Arthur Conan Doyle
Onkel Bernac
Arthur Conan Doyle

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Viertes Kapitel.

Die Männer der Finsternis.

Kaum hatte ich noch Zeit gehabt, mir über meine sonderbare und zugleich beschämende Lage klar zu werden, als ich mich an den Knöcheln emporgehoben fühlte, als wäre ich ein auf der Stange sitzendes Huhn, und mitten in das Zimmer flog. Mein Rücken schlug auf den Steinboden, daß mir der Atem verging.

»Töte ihn noch nicht, Toussac,« sagte eine sanfte Stimme. »Wir müssen erst erfahren, wer er ist.«

Ich fühlte den Druck eines mächtigen Daumens am Kinn; die anderen Finger umklammerten die Gurgel, und mein Hals wurde gewaltsam um seine Achse gedreht, bis ich die Spannung kaum mehr ertragen konnte.

»Ein Viertel Zoll noch genügt,« ließ sich die Donnerstimme vernehmen. »Auf meinen bewährten Griff könnt Ihr vertrauen. Er läßt keine Spur zurück.«

»Nein, Toussac, noch nicht,« flötete nun wieder die sanfte Stimme von vorhin. »Ich habe deinen Griff einmal gesehen, und der schreckliche Krach hat mich lange Zeit hindurch verfolgt. Wie doch rohe Gewalt die heilige Lebensflamme rasch und sicher auslöschen kann! Der Geist kann die Materie bekämpfen, aber nur auf Distanz.«

Mein Hals war derart verdreht, daß ich die Leute, die über mein Schicksal berieten, nicht sehen konnte. Ich mußte ruhig liegen und horchen.

»Tatsache ist, mein lieber Charles, daß der Mann unser wichtiges Geheimnis kennt; es handelt sich um unser Leben oder das seine.« Ich erkannte die Stimme Lesages. »Wir müssen ihn unschädlich machen. Laß ihn sich aufsetzen, Toussac, er kann ja nicht entkommen.«

Ein unwiderstehlicher Druck von rückwärts zwang mich augenblicklich in sitzende Stellung; zum erstenmal konnte ich rund um mich schauen und die Männer sehen, in deren Hände ich gefallen war. Daß sie schon gemordet und mörderische Pläne auch für die Zukunft hatten, wußte ich bereits aus ihren Reden. Auch wußte ich, daß ich hier im Marschland gänzlich in ihrer Macht war. Aber ich erinnerte mich des Namens, den ich trug, und verbarg mein Entsetzen in der Tiefe meiner Brust.

Es waren ihrer drei im Zimmer; der eine, den ich schon kannte, und zwei Neuangekommene. Lesage stand neben dem Tische, das dicke braune Buch in der Hand, und sah mich ruhig an; aber seine Augen hatten den ironischen, fragenden Ausdruck, wie man ihn etwa an einem Schachspieler wahrnehmen kann, der seinen Gegner unrettbar verloren sieht. Auf der Kiste neben ihm saß ein asketisch aussehender, gelber, hohläugiger Mann von etwa fünfzig Jahren; die welke, verschrumpfte Haut hing ihm lose über die unter dem langen Kinn vorspringenden Sehnen herab. Er trug einen braunen Anzug mit Kniehosen, die seine lächerlich dünnen Waden sehen ließen. Der Mann blickte mich kopfschüttelnd an, und seine kalten, grauen Augen versprachen wenig Gutes. Aber ganz besonders war es Toussac, der mich erschaudern machte. Er war ein Koloß; eher gedrungen als groß und geradezu mißgestaltet durch das Übermaß an Muskeln. Seine ungeschlachten, krummen Beine erinnerten an einen riesigen Stier; in der ganzen Erscheinung lag etwas Tierisches; denn der Bart wuchs ihm hinauf bis zu den Augen, und die Hand, die noch immer meinen Hals umklammert hielt, glich der Pranke eines Löwen. Den Gesichtsausdruck konnte man vor lauter Haaren kaum erkennen; aber die großen schwarzen Augen blickten unheimlich fragend bald auf mich, bald auf seine Genossen. Wenn diese das Todesurteil aussprachen – so war der Scharfrichter gewiß zur Stelle.

