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Neuntes Capitel.
Das »Erwachen.«

In einem Hause, das London zu lag, am äußersten Rande der Pfarrei, in welcher sie in letzter Zeit gelebt hatten, fand ein Theil von Selwyn's Familie Obdach, nachdem sie wieder einmal der unbarmherzigen Welt zugetrieben hatte. »Ein Theil« blos, weil alle jüngeren, mit Ausnahme des kleinen Kindes, sogleich nach dem Abzuge von Woodhouse in eine Schule gebracht wurden – eine Schule, in welche sie ihre Mutter unter vielen Thränen brachte; welche, wie der kleine Alfred betrübt sagte, ganz und gar nicht so »hübsch« war, wie Anna sie beschrieben hatte, als sie die Kleinen mit dem besprochenen Wechsel auszusöhnen suchte; wo eine Schaar glattgeschorner Kleinen (denn die Mehrzahl trug eine grobe gleichförmige Tracht) in ein großes, kahles, zwar reinlich gehaltenes, aber übel duftendes Zimmer eingepfercht war, und wo sie von einer Frau mit strengen Zügen und deren Gehilfinnen, einigen linkischen Mädchen, gebührend beaufsichtigt wurden.

Zu dieser »Schule« kamen wöchentlich einige abgelebte oder im Gesicht stark geröthete Frauen, Verwandte der jungen Schaar; und an diesen Besuchstagen warteten Alfred und seine Schwestern nie umsonst auf Mamma oder Anna, welche bleich, aber lächelnd erschienen, um sie zu liebkosen; um sie durch das Versprechen einer »sehr nahen« Heimkehr aufzuheitern; um sie durch das Geschenk einiger Kupfermünzen zu erfreuen, die sie für Süßigkeiten am Kramtische der alten Frau mit den verkrüppelten Händen ausgeben durften; oder sie brachten ihnen manchmal kleine Erquickungen mit, die sie mühsam vom armen Tische »daheim« abgespart hatten.

Wie der Leser bereits vermuthet haben mag, waren die unschuldigen Kleinen in das Arbeitshaus als vorübergehenden Aufenthalt gebracht worden. Diese eigenthümliche Anstalt stand damals unter sehr freisinniger Verwaltung, und da der unglückliche Gelehrte sich einen gewissen Einfluß gesichert hatte, geschah es, daß ein Theil seiner Familie in jene Mauern aufgenommen wurde, und der andere vorübergehend außer demselben unterstützt wurde, ohne daß ungelegene Anordnungen getroffen, oder neugierige Bemerkungen gemacht wurden. Daher wird auch der gütige Leser keine machen, sondern sich freuen, daß Therese mit gewissem Trost sehen konnte, wie ihre jüngeren Kinder vor gänzlichem Mangel geschützt, und die andern bei Brod gehalten wurden, wenn auch durch Mittel, die insgeheim verabscheut werden, und für welche man so wenig dankt. Sie wurden buchstäblich viele Tage »bei Brod gehalten.« Die zwei ältesten Knaben pflegten nach Anbruch der Nacht zu dem ihnen bestimmten Bäcker zu gehen, und nachdem sie mit reichem Proviant versehen waren, trugen sie ihn in einem großen Korbe nach Hause, der sorgfältig verhüllt war und wie ein Korb voll Wäsche aussah. Diese artigen, hungrigen und fadenscheinigen Bursche würden vor Scham unter ihrer Last zusammengesunken sein, hätte man ihren Trug entdeckt, wäre die demüthigende Wahrheit zum Vorschein gekommen.

Und jetzt, in dieser Zeit gehäufter Sorgen, kam noch ein weiterer Schlag über Therese – ihr Gatte ward gefährlich krank. Er hatte Tags zuvor dem Begräbnisse seines alten Freundes Warner beigewohnt, welcher in letzteren Jahren immer weiter herabgekommen war, bis endlich alle seine glänzenden Talente verrostet waren, und eines Nachts ein plötzlicher Tod ihn ereilt hatte. Am folgenden Morgen sandte die junge verwaiste Nichte, die allein zu seiner Pflege übrig blieb, eilig zu Selwyn, in der Meinung, ihr Onkel läge in einer Ohnmacht; er war in der Dunkelheit gestorben, allein und unvorbereitet. Selwyn, welcher seinem alten Bekannten den letzten Beweis der Freundschaft erzeigen wollte, war unter den wenigen Freunden, die dem Begräbnisse beiwohnten; er stand mit bloßem Kopfe in der heißen Sonne da, während die gewöhnlichen Gebete an dem ärmlichen Grabe verrichtet wurden. Als er nach Hause kam, klagte er über Kopfweh, doch er schien es der Anstrengung des Morgens und der natürlich niedergedrückten Stimmung zuzuschreiben.

»Armer Warner! Wie plötzlich wurdest Du abgerufen,« bemerkte er zu Therese. »Erst vor vier Tagen war ich bei ihm, und jetzt ist er begraben! Das ist rasch für einen so hellen Kopf, und für all' die frühen Hoffnungen, um welche ich ihn zu beneiden pflegte, während ich sie bewunderte. Ach, wie viele Luftschlösser bauten wir mit einander so viele – Tage hindurch! Er dachte damals kaum daran, der arme Bursche, welch' verwildertes Leben dereinst auf seinem Gewissen lasten würde. So geht es einem Mann, der einmal einem schweinischen Leben sich ergeben hat! Nun, meine Liebe,« fügte er mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit hinzu, »Du hast einen guten Theil von mir zu tragen, fürchte ich, doch nichts Schlechtes, und Trinken ist ein Laster. Sollte ich je gleich ihm herabsinken bis zum Thiere, so gebe ich Dir Erlaubniß, mich von jener Stunde an herzlich zu verachten.«

»Ich wünschte im Gegenteil, Du hättest jetzt etwas Erfrischendes zu nehmen, es würde Dir gut thun,« sagte seine Gattin mit liebreicher Liebkosung. »Kann ich Dir mit etwas dienen, mein Lieber? Du siehst nicht gut aus.«

»Mir ist, als ob der ganze Kopf von Nadeln durchstochen würde,« entgegnete Selwyn, dessen männliches Antlitz überaus geröthet und verstört aussah. »Ja – bereite mir eine Tasse Thee, meine Liebe, und dann will ich mich niederlegen, das ist das Beßte, was ich thun kann. Was hast Du da, Paul?« fragte er den Jungen, welcher gedankenvoll am Tische saß und eben mit der Durchlesung eines Manuscriptes beschäftigt war.

»Einige Verse,« erwiederte der Knabe, indem er aufstand, und die Zeilen darbot. »Clara Warner gab sie gestern dem Georg. Ihr Onkel hatte sie kurz vor seinem Tode niedergeschrieben, und sie fand sie unter seinen Papieren.«

»Lies sie vor, Paul – ich sehe heute nicht gut,« sagte sein Vater; und Paul, der eine sehr liebliche Stimme hatte, und gut vorlas, begann:

Dahin.

