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B.
Haare und Nägel.

I. Bau und Funktionen der Haare und Nägel

Haare bedecken, wie schon erwähnt, nahezu den ganzen Körper, doch erreichen sie nur an gewissen Stellen, den eigentlichen behaarten Stellen, eine größere Stärke. Sie sind Anfangsgebilde der Haut und zwar Horngebilde. An jedem Haare lassen sich zwei Teile unterscheiden, die Wurzel und der Schaft. Die Wurzel ist der in der Haut befindliche Teil, während der Schaft mehr oder weniger lang darüber hinausragt und in eine feine Spitze ausläuft. Diese Spitze ist allerdings an langen Haaren wenigstens nur selten vorhanden, da sie meist abgescheuert wird. Die Wurzel dringt bei den Wollhaaren bis in die Lederhaut, bei den längeren Haaren bis in das unter der Haut liegende Fettgewebe ein. Die Haarwurzel und somit das ganze Haar steckt nie senkrecht in der Haut, sondern immer schräg; die Richtung der Haare ist keine gleichmäßige, der Haarstrich ist an verschiedenen Körperstellen ein verschiedener. Die Haarwurzel hat an ihrem unteren Ende eine Anschwellung, die Haarzwiebel, die mit ihrer konkaven Unterfläche auf der Haarpapille aufsitzt. Die letztere ist reich mit Blutgefäßen und Nerven versehen, von ihr geht die Ernährung des Haares aus. Die Haarwurzel ist von einer Hülle, dem Haarbalg, umgeben. Mit der Haarwurzel stehen die bereits erwähnten Talgdrüsen in Verbindung, ferner sind an ihr feine Muskeln befestigt, die zum Ausrichten des Haares dienen und beim Zusammenziehen die sogen. Gänsehaut erzeugen.

Am Haarschaft lassen sich von außen nach innen drei Schichten unterscheiden, das Oberhäutchen, die Rindensubstanz und das Mark. Das Oberhäutchen ist ein sehr feiner, aus Hornzellen bestehender Überzug des Haares. Die Rindesubstanz bildet die Hauptmasse des Haares; sie enthält Farbstoffe und mehr oder weniger zahlreiche kleine Luftbläschen. Das Mark ist ein strangförmiges Gebilde und liegt in der Achse des Haares; bei dünnen Haaren, z. B. den Kopfhaaren, fehlt es bisweilen; es reicht nicht bis zur Spitze und endigt konisch.

Die Farbe des Haares ist, wie bekannt, eine verschiedene bei den einzelnen Menschen und vor allem den einzelnen Rassen. Sie ist abhängig von dem in der Rindensubstanz befindlichen Farbstoff und von der Menge der in Rinde und Mark vorhandenen Luft. Je weniger Farbstoff die Rinde enthält, um so heller ist das Haar und umgekehrt. Das Ergrauen der Haare wird dadurch hervorgerufen, daß die Bildung des Farbstoffes eine verminderte und schließlich ganz aufgehoben ist und daß der Luftgehalt der Rinde und des Marks zunimmt. Plötzliches Ergrauen der Haare ist die Folge einer plötzlichen starken Vermehrung des Luftgehaltes des Markes.

Die Anzahl der Haare ist auch an den eigentlichen behaarten Stellen eine wechselnde; auch ein und dieselben Körperstellen zeigen bei verschiedenen Menschen verschieden starke Behaarung. Der eine Mensch hat einen spärlichen, der andere einen sehr üppigen Haarwuchs.

Der Durchschnitt eines Haares ist immer rund, er kann oval, dreieckig, auch viereckig sein. Die Kräuselung des Haares hängt von der Form des Durchschnittes ab; je gekräuselter das Haar, umso größer ist die Abweichung vom runden Durchschnitt; das wollige Haar des Negers hat einen stark abgeplatteten Durchschnitt.

