Otto Ernst
Ortrun und Ilsebill
Otto Ernst

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Dritter Aufzug.

Die Meeresküste wie im ersten Aufzug; aber an Stelle des Häuschens erhebt sich ein prächtiges Schloß. Das Meer ist bewegt und von grauer Farbe. Munk sitzt nachdenklich am Ufer. Ilsebill tritt aus der Tür; sie trägt ein kostbares, pompöses Negligée, ist aber gänzlich unfrisiert.

Ilsebill. Nanu? Was heißt denn das? Was is denn los?
Ich sitz un wart un denk, ich werde König,
Un nix passiert? Has du denn nich gerufen?

Munk. Gott sei Dank.

Ilsebill. Na?

Munk. Djä.

Ilsebill. Was is denn?

Munk. Djä, was soll sein?

Ilsebill. Kommt er nich?

Munk (immer still belustigt). Er kommt nich.

Ilsebill. Da soll doch gleich ein Himmeldonnerwetter –

Munk. Jahahahahaaaa, du, dem kanns du nix machen, der sitzt im Trocknen. Der wohnt im Wasser und hat 'ne Schwiegermutter vom Lande, höhöhöhö – nu möchs du woll 'n Haifisch sein, was?

Ilsebill. Halt deinen Schnabel! – Ruf noch einmal!

Munk. Ich soll meinen Schnabel halten un rufen? Wie macht man das?

Ilsebill. Hans Quast! Jetzt reißt mich die Geduld! Ruf, sag ich . . .

Munk (einen andern Ton anschlagend). Na, Ilsebill, nu hör mal zu. Sag mal, könnt's du nich eigentlich zufrieden sein?

Ilsebill. Wieso zufrieden? Ich bin zufrieden.

Munk. Ach sooo. Ja sieh, wenn du mir das gleich gesagt hätt's –

Ilsebill. Soll ich vielleich mein Lebenlang als lumpige Gräfin rumlaufen?

Munk. Na hör mal, Gräfin is doch all gans nett. Mancher bringt es nich so weit.

Ilsebill. Pph! Gräfin ist auch die Zwetschendorf!

Munk. Jaa, das is aber blos 'n geborne, un du bis 'n künstliche!

Ilsebill. Soo? Sollt's bloß mal sehn, wie die Person mich ankuckt!

Munk. Wie kuckt sie denn?

Ilsebill. Hochnäsig kuckt sie mich an, frech kuckt sie mich an, frech!

Munk. Na laß sie, davon kriegt man ja keine Löcher.

Ilsebill. Aber nu will ich König werden, un denn kuck ich sie an!!!

Munk (unerschütterlich). Denn kriegt sie Löcher.

Ilsebill (gebieterisch). Ruf ihn! Ich will König werden.

Munk. Muß es gleich sein?

Ilsebill. Ich sag dich, du solls rufen! – Gott im Himmel,
Was is das doch for 'n Elend, wenn der Mann
Auch nich 'n büschen Sinn for's Höh're hat!

Munk. »Ich war immer für's Höhere«, sagte Knickrehm, da kam er an'n Galgen.

Ilsebill. Jetzt ruf's du, Munk. sons kanns du was erleben!

Munk. Das 's rech! Erleben tu ich gern was.

Ilsebill. Hach Gott – es kribbelt mich in alle Fingern –
Ich weiß nich, was ich tu!

Munk. Du weiß nich, was du tus? Dscha, denn muß du ja König werd'n, das versteht sich. (Er ruft):
        Mantje, Mantje, Timpe . . . . . .

2. Szene.

Irmeland. Die Vorigen.

Irmeland (aus den Flut steigend). Jaja, ich komm ja schon.

Munk. Na, da bis du ja! Ach, sag mal, was macht meine Ortrun!

Irmeland. Hm. – Sie ist gesund.

Munk. So. – Hm. – Un sons – nix?

Irmeland. Ja. Sie läßt euch vielmals grüßen.

Munk. Danke! Danke! Also sie denkt doch noch 'n büschen an uns?

Irmeland (mit einem Seufzer). Ja, das tut sie, das weiß Gott.

Munk (aufmerksam). Sie hat woll – so 'n büschen Heimweh, was?

Irmeland. Na – es genügt grade.

Munk (halb für sich). Och, mein' arme kleine Deern!

Irmeland. Na, tröste dich man, sie wird wohl bald wiederkommen.

Munk. Gott sei Dank!! – Na –entschuldige du – das 's ja gerade nich nett von mir – ich hab das nich so gemeint – das heiß: ja, gemeint hab ich das woll so; aber . . . . .

Irmeland. Na ja, ich versteh schon.

Munk. Na ja – is nich wahr? Sieh mal: schließlich is das ja doch ümmer meine Tochter – djä, is nich wahr?

