Lily Braun
Memoiren einer Sozialistin - Kampfjahre
Lily Braun

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Vierzehntes Kapitel

Alle Vorbereitungen für das Erscheinen der Neuen Gesellschaft waren getroffen. Es sollte eine Zeitschrift großen Stiles werden. Hervorragende Parteigenossen des In- und Auslandes hatten uns ihre Mitarbeit zugesagt. Eine junge Künstlerin, von der Idee, die uns leitete, gepackt, hatte den Umschlag gezeichnet: schwarze Fabriken, aus deren Essen die Feuerflammen der kommenden Zeit emporschlagen. Es gab Leute, die angesichts der schönen Ausstattung, des niedrigen Preises und der hohen Honorare, die wir festgesetzt hatten, bedenklich die Köpfe schüttelten. Aber der Dreimillionen-Sieg der Partei hatte den Glauben an unsere Sache, den wir von jeher besessen hatten, nur noch gestärkt. Jetzt war wirklich die Zeit gekommen, wo die Sozialdemokratie eine Macht im Staate zu werden begann, wo sie vor der Aufgabe stand, selbständig praktische Politik zu treiben. Breite Schichten der Arbeiterschaft, die erstarkten Gewerkschaften an der Spitze, verlangten danach, und die Masse der Mitläufer, die unseren Sieg hatte vergrößern helfen, war zweifellos nicht durch die ferne Aussicht auf den Zukunftsstaat zu uns gekommen, sondern durch die Hoffnung auf Reformen der Gegenwart.

Eines Morgens kam Heinrich verärgert aus dem Bureau: »Der Lindner läuft umher wie die Jungfrau von Orleans: ›und mich, die all dies Herrliche vollendet, mich freut es nicht, das allgemeine Glück‹. Sollten die Schwarzseher ihn schon beeinflußt haben?! Das könnte mir passen!«

Wir hörten eine Woche lang nichts von ihm. Dann kam ein Brief; – während mein Mann ihn überflog, veränderten sich seine Züge: »Hier hast du den Wisch,« rief er wütend und warf die Türe hinter sich ins Schloß.

»Da ich mich überzeugt habe, daß ein gedeihliches Zusammenarbeiten zwischen uns nicht erreichbar sein wird, trete ich von unserem Vertrag zurück –,« las ich.

Das ist doch nicht möglich, – das kann doch nicht sein, fuhr es mir durch den Kopf; wie kann er sein Wort brechen, jetzt, in diesem Augenblick, wo er weiß, daß damit alles steht und fällt!

Heinrich war beim Rechtsanwalt gewesen. »Nichts zu machen,« knirschte er, als er nach Hause kam, »mein Anstand, oder sagen wir lieber meine Dummheit, die mich hinderten, den Vertrag notariell zu machen, ermöglichen diesen erbärmlichen Rückzug.«

Was nun?! Heinrichs trotzige Energie hatte auf diese Frage nur eine Antwort: »Erst recht!«

Ich fühlte mich im ersten Augenblick wie gelähmt und war geneigt, im Rücktritt Lindners etwas zu sehen, das einem Wink des Schicksals oder einem Gottesurteil gleichkam. Aber die Ereignisse innerhalb der Partei zerstreuten den Nebel, der meinen Blick vorübergehend verdunkeln wollte.

Überall hatten nach den Wahlen Siegesfeiern stattgefunden. Hunderte von Rednern hatten das »Unser die Welt!« in die überfüllten Säle hinausgeschmettert und ein vieltausendstimmiges Echo gefunden. Dann aber war der Rausch verflogen, und jenes erwartungsvolle Schweigen war eingetreten, das jedem großen Ereignis zu folgen pflegt. Man konnte sich nicht vorstellen, daß nun der Alltag wieder da ist, – genau so wie vorher; es mußte irgend etwas folgen, das dem Ungeheueren entsprach, das wir erlebt hatten! Doch es geschah nichts. Nur der Sommer war gekommen mit seiner Blumenpracht, – wie immer. Ein unbestimmtes Gefühl der Enttäuschung erkältete die eben noch glühenden Herzen. Die durch den Kampf aufgepeitschten Nerven erschlafften plötzlich; eine nörgelnde Empfindung der Unzufriedenheit entstand; kaum einer war, der sich ihr entziehen konnte, und wer am leidenschaftlichsten um den Sieg gerungen hatte, den packte sie mit doppelter Gewalt.

Einige der führenden Geister in der Partei waren sich bewußt, daß die nervöse ungeduldige Frage der Massen nach dem Preise des siegreichen Kampfes Antwort heischte. Aber sie empfanden nicht, daß die Antworten, die sie gaben, angesichts der Größe der Erwartungen wie eine Verhöhnung wirken mußten. Kautsky, der Theoretiker des Radikalismus, versuchte ihr als der Vorsichtigere aus dem Wege zu gehen, indem er sich nur mit den Wahrscheinlichkeiten der künftigen Haltung unserer Gegner beschäftigte, und im übrigen die Gemüter durch den Hinweis auf »die alte, bewährte Taktik der Partei« zu beruhigen suchte. Eduard Bernstein dagegen, der Revisionist, hatte in dem Bestreben, zu momentanen praktischen Resultaten zu gelangen, acht Tage nach dem Siege auf die Frage: was folgt aus dem Ergebnis der Reichstagswahlen? keine andere Antwort als die: ein sozialdemokratischer Vizepräsident im Reichstag! Was in ruhigen Zeiten vielleicht zu einer Erörterung innerhalb der Fraktion geführt hätte, das wurde jetzt das Signal zum Aufruhr.

Wie, darum haben wir monatelang unsere Haut zu Markte getragen, darum haben drei Millionen Deutsche einundachtzig Sozialdemokraten in den Reichstag geschickt, damit einem von ihnen die Gelegenheit geboten wird, vor dem Kaiser zu katzbuckeln, – dem Kaiser, dessen Faust wir von Essen und Breslau her noch auf unserer Wange brennen fühlen?! So tönte es von allen Seiten.

Vergebens, daß Vollmar von München aus versuchte, der kühlen Vernunft zu ihrem Rechte zu verhelfen, indem er die tatsächlichen Vorteile der Vertretung der Partei im Präsidium hervorhob und die Haltlosigkeit der prinzipiellen Gegnerschaft zu dem »Hofgang« dadurch illustrierte, daß die Parteigenossen in den Einzelstaaten es mit ihrer republikanischen Gesinnung vereinigen müssen, dem jeweiligen Landesherrn Treue zu schwören, der Eid aber doch bedeutungsvoller sei, als ein offizieller Besuch im Kaiserschloß, – bis nach Norddeutschland drang seine Stimme nicht. Zu tief empfanden Alle die unbewußte Verhöhnung ihrer Hoffnungen und ihres Glaubens in Bernsteins Antwort auf die Frage, die sie bewegte. Und auch ich konnte mich dem niederdrückenden Eindruck nicht entziehen.

Die Empörung über Bernstein verdichtete sich zur allgemeinen Wut auf die Revisionisten, die sie ihrerseits mit einem Ungeschick, das sich nur aus ihrer Temperamentlosigkeit erklären ließ, schüren halfen.

»Wir müssen die liberalen Parteien ersetzen –,« erklärte der eine; die aufgeregten Massen lasen daraus: wir müssen unsere sozialdemokratischen Grundsätze in die Tasche stecken.

»Ein proletarischer Klassenkämpfer sein, das heißt nicht auf die bürgerliche Gesellschaft unterschiedslos drauflos prügeln –,« sagte ein anderer; die Arbeiter ergänzten: wir sollen mit ihr liebäugeln.

Sie hatten unrecht – zweifellos –, wie jeder unrecht hat, den die Leidenschaft nicht nur dem Ziel entgegen vorwärts reißt, sondern blind und taub macht für alles, was rechts und links geschieht. Aber weit größer war das Unrecht derer, die imstande gewesen waren, an dem Siegesfeuer, dessen himmelauflodernde Flammen die Begeisterung der Kämpfer entfacht hatten, ihr armseliges Süppchen zu kochen und es den Andächtigen, deren Glauben noch glühender brannte als das Feuer, als sättigende Speise darzureichen.

Ein mächtiger Helfer erwuchs ihrem Zorn, einer, der noch immer wundergläubig gewesen war, wie sie; einer, den, wie sie, der Sieg trunken gemacht hatte: August Bebel. In einer Erklärung, die dem Pronunziamento des Nachfolgers Christi auf dem apostolischen Stuhle gleichkam, verurteilte er Bernstein und die Seinen und drohte überdies mit der Entscheidung des nächsten Parteitages. Nun erst, nachdem der Führer gesprochen, entbrannte der Bruderkrieg in vollem Umfang. Was Bebel nur hatte ahnen lassen, das sprachen andere aus: fort aus der Partei, wer uns den Sieg verekelt.

Ich fürchtete das Schlimmste. Meine persönlichen Besorgnisse verschwanden wie Tautropfen im Meer. Jetzt galt es, den Bedrohten einen Mittelpunkt schaffen, der zum Ausgang einer starken, jungen Bewegung werden könnte. Aus tiefster Überzeugung wiederholte ich Heinrichs: »Erst recht!«

 

Der Verkauf des Archivs war der erste Schritt zu unserem Ziel. Heinrich wandte sich an einen der größten Verleger, der seine Bereitwilligkeit aussprach, das Archiv zu übernehmen, wenn der alte Herausgeber ihm erhalten bliebe. Er bot ein Redaktionshonorar dafür, das uns zeitlebens der Sorgen enthoben hätte. Wir besannen uns keinen Augenblick, seine Vorschläge zurückzuweisen.