»Woher kam der Mann, was ist sein Beruf, wie fand er dieses Versteck?« fragte der Dünne.

»Als er kam, glaubte ich zuerst, ihr seid es,« entgegnete Lesage. »Bei diesem Wetter habe ich natürlich niemand anderen hier im Moorland vermutet. Sobald ich meinen Irrtum gewahr wurde, schloß ich das Tor und verbarg die Papiere im Kamin. Daß man durch die Mauerspalte hereinsehen konnte, hatte ich anfangs nicht bedacht, als ich aber hinaustrat, um dem Fremden den Weg zu weisen und ihn los zu werden, erblickte ich den Lichtschein. Sofort war ich überzeugt, daß er mich beim Verstecken der Papiere beobachtet hatte, und ebenso sicher nahm ich an, daß das Gesehene seine Neugier erregt haben mußte. Zweifellos würde er darüber nachdenken und auch davon sprechen. Daher ließ ich ihn ins Zimmer, um Zeit zu gewinnen und das Weitere zu überlegen.«

»Sapristi! ein paar Schläge mit dieser Hacke und ein Bett im Moor, dort, wo es am weichsten ist, dann wäre alles in schönster Ordnung,« brummte der Mann neben mir.

»Ganz richtig, lieber Toussac; aber man muß nicht gleich den höchsten Trumpf ausspielen. Ein bißchen Zartheit, ein bißchen Feinheit . . .«

»Also laß hören, was war weiter?«

»Zuerst wollte ich herausbringen, ob dieser Laval . . ..«

»Wie heißt der Mann?« rief der Dünne.

»Sein Name ist Laval, wie er sagt. Vor allem wollte ich herausbringen, ob er das Verstecken der Papiere beobachtet habe. Dies war die wichtigste Frage für uns, und wie sich die Sache jetzt gewendet hat, eine noch wichtigere Frage für ihn. Daher entwarf ich einen kleinen Feldzugsplan. Ich wartete, bis ich euch kommen sah, und ließ ihn dann allein im Hause. Durchs Fenster beobachtete ich, wie er zu dem Versteck eilte. Gleich darauf traten wir ein; ich bat dich, Toussac, ihn herunterzuholen – und hier liegt er.«

Der junge Mann blickte stolz um sich, als erwarte er das Lob seiner Kameraden.

Der Dünne schlug die Hände sanft aneinander und blickte mich lange an.

»Mein lieber Lesage,« sagte er, »du hast dich wirklich ausgezeichnet. In unserer neuen Republik solltest du Polizeiminister werden. Ich bin sonst nicht langsam von Begriff; aber ich gestehe, als ich beim Eintreten in das Haus die Beine eines Mannes auf dem Kamin erblickte, habe ich die Situation nicht gleich erfaßt. Toussac aber erfaßte die Beine selbst. Er ist immer praktisch, der gute Toussac.«

»Genug der Worte,« grölte das haarige Ungeheuer an meiner Seite. »Hätten wir weniger gesprochen und mehr gehandelt, säße die Krone nicht auf Bonapartes Haupt, säße auch dessen Haupt nicht mehr auf den Schultern. Machen wir kurzen Prozeß mit dem Kerl und gehen wir an unsere Geschäfte.«

Hilfesuchend richtete ich meine Blicke auf Lesages edle Gesichtszüge. Aber seine großen Augen sahen mich kalt und hart an.

»Toussac hat recht,« sagte er, »wir gefährden unsere eigene Sicherheit, wenn wir ihn ziehen lassen.«

»Unsere Sicherheit soll der Teufel holen,« rief Toussac, »was liegt an der? Aber wir gefährden den Erfolg unserer Unternehmung – das ist wichtiger.«

»Das kommt auf eins hinaus,« entgegnete Lesage. »Zweifellos bestimmt Paragraph dreizehn unserer Statuten genau, was in einem solchen Falle zu geschehen hat. Wer gegen diesen Paragraphen handelt, trägt eine schwere Verantwortung,«

Es lief mir eiskalt über den Rücken, als der Mann mit dem Dichterantlitz sich der Meinung des Wildlings anschloß. Aber meine Hoffnung stieg wieder ein wenig, da jetzt der Dünne, der bisher nicht viel gesprochen und mich fortwährend aufmerksam beobachtet hatte, sichtliche Zeichen von Unruhe über die blutdürstigen Vorschläge seiner Genossen verriet.

