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A.
Die Haut.

I. Bau und Funktionen der Haut

Die Haut ist ein außerordentlich wichtiges, für die Erhaltung des Lebens unerläßlich notwendiges, Organ. Sie hat mancherlei Funktionen zu verrichten, sie ist eine der Hauptzierden des menschlichen Körpers. Die Schönheit des Menschen im allgemeinen, die Schönheit des Weibes im speziellen, hängt nicht in letzter Linie von der Beschaffenheit der Haut ab. Jugendschönheit sich bewahren, heißt zum größten Teil, sich eine normale, leistungsfähige Haut erhalten. Dazu gehört aber eine sorgfältige Pflege der Haut, die im frühesten Kindesalter zu beginnen hat. Leider fehlt es an einer solchen häufig noch sehr; die Haut wird vielfach nicht nur vernachlässigt, sie wird auch durch eine ungeeignete Behandlung direkt geschädigt, so daß dann künstliche Mittel angewandt werden müssen, um mit ihrer Hilfe das natürliche, frische Aussehen der Haut vortäuschen zu können.

Zum Verständnis einer rationellen Pflege der Haut ist wenigstens eine oberflächliche Kenntnis des Baues und der Funktionen der Haut unerläßlich.

1. Bau der Haut: Die Haut überzieht die gesamte Körperoberfläche und geht an den Leibesöffnungen, Mund, Nase u. s. w. in die Schleimhaut über. Sie hat an den verschiedenen Körperstellen eine verschiedene Stärke und ist in Mittel etwa 2,5 mm dick. Die Haut besteht aus zwei Hauptschichten, der Oberhaut und der Lederhaut. Die Oberhaut ist aus übereinandergeschichteten Zellen zusammengesetzt, von denen die unteren mit Flüssigkeit gefüllt, die oberen aber ganz trocken, hornartig beschaffen sind. Diese obersten, hornartigen Zellen stoßen sich beständig, meist allerdings in ganz unmerklicher Weise ab, und werden durch die sich allmählich nach oben bewegenden unteren Zelllagen immer wieder ersetzt. Blutgefäße und Nerven besitzt die Oberhaut nicht; daher tritt bei ganz oberflächlichen Verletzungen weder Schmerz noch Blutung auf. Die Oberhaut ist an verschiedenen Stellen verschieden dick, sehr dünn an den Lippen, dick an den Hohlhänden, sehr dick an den Fußsohlen, vor allem an der Ferse. Die Lederhaut ist der wichtigste Bestandteil der Haut; sie enthält Blutgefäße, Nerven und verschiedenartige Drüsen, deren Tätigkeit der Haut selbst und dem Gesamtkörper zu gute kommen. Die Lederhaut besteht zum großen Teile aus einem elastischen Gewebe, dem die Haut ihre Schmiegsamkeit und Elastizität verdankt. Unter der Lederhaut befindet sich noch eine mehr oder weniger dicke Schicht von Fettgewebe. Dieses Fettgewebe ist es vor allem, das die so wohlgefälligen, für die Schönheit des Körpers unerläßlichen, runden Formen verursacht.

Zwei Arten von Drüsen sind in die Lederhaut eingebettet: Schweiß- und Talgdrüsen. Die Schweißdrüsen befinden sich ziemlich überall, nur an einigen wenigen Stellen (Teilen der Geschlechtsorgane, Lippen) fehlen sie; besonders zahlreich sind sie an Hohlhand, Fußsohle und Achselhöhle entwickelt; daher schwitzt, oder vielmehr, wie der gesellschaftliche Ausdruck heutigen Tages lautet, transpiriert der Körper an diesen Stellen am stärksten. Die Schweißdrüsen sind knäulartig gewundene Drüsen, aus denen der Schweiß durch einen feinen Kanal nach der Oberfläche der Haut gelangt. Talgdrüsen finden sich überall da, wo Haare vorhanden sind. Bei den größeren Haaren, also z. B. am Kopfe, bilden sie nur ein Anhängsel des Haares; bei den feinen, sogen. Wollhaaren, die nahezu den ganzen Körper bedecken, sind sie aber die Hauptsache; hier tritt das Haar der Drüse gegenüber in den Hintergrund. An Flachhand und Fußsohlen fehlen diese Drüsen, sehr stark entwickelt sind sie an der Nase. Sie sondern eine fettige Flüssigkeit, den Hauttalg ab, der zum Einfetten der Haut und der Haare dient.

Unter normalen Verhältnissen ist die Haut glatt, samtartig weich und von mattem Glanze. Feine Fälterungen und Grübchen sind überall an ihrer Oberfläche zu sehen; diese entsprechen den Spaltrichtungen des elastischen Gewebes und den Mündungen der Drüsen. Die ganz eigenartige Weichheit der Haut wird einmal durch diese Fälterungen und Grübchen, ferner auch durch die feinen Wollhaare bedingt. Der matte Glanz rührt von dem Fette der Talgdrüsen her, während die Schweißdrüsen dafür sorgen, daß die Haut immer in geringem Grade feucht erhalten wird.

