und anerkennenswerthen Dienst erwiesen, aber dabei so viel Rücksichten geopfert, daß ich ihr statt dankbar, gram wurde. Wenn du meine Hohenberger Abenteuer erfährst, wirst du klarer sehen und mir vergeben, daß ich aus Liebe zu dir und zu mir selbst beschloß, diesen Gedanken ganz an der Wurzel aus unserem Herzen zu reißen und Hohenberg für einen Traum zu nehmen....

Dankmar erwartete eine Antwort, doch schwieg Siegbert und stützte den Arm auf die harte Holzlehne des Sophas.

Nach Allem, was ich mehr gewaltsam aus Hackert herauslocken mußte, als freiwillig erzählt bekam, fuhr Dankmar fort, hatt' ich mir auch eine eigenthümliche Beziehung Hackert's zu Melanie zusammensetzen müssen. Er war in Schlurck's Hause erzogen. Er ist plötzlich von dort entfernt worden. Man fürchtete seine Nähe und sorgte doch für ihn. Lasally, der um Melanie's Hand wirbt, mishandelt ihn. Er rächt sich durch eine scheußliche Gewaltthat an seinen Pferden. Wie ich alle diese Dinge Hackerten vorhalte und mit der etwas groben Logik, die uns Juristen eigen ist, ihm auf den Kopf meine Vermuthungen zuspreche, milderte sich sein trotziger Ton, legte sich fast sogar das struppige rothe Haar und mit weicher Stimme beginnt er: O, wenn Sie in mein Leben sähen! Wenn Sie Ihr Bruder wären, was wollt' ich nicht Alles sagen und meinen Kummer vergessen! Diese Worte rührten mich und herzlich sprach ich ihm zu, doch auch mir zu vertrauen. Mit großem Blicke sah er mich darauf an und schwieg. Wie leben Sie? Wo wohnen Sie? Was sind Sie? fragt' ich. Indem waren wir in unsern Gesprächen in diese Gegend gekommen, und wie von einem guten Gedanken ergriffen, sagte er: Wollen Sie meine Wohnung sehen? Kommen Sie! Ich bin Ihrer Theilnahme nicht ganz unwerth. Ich folgte ihm und er führte mich hierher.

Ich werde eifersüchtig werden, daß du mir einen Freund abwendig machst! sagte Siegbert, die eigne Rührung nur hinter Scherz verbergend.

Hier lernt' ich nun diese Schwester, fuhr Dankmar fort, die sechs jüngeren Geschwister, Kinder zweier vor einem Jahre an der Cholera gestorbener Ältern kennen, den alten Uhrmacher, und so viel Bescheidenes, so viel Einfaches, Gutes, Sittliches, daß ich Hackerten aufforderte, mir dasselbe Vertrauen zu schenken wie dir. Er lächelte ungläubig und sagte: Sie werden gegen mich zeugen und ein Jahr Zuchthaus ist mir wol gewiß.

Er stellt sein Verbrechen nicht in Abrede?

Leider nein! Ja, im Gegentheil äußerte er: Es ist gut, daß ich dorthin komme. Wer weiß, ob ich Lasally nicht noch einmal selbst umbringe, wie seine Pferde. Meine Fragen um den genaueren Zusammenhang seiner Feindschaft gegen diesen Mann ließ er unbeantwortet. Um Zeit zu gewinnen, daß er zu mir Vertrauen fasse, bat ich ihn, auf diesem Tische da am Fenster einen Brief schreiben zu dürfen. Er rückte mir Alles hin und schien ein Wohlgefallen daran zu finden, mir die Ordnung seiner Schreibmaterialien zu zeigen. Während er hier auf dem Sopha ausgestreckt lag und eine Cigarre nach der andern halb anrauchte und dann zerknittert wegwarf, schrieb ich dort den Brief an dich. Als ich ihn zusammengelegt hatte, fing er an: Und wär' es vielleicht besser, ich ginge nicht in's Zuchthaus? Muß denn Lasally Recht behalten? Ich antwortete ihm: Hackert, wie können Sie glauben, daß ich mit Jemanden zehn Minuten unter einem Dache zubringen, an seinem Tische sitzen und nicht Alles aufbieten würde, um ein solches Unglück abzuwenden? Wollen Sie Das? sagte er, immer noch mistrauisch. Es ist nicht um mich, mir möcht' es doch wol am dienlichsten sein, aber diese Menschen hier nebenan lieben mich. Die Louise macht ihren Bruder Karl auf mich zornig. Sie soll einem Andern gehören. Ich kann sie nie lieben und hasse die Weiber, fliehe wenigstens die guten; aber diese Louise liebt an mir Das, was leidlich und wenigstens besser als mein übriges Schlimmes ist. Sie will aus mir einen braven Kerl in ihrem Sinne machen, wozu ich Talent hätte, wenn ich wüßte, wozu? Ein braver Kerl! Es ist das Langweiligste von der Welt! Für mich so viel, wie Ihnen vielleicht das Wort: ein guter Bürger in's Ohr klingt. Gott verdamm' mich! Ich wünschte, ich wäre etwas Rechtes – nein, nein, lassen Sie nur! Bezeugen Sie die Kugeln! Ich will in's Zuchthaus. Eine Bahn muß der Mensch haben. Menschen, die unglücklich lieben, sind Narren... Tollhaus oder Zuchthaus!

Unglücklich lieben? Wen liebt er denn?

Er nannte seinen Gegenstand nicht. Aber was hindert mich, anzunehmen, daß es Melanie ist?

Siegbert horchte ungläubig auf...

Erkenne auch darin einen Grund zu den bestimmten Äußerungen und Abmahnungen meines Briefes; fuhr Dankmar fort. Diese Melanie ist mit ihm erzogen worden... Unvorsichtig genug galten Beide so lange für Geschwister, bis sie eines Tages merkten, daß sie es nicht sind. Wenn ich aus dunklen Andeutungen mir eine Idee zusammensetzen darf, so glaub' ich, daß Hackert nur um Melanie aus dem Hause Schlurck's entfernt wurde und mit seiner verzehrenden, krankhaften Liebe für seine ehemalige Gespielin der Familie eine Last und Qual ist.

Ich erstaune! Das hebt mir Hackerten! sagte Siegbert.

Melanie aber setzt es herab, antwortete Dankmar. Das wirst du eingestehen?

Ich fühle so etwas!