Horch! schaurig tönt und bang
Der Kirchenglocke mitternächtiger Klang.
Verkündet sie die Stunde bloß?
Vom grauen Glockenhaus
Aus jedem Ton, der laut und langsam dröhnt
Und, wie im Grabgeläut, zum Ohre tönt,
Klingt seltsam es heraus:
»Dahin – dahin – Die Zeit ist hin – der Tag ist hin –
Bete!«

Die Luft ist wieder still, –
Doch schlafen kann die Nacht nicht, wie sie will.
O Seele, wir haben's versäumt!
Und, ach, den Morgen verträumt!
In Wahngebilden und verlorner Müh
Die Zeit verzehrt, die gnädig Gott verlieh.
Gedächtniß wird schreckensbleich,
Starrt mich, gespenstergleich
Die Jugend an, aus dunklem Hintergrund
Mit hohlen Augen, trüb und düster, und
Mit klagenden Lippen, die sagen:
»Dahin – dahin –
Der Morgen ist hin – der Morgen ist hin –
Bete!«

O weh der entwichenen
Fröhlich gebornen, schmerzlich erblichenen
Zu Grab' getragnen Jahre!
Es grub ihr Grab der Todtengräber: Zeit.
Zählst ihre Grabstein', liesest Du die Schrift,
Die drauf geschrieben steht mit strengem Stift,
Dann laß uns weinen Herz!
Doch wein' nicht lang; – denn Hoffnung steht
Auf jedem Grab und scheucht hinweg den Schmerz,
Schaut auf die Zeit und deutet himmelwärts. –
Das heißt, wer es versteht:
Frisch auf! arbeit' und bet'!

O Du, vor dem schnell wie die Sommernacht
Die Zeiten flieh'n, und der doch streng hat Acht
Auf das verlorne Jetzt, –
Gib, daß fortan mehr kein mißbrauchter Tag
Mich Reuevollen im Gericht verklag',
Und bis zum End ich wacker
So schaff' in Deinem Acker,
Daß jede Stund' ein Edelstein mir wird
Zur ew'gen Krone, die die Sel'gen ziert.

Bald darauf legte sich Selwyn zu Bett, ohne zu wissen, daß er es viele Wochen lang nicht mehr verlassen würde. Ob das Fieber, welches in letzter Zeit seine Familie angefallen, in seinen Körper sich eingeschlichen und dort gelauert hatte, oder ob der Strahl der Sonne auf seinem unbedeckten Kopfe zu stark für seine reizbaren Nerven gewesen – Therese wußte es nicht; aber sie sah ihn so krank werden, daß sie einen Arzt holen ließ, der ernst darein schaute, als er den Leidenden untersuchte, und ernster noch, als er auf ihre Frage der Krankheit einen Namen gab. Ihr Gatte lag an einem Gehirnfieber gefährlich darnieder; und sie, überwältigt von diesem neuen Unglück in ihrer äußerst dürftigen Lage, rang verzweifelt die Hände. »Was soll aus ihm und aus ihnen werden?« rief sie, als eine Nachforschung ergab, daß ihr ganzer Besitz in zehn Pence bestand.

In dieser kritischen Lage machte Helene einen Vorschlag, welcher ihre Mutter mit begründeter Hoffnung erfüllte.

»Mamma, warum wenden Sie sich nicht an Mr. Massinger um einige Unterstützung? Er würde gewiß jede Entfremdung vergessen und uns mit Freuden zu Hilfe kommen. Ich weiß, er ist in der Stadt, denn ich las zufällig, daß er bei einem Meeting war, wovon in der Zeitung berichtet wird, die Papa gestern mit nach Hause brachte.«

Dankbar für die Eingebung setzte sich Therese zur Seite ihres nun bewußtlos daliegenden Gatten nieder und schrieb voll Vertrauen an ihren Vetter. Georg, so hübsch angezogen als ihre Armuth es erlaubte, ging mit dem Briefe zu der schönen Wohnung des Gentleman's, an den das Schreiben adressirt war; doch ach! er kehrte zurück mit der Nachricht, Mr. Massinger sei in der That in allerletzter Zeit in der Stadt gewesen, jetzt aber fortgereist – – die Leute wüßten selbst nicht recht wohin, sie vermutheten, er sei nach Paris; er komme und gehe stets ganz unerwartet; wenn er den Brief zurücklassen wolle, würden sie ihn bei erster Gelegenheit absenden. Der Junge ließ das Schreiben seiner Mutter nicht gern ohne ihren weiteren Befehl zurück; und da ihr während seiner Abwesenheit ein andrer Gedanke gekommen war, zog sie es vor, diesem gemäß zu handeln, ehe sie mit ihrem reisenden Vetter weiteren Briefwechsel pflog. Sie schrieb also in jenen einfachen und rührenden Worten, welche die Noth eingibt, an Mr. Deanes, jenen Gentleman, der sich als ein so guter Freund erwiesen hatte, ehe die erwähnte Entfremdung auf Woodhouse eintrat; und da sie wußte, daß er ein gütiger, freundlicher und überdieß mit Gütern reich gesegneter Mann sei, schwelgte sie in Hoffnungen einer günstigen Antwort.

Die Familie sprach ein inbrünstiges »Dank Gott,« als Georg mit der Ankündigung zurückkam, »Mutter, er wird diesen Abend bei uns einkehren.« Es lag in dieser Botschaft weder ein Compliment, noch ein Gruß; aber ein guter Theil bereiter Freundschaft sprach sich darin aus.

Als es dunkel geworden war, pochte der dumpfe Klöpfer an die Thüre; Therese, welche zum Empfang des Besuches zu dem kleinen Stiegenabsatz ging, sah, wie Georg einem Gentleman die Stiege heraufleuchtete, der noch jung war, aber bereits eine behäbige Stattlichkeit zeigte – ein Gentleman, rauh in seinem Benehmen, nicht artig in seinem Reden und mit einem Ausdruck in seinem freundlich blauen Auge, welcher anzudeuten schien, daß es der sicherste Weg zu des Besitzers Wohlwollen und Güte sein würde, so bestimmt und so offen als möglich zu sprechen. Sie las diese Warnung aus seinem ersten raschen Blick, und indem sie sich bemühte, ihre zitternden Züge zu beruhigen, verbeugte sie sich schweigend.

»Wie befindet sich Ihr Gatte, Madam?«

Sie erwiederte, er sei sehr krank; und da sie sah, wie er auf die Thüre neben an blickte, öffnete sie dieselbe und bat ihn, einzutreten. Anna, welche mit einem rauh aussehenden Weibe am Bette wachte, zog die ärmlichen Vorhänge zurück, und das Auge des Gentleman's erweichte zu ernstem Mitleid, als es auf diesen verstörten Zügen ruhte. Dieser einst so geistvolle Kopf bot in der That einen schmerzlichen Anblick.

»Schließe die Vorhänge, Kind.«

Der Gentleman verließ, von leichtem Schauder ergriffen, mit leisem, sorgsamen Schritt das Gemach und ihnen folgte, leise die Thüre hinter sich schließend, die Gattin in das Wohnzimmer. Dort setzte er sich nieder, um das kurze Haar und den heißen Kopf mit einem großen Taschentuche abzuwischen; dann fragte er:

»Welchen Arzt haben Sie zu Rathe gezogen?«

Sie nannte einen Chirurgen von einigem Rufe in der Nachbarschaft.