Die einzelnen Haare sind von sehr verschiedener Stärke; am dünsten sind die sogen. Wollhaare, also diejenigen Haare, welche die gemeinhin als unbehaart bezeichneten Körperstellen bedecken; sie sind nur etwa 0,005 mm dick. Dunkle Haare sind im allgemeinen stärker als blonde. Am dicksten sind die Barthaare, sie können bis 0,2 mm dick werden.

Ebenso wie die Dicke ist auch die Länge des Haares großen Schwankungen unterworfen, am kürzesten sind die Wollhaare, am längsten im allgemeinen die Kopfhaare, die bisweilen 1,50 m lang werden.

Die Haare sind ebenso wie die Hornzellen der Oberhaut einem beständigen, allerdings sehr langsamen Wechsel unterworfen. Täglich fallen etwa 40-60 Haare aus. Dieser Haarausfall ist ein durchaus normaler, das ausfallende Haar wird durch ein neues ersetzt. Die Haare am Kopfe haben eine Lebensdauer von etwa 2-4 Jahren.

Die Haare besitzen im Vergleich zu ihrer Feinheit eine sehr große Festigkeit, sie zerreißen erst bei einer Belastung von ca. 180 gr. Die Haare sind auch sehr hygroskopisch, d. h. sie nehmen Feuchtigkeit sehr leicht auf und dehnen sich dann aus. Aus diesem Grunde werden die Haare zu Witterung anzeigenden Apparaten benutzt. Trockene Haare werden durch Reibung elektrisch.

Die Haare dienen gewissen Körpergegenden, vor allem dem Kopf, als Schutz, sie bilden eine schützende Hülle gegen Kälte, aber auch gegen Hitze. Ferner sind Haare noch Tastorgane. Jedes Haar ist an seiner Wurzel mit einem Nerv versehen. Berührungen des Haares werden bis zur Wurzel fortgeleitet und durch den daselbst befindlichen Nerv uns zum Bewußtsein gebracht.

Die Nägel sind Teile der Oberhaut; auch sie sind Horngebilde, doch nicht fadenförmige wie die Haare, sondern plattenartig gestaltete. An jedem Nagel läßt sich ein freier Teil und ein im Nagelfalz steckender, durch die Haut bedeckter Teil, die Nagelwurzel, unterscheiden. Die Haut unterhalb des Nagels, also der vom Nagel bedeckte Teil der Fingerkuppe heißt Nagelbett. Am Ende des sichtbaren Teiles des Nagels, sowie an den Seitenteilen, bildet die Haut eine Aufwölbung, den unteren und seitlichen Nagelfalz. Die Nägel sind weißliche, durchscheinende Platten, deren vorderer Teil dicker und deren Wurzel dünner und weicher ist. Die rosarote Färbung der normalen Nägel ist eine Folge des Durchscheinens der Blutgefäße des Nagelbettes. Am hinteren Ende des freien Teiles des Nagels befindet sich eine halbmondförmig gestaltete, ganz blaßrote, nahezu weiße Partie, deren normale Gestaltung für einen schönen Nagel unbedingt erforderlich ist.

Blutgefäße und Nerven besitzen die Nägel, ebenso wie die Haare, nicht. Das Wachstum des Nagels geht von der unter der Wurzel liegenden Haut aus. Beim Wachsen wird die Nagelplatte von hinten nach vorn geschoben, wobei zugleich eine Verdickung des Nagels eintritt. Die Nägel wachsen sehr langsam, über eine gewisse Größe hinaus wachsen sie überhaupt nicht. Bis zum vollständigen Ersatz eines Nagels sind an den Fingern 4-5, an den Zehen 6-12 Monate erforderlich.

Der Nagel hat die Aufgabe, den vorderen Teil der Finger und Zehen zu schützen; außerdem spielt er auch bei der Tastempfindung eine Rolle. Jeder Druck, der auf die Fingerspitzen einwirkt, findet an dem festen Nagel einen Widerstand, der Nagel übt also einen Gegendruck aus. Die Folge davon ist, daß der Druck von den Nerven der Haut viel deutlicher empfunden wird.


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