Und ich freue mich, daß du meinen Brief nicht mehr für grausam hältst. Endlich drang ich in Hackert, mir die volle Wahrheit zu sagen. Ich verspreche ihm, sogleich zu Lasally zu gehen und Alles aufzubieten, ihn von einer weitern Verfolgung dieser Angelegenheit zurückzubringen. Barmherzigkeit von diesem Schurken? rief er. Sehen Sie das Maal hier an der Stirn! Fühlen Sie diese Ritze in der Kopfhaut! Denken Sie sich diesen Kopf mit Blut besudelt! Wollen Sie meinen Rücken sehen? Soll ich ihn entblößen? Wollen Sie die Sporen erkennen, die mir der Unmensch und seine Knechte in die Hüfte traten?

Um Gotteswillen –

Ich erschrak wie du über die furchtbare Heftigkeit der Erinnerung an eine Brutalität, die man sich mit dem kranken Menschen erlaubt hatte... Ich begriff seine Rache. Seine Stimme war so grell, so kreischend geworden, daß Louise, nicht durch diese Thür, sondern von der Galerie hereinstürzte und in allen Mienen eine Besorgniß aussprach, die sich mir sehr bald als eine solche verrieth, die von ähnlichen Wuthausbrüchen nicht überrascht sein konnte, da sie häufig vorkamen. Ich gehe, Hackert, sagt' ich. Mäßigen Sie sich! Ich spreche mit Lasally. Wann kann ich Sie heute noch sehen? Er schwieg und stützte den Kopf auf. Drinnen schlugen die Uhren des alten Mechanikers. Bim! Bim! wiederholte er die Schläge und zählte weit über zwölf hinaus. Wo ist Riekchen? fragte er wie abwesend. Als ihm Louise sagte: Sie wickelt mir Wolle, frug er: Und Hannchen? Die schläft! sagte Louise. Kommen Sie doch hinüber! flüsterte er dann mit schwacher Stimme und zog mich in das Zimmer, wo wir waren, den Weg, den wir selbst vorhin nahmen. Da sah ich denn diese Armuth, diese Beschränkung und als ich von sechs Geschwistern hörte und daß die alle hier des Nachts Platz hätten, sagt' ich zweifelnd, dann komme ich heute Abend um neun Uhr. Das muß ich sehen. Ich bringe den Bruder mit. Ich öffnete dann den Brief noch einmal und schrieb dir dieses Rendezvous. Er versprach mir nicht ausdrücklich hier zu sein. Aber Louise winkte, ich sollte nur kommen. Er würde nicht fehlen. In solchen Stimmungen der Wehmuth kenne sie ihn...

Und doch hat sich das arme Mädchen geirrt! Hörst du drinnen die Uhren schlagen? Es ist zehn... Er ist nicht da... Hast du denn bei Lasally etwas ausgerichtet?

Leider nein! antwortete Dankmar. Als ich den Brief bei Grün's abgegeben und selbst in der Eile gegessen hatte, ging ich auf die Reitbahn und widmete mich dieser Angelegenheit mit einem Eifer, der mich alle meine wichtigen eigenen Interessen vergessen ließ.. Es war zwei Uhr. Ich hörte, Lasally wäre bei Schlurck's zu Tisch. Anfangs wollt' ich ihn erwarten. Der alte Levi, Lasally's Factotum, erzählte mir, was ich schon wußte: Die Entdeckung des Urhebers eines an drei Pferden verübten Frevels –

Durch Kugeln, die ihnen Hackert in die Ohren gleiten ließ? wiederholte Siegbert, was ihm Dankmar erzählt hatte. Das ist ja entsetzlich!

Siegbert sah das Bild dieser Scene als Maler vor sich. Er stand auf und ging, von seiner Phantasie gefoltert, hin und her...

Komm! Komm! rief er. Ich kann mich mit Hackert nicht mehr aussöhnen. Ich sehe diese gemordeten edlen Thiere immer vor mir! Ich denke mir eine wilde Jagd von Gerippen und Hackert auf diesen Gerippen... geschleift von ihnen! Komm! Komm!

Beruhige dich! sagte Dankmar. Denke nicht mehr an diese Scene! Mach' es wie ich in Lasally's Reitschule... Mich amüsirten die Reitstudien einiger Hypochonder, die ihren Unterleib erschüttern wollten und einigemale kopfüber ihr Gehirn erschütterten. Junge Stutzer kamen mit silbernen Sporen und den elegantesten Reitgerten; sie setzten sich auf und im Nu war aller Pli, alle Haltung, aller Übermuth hin; der Mund stand ihnen ängstlich offen und zimperlicher waren sie als zwei allerliebste russische Kinder, die sich in Begleitung eines Bedienten auf den Pferden tummelten.

Russische Kinder? fragte Siegbert.

Ein junges Mädchen besonders, in Amazonentracht, war so keck, so gewandt, daß sie sich auf einem gar nicht überzahmen Pferde tummelte und während des Galoppirens auf der Bahn wie eine Kunstreiterin erhob und die halbe Bahn entlang an dem Zügel sich schwenkte und im Stehen sich aufrecht erhalten konnte. Man nannte sie Olga, die Tochter einer Fürstin Wäsämskoi.

Siegbert voll stillen Erstaunens lächelte bedeutsam...

Warum lachst du? fragte Dankmar. Mir wurde himmelangst über das halsbrechende Manöver.

Weil ich die Kleine kenne und Rurik, ihren Bruder... Aber fahre fort!

