Georg Bötticher
Bunte Reihe
Georg Bötticher

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Das Lutherfestspiel in Schilda.

Herr Schnüffler, der umsichtige Wirt des Bahnhotels zu Schilda, hatte eines Septemberabends, nachdem er den letzten Gast zur Thüre geleitet, sich ermüdet auf das Sofa niedergelassen, das Tageblättchen ergriffen und im Halbschlaf überflogen – als ihn eine Notiz über den Nachbarort Triebelshain plötzlich wieder munter machte. Die Notiz handelte von dem erstaunlichen Erfolg des dort aufgeführten Lutherfestspiels, ein Erfolg, von dem Referent nicht genug Rühmens machen konnte. Herr Schnüffler, der sich erinnerte, neulich ähnliches von den Lutherfestspielen in Eilenburg und Bitterfeld gelesen zu haben, versank in tiefe, allem Anscheine nach nicht unangenehme Gedanken. Diese begleiteten ihn auf sein Lager, das er bald darauf aufsuchte und schienen ihn, nach dem Ausdruck seiner Züge zu urteilen, noch im Schlafe als freundliches Traumbild zu umgaukeln.

Als der rührige Wirt andern Morgens gegen sechs Uhr seinen Kaffee schlürfte, hatte sich bereits ein fester Plan in seinem kahlen, nur mit einer »Sardellensemmel« gezierten Haupte gebildet. Schilda mußte sein Lutherfestspiel bekommen und in dem großen Saal seines Hotels mußte es zur Aufführung gelangen. – Die Stadthausuhr von Schilda zeigte die Mittagsstunde, als Herr Schnüffler den Ratskeller, das Lokal der Honoratioren, betrat. Der große runde Stammtisch war bereits dicht besetzt. Mit Mühe gelang es dem ehrerbietig grüßenden Schnüffler einen Stuhl neben dem des Herrn Pastors einzuschieben, eines starkbeleibten Vierzigers mit blassem schwammigen Gesicht, aus dem dunkle Lackaugen blickten. Herr Schnüffler hielt sich zunächst bescheiden zurück. Erst während einer lebhaften Debatte über Sauerkrautzubereitung richtete er wie gelegentlich an seinen Nachbar die Frage: »Haben der Herr Pastor vielleicht gehört, wann die erste Aufführung des Lutherfestspiels vor sich gehen dürfte?«

»Bei uns? Ein Lutherfestspiel?« versetzte dieser höchlich verwundert. »Nun, es war doch öfters davon die Rede«, sagte Herr Schnüffler, die Stimme dämpfend. »Das erste, was ich davon höre,« versicherte der Pastor. »Haben die Herren schon vernommen, daß hier das Lutherfestspiel aufgeführt werden soll?« wandte er sich an die Umsitzenden. »Hier? das Lutherfestspiel? Von wem denn? Wo denn?« So schwirrten die Fragen durcheinander. Nur der Lotteriekollekteur Birkner, der nie zugegeben haben würde, über etwas ununterrichtet zu sein, versetzte: »Ja – es ist hin und wieder davon gesprochen worden –« »Das gleiche behauptet Herr Schnüffler,« sagte der Pastor. »Mir war bisher nichts davon zu Ohren gekommen.« »Ich glaube,« nahm der Schnittwarenhändler Kurz das Wort, im Geiste bereits einige hundert Meter Gewandstoffe verschneidend, »die Sache würde von der Bürgerschaft mit Freuden begrüßt werden, vorausgesetzt,« setzte er mit einer verbindlichen Handbewegung nach dem Pastor hinzu, »daß die Leitung in die rechten Hände käme.« Der Pastor hob die fetten Hände. »Ich würde mich natürlich einem Wunsche der Gemeinde nicht entziehen. Aber zunächst müßte man doch über die Wahl des Stückes schlüssig werden: es giebt sehr viele Lutherfestspiele. Welches ist nun das beste?« »Wenn ich mir erlauben darf, entschieden das von Trampelmeyer!« fiel hier Buchhändler Herfurt ein, der von dem Trampelmeyerschen, im Ramsch erworben, noch fünfhundert Stück auf Lager hatte. »Von Kirchenrat Trampelmeyer?« sagte der Pastor. »Hm. Ich habe Gutes darüber gehört.« »Bringen Sie doch in Ihrem Blatt eine anregende Notiz,« wandte sich Kurz an Druckereibesitzer Wendlandt. »Nun, vielleicht besprechen die Herren die Sache zunächst im Familienkreise,« schloß der Pastor, sich erhebend, und damit das Zeichen zum Aufbruch gebend. Auch Herr Schnüffler empfahl sich unter ehrerbietigen Verbeugungen: die Lawine war ins Rollen gebracht. –