»Mein lieber Lucien,« sagte er mit einschmeichelnder Stimme und legte die Hand auf den Arm des jungen Mannes, »wir Philosophen müssen das menschliche Leben respektieren. Ein Heiligtum darf man nicht leichtsinnig zerstören. Oft haben wir erklärt, daß uns Marats blutige Exzesse . . .«

»Alle Hochachtung vor deiner Meinung, Charles,« unterbrach ihn der andere; »du wirst zugeben, daß ich stets ein williger und gehorsamer Schüler war. Aber ich sage nochmals, unser eigenes Leben ist in Gefahr, und es gibt keinen Mittelweg. Niemand verabscheut Grausamkeiten mehr als ich, aber du hast es selbst gesehen, wie geschickt und rasch Toussac vor einigen Monaten jenen Mann von Row Street für immer verstummen machte. Die Sache war vermutlich für die Zuschauer schrecklicher als für das Opfer selbst. Wenigstens hörte dieses das entsetzliche Geräusch nicht mehr, das seinen Tod anzeigte. Wenn wir das vertragen haben – und wie ich mich erinnere, war es vornehmlich auf dein Drängen, daß die Tat geschah –, dann müssen wir in diesem viel zwingenderen Falle. . .«

»Nein, nein, Toussac, halt!« schrie der Philosoph, und seine sonst so sanfte Stimme erhob sich bis zum Gekreisch, als mir die haarige Hand des Giganten neuerdings an das Kinn griff.

»Ich beschwöre dich, Lucien, aus praktischen und moralischen Gründen, laß es nicht zu. Bedenke, daß unsere Pläne mißlingen können; dann haben wir alle Hoffnung auf Gnade verloren. Bedenke auch . . .«

Dieses Argument schien den jungen Mann stutzig zu machen; sein ohnehin olivenfarbiger Teint wurde noch fahler.

»Dann sind wir jedenfalls verloren, Charles,« sagte er. »Wir haben keine Wahl. Dem Paragraph dreizehn müssen wir gehorchen.«

»Wir gehören dem engeren Komitee an und können uns eine gewisse Freiheit gestatten.«

»Einen Paragraphen können wir allein nicht abändern,« sagte Lesage. Seine herabhängende Lippe zitterte, aber die Augen blieben kalt und hart. Allmählich begann sich mein Kinn unter dem Druck des fürchterlichen Daumens zu den Schultern zu wenden und ich empfahl meine Seele der heiligen Jungfrau. Aber plötzlich schoß Charles, mein Verteidiger, hervor und erfaßte Toussacs Arm mit einer Heftigkeit, die gegen seine bisherige philosophische Ruhe stark abstach.

»Du darfst ihn nicht töten!« schrie er zornig, »Wer bist du, der du es wagst, dich gegen meinen Willen aufzulehnen? Laß ihn los, ich will es nicht, sage ich.« Der Wutausbruch verfehlte seine Wirkung vollständig; die Mienen der Genossen blieben starr und unbewegt. Da verlegte sich mein Gönner aufs Bitten.

»Seht doch, ich will euch ein Versprechen geben. Hör du mich an, Lucien! Ich will ihn verhören. Wenn er ein Spion ist, soll er sterben, und Toussac soll mit ihm machen, was er will. Ist er aber nur ein harmloser Reisender, der durch einen bösen Zufall in dieses Haus geriet und nur aus dummer Neugier unseren Plänen nachforschte, dann überlaßt ihn mir.«

Bisher hatte ich meinen Mund nicht aufgetan und kein Wort zu meiner Verteidigung hervorgebracht; und wenn es auch mehr Stolz als Mut war, was meine Haltung beeinflußte, so war ich doch mit mir zufrieden. Mein Selbstbewußtsein stand mir höher als mein Leben. Nach den letzten Worten meines Verteidigers wandte ich den Blick von dem Manne ab, der mich festhielt und sah hinüber zu jenem, der mein Todesurteil ausgesprochen hatte. Denn die Roheit meines Peinigers entsetzte mich weniger, als die feige, egoistische Haltung des anderen. Ein furchtsamer Mensch ist gefährlicher als alle anderen, und der Richter, der einen fürchtet, ist der unbeugsamste.