Ich bin mit meiner Odyssee zu Ende; sagte Dankmar. Die kleine Russin interessirte mich so lange, bis ich merkte, die Kokette könnte sich, um ihre Reitkünste zu zeigen, mir zu Liebe den Hals brechen. Da ging ich wieder in den Stall, wo mich mehre alte Bekannte, Lieutnant Aldenhoven, Rittmeister von Astern und Andre veranlaßten, mit ihnen auszureiten. Ich ließ bei Levi die Bitte an Lasally zurück, ihn noch heute sprechen zu können und ritt mit den Offizieren. Die Erholung war angenehm, was den Ritt und die Natur, lästig, was die Gespräche betraf. Die politische Reizbarkeit dieser Menschen nimmt in einem Grade zu, daß man mit ihnen nicht mehr verkehren kann. Die Entrüstung, die man über Major Werdeck, der uns heute früh begegnete und den sie an uns vorbeireitend kaum grüßten, weil er für liberal gilt, äußerte, führte fast zu Conflikten mit mir selbst. Doch beherrschte ich mich, da ich der mich drückenden Sorgen genug habe und keine neuen Verwickelungen wünschen kann. Wir verspäteten uns bis gegen acht Uhr. Im Vorbeireiten vor Egon's Palais vernahmen wir leider die Nachricht von der traurigsten Verschlimmerung seiner Krankheit, und von Lasally, den ich in seiner Reitbahn fand, mußt' ich denn eben jetzt auch hören, daß er von seinem Vorhaben gegen Hackert nicht abstehen würde. Die Familie Schlurck, wisse er wohl, wolle alles Aufsehen vermeiden, er wisse wohl, daß sie Hackert schonen möchte, aber er sähe nicht ein, warum er Anstand nähme, daß gewisse Dinge an's Tageslicht kämen. Er war dabei so empfindlich, so gereizt gegen Melanie, daß ich fürchten mußte, mit ihm selbst mich zu überwerfen. Seine Bemerkungen über eine gewisse zweideutige Rolle, die ich in Hohenberg gespielt hätte, streiften nahe an's Verletzende. So kam ich denn her, um Hackerten zu veranlassen, mit Hülfe seiner hundert Thaler diese Gegend rasch zu verlassen oder mir durch ein aufrichtiges Geständniß aller der Umstände, die sich auf seine Verhältnisse zur Schlurck'schen Familie beziehen, die Mittel an die Hand zu geben, als Rechtsbeistand für ihn aufzutreten.

Kaum hatte Dankmar diese, wie das ganze Gespräch geführt wurde, im halblauten Tone gesprochenen Worte beendet, als sich plötzlich von unten her ein lautes, heftiges Lärmen vernehmen ließ, das von einem Zanke in den vorderen Höfen herzukommen schien.

Die Brüder horchten auf.

Einige abgerissene Worte konnten wol verstanden werden, aber der Zusammenhang des Streites war nicht gut aus dem Lärm zu errathen. Soviel vernahm man wol, daß es nur eine einzige Stimme war, die allein das vorherrschende Wort zu führen schien und von den Andern mehr beschwichtigt wurde, als in gleicher Heftigkeit erwidert bekam.

Indem riß Louise die Thür auf und rief:

Um's Himmelswillen! Das ist Hackert!

Glauben Sie? Diese schreiende, gellende Stimme?

So tobt er im Zorn! Was ist ihm nur?

Das ist kein Zorn! Das ist Übermuth! Hören Sie, er lacht!... Er singt!

Die Brüder und das besorgte Mädchen horchten.

Der Lärm kam näher. Schon nahmen andere Hausbewohner an ihm Theil. Schon hörte man Ausrufungen, wie:

Da hat ihn Einer! Packt ihn fest! Laßt ihn nicht los! So ist's recht! Fallen Sie nicht, Herr Mieths-Fraß! Alte, dir geschäh' es auch nach Verdienst, wenn er dir deinen Zopf ausrisse! Ha, ha, die Hausschlüssel werden wohlfeiler! Setz' Sie doch den Preis herab; ein Hausschlüssel kann auch einmal anderswohin, als auf Nr. 17 führen. Rutsch! Vorwärts!

Es ist Bartusch! sagte Louise beruhigter.

Nein! Auch Hackert! ergänzte Dankmar.

Ja! Hackert, der mit Bartusch in Streit gerathen ist, sagte Louise.

Der Lärm kam näher...

Jetzt war Hackert mit Bartusch, denn dieser zog ihn wirklich hinter sich her, auf der obersten Galerie und die Mullrich mit der Laterne folgte schimpfend und mit ihrem Manne drohend, der leider schlafen müsse...

Schämen Sie sich in nachtschlafender Zeit einen solchen Lärmen zu verführen, Herr Hackert! sagte Frau Mullrich. Was haben Sie sich denn zu beklagen, wenn Andre ihren Spaß haben!

Spaß, alter Cerberus? rief Hackert. Lach' du, wenn du deine Pfennige zählst und recht viel Stiefeln zu flicken bekommst. Aber grinse nicht über Besuche, die in Nr. 87 auf Nr. 86 warten. Wart', ich will Euch subtrahiren lehren.

Hackert, Sie sind im Rausch – schämen Sie sich, wenn ein Freund zu Ihnen kommt – lauteten Bartusch's beschwichtigende Worte.

Im Rausche bin ich, Gevatter, rief Hackert. Im Rausche! Lustig, morgen ist Hochzeit! Willst du Pathe sein? Übermorgen ist Kindtaufe. Du alter Grauschimmel sollst mir zeigen, wo hier Nr. 17 ist. Schurke, was steht hier an der Thür, die ich jetzt aufschließe? Steht da Nr. 17? Werden hier Besuche empfangen, die nicht mir gelten!

Sie sehen doch, daß Licht in Ihrem Zimmer ist? sagte Bartusch zitternd, während es im ganzen aufgeregten Hause aus allen Fenstern und Thüren scholl:

Nummer Siebzehn! Nummer Siebzehn ist ausgezogen!

Man sah, daß Bartusch's nächtliche Wanderungen zur Maler-Guste kein Geheimniß waren...

Festgehalten von Hackert, gezerrt am Rockkragen, geschüttelt wie ein Flederwisch, konnte Bartusch hier jetzt vielleicht das Ende seiner Tage erwarten; denn die ganze Bewohnerschaft nicht nur von Brandgasse Nr. 9, sondern auch von den übrigen nachbarlichen Communalhäusern haßte ihn und hatte sich an dem strengen Eintreiber der Miethen, der bei jedem Auszug die Miethe für den Nachfolger steigerte, oft genug schon thätlich vergriffen.

Bartusch hoffte auf Rettung und Beistand durch die beiden Herren, die bei Louise Eisold warten sollten und ihm nach Dem, was Frau Mullrich von ihrem Gespräch an der Hausthür behalten hatte, nicht unbekannt sein konnten.

Licht in meinem Zimmer?.. sagte Hackert. Licht in Eurem Kopf würde Euch besser sein! Heut' soll noch ganz anders illuminirt werden – meine Haare müssen heut' noch in Feuer aufgehen, wie Ihr's mir längst gedroht habt. Die Laterne her, Cerberus!

