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Der Holzknecht

Die Hütte stand auf der Sonnenseite des Berges. Vor der einschichtigen, armseligen Heimstätte senkte sich eine steinige Halde in den Wiesengrund. Aber man sah die Hütte vom Tale aus nicht. Zu dicht hinter ihr fing der Hochwald an. Mächtige Tannenäste strebten weit über das alte Strohdach hinaus und neigten sich vor den winzigen Fensterchen zu Boden. Der grüne Schirm war der kleinen Behausung allzeit nützlich. Er nahm die Schneelast auf sich, die den schlechten Dachstuhl hätte eindrücken können, und ließ die alten Holzwände nicht vom Sonnenbrand zerreißen.

Um die Hütte ging es jetzt zur hellen Frühlingszeit kurzweilig zu. Vor den Fenstern nisteten etliche Waldsängerfamilien. Der Herr der Hütte tat keinem Geschöpf unrecht. Das wussten sie so gut wie der alte Fuchs, der zu ebener Erde des einsamen Menschen nächster Nachbar war. Der Mensch ging früh morgens seiner Arbeit nach und kehrte erst nach des Waldes Tagesgetriebe heim. Manchmal blieb er auch über eine Nacht der Hütte fern. Nur an Sonntagen saß er daheim und im mächtigsten Winter. Er war ein schöner Mensch; das grobleinene Werktagsgewand verbarg seine schlanken, prächtigen Formen nicht. Ein an Plagen und Gefahren reiches Leben schien dieses frische, ausdrucksvolle Jünglingsgesicht nicht verhärten, vergrämen zu können.

Bertl war ein gräflicher Holzknecht. Aber die Natur hatte ihn so gemacht, wie sie nur Herrensöhne machen dürfte, wenn sie dem Herrenstand verpflichtet wäre. Dafür blieb dem Burschen alle künstliche Bildung versagt. Eine vollständige natürliche Bildung hatte er, eine, mit der er sich nicht über die Berge hinaustraute. Bertl war nur der jeweilige Bewohner der Hütte, welche dem Grafen gehörte, wie auch die ganze übers Tal verstreute Holzhaueransiedlung.

Aber Bertl sah in der Hütte sein Heim. Er kam wie sein Vater und Großvater unter dem elenden Strohdache zur Welt und schien wie diese bestimmt, hier zu sterben. Seine Ahnen waren dem alten Grafen leibeigen. Bertl nicht mehr. Jedoch er zog von seiner Freiheit keinen Nutzen. Durch ihren einfachsten Gebrauch konnte er sein Unglück herbeiführen.

Wie gerne hätte er ein Stück Welt gesehen und draußen seine Kraft an etwas anderem versucht als an der Holzarbeit. Aber wenn ihm das Selbstvertrauen geworden wäre, das er dazu brauchte, um sein junges, blühendes Leben anders zu verwerten, würde der Bursche doch nicht so ohne weiteres der Hütte den Rücken gekehrt haben. Wenn ein Holzhauer draußen sein Heil suchen wollte, hatte er alles Anrecht auf die heimatliche Scholle verwirkt. Seine Hütte wurde dann von der Herrschaft einem andern verliehen, und er war heimatlos.

Der Heimat, an der er so innig hing, konnte Bertl nicht um einer gänzlich unsicheren Zukunft willen entsagen. Und er traute seinem Glück nicht. Darin glich er ganz seinen Ahnen. Die waren in zu großer Scheu vor den Menschen erzogen worden, die außerhalb der Berge leben.

Ihr ganzes Wissen hatten die armen Holzhauer von gräflichen Individuen. Lehrer, die nicht im Geiste des Grafen lehrten, durften hier nicht auftreten. Die Herrschaft versicherte sich billiger Arbeiter, indem sie diese für die im Lande herrschenden Zeitverhältnisse untauglich machte. Ein Holzknecht, der draußen sein Glück suchte, musste, wenn er hinausging, einem vom Himmel Gefallenen, einem Halbwilden gleichen. Wollte es der starke Sohn der Berge draußen zu etwas bringen, so musste er wie ein Kind zu lernen anfangen und sich Schweres gefallen lassen. Es war ein Wagestück, das Hinausgehen.

