Simon Gfeller
Drätti, Müetti u der Chlyn
Simon Gfeller

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Büchsle

Eis vo den erschte Wundere, wo ne Ämmetaler Burebueb lüpfen u mängisch nie meh loslö, ischt e Büchseschutz. So ne lute, hässige Mordsknall i sys eitönige, erläbnisarme Läben yhe, ischt ihm öppis Gruusig-Schöns; er mueß d’Ohre verha, mit den Ouge zwitzere u doch d’Nase vürestrecke, gäb wi men ihm abwehrt.

Süsch heißt es schier i allne Bigäbeheite: Mi wird de öppe müeße luege! U dernoh wird e halbi Ewigkeit gschlirgget u gwärweiset, usegschoben u usgwiche, zaagget u gchniepet, bis men ändtlig z’ärschtem derhinger geit. Wi ganz angersch geit es bim Schieße, säge mer bi re Hasejagd! Do heißt es, d’Sekunden uschoufe! D’Büchsen a d’Backe gschrisse, Ziil gfasset, Fingerdruck, Mordschlapf, Füürgarben u Pulverdampf, Hasepürzliboum, Hörndli ab u tod! Eis jagt ’s angere, u so öppis fahrt wi ne Wätterleich in es Buebehirni u rüehrt dert alls ungerenangere wi Chrut u Chabis. So ne Büchse isch für ihn es Häxewärchzüüg, sie het öppis Unghüürochtigs. Blitz u Donner, Tod u Tüüfel luuße drin. Mi bruucht se nume mit em Fingerbeeri z’chutzele, fot sie a tonachse u wüete. So ne Büchse zieht e Bueb a allne Hoore zuehe; mi mueß se-n-ufhäiche oder ybschließe, daß er nid derzue 183 cha, un ihm bi Lyb u Stärben u Häichen u Chopfabhoue verbiete, se-n-az’rüehre, süsch mueß er d’Finger dranne ha. Der schläferigscht Schlabi erwachet, wen er e Mügligkeit gseht, eini z’erwütsche. Räubergschichten u Heldetate rumoren ihm im Hirni ume u lö ne nümme rüejig schlofe. Wünsch schießen i der junge Seel uuf wi d’Rägewätterschwümmli: E Pischtole ha, es Flobert choufe, e Vogelbüchse chönnen ahäiche oder sogar e Doppelläufer... uh, wär das es Glück, huushöch lüpfti’s ein uber alli angeren uus! Heißi Wünsch syn es, vo de heißischte, wo-n-es gä cha.

Aber us em lääre Gäldseckel chunnt en yschchalte Luftzug, wo se gählige tuet abchüehle. Nume heimligs gluetet ’s Verlange unger der Äsche wyter u frißt si düre zumen Uswäg: Mueß es de abselut en usgwachsni, gchoufti Büchsen oder Pischtole sy... cha me nid sälber eini mache? Irget ire Nageltrucke oder ime Hosesack steckt e Patronehülse, es fertigs Pischtolerohr. Mi bruucht nüt, weder mit eme spitze, feschte Nagel es Löchli dryz’schlo, wo me cha füürige Schwumm druflege, daß ’s Pulver losgeit. E Chrump vomene Boum oder Tannascht isch gly einischt usegsaagt u zwäggschnäflet u git e gäbige Pischtoleschaft. Droht, für d’Hülsen uf em Aschtchrump fescht z’mache, fingt me bi jeder Wedelebyge, u so isch d’Pischtole fertig, es suumt eke Stung.

Schwerer isch es, zum Pulver z’cho. Drätti het’s guet versteckt. Aber e schnousige Bueb chunnt 184 ihm doch früeher oder speter uber e Stäcken y u erwütscht dervo. Füürschwumm isch hüürmehi e sälteni Sach worde, früeher hingäge het men ime n-jedere Chrämerlädeli für ne Föifer oder zwee es ganzes Büscheli ubercho, un e Füürschlahe am Mässerrügge het dennzemol sälten eme Tubäkler gfählt.