»Nun bliebe noch Romberg,« sagte ich zögernd; ich wußte, seit jener ersten Anfrage war eine leise Entfremdung zwischen den beiden Männern eingetreten.

»Damit er mich wieder behandelt, wie der hochmögende Vormund,« brauste Heinrich auf.

Noch am selben Abend schrieb ich an Romberg. Wenige Tage später war er in Berlin. Ich setzte ihm die Lage auseinander.

»Ich appelliere lediglich an Ihr Interesse für die Zeitschrift,« sagte ich, »die heute eine der angesehendsten ihrer Art ist. Es lag Ihnen daran, sie in die Hand zu bekommen; – Sie sprachen seinerzeit davon, als von einem Ersatz der ordentlichen Professur.«

Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Wenn ich nun aber statt meines persönlichen Interesses, das sich nicht verändert hat, meine Freundschaft entscheiden ließe?!« rief er aus. »Mir scheint, ich müßte Sie vor einem Unglück bewahren!«

»Das lassen Sie meine Sorge sein,« antwortete ich herb. Er schwieg verletzt, und als gleich darauf mein Mann eintrat, stellte er sich auf einen ausschließlich geschäftlichen Standpunkt und verhandelte nur mit ihm.

Kurze Zeit darnach war die Angelegenheit entschieden: Mit zwei anderen Herren übernahm Romberg das Archiv.

Ich hatte im Augenblick meine ganze Zuversicht wiedergewonnen und lud ihn ein, den Abschluß fröhlich mit uns zu feiern. Aber er war schon abgereist.

»Dann geben wir uns allein ein Fest,« meinte mein Mann; »wir haben Ursache genug dazu als selbständige Inhaber der Neuen Gesellschaft!« Doch es schien, als sollte es nicht sein. Zuerst verschlang die Arbeit unsere Zeit, und dann kam die Stimmung nicht wieder.

 

Der Hader in der Partei nahm immer bösartigere Dimensionen an. Was Bebel an Erklärungen und Artikeln veröffentlichte, das klang so maßlos, daß die Vizepräsidentenfrage und die Mitarbeit der Parteigenossen an bürgerlichen Blättern unmöglich die einzige Ursache seines Vorgehens sein konnte. Er mußte irgendwo Parteiverrat wittern, wenn er alle politische Klugheit so völlig zu vergessen vermochte und den Gegnern die bittere Pille der Wahlniederlage durch den Kampf in den eigenen Reihen versüßte.

»Die Zeit des Vertuschens und Komödienspiels ist vorbei –,« rief er; »jetzt heißt es Farbe bekennen, jetzt gibt's kein Ausweichen mehr –,« was hieß das anders, als daß Elemente in der Partei vorhanden waren, die nicht hinein gehörten, die entfernt werden mußten?

»Die Masse der Parteigenossen halte die Augen auf!« mahnte er; was bedeutete das anders, als daß sich Verräter in ihrer Mitte befanden? Aber während Bebels Zorn vom Feuer der Leidenschaft noch immer verklärt erschien, sekundierten ihm die Zionswächter des Radikalismus mit der Kälte systematischer Verfolgungssucht. Und nun erwachte im Proletariat, auf dessen rohe Instinkte sie spekulierten, der Pöbel. Er warf sich keifend auf alles, was nicht mit ihm lärmte.

Wir, die wir dem Revisionismus eine selbständige Zeitschrift schaffen wollten, standen, das zeigte sich bald, mit auf der ersten Seite der Liste der Konskribierten. Noch ehe die erste Nummer unseres Blattes erschienen war, wurde es als ein kapitalistisches Unternehmen gebrandmarkt; von Mund zu Mund ging der Klatsch, daß wir einen reichen Gönner gefunden hätten, der es wie einen Sprengstoff in die Partei werfen wollte, und in einer der wild erregten Versammlungen, die dem Parteitag vorangingen, fiel zum erstenmal das verächtliche Wort, das wohlgefällig weitergetragen wurde: »Geschäftssozialisten.«

Es traf mich wie ein Keulenschlag. Eben erst hatten wir eine gesicherte Existenz von uns gewiesen, – und nun dies Wort!!

Ich brütete stumm vor mich hin. Ich ging nicht auf die Straße, denn ich fühlte mich wie beschmutzt.

Was ich erlebte, war nur ein Teil dessen, was allen begegnete, die unter dem Namen Revisionisten zusammengefaßt wurden. Das zahnlose alte Weib, der Klatsch, ging um mit den ewig beweglichen Lippen und den dürren Fingern, die in jeder Gosse gierig wühlen. Als Mandatsjäger wurde der eine verdächtigt, als lügnerischer Verleumder Bebels der andere. Und wessen wir bisher fälschlich beschuldigt worden waren, – eine geschlossene Gruppe zu sein, – das machte die Verfolgung aus uns. Den Kopf umnebelt von den giftigen Dünsten, die rings um uns aufstiegen, erschien uns der Haß der Personen, die uns bekämpften, als das Primäre; kaum einer war, der noch wußte, daß es der Gegensatz der Anschauungen war, der ihn zeugte, und niemand gab zu, daß Bebel recht hatte, wenn er an kleinen Symptomen die ganze Richtung erkannte, – die Richtung, die seinen tiefgewurzelten Prophetenglauben, aus dem er die ganze Schwungkraft seiner Lebensarbeit sog, erschüttern mußte, wenn sie zur allgemeinen Anerkennung kam.

Wie sich sein Zorn und derer um ihn auf die Einzelnen entlud, die im Augenblick als die Sünder erschienen, so entlud sich der unsere auf einen Mann, der seit Jahren das Feuer schürte, das uns verbrennen sollte, der, ohne sich jemals in das Gewühl der Volksversammlung zu wagen, von der Abgeschiedenheit seiner Studierstube aus Jeden verfolgte, der kein Buchstabengläubiger des Marxismus war. Seine glänzende journalistische Fähigkeit hatte ihm seine Stellung geschaffen; die fanatische Rücksichtslosigkeit, mit der er seine Gegner verfolgte, hatte sie erhalten helfen. Niemand wagte, sich ihm entgegenzustellen. Selbst seine Gesinnungsfreunde fürchteten ihn, denn er haßte heute, was er gestern noch liebte.

»Er ist das böse Prinzip der Partei,« hieß es in unserem Kreise, während tatsächlich nur der konservative Radikalismus mit all seiner Unduldsamkeit, all seinem Dogmenglauben in ihm Fleisch geworden war.

»Wenn wir die Partei von ihm befreien können, so haben wir sie gerettet,« erklärten unsere Freunde.

Meinen Mann packte der Gedanke wie keinen. Noch immer hatte seine überschäumende Willenskraft sich an Aufgaben erproben wollen, die niemand sonst übernahm. Er hörte um so weniger auf die warnenden Stimmen, die sich erhoben, als ich ihn in seinem Vorhaben nur bestärkte. Die Partei aus der inneren Zerrüttung erretten, in der sie sich befand, sie einer neuen gesicherten Einheit entgegenführen, – keine Aufgabe wäre mir im Augenblick größer erschienen.

 

Es war am Abend vor unserer Abreise nach Dresden, wo der Parteitag stattfand.

»Es wird ein Kampf bis aufs Messer,« sagte Heinrich; »aber was auch kommen mag, mich soll's nicht kränken, wenn ich nur deiner sicher bin!«

Ich legte beide Arme um seinen Hals: »Du kannst es, Heinz! Noch niemals liebte ich dich so wie heut!« Und zärtlich schmiegte ich meinen Kopf an seine Schulter, während mein Auge in demütiger Liebe an dem seinen hing.

»Ihr törichten Frauen wollt in den Männern immer nur Helden sehen,« meinte er. Seine Lippen brannten auf meinem Mund. Wir vergaßen der Ehe, wie in allen glücklichen Stunden unseres Lebens; – der Ehe, die alle Geheimnisse schamlos ihrer Schleier beraubt, so daß die Liebe, die nur von Sehnsucht lebt, sterben muß.

Gegen Morgen weckte mich ein Schrei. Ich fuhr entsetzt aus dem Schlaf.

»So bleib doch, Liebste,« flüsterte Heinrich traumbefangen. Aber schon war ich im Nebenzimmer am Bett meines Kindes. Seine Wangen glühten, verständnislos irrten seine Augen an mir vorbei. Und wieder löste sich ein Schmerzensruf von seinen trockenen Lippen. Ich wickelte den zuckenden Körper in nasse Tücher und schickte die Berta zum Arzt. Jetzt erst erwachte mein Mann und erschien an der Türe.

»Papachen,« sagte der Kleine und verzog den Mund mühsam zu einem Lächeln.

»Was ist denn nur?!« rief Heinrich mit gerunzelter Stirn und ungeduldiger Stimme; »komm doch ins Bett, – du erkältest dich ja!«

Ich lief ins Schlafzimmer zurück, um mir einen Mantel zu holen.

»Du siehst doch, – Ottochen ist krank,« flüsterte ich ihm im Vorübergehen zu.

»Krank!« wiederholte er laut und trat näher. »Nicht wahr, mein Junge, dir fehlt nichts, – du träumtest nur schlecht, – du siehst ja rund und rosig aus, wie's liebe Leben!«

Mit einem ängstlich fragenden Blick sah der Kleine von einem zum anderen.

