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Verstörte Ostern.

»Reb Israel, können Sie mir versprechen, daß Sie den Anzug für den Jungen bis Ostern fertigmachen?« schrie meine Mutter den Schneider Reb Israel aus allen Kräften an, denn der Schneider Israel war taub wie eine Wand.

Israel, ein großgewachsener Jude, mit einem langen Gesicht und Watte in den Ohren, lächelte ein wenig und machte eine Bewegung mit der Hand, als wollte er sagen: »Warum soll ich ihn nicht fertig machen?«

»Dann nehmen Sie ihm bitte Maß, aber nur unter der Bedingung, daß der Anzug zu Ostern fertig wird.«

Israel, der Schneider, sah die Mutter an, als wollte er sagen: »Eine merkwürdige Frau, es genügt doch, wenn man es einmal sagt. Im selben Augenblick zog er sein langes Papiermaß und eine große englische Schere aus seiner Tasche, dann nahm er mich vor und begann mich nach allen Seiten zu messen; die Mutter stand beiseite und kommandierte:

»Länger, noch länger! ... Breiter, noch breiter! Um Gottes willen, die Höschen nicht zu schmal und die Jacke zum Auslassen, ein paar Finger breit! ... Noch ein bißchen! So! So! Daß sie um Gotteswillen vorn nicht zu kurz wird! Reichlich, noch mehr! Sparen Sie nur nicht mit dem Stoff! Ein Kind wächst doch!«

Israel, der Schneider, wußte selber daß ein Kind wächst, er antwortete also nicht darauf und tat das Seinige. Nachdem er mir gründlich Maß genommen hatte, gab er mir einen Stoß, als wollte er sagen: »Du kannst gehen! Du bist frei!«

Ich wollte gern, daß die Jacke einen Schlitz und eine Tasche hätte, nach heutiger Mode, aber ich wußte nicht, an wen ich mich wenden sollte. Der taube Israel wickelte das Maß um beide Finger und sprach zur Mutter in abgerissenen Worten: »Schwere Zeiten ... vor Ostern! Schmutzwetter! Die Fische ... teuer ... Kartoffel muß man mit Gold zahlen ... Eier nicht zu bekommen ... Arbeit gibt's nicht ... neue Anzüge werden nicht bestellt ... nur Flickarbeit und Flickarbeit ... Sogar Reb Jehoschua Hersch läßt sich seinen alten Mantel wenden! Jehoschua Hersch! ... Das sind Zeiten, wie? ... Die Welt geht unter! ...«

Die Mutter war von seiner Rede nicht überrascht, sie ließ sich auch nicht ablenken, sondern unterbrach ihn mittendrin und fragte:

»Wieviel werden sie ungefähr für die Arbeit, alles in allem, verlangen?«

Der taube Israel zog eine Tabakdose aus der Tasche, verbog den Daumen der linken Hand so, daß sich zwischen Daumen und Zeigefinger eine Höhle bildete, schüttete in die Höhle ein Häufchen Tabak, hob, dann die Hand ganz langsam zur Nase und zog den Tabak so schnell ein, daß kein Stäubchen auf seinen Schnurrbart fiel. Dann machte er eine Bewegung mit der Hand und sagte:

»Ach, lassen Sie nur! Wir werden uns deswegen nicht zanken! ... Verstehen Sie, Reb Jehoschua Hersch läßt seinen alten Mantel wenden ... Das schreit zum Himmel!«

»Denken Sie daran, Reb Israel, um was ich Sie bitte, nicht zu schmal und nicht zu kurz und zum Auslassen! Und vom weit und bequem!« fuhr die Mutter fort.

»Und einen Schlitz!« wollte ich hinzufügen.

»Still, laß mich ausreden!« sagte die Mutter und stieß mich mit dem Ellenbogen an. »Also denken Sie daran,« wandte sie sich wieder an den Schneider,« nicht zu kurz und nicht zu eng und unbedingt zum Auslassen!«

»Und eine Tasche!« versuchte ich von neuem dazwischenzurufen.

»Willst du nicht endlich still sein!« rief die Mutter mir zu. »Habt Ihr gesehen, ein Kind soll die Gewohnheit haben, dazwischenzureden, wenn ältere Leute sprechen!«

Israel nahm einen Ballen Stoff unter den Arm, berührte die »Mesuse«, die an der Tür angebrachte mit den Zehn Geboten, mit zwei Fingern und sagte, von der Schwelle her:

»Muß es durchaus zu Ostern fertig sein? Angenehme Feiertage!«

*

»Ach, da ist ja Reb Gedalje! Wenn man vom Messias gesprochen hätte, wäre er auch gekommen! Ich wollte gerade zu Euch schicken, Ihr möchtet herankommen!«

Gedalje war ein jüdischer Schuster, ein gedienter Soldat, ohne Vorderzähne, mit einem grauen, runden Bärtchen, dem man es noch anmerkte, daß es früher einmal, in der Soldatenzeit, in der Mitte ausrasiert war.