Von der Antwort auf die Rede meines Anwalts hing mein Leben ab. Lesage legte die Finger an die Zähne und belächelte herablassend die ernste Sprache seines Genossen.

»Paragraph dreizehn! Paragraph dreizehn!« wiederholte er in seinem sanften Tone, der mich doppelt erbitterte.

»Ich will dir was sagen, mein Lieber,« ergänzte nun Toussac mit seiner groben Stimme. »Es gibt noch eine andere Regel, die besagt: Wer einen Verbrecher beherbergt, soll behandelt werden, als hätte er selbst das Verbrechen begangen.«

Dieser Ausfall erschütterte den Gleichmut meines Anwaltes nicht im mindesten.

»Du bist ein ausgezeichneter Mann der Tat, Toussac; aber wenn es Entschlüsse zu fassen gibt, tust du besser, dies gescheiteren Köpfen zu überlassen.«

Die ruhige Überlegenheit, mit der diese Worte gesprochen wurden, schienen den Wilden einzuschüchtern. Er zuckte schweigend die Achseln.

»Was dich anbelangt, Lucien,« nahm nun wieder mein Gönner das Wort, »so bin ich erstaunt, daß du irgendeinem meiner Wünsche entgegentrittst, in Anbetracht der Stellung, die du einst in meiner Familie einzunehmen wünschest. Wenn du die wahren Prinzipien der Freiheit erkannt hast, und wenn du einer von jenen bist, die nie an dem endlichen Sieg der Republik verzweifelt sind, wem verdankst du alles dies?«

»Gewiß, Charles, das gebe ich gerne zu,« antwortete der junge Mann sehr erregt. »Gewiß sollte ich der letzte sein, der sich irgendeinem deiner Wünsche widersetzt; aber in diesem Falle führt dich deine Herzensgüte auf falsche Wege. Stelle ihm in Gottes Namen so viele Fragen als du willst; aber an dem Ausgang der ganzen Sache kann das nichts ändern.«

So dachte auch ich; wußte ich doch die Geheimnisse dieser verzweifelten Bande; sie konnten mich nicht ziehen lassen. Und doch, das Leben ist so schön, und ein Aufschub des Endes, sei er noch so kurz, ist so willkommen! Als die mörderische Hand mein Kinn los ließ, glaubte ich ein leises Glockenläuten zu hören und die Lampe heller leuchten zu sehen. Gleich darauf kehrte mein Bewußtsein klar zurück, und ich blickte auf das abgezehrte Gesicht meines Untersuchungsrichters.

»Woher kommen Sie?« fragte er.

»Aus England.«

»Aber Sie sind Franzose?«

»Ja!«

»Wann kamen Sie an?«

»Heute abend.«

»Auf welchem Wege?«

»Auf einem Dreimaster von Dover.«

»Der Mann spricht die Wahrheit,« grölte Toussac. »Zu seinem Glück kann ich das bestätigen. Wir haben das Schiff gesehen; und jemand wurde ans Land gesetzt, gleich nachdem das Boot, mit dem ich kam, abgestoßen hatte.«