Ilsebill (die ihre Ungeduld nicht mehr bemeistern kann und Munk schon wiederholt angestoßen hat):
Herr Schwiegersohn – Pedong! – Wenn Sie erlauben?
Das mit dem Heimweh, das hat nix zu sagen,
Da quäl'n S' sich man nich um! So'n büschen Heimweh
Hat jede junge Frau, das gibt sich all'ns.

Munk. Och du!! – Has du nich mal 'n büschen Heimweh!

Ilsebill. Und denn, Herr Schwiegersohn – (knufft Munk) man zu, un sag's doch!

Munk. Ja – so. Sie will schon wieder was.

Irmeland. So? Was will sie denn?

Munk. Ja – ich mag es garnich sagen.

Irmeland. Man 'raus damit!

Munk. Ja – es is ja eigentlich zu doll – das geht ja auch natürlich garnich an – König will sie werd'n.

Irmeland. König? Na ja. Kann angehn.

Ilsebill. Huch!!

Irmeland. Bist du denn damit einverstanden?

Munk. Wer? (sieht sich unwillkürlich um). Has du mich gefragt?

Irmeland. Ja natürlich.

Munk. Djä, ich muß woll. Mein'twegen laß sie, wenn ich es man nich werden soll.

Irmeland. Sie muß mir aber was dafür geben.

Ilsebill. Gerne, Herr Schwiegersohn!

Irmeland. Nein nein, keinen Kuß! Du – du – du kannst – (nach unten ins Wasser sprechend) Au, au!

Munk. Was is los.

Irmeland. Es zwickt mich was ins Bein. Ein Krebs.

Munk. Halt ihn fest!

Irmeland. Laß nur. Sie muß – (mit Anstrengung) ihren Sohn muß sie mir dafür geben.

Ilsebill (bekommt einen Ruck und verharrt von jetzt ab in einer eigentümlichen Starrheit.)

Munk. Ihren Sohn? Du, das is auch mein Sohn.

Irmeland. Ja, das ist ja möglich.

Munk. Und den soll ich dir geben?

Irmeland. Ja.

Munk (deutet nur stumm mit dem Finger auf seine Stirn wie: Du bist verrückt.)

Irmeland. Versteh mich recht: ich will ihn ja nicht behalten –

Munk. Hähäää!

Irmeland. Du kriegst ihn ja wieder! Es geschieht ihm ja nichts! Er soll nur Ortrun ein bißchen die Zeit vertreiben!

Munk. So. Un denn kommt keiner von beiden wieder – nee, mein Junge! Eers laß mich mal meine Deern wiederhaben, un denn – denn kriegs du den Jung noch lange nich!

Irmeland. Na, ihr könnt's euch ja überlegen. Wenn ihr euch besonnen habt, ruft nur. (Taucht unter.)

Munk. Nee nee, da gibts garnix zu besinnen – was, mein Deern? So was machen wir nich, was?

Ilsebill (vor sich hinstarrend, mechanisch): Nee, so was machen wir nich.

Munk. Na natürlich nich. Un siehs du: denn bleibst du 'ne simple Gräfin un bis auch glücklich. Un wenn 'n König Leibweh hat, is er nich glücklich. Sieh mal: du has das schöne Schloß un has 1000 seidne Kleider un 3000 Hüte un kanns alle Tage Trüffeln un Vogelnester essen – wenn man sich 'n büschen einschränkt, kann man gans gut damit aus –

Ilsebill (wie oben). Denn kann man da gans gut mit aus.

Munk. Na siehst du? Das freut mich, daß du so vernünftig bis.

Ilsebill (wie oben). Ja, das freut mich, daß ich so vernünftig bin.

Munk (sieht sie an). Was?

Ilsebill (erwachend). Wie? – Ach so. (Mit verblüffender Freundlichkeit): Mein Munk!

Munk. He?

Ilsebill. Willst du mich woll'n Gefallen tun?

Munk. Aber gern, mein Pummel, ich freu mich ja wie 'n Stint, daß du man zufrieden bis!

Ilsebill. Sieh mal, in der Stadt, auf 'm Marktplatz, links von die Kirche, da hab ich neulich 'n Pelzkragen gesehen – so was Schönes hab ich noch nich gesehen.

Munk. Soso. Was kost er denn?

Ilsebill. Furchtbar billig! 1000 Taler.

Munk. Tausend Taler? Dja, man begreift gar nich, wie die Leute das dafür liefern können.

Ilsebill. Du gehs hin un hols mich ihn, nich? Aber sofort, sons is er womöglich weg!

Munk. Dscha, mein Deern, wenn du weiter nix wills. Das kanns du dir ja leisten.

Ilsebill. Hier is das Geld.

Munk. Schön.

Ilsebill. Links auf 'm Marktplatz!

Munk. Djawoll! (Geht.)

Ilsebill. Munk!

Munk. Ja?

Ilsebill (gibt ihm noch Geld). Da – für 'n Glas Bier.

Munk (sieht sie erstaunt an). Djunge Djunge, Ilsebill, was is denn mit dir los? Du bis ja förmlich holdselig!

