Zur Jugendgeschichte des Johannes von der Ostsee
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Johannes Daniel Falk

Zur Jugendgeschichte des Johannes von der Ostsee

AUS ORIGINALBRIEFEN AN SEINEN VETTER IN PREUSSEN, ZWISCHEN DEM DREIZEHNTEN UND SIEBZEHNTEN JAHR GESCHRIEBEN

ERSTER BRIEF

Danzig 1781, den 3. März,
an der Lestadia, gegenüber den Schiffswerften

Hochzuverehrender Herr Vetter!

Verzeihen mir mein Schreiben; danke für gütige Erlaubnis, und daß orthografische Schnitzer darin, das kommt daher, weil mich mein Vater schon früh aus der Schul genommen, nämlich bei Herr Piler zu St. Petri und Pauli, kaum zehn Jahr alt, und mich zu sich in die Werkstatt getan, Künftiges Jahr, auf Tag Simon Judä, geliebt’s Gott, bin ich nun dreizehn Jahr und wachs alle Jahr ein Kopf höher, und wer mich sieht, freut sich daran, daß ich so groß bin – aber daß ich mich freute, wenn ich das sagte, so müßt ich lügen – denn ich denk so, ist mancher groß und ein Esel dazu, und was hilft mir, daß ich groß bin, da ich nicht studieren kann. – Wenn ich nun auch einer würde, nämlich ein Student, ach Gott! Herr Vetter, das wär meine Lust, aber mein Vater, der hat da kein Ohr dazu. Meine Mutter wohl; aber die kann auch nicht, wie sie will. Nun was hilft’s? Da heißt’s recht: Schick dich in die Zeit; bet und arbeit, und das übrige Gott befohlen. So sagt auch der Herr Pater Lambert zu Schwarz-München. Denn der Herr Vetter soll wissen, daß ich dort immer mit aufs Chor gehe und Musik mache, wenn große Meß ist, nämlich an der zweiten Violine, mit meinem Musikmeister Herr Dominikus. Als ich nun so einen Sonntag wie die übrigen Musizi auch am Kohlfeuer dastand und mich wärmte, so ist der Herr Pater an mich getreten und hat mich gefragt, wie ich heiße. Da hab ich ihm in meiner Einfalt zur Antwort gegeben: “Ich heiß Herr Johannes”, worauf mich die übrigen ausgelacht. Er aber hat mich bei der Hand genommen und in seine Zelle geführt, und wie wir dort hingekommen, so hat er erst mit mir gesprochen, und zuletzt, da hat er reich mit großem Ernst gefragt: “Herr Johannes, hättest du wohl Lust, zu firmeln und katholisch zu werden?” Ich aber erschrak heftig in meinem Herzen und sagte, wie man mich gelehrt hatte: “Reverende Pater, nein! Ich bin auf Christum und Calvinum getauft – und so gedenke ich auch in diesem Glauben zu sterben”, wobei mir die Tränen über die Backen rollten. – Da er das sah und wohl merkte, daß für diesmal mit mir nichts auszurichten sei, wurde er sanfter und sprach: “Nun, nun, erschrick nur nicht, mein Sohn! Eine Frage steht ja frei, und die Kirche zwingt niemand.” Da er das sagte, stimmten die auf dem Chore die Violine; so wandte er sich zu mir um und fuhr fort: “Komm mit, die Meß ist angegangen!” Und das ist nicht bloß der Pater Lambert, liebwertester Herr Vetter, nein auch der MennonitMennonit: Angehöriger einer christlichen Sekte, die, den Wiedertäufern nahestehend, Gewalt, Krieg und Rache ablehnte. in der “Blauen Hand”, und der St. Petri-Kirchhof gegenüber den großen Schank hat, meint auch, wenn es nach Rechten ginge, so mußte ich Lateinisch und Französisch lernen und die hohen Schulen besuchen, denn Kopf hätte ich schon dazu für zehn andere. Ja, was hilft einem aber der Kopf, wenn man kein Geld hat? das ist nur ebensoviel. Zwar mein Großvater, Monsieur Chalion, der ein französischer Schweizer ist aus Genf und Französisch kann so perfekt wie Wasser, hat mir versprochen, wenn es erst so weit wäre, mir damit unter die Arm zu greifen. Ingleichen auch mein Onkel, Monsieur Grell, auch ein alter Schweizer aus Genf, der Kantor von der französischen Kirche, der gibt ebenfalls Lektion darin – da kann es mir also mit Gottes Hülfe nicht fehlen! Aber das Lateinische! Liebster Herr Vetter! Das Lateinische! Apropos, da hab ich gehört, daß zu Königsberg in Preußen ein Collegium-Fridericianum sein soll, wo arm und geringer Leute Kinder Latein lernten, soviel als sie wollten und mehr. Könnten es der Herr Vetter nicht bewirken, daß ich dahin käme? Wollte auch desfalls, wenn es notwendig wäre. selbst an den König schreiben – wo nicht, wäre mir noch lieber. Gehen mir der Herr Vetter doch mit einem guten Rat an die Hand; nur daß ich von dem verwünschten Metier loskomme.