»Reb Gedalje,« sagte die Mutter zu ihm, »sagt einmal, könnt Ihr mir versprechen, für den Jungen ein Paar Stiefel zu Ostern anzufertigen?«

Der Schuhmacher Gedalje war ein lustiger Kauz, der die Gewohnheit hatte, beim Reden zu tänzeln.

»Müßt Ihr die Schuhe unbedingt zu Ostern haben?« fragte er die Mutter. »Schöne Sache! Jeder verlangt die Sachen zu Ostern! Der Chajele, Reb Mottls Frau, habe ich auch zu Ostern zwei paar Stiefelchen versprochen, für sie und ihre Tochter, – die muß ich fertig machen! Reb Schimeles Sohn, Jossele, hat vier Paar Stiefel bei mir bestellt, die muß ich auch machen ... Und der Feigele, Reb Abrahams Frau, habe ich schon längst ein Paar Stiefel versprochen. Es hilft nichts, alles muß zur Zeit fertig werden, und wenn es Steine vom Himmel regnen sollte! Der Schneider Mojsche will zu den Schaften ein Paar neue Schuhe haben, ich kann es ihm nicht abschlagen; für Siam, den Tischler, soll ich ein Paar neue Sohlen machen, alles zu Ostern, es hilft nichts! Aßne, die Tochter der Witwe, drängt mich, daß ich ihr um Gottes willen ...«

»Sagen Sie kurz,« unterbrach ihn die Mutter, »können Sie die Arbeit zu Ostern nicht liefern? Dann schicke ich zu einem andern Schuster!«

»Warum soll ich sie nicht liefern können?« sagte Gedalje und tänzelte. Euch zuliebe lege ich alle andere Arbeit beiseite, Eure Stiefel werden zu Ostern fertig sein! Ihr könnt Euch darauf verlassen!«

Der Schuhmacher Gedalje holte von irgendwo ein Stück blaues Papier her, kniete nieder und nahm mir Maß.

»Ein bißchen länger, noch länger!« sagte die Mutter, »was spart Ihr mit dem Leder? ... So! So! ... Damit der Schuh ihn, Gott behüte, nicht drückt!«

»Nicht drückt,« murmelte Gedalje.

»Und gebt vom besten Leder, hört Ihr, Reb Gedalje, nur kein schlechtes Leder.«

»Kein schlechtes Leder,« sagte Gedalje.

»Und feste Sohlen, daß sie nicht gleich zerreißen ...«

»... nicht gleich zerreißen,« murmelte Gedalje.

»Daß die Absätze, Gott behüte, nicht abfallen.«

»Abfallen ...« murmelte Gedalje.

»Jetzt kannst du in den Cheder Cheder = Knabenschule. gehen,« sagte die Mutter zu mir.

»Du hast gesehen, was für Kosten die Mutter sich für dich macht, sollst wenigstens fleißig lernen, damit du ein Mensch wirst! Was soll sonst aus dir werden? Gar nichts, ein Hundefänger! ...« Was wußte ich, was ich werden sollte ... ein Mensch ... gar nichts? ... Ein Hundefänger? ... Ich wußte eins, daß ich in diesem Augenblick sehnsüchtig wünschte, daß meine Schuhe knarrten ... Das war mein heißester Wunsch.

»Was stehst du da wie eine Säule?« rief mir die Mutter zu. »Warum gehst du nicht zur Schule? Geh, hier hast du nichts mehr zu suchen!«

Der Schuhmacher Gedalje machte sich auf den Weg, aber er kam noch einmal zurück und fragte:

»Muß es unbedingt zu Ostern sein? ... Angenehme Feiertage!«

*

Auf dem Heimweg aus der Schule lief ich zu dem Schneider heran, wegen dem Schlitz und der Tasche.

Der taube Israel stand vor dem großen Tisch, ohne Rock, mit lang herabhängenden Schaufäden, in seine Arbeit vertieft. Um den Hals hing ihm das Heftgarn, in seiner Weste steckten Nadeln; er zeichnete mit Kreide, schnitt mit der großen Schere, kratzte sich mit schiefgebogenem Mittelfinger hinter dem Kragen und sprach, nach seiner Gewohnheit in abgerissenen Worten zu sich selbst: »Jeder will etwas Besonderes! ... Bequem ... reichlich ... aber wo hernehmen? ... Aus der Luft! ... Man schneidet sich die Finger wund! Es langt nicht her und nicht hin! ...«

Am Tisch saßen mehrere Gesellen und nähten und sangen ein Lied dazu. Die Nadeln flogen nur so. Ein blonder Bursche mit Sommersprossen im Gesicht und plattgedrückter Nase sang mit hell tönender Stimme und zog den Faden im Takt.

»Oh, du gehst fort!
Oh, und du gehst fort!
Und mich läßt du zurück!