Die Farbe der Haut ist eine sehr verschiedene. Total verschieden ist sie bei den einzelnen Rassen; sie ist aber auch verschieden bei den Menschen derselben Rasse, und sie ist auch verschieden bei einem und demselben Menschen je nach der Körperstelle. Die Farbe ist abhängig von der Menge des in der Haut befindlichen Blutes, von der Dicke der Oberhaut und von der Menge des in den untersten Schichten der Oberhaut vorhandenen Farbstoffes. So sehen wir bei Erregungszuständen, bei starker Wärme der umgebenden Luft, die Haut lebhaft gerötet. Die Lippen, die eine sehr dünne Oberhaut besitzen, sind viel stärker gerötet als die übrige Haut, weil die Blutgefäße viel intensiver durchscheinen können. Die unbedeckt getragenen Körperstellen, Gesicht und Hände, sind im allgemeinen etwas dunkler gefärbt, als der übrige Körper; dies rührt davon her, daß an diesen Stellen unter dem Einfluß des Lichtes der in den unteren Schichten der Oberhaut befindliche Farbstoff sich stärker entwickelt. Dieser Hautfarbstoff ist es auch, der den Farbenunterschied bei den einzelnen Rassen bedingt. Er ist nur spärlich vorhanden beim Kaukasier, vor allem dem Nordländer und am reichlichsten beim Neger.

2. Funktionen der Haut: Die Funktionen der Haut lassen sich einteilen in solche, die von der Haut selbst und in solche, die von den in der Haut liegenden Organen ausgeübt werden. Die Haut ist zunächst eine Decke, welche die unter ihr liegenden Organe vor Verletzungen schützt, welche den Körper vor dem Austrocknen bewahrt und welche verhindert, daß der Organismus allzu viel Wärme verliert; sie ist ein schlechter Wärmeleiter und hält die im Körper bereitete Wärme zurück. Sie ist eine überaus elastische und geschmeidige Hülle, und ist den Bewegungen der einzelnen Glieder in keiner Weise hinderlich.

Die Haut ist weiter ein Atmungsorgan. Sie nimmt Sauerstoff auf und giebt Kohlensäure ab. Die Hautatmung steht beim Menschen allerdings hinter der Lungenatmung weit zurück. Mit Firnis überzogene Tiere sterben bald; nicht aus dem Grunde, weil die Hautatmung aufgehoben ist, sondern weil infolge des Firnisüberzuges der Wärmeverlust ein sehr großer ist. Außer der atmosphärischen Luft vermag die Haut auch noch andere Stoffe aufzunehmen, vorwiegend allerdings nur solche gasförmiger Natur. Ob die unverletzte Haut auch flüssige Substanzen aufnehmen kann, ist noch zweifelhaft, jedenfalls vermag sie dies nur in sehr beschränktem Umfange.

Eine sehr wichtige Aufgabe kommt den Schweißdrüsen zu. Sie sind diejenigen Organe, welche die Temperatur des Körpers regulieren. Die Drüsen sondern beständig Schweiß ab; auch unter gewöhnlichen Umständen etwa 700 gr. innerhalb 24 Stunden, doch kommt uns diese Schweißabsonderung nicht zum Bewußtsein, da die von den Drüsen auf die Oberfläche der Haut gelangende Flüssigkeit hier sofort verdunstet. Leicht nachweisen läßt sich diese unsichtbare Schweißabsonderung, wenn man die Haut mit einem undurchlässigen Stoff, z. B. Guttaperchapapier bedeckt. Nach kurzer Zeit schon zeigt sich die unter dem Papier liegende Hautpartie mit feinen Tröpfchen bedeckt. Bei höherer Temperatur der Luft, häufig auch bei Gemütsbewegungen, wird infolge einer Erweiterung der Hautgefäße mehr Schweiß abgesondert. Der Schweiß hat einen charakteristischen, besonders bei einzelnen Menschenrassen stark hervortretenden Geruch. Auf die Tätigkeit der Schweißdrüsen ist es in erster Linie zurückzuführen, daß die Körpertemperatur des Menschen im wesentlichen dieselbe bleibt, mag er in den Tropen, mag er in den Polargegenden leben. Nicht nur reines Wasser wird aber durch die Schweißdrüsen abgesondert, sondern auch Stoffe, die der Körper nicht mehr brauchen kann. Eine erhöhte Bedeutung gewinnt diese Tätigkeit der Schweißdrüsen bei Erkrankung derjenigen Organe, die vor allem dazu bestimmt sind, die Abfallstoffe aus dem Körper zu entfernen, bei Erkrankung der Nieren.

Die Haut ist endlich auch ein Sinnesorgan; sie ist es infolge der in der Haut endigenden Nerven und infolge besonderer in der Haut eingebetteter Nervenorgane. Die Haut ist imstande verschiedenartige Eindrücke von außen aufzunehmen. Tastsinn und Temperatursinn haben ihren Sitz in der Haut; durch die Haut werden ferner Schmerzempfindungen ausgelöst.


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