Selbigen Mittags wurde in fünfzehn Honoratiorenfamilien die Aufführung des Trampelmeyerschen Lutherfestspiels erörtert. Im Schildaer Tageblatt aber las man andern Morgens: »Wiederholt ist in unserer Bürgerschaft der Wunsch laut geworden, nach dem Vorgange anderer Städte auch in Schilda ein Lutherfestspiel zur Aufführung zu bringen. Neuerdings scheint dieser Wunsch feste Gestalt anzunehmen. Die Nachricht dürfte in allen Kreisen lebhafte Freude hervorrufen.« – Schon am Mittag dieses Tages zirkulierte am Ratskellerstammtisch die Liste eines Festspiel-Ausschusses, Pastor und Bürgermeister an der Spitze. Aus der heute besonders lebhaften Unterhaltung ging hervor, daß für die Besetzung der Hauptrollen: Luther, Melanchthon und Käthe von Bora nur Gerber Lange (das größte schauspielerische Talent von Schilda), Oberlehrer Timpe und Liddy Vollert in Frage kommen konnten. Schwieriger gestaltete sich die Entscheidung bezüglich der anderen Personen des Stückes. Posthalter Lätsch weigerte sich entschieden, den »Tetzel« zu übernehmen, wofür er durchaus geeignet war, und bestand auf Kaiser Karl V., für den er mit seiner Kugelgestalt recht wenig paßte. Auch über die Besetzung des Staupitz, des Herzogs von Sachsen und Ulrichs von Hutten gingen die Ansichten weit auseinander. Ganz besonders aber entbrannte ein heftiger Streit wegen des Thomas Münzer, für den die Fortschrittsfraktion des Stammtisches den Volksschullehrer Knille, einen wütenden Radikalen – die zahlreichere konservative Partei den Friseur Hahn aufstellte. Die Gemüter erhitzten sich und der Streit drohte in Thätlichkeiten überzugehen, als der wegen seiner Rücksichtslosigkeit gefürchtete Dr. Schmeisser hohnlachend erklärte: Thomas Münzer dürfe nicht von einem geleckten Süßhahn dargestellt werdet Der anwesende Hahn verbat sich hoch erregt dergleichen Gemeinheiten; da er aber unglücklicherweise stark mit der Zunge anstieß, so verfehlte die sonst treffende Zurechtweisung die beabsichtigte Wirkung und die Ansicht gewann Anhänger, daß der lispelnde Hahn doch wohl nicht recht für den wilden Bauernführer geeignet sei. Man trennte sich schließlich, ohne eine Einigung erzielt zu haben, nachdem von den anwesenden Festspiel-Ausschußmitgliedern eine entscheidende Sitzung über die Besetzungsfrage für übermorgen angesagt worden war. Schon andern Tages aber trat der Ausschuß zur Vorberatung zusammen, in der die Besetzung aller Rollen provisorisch festgestellt und der morgigen Versammlung nur die endgültige Entscheidung über diese Feststellung vorbehalten ward. Wirklich erzielte man dadurch andern Tags insofern ein günstiges Resultat, als die Besetzung der drei Hauptrollen glatt durchging und die der meisten übrigen nach den Vorschlägen des Ausschusses gebilligt ward. Nur über einige wenige erhob sich eine Debatte. Zu diesen gehörte die Rolle Kaiser Karls V., um die sich, außer dem Bürgermeister (Posthalter Lätsch war zur Übernahme Tetzels bewogen worden), der Schornsteinfeger Schladebach bewarb. Sie wurde schließlich, da sie nur eine »Repräsentationsrolle« war, bei der es nichts zu sprechen gab, ersterem zugeteilt, in