Die anderen jungen Leute stimmten ein:

»Da stech' ich mich.
Da häng' ich mich.
Ertränk' ich mich!
Ich tu' mir etwas an!«

»Was willst du, Junge?« fragte mich Israel, der Schneider.

»Einen Schlitz!« erwiderte ich.

»Wie?« sagte der Schneider und beugte sich mit einem Ohr zu mir herüber.

»Einen Schlitz!« schrie ich ihm zu.

»Einen Schlitz?«

»Ja, einen Schlitz!«

»Wo denn einen Schlitz?«

»Unten!«

»Was? Unten?«

»Einen Schlitz und eine Tasche!«

»Was für einen Schlitz? Was für Taschen?« mischte sich Basja ein, die Frau des Schneiders, eine kleine Frau, die am Tisch saß und drei Arbeiten zugleich verrichtete: mit dem Fuß wiegte sie das Kind in der Wiege, mit den Händen strickte sie einen Strumpf und mit dem Mund schimpfte sie. »Einen Schlitz muß er haben! Und Taschen! Wo hast du Stoff zu Taschen? Hast dir Taschen eingeredet? Dann soll die Mutter Stoff geben! Ein Einfall! Taschen!« Die ganze Sache tat mir schon leid. Wenn nur nicht die Mutter noch dazukäme!

»Willst du also durchaus einen Schlitz haben?« fragte mich der Schneider Israel und nahm die Tabakdose heraus. »Gut, mein Junge.«

»Und die Taschen?« fragte ich ihn mit bittender Miene.

»Geh nur nach Hause, Junge, ich werde alles nach Wunsch machen.«

Ich lief, so schnell mich meine Beine trugen, davon und eilte voller Freude zu dem Schuhmacher Gedalje wegen dem Knarren der Schuhe. Aber ich traf den Schuhmacher nicht an. An seinem Arbeitsschemel saß sein Geselle Karpe über eine ausgestreckte Sohle gebeugt. Karpe war ein kräftiger, breitschultriger Bursche, mit pockennarbigem Gesicht; ein Lederriemen hing ihm um den Kopf.

»Was willst du, Junge,« fragte er mich auf jiddisch, so gut er es konnte, da er Russe war. »Nun, Tatele, Mammele gib ihm a Gänsele,« ulkte er ... »Sag, was wünschst du?«

»Ich möchte den Meister Gedalje sprechen,« erwiderte ich ihm auf russisch.

»Der Meister ist zu einer Beschneidung gegangen, Kidisch machen und Schnaps trinken,« antwortete mir Karpe wieder jiddisch und machte eine Bewegung des Trinkens, damit ich ihn genau verstünde. Ich setzte mich ihm gegenüber, auf einen Lederschemel und begann mit ihm ein ausführliches Gespräch über Leder, Stiefel, Sohlen, Flickarbeit, bis ich schließlich auf das Knarren kam. Er sprach jiddisch, ich russisch. Verstand er mich nicht, so zeigte ich es ihm mit den Händen.

»Ich rede mit dir doch in deiner Sprache, schwerfälliger Kopf,« sprach ich zu ihm, »erkläre mir mit Verstand, warum die Schuhe krrr ... krrr ... machen?«

»Sprich lieber jiddisch,« erwiderte Karpe, während er mit der Zunge die Sohle bedeckte und mit einem dicken, schwarzen Nagel ein Zeichen machte.

»Wieso kommt es denn, daß die Stiefel knarren? Wie macht Ihr es, daß sie knarren?«

»Ach so, das Knarren meinst du ... Wenn die Schuhe knarren sollen, muß man Zucker nehmen.«

»Einfach Zucker? Wie ist das zu verstehen?«

»Na eben Zucker! Wenn man auf Zucker tritt, knarrt es.«

»Ach so,« antwortete ich, »man zerklopft wohl den Zucker, damit er knarrt. Und sonst tut man nichts hinein?«

»Branntwein, ein wenig Branntwein,« sagte Karpe.

»Branntwein?« fragte ich. »Wozu denn Branntwein? Daß Zucker knarrt, kann ich mir denken, aber was soll der Branntwein?«

Karpe gab sich alle Mühe, mir auf jiddisch auseinanderzusetzen, wozu man Branntwein brauchte. Er behauptete, man müsse die Sohle, bevor man den Zucker auflegte, tüchtig mit Branntwein befeuchten, sonst hätte der Zucker keine Wirkung.