Bertl wollte darauf für immer verzichten, zumal er plötzlich daheim ein lauteres Glück fand. Das der ersten Liebe. Während eines furchtbaren Gewitters hatte er es im wilden Walde gefunden – das blonde, muntere Schulmeisterkind. Er hatte das verschreckte, zitternde Wesen nach einer Felsenhöhle gebracht, und dort war den beiden unter Blitz und Donner der Himmel aufgegangen. Es kam so schnell wie ein Wunder. Vor des Sommers Scheiden noch sollten sie Mann und Weib werden.

Übrigens war es unerhört, dass eine Schulmeisterstochter einen Holzknecht heiratete. Der Schulmeister der Holzhaueransiedlung war ein großer Herr. Ja, eine Respektsperson, denn er erfreute sich des Grafen besonderer Gunst. Seinem hohen Gönner zum Dank erzog der würdige Pädagoge die Holzhauerkinder zu richtigen Holzhauern. Da es zur Zeit das Gesetz wollte, dass die Kleinen durchaus die Schule besuchten, so sollten sie das nicht zu des Grafen Schaden. Dafür sorgte weislich der alte Schulmeister, und was er damit dem Grafen nützte, entgalt ihm jener königlich. So gut wie der Alte standen sich wenige seiner Standesgenossen. Er lachte über die Neuen und ihr Tun und konnte lachen, wenn er an den Dank für ihre Mühe dachte und an den für die seine.

Selbstverständlich war es dem Schulmeister nicht anständig, dass Everl, seine fünfte und jüngste Tochter (die anderen vier waren wohlsituierte gräfliche Forstbeamtenfrauen), einen Holzknecht heiraten wollte. Aber Everl verstand ihren eigenen Willen zu behaupten. Die zog auch ohne einen Kreuzer Mitgift aus dem väterlichen Hause in die Hütte des Burschen. Der rechnete auf keine Mitgift. Ob ihm Everl in einem Unterrocke, barfüßig in die Hütte kam oder in großem Putz und mit einem Säckel Geld, das war ihm schier gleich. Wenn sie nur bald, bald mit ihm die Halde heraufstieg, um dann immer bei ihm zu bleiben. –

Es war an einem Sonntagnachmittage. Bertl lag vor seiner Hütte im Schatten der Tannenäste. Manchmal richtete er den Oberkörper auf, um die sonnbeglänzte Halde hinabzusehen.

Everl hatte dem Burschen für heute ihren Besuch versprochen, ihren ersten in der Hütte. Sie musste doch einmal ihr zukünftiges Heim besichtigen. Wie armselig das aussah, davon hatte das an eine musterhafte Häuslichkeit gewohnte Kind keine Ahnung. Von allen Holzhauerhütten der Gegend war diejenige Bertls die älteste, schadhafteste. Und dann die Junggesellenwirtschaft darinnen! Aber Bertl glaubte nicht, dass Everl beim Anblick seines Heimwesens stark erschrecken würde. Er hatte keinen Begriff und kein Ideal von einer wohleingerichteten menschlichen Wohnstätte. – Woher auch? Die Mutter starb ihm zu bald, und sein Vater besaß womöglich noch weniger Sinn für häusliche Ordnung als er selbst. Es war von Bertl wahrlich schon bewunderungswert, dass er seine Leib- und Bettwäsche rein zu halten verstand und allsonntäglich die Stube scheuerte

Bertl richtete sich nun eben wieder auf, um nach der Geliebten Ausschau zu halten. Sein Auge suchte nicht lange. Everl schritt flink den Berg herauf. Bertl war schnell bei ihr. Ihr Gesicht glühte und ihr Busen ging hoch. Sie hatte die Höhe nur so im Sturm nehmen wollen. Nun sollte sie bequemer zur Hütte gelangen. Ob sie damit einverstanden war, danach fragte der Bursche nicht. Er nahm sie wie ein Wickelkind in die Arme und rannte mit ihr windschnell bergauf. Dabei gab er der sich vergebens Sträubenden noch langatmige Küsse.