»Sehr wohl; doch, das ist nicht genug. Sie müssen auch einen Arzt beiziehen, ich werde einen aus der Stadt senden. Lassen Sie sehen: Sie haben keine passende Krankenwärterin, oder? Eine solche ist nothwendig – ich werde eine schicken zugleich mit dem Arzte. Ich werde alles ordnen, ängstigen Sie sich nicht. Jetzt, Madam, sagen Sie mir genau, wie es steht?«

Therese gab ihm eine kurze, offene Erklärung ihrer Angelegenheiten, auf welche er nachdenkend horchte, indem er sich auf seinem Stocke hin und her wiegte?

»Gut. In Bezug auf die unmittelbare Gegenwart: – da ist eine Gesellschaft, die sich für den Zweck gebildet hat, Leuten in Schwierigkeiten wie diese beizustehen, und ja, ich werde mich dort für Sie verwenden, und zweifeln Sie nicht, es wird Ihnen geholfen werden. Sie werden wahrscheinlich vom Sekretär einen Besuch erhalten; wiederholen Sie ihm genau, was Sie mir erzählt haben. Es ist, wenn ich nicht irre, bei der Gesellschaft Gebrauch, eine Art Formular zu übersenden, welches mit den nöthigen Angaben ausgefüllt werden muß; da aber Mr. Grice dazu nicht im Stande ist, so dürfen Sie die Beantwortung einiger Fragen nicht scheuen. Haben Sie nie davon gehört? Hat sich Mr. Grice nie dahin gewendet?«

»Nein, Sir, mein Gatte ist ein Mann von großer Geistesunabhängigkeit. Nie wollte er die Nächstenliebe beanspruchen, bis er in letzter Zeit dazu gezwungen ward,« erwiederte sie, unfähig, einige Thränen zurückzuhalten.

»Gut, Madam. Jetzt, in Bezug auf Ihre zwei Knaben hier. – Ich wünschte, sie könnten beschäftigt werden. Wie alt sind sie? Ei der Tausend! Madam, es gibt Hunderte von Knaben in London, viel jünger, die sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.«

»Sie wünschen sehr, nützlich zu sein, Mr. Deanes, ich versichere Sie, und sie sind wohl erzogen. Ihr armer Vater und ich haben oft über diesen Gegenstand nachgedacht, aber er war in letzter Zeit ohne Einfluß; und was das betrifft, sie in die Lehre zu geben –«

»Ei der Tausend, Frau! Ich meine irgend eine vorübergehende Beschäftigung – so etwas, was ihnen eine wöchentliche, wenn auch nur kleine Summe einbrächte. Sie dürfen nicht erwarten, daß sie anfangs viel verdienen, was immer sie auch später erhalten mögen. (»O nein, Sir,« rief sie, nicht ohne Beunruhigung erwartend, was er wohl damit meinen möge?) Ich will Ihnen etwas sagen: schicken Sie mir beide morgen um eilf Uhr, und wir wollen sehen, was geschehen kann. Ja – so wird es gut sein. – Sie haben zwei Mädchen und das Kind hier, sagen Sie?«

»O, ja, Sir, aber sie sind mir beide sehr nützlich!« rief sie, mit der Befürchtung, hierin auf Einmischung zu stoßen; und ihre mütterlichen Arme streckten sich aus, wie um die süßen Mädchen zu ergreifen und für das Haus zu erhalten. – »Helenens Zeit ist beständig durch das Kind in Anspruch genommen und Anna unterstützt mich bei ihrem Vater und auch sonst überall. Ich könnte auf keinen Fall eines der beiden Mädchen entbehren, Mr. Deanes.«

»Wohl. Jetzt muß ich gehen. Ich werde morgen oder übermorgen wieder kommen. Inzwischen –« er zählte fünf Sovereigns auf den ärmlichen Tisch hin und gab ihr ein Zeichen, zu schweigen. »Schicken Sie mir gewiß die Knaben; ich bin ängstlich besorgt um sie. Sie wachsen heran, Madam; und wenn sie nicht zeitig selbst etwas verdienen – so steht es schlimm – schlimm« – er hielt inne, indem er seinen stattlichen Bauch mit ernster Bedeutsamkeit streichelte.

Nach dem Besuche dieses guten Freundes athmete die Familie leichter auf. Der Arzt kam noch in der nämlichen Nacht und hatte eine lange Besprechung mit dem Chirurgen des Ortes. Als er schied, versprach er, am folgenden Tage wieder zu kommen, und äußerte einige freundliche Worte, welche weder ermuthigten, noch alle Hoffnung verdrängten. Da sie ihren theuren Gatten unter der besten, ärztlichen Obhut sah und seine ausgezeichnete Constitution kannte, machte sich Therese Hoffnung auf einen günstigen Ausgang; überdieß war sie unaussprechlich erleichtert durch die glückliche Wendung, welche in ihren derzeitigen Bedrängnissen eingetreten war.

Dem geäußerten Wunsche gemäß, fanden sich die beiden Knaben am nächsten Morgen bei Mr. Deanes ein und kamen mit der guten Nachricht nach Hause, daß durch eine gütige Verwendung Georg wahrscheinlich in einer großen Buchhandlung Aufnahme finden werde, wo seine Kenntnisse und Fähigkeiten vollkommen befriedigen würden. Paul war für den Augenblick nicht so glücklich; da aber seine Schrift gewandt und schön war, hatte er eine zeitweilige Beschäftigung erhalten, welche wöchentlich einige Schillinge einzutragen versprach – ein Verdienst, das nach ihrer letzten Erfahrung nicht zu verschmähen war. Die Jungen, welche, obwohl in gewisser Hinsicht zurückhaltende junge Gentlemen, doch voll Eifer arbeiten wollten, befanden sich bei dieser Aenderung ihrer Stellung in bester Stimmung; und Paul, stolz darauf, daß er zuerst thätig beschäftigt wurde, begab sich am nächsten Tage in aller Frühe zu seiner Arbeit, mit einem billigenden Kuß seiner Mutter und mit einer Miene von Männlichkeit, welche seine Schwestern mit Lächeln an seiner schlanken Gestalt bemerkten. Georg wurde im Lauf der Woche in die erwähnte Verlagshandlung aufgenommen, und zwar mit einem Salair, das für den Anfang ansehnlich war und bald erhöht werden sollte.

Die freundlichen Dienste von Mr. Deanes blieben hiebei nicht stehen. Er empfahl die Familie der Gesellschaft, deren er erwähnt hatte, und zwar so dringend, daß der Sekretär ohne Verzug die Sache in die Hände nahm. Er kam ohne vorherige Anmeldung, und brachte die Familie in einige Verlegenheit, da er eben in dem Augenblick in ihr Wohnzimmer trat, als sie bei ihrem einfachen Mittagsmahle saßen. Die Mädchen trugen mit dem Anstand von Ladies die Speisen fort und ließen den Fremden mit der Mutter allein, welche durch sein Benehmen oder seine Art zu fragen keineswegs eingenommen wurde; und obwohl Therese, mit Ausnahme ihres Unglückes auf den »Towers,« im Laufe ihres sorgenvollen Lebens nichts zu verheimlichen hatte und die Unbescholtenheit sowie den Fleiß ihres Gatten in Wahrheit loben konnte, fühlte sie sich doch, wie sie ihren Töchtern nachher erzählte, sehr gedrückt unter dem strengen Kreuzexamen und gerieth zuletzt in Gegenwart ihres Besuchers in Verwirrung und Verlegenheit.