stillschweigender Erwägung, daß für diesen, der Ehrenhalber doch eine Rolle erhalten mußte, diese die geeignetste sei, da er die Gabe besaß, auch in kurzen Reden stecken zu bleiben. Schladebach wurde mit Friedrich dem Weisen abgefunden. Länger dauerte der Kampf um des Herzogs von Sachsen Rolle, die aber zuletzt, dank der rührigen Agitation seiner Anhänger, Schnittwarenhändler Kurz zufiel, der damit den gewünschten Einfluß auf den »Geschäfts-Ausschuß« erlangte, dem die Einkäufe an Stoffen u. dgl. oblagen. Was den Thomas Münzer betrifft, so war die günstige Stimmung für Knille infolge weiblicher Einflüsse längst wieder umgeschlagen: Hahns Wahl ging darum mit großer Majorität durch, während es Dr. Schmeisser nur mit Mühe gelang, Knille im Verhinderungsfalle Hahns als Vertreter durchzusetzen. Als Aufführungslokal – wie auch für die Proben – ward einstimmig der Saal des Bahnhotels gewählt, nachdem der Pastor, dem der aufmerksame Schnüffler drei Flaschen Steinhäger gesandt, dies als »selbstverständlich« erklärt hatte. Schon den Tag nach der entscheidenden Beratung waren die fünfhundert Exemplare des Trampelmeyerschen Stückes abgesetzt: cirka fünfzig an die Darsteller, das Gros erwarb der Ausschuß für den Verkauf an der Kasse. Die Proben, vom Oberlehrer Timpe (Historisches) und Stubenmaler Arnold (Kostüm) geleitet, nahmen guten Fortgang, und nach kaum drei Wochen konnte bereits in Kostümen (aus einem Maskenleihgeschäft der Residenz, durch Zukauf aus Kurz' Handlung ergänzt) die Generalprobe stattfinden, die wahrhaft glänzend verlief. Für den nächsten Tag war die erste Aufführung angesetzt. Am Morgen dieses Tages ging dem Ausschuß ein Billet des Friseur Hahn zu, worin dieser wegen heftigen Unwohlseins seine Mitwirkung für den Abend absagte, jedoch die Hoffnung aussprach, an den ferneren Aufführungen teilnehmen zu können. Auf Antrag des Dr. Schmeisser wurde sofort zu Knille gesandt, der sich zur Übernahme der Partie bereit erklärte. So fanden sich denn, nach Überwindung auch dieses Hindernisses, gegen fünf Uhr alle Darsteller mehr oder minder freudig erregt in den Ankleidezimmern des Bahnhotels ein. Sämtliche Gehilfen Hahns und der zweite Barbier des Städtchens mit seinem Personal hatten schon seit den Mittagsstunden in Schminken und Frisieren das Unglaublichste geleistet. Die Uhr zeigte dreißig Minuten über Sechs. In den Nebenräumen der Bühne wandelten Fürsten, Reformatoren und Widersacher, nebst Gemahlinnen und Töchtern in den teilweis höchst prächtigen Gewändern umher, der Regisseur, ein Chorist des Residenz-Theaters, waltete eifrig seines Amtes, der Souffleur, der alte Kantor Zippe saß bereits in seiner eigens für diesen Zweck angefertigten Renaissance-Muschel. Im Zuschauerraum, vor dem etwas fadenscheinigen Vorhang, den die »Erholung« hergeliehen, bewegte sich eine seit Wochen durch Riesenplakate alarmierte, schaulustige Menge erwartungsvoll auf den engbemessenen Sitzen. Da ertönte die Theaterschelle. Der Dirigent der städtischen Kapelle gab das Zeichen mit dem Taktstock, und unter den feierlichen Klängen eines Chorals hob sich der Vorhang.

