Heinrich Zschokke
Der Pascha von Buda
Heinrich Zschokke

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6.

In La Sarraz war keinem Sterblichen beigefallen, daß sich zwischen beiden Leutchen so schnell ein so inniges Verständnis entwickelt habe. Cugny und Helene waren in der letzten Stunde, nämlich vor anderer Augen, ganz dieselben geblieben, wie in der ersten. Selbst Olivier hatte nicht den leisesten Argwohn; vielmehr schien ihm Helene nach Cugnys Abreise sanfter, ja er hätte glauben mögen, zärtlicher, als sonst. Er nahm dieses für ein aufkeimendes Gefühl, dessen sie sich ehemals gegen ihn unfähig gestellt hatte. Gewiß ist, daß sie lieber als sonst seine Gesellschaft suchte, traulicher zu ihm redete, daß er, als Cugny's Busenfreund, ihr nun eine heilige Person geworden war, oder daß sie eine Wonne darin fand, nur von Cugny erzählen zu hören.

Helenens Eltern bemerkten mit Unruhe diese engere Freundschaft und hätten viel darum gegeben, Olivier wäre tausend Meilen weit von La Sarraz, denn die Heiratsverhandlungen mit Herrn von Asperlin waren schon weit gediehen, und es war den guten Leuten alles darum zu thun, ihre Tochter als die Frau Oberherrin von Bavois verehrt zu sehen. Sie konnten sich daher nicht enthalten, dem Herrn von Asperlin mancherlei Besorgnisse zu äußern, deren Folge war, daß Asperlin sich selbst schnell nach La Sarraz aufmachte, wo er im Hause von Helenens Eltern, als künftiger Schwiegersohn, wohnte.

Diese erste Zusammenkunft zwischen Olivier und Asperlin war wie sich denken läßt. Die Herren gingen mit kalter Höflichkeit um einander herum und beide thaten, als hätten sie sich nie gekannt oder gesehen. Helene behandelte den ihr bestimmten Gemahl mit stolzer Kälte und legte es darauf an, ihn durch jede Art von Beleidigung zurückzuschrecken. Alle Vorwürfe ihrer Eltern fruchteten nichts.

Aber auch Asperlin machte sich aus dem widerspenstigen Betragen des närrischen Mädchens nichts und er sagte ohne Umschweife: Einmal Hochzeit gehalten und der ganze Handel steht anders! Die Eltern waren ebenfalls der Meinung und in ihrer Art so eigensinnig, wie es die Tochter auf andere Art war. Wie sehr auch Helene sich sträubte, wie sie weinen, bitten, drohen mochte – die förmliche Verlobung mit Herrn Asperlin wurde vollzogen und Helene mußte sich gefallen lassen, als Braut des Oberherrn die Glückwünsche des ganzen Städtchens anzunehmen.

Niemand litt dabei so sehr als Olivier. Er schwor, zu ihrer Rettung alles aufzuopfern, und er fragte sie in seiner Verzweiflung sogar, ob er sie mit Gewalt befreien und den elenden Asperlin, mit welchem er ohnehin noch einen alten Handel abzuthun habe, aus der Welt schaffen solle? Sie antwortete ruhig: »Es ist nicht der Mühe wert. Das Glück hat seine Launen. Sie könnten sich verrechnen und wider Erwarten das Los ziehen, welches Sie ihm zudenken.«

Um so überraschender war es ihm, als ihn Helene eines Tages auf die Seite zog und sagte:

»Mit dem Schlage neun Uhr diesen Abend kommen Sie in das Gärtchen hinter dem Hause, aber fehlen Sie nicht!«

Wie bitterböse er auch auf Helene sein mochte, fehlte er doch nicht. Um neun Uhr, da alles dunkel war, stieg er über den Zaun und stand im Gärtchen.

Asperlins Braut kam einen Augenblick später. Sie führte ihn in eine Gartenlaube, schloß seine Hand in die ihrige und sagte:

»Lieber Olivier, Sie haben mehrmals geschworen, für mein Glück alles zu opfern!«

»Ich bin ein Mann von Wort.«

»Sie wollen?«

»Ja! Stellen Sie mich auf die Probe! Ich stürze mich in den Tod, wenn Sie es wollen.«

»Gut! So erkläre ich Ihnen, daß ich Asperlins Gemahlin nicht werde.«

»Ist's möglich? Warum gaben Sie die Verlobung zu?«

»Lassen Sie das für den Augenblick gut sein und hören Sie! Meine Eltern opfern mich ohne Erbarmen den Reichtümern des Herrn von Bavois auf, darum habe ich keine Eltern mehr und stehe allein. Die angedrohte Vermählung ist unaufschieblich. Morgen verlasse ich deshalb heimlich dies Haus und La Sarraz. Ich habe in Frankreich Verwandte. Wollen Sie mich begleiten? Meine besten Sachen sind schon acht Tage vorausgeschickt.«

Olivier erschrak, aber ohne Bedenken sprach er sein Ja.

