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IV.

Brummell war nur ein Dandy. Richelieu aber, wie sehr sich in ihm auch der Schlag von Gecken verkörpert, den sein Name vertritt, war doch vor allem ein grosser Herr inmitten einer erschöpften Aristokratie. Er war Heerführer in einem militärischen Land. Er war schön in einer Zeit, da sich die entfesselten Sinne stolz in den Besitz der Macht mit dem Gedanken teilten und die Sitten nicht verboten, was Vergnügen gewährte. Auch ausserhalb dessen, was er war, bleibt Richelieu doch immer Richelieu. Er hatte alles für sich, was im Leben Macht gibt. Aber lässt man den Dandy weg, was bleibt dann von Brummell? Er war zu nichts anders fähig, aber auch nicht weniger als der grösste Dandy seiner Zeit und aller Zeiten. Und das war er durchaus, unbedingt, fast möchte man sagen selbstverständlich. In dem sozialen Mischmasch, den man höflich Gesellschaft nennt, ist fast immer entweder das Schicksal stärker als die Fähigkeiten oder sind die Fähigkeiten dem Geschick überlegen. Aber bei Brummell gab es, was selten vorkommt, keinen Zwiespalt zwischen Natur und Schicksal, zwischen Anlage und Glück. Mehr Geist, mehr Leidenschaft, das war Sheridan; grösseres Dichtertum (denn Brummell war Dichter), das war Lord Byron; viel mehr vom grossen Herrn, das war Yarmouth oder noch einmal Byron: Yarmouth, Byron, Sheridan und so viele andre ihrer Zeitgenossen, berühmt auf alle Weise, sie sind Dandies gewesen, aber noch etwas mehr. Brummell besass dieses Mehr nicht, das bei den einen Leidenschaft war oder Genie, bei den andern hohe Geburt oder ein ungeheures Vermögen. Er gewann durch diese Mängel. Denn beschränkt auf die Kraft, die ihn einzig auszeichnete, erhob er sich zum Rang eines Dinges: er war der Dandysme selbst.


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