»Gewiß, Papa, gewiß,« sagte er dann mit stockender Stimme, »jetzt ist schon alles wieder gut.« Aber seine tränenumflorten Augen, die flehend zu mir aufsahen, sein heißes Händchen, das krampfhaft meine Finger umschloß, strafte seine Worte Lügen. Ich drängte Heinrich hinaus. Wo nur die Berta blieb? Warum der Arzt nicht kam? – Im Wohnzimmer schlug die Uhr sieben.

»Es ist die höchste Zeit, daß du dich anziehst, Alix,« rief Heinrich. Wir hatten uns mit unseren Freunden für den Achtuhrzug verabredet. Ich wechselte rasch die Kompresse auf der brennenden Stirn meines Kindes und ging ins Schlafzimmer.

»Selbstverständlich bleibe ich hier,« sagte ich, die Stimme dämpfend.

»Das wäre noch schöner!« antwortete er heftig. »Wegen eines Schnupfens, den der Junge im schlimmsten Fall kriegen wird, willst du in diesem Augenblick mich und die Sache im Stiche lassen!«

Ich fühlte, wie das Blut mir siedendheiß in das Antlitz schoß: »So sprich doch wenigstens leise –«

Aber Heinrich wollte nicht hören: »Du weißt, was auf dem Spiele steht, – du kommst mit,« schrie er mich an, und seine Hand umkrallte meinen Arm.

»Und wenn die ganze Partei darüber zugrunde ginge, – ich bleibe hier,« zischte ich, außer mir vor Empörung.

»Mama, – Mama!« rief eine süße weinende Stimme. Der Kleine stand auf der Schwelle, mit angstvoll aufgerissenen Augen, wie im Schwindel auf den bloßen Füßchen hin und her schwankend. Auf meinen Armen trug ich ihn ins Bett zurück und riegelte die Tür hinter uns zu. Nach kurzer Zeit hörte ich Heinrich das Haus verlassen. Ich fühlte keinen Schmerz, – nur eine ungeheure Leere in meinem Herzen. Darüber nachzugrübeln, war ich nicht imstande: in wilden Fieberphantasien wälzte sich mein Kind auf seinem Lager.

Kaum in Dresden angekommen, telegraphierte mir mein Mann: »Verzeih. Wie geht es?« Mußte ich ihm nicht jetzt, wo er so schweren Stunden entgegenging, die Wahrheit schonend verschweigen?! Aber warum diese Rücksicht?! War er doch mehr als schonungslos, war grausam gewesen! Nie würde ich ihm das verzeihen können!

»Otto schwere Blinddarmentzündung,« antwortete ich kurz, dem Ergebnis der ärztlichen Untersuchung entsprechend.

Zwei Tage vergingen und zwei Nächte. Noch immer stieg das Fieber; der kleine Körper krümmte sich vor Schmerzen. Die Schreie der Angst wurden schwächer; an ihre Stelle trat ein Wimmern – jammervoll, ununterbrochen. Ich wich nicht von dem kleinen Bett. Wenn ich die Hand auf das heiße Köpfchen des Kranken legte, schien er für Augenblicke ruhiger, wenn ich mich ganz dicht an ihn schmiegte, verlor sein Blick den Ausdruck tiefen Entsetzens. Einmal glaubte ich schon beglückt, er schliefe. Da riß er sich ungestüm aus meinen Armen, richtete sich hoch auf, starrte mich verständnislos an und schrie: »Mama, – Mama, – warum bist du so weit, – so weit weg, – ich sehe dich gar nicht mehr –« und in verzweifeltem Schluchzen bebten seine Schultern. Das Herz krampfte sich mir zusammen, – und doch hatte ich noch Kraft genug ihm beruhigend zuzulächeln, während ich den kleinen Körper wieder in nasse Tücher hüllte. Er wurde still, er schloß die Augen, er atmete regelmäßiger. Aber in meinen Ohren dröhnten seine Worte: warum bist du so weit weg! Er hatte mich angeklagt, – und ich sprach mich schuldig: War ich nicht Tage, Wochen, Monde lang von meinem Sohn »weit weg« gewesen?! War nicht auf seinen Gedankenwegen mit ihm gegangen, – hatte nicht mit seinem Herzen gefühlt, – mit seinen Augen gesehen? Wenn er nun mich verlassen wollte?! Ich dachte den Gedanken nicht zu Ende. An seinem Bette sank ich in die Kniee; ich faltete die Hände auf seinen Kissen; – ich betete. Nicht zu den Schutzengeln, die mir ein Märchen waren, nicht zu dem Christengott, den ich nicht kannte. Mein Gebet war voll Frömmigkeit, ob es auch keine Worte hatte, mein Gebet war voll Glauben, ob es auch glaubenslos war, mein Gebet war voll Kraft, denn es richtete sich nicht gen Himmel, – es brachte dem Heiligtum des Lebens mich selbst zum Opfer dar . . .

Der grauende Tag kroch durch die Fenster. Mein Kind schlief mit einem Lächeln um die blassen Lippen. Ich küßte es leise. Mir war, als wäre ich erst in der letzten Nacht seine Mutter geworden.

Draußen läutete es. Es war der Telegraphenbote: »Wie geht es? Rege dich über Zeitungen nicht auf.« Ich mußte den zweiten Satz noch einmal lesen; gab es noch irgend etwas in der Welt, über das ich mich nach dieser Nacht hätte aufregen können?! Ja so! Der Parteitag, – ich hatte nichts gelesen. »Otto besser. Bin ruhig. Wünsche dir das Beste,« antwortete ich.

Während Berta mich bei dem Kranken vertrat, las ich die Berichte. Ich erschrak, als ich sah, daß Heinrich entgegen seiner Absicht, durch den Artikel eines sächsischen Parteiblattes herausgefordert, in der Diskussion über die Mitarbeit von Genossen an der bürgerlichen Presse als Erster gesprochen hatte. Die ganze Erregung über unser Auseinandergehen, die wachsende Sorge um das kranke Kind mußte ihn beherrscht, seine Stimmung beeinträchtigt haben. Und ich fühlte zwischen jeder Zeile der Rede die Bitterkeit seines Herzens, die quälende Angst. Über jenen Mann hatte er gesprochen, der sich herausnahm im Kampf gegen uns den Ton anzugeben, der uns um einiger Artikel in einer bürgerlichen Zeitschrift willen wie Verräter verfolgte; und er hatte ihn gekennzeichnet, als das, was er war: ein doppelter Renegat, in der Jugend Sozialdemokrat, gleich darauf der Verfasser einer der giftigsten Schmähschriften gegen die Sozialdemokratie, nach wenigen Jahren wieder Mitglied der Partei, und jetzt: ihr unfehlbarer Sittenrichter. Keiner, so schien mir, würde sich dem Eindruck der Rede meines Mannes entzogen haben, wenn nicht in jedem Ton die Aufregung gezittert hätte, deren Ursache niemand kannte als ich. Immer wieder hatte ihn Bebel unterbrochen, mit stets gesteigerter Heftigkeit, und jeder Zuruf mußte meinen Mann, dessen ganze Seele wund war, doppelt schmerzhaft treffen. Und dann waren sie alle über ihn und uns hergefallen, und am tollsten hatten uns, die freien Schriftsteller – »frei« wie der Lohnarbeiter, der seinem Verdienst nachgehen muß –, die Genossen geschmäht, die in sicheren Parteipfründen saßen. Ein Gefühl von Ekel stieg mir bis zum Hals. Wie hatte doch Romberg einmal gesagt? »Durch eine bestimmte Personengruppierung kann eine Sache rettungslos verloren gehen.« War diese Gesellschaft wütender Proleten wirklich noch der würdige Träger der menschheitbefreienden Gedanken des Sozialismus?

In einem kurzen Brief, den ich von Heinrich erhielt, hieß es: ». . . Die Lage der Dinge ist unbeschreiblich. Die eingeschlossene Luft in diesem engen halbdunkeln Saal scheint gefüllt mit Sprengstoff. Das gezwungene dicht Nebeneinandersitzen erhöht die Reizbarkeit . . . Bebel ist selbst für Freunde, die ihn beruhigen wollen, unnahbar. Er hat sich stundenlang in sein Hotel zurückgezogen und hat den Ausdruck eines Rachegottes, wenn er wieder erscheint. Warum? Niemand weiß es. Er soll sich während der Wahlkämpfe überanstrengt haben, sagen die einen; die Erbschaft, die ein bayerischer Offizier ihm hinterließ, und das, was an Prozessen mit den Verwandten dieses Offiziers darum und daran hängt, soll ihn aufregen, meinen die anderen. Jedenfalls kommt mehr denn je alles auf seine Haltung an; und sein Benehmen mir gegenüber läßt wenig Gutes hoffen. Übrigens scheint er auf uns beide ganz besonders wütend zu sein. Als Wanda Orbin die Mitarbeit an bürgerlichen Blättern als todeswürdiges Verbrechen kennzeichnete und dabei von den sündigen ›Genossen‹ sprach, rief er wiederholt mit starker Betonung dazwischen: ›Und Genossinnen!‹ Damit bist Du in erster Linie gemeint . . . Man spricht von einer Resolution, durch deren Unannehmbarkeit die Revisionisten hinausgedrängt werden sollen . . .«

Seltsam, wie kühl, fast gleichgültig ich dieser Möglichkeit gegenüber blieb.