»Ach so,« erwiderte ich auf russisch, »jetzt habe ich es begriffen. Wenn man keinen Branntwein nimmt, nützt der Zucker auch nicht, und wenn man keinen Zucker nimmt, dann knarren die Schuhe nicht.«

»Wer nicht zu essen hat, kann nicht studieren,« fügte ich hinzu, zum Beweis, daß ich seine Auseinandersetzung verstanden hatte, öffnete mein Portemonnaie und gab ihm mein ganzes Vermögen, alles, was ich zu ›Chanuka‹ Feiertage und zu ›Purim‹ Feiertage geschenkt bekommen hatte. Hierauf verabschiedete ich mich sehr freundlich von ihm. Karpe reichte mir seine mit Pech beschmutzte Hand und rief mir nach: »Tatele, Mammele, gib mir a Gänsele.«

Ich lief nach Hause, aß schnell etwas und rannte nach der Schule zurück, um dort vor den Kindern zu prahlen, daß ich zu Ostern einen neuen Anzug mit einem Schlitz und Taschen und knarrende, laut knarrende Schuhe bekäme.

»Mutter! Ich bin frei!« rief ich, als ich wenige Tage vor Ostern mit der Nachricht nach Hause gerannt kam, daß man uns entlassen hatte.

»Da soll sich die Großmutter freuen! Hoffentlich erlebst du es, mir bessere Nachrichten zu bringen,« erwiderte die Mutter, die mit den Ostervorbereitungen beschäftigt war. Sie hatte beiden Dienstmädchen Tücher um den Kopf gebunden, ihnen Bürsten und Federwische in die Hand gegeben, hatte selber auch ein Tuch um den Kopf gewickelt, – und nun putzten und rieben, wuschen und scheuerten sie alle drei und machten alles für Ostern bereit.

Ich konnte mir keinen Platz finden. Wo ich mich hinsetzte, wo ich stand und ging, war ich im Wege; nirgends fühlte ich mich wohl.

»Scher dich fort mit deinen schmutzigen Kleidern von dem »pessachdigen« pessachdig = zu Ostern geweiht. Schrank!« schrie meine Mutter so wütend, als ob ich Feuer und Pulver an mir hätte.

»Vorsichtig, tritt nicht auf einen ›pessachdigen‹ Sack!«

»Sieh nicht dorthin! Dort steht die ›pessachdige‹ Roterübensuppe!«

Ich stolperte und wurde wieder fortgestoßen und fortgejagt.

»Verdammt soll euer Lehrer sein! Konnte er euch nicht einen Tag länger in der Schule halten! Dann würdest du hier nicht herumschwänzeln! Habe auch so genug Arbeit! Wo anders sitzen die Kinder auf einer Stelle! Ein so großer Junge wie du, bald neun Jahre alt, sollte etwas tun! Könntest dir die vier Osterfragen vornehmen und wiederholen!«

»Mutter,« sagte ich, »die kann ich schon auswendig!«

»Freut mich! Es hat Geld auch genug gekostet!«

Endlich nahte der Abend, an dem der Vater mit einer Kerze, einem Holzlöffel und einem Gänsekiel der religiösen Sitte gemäß die Wohnung nach Unösterlichem durchsuchte. Ich half ihm, die Brotkrumen suchen, die er selbst auf den Fensterbrettern ausgestreut hatte ...

›Noch eine Nacht und ein Tag,‹ dachte ich bei mir, ›und ich ziehe meine Feiertagssachen an, wie ein Prinz! Den neuen Rock mit Schlitz und Taschen und die knarrenden Schuhe ... Die Mutter wird doch sicher fragen, was das Knarren zu bedeuten habe, – dann werde ich tun, als ob ich von nichts wüßte ... Dann kommt der Osterabend mit den vier Fragen, dem viermaligen Weintrinken und den Osterspeisen, den Kartoffelklößen, und Knödeln, der Kugelspeise und noch vielen anderen Leckerbissen. Wenn ich daran denke, läuft mir das Wasser im Munde zusammen, denn ich habe den ganzen Tag nichts gegessen.‹

»Sag dein Abendgebet und geh schlafen«,« sagte die Mutter zu nur. »Heute, am Vorabend des Osterbeginns, wird kein Abendbrot gegessen ...«

Ich ging zu Bett und träumte, daß es schon Ostern wäre ... Der Vater nahm mich in die Synagoge mit, wo wir beteten ... Meine neuen Kleider rauschten ... meine Schuhe knarrten ... »Wer geht da?« fragten einige fremde Leute ... Das ist Motel, Mojsche Chaim Abraham Hersch Rubins Sohn ... Plötzlich tauchte – ich weiß nicht woher – ein schwarzer, zottiger Hund auf und stürzte sich auf mich. Bellend faßte er mich beim Rock. Mein Vater stand daneben und hatte Angst, näherzukommen, er fuchtelte mit den Händen und schrie: »Fort! Scher dich fort!« Aber der Hund hörte nicht auf ihn und zerrte meinen Rock gerade am Schlitz und an der Tasche, riß mir den halben Rockschoß ab und wollte davonlaufen. Ich lief ihm aus Leibeskräften nach, verlor dabei einen Schuh und blieb im Sumpf mit einem Schuh und einem unbekleideten Fuß stecken. Ich fing an zu weinen und zu schreien: Zur Hilfe! Zur Hilfe! ... Da erwachte ich und erblickte unser Dienstmädchen vor meinem Bett, wie sie die Decke von mir herunterzog und mich an einem Fuß zerrte.

