Johann Wolfgang von Goethe
Die Aufgeregten
Johann Wolfgang von Goethe

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434 Fünfter Aufzug.

Nacht, trüber Mondschein.

(Das Theater stellt einen Theil des Parks vor, der früher beschrieben worden. Rauhe steile Felsenbänke, auf denen ein verfallnes Schloß. Natur und Mauerwerk in einander verschränkt. Die Ruine so wie die Felsen mit Bäumen und Büschen bewachsen. Eine dunkle Kluft deutet auf Höhlen, wo nicht gar unterirdische Gänge.)

Friederike fackeltragend, die Büchse unter'm Arm, Pistolen im Gürtel, tritt aus der Höhle, umherspürend. Ihr folgt die Gräfinn, den Sohn an der Hand. Auch Luise. Sodann der Bediente, mit Kästchen beschwert. Man erfährt daß von hier ein unterirdischer Gang bis zu den Gewölben des Schlosses reicht, daß man die Schloßpforten gegen die andringenden Bauern verriegelt, daß die Gräfinn verlangt habe, man solle ihnen aus dem Fenster das Document ankündigen und zeigen und so Alles beylegen. Friederike jedoch sey nicht zu bewegen gewesen, sich in irgend eine Capitulation einzulassen, noch sich einer Gewalt, selbst nach eigenen Absichten, zu fügen. Sie 435 habe vielmehr die Ihrigen zur Flucht genöthigt, nun auf diesem geheimen Wege in's Freye zu gelangen und den benachbarten Sitz eines Anverwandten zu erreichen. Eben will man sich auf den Weg machen, als man oben in der Ruine Licht sieht, ein Geräusch hört. Man zieht sich in die Höhle zurück.

Herunter kommen Jacob, der Hofrath und eine Partey Bauern. Jacob hatte sie unterwegs angetroffen und sie zu Gunsten der Herrschaft zu bereden gesucht. Der Wagen des wegfahrenden Hofraths war unter sie gekommen. Dieser würdige Mann verbindet sich mit Jacob und kann das Hauptargument, daß der Original-Receß gefunden sey, allen übrigen Beweggründen hinzufügen. Die aufgeregte Schar wird beruhigt, ja sie entschließt sich den Damen zu Hülfe zu kommen.

Friederike die gelauscht hat, nun von Allem unterrichtet, tritt unter sie – dem Hofrath und dem jungen Landmann sehr willkommen, auch den Übrigen durch die Vorzeigung des Documents höchst erwünscht.

Eine früher ausgesendete Patrouille dieses Trupps kommt zurück und meldet, daß ein Theil der Aufgeregten vom Schlosse her im Anmarsche sey. Alles verbirgt sich theils in die Höhle, theils in Felsen und Gemäuer.

Breme mit einer Anzahl bewaffneter Bauern tritt auf, schilt auf den Magister, daß er außen geblieben und erklärt die Ursache warum er einen Theil der Mannschaft in den Gewölben des Schlosses gelassen und mit dem andern sich hieher verfügt. Er weiß das Geheimniß des unterirdischen Ganges und ist überzeugt, daß die 436 Familie sich darein versteckt und dieß gibt die Gewißheit ihrer habhaft zu werden. Sie zünden Fackeln an und sind im Begriff in die Höhle zu treten. Friederike, Jacob, der Hofrath erscheinen in dem Augenblicke, bewaffnet, so wie die übrige Menge.

Breme sucht der Sache eine Wendung, durch Beyspiele aus der alten Geschichte, zu geben, und thut sich auf seine Einfälle viel zu Gute da man sie gelten läßt, und als nun das Document auch hier seine Wirkung nicht verfehlt; so schließt das Stück zu allgemeiner Zufriedenheit. Die vier Personen deren Gegenwart einen unangenehmen Eindruck machen könnte: Caroline, der Baron, der Magister und der Amtmann, kommen nicht mehr zum Vorschein.


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