Mit diesen der Mullrich zugerufenen Worten schloß Hackert die Thür von der Galerieseite auf und im aufgeregten, vielleicht halbtrunkenen Zustande, trat der überhitzte, glühende, exaltirte junge Mensch herein.

Bartusch und die Mullrich blieben im Schimmer der Laterne lieber auf der Galerie.

Louise hatte sich schon vorher entfernt und die Stubenthür rasch verriegelt.

Her, Ratte du! schrie Hackert, als er die beiden Brüder auf dem Sopha sitzend fand, wo ist hier Hochzeit? Ist Das Nr. 17? Kommst her, altes Fell, oder ich zieh's dir über die Ohren, Maulwurf? Hast falsch gehorcht! Falsch spionirt, Spitzbube? Was?

Draußen aus allen Zimmern wurden diese Worte mit lautem Lachen und Hohn aufgenommen, sodaß Bartusch nicht anders konnte, als sich auf's Bitten legen:

Hackert, ich beschwöre Sie, so schweigen Sie doch endlich still, sagte er flehentlich. Ist Das der Dank für die Wohlthaten, die ich Ihnen eben zu erweisen gedachte... Guten Abend, meine Herren! Ach, lieber Himmel!.. Was seh' ich? Irr' ich nicht, so hatt' ich das Vergnügen –

Ja, Herr Bartusch, begann Dankmar, ich bin Ihr Reisegefährte von Hohenberg. Ich erstaune, Sie in einer solchen Situation wiederzusehen. Dies ist mein Bruder! Wie kommen Sie nur zu dem ärgerlichen Auftritt?

Bartusch, der bereits in Erfahrung gebracht hatte, daß das während der ganzen Hohenberger Rückreise auf Dankmar ausgebreitet gewesene Dunkel sich insoweit gelichtet hatte, als er in der That der Eigenthümer jenes Schreines war, über welchen ihm der Justizrath, der ihn in so subtile Sachen nicht einblicken ließ, keine nähere Auskunft gegeben hatte, aber nicht im entferntesten Prinz Egon war; Bartusch, der von Seiten Schlurck's ein Inserat in die Zeitung besorgt hatte, der Eigenthümer jenes Schreins sollte sich melden, hielt es für durchaus unverfänglich und nützlich, Dankmarn mit den für Diesen erfreulichen Worten anzureden:

Jede Stunde haben wir Sie erwartet, Herr Wildungen! Der Schrein ist in der That vom Justizrath aufgefunden worden und steht ja zu Ihrer Verfügung. Ach, ach! Diese Hohenberger Reise!

Dankmar fiel ein Stein vom Herzen und ein natürliches Gefühl der Dankbarkeit war es, daß er Hackerten, der ihm etwas zudringlich und unverschämt Cigarren anbot und dabei in der That wie ein Trunkener grüßend sich gebehrdete, unsanft abwies und ihm sein Geschrei und Poltern rügend vorhielt.

Entschuldigen Sie nur, Herr Maler, wandte sich Hackert etwas beschämt statt aller Antwort zu Siegbert; Ihr Herr Bruder ist mein Freund nicht und wird mein Freund nicht und in die Schule geh' ich nicht mehr. Excusez! He, Bartusch! Kommen Sie auf den Fortunaball? Was? Alle zusammen, meine Herren? Vier ist vier – Mensch ist Thier – und auf Vieren mein Plaisir!

O Gott! O Gott! rief die Mullrich, die mit der Laterne in der noch offenen Thür stand. Was soll daraus werden!

Und sich zu den neugierigen Horchern des Hauses zurückwendend, rief sie:

Was steckt Ihr die Nasen aus der Thür? Ist's das erste mal, daß einer in der Brandgasse Nr. 9 in solchem Zustand nach Hause kommt?

Zustand? Flickschusterin, stell' Sie die Laterne dahin! schnaubte Hackert. Was für ein Zustand? Ist Das ein Zustand, wenn man nach Hause kommt voll Amüsement und solche Ratten springen gleich an Einen heran und grunzen: Oben bei Louise Eisold sitzen zwei Herren? Ist Das ein Zustand, wenn man dann so eine alte Vettel beim Wickel nimmt und den Freund von Nr. 17 und von Mutter Justizräthin mit dazu –?

Hackert! Hackert! Ich beschwöre Sie! Was reden Sie! sagte Bartusch, der sich wieder am Rockkragen gepackt fühlte; undankbarer Mensch! Wissen Sie, daß ich hier bin, Ihnen einen neuen Beweis der langmüthigen Geduld und Liebe dieser Justizräthin zu geben; wissen Sie, daß ich hier bin, um Ihnen...

Er zog sein Portefeuille...

Kein Geld! sagte Hackert und warf sich in die Brust. Wir brauchen nichts! Nicht wahr, Maler? Wir haben Freunde, die einen Becher Weins mit uns theilen? Kommen Sie mit auf den Fortunaball, meine Herren! Was?

Siegbert, statt aller Antwort, tief abgestoßen von dieser wilden, thierischen Zügellosigkeit, griff in die Seitentasche und überreichte dem verwahrlosten, ihm eine ganze Classe der zwischen dem Volk und der Bildung schwankenden Mittelschichten großer Städte darstellenden jungen Menschen sein Packet mit hundert Thalerscheinen.

Sie haben alle Ursache vergnügt zu sein, bemerkte dabei Siegbert bitter enttäuscht. Wem die Hülfsmittel so zuströmen...

Und hier die gewissen drei Thaler, bemerkte Dankmar voll Entrüstung. Da die drei Thaler für den Kutscher!

Dankmar zog die Börse, aus der er drei harte Thaler nahm und auf den Tisch legte.

Sie wissen, was wir bedungen haben, im Walde hinter Tempelheide...

Hackert stieß die drei Silberthaler von dem Tisch, daß sie auf den Boden hinrollten und katzenartig von der Mullrich unter dem Ausruf: O die Sünde! Die Sünde! aufgesucht wurden.

Geben Sie mir, wenn ich etwas verdient habe, setzte Hackert mit dumpfer Stimme hinzu, geben Sie mir...

Nun, sagte Dankmar, ist's nicht so?

Geben Sie mir – knirschte Hackert und stockte doch...

Sie waren mein Kutscher, Herr Hackert! Entsinnen Sie sich nicht, drei Thaler Accord –

Herr! schrie Hackert und stellte sich vor Dankmar mit einer Miene grimmigsten Zornes.

