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Ein Brief aus Athen

An demselben Tage, an dem ich die Erzählung des Herrn Hermann Schultz in den Druck geben wollte, schickte mir mein ehrenwerter Korrespondent aus Athen das Manuskript mit folgendem Brief zurück:

 

Monsieur,

die Geschichte des Königs der Berge ist die Erfindung eines Feindes der Wahrheit und der Gendarmerie. Keine der Personen, die darin erwähnt werden, haben je den Fuß auf den Boden Griechenlands gesetzt. Die Polizei hat keinen Paß auf den Namen einer Madame Simons visiert. Der Kommandant des Piräus hat niemals weder von einer Fancy, noch von einem Monsieur John Harris sprechen hören. Die Gebrüder Philipp erinnern sich nicht, je einen Monsieur William Lobster angestellt zu haben. Kein diplomatischer Vertreter hat je in seinen Büros einen Malteser namens Giacomo Fondi gekannt. Die Nationalbank von Griechenland hat sich vielerlei vorzuwerfen, jedoch hat sie niemals Gelder in ihren Depots aufbewahrt, die aus Einnahmen der Straßenräuberei stammen. Wenn sie solche jemals empfangen haben würde, hätte sie sich eine Pflicht daraus gemacht, diese Gelder zu beschlagnahmen. Ich kann Ihnen die Liste unserer Gendarmerieoffiziere zur Verfügung stellen, und Sie werden darin auch nicht die Spur eines Monsieur Perikles finden. Ich selbst kenne nur zwei Männer dieses Namens: einer davon ist ein Kneipenwirt in der Stadt Athen, und der andere verkauft Kolonialwaren in Tripolitza. Was nun aber den berühmten Hadgi-Stavros betrifft, dessen Namen ich heute zum ersten Male vernehme, so ist das ein Fabelwesen, das man der Mythologie einverleiben muß. Ich gestehe ganz aufrichtig, daß es ehemals Straßenräuber in dem Königreich gegeben hat. Diese aber sind durch Herkules und Theseus, die deshalb als die Begründer der griechischen Gendarmerie angesehen werden können, unschädlich gemacht worden. Die aber, die den Armen dieser beiden Heroen entschlüpft sind, sind unter den Schlägen unserer unbesieglichen Armee gefallen. Der Verfasser des Romans hat ebensoviel Unwissenheit als bösen Willen gezeigt, da er so tut, als ob er die Straßenräuberei als eine Tatsache unserer Tage betrachtet. Ich gäbe viel darum, daß seine Erzählung gedruckt würde, zusammen mit dem Namen und dem Porträt des Monsieur Schultz. Die Welt erführe dann endlich, mittels welcher groben Ränke man versucht, uns allen zivilisierten Nationen verdächtig zu machen.

Sie aber, Monsieur, der Sie uns immer Gerechtigkeit haben widerfahren lassen, gestatten Sie mir die Versicherung aller guten Gefühle Ihnen gegenüber, mit denen ich die Ehre habe zu sein

Ihr sehr ergebener Diener
Patriótis Pseftis,

Autor eines Bandes von Dithyramben über die Regeneration Griechenlands; Redakteur des Journals L'Espérance; Mitglied der Archäologischen Sozietät von Athen; Aktionär der Nationalen Gesellschaft des Spartiaten Pavlos.


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