Marcus Tullius Cicero
Vom Schicksal
Marcus Tullius Cicero

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20. Auf diese Weise muß man diese streitige Sache behandeln, nicht aber bei abschweifenden und von ihrer Richtung abweichenden Atomen Schutz suchen. Das Atom, sagt 1015 er, weicht ab. Erstlich (frage ich,) warum? denn sie haben eine verschiedene Kraft ihrer Bewegung, von Democritus die durch einen Trieb nach vorwärts, den er Stoß nennt, von dir, Epicurus, die durch Schwerkraft und Gewicht. Was findet sich nun in der Natur für eine neue Ursache, die das Atom zum Abweichen bringt? oder loosen sie untereinander, welches abweichen müsse, und welches nicht? oder warum sollen sie um einen kleinsten Theil abweichen, um einen größern nicht? Oder warum nur um einen kleinsten, und nicht um zwei oder drei. Das heisse ich voraussetzen, nicht beweisen. Denn du sagst weder, das Atom werde durch einen Anstoß von aussen von seiner Stelle gerückt und zum Abweichen gebracht, noch daß in jenem leeren Raume, durch den das Atom sich bewege, irgend eine Ursache vorhanden gewesen sey, warum es sich nicht senkrecht bewege; noch ist in dem Atom selbst irgend eine Veränderung vorgegangen, weßwegen es nicht die natürliche Bewegung seiner Schwere zu Folge behalten sollte. Ungeachtet er demnach keine Ursache beigebracht hatte, die jene Abweichung bewirken sollte, bildet er sich doch ein, etwas (Vernünftiges) zu sagen, wenn er Etwas behauptet, was der (gesunde) Verstand aller Menschen verwerfen und verschmähen muß. Und wirklich hat, glaube ich, Keiner nicht blos das Schicksal, sondern sogar die unwiderstehliche Nothwendigkeit aller Dinge mehr bestätigt, und die freien Bewegungen der Seele aufgehoben, als Dieser, welcher gesteht, er habe auf eine andere Weise sich des Verhängnisses nicht erwehren können, als daß er zu diesen erdichteten [chimärischen] Abweichungen seine Zuflucht genommen habe. Denn, gesetzt es gäbe Atome, ein Satz dem ich nun einmal 1016 meinen Beifall nicht geben kann, so ließen sich doch jene Abweichungen nie erklären. Denn wenn es in Folge der Naturnothwendigkeit eine Eigenschaft der Atome ist, daß sie dem Gesetze der Schwerkraft zu Folge sich bewegen, weil jedes Ding, das eine Schwere hat, wenn ihm kein Gegenstand im Wege steht, sich bewegen und sinken muß, so ist auch Das nothwendig, daß einige Atome, oder, wenn sie wollen, alle, ihrer Natur nach abweichenOder: »ist darum auch nothwendig, daß einige Atome – abweichen müßten?« Doch läßt sich in der Nähe der Lücke, oder vielmehr des Endes ohne Schluß, Dieß nicht mit Sicherheit bestimmen. müßten * * *

[Der Schluß fehlt.]


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