Nun? antwortete Dankmar, so entschlossen vortretend, daß ihn Siegbert halten mußte.

Geben Sie mir... Papier! sagte Hackert dumpf und fast in sich hinein und wandte sich an's Fenster, an das er trommelte.

Als Dankmar über diese Äußerung, als eine Frechheit, noch mehr in Zorn gerieth, sagte Bartusch mit gekniffenem Lächeln:

Bitte! Sie wissen also noch nicht, Herr Wildungen, daß unser guter Herr Hackert eine Aversion vor gemünztem Gelde hat? Man sollt's nicht glauben! Alle Welt jammert über das Papiergeld und ächzt und stöhnt, daß man kein baares Silber mehr zu sehen und zu hören bekommt. Und für Herrn Hackert ist das Papiergeld ganz wie erfunden. Er kann's Silber und Gold nicht vertragen. Aber Papier bekommt ihm. Das hört er gern knistern. Da Hackert'chen, da ist ein Fünfzigthalerschein! Justizrath läßt Ihnen etwas sagen, was ich Ihnen nur in's Ohr wiederholen kann... Komm, Fritzchen! Komm, Fritzchen! Sei doch ruhig und gib dich!

Aus allen diesen abgerissenen Reden stellte sich fast heraus, daß Hackert eigentlich in dieser Umgebung, wie sehr er eben auch gewaltthätig und wild verfahren war, wie ein Kranker behandelt wurde. Er hatte die Hände in den Rocktaschen, die Cigarre, ausgegangen, im Munde und stierte mit weißen Augen auf die Thür, die zu den Eisolds führte und hinter der Louise verschwunden war...

Sagen Sie's nur laut, begann er dumpf und unheimlich, ich weiß es schon, Bartusch, was der Alte will! Fort soll ich! Was? Von wegen der Reitpeitschen und was damit zusammenhängt! Nicht? Aber das Zuchthaus geht selbst für die Spitzbuben nicht so rasch auf, wie die ehrlichen Leute meinen. Erst gibt's Vorkämmerchen, wo inquirirt, geplaudert und aufgeschrieben wird. Protokoll Nr. 8, Nr. 9 oder Nr. 17, wenn's Ihnen süßer klingt – Fascikel sechse: Beklagter erzählt die Gründe, warum ihn der Justizrath aus dem Hause geworfen hat. Was?

Bartusch wandte sich zu Dankmar, der über diesen Typus absoluter Gemüthlosigkeit starr war, während Siegbert sich in die abgerissene ganze Scene nicht finden konnte und die Mullrich immer noch behauptete, Einen von den drei Thalern.... könne sie nicht finden...

Sagen Sie selbst, werther Herr, richtete Bartusch das Wort an Dankmar, ob Herr Hackert Recht thut, den Zorn Lasally's und der Reichmeyer'schen Familie abzuwarten? Sie kennen ja das Alles von unsrer Reise her. Er will die menschenfreundliche Absicht nicht nachempfinden, die mich hierher führte, daß man ihm die Mittel gibt – liebe Mullrich, haben Sie den Thaler gefunden? Gehen Sie nur jetzt!... Sie verstehen mich, was ich meine, Herr Wildungen! Nicht wahr?

Vollkommen, sagte Dankmar, und ich stimme ganz dafür, daß Herr Hackert sich bei Zeiten aufmacht und zu allen Teufeln schert.

Menschenfreunde! bemerkte Hackert bitter. Barmherzige Samariter! Edle Seelen, die Jeden verwerfen, der in ihre Modelle nicht paßt!

Aber noch bittrer fiel ihm Dankmar in's Wort:

Menschenfreunde? Wenigstens Thierfreunde sind wir! Abscheulicher! Spotten Sie nicht über Dinge, die Andern heilig sein können. Ich finde den Vorschlag des Justizraths edel und lobenswerth und wenn ich Ihnen leider sagen muß, daß es mir nicht gelungen ist, Lasally von seinem Vorhaben abzubringen – was bleibt Ihnen anders übrig als –

Dankmar sprach gedämpft... Plötzlich unterbrach ihn Hackert mit einem donnernden:

Ruhe hier!

Und mit diesen Worten sprang Hackert auf Dankmar wie eine Katze zu...

Die Cigarre schleuderte er von sich.

Die Hände schlug er auf den Tisch, daß die Theetassen klirrten...

Ruhe hier! schrie Hackert. Das ist meine Wohnung und ich bin Herr hier! Lasally ist ein Hund! Wer sagt Ihnen denn, daß ich vom Hunde einen Knochen haben will! Zuchthaus will ich. Wissen Sie, daß Lasally nicht daran denkt, meinetwegen mit den Gerichten auch nur einen Schreiberbogen à drei Groschen zu wechseln? Herr, es ist nun genug. Nimm deinen Funfzigthalerschein, graue Ratte! Geben Sie mir für die drei harten Thaler Papier, Herr Prinz von Hohenberg! Ja, ich habe die drei Thaler verdient – aber Papier! Papier gibt bessern Fidibus – Und wenn Sie wissen wollen, warum ich lieber mein Vermögen immer in Papier bei mir habe? Wenn Einer ins Wasser fällt oder selbst hineinspringt, macht Papier nicht, daß man so schnell untergeht, wie mit Courant. Man behält noch Zeit, diesem elenden Leben zu fluchen! Adieu!

Voll Unwillen und Abscheu vor einer so katzenartigen Natur, wie Hackert eben offenbarte, sprang Siegbert jetzt auf und drängte zum Gehen.

Komm, sagte er zu dem erschütterten Bruder, wenn irgend etwas davon wahr ist, was du mir von Hackert's Reue und besserm Gefühl erzähltest, und an des Bruders Worten zu zweifeln, hab' ich keinen Grund, so ist unter solchen Umständen doch unsere längere Anwesenheit hier überflüssig...

Hackert wandte sich dem Fenster zu und sah durch die Gitterstangen auf die Galerie hinaus...

Dankmar nahm seinen Hut und bemerkte in einer sich selbst bekämpfenden Ruhe:

Wird Sie Lasally verklagen?

Nein! sagte Hackert dumpf, aber fest.

Woher wissen Sie Das?

Ich weiß es... seit einer halben Stunde weiß ich es.

Und nun bin ich Ihnen überflüssig?

Hackert schwieg.