»Seht nur, er ist nicht wach zu bekommen! Wirst du wohl aufstehen! Die Mutter sagt, du sollst sofort aufstehen! Das letzte Brot muß fortgeräumt werden!«

*

Der Vater warf den Holzlöffel, den Zederwisch und den Gänsekiel in den Ofen und verbrannte die letzten Brotreste, den ›Chomez‹. In der Stube herrschte österliche Stimmung. Alles war blitzsauber hergerichtet, der Tisch war gedeckt, die vier Becher lächelten mich von weitem an, ... noch ein paar Stunden, und Ostern war da! ... Nur noch wenige Stunden, und ich würde meine Feiertagskleider anziehen! ... Bevor der Schneider und der Schuhmacher meine neuen Sachen ablieferten, traf die Mutter die allerletzten Vorbereitungen. Sie wusch mir den Kopf mit heißem Wasser und einem Gelbei, kämmte mich und riß mir das Haar dabei aus, aber wenn ich mich krümmte, gab sie mir einen Stoß mit dem Ellenbogen oder eine Ohrfeige.

»Wirst du nicht endlich aufhören, dich zu drehen, wie ein Wurm? Ein Kind soll nicht stillstehen können! Man tut ihm Gutes, und er ist noch nicht zufrieden!«

Das Kämmen war Gott sei Dank zu Ende. Ich saß nun in Unterkleidern bei Tisch, wartete auf meine neuen Sachen und beobachtete unterdessen meinen Vater, der soeben aus dem Bad gekommen war und noch nasse Seitenlocken hatte. Er saß über einem dicken Buch, studierte dann leise, eine Talmudmelodie vor sich hinsummend, und wackelte dabei mit dem Oberkörper.

Er studierte, wie man ›Moraur‹, das für den ›Seder‹ vorgeschriebene bittere Gericht zubereitete, nämlich indem man Meerrettig auf einem Reibeisen rieb ... Ich sah den Vater an, und es schien mir, daß es in der ganzen Welt keinen so frommen Juden gab wie meinen Vater, daß nirgends so streng Ostern gehalten wurde und daß kein Junge so schöne, neue Sachen bekam wie ich. Aber wie kommt es, daß die Sachen noch nicht hier sind? Was kann passiert sein? Vielleicht sind sie, Gott behüte, zu Ostern nicht fertig geworden? ... Daran mag ich gar nicht denken ... Wie sollte ich dann in die Synagoge gehen? Was würden meine Freunde sagen? Wie sollte ich mich zum Osterabendtisch setzen? Ich will nicht an die Stunde denken, in der das passieren könnte! Ich würde es nicht überleben!

Während ich traurig, in bange Gedanken versunken, dasaß, öffnete sich die Tür, und der Schneider Israel trat mit den Sachen ein.

Ich fuhr vor Freude auf und sprang so lebhaft in die Höhe, daß ich zusammen mit dem Stuhl umfiel und mir beinahe das Genick brach. Die Mutter kam aus der Küche, einen österlichen Schmalzlöffel in der Hand, herbeigerannt.

»Was ist das für ein Lärm? Wer ist da gefallen? Bist du es? Verdammter Bengel! Ein Teufel bist du, nicht ein Kind! Hast du dir weh getan, Gott behüte? Das ist dir ganz recht! Ein anderes Mal wirst du nicht springen und rennen, sondern gehen wie ein Mensch!« Dann wandte sie sich zu Israel und sagte:

»Ihr habt Wort gehalten, Reb Israel! Sonst wollte ich schon zu Euch hinschicken!«

Israel lächelte ein wenig und machte eine Bewegung mit der Hand, als wollte er sagen: »Das wäre schön! Ich sollte nicht Wort halten«. Die Mutter legte den Löffel beiseite und half mir, in die neuen Höschen hineinsteigen, dann band sie mir die Schaufäden um, die sie mir selbst zu Ostern genäht hatte, zog mir den ›Kaftan‹ an und freute sich, daß er weit und bequem genug war. – Ich betastete mich, aber o weh! Welch ein Schreck und Unglück! Keine Spur von einem Schlitz und einer Tasche! Alles war ringsum fest zugenäht!

»Was ist dort für eine Falte!« rief plötzlich die Mutter zu dem tauben Israel und drehte mich nach allen Seiten.

Der taube Israel zog seine Tabakdose heraus, die wie ein Lutschpfropfen aussah, verbog den Daumen, schüttete ein Häufchen Tabak in die Höhle zwischen Daumen und Zeigefinger und schnupfte.

»Was ist das für eine Falte?« wiederholte meine Mutter und drehte mich um.

»Wo ist denn eine Falte?« erwiderte Israel und drehte mich wieder um. »Das ist ja zum Auslassen eingeschlagen! Ihr habt doch gebeten, ich soll etwas einschlagen ... Habt Ihr schon vergessen?«

»Das ist aber ungeschickt!« sagte die Mutter und drehte mich um.