Ilsebill. Dscha – ich fühl mich rech so zufrieden un glücklich – ich kann ja nu doch nix mehr werd'n. Nu geh auch, hörs du?

Munk. Ja ja.

Ilsebill. Aber lauf nich so doll, laß dich ruhig Zeit, du könnt's sons 'n Stich kriegen.

Munk (dreht sich noch einmal um und sieht sie sprachlos an. Dann): Djunge – Ilsebill – man möchte dir ja beinah 'n Kuß geben –

Ilsebill. Na – (macht halbwegs Miene dazu).

Munk (pfiffig). Aber ich spar ihn mir lieber auf! (Ab.)

Ilsebill (verfolgt mit gespanntester Aufmerksamkeit seinen Fortgang und eilt, als sie ihn entfernt weiß, die Stufen zum Portal des Schlosses hinauf.)

3. Szene.

Ilsebill. Dann Ubbe.

Ilsebill (öffnet die Tür und ruft hinein): Ubbe – Mein Ubbe! –

Ubbe (von drinnen). Was soll ich?

Ilsebill. Komm mal raus, mein Ubbe!

Ubbe. Hab keine Lust!

Ilsebill. Man zu, mein Ubbe, komm mal 'raus, hörs du?

Ubbe. Nee, ich mag nicht.

Ilsebill (zerrt ihn wütend am Ärmchen heraus). Willst du rauskommen, du Nickel!

Ubbe (folgt nur widerstrebend, er hält ein hölzernes Hündchen im Arm). Nein, ich will aber nicht, ich will aber doch nicht!

Ilsebill (wieder einen sanften Ton anschlagend). Nu hör doch mal zu, mein Ubbe, ich geb dir ja auch gans was Schönes!

Ubbe. Was!

Ilsebill. Bonbons!

Ubbe. Was für welche?

Ilsebill. Gefüllte Schokoladenbonbons!

Ubbe (zustimmend). Hm.

Ilsebill (steigt rückwärts einen Weg hinauf, der zu einer vorbringenden Felskante führt). Komm mal hierher, mein Ubbe!

Ubbe. Was soll ich denn? (folgt langsam.)

Ilsebill. Komm man, mein süßen Djung, komm man!

Ubbe. Sag erst, was ich soll.

Ilsebill. Du solls mal nachseh'n, ob da hinten nich 'n Schiff kommt. Ich kann das nich seh'n.

Ubbe. Was für 'n Schiff?

Ilsebill (sich vergessend). Ach Gott 'n Schiff! – Nu komm auch, mein Süßen, jaa? Komm! Kriegs auch 'n ganse Menge Schokolade un Kakes un Marzipan!

Ubbe (hält auf seinem langsamen Gange inne): O Mutter, wie siehst du gräßlich aus!

Ilsebill (erschrickt). Was? – Ich? Ich – nein, mein süßen Jung, ich – ich will dir ja was Schönes geben – komm doch!

Ubbe. Nee, ich mag nicht! (will umkehren).

Ilsebill. O kuck mal, was 'n großer Walfisch!

Ubbe (eilig zu ihr). Wo! wo!

Ilsebill. Da! (stößt ihn ins Meer. Starker, langanhaltender Donner und tiefe Finsternis. Das Meer schäumt auf.)

4. Szene.

(Wenn die Szene sich wieder erhellt, sieht man rechts, an Stelle des gräflichen Palastes ein Königsschloß, dessen weit geöffnetes Portal einen Blick in eine geräumige Halle gewährt. Auf einem Throne sitzt in vollem Ornat, mit Szepter, Reichsapfel und Krone, aber noch immer unfrisiert, die Königin Isabella, vulgo Ilsebill, umgeben von Hofdamen, Hofherren, Pagen und Lakaien. Hinter ihr stehen mit goldfunkelnden Harnischen und Helmen und blitzenden Lanzen Gewappnete, die im Halbkreis wie Orgelpfeifen nach der Größe geordnet sind, von riesenhaften bis zu zwerghaften hinunter. Fanfaren).

Der ganze Hofstaat. Heil Isabella, heil dem großen König!

Ilsebill (lächelt sehr befriedigt).
Man rufe mich die Gräfin Zwetschendorf!

Zeremonienmeister. Hier ist sie schon.

Ilsebill.                                                   Na Sie? Was sind Sie nu?
Un was bin ich, he?

Gräfin Zwetschendorf (zerknirscht). Majestät –

Ilsebill.                                                                 Aha!
Nu bin ich also wirklich Majestät?
Nu, sieh, das is ja allens Mögliche!
Un was sind Sie, ma Schär'? Sie sind 'ne Gräfin!
'ne gans gewöhnliche, gemeine Gräfin!
Ich will Ihn'n mal was sagen, meine Liebe:
Auf so 'ne Gräfin – pöh – da pust ich auf!
Nu kucken Sie mich doch mal höhnisch an!
Man zu: nu kuck'n Sie doch!