Der ich die Ehre habe mich zu nennen usw.

ZWEITER BRIEF

Danzig 1782, den 10. August

Herr Vetter, wenn es nicht Gottes Wille ist, daß es bald mit mir zum Guten oder Schlimmen ausschlägt, so werde ich noch desperat werden und am Ende meinen Eltern davonlaufen. Der böse Feind versucht mich so zu allerlei, und oft wünsche ich sogar – Gott verzeihe mir den Wunsch! aber was kann ich davor, daß er mir von Herzen kommt? –, daß mir nur wieder einmal so ein schwer Unglück passierte, wie das war, was meine Eltern an mir erlebten, als ich Anno 78, zehn Jahr alt, auf St. Petri-Kirchhof, von einem Kutschwagen fiel und ein Bein brach. Aber so gut wird es mir nimmer, liebster Herr Vetter. Ach! das war eine schöne Zeit! Denn damals und solang ich in dem Verbande zubrachte, konnte ich lesen, was und soviel ich nur immer wollte und schnitt mir kein Mensch deshalb ein schief Gesicht. Jetzt, sobald ich nur ein weltlich Buch in die Hand nehme, heißt es gleich, ob mich der Satan schon wieder mit mein Historienbuch bei der Hand hätte, Und damit ist’s nicht genug, sondern steht auch gleich mein Vater oder Mutter hinter mir und nimmt es mir weg. Ach liebster Herr Vetter, das sind schwere Zeiten, die ich verlebe, und ist auch keine Hoffnung, daß mein Fortune je besser werden wird. Abends um Zwielicht und wenn die andern im Haus und in der Werkstatt Vesper halten, schleich ich mich fort und geh und hol mir irgendein Buch aus Herrn Brückners Lesebibliothek. Aber wo lesen? das ist die Kunst! Da trete ich dann im Winter auf die hohen Beischläge am Fischertor, wo die Laternen brennen, und lese, bis mir das Gesicht braunrot wird und meine erfrornen Hände die Blätter vor Kälte nicht mehr umschlagen können. Wenn ich darauf nach Hause komme, hab ich auch keinen gnädigen Herrgott; da zankt mein Vater und meine Mutter auf mich ein, da setzt es sauere Gesichter und oft wohl gar – nun was hilft’s? einmal ist man in der Welt und muß aushalten. Sehen Sie, liebster Herr Vetter, daraus mach ich mir auch im Grund nichts, weil ich’s von Jugend auf gewohnt bin; aber was mich mehr kränkt als die Schläge, ist, daß ich in keinem Stück weiterkomme. Da hab ich neulich von einem Autor gelesen, den Wieland aus der griechischen Zunge in das Deutsche übersetzt. Den gab mir der Brückner wegen der wunderbaren Geschichten, die darin enthalten sind.. Derselbe heißt, glaub ich, LukianDer griechische satirische Dichter Lukian (um 120-um 180) stammte aus einer unbemittelten Handwerkerfamilie. 1788/89 erschienen seine Werke in der Übersetzung von Christoph Martin Wieland und schreibt sich aus Samasota: der ist auch arm und geringer Leute Kind gewesen, so wie ich, und ist in der Werkstatt gestanden, so wie ich, und ist doch nachher ein berühmter und gelehrter Mann geworden. Dabei ist mir, wie ich dieses so las, das Herz vor Freuden hoch aufgesprungen; aber so selig werd ich nicht, daß ich meinen Eltern die Freud an mir erleben laß. Nun, ich weiß, was ich tu; bis künftigen Sommer wart ich noch, und wenn es da nichts wird, so seh ich zu, daß ich ein Schiff kriege, und dann, liebster Herr Vetter, heißt’s: Auf und fort nach Batavia!

