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II. Die Pflege der Haut

Die Haut, ein so überaus wichtiges Organ, das so vielerlei Funktionen zu erfüllen hat, bedarf, um ihrer Aufgabe gerecht werden zu können, einer sorgfältigen Pflege. Wer eine schöne, normal funktionierende Haut sich erhalten will, muß sie pflegen; das erscheint selbstverständlich, wird aber häufig genug nicht beachtet. Krankheiten der Haut, auch Krankheiten des Gesamtkörpers, lassen sich durch eine rationelle Hautpflege vielfach verhüten.

Eine normale Haut soll glatt, weich, glänzend, etwas feucht und elastisch sein. Damit ist freilich nicht gesagt, daß eine solche Haut dem Träger selbst gefällt. Persönlicher Geschmack und nicht zum geringsten Teil die Mode spielen hierbei eine große Rolle. Die Mode hat sich auch an der Haut als eine Tyrannin erwiesen. Die Ansichten über die Schönheit der Haut sind bei verschiedenen Völkern und zu verschiedenen Zeiten ganz verschiedene gewesen. Wilde Völkerschaften bemalen sich, tätowieren sich, bringen sich tiefe Narben bei. Die Kulturvölker hatten schon zu altersgrauen Zeiten die Gewohnheit, sich zu schminken und dadurch die Haut zu verschönern. Diese Sitte hat sich erhalten bis auf heute. Die Kosmetik des Altertums stand auf einer sehr hohen Stufe, auf einer höheren vielleicht noch als die der Gegenwart. So wie heute, so bediente sich auch damals hauptsächlich das schönere Geschlecht der Kosmetik. Die Damen im alten Ägypten schminkten sich rot und weiß, färbten sich die bleichen Lippen, schwärzten sich die Augenbrauen, tout comme chez nous. Auch bei den Juden, Griechen und Römern war es nicht anders. Die Toilette einer vornehmen Römerin hat im Altertume nicht minder lange gedauert, als die einer Dame der Welt von heute. Die römischen Damen bedeckten sich des Nachts das Gesicht mit Pasten, um eine Runzelbildung zu verhüten; Wasser als Waschmittel kannten sie vielfach nur vom Hörensagen. Popaea, die Gemahlin Neros, soll beständig 100 Eselinnen mit sich geführt haben, um ihre zarten Glieder in Milch baden zu können. Auch in der Herstellung von Wohlgerüchen und Haarfärbemitteln waren besonders die Römer sehr bewandert. Alle diese Künste wurden auch im Mittelalter fleißig geübt. Besonders aber im 17. Jahrhundert, zur Zeit der Schönheitspflästerchen, ward die Haut von der Herrscherin Mode mißhandelt. Damals unterschieden sich die Frauen dem Stande nach durch die Art des Schminkens, durch die Intensität des aufgetragenen Rot. Sogar die Männer und die kleinen Mädchen mußten sich dem Zwange fügen. Da sind wir heutigen Tages denn doch noch etwas bessere Menschen. Das Schminken hat sich bis zur Gegenwart zwar erhalten, aber die Übertreibungen sind zum größten Teil weggefallen; die finden nur höchstens noch bei den Völkerschaften des südöstlichen Europas, wo sich häufig auch die Bäuerinnen schminken.

Aufgabe einer rationellen Hautpflege muß es sein die normalen Eigenschaften der Haut, also die Farbe, den Glanz, die Glätte, Weichheit und Elastizität zu erhalten. Wasser und Seife sind die Hauptmittel, die uns hierzu zu Gebote stehen, eine nicht unwichtige Rolle spielen aber ferner noch Puder, Salben, Luft, Massage, Kleidung und Lebensweise.