»O, ich ertrage das nicht! ich erschrecke vor einem weiteren Besuch!« sagte sie aufgeregt, als er trocken und förmlich bis zu Ende das Haus verlassen hatte; doch hinterließ er vorderhand drei Sovereigns aus den Mitteln der Gesellschaft und versprach weiteren wesentlichen Beistand. »Ich möchte wissen, ob ich wohl etwas Unrechtes oder Widersprechendes gesagt habe? Ich hoffe wenigstens, er wird Einem Zeit lassen, sich zu sammeln, und nicht wieder so plötzlich über uns hereinfallen.«

»Dieß geschah absichtlich, Mama, dessen dürfen Sie versichert sein,« bemerkte Helene. »Er wollte eine Idee von unserem Hauswesen erlangen. Nun, es ist keine Schande, Mittags zu essen; und alles ist reinlich, wenn auch armselig genug, das ist ein Trost.«

»Wir können uns nicht wundern, daß er so gehandelt hat,« sagte Anna. »Es ist mit Grund anzunehmen, daß sie viel getäuscht werden, und so müssen sie denn alles anwenden, um die wirklichen Fälle von den falschen zu unterscheiden. Erfahrung mag diesen Gentleman argwöhnisch gemacht haben und verschlossen.«

»O natürlich, meine Liebe, und ich bin sehr dankbar für seine freundlichen Absichten; aber es ist ein harter Preis, den man für ihren Beistand zahlen muß – all dieses Ausfragen und diese Bloßstellung,« seufzte die Mutter.

Sie fühlte dieß noch mehr, als sie das Benehmen des Sekretärs mit dem eines bekannten Gönners der Literatur verglich, der an dem Schicksal der bedrängten Familie, welches er durch die erwähnte Gesellschaft erfahren hatte, so großen Antheil nahm, daß er sie insgeheim besuchte. Er fuhr nicht in seinem Wagen an, noch erlaubte er seinem Bedienten, durch starkes Pochen an der bescheidenen Thüre Aufsehen zu erregen, sondern einfach sich selbst einführend, begrüßte er Therese mit einer Herzlichkeit und Achtung, welche sogleich den besten Eindruck auf sie hervorbrachte. Er hielt sich einige Zeit auf, angezogen von der gebildeten Frau und dem reizenden Kinde, welches auf dem Teppich spielte, – dessen Schwestern waren eben fortgegangen, um sich in einem raschen Spaziergang zu erfrischen. (Wie schade! dachte die Mutter mit natürlichem Bedauern, denn sie war stolz auf die Anmuth und das holde Wesen ihrer Töchter und hätte gern den Beifall dieser forschenden Augen genossen.) Beim Fortgehen drückte der gutherzige Edelmann die Hoffnung aus, daß er eines Tages ihren Gatten sehen werde, (der damals in tiefem Schlafe lag), und bat sie, eine Kleinigkeit zur Bestreitung so zahlreicher Auslagen anzunehmen, wobei er ein Couvert in ihre Hände drückte, das, wie sie nachher fand, zwei Fünfpfundbanknoten enthielt.

Tage flossen hin, und leichter wurden die Schatten, welche die Familie eingehüllt hatten. Sie erhielten so edelmüthige Hilfe von der Gesellschaft, daß es ihnen möglich gewesen wäre, die abwesenden Kleinen nach Hause zu nehmen und hier zu erhalten; allein Therese, die nicht gewillt war, ohne Wissen ihres Gatten zu handeln, oder ihn durch ihr Geplauder in der beschränkten Wohnung zu stören, ließ sie, wenn auch mit Widerstreben, dort, bis er im Stande sein würde, ihr einen Rath zu geben.

Dieß währte länger, als sie erwartet hatte, obwohl Selwyns Genesung, nachdem einmal die Krisis überwunden war, rasch von statten zu gehen versprach. Seltsam ist es zu sagen, nie schien es, als vermisse er seine beiden Söhne, welche den ganzen Tag abwesend waren; nie forschte er nach, wie Therese die täglichen Ausgaben seit seinem Anfall bestritten habe, da er sie doch in einer verzweifelten Lage zurückgelassen hatte; nie fragte er, wie sie oft die kostspieligen Leckereien erhalte, womit sie ihn bediente. Sie mußte ihm all dieß selbst auseinandersetzen, als er im Stande war zuzuhören, und dann billigte er weder, noch mißbilligte er irgend etwas von dem, was sie gethan hatte. Auch nahm er kein Interesse an den Fragen, die sie an ihn zu stellen wünschte.

»Beschwere meinen Geist nicht mit Fragen,« flüsterte er, »belästige mich nicht. Es regt mich auf: laß mich erst gesund werden.«

Dieß schien in der That sein einziges Ziel, seit ihm das Leben so gnädig wieder geschenkt war, und um es zu erreichen, ließ er nichts ungeschehen. Er beruhigte seinen Geist, befolgte ängstlich die ärztlichen Vorschriften, und nahm sorgsam regelmäßig die vorgeschriebene Nahrung; und da ihm glücklicher Weise die zur Zeit der Genesung so nöthigen Aufmerksamkeiten und Erquickungen zu Gebote standen, schritt er rasch seinem vorgesteckten Ziele entgegen. Als seine Kraft wiederkehrte, schien er etwas nachzulassen in dem Zwange, den er sich selbst auferlegt hatte, und er beunruhigte seine Gattin und seine Töchter durch einige auffallende Erscheinungen, die sie anfangs seinen geschwächten Nerven zuschrieben. Er legte sich nämlich mit dem Antlitz gegen seine Kissen, um einige Stunden in einem fort leise zu weinen; und wenn er allein war, seufzte er schwer und stieß wehklagende Worte aus, welche ersichtlich aus einem sehr gestörten Geiste kamen. Er ließ jedoch sogleich davon ab, wenn jemand in das Zimmer trat und jede freundliche Bemerkung zurückweisend, behauptete er ein unabänderliches Stillschweigen über die Ursache seiner Erregung.

Doch bald wurde die Familie über diesen Punkt aufgeklärt.

Eines Tages wendete sich der Kranke plötzlich an Helene, welche arbeitend neben ihm saß, und sagte zu ihr:

»Schicke nach Mr. Bonna.«

»Nach wem, Papa?« fragte sie zweifelnd.

»Nach Mr. Bonna, dem Pfarrer. Thue es rasch. Laß mich eine rechtschaffene Person an der Seite haben,« lautete seine strenge Antwort – und sie zog sich voll Schrecken zurück.