»Abscheulich sieht das aus! Eine Schande, so wahr ich lebe!«

Der Schneider achtete nicht darauf, er besah den Anzug von oben bis unten, in aller Ruhe, wie ein Professor, und sagte:

»Er sitzt ausgezeichnet! Es kann gar nicht besser sein! Solche Arbeit bekommen Sie nicht in Paris gemacht! Das Kaftanchen ist herrlich anzusehen, so wahr ich ein Jude bin, prachtvoll!«

»Bist du auch so entzückt?« fragte mich die Mutter und führte mich zum Vater.

»Was sagst du zu diesem Prachtstück?« fragte sie wieder.

Der Vater drehte mich nach allen Seiten um, betrachtete den Rock und fand, daß die Höschen zu lang waren. Der Schneider nahm wieder seine Tabakdose heraus und bot dem Vater eine Prise an.

»Die Hosen sind wohl ein bißchen zu lang, Reb Israel,« sagte mein Vater.

»Wie? Was? Zu lang, meint Ihr. Wißt Ihr nicht, was man tut, wenn sie zu lang sind? Man krempelt sie hoch.«

»Da, habt Ihr vielleicht recht,« sagte, der Vater. »Was tut man aber, wenn sie zu breit sind und aussehen wie zwei Säcke?«

»Zu breit schadet nie, ebenso wie eine Braut, niemals zu schön sein kann,« sagte Israel und schnupfte wieder Tabak. »Breit? sagt Ihr, zu schmal, ist tausendmal schlimmer, als zu breit.«

»Während der ganzen Zeit, hörte ich nicht auf, mich zu betasten und den Schlitz und die Tasche zu suchen.

»Was suchst du dort?« sagte die Mutter, »den gestrigen Tag?«

›Alter Lügner!‹ dachte ich und sah den Schneider mit. Räuberblicken an. ›Du tauber Schlemihl! Du Teufelssohn!‹

»Trag es gesund!« sagte der taube Israel zu mir und rechnete, aus, was er zu bekommen hatte. Der Vater nahm sein Buch wieder vor und studierte weiter. Er las, wie der Hausherr eine ›Mazze‹ beiseite legte und nach der Mahlzeit als Nachtisch unter die Tischgäste verteilte. Es war der Brauch des ›Afikaumon‹ ...

»Trag's gesund!« sagte zu mir die Mutter, als der Schneider gegangen war; sie bewunderte meinen Anzug: und hörte nicht auf, sich daran, zu erfreuen. »Aber nimm dich in acht! Du darfst dich nicht mit den Straßenjungen herumbalgen! Dann wirst du die Sachen lange und hoffentlich in Gesundheit tragen.«

»Da ist auch Reb Gedalje!« sagte die Mutter. »Unerwartet, wie der Messias! Sind die Stiefel für den Jungen fertig?«

»Und wie!« erwiderte Gedalje tänzelnd und hielt die neuen, glänzenden Stiefel in zwei Fingern, wie soeben im Fluß gefangene, frische Fische, die an einer Stange zappelten.

»Merkwürdige Sache,« fuhr er fort, »daß alle Leute ihre Schuhe zu Ostern haben wollen ... Ich habe gearbeitet, bis ich nicht weiter konnte, habe keine Nacht geschlafen; aber wenn ich mein Wort gebe, dann halte ich es auch, und wenn es donnern und blitzen sollte!«

Die Mutter maß mir die Stiefel an, betastete und befühlte sie an allen Stellen und fragte, ob sie mich Gott behüte nicht drückten.

»Drücken sollten sie?« sagte Gedalje, »ich glaube, daß zwei Paar solcher Füße, wie die Ihres Sohnes, darin noch Platz hätten!«

»Also, tritt einmal auf!« sagte die Mutter.

Ich trat fest auf, drückte mit den Sohlen auf und wollte hören, ob sie knarrten. Aber wo! Was? Kein Laut war zu hören!

»Was drückst du denn so?« sagte die Mutter, »du hast noch Zeit! Das Jahr ist noch lang genug! Ich garantiere dir, bis zum nächsten Osterfest sind die Stiefel hin! Und jetzt geh mit dem Vater zu Jechiel, dem Kürschner, er soll dir eine Mütze für die Feiertage aussuchen! Aber gib acht auf die Stiefel, klopf nicht zu sehr mit den Absätzen, sie sind nicht von Eisen!«

Der Kürschner wohnte im Nebenhause. Wir eilten über den Hof nach seinem Laden. Jechiel war von Natur ein blondhaariger Jude, da er aber mit schwarzen Mützen handelte, war sein Haar stets mit schwarzen Flocken überschüttet. Seine beiden Nasenlöcher waren schwarz, die Finger waren wie gefärbt.