Am wesentlichsten und notwendigsten ist die tägliche Reinigung der Haut. Die obersten, verhornten Zellschichten werden hierbei abgestoßen, die Poren der Haut offen gehalten und die Niederschläge, die aus der Luft auf die Haut gelangen, Ruß und Staub, entfernt; eine regelmäßige Reinigung der Haut sorgt am besten für eine Aufrechterhaltung der Hautatmung. Zur Reinigung der Haut eignet sich am allerbesten das Wasser in Verbindung mit der Seife. Die Alten, vor allem die Römer, hatten den Nutzen und die Zweckdienlichkeit der Bäder bereits erkannt, die Bäder standen bei den alten Römern in hohem Ansehen. Später gerieten sie aber ziemlich in Vergessenheit, zur Wende des 16. Jahrhunderts waren Badestuben sogar verboten, vor allem, weil man die Übertragung von Krankheiten durch die Bäder fürchtete. In neuester Zeit hat man den Bädern, diesem wichtigen hygienischen Faktor, mit vollem Rechte wieder eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet und auch den unteren Volksschichten durch Errichtung von Volksbrausebädern Gelegenheit zur Pflege des Körpers und der Haut gegeben. Die Bäder reinigen nicht nur die Haut, sie regen sie auch zu erhöhter Tätigkeit an. Sie befördern den Stoffwechsel. Die Ernährung des ganzen Körpers wird dadurch eine bessere; die weitere Folge davon ist eine bessere Ernährung und Verschönerung der Haut. Kalte Bäder und kalte Waschungen wirken ferner auch als Abhärtungsmittel. Die Haut wird für äußere Einflüsse, besonders Temperaturunterschiede, weniger empfindlich, Erkältungen kommen nicht so leicht zu stande.

Das zu Waschungen oder Bädern verwandte Wasser soll natürlich frei von sichtbarem Schmutze, es soll aber auch, wenn irgend möglich, ein weiches Wasser sein, d. h. keine Kalk- und Magnesiumsalze enthalten. Hartes Wasser macht die Haut leicht rauh und spröde, ruft sogar Entzündungen hervor; es ist für eine zarte Damenhaut gänzlich ungeeignet. Mit vollem Rechte wird daher zum Baden das weiche Regen- oder Flußwasser bevorzugt. Hartes Wasser kann man durch längeres Kochen, Zusatz von Soda, Pottasche, Seife weich machen, zum mindesten wird dem Wasser durch derartige Zusätze viel von seiner Härte genommen. Ebenso nötig wie das Wasser ist die Seife zur Hautpflege, denn Wasser allein kann die auf der Haut befindlichen Unreinlichkeiten nicht in genügender Weise entfernen. Sehr wichtig ist die Wahl der Seife. Eine ungeeignete Seife vermag noch mehr wie hartes Wasser die Haut zu reizen und zur Entzündung zu bringen. Eine gute Seife soll Unreinlichkeiten und Fett von der Haut entfernen, soll ihr aber nicht alles Fett entziehen, d. h. soll die Haut nicht so viel aufquellen lassen, daß auch die tieferen Schichten der Oberhaut des Fettes beraubt werden. Eine für den gewöhnlichen Gebrauch bestimmte Seife darf kein oder nur ganz wenig überschüssiges Alkali enthalten, da dieses die Haut stark angreift, sie muß eine möglichst neutrale Seife, eine Kernseife sein. Kernseifen sind solche Seifen, bei denen durch einen Reinigungsprozeß die bei der Seifenbildung entstandenen Nebenprodukte entfernt worden sind; kohlensaures Alkali kann allerdings meist nicht ganz entfernt werden, daher auch die besten Seifen kaum völlig neutral sind. Die Seife darf auch keinen zu geringen Gehalt an Wasser haben, da sie sonst zu wenig schäumt; ist die Seife parfümiert oder gefärbt, dann dürfen hierzu nur Substanzen verwandt sein, die nicht giftig sind und nicht reizen. Gute Seifen sind z. B. die englischen, allerdings teueren Seifen, die Mandelseife. Eine sehr milde Seife ist die Ray-Seife, eine aus Hühnereiern hergestellte Seife, die selbst eine entzündete Haut nur wenig reizt. In neuerer Zeit hat man sogen. überfettete Seifen hergestellt. Das Fett in diesen Seifen soll einmal die Wirkung des Alkali mildern und weiter nach dem Waschen das der Haut entzogene Fett wieder ersetzen. Das gleiche Ziel wird bei der Glyzerinseife verfolgt. Obwohl der beabsichtigte Zweck wohl kaum ganz erreicht wird, denn das Fett wird mit dem Seifenschaum durch das Wasser wieder abgespült, so sind derartige Seifen doch mild und für die Haut sehr zuträglich. Der Kaliseifengeist ist bei gewissen Erkrankungen der Haut sehr brauchbar, für den gewöhnlichen Gebrauch aber nicht zu empfehlen, da er trotz seines hohen Glyzeringehaltes stark reizend wirkt.