Es war eine nicht geringe Aufregung in dem kleinen Sprechzimmer an jenem Morgen, während Mutter und Töchter zusammen flüsterten und vielleicht eine furchtbare Wolke auf sich herabsteigen sahen. Indeß es war nicht zu helfen – Selwyn's Befehl mußte befolgt werden. So wurde um den Geistlichen gesendet; dieser erschien alsbald und wurde mit dem Kranken zu einer langen, geheimnißvollen Unterredung eingeschlossen.

Nachdem er einmal in das Haus eingeladen war, wurde jener Gentleman ein häufiger Besucher. Es war bald ein täglicher Vorfall für die Familie, im anstoßenden Zimmer (die Scheidewand war dünn) zu hören, wie er langsam und ausdrucksvoll vorlas; hierauf hörte man seine und Selwyn's Stimme beten und in Ausrufen sich erheben, welche sichtlich von Gefühlen der äußersten Inbrunst eingegeben wurden.

So gingen die Dinge weiter, bis Selwyn kräftig genug war, um fortgebracht zu werden; dann verließen sie die beengte Wohnung und zogen in ein nettes, theilweise meublirtes Haus in einer hübschen, nicht sehr entfernten Vorstadt. Hier sollten sie bleiben, bis seine wieder hergestellte Gesundheit einen weitern Wechsel erlauben würde. Sobald er sich hier von der Ermüdung des Auszuges wieder erholt hatte, schrieb er einen Brief, den er sorgfältig versiegelte und den Händen seiner Gattin übergab mit den Worten:

»Laß ihn sogleich fortgehen. Ich habe sie gebeten, morgen zu kommen.«

Sie warf einen Blick auf die Adresse und erblassend rief sie aus:

»Mrs. Overstein? Annabella? – Gütiger Himmel! Selwyn?«

Er unterbrach sie: »Ich bitte Dich, mache keine Bemerkungen.«

»Doch ich glaube, es ist nicht mehr als billig, wenn ich zu wissen wünsche, warum sie kommen soll,« sagte Therese, bereit in Thränen auszubrechen.

»Du weißt, Therese, sie ist eine alte Freundin von mir, und ich war dem Tode nahe. Ist das nicht genug? Sie ist eine gottesfürchtige Frau und verdient Deine höchste Achtung. Gedenke dessen und beurtheile sie nicht nach Deinen frivolen Gedanken.«

Er wollte nichts weiter sagen; auch sie war nicht geneigt, weiter zu fragen, sondern ging sich verwundernd und weinend fort. Sollte sie zu Hause bleiben, wenn Mrs. Overstein kam? Sie konnte dieß unmöglich ertragen; aber, wenn sie fortging, wie auffallend würde dieß erscheinen? Plötzlich fiel ihr ein, daß Morgen der Tag war, den man zur Entlassung ihrer Kinder aus der »Schule« bestimmt hatte, und sie freute sich, daß diese Pflicht sie den größten Theil des Tages vom Hause fern halten würde. Sie ergriff eine günstige Gelegenheit, solches vor ihrem Gatten zu erwähnen, der nichts dagegen bemerkte, sondern damit zufrieden schien.

Am nächsten Morgen erschien bei Zeiten ein Bedienter mit einem fein gefalteten Schreiben; und als Selwyn nach dessen Durchlesung sich erhob und mit ungewöhnlicher Sorgfalt ankleidete, schloß seine Familie, daß der Besuch erwartet werde.

Gegen neun Uhr rollte eine hübsche Equipage mit zwei schönen Pferden sanft zu der Thüre; scharf wurde an der Glocke gezogen, leicht klappte der Fußtritt herunter und der flinke Bediente half einer Gestalt heraus, die wohl selten vorher ein so bescheidenes Portal betreten hatte.

Reich in glänzend schwarzen Atlaß gekleidet, über weibliche Höhe groß, und mit einer Aufsehen erregenden Miene – obwohl sie seit langem öffentlich allen weltlichen Gütern und Eitelkeiten entsagt hatte – stach Mrs. Overstein in ihrem Aeußeren bedeutend ab von einer stillen und »frommen« Lady, wie sie die jungen Mädchen, die jetzt zu ihrem Empfange bereit waren, erwartet hatten. Sie verleugnete ihre Jahre so, daß man sie kaum ältlich nennen konnte, und sie mußte sehr schön gewesen sein, wie die feinen, schönen Züge und die stattliche sorgsam gepflegte Gestalt bezeugten; aber ungeachtet dieser Vortheile erwarb sie sich keineswegs die Bewunderung der beiden jungen Damen, deren Auffassung ungewöhnlich rasch und wahr war, und die unter dem feinen, vollendeten Aeußern ein gewisses Etwas in Stimme und Benehmen entdeckten, was näher untersucht nach natürlicher Gemeinheit schmeckte. Sie ließ ihnen indeß nicht viel Zeit zu ihrer fein verschleierten Ausforschung, sondern jeder eine knapp behandschuhte Hand hinreichend, rief sie ohne alle weitere Einleitung:

»Ihr Papa, meine Lieben – führen Sie mich zu Ihrem lieben Papa!« – und als sie in sein Zimmer eingeführt worden, rauschte sie ungestüm auf ihn los.

»Mein lieber, lieber Selwyn! Wie entzückt mich Ihre Bitte! Warum schrieben Sie nicht eher? so lang krank ohne mein Wissen! Und, o Himmel, wie verändert, wie schlimm verändert Sie sind!«

Und auf seine hohlen Wangen und Augen blickend, zog sie ein mit Spitzen besetztes Taschentuch hervor, um Thränen, wirkliche oder erkünstelte, abzutrocknen.

»Ich glaube, ich bin es, Annabella; doch mehr verändert bin ich hoffentlich im Innern,« sprach er ernst. »Wie geht es Ihnen? Wie befindet sich Cäsarina?«

Einige gewöhnliche Fragen folgten, dann sagte er:

»Sie sind sehr gütig, daß Sie gekommen; doch ich wußte ja, wo ich eine Freundin fände. Ich bedarf, Annabella, Ihres frommen und schätzbaren Rathes, den ich immer achtete, selbst in jenen Tagen, wo ich solche Dinge in den Wind schlug.«

»Sie wissen Selwyn, daß ich mich glücklich schätze, das Alles zu thun, was in meinen schwachen Kräften liegt,« erwiederte sie und bereitete sich vor, ihm zuzuhören; denn sein Benehmen war überaus ernst und bedeutungsvoll.

»Annabella, ich kann Ihnen nicht beschreiben, was ich hier fühle,« und hiebei legte er seine Hand auf's Herz. Meine Krankheit hat mich erweckt, hat mich verändert. Als ich in Schwindel und Angst dalag, auf dem Punkt, in eine furchtbare Ewigkeit hinüberzutreten, auf dem Punkt, ein strenges Gericht zu treffen, litt ich – Unbeschreibliches. Wie habe ich meinem Schöpfer gedient? Wüst war mein Leben – hart, hart mein Herz! Ich blicke zurück und sehe Thorheit, Thorheit – nichts als Thorheit. Der Herr sei mir Sünder gnädig!«

Er hielt inne – während sie, den Kopf auf die Seite gelegt und die schönen Augen zärtlich auf ihn geheftet, zuhorchte wie beim Vortrag eines Lieblingspredigers.