Isch die Ruschtig alli binangere, de cha ’s Schieße losgoh, u wi tüüflischer daß ’s chlepft, wi höher Freudegümp tuet ’s Härz. Am Chlepfe het der Bärner Freud vo Chindsbeinen a, un es git huuffeswys derigi, wo ihrer Läbelang nie ab dene Chindsbeinen ahechöme. Ohni Chlepfe geit’s bire Hochzyt oder bimene Ougschtefüür nid ab, we scho alli Johr paar verunglücke derby. U chuum het e junge Burscht e Batze Gält im Sack, mueß e Schlychjegerbüchsen agschaffet sy u gchnallet.

Das alls het der Chlyn ou erläbt u mitgmacht. Wär weiß, wi mängs Armrischtli daß er zwäggschnäflet het u wi mängi Chuderbüchsen us Houlerrohr! Aber derige Züügs isch nid der wahr Jakob, isch nume Chindsruschtig, chlepft nüt, u isch z’weni Gfahr u Spannig derby. Scho Pulver az’zündten un e Füürtüüfel z’mache, het zähemol meh Reiz. U bis ein so ne Kärli i ’s Gsicht gflogen ischt oder tüechtig d’Finger verbrönnt het, gloubt me gäng no, mi syg gschyder weder all anger, u drum tüej ’s ein nüt.

185 Ei Tag het der Chlyn i Drättis Schaft inne imenen alte Chörbeli en Eiläuferpischtole funge. Das het ihm e Ruck ggä, fasch zitteret het er. Wär weiß, was druus worde wär, we me se no hätt chönne bruuche! Aber ’s Bystum isch verchlopfet gsi, daß me kes Zündthüetli meh hätt chönnen ufsetze. Wahrschynlig hei se scho die eltere Brüeder i der Machi gha u paar hundert- oder tuusigmol der Hahne z’läärem lo abschnappere, bis nüt meh Rächts isch dermit gsi az’fo. Aber für e Chlynnen isch es glych e Fung gsi wi ne Guldschatz. Ganz Sunndige ischt er mit umeghurooneret u het uf Boumstämmli, Marchsteinen u Härdhüüffli zaalet un abdrückt, bis ihm der Finger wehto het: Schelme het er verjagt, Räuberbande nidergchnallet u Schlachte gwunne, eini um die anger. Hellisch gärn hätt er das Pischtöli mit i d’Schuel gno, für’sch den angere Buebe z’spienzle. Das het er schi aber doch nit trouet, der Schumeischter isch nämlig vo Nähmige härgstammet.

E settigi Hitz währt e Rung, de erchaltet d’Gluet noh-ti-noh, u chunnt en angeri Wälle, wo ein mitnimmt. Der Chlyn het d’Pischtolen ou wider vergäße, aber d’Freud am Büchsle isch ihm destwäge nid vergange. Derfür hei scho die eltere Brüeder gsorget mit ihrem Schlychjegere, Chräjen- u Eihorne-schieße. Fryli hei sie derby hellisch müeßen ufpasse u si in acht näh. Drätti isch Jagdufsäher gsi u het si tüür u hert verschwore, er zeig se genau em Richter a, wi all anger, wen er sche bim 186 Schlychjegeren erwütschi. Nume het es de Tage ggä, wo Drätti vo Amtswäge vo Huus müeße het, u dennzemol isch de glägetlich öppis glüffe. Vil isch zwar nie usecho derby. Gwöhnlig isch es ggange wi sälbisch, wo der Tüüfel d’Fäärlimuetter gschore het: Vil Gschrei u weni Wulle! I weiß nid, gäb der Staad ganz uf em richtige Trom isch, wen er d’Schlychjeger so unerchannt büeßt. Eis isch sicher: D’Schießinstrukter hätti i de Regruteschuele drümol ’s böser Verding, we ’s kener Schlychjeger gäb. Item, d’Jagdsucht het der Chlyn ou i de Chlaue gha, u wen er het dörfen es Schützli uselo, isch das e Heresach gsi für ihn.