Gräfin.                                         O Majestät –

Ilsebill. Ich will Sie ümmer um mich seh'n, Frau Gräfin,
Damit Sie mich so rech von alle Seiten
Bekucken können, he? Ich weiß, Sie freu'n sich,
Daß was aus mich geworden is. Sie Üz!
(zu ihrer nächsten Umgebung) Na nu! Was is das für 'ne Bummelei!
Wo bleibt das Frühstück!

Haushofmeister.                     Gleich, erhabner König!

(Man stellt sofort einen gedeckten, goldnen Frühstückstisch vor sie hin; sie wirft Szepter und Reichsapfel den Nächststehenden zu und bindet sich eine Serviette vor.)

Ilsebill (zu dem servierenden Lakaien).
Was is das?

Lakai.                 Consommé à la Sainte Beuve.

Ilsebill (sieht ihn verständnislos an; darauf):
Ach so . . . . ach so! Jawolljawoll. Na – und?
Glaubt ihr vielleicht, daß ich nichts trinken will,
Ihr Nötentröster? Sekt mit Porter will ich,
Un nich zu knapp! (Das Verlangte wird gebracht.)

Der Kanzler.               Verzeihung, Majestät.

Ilsebill. Was's los!

Der Kanzler.         Wenn Majestät geruhen möchten,
Und während Ihres Frühstücks Audienz
Erteilen wollten –

Ilsebill.                         Was soll ich erteilen?
Audienz? Ich hab kein Audienz.

Der Kanzler.                                     Verzeihung.
Ich meine: Majestät geruh'n vielleicht,
Den Leuten, die schon lang' im Vorsaal warten
Und die dem Thron mit Wünschen nah'n, zu hören.
Die Zeit ist kurz, und Arbeit wartet viel.

Ilsebill. Man los! (Sie nimmt mit lautem Schlürfen die Suppe.)

Der Kanzler (winkt).

Ein Bürgermeister (tritt ein und kniet vor dem Thron): Erhabenster, Allerdurchlauchtigster, Allergroßmächtigster König und Herr!

Ilsebill (geschmeichelt). Da hat er Recht. Was will er?

Der Kanzler. Sprich, Freund.

Der Bürgermeister. Sire, Dein erhabner Vorgänger auf dem Throne hat verboten, daß vom Ausland Schweine in unser Land gebracht und verkauft würden. Nun gibt es aber in unserm Lande viel zu wenig Schweine –

Ilsebill (ungläubig). Sooo?

Bürgermeister. Ja, Majestät, es ist so. Darum ist das Fleisch der Schweine unerschwinglich teuer geworden, und viele Tausende deiner Untertanen leiden Hunger und bittre Not.

Ilsebill (essend). Dann laßt die Schweine rein!

Bürgermeister. O Dank, heißen Dank, erhabne Herrscherin! Dein Volk wird jubelnd deine Weisheit und deine Güte preisen.

Ilsebill. Das möcht' ich mir auch ausgebeten haben.

Bürgermeister (unter tiefen Verbeugungen ab).

Ilsebill (die zwischendurch bald eine große Bonbontüte, bald Äpfel, Nüsse und dergleichen aus der Tasche zieht und nascht, zu dem Lakaien, der einen neuen Gang aufträgt, indem sie den Deckel von der Schüssel hebt):
Was's das? Schon wiedermal Ragout von Austern
Mit Trüffelscheiben? Plagt euch denn der Deibel?
Meint ihr, ich will bloß noch von Austern leben
Un Trüffeln, he? Bin ich ein Dorfschulmeister?
Wenn ihr nich augenblicklich –

Die Lakaien (tragen die Schüssel mit großer Angst hinweg und bringen eine andre).

Ilsebill.                                             So 'ne Bande!

Der Kanzler. Sire, dieser Mann erfleht Gehör.

Ilsebill.                                                               Was will er.

Ein sehr ängstlicher Mann (tritt vor und kniet vor dem Throne). A– a– a– a– alleruntertänigste Frau Königin, i– i– i– i– ich hab meine Frau geprügelt und –

Ilsebill. Was? Hör ich rech? Du prügels deine Frau? (trocken) Hängt die Kanaille auf.

Soldaten (wollen ihn ergreifen).

Der ängstliche Mann. Ä–ä–ä– nein! nein! nein! M– m– meine Frau hat mich geprügelt, meine allerwerteste Frau Königin, und –

Ilsebill. Sooo! Na – denn has du's jedenfalls verdient.

Der Mann. Das weniger, meine hochselige Frau Königin!

Ilsebill. Was, Sklave, wie, du wagst zu widersprechen?

Der Mann. O– o– o– o– nein, meine durchgelauchteste Frau Königin – ich – ich schwitze vor Ehrfurcht und Niederträchtigkeit! (trocknet sich den Schweiß ab.)

Der Kanzler. Mach! Komm zu Ende, Freund.