Vor der Hütte ließ er Everl auf ihre Füße nieder. Das Mädchen war von seinem Ungestüm, seiner Gewalttätigkeit beschämt, erzürnt. Dazu hatte ihr Bertl das lichte, sorgfältig gebügelte Sonntagsgewand verknüllt. »Bist halt a närrischer Kerl«, sagte sie und begann ihren Anzug wieder in Ordnung zu bringen.

»Da musst mich Du närrisch g'macht hab'n«, entgegnete er.

»Weißt, Bertl, wannst mi allweil so anpacken willst, do dank' i schön für Dei' Liab. Überhaupt, bald i im Feiertagg'wand bin, versteh' i kein solchen G'spaß.« Bertl lachte. – »Warum kummst denn nachher im Feiertag'wand zu mir? Du kennst mi ja.«

»Ja, i kenn' Di, und Du wirst mi jetzt a kennen lernen. Wannst mi heiraten willst, musst a bisserl a Manier annehmen.« Everl sagte das mehr im Ernst als im Scherz. Ihr Unwille wich nicht so schnell, weil sich der zerknitterte Rock jetzt absolut nimmer ganz glattmachen ließ. Bertl wunderte sich über ihre Kleinlichkeit, aber er wollte ihr doch gleich versöhnende Worte sagen.

»Everl«, hob er so sanft an, als es ihm nur möglich war. »Nix da«, fiel sie ihm ins Wort. »So g'schwind machst mi dösmal nit gut. I schau' mir jetzt d' Hütt'n an und geh' wieder. Wart', i werd' Dir Dei Wildheit schon austreiben. Das nächste Mal kummst mir g'wiss schon gebührlicher entgegen.«

Sie schritt voraus in die Hütte. Die hatte ihr schon von außen nicht gefallen. Und als sie das Innere sah! Everl schlug die Hände über den Kopf zusammen. Sie hatte sich diese Behausung wohl erbärmlich vorgestellt, aber so erbärmlich nicht. Eine Weile blieb das Kind vor Schreck und Entsetzen stumm. Der Bursche stand währenddessen in nicht geringer Verlegenheit da.

»Da haust ja ein Bär nicht schlechter als Du«, fing Everl endlich an. Vielleicht hätte sie keine so kräftigen Worte gebraucht, wenn sie nicht noch vom Vorhin ein ein Unmut befangen gehalten hätte.

»Na, Bertl, daher heirat' i nit«, fuhr sie fort. » I bin a lichte, saubere Stub'n g'wohnt. An derer da lasst sie aber nix mehr ausbessern. In dem derfaulten Holz halt kein Nagel mehr, und wann ma da wo gach ankummt, fallt ein'm der ganze Moderhaufen auf'n Kopf. Das is kein' Wohnung für an Menschen, und wannst meinst, dass i Dir da herinn bleibet, da hast an schlechten Begriff von mir. Schau' Dir z'erst um a neuche, repatierliche Hütten und nachher um a ordentlich's Madel, weißt!? Aber nit umg'kehrt! Der Forstmeister is jetzt im Waldschlössel. Bitt' ihn um a neuche Hütt'n. Er wird Dir's nit abschlagen.«

»Übertreib's nit, Everl«, sagte der Barsch. »So arg is d' Hütt'n nit, wie Du sagst. Und nachher kann i ja selber no a bissl was reparieren d'ran. Ma kriagt nit glei a neuche Hütten von der Herrschaft. Der Forstmeister is gar a grantiger, neidiger Ding.«

»Bitt' ihn nur recht demütig«, entgegnete Everl.

»Gar demütig kann ich's nit«, sagte der Bursche.

»Probierst es halt amal meinetwegen, Bertl. Denn i ziach nur in a rechtschaffenes Häusel als Hausfrau ein, nit in ans, das a Dach hat, wo 's Wasser wie durch a Nudelsieb rinnt und wo ma am End zu g'rechter Zeit mit 'n Parapluie in der Stub'n umanand geh'n müsst. Bitt' nur den Forstmeister, und wann die neuche Hütt'n steht, tu mir's z'wissen, nachher wird meintswegen g'heirat', aber ehnder nit.« Und fort war sie.