Gegen Abend fieberte mein Kind wieder. Es phantasierte von Riesen, die das Zimmer füllten, und am Morgen war mir, als ob ich die ganze Nacht mit ihnen hätte ringen müssen, um sie vom Bett meines Lieblings fernzuhalten. Ich fühlte mich zu Tode erschöpft.

»Wir sind noch nicht über den Berg,« sagte der Arzt mit einem ernsten Gesicht, »aber Sie sollten sich trotzdem schonen –.«

»Ich bin die Mutter,« unterbrach ich ihn.

»Gerade darum,« antwortete er.

Aber wie konnte ich von meinem Sohne weichen, solange seine Augen sich trübten, wenn ich den Platz an seinem Bett verließ!

Während er ein paar Bleisoldaten auf den weißen Berg seiner Kissen klettern ließ, überflog ich zerstreut den neuen Parteitagsbericht. Erst Bebels Rede fing an, mich zu fesseln. Er zählte die Sünden jener Wochenschrift auf, für die wir fünf Angeklagten geschrieben hatten: Vor genau zehn Jahren hatte deren Herausgeber ihn als »rote Primadonna« verulkt. Ich staunte: sollte Bebel, der große Bebel, von so kleinlicher Empfindlichkeit sein, daß er dergleichen Nebensächlichkeiten als unauslöschliche Kränkungen empfand?! Und im vorigen Jahre während des Zollkampfes hatte derselbe Redakteur sich gegen die Obstruktionspolitik der Sozialdemokraten ausgesprochen. War das nicht sein gutes Recht? Sollte er selbst mit seiner Überzeugung hinter dem Berge halten, wenn er allen seinen Mitarbeitern die vollste Meinungsfreiheit gewährte?

Ich las weiter. Ich rieb mir die Augen, – vielleicht war ich es jetzt, die fieberte, – der Kopf fing an, mir zu brennen. Ich las noch einmal. Aber ich irrte mich nicht. Hier stand es, ganz deutlich, und noch unterstrichen durch den »stürmischen Beifall«, mit dem es begrüßt worden war: »Es gibt unter uns Marodeure, die ein solches Blatt unterstützen –«, »Elemente, die moralisch tief gesunken sind –«, »ihnen gebührt nichts anderes, als ein kräftiges Pfui!«

Griff mir nicht eine rohe Faust an die Kehle –, traten die Augen nicht schon aus ihren Höhlen? Und der Boden unter mir, auf dem ich stand, schwankte er nicht? – – Meine Familie, meine Freunde, meine Existenz, – alles hatte ich der Partei geopfert, – und jetzt kam dieser Mann und beschimpfte mich, weil ich ein paar literarische Kritiken in ein Blatt geschrieben hatte, das ihm nicht paßte?! Er, dieser Ritter der Frauen, hatte den traurigen Mut, mich vor der ganzen Welt für ehrlos zu erklären?! Ich sprang vom Stuhl, – vergaß mein krankes Kind, – und lief ins Nebenzimmer. Dort in der alten Truhe lag sie noch, – meines Vaters Pistole! Wenn ich ein Mann wäre –! Meine Hand krampfte sich um ihren Griff, mein Finger suchte den Hahn. Wenn mein Vater noch lebte! Vor ihre Mündung würde er den Räuber meiner Ehre fordern!

»Mama!« rief es von nebenan. Ich strich mit der Hand über meine heiße Stirn und warf mit einem spöttischen Achselzucken über die romantische Anwandlung, die ich eben gehabt hatte, die alte Pistole in die Truhe zurück. Ich stehe ja nicht allein, dachte ich; mein Mann, der auf die kleinste Kränkung, die mir angetan wird, mit hellem Zorn reagiert, hat mich in diesem Augenblick schon verteidigt, und die anderen alle, die getroffen wurden, genau wie ich, werden zu flammendem Protest einmütig zusammenstehen.

Aber schon, daß die Diskussion ohne Unterbrechung ihren Fortgang genommen hatte, machte mich stutzig. Freilich, der eine der Angegriffenen, der eben einen Wahlkreis erobert hatte wie wir, verteidigte sich in aufflammender Empörung.

»Auch dem Parteiführer, der die Ehre eines Menschen beschmutzt, gebührt ein Pfui,« rief er aus. Aber mitten in seiner Rede war er imstande gewesen, mit sentimentaler Rührung von der Verehrung zu erzählen, die er für den Beleidiger empfunden hatte! Ich schämte mich, auch nur mir selbst solch ein Gefühl zuzugeben. Und als Bebel nachher ein paar väterliche Worte der Anerkennung für ihn aussprach, bedankte er sich dafür!

Der andere stimmte seine Rede auf denselben Ton und sprach von der ganz besonderen Verehrung, die er für den Veteranen der Partei stets empfunden habe. Der Dritte endlich brauste zwar in jugendlichem Eifer auf, hatte aber schon vorher reumütig abgebeten. Ich schüttelte mich. Wer sich so behandeln ließ, war wert, daß er so behandelt wurde. Mein Mann, dachte ich triumphierend, wird anders zu sprechen wissen!

Jetzt endlich fand ich seinen Namen unter den Rednern. Unwillkürlich suchte ich zuerst nach den Zwischenrufen, nach den wilderregten Szenen, die sein Zorn hervorrufen mußte; – und da stand es ja schon: »stürmische Unterbrechungen« – »große Unruhe« – »Skandal«. Aber das bezog sich gar nicht auf eine Zurückweisung der Beleidigungen Bebels. Meine Hände, die das Blatt hielten, begannen zu zittern.

Wie?! Auch was er sagte, klang wie eine halbe Entschuldigung?!

»Wir sind entschlossen, an der fraglichen Wochenschrift nicht mehr mitzuarbeiten, da das Interesse der Partei es fordert . . .« Und dann: »Ich erwarte von Bebel, daß er das schwere und bittere Unrecht, das er begangen hat, einsieht und durch eine Erklärung gut zu machen sucht.« War das alles? Wirklich alles?! Ich ballte die Hände und drückte die Nägel ins Fleisch, ich preßte die Zähne aufeinander, daß sie knirschten. Nur nicht weinen, nur jetzt nicht weinen, – wiederholte ich immer wieder. Die große Uhr über dem Schreibtisch tickte laut und vernehmlich, – meines Vaters Uhr, die ich vor fremden Händen gerade noch gerettet hatte.

»Er hat dich nicht verteidigt, – nicht verteidigt –,« sagte sie unaufhörlich; oder war es des Vaters Stimme? – »Nicht verteidigt –«

Ich schrieb an den Vorsitzenden des Parteitags und forderte ihn auf, Bebel zu einer Rücknahme seiner Beleidigung zu veranlassen. Mein Wunsch wurde abgelehnt. Ich verlangte ein Schiedsgericht, das über meine Ehre entscheiden sollte. »Wegen der Meinungsäußerung eines Genossen über den anderen kann ein solches nicht angerufen werden,« lautete die Antwort. Jetzt also war ich vogelfrei; ausgestoßen aus meiner alten Welt, als Ehrlose gebrandmarkt in der neuen!

Ich wurde merkwürdig ruhig. Ich spielte lächelnd mit meinem Sohn, der sich langsam erholte. Es gab Stunden, in denen ich dem Schicksal dankbar war, das mich an diese Stelle zwang, das es mir deutlicher sagte, als Worte es je vermocht hätten: dein Kind allein ist deine Welt.

Fast mechanisch, interesselos, fing ich wieder an, die Berichte zu lesen.

Inzwischen war die Abstimmung über die Erklärung des Parteivorstandes zur Frage der Mitarbeit von Genossen an bürgerlichen Preßunternehmungen vor sich gegangen. Mit überwältigender Mehrheit war sie zur Annahme gelangt. Ich lachte unwillkürlich laut auf. So orthodox war bisher nicht einmal die Kirche gewesen! Sie war viel zu klug dazu; sie benutzte jede Tribüne, wenn es galt, auch nur eine Seele zu gewinnen.

»Nicht darauf kommt es an, wo Parteigenossen schreiben, sondern was sie schreiben. Je mehr sie mit ihrer Überzeugung und ihrer Person in die Reihen der uns noch feindlich Gesinnten eindringen, desto besser ist es für unsere Sache, denn wir sind keine Sekte, die sich zu ihrem Gottesdienst in ihrer Kapelle verschließt, sondern eine Bewegung, die der ganzen Menschheit dienen und die Welt erobern will . . .«

Das wäre eine unserer sozialistischen Grundsätze würdige Erklärung gewesen. Niemand beantragte sie. Nur vierundzwanzig – unter ihnen mein Mann, Göhre, Vollmar – hatten den Vorstandsbeschluß abgelehnt.

Und nun stand der zweite Streitpunkt: die Taktik der Partei, die Vizepräsidenten-Frage, auf der Tagesordnung.

Bebel referierte. Nach allem Vorhergegangenen erwartete ich eine wütende Philippika. Aber das, was er sagte, übertraf jede Erwartung. War das derselbe Bebel, der in Hannover so klug und so einsichtig gewesen war?