Der Mann. Ja! Ja! zu Ende! Ja! – zu Ende! zu Ende! Ja! Nämlich, es ist ein Gesetz, hochtrabende Frau Königin, wenn eine Frau ihren Mann schlägt, dann muß der Esel auf der Frau verkehrt durchs Land – nein, ich meine, dann muß das Land auf dem Esel durch die Frau reiten – o nein nein, so ist es: Wenn der Esel seine Frau schlägt, dann muß das Land – nein –

Ilsebill. Na, nun wird's aber Zeit –

Der Kanzler. Verzeihung, Sire, der Mann meint das Gesetz,
Wonach ein Weib, das seinen Mann geschlagen,
Auf einem Esel reiten muß durchs Land,
Verkehrt, den Schwanz statt eines Zügels haltend.

Ilsebill. Aha! Djawoll! Nu sieh mal an! Na – und?

Der Mann. Gnade, o unermeßliche Frau Königin, Gnade für meine Frau!

Ilsebill. Sieh! Das's noch mal'n Mann! Nehmt euch'n Beispiel!
Un nu knöpft eure langen Ohren mal
Gehörig auf un merkt euch, was ich sage:
Von heut an is es grade umgekehrt:
Wenn eine Frau den Mann haut, reitet er!
Punktum. Streusand. Ich will's, un damit basta.

Der Mann. O tiefgefühlte Frau Königin, du machst mich glücklich –

Der Kanzler. Schon gut, geh, tummle dich!

(Der Mann ab.)

Ilsebill.                                                         Ich will euch kriegen,
Euch Mannszeug! Pöh: das »stärkere Geschlecht!«
Es hat sich ausgestärkt. Jetzt is das schöne
Geschlecht am Ruder, na, ihr sollt's schon spüren.
Was gibts schon wieder?

Ein Schweinezüchter (tritt vor, kniet aber nicht, sondern verbeugt sich nur). Majestät haben in Allerhöchsterer Weisheit beschlossen, daß fremde Schweine eingeführt werden. Natürlich sind sofort 50 000 kranke Schweine über die Grenze gekommen. Wenn das so fortgeht, krepiert uns binnen kurzem das ganze Schweinevieh und das Volk kann Hungerpfoten saugen. Ich gebe mich der ganz bestimmten Erwartung hin, daß Majestät die Schweineeinfuhr verbieten . . . .

Ilsebill. Denn laßt die Schweine draußen!

Der Schweinezüchter. Majestät haben wie immer das Richtige getroffen; Euer Majestät Volk wird Eurer Majestät mit Begeisterung danken.

Ilsebill. Na ja, wird sich woll so gehören. – Na,
Was kriegen wir nu, Mosjö?

Der servierende Lakai.               Canard en chemise.

Ilsebill. Aha: Kanarienvogel mit Gemüse! (Heimliches Lachen unter den Umstehenden.)
Na nu, das is doch kein Kanarienvogel?

Lakai (mit Lakaienfrechheit). Canard en chemise, das heißt so viel wie »Ente
Im Hemde.«

Ilsebill.               Pfui, du Ferkel, so was wagst du
Mich vorzusetzen? Was? Schäms du dich gar nich?
(Probiert). Hm, schmecken tut es aber gut. – Nachher
Brings du mich dann'n Eisbein noch mit Erbsen
Un Sauerkohl, zum Schluß Buchweizenklöße
Mit Speck.

Lakai.               Sehr wohl.

Ilsebill.                                 Vergiß mich nich die Buddel
Mit Nordhäuser!

Lakai (mit moquantem Lächeln). Wie Majestät befehlen.

Ilsebill (läßt schmausend die Blicke umhergehen).
Sie Kleine da – nee Sie! – wie heißen Sie?

Herzogin v. Eschenbach (eine zierliche Dame, indigniert):
Ich bin die Herzogin von Eschenbach.

Ilsebill. Komm'n Sie mal näher, Eschenbachen – hierher!
Ihr Kleid gefällt mir. Wer hat das gemacht?

Herzogin (wie oben). Das Kleid hat meine Zofe angefertigt.

Ilsebill. Die soll mich auch was machen. Das hat Chik.
(An ihr herumtastend). Das sitzt wie angegossen. Hol'n Sie die
Person mal her.

Herzogin (gibt mit höchst indigniertem Lächeln einem Lakaien Auftrag, die Zofe zu holen).

Ilsebill.                     Man bringe mich sofort
Die Modenzeitung!

Der Bürgermeister (erscheint wieder und wirft sich nieder). Allerdurchlauchtigster, Aller –

Ilsebill. Jawoll jawoll, ich weiß schon. Was is los?

Der Bürgermeister. Majestät, das Land durcheilt die Kunde, daß du die Schweineeinfuhr verboten hast! Majestät, dein Volk verhungert, wenn –

Ilsebill. Denn laßt die Schweine 'rein, zum Donnerwetter,
Un mich in Ruh! Nu hab ich's satt!

Der Bürgermeister.                             Dank –!

Ilsebill.                                                               Raus!!
Ich hab die Nase voll!