Er folgte ihr nicht, um sie zu halten. Wohl stand sie draußen vor der Hütte still und wartete auf ihn. Aber er kam nicht. Er setzte sich auf den Tisch und sah finster, trotzig vor sich. Schamrot über sich selbst rannte Everl fort. Aber sie bereute es nicht, dass sie den armen Burschen in einer solchen Lage zurückließ. Sie meinte recht gehandelt zu haben. Wenn er sie liebte, konnte er ihrer Meinung nach leicht den Gang zum Forstmeister machen. Und der Bursche sagte sich, dass sie ihm hätte diesen Gang ersparen sollen, wenn sie ihn liebte. Er beschloss, das Opfer zu bringen, nur um ihr seine Liebe und Duldsamkeit zu zeigen. Aber späterhin wollte er dem eigenwilligen Mädchen gegenüber schon als Mann auftreten.

Ein Bittgang zum Forstmeister war für Bertl wie für jeden Holzknecht kein leichter.

*

Der Bursche trat vor den Gewaltigen. Das war ein stattlicher, stolzer Mann, der sich gegen Seinesgleichen ebenso liebenswürdig benehmen konnte, als gegen seine Untergeordneten grob und herrisch.

»Na«, fuhr er Bertl an. »Rede! Aber schnell! Ich habe meinen Sonntag nicht für Euch Fechter. Fechten willst Du ja.«

»Na«, entgegnete Bertl scheinbar ruhig, aber in seinem Innern von dem Wesen des Beamten tief verletzt und aufgeregt. »Um a neuche Hütt'n bitt' i. Die alte tut's rein nimmer.«

Statt aller Antwort zeigte der Forstmeister nach der Tür. Aber Bertl rührte sich nicht. Er sah den kurzgefassten Herrn mit einem strafenden Blicke an, der den Letzteren gleich in hellen Zorn brachte. Mit einer Hundspeitsche in der Hand fuhr der Forstmeister auf den Holzknecht los.

»Fährst Du ab oder nicht?« Der Bursche war nicht erschrocken, sondern empört.

»I geh' ja, aber vorerst will i hör'n, ob i a neuche Hütt'n krieg'. I glaub', dass i mir mit meiner Arbeit schon längst die paar Pfosten verdient hätt', die ma zu so an Häusl braucht. Denn zahlt wird ja a Holzknecht bei der Herrschaft nit g'recht und christlich. Für die täglichen fünfundzwanzig Kreuzer, die im Winter lang g'nug ausbleiben, is d' Schinderei z'viel. Das sagt a jeder Holzknecht, und a jeder rennet davon, wann er net an d'Hütt'n bunden war und...«

Hier traf den Burschen ein schmerzender Schlag über den Rücken. Da erfasste ihn wohl eine mächtige Wut, aber er bezähmte sie. Nicht, dass er sich gescheut hätte, auf den Forstmeister zurückzuschlagen, nein, Bertl fand die Misshandlung eines Menschen zu abscheulich, selbst jetzt in seiner Wut. Der Forstmeister war eines Angriffs von Seiten des Burschen wohl gewärtig. Er erhob zum zweiten Male die Peitsche, um damit den Menschen, falls er eine verdächtige Bewegung machte, einen Schlag ins Gesicht zu geben. Aber Bertl kehrte ihm den Rücken und ging heimzu.

Er fühlte zum ersten Male den Fluch seiner niederen Geburt und seine Sklavenketten. Weil er so unverdorben war, hatte er sich nie niedrig und schlecht gefühlt. Er war mit seinem eigenen Wert munter zufrieden gewesen. Die nun erfahrene Behandung ließ ihn sehen, wie er von denen geachtet wurde, denen alle seine Kraft, sein Leben geweiht war. Zorn und Bitternis erfüllten ihn. Vor seiner Hütte warf er sich ins Gras und weinte über sein Unglück. Über eine Stunde gab er sich seinen Gefühlen hin. Er erkannte nun seine Lage. Der Forstmeister hatte ihn aus einem langen Traum erweckt, in dem er sonst vielleicht gestorben wäre, ohne je zu dem klaren Bewusstsein seiner Knechtschaft gekommen zu sein.