»Doch Dank Seiner Gnade, ich bin erhalten, und nun muß ich mich bestreben, die Vergangenheit zu sühnen. Nimmer darf ich umherirren, ich bete und vertraue demüthig. Ich muß einfach thun, was recht ist, unbeugsam muß ich das Unrecht wieder gut machen. Fühlen Sie, was ich eben sage, Annabella?«

»O sehr, sehr,« entgegnete die Lady mit einem hinreichend tiefen Seufzer; und er fuhr weiter:

»Wieder gut machen, was Unrecht, das ist meine erste Pflicht. Ach! es gibt in meiner unglücklichen Familie einen Berg von Unrecht, den ich, selbst sorglos und von schwachen Rücksichten gefesselt, nicht gewahrte, jetzt aber klärlich sehe. Meine Kinder sind im Irrthum erzogen worden – in den Lehren einer falschen Kirche. Wehe mir, wenn ich nicht alle Kräfte anwende, um sie herauszuziehen aus der Finsterniß zu dem Licht, das mich heimgesucht hat.«

»O endlich sehen Sie es ein – der Herr sei gepriesen!« rief sie, von tiefem Ernst ergriffen. »Ich fürchtete wirklich, der Antichrist habe seine Krallen auf Sie gelegt, und Sie würden in demselben Abgrund versinken; aber Gott sei Dank, es ist nicht so. O wie fühle ich für sie – wie klar begreife ich auf einmal ihre Lage! Sie müssen in der Seele unendlich viel leiden. Ach, Selwyn, Sie haben das Alles selbst über sich gebracht. Es gab eine Zeit,« fügte sie schmelzend hinzu, »es gab eine Zeit, wo ich Sie warnte und anflehte – aber – Sie wissen, es war umsonst. Doch ja, lassen wir das ruhen. – Aber was gedenken Sie unter dieser Schwierigkeit anzufangen? Wie wollen Sie das angedeutete Ziel erreichen? Einige der Kinder scheinen alt genug, um widerspenstig zu sein.«

»Ich fürchte das; wie Sie sehr wahr bemerkten, ich ließ die Dinge zu lang fortgehen. Doch ich muß mein Möglichstes thun. Ich glaube, wenn ich die jüngeren vom Einfluß der älteren trenne, kann ich wenigstens sie retten, und vielleicht –«

»Aber ihre Mutter, Selwyn? gewiß, sie ist am meisten zu fürchten. Sind Sie gesonnen, die Kinder unter ihrem Einfluß zu lassen?«

»Sie muß schweigen!« erwiederte er gebieterisch. »Ich werde ihr vorschlagen, daß, wenn sie mich meiner Pflicht überläßt, sie selbst unbelästigt bleiben soll; aber wenn sie dieß nicht verspricht, ehrlich, unbedingt, so trennen wir uns, und ich nehme die Kinder.«

»Jetzt, mein lieber Selwyn, werden Sie mir gewiß erlauben, meine Meinung auszudrücken, nachdem sie mich in Ihr Vertrauen gezogen. Aufrichtig sage ich daher, trauen Sie ihr nicht. Es würde mir sehr leid thun, wenn Sie durch einen häuslichen Wechsel belästigt würden; aber ich bitte Sie, wohl zu überlegen – und verzeihen Sie den Rath – andere, höhere Rücksichten walten zu lassen. Ach, mein lieber Freund, ich brauche Sie nicht daran zu erinnern: wir sind die Schwäche selbst – Spreu, vom Wind verweht – und oft, wenn wir in hartem Kampf daran sind, den Sieg zu erringen, reicht ein Staubkörnchen im Auge – ein menschliches, uns selbst verborgenes Gefühl hin, uns zu schlagen und schimpflich zu überwinden.«

Diese Lady grollte der Mrs. Grice. Sie hatte nämlich, obwohl älter als er, einst gehofft, Selwyn zu fesseln; allein er heirathete eine andere – und die reizende Wittwe war genöthigt, in seiner sehr auffallenden, schmeichelhaften Freundschaft und in einem tiefen Groll gegen ihre glückliche Nebenbuhlerin Trost zu suchen.

Bei ihren Worten blickte Selwyn gedankenvoll zu Boden. Vielleicht fühlte er, so tief sein Ernst auch war, daß er einen gewaltigen inneren Kampf bestehen mußte, wenn er je den Entschluß fassen sollte, sich von jener erwählten und zärtlichen Gattin zu trennen; und er antwortete erst nach einer Pause von längerer Dauer:

»Wenn ich je finde, daß sie mich zu hintergehen sucht, so muß ich meine Maßregeln ergreifen; doch ich ziehe es vor, ihr die bereits erwähnte Wahl zu lassen. Bedenken Sie, sie hat ein Recht darauf, Annabella. Um bei den jüngeren Kindern bleiben zu dürfen (was sie ohne Zweifel erwählen wird), wird sie sich wohl hüten, meinen Befehlen entgegen zu handeln; und Sie dürfen es glauben, ich werde in meinen Beobachtungen wachsam sein. Aber die älteren Kinder, die Knaben wie die Mädchen, sind es, denen ich am meisten mißtraue. Ich fürchte, ich werde sie sehr halsstarrig finden, denn stets war ich nachsichtig gegen sie, in ihrem Kirchenlaufen und in allem Andern. Jetzt, meine theure Anna, habe ich einige Pläne erdacht, bei welchen ich von Mr. Bonna, dem hiesigen Pfarrer, der mir ein wahrer Freund gewesen, nachdrücklich unterstützt wurde. Kennen Sie ihn?«

»O ja. Eine liebe Seele, ein Mann des Lichtes.«

»Er ist ein Christ und ein Gelehrter – seine Freundschaft macht mich glücklich. Er hat mir dringend gerathen, die Trennung der Kinder zu meiner ersten Aufgabe zu machen, und ich fühle, er hat Recht, denn vereint möchten sie mir zu viele sein. Ich habe im Sinne, sobald ich im Stande bin, auf das Land zu ziehen; – sie dürfen nicht alle mit mir. Georg hat eine so gute Stelle bei den Herren … und hat so günstige Aussichten, daß ich ihn sich selbst überlassen und versuchen muß, was Rath und Ermahnung bei ihm vermögen. Ich glaube nicht, daß unter den obwaltenden Umständen in Bezug auf ihn mehr von mir gefordert werden kann. Was Paul betrifft, so hofft Mr. Bonna etwas Passendes für ihn zu finden und will ihn beständig unter seinen eignen Augen behalten; dieß ist so weit sehr gut. Sie sehen, für die Knaben wäre gesorgt; aber was ich mit den zwei älteren Mädchen anfangen soll, dieß zu bestimmen, setzt mich in nicht geringe Verlegenheit. Ich möchte sie in eine streng religiöse Schule bringen, doch mir fehlen die Mittel dazu; und überdieß sind sie fast zu alt. Nein – ich dachte – in dieser Ratlosigkeit – ich dachte an Sie. Können Sie mir helfen, Annabella? Im Namen unserer Freundschaft wage ich es, viel von Ihnen zu erbitten.«