Da fühlte er sich von Helenens Armen umfangen und ihre Lippen im heißen Kusse auf seinen Lippen. Er war berauscht. Was hätte er für diesen Kuß nicht gewagt! Die ganze, so lange und mühselig unterdrückte Glut seiner Leidenschaft schlug ungestüm in heller Flamme auf.

Helene aber drängte ihn sanft zurück und sprach:

»Schicken Sie Ihre Diener noch diese Nacht auf dem Wege nach Jougne voraus! Morgen, um zehn Uhr nachts, erwarten Sie mich am Kreuzweg vor dem oberen Thor. Besorgen Sie ein Pferd für mich, das sicher geht!«

Er wollte antworten, aber Helene war mit dem letzten Worte fortgeflogen,

Olivier stieg selig über den Zaun zurück und vollzog die überraschenden Befehle seiner schönen Gebieterin; er schickte die Diener in aller Stille voraus, packte seine Sachen und schrieb einen Abschiedsbrief an seine Eltern, worin er ihnen sagte, daß er sich und ihnen durch die plötzliche Abreise den Schmerz des mündlichen Lebewohls ersparen wolle, und ließ folgenden Tages den Brief zurück, als er nachmittags unter dem Vorwande fortritt, einen Freund in Lausanne auf einige Tage besuchen zu wollen.

Weit aber ritt er nicht, sondern nur bis zu einem Waldhause, wo einer seiner Diener mit einem Handpferde für Helene auf ihn wartete. Mit dem Schlage zehn Uhr des Nachts war er wieder vor dem Thore von La Sarraz. Bald darauf erschien Helene. Sie war als Knabe gekleidet und, einem jungen Reitknecht ähnlich, in einen Mantel gehüllt, Olivier hob sie auf's Pferd, und man trabte davon. In der Morgenfrühe traf man die vorausgeschickten Diener mit wohlgeruhten Pferden am bestimmten Orte. Olivier und Helene bestiegen die frischen Pferde und setzten ihren Weg eiligst fort. Erst gegen Abend wurde in einem Flecken, in einem engen Thale gelegen, Halt gemacht. Gern wäre Olivier mit seiner Geliebten noch bis zum nächsten Städtchen gereist, um ihr eine bequemere Herberge zu schaffen. Allein Helene schwor, sie sei so ermüdet, daß, wenn sie noch einen Schritt weiter solle, sie den Geist aufgeben müsse.

Es war ihr wohl zu glauben, denn sie ließ sich in das Wirtshaus mehr tragen als führen. Zufrieden mit einem kärglichen Nachtessen, verlangte sie zugleich ein eigenes Zimmer und Nachtlager. Man bestimmte, mit Tagesanbruch die Reise fortzusetzen. Helene schloß ihren Befreier noch einmal dankbar in ihre Arme und begab sich in das für sie bestimmte Gemach.

Olivier, von zwei schlaflos verbrachten Nächten und dem langen Ritt nicht wenig ermüdet, warf sich in seinen Kleidern aufs Bett, nachdem er vorher Degen und Pistolen auf jeden Fall bereit gelegt hatte. Den Wirtsleuten befahl er, ihn zeitig zu wecken; dann sank er in einen festen, erquickenden Schlaf.

Des Morgens, als der Tag zu grauen begann, wurde er geweckt. Er sprang fröhlich auf, gebot, die Pferde vorzuführen und wollte sich selbst in Helenens Gemach begeben, um die holde Schläferin zu wecken. Die Thür war verschlossen. Er pochte leise an, er pochte lauter; es kam keine Antwort und ihm wurde bange. Er rief und pochte umsonst. Die Wirtsleute besorgten, dem jungen Herrn möchte ein Unfall begegnet sein. Olivier selbst wurde von nicht unbegründeter Besorgnis ergriffen, das Fräulein könne von den Wirkungen der unmäßigen Anstrengung des vorigen Tages Schaden genommen haben. Er sprengte in unbeschreiblicher Angst die Thür und sah mit noch unbeschreiblicherem Erstaunen das Zimmer leer. Ein Fenster stand halb offen, und es war nicht zu bezweifeln, daß das arme Mädchen geraubt worden war. Asperlin mußte die Spur der Flüchtlinge entdeckt haben.

Inzwischen versicherte der Wirt, dessen Weib, Knechte und Mägde, es habe in der ganzen Nacht Totenstille im Hause geherrscht; es sei kein Fremder angekommen, nicht einmal ein Pferd oder Wagen vorbeigegangen. Man durchsuchte noch einmal das ganze Haus, alle Plätze vor und hinter demselben, um eine Spur von der Verschwundenen zu entdecken . . . alles fruchtlos.