Die Abreibungen sollen mit Flanell oder einem Schwamm vorgenommen werden. Am besten ist es zwei Schwämme zu benutzen, einen feineren für das Gesicht und einen gröberen für den übrigen Körper. Nach längerem Gebrauche werden die Schwämme fettig und schmierig, verlieren an Porosität und sind dann nicht mehr gebrauchsfähig. Derartige Schwämme können durch Auskochung in Sodalösung mit folgendem Waschen in reinem Wasser wieder von ihrem Fett befreit werden. Ein sehr empfehlenswerter und viel dauerhafterer Ersatz für die Schwämme ist Luffa.

Die Pflege der Haut, also vor allem die Waschungen, muß im frühesten Kindesalter beginnen. Die kindliche Haut bedarf einer besonders sorgfältigen Pflege, da sie sehr empfindlich ist, und leicht zu Entzündungen neigt. In der ersten Lebenszeit bis zum Ende des 2. Jahres soll das Kind täglich einmal im Wasser von 28-30ºR. gebadet werden; dann können die Bäder allmählich seltener angewandt werden, jeden 2. Tag, 2 mal in der Woche, und vom 10. bis 12. Jahre ab genügt ein Bad wöchentlich. Als Ersatz hat natürlich eine regelmäßige Reinigung von Gesicht und Händen stattzufinden. Ein wöchentliches warmes Bad mit Seifenwaschung sollte jeder Erwachsene gebrauchen, ein mehr ist von Übel, denn die Haut wird durch häufige warme Bäder zu sehr erschlafft und verweichlicht. Dieses wöchentliche warme Bad soll auch dann nicht wegfallen, wenn täglich kalte Bäder genommen werden, da durch ein gewöhnliches kaltes Bad die Haut nicht in genügender Weise gereinigt wird. Nach dem warmen Bade muß der Körper kalt abgerieben werden; eine derartige Abreibung wirkt abhärtend, verhütet eine Erschlaffung und Verweichlichung der Haut. Bäder und nasse Abreibungen werden am besten des Abends vorgenommen; jedenfalls sollte eine nasse oder auch nur feuchte Haut nie der frischen Luft ausgesetzt werden; eine zarte Haut würde hierauf bald mit Entzündung reagieren. Das Abtrocknen hat mit rauher Leinwand zu geschehen; diese trocknet die Haut viel besser, regt außerdem die Blutzirkulation in der Haut an, bewirkt also eine bessere Ernährung und damit eine Verschönerung der Haut.

Besondere Sorgfalt ist beim Bade den Achselhöhlen, den Geschlechtsteilen und dem After zuzuwenden, da diese größeren Unreinlichkeiten ausgesetzt sind. Bei starkem Schwitzen empfiehlt es sich die genannten Teile einmal wöchentlich mit Spiritus abzureiben. Ein Dampfbad jeden Monat ist sehr empfehlenswert, dieses öffnet die Poren und fördert die Hautatmung.

Gewöhnliches Wasser kann auf eine zarte Haut reizend einwirken; es empfiehlt sich dann ein Einpudern nach dem Bade. Der Puder mildert die Reizwirkung des Wassers. Unbedingt nötig ist ein solches Einpudern bei kleinen Kindern. Einzupudern sind vor allem die Stellen, wo Hautfalten vorhanden sind, Hals, Nabel, Achselhöhlen und Beckengegend. Der Puder muß rein, völlig reizlos und feinkörnig sein. Er ist in einer geschlossenen Schachtel aufzubewahren und wird am besten mit einem Wattebausch aufgetragen. Eine Puderquaste ist weniger gut, da sich in dieser bei längerem Gebrauch leicht Unreinlichkeiten festsetzen können; es muß natürlich jedesmal ein frischer Wattebausch genommen werden. Sehr zu empfehlen als Puder ist Stärkemehl; dieses macht die Haut glatt, kühlt, saugt die überflüssige Flüssigkeit auf und bildet eine Schutzdecke. Auch Weizenstärke, Kartoffelmehl, Reismehl sind gute Puder; das letztere allerdings ist selten rein und enthält häufig für die Haut schädliche Beimengungen. Bei der Verwendung des Puder müssen gewisse Vorsichtsmaßregeln beachtet werden. Man darf nicht zu viel Puder nehmen, da sonst die Hautporen verstopft werden können. Der Puder darf auch nicht zu lange liegen bleiben, sondern muß bald nach dem Bade wieder entfernt werden. Geschieht das nicht, dann vermengt sich der Puder mit dem Schweiß, es entstehen harte Borken, die an sich schon reizen. Weiter kommt es in diesen Borken aber auch zu einer Verkleisterung, der Kleister wird allmählich sauer und nun tritt gerade das ein, was durch das Pudern vermieden werden soll: Eine Reizung der Haut.