Gleich die erste, tragikomische Scene des Ablaßstreites mit Tetzel riß das Publikum zu lauten Beifallsäußerungen hin. Sehr stattlich nahm sich Friedrich der Weise (Schornsteinfeger Schladebach) aus, auch Staupitz (Ofensetzer Hummel) und Lukas Kranach (Stubenmaler Arnold) fanden sich gut mit ihren Rollen ab. Geradezu großartig war Luther (Gerber Lange), trefflich auch Melanchthon (Oberlehrer Timpe) und die genasführten Dominikanermönche, vor allen Tetzel (Posthalter Lätsch) riefen stürmischen Jubel auf den hintersten Bänken hervor.

Der zweite Akt brachte neue Personen, unter denen Liddy Vollert als Käthe von Bora, entzückend in ihrer Nonnentracht, alle überstrahlte. Dr. Eck (Seifensieder Hempel) wurde riesig belacht, und die tumultuierenden Studenten steckten das Publikum mit ihrer Begeisterung dermaßen an, daß der Ruf »Sitzenbleiben« minutenlang den Jubel auf der Bühne übertönte. Geradezu überwältigend aber wirkte die Reichstagsscene im dritten Akt! Der Bürgermeister, der, solange er nicht den Mund aufthat, wirklich vielversprechend aussah repräsentierte Kaiser Karl V. ganz vortrefflich, die Fürsten, Herzöge und Kardinäle entzückten durch ihre prächtigen Kostüme, und die Ritter von Brahe (Leimfabrikant Vollert) und Hutten (Dr. Schmeisser) durch ihre kernige Sprache. – Die Teufelserscheinung des vierten Aktes mit der berühmten Tintenfaßscene erhöhte die Stimmung noch um ein bedeutendes. Am Ende dieses Aktes sah man den Schuldirektor Rettig (der in außergewöhnlichen Fällen für das Tageblatt referierte) sich erheben und den Saal verlassen: unzweifelhaft um den Bericht über die Aufführung noch rechtzeitig der Druckerei übergeben zu können.