Gemurmel unter den Hofleuten: Incroyable! – Fi donc! – Terrible! – Quelle bêtise! – Crapule!

Ilsebill. He??! (Winkt einem Hofmann.) Ach! Komm doch mal her!
Was sagst du da?

Der Hofmann.             Ich, Majestät? Ich gab nur der Bewundrung
Für deine Herrscherweisheit lauten Ausdruck –

Ilsebill. Ich will dir mal was sagen, alter Freund!
Hört ihr mit eurem Griechisch und Hebräisch
Nich auf un tuschelt noch ein einziges Mal,
Dann laß ich euch mal 'n bischen Blut abzapfen
Un mach mir Schwarzsau'r draus. Verstandez – vous?
        (Indem sie sich zu der Zofe mit dem Modenblatt wendet):
Na, laß mal seh'n, mein Deern; nu woll'n wir mal –

(Sie wird durch einen näherkommenden Gesang unterbrochen. Man hört Munk hinter der Szene singen):

        »Zufriedenheit ist mein Vergnügen.«

Ilsebill. Da hört sich doch Verschiednes auf! Wer singt da?
Na so 'ne Frechheit! Bringt mich das Subjekt
Mal her!

Munk (den Pelzkragen umgehängt, wird von zwei Bewaffneten gebracht).

Ilsebill.           Ach so, es is mein Prinz-Gemahl!

Munk (außer sich vor Staunen). Il– Il– Ilsebill! Mensch, wie has du dich verändert!

Ilsebill. Vor allen merk dich mal, mein Prinz-Gemahl,
Ich heiß jetz Isabella.

Munk. Denn – denn bis du woll jetzt König?

Ilsebill. Gott sei Dank!

Munk. Djunge Djunge – das muß ich nu sagen: das sieht fein aus, wenn du König bis!

Ilsebill. Nich?

Munk. Na, nu bis du doch zufrieden, was?

Ilsebill. Das woll'n wir mal seh'n.

Munk. So so so – das woll'n wir mal seh'n. Na.

Ilsebill. Na, meine Herr'n un Damens, ob Sie nu
Woll bald die Güte haben, Seine Hoheit
Den Prinz-Gemahl zu huldigen?

Munk (zu dem sich verbeugendem Hofe): Bitte bitte, meine Herrschaften, bleiben Sie gestreckt – ich nehm' es für genossen. Ich bin 'n gans gewöhnlicher Fischer un bitte um Ihre Nichtachtung. Aber – (plötzlich unruhig) wo is denn Ubbe? Ilsebill, wo is Ubbe!?

Ilsebill. Ubbe geht es sehr gut; er wird wohl gleich kommen.

Munk. Hat er es denn, du weiß woll, wen ich meine – hat er es denn auch so getan?

Ilsebill. Ja, er hat es so getan. (Schnell.)
Hier! Bringt mal Seine Hoheit auf der Stelle
Das schönste Essen und den schönsten Wein
Un all'ns, was er man wünscht –

Munk. Nee, nee danke! Mach dir keine Umstände; ich hab hier viel was Feineres. (Er setzt sich am Portal des Schlosses auf die Stufen, zieht ein Messer, ein Stück Speck und ein Stück Schwarzbrot hervor und beginnt zu essen.)

Ein Bote (tritt eilig ein und spricht leise mit dem Kanzler).

Der Kanzler. Verzeih, o König – eine schlimme Botschaft!
Krieg, Majestät! Der König Polens naht
Mit einem Heer und steht schon an der Grenze!

Ilsebill. Was König! König! Ich bin König!

Kanzler.                                                       Wohl!
Doch grenzt ein andres Reich, Sire, an das Deine,
Und dieses Reich regiert ein andrer König.

Ilsebill. Wie kommt der Mann dazu?!

Kanzler (achselzuckend).                   Er nimmt es sich
Heraus.

Ilsebill (höchst gelassen). Das wird dem Mann sehr schlecht bekommen.
(Wieder zur Zofe gewandt.) Den Rock rech eng, mit Schwanbesatz un mit
Wolanks. Un denn das ganze Kleid natürlich
Mit Diamanten. Dazu nehm'n wir denn
Durchbrochne Strümpfe, weiße Atlas-Schuh –

Kanzler (nachdem er kopfschüttelnd mit seiner Umgebung gesprochen).
Mein König, die Gefahr ist groß und dringend!
Sie abzuwenden, braucht's der raschen Tat!
Willst du den Marschbefehl für deine Truppen
Nicht unterzeichnen, willst du nicht bestimmen,
Wie man sie sammle, führe, wie versorge –
Das alles fordert Zeit und fordert Arbeit –

Ilsebill. Ja sagt mal, Kinder, glaubt ihr denn nu eig'ntlich,
Ich bin hier König, um zu arbei'n? He?
Ich will mich ammisier'n zum Donnerwetter!
Nu laßt mich geh'n! Sons werd ich schließlich eklig!

(Bewegung.)