Bei spröder Haut, bei einer Haut, die zu wenig Fett enthält, ist ein zeitweiliges Einfetten nötig. Am besten geschieht das nach dem Bade. Das Fett bildet ein Schutz- und Deckmittel für die Haut, macht sie geschmeidig und beseitigt die Sprödigkeit und abnorme Spannung. Das verwandte Fett muß selbstverständlich absolut rein und darf keinesfalls ranzig sein; denn durch ranziges Fett würde eine Reizung und Entzündung der Haut verursacht werden. Auch reizende Parfüms darf das Fett nicht enthalten. Sehr empfehlenswert zum Einfetten ist Lanolin. Dies ist beinahe unbegrenzt haltbar und reibt sich leicht in die Haut hinein, so daß die Haut nach dem Einfetten keinen unschönen Fettglanz aufweist. Am besten wird das Lanolin mit irgend einem andern Fette oder mit Wasser vermischt, da es allein zu zähe ist. Eine sehr vorteilhafte Mischung ist die Lanolin-crême. Vorzüglich geeignet zum Einfetten ist Cold-cream. Außer den Fetten werden vielfach auch fetthaltige Samen in Gestalt von Emulsionen zum Einfetten gebraucht, so die Mandelmilch. Frischer Gurkensaft, der ja auch fetthaltige Samen enthält, ist ein bekanntes Schönheitsmittel.

Das so häufig für alle möglichen Veränderungen der Haut gebrauchte Glyzerin ist nur mit Vorsicht anzuwenden, da es von manchen Leuten nicht vertragen wird. Es entzieht der Haut Wasser und ruft aus diesem Grunde auch bei unverletzter Haut vielfach Brennen hervor. Das Glyzerin muß ganz rein und säurefrei sein; es soll immer mit Wasser verdünnt werden. Am vorteilhaftesten ist es, wenn das Glyzerin nach dem Waschen auf die noch feuchte Haut aufgetragen wird.

Das Einfetten geschieht am besten mit der bloßen Hand. Danach wird die Haut mit einem feinen Tuche leicht abgewischt um das überflüssige Fett zu entfernen.

Wie schon erwähnt, spielt das Wasser bei der Pflege der Haut die Hauptrolle. Allerdings kann auch mit der Anwendung des Wassers zu viel des Guten getan werden. Die enthusiastischen Jünger Kneips oder Priesnitzs, die echten Wasserfanatiker, die alles Heil vom Wasser erwarten, und die täglich Ströme von kaltem Wasser auf die Haut einwirken lassen, pflegen ihre Haut nicht, sie mißhandeln sie. Durch übermäßige Anwendung des Wassers verliert die Haut ihre Schönheit, sie wird trocken, spröde, unelastisch, hart wie Leder.

Personen mit sehr zarter Haut vertragen bisweilen Wasser überhaupt nicht. Die Gesichtshaut ist besonders empfindlich und wird unter Umständen auch durch ganz weiches Wasser gereizt. Man kann die Reizwirkung des Wassers in solchen Fällen mindern durch Zusatz von schleimigen Mitteln, besonders Abkochungen von Mandel- oder Weizenkleie; ferner durch Zusatz von Borax oder Borsäure. Bleibt die Reizwirkung trotzdem bestehen, dann muß das Wasser durch andere Mittel ersetzt werden. Fett und Puder, sogen. Waschpuder vermögen die Haut bis zu einem gewissen Grade zu reinigen. In der Damenwelt ist die hautreinigende Eigenschaft der Fette und Puder sehr wohl bekannt. Ebenso wie es viele Münchener Biertrinker giebt, die das Wasser als Getränk nur vom Hörensagen kennen, ebenso giebt es Weltdamen, denen das Wasser als Reinigungsmittel nur dem Namen nach bekannt ist. Die ausschließliche Anwendung des Fettes als Reinigungsmittel ist allerdings nicht empfehlenswert, da die Reinigung doch immer nur eine unvollkommene ist, und da bei beständigem Gebrauch des Fettes die Haut leicht rauh und gereizt, der Teint also verschlechtert wird.

Bei fettreicher Haut, bei reichlicher Fettabsonderung durch die Talgdrüsen, ist ein Einfetten der Haut zu unterlassen, da sonst eine Verstopfung der Talgdrüsen und damit eine Verschlechterung des Teints eintritt. Verträgt eine derartige Haut Wasser nicht, dann muß die Reinigung durch die sogenannten Waschpulver erfolgen. Mandelkleie, rein und gemischt mit Borax, ist hierzu besonders gut geeignet. Dieses reinigt die Haut und erhält sie geschmeidig und glatt.