Der ich die Ehre habe usw.

DRITTER BRIEF

Danzig 1783, in der Karwoche,
auf St. Petri-Pauls-Kirchhof

Das einzige, was mich jetzt noch freut und tröstet, ist die Musik, und da muß ich dem Herrn Vetter doch ausführlich erzählen, wie es zugegangen, daß ich mich jetzt mit ganzem Fleiß auf sie legen kann. Nämlich: wir haben doch zwei Gesellen in unserer Werkstatt, einer ist von Danzig, mit Namen Herr Ebert, der zweite aus dem Reich; und wir nennen ihn nur Monsieur Manheimer. Der erste ist ein verständiger und gesetzter Mensch, schon bei Jahren; .der zweite aber, nämlich der Manheimer, etwas leicht, wie auch sonst den Kopf voll allerlei Schelmstücke. Wie dieser nun gemerkt, daß ich an der Musik ein gar besonderes Wohlgefallen verspürt, so daß ich oft stundenlang vor dem Bohonschen Hause zur Winterszeit, wenn daselbst Konzert war, stehengeblieben und zugehört, hat er eines Abends, als wir allein in der Werkstatt waren, mir gesagt: “Wenn ich wüßte, Herr Johannes, daß Ihr Euren Eltern nichts wieder davon ausschwatzen wolltet, so könnt ich Euch schon einmal an einen Ort mitnehmen, wo nicht allein Musik, sondern auch eine Auflage von Wein, Kaffee und schönen Frauenzimmern wäre; da Ihr Dinge zu sehen kriegtet, wie Ihr sie all Euer Lebtage noch nicht gesehen habt.” Da ist mir vor Freuden das Herz aufgegangen, und sagte ich zu ihm: “Tut das ja, lieber Herr Manheimer!” Aber das sagte ich nur so in meiner Einfalt und ohne daß ich die Folgen, die das haben könnte, bedachte. Wie nun Weihnachten herbeikam, mahnt ich ihn an sein Versprechen. Und er trat zu meinem Vater und sagte: “Meister, wollt Ihr wohl erlauben, daß ich mit Eurem ältesten Sohn ein wenig auf dem Christmarkt gehe?” Und mein Vater, der ein gottesfürchtiger Mann, auch sonst in allen Stücken sehr streng war, sagte darauf: “Geht! seht aber wohl zu, daß ihr zu rechter Zeit wieder da seid, keinen Schaden nehmt und auch niemanden etwas Ungebührliches zufügt!” Somit gingen wir. Es war aber um die Zeit des zweiten Abends vor dem heiligen Christfest, und wir hatten just Schneelicht mit Mondschein, so daß das Gedränge von Menschen auf dem Christmarkt fast groß war. Und man konnte keinen Apfel auf die Erde fallen lassen, so dicht stand alles, Kopf an Kopf; so auch keinen Schritt weder vorwärts noch rückwärts tun, ohne entweder jemand auf die Füße zu treten oder von ihm getreten zu werden. Die Seilerburschen und Matrosen aber, deren eine große Menge auf dem Markte war und die jedesmal die Ausgelassensten und Schlimmsten sind, nahmen gleich von Anfang allerlei lustige Streiche vor. Denn bald nähten sie den Leuten, Frauenzimmern und Mannspersonen, ohne Unterschied, Kleider, Ärmel, Koller und Rockschöße mit Packnadeln zusammen, so daß sie nicht wieder auseinander konnten. Bald warfen sie wieder den alten Weibern vor dem Junkerhof ihre Körbe mit Walnüssen oder auch ihre mit Äpfeln, Pfefferkuchen, Lichtern und Laternen besetzten Christtische über den Haufen und freuten sich dann über den Hallo, den es gab, wenn die Jungen brav auflasen und die Weiber mit ihren Fäusten brav zuschlugen.
Zuletzt hatten ihrer sogar einige vor dem Ratskeller, wo der Weinschank ist, Posto gefaßt, und wenn ein reputierlicher Bürgersmann, dem die frische Luft, bei dem Austritt aus dem Gewölbe, ein wenig den Kopf benahm, sich ungewisser wie gewöhnlich auf seinen Füßen zeigte, so drängten sie ihn so lang, bis er in eine Fischbutte fiel und die Karpfenweiber, die daselbst ihren Stand haben, mit ihren Fischnetzen und großen Wasserbehältern ihn wieder nüchtern machten. Wir sahen das alles so mit an wie jemand, der nichts Angelegentlicheres zu tun hat, und verweilten bald da, bald dort. Endlich und ebenfalls in der Gegend des Junkerhofes, vorn die Treppe herauf, gleich da am Eingang, wo die Zinngießer und die Leute, welche die großen Wachsstöcke verkaufen, ihre Buden haben, traten ein paar fremde Gesellen an uns, auch aus dem Reich. Der eine von ihnen sagte: “Guten Abend, Gesellschaft!”; der andere aber fragte, oh es erlaubt sei, mit