»Nie und zu keiner Zeit waren wir in der Partei uneiniger als jetzt –;« das erklärte er, nachdem wir eben einmütig den größten politischen Sieg erfochten hatten! »So geht's nicht weiter, – jetzt müssen wir endlich reinen Tisch machen,« und: »Wer nicht pariert, der fliegt hinaus!« War das noch die Sprache des Führers einer demokratischen Partei, oder nicht vielmehr die eines Diktators? Er sprach von den Revisionisten als von den Leuten, die mit der Bourgeoisie liebäugeln, und verlangte, daß man sie öffentlich denunzieren müsse, damit die Genossen sich vor ihnen hüten könnten. Er erklärte auf der einen Seite, um einen Gewerkschaftsantrag zu Falle zu bringen, daß es für die Fraktion viel zu schwierig sei, ganze Gesetzesvorlagen auszuarbeiten, und versicherte auf der anderen, daß, wenn die Partei heute zur Herrschaft im Staate käme, sie schon morgen wissen würde, was sie zu tun habe. Der heimliche Haß gegen die Akademiker, durch den er die Masse des Proletariats unzerreißbar mit sich verband, ohne zu fühlen, daß er dem ersten Grundsatz des Sozialismus dadurch ins Gesicht schlug, durchglühte seine Rede.

»Seht Euch die Akademiker dreimal an, ehe Ihr ihnen Vertrauen schenkt!« »Stürmischer Beifall« stand daneben. Und doch waren es Akademiker gewesen, die dem Proletariat die Organisation, seiner Bewegung die Grundlage und das Ziel gegeben hatten. Schließlich warnte er noch vor »dem anderen Teil der Revisionisten, den Proletariern in gehobenen Lebensstellungen«. Und niemand lachte ihm ins Gesicht, – und niemand wies mit Fingern auf die, die Beifall jauchzten: Gastwirte, Redakteure, Parteibeamte, lauter ehemalige Proletarier in gehobenen Lebensstellungen, – und ihn selbst, der ein wohlhabender Mann geworden war. Fielen denn heute lauter Schleier von meinen Augen, oder war ich nur vorher blind gewesen?

Nach ihm sprach Vollmar. Er zeigte, wie die Partei seit Jahren angesichts der praktischen Forderungen des Tages ein Vorurteil nach dem anderen habe fallen lassen, wie zum eisernen Bestand ihrer Taktik geworden sei, was kurz vorher als hochverräterische Forderung gebrandmarkt worden war. Dann aber wandte er sich persönlich gegen Bebel, – der erste und der einzige, der es mit der Autorität seines Namens zu tun vermochte. »Ein ungezügeltes Temperament schadet nicht nur auf Fürstenthronen, sondern auch auf denen der Partei,« rief er aus. ». . . In welchem Ton hat Bebel sich an die ganze Partei gewandt? ›Ich werde nicht dulden . . .‹, ›Ich werde den Kopf waschen . . .‹, ›Ich werde Abrechnung halten‹. Ich, ich, ich – so hat der Lordprotektor Cromwell zum langen Parlament gesprochen . . .«

Ich atmete tief auf. Auch eine Verteidigung meiner Ehre war diese Anklage gewesen. Nur eins verstand ich nicht: er betonte die innere Einheit der Partei mit derselben Schärfe, wie Bebel sie geleugnet hatte. Wie konnte er nur?! Wären all die Wutausbrüche dieses Parteitages möglich gewesen, wenn eine innere Einheit bestanden hätte? Sie waren doch nichts anderes als Symptome der Zerrissenheit. Aber die Revisionisten schienen sich das Wort gegeben zu haben, Vollmars Ansicht nicht nur zu teilen, sondern zu unterstreichen. Dieselben Männer, die ständig und, wie mir schien, mit Recht diese und jene Programmforderungen der Sozialdemokratie kritisierten und einer Umänderung für bedürftig hielten, erklärten plötzlich, daß prinzipielle Gegensätze nicht vorhanden seien. War das Feigheit oder nur Schwäche? – Schwäche, die in ihren Folgen viel gefährlicher ist als sie? Und ich befand mich plötzlich in Übereinstimmung mit einem der schroffsten Radikalen in der Partei: »Das ist ja der Jammer des deutschen Revisionismus, daß er nie mit einem bestimmten Programm hervorkommt,« sagte Kautsky, nachdem er versucht hatte, den auch seiner Ansicht nach vorhandenen Gegensatz als den zwischen der Zusammenbruchs- und der Evolutionstheorie zu kennzeichnen; »die einen erwarten die Befreiung von der sozialen Revolution, die anderen von der allmählichen Entwicklung.«

Mein Mann schrieb mir noch einmal: »Für die Partei wird diese traurige Tagung mit ihren zahllosen Hintergründen von Gemeinheit, Klatsch und Verhetzung schließlich noch zum guten Ende führen. Der Resolution des Parteivorstandes zur Frage der Taktik sind ihre schärfsten Spitzen, auf denen wir gespießt werden sollten, genommen worden, und ihre einmütige Annahme scheint danach gesichert, was den Frieden in der Partei wieder herstellen wird.«

Ich antwortete umgehend: »Ich verstehe Dich und die anderen nicht. Selbst wenn die Resolution ihrem Wortlaut nach annehmbar wäre, so ist sie es ihrem Sinn nach nicht, und Euer Ja bedeutet keinen Frieden, sondern Unterwerfung. Ich bedaure, bei der Abstimmung nicht zugegen zu sein. Ich würde, – und wenn ich die einzige bliebe, – laut und deutlich Nein sagen.«

Als ich den Wortlaut der Resolution zu Gesicht bekam, wurde mir die Haltung der Revisionisten vollends unverständlich. Wie viele unter ihnen hatten dem Eintritt des Sozialdemokraten Millerand in das französische Ministerium zugestimmt, hatten eine allmähliche Eroberung der Regierungsgewalt überall für möglich, ja für wahrscheinlich erklärt, und jetzt beugten sie sich einer Resolution, in der es hieß: Die Sozialdemokratie kann einen Anteil an der Regierungsgewalt innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft nicht erstreben. Wie viele verurteilten laut und leise die lediglich negierende Haltung der Partei gegenüber der Kolonialpolitik, und jetzt verpflichteten sie sich selbst zum »energischen Kampf« gegen sie. Aber daß dreihundert ja sagten, traf mich immer noch nicht so tief, als daß Heinrich unter ihnen war.

 

Mein Kind lag noch immer. Den Genesenden zu beschäftigen, kostete fast noch mehr Zeit, als den Kranken zu pflegen. Herrisch verlangte der kleine Tyrann immer wieder nach Mama, wenn Berta mich ablösen wollte. Aber meine Gedanken waren doch wieder frei, und wenn er zur Ruhe gebracht worden war, konnte ich, wenn auch mit mattem Blick und müden Händen, in den Trümmern meines Lebens suchen, was zu neuem Aufbau noch stark genug war. Und ich fand eine unerschütterte Grundmauer: meine politische Überzeugung! Vor der Partei konnte ein Bebel mich diskreditieren, konnte mir die Arbeit in ihren Reihen kraft seines Bannfluchs unmöglich machen. Aber erschöpfte sich denn der Sozialismus in der Partei?

Mein Verstand war befriedigt, und doch blieb es so kalt, so leer in mir. Ich sah mich suchend um, – war die Wärme und die Farbe aus meinem Leben gewichen? Ach, im Garten meiner Liebe waren alle Blumen geknickt! Hatte der eine rohe Griff meines Gatten so viel vernichten können? Oder war es nur ein letzter Herbststurm gewesen, der die schon lange heimlich welken endgültig von den Stielen riß?

Eines Abends, ganz plötzlich, öffnete sich die Türe, und Heinrich stand vor mir. Wie sah er aus! Aschfahl, die Augen tief in den Höhlen, dunkel umschattet, die ganze Gestalt gebeugt.

»Heinz!« schrie ich auf und schlang die Arme um ihn.

»Wenn du mich nur noch liebst – du,« flüsterte er und bedeckte mein Antlitz mit Küssen. »Ich fürchtete mich vor der Heimkehr, weil ich dachte, ich könnte auch dich verloren haben, – aber nun ist alles gut, – nun mögen sie mich steinigen. Ich fühle nichts, nichts als Seligkeit, weil deine Liebe mich unverwundbar macht!«

Mir stürzten die Tränen aus den Augen, – Tränen der Reue, des Schmerzes. Er sollte nicht umsonst an meine Liebe geglaubt haben. War es nicht Liebe, die wieder erwachte, da er so zerschlagen vor mir stand?

Ich erfuhr allmählich, was geschehen war. Artikel, Erklärungen, Briefe legte er mir vor, voll wütender Angriffe auf ihn, den »Urheber des Dresdener Parteitages«, den »geistigen Vater eines nie dagewesenen Parteiskandals«, voll niedriger persönlicher Verleumdungen. Selbst in unserem Leben wühlten fremde Hände, und unter ihrem Griff wurde auch das Reinste schmutzig.

Es war ein grauer Herbstabend mit tiefhängenden Wolken und langen Schatten in den Zimmern. Ich kauerte in der Ecke des Sofas, unfähig, mich zu rühren, wie zerprügelt. Heinrich ging auf und nieder, rastlos, – hie und da griff er mit der Hand nach seinem Kopf, als ob er sich vergewissern müsse, daß er noch lebe.

»Nach meiner ersten Rede schon sagte mir Victor Geier: ›Das ist politischer Selbstmord‹. Als ich dann Bebel antworten wollte, wie es nach seinem Angriff allein richtig gewesen wäre,« – so hatte mich Heinrich doch verteidigen wollen! – »da haben sie mich alle bearbeitet, haben im Namen des Parteiinteresses an mich appelliert, und ich war so töricht, durch all die widerwärtigen Szenen so erschöpft, daß ich mich wirklich unterwarf. Was nützte es?! Nichts! Der Skandal nahm seinen Fortgang. Und auf der Strecke bleibe schließlich ich allein!«

Einige Tage später kam Geier zu uns. Die erste Nummer der Neuen Gesellschaft war eben in hunderttausend Exemplaren verbreitet worden.