Aber einisch wär es ihm doch du bal verleidet: Vo der Schuel heicho ischt er. Du hei sie im Nochberhuus grad e gladni Büchse devor gha, es sy jung Bürschtle gsi.

«Woscht öppe gärn e Schutz uselo?» frooge sie ne.

Natürlig het der Chlyn für’sch Läbe gärn welle u nüt Bös’s däicht. Sie hein ihm e Laden i d’Hoschtert use gstellt u d’Büchsen i d’Hang ggä u derzue verdächtig glächlet. Hei sie öppe gmeint, er dörf nid oder preich de nüt? Do hätte sie si de wüescht chönne trumpiere! Der Chlyn isch nidergchnöiet, het scharpf zaalet u lo flädere. En unerchannte Knall, der Laden ischt um, aber der Chlyn ou: alli vieri het er i d’Luft gstreckt! D’Büchse het ne zwickt, uberstoße, u isch wyt uber ihn hingere gfloge. Uf e Schutz isch der Nochber cho us em 187 Schopf vüre z’springe u het gseh, was gscheh ischt. Er het sofort bigriffe, was lands u afo wättere:

«Heit dr nen jetz dä steialt, ygroschtet Schutz gmacht usez’lo, wo dihr nid dörfe heit, Kameeler, was dr syt!»

«He, er het däich d’Weli gha u emel welle!» hei sie pfupft.

«Aber dihr hättit solle gschyder sy, dihr Hagels Lööle!»

Nujo, a ’s Läbige isch es em Chlynne nid ggange, numen es Schnürpfli het ihm der Hahnen i d’Backe gschrisse, das het chly blüetet, aber graad versurret gha. ’s Schlimmschte drannen isch gsi, daß er deheime het müeßen Uskunft gä, wo-n-er das Näggi ufgläse heig. Derby het er nüt angersch erwartet weder e tüechtigi Portion Wix.

Merkwürdigerwys isch Drätti aber gar nüt ufggumpet. Nume chly nohegstuunet het er u rüejig gseit:

«Es isch doch en eigeti Sach, daß si im Läben alls widerhole mueß. Wo-n-i sälber no e Bueb gsi bi, hei sie mer ou so nes Ygricht beizt u mi chönne verlööke. Es Feßli hei sie mer tröölt, u preicht han i ’s ou, nume het mi d’Büchse no vil erger traktiert weder di. I bi dernoh gschyder worde, vilicht guetet’s jetz de bi dir ou!» Vo Wix isch ke Red gsi. (Es wär äbe gäng schön, we si die Alte z’rächter Zyt a ihri eigete Jugetstreiche täti erinnere!) E Lehr het si der Chlyn einewäg druuszoge u isch nie meh sövel dumm yhetrappet.

188 Aber ’s Büchsle het er destwäge glych nid chönne lo blybe u isch gäng no z’weni vorsichtig gsi. Ei Rung het er im Howald unge z’oberischt i re mächtige Trämeltannen en Eihorn ghöre tschuggere. Aber gseh het er ne nume, wen er rüggligen a Bode glägen ischt, un es het ihm si zwöiet, gäb er däwäg bolzgraduehe schieße well. Schließlig het er emel abdrückt u lo flüge. Em Eihorn het’s nüt to, aber em Chlynne. Wi der Schutz usen isch, het’s ihm d’Büchse hingerahe gschlage, u der Hahne het ihm d’Hut uf em Naserüggen alli zsäme gschort u unger en Asatz vo der Stirnen uehe gstoße. Däwäg het er hei müeße. Nid daß es ihm hert wehto hätt oder gfährlig gsi wär. Aber was jetz deheime säge? D’Wohrhit uf ke Fal, emel Müettin nid! Das het süsch scho Chummer u Verdruß gnue usgstange wäge däm verzwickte Büchsle. Wo sie ne gfrogt hei, was do ggange syg, het er öppis gmürmt, es heig nen uberschlage, er syg in e Tschupp yhe gschosse, u en Ascht heig ihm d’Nase gschundte. U dermit het er schi chönnen useschwindle.