»Willkommen, Herr Nachbar! Meinen Gruß!« empfing uns der Kürschner sehr freundlich. »Für wen soll die Mütze zum Feiertag sein? Für Euch oder für den Jungen?«

»Für meinen Sohn,« erwiderte mein Vater stolz. »Aber zeigt mir etwas Gates, Ihr wißt schon, etwas Solides.«

»Ich weiß schon,« sagte Jechiel, indem er nach den Regalen sah.

»Also zeigt her,« erwiderte der Vater, indem er auf seine Hände sah. »Es soll schön, sein, solide und billig sein, versteht Ihr?«

»Ich habe gerade etwas da, was für Euch paßt,« antwortete Jechiel und holte mehrere Mützen vom Regal herunter. Jede Mütze, die er in die Hand nahm, drehte sich wie verzaubert zwischen seinen Fingern. Jeden Augenblick probierte er mir eine andere Mütze an, trat einen halben Meter zurück, sah mich an, lächelte und sagte zum Vater:

»Solch ein gutes Jahr möchte ich haben, wie ihm die Mütze steht! Nun, wie gefällt Euch die Mütze? Eine schöne Mütze!«

»Nein, Reb Jechiel, so etwas meine ich nicht«, sagte der Vater und machte eine Bewegung mit den Fingern. »Ich möchte eine Mütze, versteht Ihr, die jüdisch aussieht, aber doch modern ist, nicht herausgeputzt, solide, versteht Ihr?«

»So etwas wollen Sie!« sagte der Kürschner und holte mit einer langen Stange vom obersten Regal eine runde Mütze von kariertem Stoff, mit weichem Schirm herunter. Er reichte sie dem Vater mit einem Finger; sie drehte sich, wie eine Mühle: Dann setzte er sie mir langsam auf den Hinterkopf, ganz vorsichtig, als wäre mein Kopf von Glas, und als fürchte er, ihn zu zerbrechen. Dabei wünschte er sich wieder ein gutes Jahr und so viel Glück, wie es wahr ist, daß diese Mütze mir paßt. Er hätte von dieser Sorte nur noch eine ... So wahr ihm nichts Schlimmes zustoßen möge! ... Der Vater feilschte lange mit ihm, Jechiel schwor, daß er nur uns zuliebe die Mütze so billig fortgebe, fast unter dem Preis! So wahr er sich fromme Ostern und alles Gute wünsche!

Ich sah, daß die Mütze dem Vater gefiel, denn er kam immer wieder auf mich zu, sah sie mit Wohlgefallen an und streichelte meine Seitenlocken.

»Wenn sie wenigstens den Sommer über halten würde!« sagte der Vater.

»Zwei Sommer,« rief Jechiel, auf den Vater zueilend, »drei Sommer hält sie ... Solch ein Jahr wünsche ich mir, wie das eine seine Mütze ist! Soll er sie immer gesund tragen!«

Als ich nach Hause kam, saß mir die Mütze auf den Ohren; ich fühlte, daß sie etwas zu groß war.

»Was für ein Unglück! Wenn sie mir nicht zu eng ist!« sagte die Mutter und rückte mir die Mütze bis über die Nase. »Du darfst sie aber nicht jeden Augenblick herunternehmen und aufsetzen und nicht immer mit den Händen anfassen! Trag sie gesund!«

*

Gegen Abend ging ich mit dem Vater in die Synagoge, um zu beten. Dort traf, ich alle meine Kameraden: Itzig, Berl, Leibl, Eisik, Zodik, Welwel, Schmaje, Kopel, Meier, Chaim-Scholem, Schachne, Schepsel und noch viele andere. Alle trugen Feiertagskleider, alle hatten neue Röcke, neue Stiefel, neue Mützen, aber keiner hatte einen so langen Rock mit so dickem Umschlag wie ich, keiner hatte solche Riesenstiefel wie ich, und bei keinem sah ich ein Mütze, die so ausgefallen war, wie meine. Von dem Schlitz, den Taschen und dem Knarren rede ich schon gar nicht, man hat mich beschwindelt, hintergangen.

Die Jungen lachten mich aus, als sie mich sahen.

»Das sind deine Feiertagssachen, mit denen du so geprahlt hast?! Wo ist der Schlitz gellieben? Und wo die Taschen, von denen du gesprochen hast? Wieso hört man deine Stiefel nicht knarren? ...« Mir war auch so schon schwer zu Mute, nun schütteten sie noch Salz auf meine Wunden. Jeder gab mir einen besonderen Spottnamen^.