»Sie können nicht zu viel verlangen, theurer Selwyn, und in einem Fall, wie dieser, bin ich natürlich ganz Eifer, Sie zu unterstützen. Meine Familie ist klein – lassen Sie eine ihrer Töchter zu mir kommen. Lassen Sie mich sehen, ob ich nicht eine Aenderung in ihrer Gesinnung bewirken kann, oder ob ich nicht wenigstens im Stande bin, sie von den götzendienerischen Uebungen ihrer Kirche abzuhalten.«

»Das eben ist es, was Sie, wie ich hoffte, vorschlagen würden. Sie sind eine wahre Freundin, Anna. In Ihrem christlichen Haushalt wird sie nur Erbauliches sehen. Doch, ich warne Sie, Sie werden überaus streng mit ihr verfahren müssen. Ich fürchte, Sie unternehmen eine ermüdende Aufgabe.«

»O lassen Sie sie nur mir,« sagte die Lady zuversichtlich; »sie soll Prediger hören, welche ihren Geist bald zur Prüfung erwecken und sie, wie ich fest vertraue, aus ihrer papistischen Finsterniß ziehen werden. Das arme Ding! wie soll sie Besseres wissen, ehe es ihr gelehrt wird? Ist es eines jener Mädchen, die ich unten sah? welches?«

»Die jüngere, wenn es Ihnen so recht ist – Helene. Sie besitzt einen Geist, der unablässiger Beaufsichtigung bedarf, ich warne Sie abermals.«

»Lassen Sie das Mädchen nur uns! Ich sehne mich, das gute Werk zu beginnen. Die jüngere also? Es freut mich, daß es gerade diese ist. Ich bemerkte, daß sie Ihnen auffallend gleicht, in Gesicht und Ausdruck, was ihr natürlich sogleich meine Theilnahme sicherte. (Hiebei warf sie einen überaus zärtlichen Blick auf ihn). »Was werden Sie mit der andern anfangen? In der That, ich bin bereit, beide zu mir zu nehmen; nur möchte es nicht gut für die Schwestern sein, wenn sie beisammen bleiben. Was glauben Sie?«

»Ich glaube nicht, daß es gut wäre; und überdieß haben Sie bereits eine Last auf sich genommen, die schwer genug ist, Gott segne Sie dafür! Auch könnte Anna nicht leicht bei den häuslichen Arbeiten entbehrt werden, bis ich andern Beistand erhalte; sie ist ferner so sanft und lenksam, daß ich hoffe, es werde mir gelingen, sie entweder zu überzeugen, oder wenigstens ohne große Schwierigkeit unter Aufsicht zu halten. Wir werden versuchsweise sehen. Ich denke, wir haben vorläufig genügende Anordnungen getroffen.«

»Ja, und Sie müssen nun die besten Hoffnungen hegen und jedes Mittel anwenden, um Ihre schätzbare Gesundheit wieder herzustellen, denn dieß ist das Erste, was in Betracht zu kommen hat. Jetzt sind Sie ermüdet;« sie sah, wie er sich mit erschöpftem Blick auf seinen bequemen Sessel zurücklehnte. »Ich werde gehen, wenn auch mit Widerstreben. Natürlich werde ich Sie bald wieder sehen?«

»Ich werde Ihnen schreiben oder Sie besuchen, sobald ich ausgehen kann. Wenn Sie wieder hieher kommen, Annabella, fürchte ich, es wird Argwohn erregen, denn bedenken Sie wohl, meine Familie weiß bis jetzt nichts von meinen Absichten. Alles muß geheim gehalten werden, bis ich zu handeln beginne.«

»Sehr klug; die Römlinge sind so schlau, und ihre Pfaffen würden leicht Mittel finden, alle Ihre Pläne zu vereiteln. Sie bemerkten,« fuhr sie weiter, während sie sich zum Fortgehen bereitete, »daß Sie den Vorsatz hätten, auf's Land zu ziehen. Ich möchte nun gern wissen – doch Sie werden mir nächstens, sobald ich wieder das Glück habe, Sie zu sehen, alles bezüglich Ihrer Aussichten mittheilen.«

»Ich danke Ihnen; ich habe sehr günstige Aussichten in jeder Beziehung, und durch meinen Freund Bonna habe ich einige gute Bekanntschaften gemacht. Er hat sich für mich bei N– verwendet, der, wie Sie wissen, nur religiöse Schriftsteller beschäftigt, und der es sich sehr angelegen sein läßt, mit mir in Verbindung zu treten. Ich bin ebenso eifrig bemüht, wieder zu beginnen und durch christliche Schriften die Zeit zu sühnen, die ich über thörichter und weltlicher Literatur vergeudet habe. Möge mir alles vergeben werden! Diese Hand soll eher verderben, als daß sie wieder eine Zeile schreibt, welche nicht streng für die Sache des Herrn ficht.«

»Ich bin überzeugt, Selwyn,« murmelte sie, »nichts kann die Schönheit und den Geist Ihrer früheren Schriften übertreffen. Sie haben allen Grund, stolz darauf zu sein. Sie sehen so matt aus – ich bin betroffen, Sie so zu sehen –« fügte sie bei, indem sie zögernd Abschied nahm.

»Bald werde ich kräftig sein, so es Gott gefällt. Leben Sie wohl, meine theure Anna. Meinen liebevollsten Gruß an Cäsarina.«

Als die Lady fort war, erschien seine älteste Tochter mit einer Tasse köstlicher Fleischbrühe, die bald seine ermattete Kraft wieder belebte. Er ließ sich sogar zu einem Gespräche herab.

»Du hast Mrs. Overstein gesehen, Anna? Scheint sie Dir nicht bewundernswerth?«

»Meinen Sie ihr Aeußeres, Papa? Gewiß, es ist sehr auffallend.«

»Aber sie ist eine gute Frau,« fuhr Selwyn fort, eifrigst bemüht, für seine bereitwillige Gehilfin Achtung zu erzeugen und vielleicht einen Eindruck zu verwischen, den sie, wider seinen Willen, in seinem Geiste hervorgebracht hatte. In seinen sorglosen Tagen erschien ihm Mrs. Overstein als eine Frau von erbaulichem Beispiel, und die kleinen Predigten, die sie sehr gut zu halten verstand, wurden von ihm bewundert, obwohl er sie heimlich verlachte; aber bei dem neuerstandenen Licht seiner eignen Glaubensgluth zeigte sich das ihrige trüber, wie er mit großer Enttäuschung mehr als einmal während ihrer Unterredung gefühlt hatte.

»Sie ist eine gute Frau, Anna, und überall hoch geachtet. Frage die Armen, was sie ist. Einige unserer Anstalten werden ihre Freigebigkeit sehr vermissen, wenn sie mit Tod abgeht. Ein edles, hochherziges Geschöpf!«

»Das ist Mr. Bonna, glaube ich,« bemerkte hier Anna, als ein Klopfen vernommen wurde. »Soll ich ihn heraufführen, Papa?«

Er trat bald ein, und eine weitre lange Unterredung erfolgte in dem Krankenzimmer.