»Ich muß mit Ihnen reden, Genossin Brandt,« sagte er nach einer raschen Begrüßung. »Sie haben sich, fern von Dresden, hoffentlich so viel kühle Überlegung bewahrt, um eher Vernunft anzunehmen als Ihr Mann.«

Und dann setzte er mir auseinander, was seiner Meinung nach geschehen müsse. Zunächst habe sich Heinrich dem Schiedsspruch eines Parteigerichts zu unterwerfen.

»Vielleicht einem so objektiven Richter wie Bebel –,« warf ich bitter ein.

»Stehen Sie erst einmal am Ende der Laufbahn und müssen zusehen, wie andere den ganzen Gewinn Ihrer Lebensarbeit in Frage ziehen!« rief Geier heftig, um sich gleich darauf wieder zur Ruhe zu zwingen. »Ohne eine Rüge wegen seiner Dresdener Rede wird es natürlich nicht abgehen,« fuhr er fort, »im übrigen aber, dafür lege ich jetzt schon meine Hand ins Feuer, werden sich alle Verleumdungen als solche erweisen, und Heinrich wird nachher eine gesichertere Stellung haben als zuvor.«

»Du weißt, daß ich die Einsetzung eines Schiedsgerichts in meinem Wahlkreis bereits selbst veranlaßt habe,« unterbrach ihn mein Mann, »wozu also das Gerede?! Komm lieber gleich zur Sache!«

»Wie du willst,« antwortete Geier ruhig und wandte sich wieder mir zu. »Er hat Sie, wie es scheint, von meiner anderen Forderung noch nicht unterrichtet: das Erscheinen der Neuen Gesellschaft einzustellen.«

Ich fuhr auf: »In diesem Augenblick sollen wir unsere einzige Waffe von uns werfen?!«

»Eine nette Waffe!« höhnte Geier. »Solange das Dresdener Spektakelstück noch in aller Munde ist, werden vielleicht ein paar Dutzend Leute euer Blatt kaufen. Aber über kurz oder lang bleibt euch von der Waffe nichts mehr als eine zerbrochene Klinge.«

»Wir haben schon ein kleines Vermögen in die Sache hineingesteckt –,« murmelte ich mit gepreßter Stimme.

»Kann mir's denken,« meinte Geier und kräuselte spöttisch die Lippen; »vorsichtige Geschäftsleute seid Ihr offenbar nicht. Aber so rettet wenigstens, was zu retten ist!«

Heinrichs Gesicht hatte sich mehr und mehr gerötet. Jetzt blieb er dicht vor Geier stehen.

»Du benutzt unsere Notlage, um die Partei von einem revisionistischen Blatt zu befreien,« zischte er ihn an.

Mit einer heftigen Bewegung sprang Geier vom Stuhl und hieb mit der Faust auf den Tisch: »Ich komme nach Berlin gereist, um euch einen Freundschaftsdienst zu erweisen, und du begegnest mir so –. Stürze dich denn meinetwegen kopfüber in dein Verderben –« Und hinaus war er.

Wir gingen tagelang schweigsam nebeneinander her. Inzwischen fanden überall Parteiversammlungen statt, die sich mit den Dresdener Ereignissen und ihren Folgen beschäftigten. In den Angriffen auf die Revisionisten, ganz besonders auf meinen Mann, übertrafen sie noch den Parteitag. Und stets wurde vor der Zeitschrift gewarnt, mit der wir uns »auf Kosten der Partei« bereichern wollten. Es gab keinen Ausweg mehr, als sie zunächst aufzugeben. Wir hatten die Mittel nicht, um sie gegen die herrschende Stimmung in der Partei durchzusetzen.

»Alle freiheitlichen Elemente hatten sich am 16. Juni um Ihre Fahnen geschart,« schrieb mir Romberg, »weil sie, von den bürgerlichen Parteien im Stiche gelassen, bei der Sozialdemokratie den Schutz der Geistesfreiheit, den Hort des Kulturfortschritts zu finden glaubten. Dresden hat diesen Wahn zerstört, hat gezeigt, daß der Dogmatismus, die Verfolgungssucht Andersdenkender, kurz die ganze Seelenverfassung der Inquisitoren, nirgends in so krasser Form zu finden ist, als bei den privilegierten Menschheitsbefreiern. Wir sind nun wieder vogelfrei. Und Sie?!«

 

In der Nacht, nachdem unsere zweite und letzte Nummer erschienen war und wir wieder schlaflos den huschenden Wolken draußen und der wachsenden Mondsichel zusahen, sagte Heinrich zu mir: »Was meinst du, wenn ich ginge?«

Zuerst verstand ich ihn nicht, – dann aber packte ich mit aller Kraft seine beiden Hände und sah ihm mit stummem Entsetzen in das blasse Gesicht.

»Ich warnte dich schon einmal, – vor Jahren,« fuhr er leise und langsam fort. »Ich bringe Allen Unglück, – dir, – der Partei. Mir scheint, ich habe hier nichts mehr zu tun.«

Ich stammelte in heller Angst tausend Liebesworte, ich schmiegte mich an ihn, als ob ihm aus meiner Lebenswärme Lebensmut zuströmen könnte. Aber er blieb ernst und fest und wußte immer neue Gründe nicht nur für die Berechtigung, sondern für die Notwendigkeit seiner Absicht vorzubringen.

Nach alter Gewohnheit pochte morgens unser Bub an die Türe und sprang herein, ohne unsere Aufforderung abzuwarten. Es war das erstemal nach seiner Krankheit, daß er so früh schon aufstehen durfte. Er kletterte eilig auf Heinrichs Bett und sah ihn an, halb überrascht, halb erschrocken. Mit jenem rätselvollen Scharfblick des Kindes schien er das Fremde, Dunkle erkannt zu haben, das von der Seele seines Vaters Besitz ergriffen hatte. Er legte ihm das Händchen auf den Kopf; »so hat Mama auch gemacht, wie ich krank war,« erzählte er wichtig, und dann küßte und streichelte er »den lieben, guten Papa«, bis sich doch noch ein Lächeln um dessen festgeschlossene Lippen stahl.

»Hast du wirklich hier nichts mehr zu tun?!« fragte ich leise, als der Kleine wieder davongelaufen war. »Soll dein Sohn einmal von dir glauben müssen, daß du dich feige davonstahlst?!«

Er drückte mir die Hand, fest und lang. Ich wußte: wenn die Gespenster der Nacht auch nicht auf immer gebannt waren, so würden sie doch keine Macht mehr gewinnen über ihn.

 

Die Schiedsgerichts-Verhandlungen zogen sich wochenlang hin. Es war eine seelische Folter für meinen Mann, und wenn er nach Hause kam, gab ich mir alle Mühe, ihn nicht merken zu lassen, wie ich selber litt.

Draußen entwickelte sich wieder in der alten Weise der politische Kampf: Radikale und Revisionisten arbeiteten scheinbar einmütig zusammen. Es galt diesmal den Landtagswahlen. Mich rief niemand zu Hilfe. Zu keiner der zahllosen Versammlungen forderte man mich auf. Ich war die Gezeichnete. Und nirgends schien eine Lücke entstanden, weil ich fehlte. Ich war wie die Welle, die im Meere aufsteigt und zurücksinkt, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Zuweilen trafen wir mit unseren politischen Freunden zusammen, – zufällig nur, denn die Revisionisten schienen sich nach Dresden noch mehr aus dem Wege zu gehen, als vorher. Einmal kamen wir in eine ernstere Unterhaltung, und ich verurteilte unumwunden ihre Annahme der Dresdener Resolution.

»Mir ist es sogar fraglich,« sagte ich, »ob ihre Ablehnung nicht von einem gemeinsamen Austritt aus der Partei hätte begleitet werden müssen.« Aber ich stieß auf allgemeinen Widerspruch.

»Damit hätten die Radikalen erreicht, was sie wollten,« rief der eine.

»Wegen einiger Gegensätze in taktischen Fragen werden wir doch die Partei nicht im Stiche lassen,« sagte der andere.

»Es wäre nichts als Fahnenflucht,« erklärte einer der Gewerkschafter.

»Und wir würden zurückbleiben, als Offiziere ohne Armee,« meinte mein Mann. Ich ließ mich nicht überzeugen.

»Sie haben trotz allem Bekenntnis zum historischen Materialismus aus der Geschichte nicht allzu viel gelernt,« entgegnete ich. »Noch immer ist die Entwicklung die gewesen, daß eine große Bewegung aus sich heraus neue Bewegungen zeugt, deren Träger zunächst nichts sind als ein paar Vorläufer, als Offiziere ohne Armee. Und was nun gar die Gegensätze betrifft, so glauben Sie doch nicht ernsthaft an ihre Geringfügigkeit.«

»Nein,« antwortete einer der anderen, »aber ich glaube, und habe nach unserer bisherigen Entwicklung ein Recht dazu, daß unsere Ideen sich im Proletariat von unten herauf durchsetzen. Wir schließen Lohntarif-Verträge mit den Unternehmern, und niemand zeiht uns deshalb eines Vertuschens der Klassengegensätze; wir arbeiten in den Gemeinden, in den Landtagen, und keiner wagt uns deshalb wegen des Paktierens mit der bürgerlichen Gesellschaft anzuklagen. Unsere Genossenschaften fangen an, wie unsere Gewerkschaften zu einer wirtschaftlichen Macht zu werden, und kein Radikalinski hat uns noch vorgehalten, daß das gegen die Zusammenbruchstheorie verstößt und wir damit bis zum großen Kladderadatsch warten müßten.«

Ich schwieg. Der Mann der praktischen Arbeit mochte gegenüber meinen unklaren Theorien doch wohl recht haben.