uns Kompagnie zu machen. Wir antworteten: “Warum nicht?», aber mir ahnete gleich nichts Gutes, besonders von dem einen Kerl, der den Hut quer übers Ohr gesetzt hatte und recht desperat aussah. Er flüsterte dem Manheimer einige Worte ins Ohr, während er kein Auge von mir verwendete. Wie ihm dieser aber erwiderte: “Es hat nichts auf sich, es ist der Sohn meines Krauters”, so gab er sich, wie es schien, zufrieden, und wir gingen weiter. Mittlerweile waren wir auch bei den Buchbinderläden vorbei, hinten herum, wo die Lotterie gezogen wird und die Tischler mit Schränken und Kommoden ihre Ausstellungen hatten, dem Ausgange des Junkerhofes ganz nahe gekommen. Weil nun hier die Passage sehr eng ist, der bösen Gesellen aber, die aus Mutwillen stopfen halfen, viel waren, so geschah es, obgleich die Wächter genug schrien und mit ihren Stangen Luft zu machen suchten, daß dennoch einige ansehnliche Leute im Gedränge steckenblieben, andere ihre Hauben und Hüte verloren. Mich hatte der Strom der Menge mit solcher Gewalt in den Rücken gefaßt, daß ich wie unbeweglich vor einem jungen, sehr schönen und wohlgekleideten Frauenzimmer stehenblieb, das darüber in keine geringe Verlegenheit zu geraten schien. Aber denke sich der Herr Vetter nur ja nichts Arges dabei, oder daß ich mir etwa ihre Verlegenheit, wie die übrigen, zunutz gemacht; nein, ich stand bloß dichte bei ihr und sah sie an, und sie mich auch. Und ich sprach kein Wort, und sie auch nicht, sondern alles, was ich tat, war, daß ich mit geballter Faust wehrte, daß von den übrigen sie niemand anrührte. Und ich konnte wohl merken, daß mein Betragen ihr gefiel; denn da das Gedränge schon angefangen hatte, sich zu verlaufen, blieb sie noch einen Augenblick stehen, und als sie wegging, sah sie sich noch einmal mit freundlichen Mienen nach mir um und wurde rot, und ich auch. Und so ist sie verschwunden und habe sie seitdem mit keinem Auge gesehen. Aber daß ich dem Herrn Vetter meine Historie zu End erzähle; als das junge Frauenzimmer kaum weggewesen, ist der Manheimer an mich getreten und hat mir gesagt, daß wir heut Abend bei Rekowskys auf der Altstadt zubringen wollten, und in der Konsternation hab ich ja gesagt und bin ihm gefolgt. Zum Glück aber sind wir bei der Nonnenkirche vorbeigegangen, und die Tür von der Kirche ist offengestanden, und mittendrin hing eine Lampe, die leuchtete hell und klar, und eine Stimme hat dazu oben vom Chor ganz fein und lieblich gesungen. Da ist mir allerlei eingefallen, von meinen Eltern, und was ich sonst von jenem Hause auf der Altstadt gehört hatte, das nichts Guts war, und der Spruch aus der BibelAltes Testament, Sprüche Salomos, 1, 10: “Wenn dich die bösen Buben locken”, und habe alles in meinem Herzen erwogen und dabei gedacht: “Geh doch lieber in die Kirche, es ist besser!” Und da ich diesen Schluß einmal fest in meine Seele gefaßt, so hat mir Gott auch die Gnade gegeben, ihn auszuführen; denn ich habe mich alsbald darauf zu meiner Gesellschaft gewandt und ihr adieu gesagt. Und wie ich fortging, hörte ich wohl, daß sie hinter mir her lachten, aber ich kehrte mich nicht daran. Und wie ich erst in der Kapelle war, wurde mir auf einmal das Herz wieder leicht, und weinte viel und laut, und wo ich hinsah, in den Kirchstühlen und überall, stand das junge Frauenzimmer von heut abend vor mir und sah mich still freundlich an. Und die Musik ging fort, und die Lampe schien dazu, wie der Mond, wenn Vollicht werden will, und mir war nicht anders zumut, als ob ich den Himmel offen säh und alle Engel niederstiegen und ihre Freude daran hätten, daß ich hier war. Und seitdem, liebster Herr Vetter, ist es, daß ich der Musik so gut geworden bin, und habe meinem Vater so lang und viel in den Ohren gelegen, daß er sie mich nun lernen läßt, nämlich bei Herr Dominikus, auf St. Petri-Kirchhof. Wiewohl das junge Frauenzimmer habe noch mit keinem Auge wieder gesehen und denke wohl, sie wird nicht von hier, sondern weit weg zu Hause sein. Aber wie sich doch alles in der Welt schicken muß!