Speter einischt isch me mit den Eihörndline bitterübel plooget gsi. Sie hei die schöne Lerchestämmli gschindtet, daß d’Tüller dür worde sy, un ou süscht e Schaden agrichtet, wo i Tuusigi vo Franke ggangen isch. Drätti het vom Forschtamt es Padänt ubercho u der Bifähl, se-n-abz’schieße. Das isch für e Chlynne en inträssanti, churzwyligi Zyt worde. Drätti sälber het z’weni guet meh gseh, für z’schieße, u die eltere Brüeder hei Wichtigersch 189 z’tüe gha u nume sälte derwyl. Der Chlyn ischt jetz afen imen Alter gsi, daß men ihm het dörfen e Büchsen i d’Hang lo. Ihn het men am erschte chönnen etmangle, u jetz het er einisch sy Jagdluscht dörfe büeße, ohni daß es isch verbotte gsi. All Morgen ischt er a Lerchewäg go de Eihorne luuße. Aber mit der Sunne het er müeßen uf em Platzg sy, u die geit im Vorsummer no einischt us de Fädere! Bim erschte Strahl hei si die hungerige Tierli vüreglo. Fascht all Morge het der Chlyn zwee, drei chönne schieße, einisch sogar föif. Für ne n-jedere Schwanz het der Förschner dryßg Rappe vergüetet, un es het der Chlyn düecht, er verdien fei e chly Gält. Aber sys Handterch het er schi afangs kener Gidanke gmacht, syner Opfer hei ne nid fasch duuret. Es het ne meh groue, wen ihm einen ertrunnen ischt. Aber es ischt angersch cho.

Ei Morge het er am Chaltebrunneport in e großi Tannen uehe gschosse. Der Eihorn isch troffe gsi, aber ds ungersch-oben amen Ascht blybe hange. Der Chlyn het nid gwüßt, läbt er no, oder ischt er tod u chlättet zue-n-ihm uehe. Dert het er du gwahret, daß das Tierli no am Läben ischt, u daß Bluet von ihm tröpfelet. Er het’s wellen aheschüttle. Aber allimol, wen er gäg em Eschtli zuegreckt het, ischt e Zuck dür en Eihorn gfahre, u agluegt het er der Chlyn, daß es däm ganz chalt uber e Rüggen uuf glüffen isch. «Was han i der z’leid to, daß d’mi so hesch zuegrichtet?» het dä 190 Blick gfrogt. «Luschtig bin i uber d’Eschtli tanzet u vo eir Tannen uf die angeri ggumpet, Zäpfli han i gchäflet, mi gsunnet u Freud gha am Läbe. Un jetz mueß i schröckligi Schmärze lyde u stärbe dynetwäge!» E furchtbare Blick isch es gsi. Der Chlyn het vorhär no nie es Oug im Tod gseh bräche, drum ischt ihm dä Blick dür u dür ggange. Er het ne no lang verfolget un ihm die dummi, gidankelosi Gruusamkeit, wo me so mängisch bi Chingen erläbe mueß, ustribe. Vo denn a het er müeße frooge, gäb me de ou es Rächt heig, es Tier z’tööde, er het’s nümme zwägbrunge, ohni es Gfüehl vo Schuld. D’Luscht am Jagen u Schieße isch für ne guete Rung dämpft gsi. Es het schon e wüeschte schädlige Räuber müeße sy, gäb er ne het chönnen ahechlepfe.


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