Dankmar faßte sich und sprach voll bitterster Verachtung zu Siegbert:

Ich kann nicht leugnen, lieber Bruder, daß dein eigenes Interesse, das du an diesem starren und lieblosen Manne nahmst, mich verführte, ihm gleichfalls meine Liebe und Theilnahme zuzuwenden. Ich erkenne an, wie Herr Hackert nicht begehrt hat, daß wir uns in seine Angelegenheiten mischen. Wir sind von Lauschern umgeben, wir revoltiren dies ganze Haus; ich sage nichts von der Schuld, die sich Herr Hackert vorzuwerfen hat; der gebietende Herr dieser vier Pfähle mag sich darüber mit seinem Gewissen abfinden. Gelang es ihm, die Gefahr, die ihm drohte, selbst abzuwenden, so kann er von Glück sagen. Ich finde Das ganz in der Ordnung, daß man nun seine Freude nicht etwa mit einem Geldbeutel am Halse im nächsten Sumpfe, sondern mit geschenkten Tresorscheinen auf dem Fortunaball austobt. Gehen wir, um Herrn Hackert nicht in seiner Toilette zu stören.

Als Dankmar nun wirklich Bartuschen fortziehen wollte und Hackert unbeweglich zum Fenster hinausstarrte und die Mullrich durch die eingetretene, criminalische Stille veranlaßt wurde, lieber den längst gefundenen dritten Thaler auf den Tisch zu legen, als sich einer Untersuchung ihrer Schürzentasche preiszugeben, blieb Bartusch noch stehen. Er machte die Thür zu und gebot der Mullrich, mit der Laterne draußen auf der Galerie ihn zu erwarten.

Hackert, sagte er, die Thür noch einmal andrückend und mit kläglich flehender, weinerlicher Stimme. Fritzchen, ich darf nicht diese Schwelle verlassen, ehe ich nicht Gewißheit habe, daß diese verdrüßlichen Störungen der Schlurck'schen Familie aufhören. Lasally mag ein Amüsement darin finden, Ihre eben nicht artige Behandlungsweise seiner Pferde auch deshalb öffentlich zu machen, damit eine Familie compromittirt wird, die sich nicht entschließen kann, ihn als Eidam anzunehmen. Machen Sie ein Ende mit diesen Abscheulichkeiten! Woher wissen Sie, daß Lasally nicht gegen Sie klagen wird?

Wie Bartusch geredet hatte, schlugen bei der Eisold'schen Familie drei Uhren durcheinander elf...

Hackert horchte gespannt auf und sprach dann die Worte fast für sich hin:

Neun – zehn – elf!... Das Gewicht ist zu schwer... Alter! Die zweite keucht ja...! Zuviel Gewicht!... Eisoldchen!... Zuviel Gewicht! Nimm eine Kugel heraus!

Die drei Männer schwiegen über dieses sonderbare Intermezzo...

Warum hängen Kugeln in den ledernen Beuteln, die deine Gewichte ziehen? fuhr Hackert still für sich fort. Deine Weiser sagen, was die Räder und der lederne Beutel wollen... Das Herz ist so ein lederner Beutel, die Räder sind das Gehirn und dann schneide nur Einer auf dem Weiser die Fratzen, die die Welt schön nennt! Ha, ha! Hurrah! – Da nicken sie schon wieder die Pferdeköpfe! Die dummen Thiere wiehern, als wollten sie mit mir sprechen! Hurrah! Hussah!

Hackert, sprechen Sie vielmehr, fuhr Bartusch heraus, dem es in den entscheidenden Momenten gar nicht an Muth fehlte; was wissen Sie von Lasally?

Vögelchen, liebt die Justizräthin die graue Farbe? sagte Hackert mit unheimlicher gemäßigter Stimme. Die Ohren eines Esels liebkosen kann nur Die, der Grau ihre Leibfarbe ist. Aber die Katzen können sie Alle nicht leiden. Laß sie nur! Laß die Justizräthin! Sorgt Euch nicht, die Mäuse nehmen überhand, aber noch fressen sie Euch nicht! Tanzen wollen sie! Lachen! Fidelbogen streicht den Kummer weg! Wer geht mit auf den Fortunaball und läßt seine Mäuse im Kopf tanzen?

Diese Worte wurden so gesprochen, als wüßte Hackert nicht mehr, wer zugegen war. Er suchte im Zimmer und sah sich die drei gegenwärtigen Personen wie Fremde an.

Hackert, ich weiß sehr wohl, sagte Bartusch jetzt ängstlicher zurückweichend, während ihm Hackert fast dicht in die Augen sah, Hackert, ich weiß sehr wohl, daß Sie kleinmüthig im Unglück sind. Ihr Jubel ist nicht der der Verzweiflung – was murmeln Sie da so! Sie wollen uns nur schrecken!

Nein, du schwärmerisches Einmaleins! rief Hackert laut lachend, als hätte er durch seine sonderbaren Geberden wirklich den grauen Aktuar nur ängstigen wollen. Es ist keine Verzweiflung. Es ist Glück. Meine Herren! Sie kennen diesen meinen väterlichen Freund noch gar nicht. Sehen Sie, mein Haar ist roth, aber echt. Dem seines ist schwarz, aber...

Er griff nach Bartusch's Perücke.

Hackert! rief Bartusch und hielt seine Perücke fest.

Dankmar schleuderte Hackerten mit den Worten zurück:

Machen Sie ein Ende mit Herrn Bartusch... Sie sehen, der Mann meint es besser mit Ihnen, als Sie's verdienen...

Prinz! antwortete Hackert bedeutsam, stemmte die Arme ein und stellte sich vor ihn; moralisiren Sie nicht! Kommen Sie mit auf den Fortunaball, Durchlaucht! Die Clarinette soll klingen. Zum Teufel mit Euern Pferdegerippen! Was haltet Ihr mir vor, daß Menschen wahnsinnig sein können? Soll ich um nickende und wiehernde Pferdegerippe kummervolle Nächte haben und nicht mehr fühlen, was eine weiche Hand, eine volle Brust, ein Mund wie der der Göttinnen auf ein armes zerrissenes Herz für Balsam träufeln kann? Bartusch, stecken Sie Ihre funfzig Thaler ein oder ich mache heute Fidibus für meine Cigarre daraus. Lasally klagt nicht. Das ist abgemacht. Ich habe bessere Verbindungen als Sie Alle. Und nun Guten Abend, meine Herren! Die funfzig Thaler, Bartusch! Sagen Sie ja dem Alten, daß ich sie nicht genommen hätte! Hören Sie, daß Sie mir keine falschen Quittungen schreiben! Sie verstehen Das!