Der ich die Ehre habe usw.

VIERTER BRIEF

Danziger Reede, 1783, in der Dominikzeit

Ich mache auch Verse, und Monsieur Wedel, der Buchdrucker, nämlich der Älteste, mit dem ich noch zusammen bei Herrn Engel in die Schule gegangen, hat vorigen Sonnabend, als ich für meine Eltern die “Danziger Erfahrungen” abholte, zu mir gesagt, daß sie gar nicht übel wären. Er meinte sogar, mit der Zeit könnte ich es noch weit bringen und ein ebenso berühmter Dichter aus mir werden, wie Herr B..., der Prediger zu Petershagen, der jetzo für unsere Stadt die vielen Gelegenheitsgedichte macht. Aber das glaube ich nun und nimmermehr – das sagt er nur so; gedenke aber doch mit Gottes Hülfe darin fortzufahren. Damit aber der Herr Vetter selbst einen Gustum davon hat, so nehme ich mir die Freiheit, eine Probe derselben beizulegen. Bitte aber nur gehorsamst zu exkusieren, wegen der falschen Reime und des uneigentlichen Gebrauchs der Worte, oder wenn sonst etwas nicht recht ist«, das bitte mir nur zu sagen, und will alles künftig besser machen.


Und als sie einst bauten den Turm zu BablVgl. Altes Testament, 1. Mose, 1,
Da waren wir alle noch nicht in der Welt,
Ich, der Patron und der Constabl,
Und du, kleine Hexe, die mir gefällt.
's ist eine schöne lange Zeit,
Vom Turmbau zu Babel bis auf heut;
Tu mir die Tür auf, schöne Maid,
Oder ich schlag sie in Stücken.

Und als die SündflutVgl. Altes Testament, 1. Mose, 7-8 trocknete ein,
Da kehrten eins, zwei, drei, viere,
Zu AbramVgl. Altes Testament, 1. Mose, 18 die heil'gen Englein ein,
Sein Weib stand hinter der Türe,
's ist eine schöne lange Zeit,
Von der Sündflut und Abram bis auf heut;
Tu mir die Tür auf, schöne Maid,
Oder ich schlag sie in Stücken.

Und als mein Großmutter hat gefreit,
So geschehen ist Anno Sieben,
Da sind so Spielmann wie Hochzeitleut
Noch alle nüchtern geblieben.
's ist eine schöne lange Zeit,
Seit meine Großmutter hat gefreit, bis auf heut;
Tu mir die Tür auf, schöne Maid,
Oder ich schlag sie in Stücken.


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