Ilsebill. (Wieder zur Zofe): Rosa Tschiffong, djawoll, un denn natürlich
Tief ausgeschnitten (mit entsprechender Geste) un auf beide Achseln
Bloß mit'n schmales Band zusamm'ngehalten.

Ein zweiter Bote (stürzt herein und berichtet heimlich etwas dem Kanzler).

Der Kanzler (nach einigem Schwanken):
Allerdurchlauchtigster, allergroßmächtigster
König und Herr! Und wär's auf die Gefahr,
Daß deinen Zorn ich reize – sagen muß ich's:
In deinem eignen Lande tobt der Aufruhr,
Verbunden hat dein Volk sich mit dem Feinde
Und rückt heran –

Ilsebill.                         Wer is denn eig'ntlich dieser
Unangenehme Mensch, der mich hier ödet!
Was will der Mann von mir? Wer sind Sie eig'ntlich!

Der Kanzler. Ich bin dein Kanzler, Majestät, bestimmt,
Mit meinem Rat zur Seite dir zu stehen,
Des Herrschers Sorge treu mit dir zu teilen –

Ilsebill. Mit dem Gesicht? Geh ab un grüß die Hühner!
        (Winkt einem stattlichen Lakaien.)
Komm du mal her, mein Jung, dich mag ich leiden.
        (Ihm die Backen klopfend.)
Du bis 'n hübscher Kerl. Will's Kanzler werden?

Lakai. Wenn Majestät die Gnade –

Ilsebill.                                             Na natürlich!
Du bis von jetz an Kanzler. Komm man her!

(Lädt ihn ein, sich auf die Stufen des Thrones zu setzen. Starke Erregung unter den Damen und Herren des Hofes.)

Lauteres Stimmengewirr: Unglaublich! – Unerhört! – Welch ein Skandal!

Ilsebill. Waaaas? (Einem Trabanten winkend) Ach, mein Sohn, hör mal: Wenn hier noch einmal
Sich etwas rührt, denn pikst du mir mal einen
Mit deinem Bratspieß auf un brings mir ihn,
Daß ich ihn schmoren lasse, hahaha:
Den Dicken da möcht' ich mal tröpfeln seh'n!

(Schweigen.)

Ein Jüngling (stürzt herein). Frau Königin, ein furchtbares Verbrechen
Verlangt nach deinem Spruch! Ein Mord geschah –

Ilsebill. 'n Mord? Ach, das 's ja int'ressant. Erzähl!

Der Jüngling. Ein Weib ermordete das eigne Kind,
Und hier in deinem Schloß geschah die Tat!

Ilsebill. Das is ja schauderhaft. Wo is das Scheusal?

(Auf einen Wink des Jünglings wird ein Weib hereingeführt.)

Der Jüngling. Hier ist sie.

Das Weib (sich niederwerfend). Gnade, Gnade, Majestät!

Ilsebill. Ja, paß mal auf, ich will dich gleich bei »Gnade«!

Der Jüngling. Was kommt der zu, die ihren Sohn ertränkte?

Ilsebill (mit großem Behagen): Sie soll – sie soll – na, laß mal seh'n, was soll sie?
Zuers soll sie an'n gansen Leib mit Nadeln
Geprickelt werden, bis ihr schwiemlig wird.
Un denn woll'n wir in ranziges Provence-Oel
Sie kochen, aber so, daß sie noch lebt!
Un denn soll sie in 'n Faß mit lauter scharfe
Un spitze Nägels, un das Faß, das soll
'n alter, lahmer Ackergaul gans langsam
'n steilen Berg hinaufzieh'n. – Das genügt.

Der Jüngling. Nun, Königin, du hast dein eignes Urteil
Gesprochen; denn die Mörderin bist du!
Dies Weib hier sah, wie du den eignen Sohn
Ins Meer hinab von jener Klippe stießest,
Und ins Gesicht dir ruf' ich: »Mörderin!«

Munk. O Ilsebill, du has also gelogen! O mein Ubbe! Mein Ubbe!

Der ganze Hofstaat (bricht aus dumpfem Schweigen in wütende Empörung aus und dringt auf Ilsebill ein). Erschlagt sie! – Schlagt sie tot! – Reißt sie in Stücke! – Erwürgt die Bestie! – Tod der Mörderin!

Der Oberste der Leibwache. Schützt den König!

(Sofort umschließen die Gewappneten sie wie eine Mauer und halten die Lanzen vor.)

Ilsebill (schiebt die Garden mit ungeheurer Gelassenheit beiseite).
Ach Kinder, regt euch doch nich auf. Mit der
Gesellschaff werd ich gans alleine fertig.
(Sie zieht langsam den Pantoffel vom Fuß und steigt, ihn gemächlich schwingend, ganz langsam und mit grandioser Ruhe vom Thron herab, während die Empörer scheu zurückweichen.)
War da nich jemand, der mich sprechen wollte?
Mir war doch so? Ich hörte doch was pipen?
Na Kinder? Immer ran? Man immer ran?
Faßt doch Vertrauen zu der Landesmutter!
Na? Gott, wie seid ihr nu auf einmal komisch?
Ich weiß ja doch, ihr habt was auf dem Herzen!
Kommt her, ich feg's euch runter! (Als der Letzte hinausgeschlichen): Hahahaa!