Therese argwöhnte nicht das Mindeste von dem, was all die Zeit über verhandelt – still verhandelt wurde, bald aber in mächtigen Wogen über sie hereinbrechen sollte. Das arme Weib kehrte mit ihren Kleinen zurück, ermüdet, aber überglücklich und geraden Weges eilte sie in's Zimmer ihres Gatten, um nach dessen Befinden zu fragen, ehe sie daran dachte, ihre müden Glieder zur Ruhe zu legen. Er war zu ihrer Freude sehr freundlich, wenn auch still und in sich gekehrt. Er fragte sogar nach den Kindern, und als sie ihm gebracht wurden, begrüßte er sie ziemlich herzlich. Vielleicht dachte er, seine Pläne würden leichter gelingen, wenn er sich das Zutrauen seiner Kinder erringen könnte; doch diesen Versuch hätte er weit früher beginnen sollen. Die Kleinen waren schon so lange an eine andere Behandlung gewöhnt, daß sie durch seine versöhnlichen Bestrebungen nur verwirrt wurden; und indem sie ihn verschlossen und furchtsam betrachteten, beantworteten sie seine Fragen in schüchterner Einsilbigkeit. Zuletzt entließ er das einfältige Pack, wie er sagte; zu gleicher Zeit jedoch seufzte er, und damals vielleicht fühlte Selwyn, daß im häuslichen Leben das System der Willkühr nicht das wirksamste ist.

»Doch ich will, daß sie mir gehorchen,« wiederholte er, und in dieser Beziehung wenigstens fühlte er seine Macht.

Zwei bis drei Wochen gingen ruhig vorüber; dann, an einem Sonntagmorgen brach der Sturm los.

Die letzten drei Sonntage war so starkes Regenwetter eingetreten, daß Niemand zur Messe gehen konnte; aber dieser Sonntag erglänzte schön und sonnig, und das junge Volk bereitete sich in der heitersten Stimmung auf den Besuch des geliebten Gottesdienstes vor. Da ergeht von oben ein Befehl, der den freudigen Lärm in stumme Ueberraschung verwandelte.

»Mamma,« sagte Paul, »der Vater hat mich so eben in sein Zimmer gerufen, und er sagt, keines dürfe ausgehen.«

»Was sagst Du, Paul?« fragte die Mutter, die so eben im Begriffe war, einen Hut auf einem kleinen hübschen Kopfe zu befestigen.

Sie kann es nicht glauben, trotz des Knaben Wiederholung, und geht die Treppe hinauf, in der Erwartung, daß ein Irrthum obwalte. Selwyn, der an seinem Schreibtisch sitzt, schaut bei ihrem Eintreten nicht auf, sondern antwortet kurz und bestimmt:

»Ja, Therese, ich sandte diesen Befehl hinunter. Sieh, daß er beachtet wird.«

»Gewiß, mein Lieber …«

»Bitte, Therese, lasse mich allein. Sage ihnen allen, es ist mein Wille, daß sie heute zu Hause bleiben. Geh; ich wünsche zu schreiben. Nicht ein Wort weiter!«

Sie ging mit bleichen Wangen zu der harrenden Schaar hinunter. Was kann sie anders thun, als stammelnd den Befehl wiederholen? Anna und Paul wechseln einen langen Blick. Georg, ein begabter, feuriger Jüngling, braust hitzig auf.

»Welches Recht hat er, mich von der Messe abzuhalten? Ich werde gehen, wie es meine Pflicht ist.«

»Georg, mein lieber Junge,« versetzte die Mutter, »ich bitte Dich, gehorche Deinem Vater. Erzürne Deinen Vater nicht!«

Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer, unfähig, den Blick der Kinder zu ertragen; Helene, welche entschlossen ihren Hut umgebunden hatte, um ihren Bruder Georg zu begleiten, löste jetzt die Bänder von ihrem süßen, errötheten Gesichte, und eilte ihrer Mutter nach, die sie weinen sah.

Die sanfte Anna legte nun die Mäntel und Hüte mit ihren weißen und blauen Bändern beiseite und führte die Kinder in das Sprechzimmer, um dort mit ihnen, so gut es eben ging, andächtig zu beten und zu lesen. Die beiden älteren Knaben blieben zurück, um traurig auf das Läuten der Glocken zu horchen und die Schaaren des sonntäglich gekleideten Volkes zu betrachten; sie murrten in natürlicher Geistesauflehnung, welche noch durch das Gefühl augenblicklicher Hilflosigkeit gereizt wurde. Ach, Selwyn kannte diese jungen Herzen gut, und seine Pläne waren sorgsam angelegt.

So unerträglich auch dieser Sonntagmorgen erschien, der Tag sollte noch düsterer werden. Um Mittag rief Selwyn Paul abermals in sein Arbeitszimmer und gab ihm einen Brief an seine Mutter. Der Jüngling übergab ihn und erstaunt begann Therese zu lesen; doch ehe sie noch weit gekommen war, erblaßte sie. Dieser Brief (durchwebt mit vielen liebreichen Ausdrücken, gleichsam als schmerze es ihn, den harten Schlag führen zu müssen) dieser Brief war nämlich das Mittel, durch welches Selwyn seine neuen Gesinnungen und seine Pläne, insoweit er es für gut hielt, auseinandersetzte. Therese las ihn nicht zu Ende; das Papier entfiel ihren zitternden Händen, und fast wahnsinnig eilte sie die Treppe hinauf. Er hatte seine Thüre verriegelt – und blieb ohne Bewegung, während sie klopfend und schluchzend außen stand.

»Mein Lieber, öffne doch die Thüre. Erinnere Dich an Dein Versprechen. Selwyn, Selwyn! denke an alles, was Du mir einstens versprochen hast!«

Dieß wiederholte sie vergebens, bis Anna herauf kam und sie bewog, wieder hinunterzugehen. Dort umringten alle in Thränen ihre geliebte Mutter, und durch ihre Liebkosungen und ihre Sympathie bewahrte sie sehr wahrscheinlich ihr Herz davor, unter einem solch großen Schlage zu brechen. In ihrem Kummer, in ihrer jetzt sich erhebenden Entrüstung, in ihrem heißen Verlangen, der Kinder volle Sympathie sich zu sichern, that sie, was sie bei kälterer Stimmung nicht gethan haben würde – sie ließ Georg den inhaltsschweren Brief laut vorlesen. Die armen Kinder weinten aufs Neue, und Helena verwahrte sich leidenschaftlich gegen die sie betreffenden Anordnungen.

»Was? Sie verlassen, Mama? meine liebe kleine Lotty verlassen? Und zu jenem Weibe gehen? Nie! O, ich hasse sie. Ich hasse sie, Anna! O, nie, nie!«

»Mama,« sagte Anna, »laßt uns beten. Das Gebet allein kann uns Hilfe bringen.«

Die guten jungen Herzen entsprachen unwillkührlich dieser Aufforderung und Anna richtete einige ernste Worte an Diejenige, deren Fürsprache so viel gegen das Böse vermag. Therese schloß ihre Augen. Ihre Gedanken flogen zu einer Zeit ihres verflossenen Lebens zurück, einer Zeit großer Noth, wo sie mit gleichem Vertrauen den Schutz angesprochen hatte, Um den jetzt die kindlichen Stimmen flehten.

Heilige Nemesis, halte ein mit deiner Ruthe!


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