Dann beratschlagte der Bursche, was er nun anfangen sollte. Für die Herrschaft konnte er nicht mehr arbeiten. In der Hütte konnte er auch nicht bleiben. Sein Charakter litt das nicht. Er musste fort in die Welt, musste lernen, arbeiten, ein Mensch werden, den jedermann als einen Menschen achten musste. Als ein anderer wollte Bertl nicht mehr leben.

Er fühlte sich nach einer Stunde Nachdenkens wieder gut und rein – und von dem Forstmeister ungeschändet. Aber sein Zorn war nicht fort. Früher hatte er von seiner Herrschaft so kindlich, naiv und harmlos gedacht. Jetzt war er überzeugt, dass ihn die Herrschaft unterdrückt, verdummt hatte, dass sie ihn und seine Voreltern von Kindesbeinen an in den heiligsten Menschenrechten beschränkte. Seine Eltern waren in ihren Geistesketten gestorben. Er sollte es nicht. Die Liebe zu Everl durfte ihn nicht zurückhalten. So schwach durfte er nicht sein. Everl musste mitgehen oder bleiben und warten, bis er es draußen zu etwas gebracht hatte. Wie sie wollte, dass es so kam, war ja ihre Schuld. Sie musste es tragen. Vielleicht war es der beiden Glück.

Bertl rüstete sich zum Gehen. Was sollte er bis morgen warten? Es war in der Hütte blutwenig des Mitnehmens auf die Reise wert. Bertl trug seine Schätze leicht fort. Bald stand er reisefertig vor der Hütte. Da kamen ihm die Tränen. Er hatte die Hütte und die Heimat so gern! Dass er darum betrogen sein musste! Er küsste die alten Balken, hinter denen nun ein anderer daheim sein sollte – ein anderer geknechteter, von seinen Brüdern unschuldig zur Geistesnacht verdammter Mensch.

Dem Burschen tat um seinen Nachfolger leid wie um jeden seiner Schicksalsgenossen. Wenn sie alle mit ihm hätten fortgehen können. Es kam ihm ein Gedanke. Wenn er ein Zündholz in das Strohdach steckte, dann bekam sein Nachfolger eine neue Hütte und konnte glücklicher sein. Auch hätte es Bertl's Zorn besänftigt, wenn nun das so lustig gebrannt hätte. Er wäre leichter fortgegangen. Das Verbrennen der Hütte schien ihm ein tröstliches Symbol. Er tat es und sah dem Feuer zu. Ganz versunken war er im Zusehen, und er dachte viel dabei. Aber dass so geschwind Leute den Berg heraufkommen würden, dachte er nicht. Sie hatten ihn erfasst, ehe er sich's versah. Sie hießen ihn einen Brandstifter, einen Narren. Einige wollten ihn misshandeln, aber es gab welche, die ihn schützten. Gräfliche Jäger und Forstadjunkten banden ihn und führten ihn durch die Holzhaueransiedlung dem Waldschlösschen zu.

Aus dem Schulhaus stürzte Everl dem Menschenschwarm entgegen, vor welchem der Bursche hergetrieben wurde.

»Bertl! Um Gotteswillen, was hast denn 'tan?«

»Nichts Unrecht's, Everl! Mach' Dir nit z'viel draus. I werd' die Schand schon überstehen, die sie mir antun werden, und hernach kumm' i um Di. Über kurz oder lang kumm' i, aber wart' auf mi, Everl, ja?«

Weinend versprach sie es ihm. Man ließ die beiden nicht lange reden. Er wurde eingesperrt. Am nächsten Tag holten ihn Gendarmen. So kam er zum ersten Male in die außerhalb der Berge liegende Welt.

Aber er verdarb nicht. Er war ja rein und gut. Und als er nach Jahren um sein' Everl kam, war er ein größerer Herr als der Forstmeister und ein feinerer.

 


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