Clemens Brentano
Gedichte
Clemens Brentano

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      Kaum hörst du auf, so fang ich an,
Dich erst recht zu vermissen,
Ich habe ein Gelübd getan,
Kein andres Weib zu küssen

Gewaltig, regt es sich in mir,
Zu leben und zu lieben,
O süße Frau wär ich bei dir,
Ich wollt dich nicht betrüben.

Du letzter Preis von Lieb und Lust,
Wie konnte ich dich quälen,
Ach hätt ich jemals was gewußt,
Wie könnt ich dann erzählen.

Die Lippe schließt der Liebe Kuß,
Ich hab ihn nie empfangen,
Es rühmt sich nur der Überdruß,
Es seufzt nur das Verlangen.

Kaum hörst du auf, so fang ich an
Versäumnis muß ich büßen,
O wandelte die Lust mich an
Ein andres Weib zu küssen.

Mein Kuß ist jung, mein Kuß ist alt,
Ich küß mit weisen Listen,
Es würde Liebe und Gewalt
Die Untreu dir nicht fristen

So lebe wohl, verzeihe dir!
Die keusche Bahn zu wandten,
Ich lebe wohl, verzeihe mir,
Im Traum Dich zu –
                                mißhandlen.

 


 


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