 

Kurz vor Weihnachten legte das Schiedsgericht von Frankfurt-Lebus dem Parteitag des Kreises die Resultate seiner Untersuchungen vor, und die Genossen erteilten ihren Abgeordneten daraufhin einstimmig das Vertrauensvotum.

»Und du freust dich gar nicht?!« sagte mein Mann, als er nachts aus Platkow zurückkam, wo die Versammlung stattgefunden hatte.

»Gewiß freue ich mich, – aber im Grunde ist doch das alles selbstverständlich und macht das Geschehene nicht ungeschehen,« antwortete ich und dachte an die Zeitschrift, mit der wir unsere Aufgabe, wie mir schien, geopfert hatten, an die ungesühnte Kränkung, die noch immer wie eine schwärende Wunde an mir fraß, an das verstümmelte, beschmutzte Bild der Partei, das einst in so leuchtenden reinen Farben vor mir gestanden hatte, an die große Flamme meiner Liebesleidenschaft, die über dem Aschenhaufen nur noch leise glimmte.

Aus meines Mannes Wahlkreis wurde ich wieder zu Vorträgen aufgefordert. Seltsam genug: es gab noch Genossen, die mir vertrauten, obwohl der erste unter ihnen mich für ehrlos erklärt hatte! In diesen Kreisen schien das Verständnis für eine Empfindung zu fehlen, die eine Reminiszenz an meine aristokratische Herkunft sein mochte, und offenbar zu jenen »Eierschalen der Vergangenheit« gehörte, über die in der Partei so oft gespottet wurde. Aber wenn auch die anderen alle darüber hinwegsehen konnten, ich konnte es nicht. Ich lehnte ab. Meine Zurückhaltung wurde falsch gedeutet. Meine Bemerkung über den Austritt aus der Partei mochte irgendwie durchgesickert sein. Ich sah, daß ich die Stellung meines Mannes, die trotz des Vertrauensvotums eine schwierige geblieben war, noch mehr erschwerte. Und ich hatte mir vorgenommen, ihm nach wie vor ein treuer Kamerad zu bleiben.

»Sie können wieder über mich verfügen,« schrieb ich nach Frankfurt und stürzte mich in die Arbeit, von der ich hoffte, daß sie sich als Morphium für die Schmerzen meiner Seele erweisen würde. Und so lange ich am Schreibtisch über den Zeitungen und Broschüren saß, hielt sie, was ich von ihr erwartet hatte.

 

Die Ereignisse schienen mit besonderem Eifer dafür zu sorgen, daß wir nicht im Bruderzwist aufgehen konnten. Der Riesenstreik der Textilarbeiter von Crimmitschau, die nun schon seit Wochen mit einer Ausdauer ohnegleichen um den Zehnstundentag kämpften und dem lockenden Gold der Unternehmer ebenso standhielten wie den Verfolgungen der Polizei, ließ uns fühlen, daß wir gegen den Feind so einig waren wie immer. Und die russische Revolution, die wie ein vom Sturm gepeitschter Brand von einem Ende des Riesenreichs zum anderen übersprang, entzündete in uns allen eine Hoffnung, als ginge der Stern der Menschheitserlösung nun wirklich im Osten auf. Daß Preußen-Deutschland sich zum Schleppenträger des Zarismus erniedrigte, daß russische Polizisten im Verein mit den unseren die russischen Gäste der Hauptstadt verfolgen konnten, daß ein Minister die Reichstagstribüne benutzte, um die russischen Studenten der Berliner Universität samt und sonders als Anarchisten zu verdächtigen und ihre weiblichen Kollegen der Unsittlichkeit zu zeihen, daß der Reichskanzler von ihnen als von »Schnorrern und Verschwörern« sprach, – das löste einen Schrei der Entrüstung aus. Die Partei stand wieder auf dem Posten als die einzige, die leidenschaftlichen Protest erhob. Und wenn die politischen Ereignisse nicht auszureichen schienen, um das Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit in den Genossen aufs neue zu festigen, so sorgten unsere Gegner dafür. Sie schufen den Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie, aber die Kette, die sie schmiedeten, um uns damit zu fesseln, verband uns nur.

Ich sah das alles. Ich schöpfte Hoffnung daraus nicht nur für den Kampf nach außen, sondern auch für die innere Entwicklung, die um so kräftiger zu sein pflegt, je unbeachteter sie ist.

Aber als ich zum erstenmal wieder in Frankfurt auf die Rednertribüne trat und all die vielen Augen sich auf mich richteten, da versagte meine Kraft. Das Blut brannte mir in den Wangen; – sahen die Menschen mir den Schlag nicht an, den ich empfangen hatte?! Und ich fühlte feindselige Blicke, spöttisches Lächeln, ich sprach wie gegen ein Tor von Erz. Meine Zuhörer blieben kalt.

»Was fehlte dir nur?« fragte Heinrich mich kopfschüttelnd. Ich gab eine ausweichende Antwort.

Noch ein paarmal machte ich ähnliche Versuche. Von nervöser Aufregung geschüttelt, die mir sonst fremd gewesen war, trat ich schon vor die Versammlung. Und dann sprach ich, daß ich mich selbst nicht wieder erkannte.

 

Laß mich eine Zeitlang irgendwo zur Ruhe kommen,« bat ich eines Tages, mit den Tränen kämpfend, meinen Mann, der in mich drang, ihm die Ursache meiner tiefen Verstimmung anzuvertrauen. »Das alles war ein wenig viel für mich . . .«

Er stimmte mir ohne Besinnen zu. »Wenn es nichts weiter ist, als daß du Ruhe brauchst!« sagte er aufatmend und entwarf mir die schönsten Reisepläne. »Ich würde dir den Weg auf den Mond bahnen wollen, wenn ich sicher wäre, daß meine Alix wieder gesund und froh würde.« Und in alter Zärtlichkeit zog er mich an sich.

Doch ich wollte weder auf den Mond, noch nach Italien, noch an die See.

»Ich möchte nach Grainau –,« bat ich zaghaft, denn ich wußte, es regte sich immer eine leise Eifersucht in ihm, wenn die Sehnsucht mich dorthin trieb, wo so viele Erinnerungen geweckt wurden. »Ilse weiß von Tante Klotilde, daß sie diesen Sommer in Augsburg bleibt, – die Bahn ist also frei, und ein Zimmer find' ich schon irgendwo für mich und den Kleinen.«

»Der Bub soll mit?« fragte er mißbilligend. »Dann hast du ja keine Stunde Ruhe!«

»– Ich hätte keine, wenn er nicht bei mir wäre,« antwortete ich.

Eine Woche später fuhren wir den Bergen entgegen. Ich biß mir die Lippen wund, um die Tränen zu unterdrücken, als ich im blauen Dunst der Ferne die ersten weißen Spitzen aufsteigen sah. Wie hatte ich so lange leben können ohne sie!

Es war früh im Jahr. In Garmisch fingen sie gerade an, die Betten zu lüften und die Fenster weit aufzureißen. Vier Wochen noch, dann kamen erst die Fremden. Jetzt war's so still! Kein Radler, kein Wanderer begegnete uns auf dem Wege nach Grainau. Die Wiesen standen voll bunter Frühlingsblumen, voll goldgrüner Spitzen die Bäume, und aus dem Walde kam der erste süße Maiblumenduft.

Im Dorf, hinter dem Kirchlein, wo der Weg empor zum Eibsee führt, stand ein neues blitzblankes Haus mit einer großen himmelblauen Madonna in der Mauernische. Der Hof vom Bärenbauern sah daneben ganz alt und griesgrämig aus.

»Bä-cke-rei,« buchstabierte mein Junge, der auf seine Lesekünste sehr stolz war; »hurra! – da gibt's immerzu weiße Brötchen,« rief er und machte einen Luftsprung – Semmeln waren sein Leibgericht, »– dahin ziehen wir!«

Und schon lief er am Gartenzaun entlang, mit dem großen schwarzen Hund dahinter um die Wette. In der Tür erschien der Meister, dicht hinter seinem breiten Rücken lugte neugierig der kleine Lehrling hervor, beide mehlbestaubt, und an ihnen vorbei trat grüßend, den gewichtigen Schlüsselbund über der weißen Schürze, die blonde Hausfrau. Eben erst hatten sie das Haus gebaut, erzählte sie lebhaft, als wir die blankgescheuerte Treppe hinaufstiegen, und schon hätten sie die Kundschaft der ganzen Gegend. An der »feinen« Wohnung im ersten Stock gingen wir vorüber, trotz der neuen städtischen Möbel, die sie uns anpries.

»Hier droben in den Stuben steht halt nur der alte Bauernkram,« meinte sie entschuldigend und stieß die Türe auf. Ein blauer Schrank mit roten Herzen darauf, eine alte Pendeluhr mit blumenbestreutem Zifferblatt und einem kreuztragenden Christus darüber, eine breite gewichtige Truhe voll bunter Heiligenbilder lachten uns an, wie die Wiesen draußen, so farbenfroh. Einem Vogelnest ähnlich hing ein kleiner Balkon vor der Glastür, und durch die Fenster guckte der Waxenstein mit seinem faltigen Felsengesicht.