Itzig rief: »Kapotte!«

Berl: »Kaftan!«

Leibl: »Lumpenrock!«

Eisik: »Alter Lappen!«

Zodik: »Alte Jacke!«

Welwel: »Weiberrock!«

Schmaje: »Krinoline!«

Kopel: »Seht nur ein paar Hosen trägt er, mit Flicken!«

Meier: »Und eine Mütz!«

Chaim-Scholem: »Eine Mütz-Mütz!«

Schachne: »Nudeltopf!«

Schepsel: »Mülleimer!«

Ich war so aufgeregt, daß ich überhaupt nicht zuhören konnte, wie der Kantor Hirsch-Beer vorbetete. Ich sammelte meine Gedanken erst wieder, als die Leute einander: »Gut Jonteff!« – Frohe Ostern! – wünschten. Schweren Herzens, beklommen ging ich mit dem Vater nach Hause. Ich schleppte mich nur so hin. Ein Feuer brannte mir im Herzen. Ich dachte nicht an die vier Becher, die wir trinken sollten, nicht an die vier Fragen, die ich an den Vater stellen sollte, nicht an die Gebete, die wir verrichten sollten, nicht an die seinen, gepfefferten Fische mit eingebrockter Mazze, die wir essen sollten, nicht an die heißen Knödel und all die andern guten Osterspeisen – alles war mir gleichgültig, widerwärtig, verstört!

*

Am ›Osterabend‹ saß der Vater – der König –, in einem weißen Kittel, ein Samtkäppchen auf dem Kopf, auf dem Ehrenplatz, der mit Kissen hoch ausgebettet war. Neben ihm saß die Mutter – ›die Königin‹ – in einem Moirée-antique-KIeid, mit einem seidenen Schal und einer Perlenkette, die sie prächtig schmückte. Ihnen gegenüber saß ich – der Prinz –, von Kopf bis zu den Füßen in neuen Sachen. Zu meiner rechten Seite saß Bela, das Dienstmädchen, in einem neuen Kattunkleid, mit einer weißen, gestärkten Schürze, die wie Mazze knisterte und raschelte. Zu meiner linken Seite saß Brajne, die Köchin, mit einem gelben Tuch um den Kopf; sie verdeckte das Gesicht mit einer Hand, wackelte und wartete auf den Beginn der ›Hagade‹, der Erzählung von dem Auszug aus Ägypten, die am Osterabend verlesen wurde.

»So war das armselige Brot ...« las der König mit gehobener Stimme, während die Königin strahlenden Antlitzes die Schüssel mit den symbolischen Speisen emporhob. Bela versteckte ihre roten Hände unter die weiße Schürze, die wie Papier knisterte. Als Brajne die hebräischen Worte hörte, machte sie eine fromme Miene und verzerrte ihr Gesicht zum Weinen. Alle waren in froher Feiertagsstimmung, nur der Prinz war verstimmt. Sein Herz war wie versteinert seine Augen waren umflort. Wäre es nicht am Osterabend, so wäre er in Tränen ausgebrochen; nachdem er sich ausgeweint hätte, wäre ihm leichter ums Herz geworden ...

»Einstweilen sind wir Knechte ...« schloß der König mit singender Stimme, großtuerisch ... »Jetzt sind wir Knechte, im nächsten Jahr sind wir freie Menschen.«

Hierauf setzte sich der König nieder und lehnte sich in den ausgebetteten Sessel. Nach ihm ließen sich alle anderen auf ihren Plätzen nieder uno warteten auf die vier Fragen, die der Prinz stellen sollte, und auf die der König antworten sollte: »Knechte sind wir jetzt ...« Der Prinz saß aber auf seinem Stuhl wie angewachsen, unfähig, sich auch nur von der Stelle zu rühren.

»Nun?« sagte, der König mit einer Handbewegung,

»Steh auf!« sagte die Königin, »stell an den Vater die vier Fragen!«

Aber, der Prinz rührte sich nicht; ihm war, als hätte ihm jemand die Kehle mit einer Zange zugeschnürt, sein Kopf neigte sich zur Seite, seine Augen traten hervor, als wollten sie ihm aus dem Gesicht springen, zwei Tränen rollten über seine Wangen, und fielen, auf das Buch.

»Was ist dir?« fragte die Königin.

»Was soll das Weinen mitten in der Feier!« schrie die Königin im nächsten Augenblick, wütend vor, Aufregung. »Ist das dein Dank für die neuen Sachen, die du zu den Feiertagen bekommen hast?«

Der Prinz wollte aufhören zu weinen, aber er konnte nicht. Es drückte und würgte ihn, und plötzlich öffnete sich in ihm eine sprudelnde Quelle, ein unerschöpflichen Brunnen.

»Sag, was ist dir denn? Tut dir etwas weh? Warum schweigst du? Antworte doch! Oder willst du, daß der Vater dich hinlegt und zu Ehren des Osterabends verprügelt? ...«

Der Prinz stand auf und stammelte:

»Frage, ich will vier Väter an dich richten! ... ich ... meine ... Vater, ich will an dich vier Fra... Fra... Fra...«

Dem Prinzen zitterten die Füße, er sich mit dem Kopf auf das weiße Tischtuch und weinte und schluchzte wie ein kleines Kind.

Die Osterfeier war ihm verstört!


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