5. Szene.

Munk, Ilsebill, später Irmeland.

Munk. O Ilsebill, du has ja gelogen, du has – (er verstummt vor ihrem Blick).

Ilsebill (gelassen). Du wills woll gerne mal ins Loch spazieren
Von wegen Majestätsbeleidigung?
Das merk dir mal, mein Junge, ich bin König
Un kann hier tun und lassen, was ich will,
Ich werd euch noch – Huch?! Huch?! Mein Zahn! Mein Zahn!
(Sie wälzt sich plötzlich auf der Schloßtreppe in fürchterlichen Zahnschmerzen.)

Munk. Na? Was is nu? Aha, Zahnschmerzen! Ja, das soll da woll von kommen! Jeden Tag drei Fund Bontjes!

Ilsebill. Uuuugottogottogottogott, mein Zaaahn! Huch! Huch! Huuuuuuuch!!!!

Munk. Djä, du tus mir ja leid, obgleich du's nich besser verdiens; aber ich kann dir nich helfen.

Ilsebill. Was kommt nach König?

Munk. Wieso?

Ilsebill. Was nach »König« kommt, frag ich.

Munk. Nach »König« kommt »Kaiser«.

Ilsebill. Ich will Kaiser werden. Huuu . . .

Munk. Djä, wenn du meins, daß das – 'n Senfpflaster is viel besser –

Ilsebill. Ich will Kaiser wer'n, has das verstanden? Wenn ich wieder 'rauskomme, will ich Kaiser werden. (Geht wimmernd ins Schloß.)

Munk (nach kurzem Besinnen): Djä, mir kanns rech sein. Bei der Gelegenheit hör ich doch was von Ubbe! (er ruft):

        Mantje Mantje Timpe Te . . . . . . e!
        Butje Butje in de Se . . . . . . e!
        Mine Fru, die Ilsebill,
        Will nich so, as ick wull wi . . . . . . ll!

Irmeland (taucht auf, in erregter Stimmung). Was will sie denn? Mach aber schnell; ich hab's eilig.

Munk. Sag mir ers mal: is mein Junge bei dir?

Irmeland. Bei seiner Schwester ist er und ist vergnügt.

Munk. Wann krieg ich ihn denn wieder?

Irmeland. Bald, bald.

Munk. Djä, was heißt »bald«, das kann jeder sagen.

Irmeland. Halt mich nicht auf. Was will dein Weib?

Munk. Sie will Kaiser werden.

Irmeland. Sie ist es schon! (taucht eilig unter.)

Ilsebill (mit einem dicken Tuch um den Kopf, kommt wimmernd und stöhnend aus dem Schlosse). Na, ob's nu bald wird? Ob ich nu bald Kaiser werd?

Munk. Du bis es ja schon.

Ilsebill. Ich bin es schon?

Munk. Ja. Kuck man mal nach. Du has 'n andere Krone auf.

Ilsebill (nimmt die Kaiserkrone ab und besieht sie). Das 's allens?

Munk. Djä!

Ilsebill. Was kommt nach »Kaiser«.

Munk. Nach »Kaiser«? Nach »Kaiser« kommt nix mehr.

Ilsebill. Du bis woll mall. Denk nach, was ich noch werden kann. Huuu . . . (Sie sitzt auf den Stufen, wiegt stumpfsinnig den Kopf und murmelt): Was kann ich noch werden – was kann ich noch werden.

Munk. Nix kanns du mehr werden. Über'n Kaiser geht nix. Aber Zahnweh hat er auch. Und das sag ich dir gleich: nu wünsch ich nix mehr von dem Butt. Das mag ich nich.

Ilsebill. Du muß ja einfach. Ich bin Kaiser un du bis bloß mein Mann, was wills du machen, du Stackel.

Munk. Djä, du kanns aber nix mehr werden – ja etwas kanns du noch werden? Weiß, was du noch werden kanns?

Ilsebill (begierig). Na?

Munk. Verrückt kanns du noch werden, wenn du so beibleibst.

Ilsebill (mit dringenderer Gier). Was kann ich noch werden – was kann ich noch werden – ich muß un muß noch mehr werden – noch ümmer mehr muß ich werden – was kein andrer Mensch is – was – – – ha!!! Ich weiß was!

Munk. Na?

Ilsebill. Ich weiß was (mit wildem Triumph): Papst will ich werden, Papst! Ha! Ja! Papst!!

Munk. Papst? – Der Papst is nich verheirat. – Das mach ich! (Er eilt nach hinten und ruft eifrigst:)

        Mantje Mantje Timpe Te . . . . . e!

 
(Während des Rufens fällt der Vorhang.)


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