»Da bleiben wir,« sagte ich, und mein Junge lief durchs Haus in den Garten, und den Hügel hinauf zum Wald und wieder hinunter auf die Wiese, als müsse er von allem ringsum Besitz ergreifen.

Wie gut es war, wieder schlafen zu können und die müden Augen in lauter Grün und Blau gesund zu baden! Von den Bauern im Dorf erkannte mich keiner. Nur der Sepp, mein alter Spielkamerad, rückte mit einem flüchtigen Aufblitzen des Erkennens in den Augen an seinem verblichenen grünen Hut. Morgens, während mein Junge sich unten am See aus Moos und Steinen einen kunstvollen Hafen baute, saß ich auf der alten Bank, dem Rosenhaus gegenüber, das sich mit seinen geschlossenen Läden und blumenlosen Altanen still und verzaubert im grünen Wasser spiegelte. Alle Rosenbüsche vor der Terrasse waren fort.

»Letzten Herbst hat die alte Frau Baronin sie ausgraben lassen,« erzählte meine Hausfrau. »Sie wird wohl nimmer wiederkommen,« fügte sie hinzu.

»Warum nicht?!« fragte ich erstaunt.

»Schon wie sie wegfuhr, war sie nicht zum Erkennen. Auch so arg brummig und bös. Der alte Doktor von Garmisch meint, sie macht's nimmer lang.«

Ich erschrak. Von ihrer Krankheit wußte ich, aber nicht, daß es so schlimm um sie stand.

»Das Fräulein von Kleve ist allweil um sie, Tag und Nacht,« berichtete die kleine blonde Frau weiter, die froh war, wenn sie schwatzen konnte, »aber die Theres', die alte Köchin, hat mir kurz vor der Abreis' noch erzählt, daß die Frau Baronin Herzweh hat nach einer anderen,« – dabei traf mich ein neugierig-forschender Blick – »einer, die sich grad so schreibt, wie Sie –«

Ich antwortete nicht . . . Mit meiner Ruhe war es wieder vorbei. Alles wurde lebendig, was unter diesen Buchen, an diesem See, angesichts dieser Berge an Haß und Liebe, an Sehnsucht und Verzweiflung, an Trennungsweh und Zukunftshoffnung geweint und gejauchzt, geseufzt und gelächelt hatte. Ich war nie mehr allein, und es war nie mehr still um mich. Wo ich ging und stand, – meine ganze Vergangenheit umringte mich, und wenn ich schlafen wollte, flüsterte es mir ins Ohr: anklagend, höhnend, drohend.

Eines Vormittags, – ich saß wieder am alten Platz, mit dem Buch im Schoß und sah zu dem toten Haus hinüber, – kam der Bub vom Bärenbauern mir nachgelaufen:

»A Depeschen wär da für Sie –« Ich riß sie ihm aus der Hand, sie bestätigte nur, was ich erwartet hatte: »Baronin Artern heute morgen verschieden. Ihr sofortiges Kommen erwünscht.«

Wir reisten noch am selben Tage nach Augsburg. Mich erfüllte nur ein Gefühl: daß ich ihr viel zu verdanken hatte und sie im Kummer um mich gestorben war.

In voller Sommerpracht blühte der Garten um das schöne Haus. Weinend empfing mich die Theres'.

»Warum sind's bloß nit a Wochen früher gekommen –,« sagte sie immer wieder. Ich vertraute meinen Sohn ihrem Schutz. »Du herzig's Buberl,« schluchzte sie, »wenn die Frau Baronin nur dich gekannt hätt'!« Ich fing an zu begreifen, und jetzt erst fiel mir ein, daß der Tod dieser Frau meines Sohnes ganze Zukunft sichern sollte.

Einen Augenblick lang fröstelte mich. Aber nein: wie könnt' ich nur zweifeln, – auch die alte Theres' sah in ihrer Liebe zu mir nur Gespenster. Meinem Vater hatte die Tote ihr Wort verpfändet. Ich wandte mich zur Treppe.

»Gnä' Frau wollen doch nicht –,« rief die Theres' und griff nach meinem Arm.

»Selbstverständlich,« antwortete ich und nahm den Strauß frischer Maiglöckchen vom Grainauer Wald aus ihrer Hülle.

»Sie sind alle oben, – die Herren Leutnants und das Fräulein,« flüsterte sie ängstlich.

Ich warf den Kopf zurück und richtete mich gerade auf. »Hier bin ich zu Hause gewesen, nicht sie,« sagte ich laut und schritt die Stufen empor. Hinter der Türe des Eßzimmers hörte ich Stimmengewirr.

»Sie wird nicht kommen –,« sagte einer. Ich trat ein. Wie vor einer Geistererscheinung sprangen sie von den Stühlen, meine Vettern und Basen, die sich hier häuslich niedergelassen hatten. Ich ging ohne Gruß an ihnen vorüber, durch die Flucht der Zimmer mit ihren kostbaren Teppichen und seidenen Möbeln, die mir alle so lebendig schienen, so vollgesogen von Vergangenheit. Im Musiksaal, vor der letzten Türe zögerte ich. Mir klang in den Ohren, was die Tote vor Jahrzehnten aus diesem Flügel hervorgezaubert hatte. Ich war ein Kind gewesen damals; die Töne waren an mir vorbeigerauscht; jetzt erst verstand ich sie: wieviel Leidenschaft, wieviel ungestillte Sehnsucht hatte das Herz der Frau bewegt, die nun auf immer verstummt war.

Sie lag aufgebahrt, vom betäubenden Duft unzähliger Blumen umgeben, auf ihrem Lager. Ich stand wie erstarrt. Ich konnte nicht in die Kniee sinken und nicht den Blick losreißen von ihr: das war sie doch gar nicht, – das war eine Fremde! Nie hatte ich um ihren Mund diesen grausamen Zug gesehen und auf ihrer Stirn diese vielen finsteren Falten. Die ich gekannt hatte, die mich liebte, war eine andere gewesen. Ich hielt den Strauß Maiglöckchen noch in der Hand, als ich das Haus verließ.

Wir geleiteten sie zu Grabe. All jene alten augsburger Familien mit den berühmten Namen und unberühmten Nachkommen folgten ihrem Sarge. Aber vor der dunkeln Pforte des Erbbegräbnisses der Artern weinten von allen, die es umgaben, nur zwei: die alte Theres' und ich. Und von denen, die mir einst nahe gestanden hatten, grüßte mich nur einer: mein alter Lehrer, der Pfarrer.

Er besuchte mich am Nachmittag im Hotel, und erzählte mir von seinem letzten Zusammensein mit der Verstorbenen. Vor kaum zwei Monaten war es gewesen; sie hatte ihn zu sich bitten lassen, um von mir zu sprechen.

»Sie hat Ihretwegen mehr gelitten, als sie sich merken ließ,« sagte er.

»Meinen Sie?!« fragte ich zweifelnd und dachte an das fremde Gesicht, das ich auf dem Totenbett gesehen hatte.

»Ich bin dessen sicher,« antwortete er; »sie wird es Ihnen auch noch beweisen,« fügte er bedeutungsvoll hinzu.

Dann kam ihr Bankier, um mir über den Zeitpunkt der Testamentseröffnung Mitteilung zu machen. »Frau Baronin hat mich ausdrücklich beauftragt, Sie, als ihre Haupterbin, um Ihre Anwesenheit zu ersuchen,« erklärte er.

Etwas wie Freude begann heimlich von meinem Herzen Besitz zu ergreifen, und Dankbarkeit löschte alle Erinnerung an die grausamen Züge der Toten aus. Sie hatte mir, da sie lebte, oft bitter weh getan, und nun nahm sie die schwere Sorgenlast des Lebens auf einmal von mir!

Es kränkte mich, daß die Theres' mich so mitleidig ansah.

»Ich weiß, was ich weiß –,« sagte sie, »die da oben –« und sie ballte die Faust nach dem Zimmer, wo die Kleves mit dem Testamentsvollstrecker verhandelten, »– waren immer bei ihr, – ich hab' oft genug gehört, wie sie von Alix Brandt erzählten –.«

Acht Tage später versammelten sich die Erben zur Testamentseröffnung im Gerichtsgebäude. Ein nüchterner Raum mit kahlen Wänden. Kastanienbäume vor den Fenstern, durch die kein Sonnenstrahl drang. An den Pulten der grauköpfige Richter, der krumme Schreiber. Auf den steifen Stühlen wir alle in schwarzen Kleidern. Zwei Schriftstücke aus verschiedenen Zeiten wurden verlesen. Das erste entsprach der Mitteilung ihres Bankiers. Das zweite, – sie hatte es sechs Wochen vor ihrem Tode auf dem Krankenbett geschrieben, – enthielt nur ein paar Zeilen: »Hiermit enterbe ich meine Nichte, Frau Alix Brandt, geborene von Kleve, weil sie in Wort und Schrift der Umsturzpartei dient.«

Es wurde ganz still im Zimmer. Die Köpfe all derer, die neben mir saßen, senkten sich; mich aber überkam ein Gefühl des Triumphes. Mit fester Hand setzte ich als Erste meinen Namen unter das Protokoll und verließ das Zimmer, an den anderen vorbeigehend, die scheu zur Seite wichen, erhobenen Hauptes.

Jetzt war meiner Überzeugung auch das letzte zum Opfer gefallen. Die Schmach von Dresden war ausgewischt. Das Schicksal selbst zwang mich auf meine eigenen Füße. Nun war ich stark genug, allein zu gehen.

 


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