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Gott und der Staat.

Von Michael Bakunin.

 

Historische Sophismen der doktrinären Schule der deutschen Kommunisten.

Anderer Meinung Über einen vorher besprochenen Gegenstand; vgl. Oeuvres III, 10, Anm. 1. (Der Übers.) ist die doktrinäre Schule der deutschen Sozialisten oder vielmehr autoritären Kommunisten, eine kurz vor 1848 gegründete Schule, die, wie man anerkennen muß, der Sache des Proletariats nicht nur in Deutschland, sondern in Europa wesentliche Dienste geleistet hat. Die große Idee einer Internationalen Arbeiterassoziation und die Initiative zu ihrer ersten Verwirklichung gehören hauptsächlich dieser Schule an, die heute an der Spitze der sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands steht, deren Organ der Volksstaat ist.

Es handelt sich also um eine vollständig respektable Schule, was sie nicht hindert, manchmal einen sehr bösartigen Charakter zu zeigen Bakunin exemplifiziert dies an seinen eigenen Erfahrungen, konstante Verleumdungen und Gehässigkeiten marxistischen Ursprungs gegen ihn, seit 1848; siehe die lange Anmerkung Oeuvres III, 10-18. (Der Übers.) und vor allem ihren Theorien ein Prinzip zugrunde zu legen, das, in seinem wahren Licht, das heißt von einem relativen Standpunkt aus betrachtet, durchaus wahr ist, das aber im Sinn dieser Schule absolut aufgestellt, als einzige Grundlage und erste Quelle aller anderen Prinzipien, vollständig falsch wird.

Dieses Prinzip, das übrigens die wesentliche Grundlage des positiven Sozialismus bildet, wurde zum erstenmal von Herrn Karl Marx, dem Hauptchef der Schule der deutschen Kommunisten, wissenschaftlich formuliert und entwickelt. Es bildet den Leitgedanken des berühmten Manifests der Kommunistischen Partei, das ein internationales Komitee französischer, englischer, belgischer und deutscher Kommunisten in London 1848 mit dem Titel Ich halte es für überflüssig, derartige kleine Ungenauigkeiten zu korrigieren oder auch nur hervorzuheben. (Der Übers.): Proletarier aller Länder, vereinigt euch! herausgab. Dieses bekanntlich von den Herren Marx und Engels redigierte Manifest wurde die Grundlage aller weiteren wissenschaftlichen Arbeiten der Schule und der später von Ferdinand Lassalle in Deutschland ins Leben gerufenen Volksbewegung.

Dieses Prinzip ist das absolute Gegenteil des von den Idealisten aller Schulen anerkannten Prinzips. Während die Idealisten alle geschichtlichen Vorgänge, die Entwicklung der materiellen Interessen und der verschiedenen Phasen der ökonomischen Einrichtung der Gesellschaft einbegriffen, von der Entwicklung der Ideen herleiten, wollen die deutschen Kommunisten im Gegenteil in der ganzen Menschheitsgeschichte, in den idealsten Äußerungen des kollektiven und individuellen Lebens der Menschheit, in allen intellektuellen und moralischen, religiösen, metaphysischen, wissenschaftlichen, künstlerischen, politischen, juridischen und sozialen Entwicklungen der Vergangenheit und Gegenwart, nur Reflexe oder notwendige Gegenschläge der Entwicklung der ökonomischen Vorgänge sehen. Während die Idealisten behaupten, daß die Ideen dominieren und die Tatsachen hervorbringen, sagen dagegen die Kommunisten, in Übereinstimmung übrigens mit dem wissenschaftlichen Materialismus, daß die Tatsachen der Ursprung der Ideen sind, die stets nur der ideale Ausdruck geschehener Tatsachen sind, und daß unter allen Tatsachen die ökonomischen, materiellen Vorgänge, die Tatsachen par excellence, die wesentliche Basis, die Hauptgrundlage bilden, aus der alle andern intellektuellen und moralischen, politischen und sozialen Vorgänge als notwendige Ableitung entspringen Die in Aussicht gestellte Auseinandersetzung mit den Marxisten wird in dem unvollendet abgebrochenen Manuskript nicht erreicht; es folgt vielmehr zunächst eine Abrechnung mit den Idealisten, deren wesentlichen Teil das später Gott und der Staat genannte Bruchstück bildet, das sich unmittelbar an die Formulierung der materialistischen Geschichtsauffassung anschließt. Vgl. auch J. Guillaume in Oeuvres III, 3-5. (Der Übers.).

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