Ich erinnerte mich an das Boot: es war der erste Gegenstand, den ich an der französischen Küste wahrnehmen konnte. Welch eine ungeahnte Bedeutung hatte es jetzt für mich gewonnen! Und nun begann mein Verteidiger seine Fragen, ganz allgemeine, nutzlose Fragen; und so langsam, zögernd stellte er sie, daß Toussac zu murren anfing. Dieses Kreuzverhör erschien mir wie eine zwecklose Komödie, und doch entnahm ich aus dem Eifer und der Eindringlichkeit des Fragenden, daß er irgendeine Absicht damit verband. Wollte er vielleicht nur Zeit gewinnen? Zeit wozu? Und blitzartig, wie die Gedanken nur dem kommen, dessen Nerven durch eine Gefahr aufs äußerste angespannt, blitzschnell durchzuckte mich eine Erleuchtung. Der Mann erwartete irgend etwas, er wartete gespannt und ungeduldig. Dies las ich in seinem zusammengekniffenen Gesicht, ich sah es an dem unaufhörlichen Zwinkern seiner ruhelosen Augen. Er erwartete eine Unterbrechung und sprach und sprach ohne Unterlaß, um die anderen hinzuhalten. So sicher war ich meiner Sache, als ob er mir sein Geheimnis ins Ohr geflüstert hätte; und neue Hoffnung drang mir belebend, wie ein warmer, rieselnder Quell, zum erstarrten Herzen.

Endlich brachte das Geschwätz Toussac in hellen Zorn; mit einem wilden Fluch fuhr er dazwischen.

»Jetzt habe ich es satt,« schrie er. »Für deine kindische Spielerei schlage ich mein Leben nicht in die Schanze. Haben wir nichts Besseres zu tun, als über diesen Menschen zu schwätzen? Bin ich mit Lebensgefahr von London herübergekommen, um deine schönen Reden zu hören? Höre auf mit deiner Fragerei und nun ans Geschäft.«

»Sehr richtig,« sagte mein Verteidiger. »Dieser kleine Wandschrank hier kann sehr gut als Gefängnis für den Mann da dienen. Wir wollen ihn hineinstecken und erst unsere Geschäfte erledigen. Dann haben wir noch immer Zeit, mit ihm fertig zu werden.«

»Damit er auch noch unsere Gespräche hört,« meinte Lesage.

»Weiß der Teufel, was in dich gefahren ist,« schrie Toussac mit einem mißtrauischen Blick auf meinen Beschützer. »Du warst wohl nie so zaghaft, am wenigsten damals mit dem Manne von Row Street. Der Kerl kennt unser Geheimnis; wenn wir ihn leben lassen, werden wir ihn als Angeklagte bei Gericht wiedersehen. Was hat es für einen Sinn, eine Verschwörung anzuzetteln, um den Erfolg im letzten Moment wegen eines fremden Menschen in Frage zu stellen und uns alle ins Verderben zu stürzen? Ich breche ihm das Genick, und alles ist in Ordnung.«

Wieder streckten sich die behaarten Hände nach meinem Kinn aus, als Lesage plötzlich aufsprang. Er war ganz blaß geworden und lauschte mit emporgehaltenem Zeigefinger und seitwärts geneigtem Kopf. Seine lange feine, dünne Hand zitterte wie ein Blatt im Winde.

»Ich höre etwas,« flüsterte er.

»Ich auch,« sagte der ältere.

»Was war das?«

»Ruhe, aufgepaßt!«

Wir horchten in atemloser Spannung. Der Wind heulte im Kamin und rüttelte an den schlottrigen Fenstern.

»Es war nichts,« sagte endlich Lesage mit nervösem Lachen. »Der Sturm macht manchmal ganz sonderbare Geräusche.«

»Pst,« rief der andere, »jetzt habe ich wieder etwas gehört.«

Ein wildes Geheul übertönte das Brausen des Sturmes.

»Ein Hund.«

»Man verfolgt uns!«

Lesage eilte zum Kamin und warf die Papiere ins Feuer.

Toussac ergriff die an der Wand lehnende Axt; mein Anwalt aber zog das zerrissene Netzwerk aus der Ecke und öffnete eine kleine, hölzerne Tür, die einen flachen Holzraum abschloß.

»Rasch, da hinein,« flüsterte er.

Während ich in mein Versteck kroch, hörte ich ihn mit den anderen darüber reden, daß ich hier sicher untergebracht sei, und daß sie jederzeit Hand an mich legen könnten, wenn es ihnen beliebe.


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