Sie sind heute toll und Ihr Elend wird im Narrenhaus enden! antwortete Bartusch verbissen und schickte sich an zum Gehen.

Leucht' ihm, Hausdrache! fuhr Hackert fort, indem er die Thür öffnete. Haltet den Strick fest, daß er ihm nicht um den Hals geht! Paßt auf Nr. 17, Frau Mullrich! Daß er nicht von Ungefähr hineintappt in die Maler-Guste! Wer noch Miethe schuldig ist, heraus, ihr Lämmer, der Miethswolf ist da! Zahlt! Zahlt! Aber schlagt ihn nicht todt! Großes Ungeziefer muß da sein, um das kleine zu vertilgen! Schlaft nicht, Frau Mullrich. Wir müssen heute noch hinaus auf den Fortunaball...

So wollen wir Sie nicht stören, fiel Dankmar ein, flehentlich gezerrt von Bartusch, der nun ging und sich fürchtete, allein zu gehen...

Sie brechen sich den Hals, bleiben Sie, rief Hackert und hielt Dankmar zurück, ich führe Sie nachher –

Ich bitte, ich flehe, meine Herren, kommen Sie jetzt mit mir! winselte Bartusch. Wir regen das ganze Haus auf...

Hackert hielt aber Siegberten zurück.

Maler! Noch ein Wort! Sie bleiben, meine Herren!

Es war jetzt den Brüdern fast, als hätte Hackert nur vor Bartusch Komödie gespielt und als wollte er ihnen nun erst sein wahres Gesicht allein zeigen...

Meine Herren, es ist elf Uhr! Kommen Sie! flehte Bartusch dringender.

Frau Mullrich gedachte ihres Gatten, den sie wecken mußte. Sie gedachte der späten Ankömmlinge, die möglicherweise vor dem Hause standen und Einlaß begehrten und dann auf einmal eindrangen. Es entgingen ihr zuviel Pfennige durch längeres Warten.

Da es im Hause wirklich stiller geworden war, zog sie Bartuschen mit den Worten: Haben Sie doch keine Bange, Herr Bartusch! an die Treppe und gab ihm den Strick in die Hand und leuchtete ihm mit der Laterne an die Füße, um ihm die erste Stufe zu zeigen...

Bartusch ging schleichend, auf den Zehenspitzen, von dannen, immer noch in der Hoffnung, die Herren würden folgen.

Sie wollen wirklich noch so spät auf den verrufenen Fortunaball gehen? begann jetzt Siegbert, der sich mit Betrübniß auch in die Stimmung der sicher lauschenden Louise Eisold versetzte und jetzt, da sie allein waren, von Hackert ein Abwerfen seiner Maske erwartete.

Meine Herren, sagte Hackert und warf sich erschöpft aufs Sopha, während die Gebrüder Wildungen gespannt erwarteten, was er nun für eine Miene zeigen würde. Meine Herren, es stecken zwei Menschen in mir, ein Bettler und ein König. Sie kennen nun den Bettler! Kommen Sie mit auf den Fortunaball. Sie sollen den König kennen lernen.

Wir gestehen Ihnen Beide, sagte Dankmar, daß uns Ihre Bettlerstimmung von heute früh mehr Vertrauen abgewann. Ich brachte den Bruder mit, weil ich glaubte, Sie würden in der warmen Hingebung, die Sie mir heute zeigten, unser Vertrauen zu würdigen wissen und die Hand, die wir Ihnen schon oft darboten, nicht so übermüthig von sich stoßen!

Sagen Sie mir Das morgen, erwiderte Hackert, und ich weine vielleicht wie ein Kind. Morgen hängen mir vielleicht die Flügel matt und schlaff. Ich jammere um meine Zukunft, ich geize und laure auf Erwerb, ich bin ein Hund, den man mit Füßen treten kann, Notabene morgen! Heute bin ich berauscht – nicht von Wein! Ich trinke wenig Wein; nein vom Glück. Jubeln, jauchzen, lachen möcht' ich, weil ich einen Becher wieder an meinen Lippen fühlte mit dem köstlichsten Rebenblute des Glücks. Glück macht mich toll. Sie nicht?

Wir bemitleiden Sie! sagte Dankmar und wollte gehen.

O Ihr habt mich gut bemitleiden! antwortete Hackert. Euch sang eine Mutter an der Wiege und geregelt gingt Ihr Euren Lebensweg. Wenn ich Dem nachdenken wollte, raucht' ich keine Cigarre, dann läg' ich hier zusammengekrümmt auf dem Sopha und ächzte und würde reif, betteln zu gehen, wie neulich in Tempelheide, als ich im Korne lag. Dann geht mir einmal wieder die Pforte des Paradieses auf und ich klirre mit meinen Ketten, verlache meinen Jammer, tummle mich wie ein Mensch und fühle mich dem Stärksten gleich. Ich kann Ihnen heute Nichts von meinem Leben vorwinseln; die nächste Gefahr ist vorüber. Lasally wird schweigen und mein Blut ist in Wallung. Kommen Sie mit oder lassen Sie mich allein, bis Sie mich einmal todt oder so lebend wieder sehen, daß Ihre Theilnahme für mich nicht von der Übereinstimmung mit Ihrem eigenen Herzen abhängt.

Während dieser Worte war Hackert aufgestanden und hatte sich unter dem Vorhang am Kleiderriegel einen Frack, eine Weste, einen Hut hervorgeholt und zog alle diese Gegenstände ohne Rücksicht auf seinen Besuch rasch und wie elektrisirt an.

Karl! schläfst du schon? rief er dann an die Nebenthür.

Eine feine Frauenstimme fragte mit leidendem Tone:

Was wünschen Sie, Herr Hackert?

Ich lasse das Licht brennen, Fräulein! Löschen Sie es aus. Gute Nacht!

Die Brüder sahen sich an und schüttelten den Kopf.

Sie wandten sich zum Gehen, ohne noch ein Wort zu sprechen. Dieser ungeregelten Natur fühlten sie sich zu sehr entfremdet...

Hackert folgte.

Als er aus seiner Thür Nr. 86 trat, kam aus dem auf gleiche Nummer laufenden Zimmer Herr Schmelzing hervorgeschossen und leuchtete.