Zu einer rationellen Hautpflege gehört ferner auch frische Luft. Sehr zu empfehlen ist es, die Haut einmal wöchentlich ¼-½ Stunde unbekleidet der frischen Luft auszusetzen. Dieses Luftbad wird am besten dem wöchentlichen warmen Reinigungsbade angeschlossen, und hat im Winter natürlich im erwärmten, aber vorher gut gelüfteten Zimmer stattzufinden.

Die Massage beginnt in neuerer Zeit bei der Pflege der Haut mit Recht häufigere Anwendung zu finden. Sie soll einmal wöchentlich stattfinden und wird nach einem leichten Einfetten der Haut vorgenommen. Die Massage darf nur eine leichte sein, da es sonst zu einer Reizung der Haut kommen kann. Durch das Massieren werden überflüssiges Hautfett und abgestorbene Hornzellen entfernt; die Muskeln der Haut werden gestärkt, der Blutkreislauf angeregt, die Elastizität gefördert. Die Massage hat in Streichungen und Reibungen zu geschehen. Die Massage des Gesichts findet in der Weise statt, daß die Stirnhaut parallel zu den Augenbrauen gestrichen wird und zwar von der Mitte nach außen zu; die Schläfen werden von den Augen aus bogenförmig nach unten und außen, die Backen gleichfalls bogenförmig, vom inneren Augenwinkel zum Ohr massiert. Am Kinn finden kreisförmige Streichungen statt. Die Reibungen werden mit den Fingerspitzen kreisförmig oder in Spiralen fortschreitend, ausgeführt. Besondere Apparate für die Massage des Gesichts sind in neuerer Zeit konstruiert worden.

Nicht unwichtig bei der Pflege der Haut ist weiter die Kleidung. Notwendig ist ein öfteres Wechseln der Unterkleider und auch der Bettwäsche. Das Wechseln der Wäsche stellt gewissermaßen ein trockenes Bad dar. Schwierig und nicht im allgemeinen zu beantworten ist die Frage, ob Wolle oder Leinwand als Unterkleidung vorzuziehen ist. Leinwand befördert die Reinlichkeit der Haut, indem sie die Feuchtigkeit leicht aufnimmt, sie schmutzt jedoch sehr und nimmt bald einen unangenehmen Geruch an. Die rauhere Wolle reinigt die Haut mechanisch durch Reibung. Für eine zarte Haut ist jedenfalls Leinwand vorzuziehen. Die Wolle scheint auch die Entstehung gewisser Hautkrankheiten zu begünstigen. Andrerseits schützt wollene Kleidung besser vor Erkältung als solche aus Leinwand. Sehr vorteilhaft für die Haut ist das Tragen besonderer Tag- und Nachthemden. Schleier und das seit langer Zeit vielgeschmähte Korsett kommen auch bei der Hautpflege mit in Betracht. Ein schwarzer Schleier zieht die Sonnenstrahlen an, ist also im Sommer und noch mehr im Frühjahr zu vermeiden, da sonst ein Verbrennen der Gesichtshaut die unvermeidliche Folge ist. Ein zu enger Schleier führt außerdem zu sehr unangenehmen Rötungen an Nase und Wangen. Das Korsett, wenigstens das eng anliegende, beeinträchtigt die Blutzirkulation und damit die Ernährung der Haut.

Eine unzweckmäßige Lebensweise übt fast immer eine ungünstige Rückwirkung auf die Haut aus. Daher sehen wir auch unsere jungen Mädchen, die von einem Balle zum andern, von einer Gesellschaft zur andern eilen, so häufig mit Bleichsucht, mit einem unschönen graugrünen Teint, mit einer welken Haut behaftet; die beste Pflege der Haut ist nutzlos, wenn der Gesamtorganismus nicht in entsprechender Weise ernährt wird, wenn der gesamte Stoffwechsel ein mangelhafter ist. Die wahre Schönheitspflege besteht in einer naturgemäßen Lebensweise und in einer entsprechenden Pflege des ganzen Körpers. Zu einer naturgemäßen Lebensweise gehört aber vor allem eine ausgiebige körperliche Bewegung in der frischen Luft; diese allein schon vermag einen schöneren, blühenderen Teint zu erzeugen als alle Schönheitsmittel der Welt zusammen.


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