Hinter der Bühne hatte sich inzwischen etwas Merkwürdiges ereignet. Gegen neun Uhr, um die Mitte des vierten Aktes war unerwartet in phantastischem Kostüm der Friseur Hahn erschienen und hatte sich, als wiederhergestellt, zur Übernahme seiner Rolle (des Thomas Münzer – der erst im fünften Akt die Bühne betrat) gemeldet. Dies befremdliche Ansinnen war von dem Lehrer Knille, der als Thomas Münzer kostümiert, bereits des Stichworts harrte, nicht unberechtigt aber freilich sehr grob zurückgewiesen worden, was aber nur den hocherregten Herrn Hahn zu der Erklärung hinriß, er werde den Münzer spielen und wenn er mit Herrn Knille zusammen auftreten sollet Da alles Zureden, ja Befehlen der Festspiel-Leiter nichts fruchtete, der wilde Knille und der sonst so sanfte Hahn obstinat blieben, so bemächtigte sich der Aufführenden eine völlige Ratlosigkeit. Die ohnehin unglaublich verlängerte Pause mußte enden, der Regisseur gab das Zeichen, von dem Beginn der Vorstellung Sänftigung der Gemüter erhoffend. Auf die spukhafte Teufelsscene nahm der fünfte Aufzug unter dem bedeutsamen Titel: »Die Bilderstürmer« unter höchster Spannung der Zuschauer seinen Anfang. Das Selbstgespräch Luthers, im Zwielicht der Zelle, verstärke die Spannung ins ungeheuerliche. Ein Grausen überlief die atemlos lauschende Menge, als auf die Frage des entsetzten Mönchs: »Wer bist du, Phantom?« plötzlich zwei Gestalten vor dem Reformator auftauchten und beide mit hohler Grabesstimme antworteten: »Ich bin der Prophet, den sie Thomas Münzer nennen!« – Das Grausen des Publikums verwandelte sich aber in starre Verwunderung, als blitzschnell ein Arm, aus der Coulisse fahrend, den einen Thomas der Bühne entrückte, worauf hinter der Coulisse ein Geräusch wie von zwei Maulschellen laut wurde, dem der erstickte Aufschrei: »Unerhörte Frechheit!« und ein wildes Gestampf und Gepolter folgte, in dem Luthers und des zurückgebliebnen Münzers Worte völlig verloren gingen! – Der Lärm verstärkte sich, kreischende Rufe, klatschende Schläge wechselten ab mit Geräuschen, als wenn Tische und Stühle umgestürzt würden und sich einige Dutzend Menschen im Handgemenge befänden. Luther und Münzer waren von der Bühne geflüchtet. Eine ungeheure Aufregung bemächtigte sich des Publikums! Die meisten waren von den Sitzen aufgesprungen, viele auf die Bänke gestiegen. Die Entschlossensten überkletterten den Orchesterraum, drangen auf die Bühne und hinter die Coulissen – und hier bot sich ihnen ein Schauspiel, das an dramatischer Lebendigkeit sämtliche Scenen der heutigen Aufführung weit übertraf! Zwischen umgestürzten Tischen und Stühlen, zerbrochenem Geschirr wälzten sich zum Knäuel verwachsene Fürsten, Reformatoren und Bilderstürmer in wildem Kampfe auf der Diele. Hutten bearbeitete in knieender Stellung den am Boden strampelnden Hahn-Münzer, den vergeblich Kaiser Karl und Herzog Ernst den Händen des wütenden Ritters zu entreißen suchten. Luther mühte sich Melanchthon, der seine Perücke und beinahe den ganzen hinteren Gewandteil eingebüßt, mit vieler Kunstfertigkeit ein Bein zu stellen, während Tetzel, Friedrich der Weise, Herr Schnüffler und sechs wittenbergische Studenten Münzer-Knille zu bändigen bestrebt waren, der wie ein Rasender um sich hieb und ganz besonders den unglücklichen Schnüffler bedachte, der wohl in der Absicht zu schlichten, in die illustre Gesellschaft geraten war. Kardinäle, Mönche, Bauern und Ritter umgaben in wildbewegten Gruppen die Kämpfer, beschwichtigend und anfeuernd. Die Damen hatten sich seitab geflüchtet und umstanden hilfeflehend den Pastor, der einem Jesaias ähnlich, Blicke und Hände kummervoll gen Himmel hob. – Endlich hatten der Regisseur und einige vom Ausschuß die Besonnenheit, den Vorhang fallen zu lassen und die eingedrungenen Zuschauer von der Bühne zu scheuchen. Inzwischen tobte der Kampf unvermindert weiter, ja, er hatte einen neuen Aufschwung genommen, weil der übel zugerichtete Herr Schnüffler sich hinreißen ließ, von »gemeinen Flabbsen« zu sprechen, worauf er von Luther-Lange eine Ohrfeige erhielt, die er umgehend erwiderte, was ihm aber leider drei weitere eintrug und – da Melanchthon nunmehr seine Partei ergriff – ein neues Handgemenge veranlaßte. – Bei solcher Sachlage blieb nichts übrig, als dem ungeduldig trampelnden Publikum die Mitteilung machen zu lassen, daß wegen plötzlicher Unpäßlichkeit einiger Darsteller das Stück leider nicht zu Ende geführt werden könne.

Im Schildaer Tageblatt aber las man andern Morgens am Schluß eines mit R. unterzeichneten, begeisterten Referats über die erste Aufführung des Lutherfestspiels: So hat denn der Verlauf der schönen, wahrhaft erhebenden Aufführung den erfreulichen Beweis geliefert, daß der religiöse Geist auch in unserem Bürgerstande noch keineswegs erloschen ist, wie der Materialismus unserer Tage mit so viel Dreistigkeit zu behaupten wagt.


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