Schläfst du noch nicht, altes Tintenfaß? sagte Hackert und ging voran, um den Weg zu zeigen.

Bei so lebendiger Conversation! hustete Schmelzing höflich und schwänzelnd.

Die du hoffentlich nicht stenographirt hast? antwortete Hackert herabsteigend. Geh! Geh! Ich kenne den Weg. Mach' daß du deine Rollen fertig schreibst für die Hoftragödie! Vergiß die Stichwörter nicht! Nimm immer sechs Worte statt drei zum Stichwort, damit du viel Bogen zusammenbringst und die Schauspieler besser lernen! Verwelsche die Fremdwörter nicht! Sei nicht gelehrter als die Dichter und verbessere nicht ihre Verse! Hörst du?

Schmelzing, ganz frappirt von Hackert's elegantem Aufzug, wünschte den Herren eine höfliche gute Nacht. Die Brüder kletterten in der Dunkelheit den Weg nach, den ihnen der plötzlich wie verwandelte ehemalige Schreiber des Justizraths Schlurck angab. Nach langem Tasten, manchem Anrennen an Geräthschaften, die dem Wege in den Höfen zu nahe lagen, kamen sie an die Thür, die auf die Brandgasse führte.

Hier klopfte Hackert stark und trommelte, sich niederbückend, an das Fenster der Vizewirthin.

Schon aber kam Frau Mullrich mit dem großen Hausschlüssel.

Aber noch ehe sie aufschloß, sagte sie mit einer schlauen Verbeugung:

Macht drei Pfennige!

Siegbert gab, was er in der Eile griff. Frau Mullrich schloß nun erst auf und die Männer traten auf die Straße...

Ob sie ihrer drei zusammenbleiben werden?...

Wie Frau Mullrich wieder die große schwere Thür zuwarf, trat Bartusch hinter der Thür hervor, die aus ihrem Keller auf die Hausflur führte.

Es ist mir unbegreiflich, was mit dem Taugenichts vor sich gegangen ist! sagte er. Er geht auf den Fortunaball!

Wie schade, Herr Bartusch, antwortete die Mullrich, daß Sie nun selbst nicht hin können! Sie wollten doch da die Maler-Guste finden.

Reden Sie auch solche Sachen? sagte Bartusch, der gründlich ärgerlich schien, daß sich während seiner Hohenberger Abwesenheit in der Brandgasse Nr. 9 so viel verändert hatte.

Und doch ist sie gewiß dort, sagte die Mullrich, Alles rennt ja hin – schon Sechs hab' ich heute aus unserer hiesigen Armuth allein hinausgelassen – mein Mann muß um zwölf auch hinaus und wenn Sie nicht –

Lassen Sie mich durch Ihren Mann wissen, ob Nr. 17 dort zu finden war.

Verlassen Sie sich darauf! Aber, wie blaß sehen Sie aus!

Der Ärger mit diesem bösen Schlingel!

Sagen Sie mir nur – was hat er denn in des Heilands Namen bei den Schlurck's für eine Greuelthat mit –

Gute Nacht, Frau Mullrich! war die seufzende Antwort.

Bartusch schnitt jedes weitere Forschen der Frau Mullrich ab, die heute so viel erlebt, so viel gehört und beobachtet hatte, daß sie eines sehr weitläuftigen Commentars bedurft hätte, um trotz ihres Scharfsinns sich alle geheimen Verbindungsfäden dieser Thatsachen zusammenzustricken.

Eben war Bartusch verdrüßlich und sogar ohne Trinkgeld auf die Straße getreten und noch glaubte Frau Mullrich seinen Tritt draußen schallen zu hören, als sie von der eben geschlossenen Thür sich entfernend durch eine weibliche zarte Hand aufgehalten wurde...

Frau Mullrich war im Finstern. Denn bei dem Zufallen der Thür war ihr durch den Zugwind die Lampe ausgegangen...

Ei, wer ist – fragte sie erschrocken.

Machen Sie auf! wisperte es.

Wer? Wer ist da?

Machen sie auf!

Ach, wohl, Nr. 46, Fräulein Klapperfuß?

Da! da! Machen Sie auf!

Frau Mullrich fühlte einen Groschen in der Hand.

Auch auf den Fortunaball? Aha! Aha! Nr. 35? Nicht wahr? Madame Hannemann? Schläft denn auch Ihr Mann fest genug? Hi! Hi! Ei so lassen Sie doch sehen!

Da ist ja der Groschen! Machen Sie nur auf!

Ich will doch erst die Lampe –

So enden Sie doch!

Nun! Nun! Nun! Wie hastig! Sie wollen den ersten Walzer nicht versäumen! Sa, Sa, ein Walzer! Wenn der hübsche Feldwebel wartet – nicht wahr, Madame Drucker! Um vier kommen Sie doch wieder? Nicht wahr, Madame Schlimpanzer? Ihr Männchen steht ja wol schon um fünf Uhr auf. Verspäten Sie sich nicht, wenn er's nicht weiß, Madame Trübensee! Er frug mich neulich nach dem Feldwebel –

Indem ging doch die Thür auf...

Eine verhüllte Gestalt huschte hinaus. Um den Hut hatte sie, um ihn wahrscheinlich unkenntlich zu machen, ein Tuch gebunden. Aber den Mantel!

Der Mantel verrieth sie! Frau Mullrich kannte alle Mäntel des Vorderhauses und der drei Hinterhöfe.

Ist's die Möglichkeit? Mamsell Nr. 87! rief sie.

Und in der unerschütterlichen, durch den karrirten Mantel über alle Zweifel sichern Gewißheit, daß Louise Eisold nur den beiden jungen Herren folgen könne, kroch sie boshaft lachend und den Kopf schüttelnd, in ihre Kellerhöhle zurück, zündete die Lampe wieder an, leuchtete nach der Uhr und bemerkte, daß es die höchste Zeit war, nun ihren Gatten zur Erfüllung seiner polizeilichen Pflichten zu wecken. Auf den Anruf: Männchen, du mußt ja auf den Fortunaball! raffte sich dieser aus seinen süßesten Träumen empor, zog sich verschlafen, fast taumelnd die beste seiner Staatslivreen an und hörte dabei nur halb, was ihm seine holde Gemahlin über die mannichfaltigen denkwürdigen Vorfallenheiten dieses Abends erzählte.


 << zurück weiter >>