Olivier kam fast von Sinnen. Geraubt war sie und von keinem anderen als dem feigen Asperlin, der das arme Mädchen vermutlich im Schlaf überfallen, geknebelt, mit seinen Helfershelfern zum Fenster hinaus und auf ein bereit gehaltenes Pferd geworfen hatte. Rasch befahl Olivier seinen Dienern, aufzusatteln. Dann sprengte er mit ihnen den Weg nach La Sarraz zurück, fest entschlossen, das Leben daran zu setzen, um Helenen zu befreien.

Unterwegs wurde jeder, dem man begegnete, ausgefragt. Er hörte von Reisenden Nachricht aller Gattung, ohne bestimmt etwas von denen zu erfahren, die er suchte. Der Tag endete, und er hatte die Räuber Helenens nicht, ja selbst nicht einmal Spuren von ihnen gefunden.

Darum beharrte er fest bei dem Vorsatze, folgenden Tages nach La Sarraz zu gehen, und mit erster Morgendämmerung machte er sich wieder auf.

Kaum war er aber einige Stunden geritten, als er seitwärts Pferdegetrappel hörte. Aus einem Nebenwege sprengten Reiter gegen ihn an, deren Vorderster ihm, den Säbel in der Faust, ein Halt! zudonnerte.

Es war der Herr von Asperlin.

»Ehrenräuber! Jungfrauenschänder! Gut, daß ich Dich habe!« schrie Asperlin. »Herunter vom Pferde! Ich fordere Rache. Du sollst die Entführung meiner Braut mit Blut bezahlen, verruchter Pascha!«

Mit diesen Worten sprang Asperlin vom Pferde; seine Leute, alle bewaffnet, umringten Oliviers Diener und versicherten sich derselben.

Olivier, mit einem Sprunge vom Pferde, fuhr, ohne ein Wort zu verlieren. seinem Gegner mit der Klinge auf den Leib. Ihr Fechten war von kurzer Dauer. Asperlin fiel tödlich verwundet; seine Leute sprangen voll Schrecken herbei. Olivier kniete neben dem Sterbenden nieder und sagte:

»Unglücklicher, der Pascha hat Dir den längst verdienten Lohn gegeben! Warum verfolgst Du mich von jeher? Bekenne, wohin hast Du Helenen gebracht, und scheide nicht mit einer Lüge aus dieser Welt!«

»Bösewicht!« rief Asperlin. »Mein Blut komme über Dich! Du hast Helenen geraubt! Gieb das Kind seinen Eltern zurück, oder Du stirbst unter Henkershänden!«

»Lüge nicht in Deiner letzten Stunde!« erwiderte Olivier. »Sage mir, wo ist Helene?«

»Das weißt Du besser als ich. He, Leute, kommt mir zur Hülfe!«

Oliver fragte Asperlins Begleiter Mann für Mann. Jeder sagte, sie wären mit ihrem Herrn ausgewesen, das Fräulein zu suchen: man habe Olivier in Verdacht, daß er sie entführt habe.

Nun sah er wohl, daß Asperlin an Helenens Wiederentführung unschuldig sei. Er warf sich auf's Pferd, winkte seinen Dienern und jagte davon, den Weg zurück, den er gekommen.

Abends erreichte er das Wirtshaus wieder, wo er die Geliebte verloren hatte. Dort wußte noch immer niemand, wohin das Fräulein geraten sei. Man hatte die sorgfältigsten Nachfragen und Nachforschungen angestellt. Im ganzen Flecken war die Geschichte bekannt geworden und jedermann im Ort hatte, aus eigener Neugierde getrieben, gespäht und gesucht.

Die Sache blieb dem armen Olivier unerklärlich und Helene für ihn verloren. Seines Bleibens war nach allem Vorgefallenen nun in dieser Gegend nicht länger mehr. Er mußte in Eile die Schweiz verlassen, weil er voraussah, wegen der Entführung Helenens und der Tötung des Herrn von Bavois im Zweikampf würden alle Gerichte und Obrigkeiten auf ihn Jagd machen lassen. Er schied daher schon früh morgens aus dem Unglückshause, eilte über den Rhein nach Deutschland und reiste zu seinem Regimente zurück.

7.

Alles, was Olivier während seiner Abwesenheit vom Regiment erlebt hatte, erschien ihm, als er nun wieder in das ewige Einerlei des Garnisondienstes eingetreten war, wie ein leerer Traum. Es verschwand auch die Einbildung, da Jahre und Tage vorübergingen, ohne daß er durch Freunde in seiner Heimat, denen er anfangs oft genug schrieb, weitere Aufschlüsse über das rätselhafte Schicksal Helenens empfing. Er hatte das Mädchen wirklich leidenschaftlich geliebt, und dachte auch nach Jahren nicht ohne innere Bewegung an dasselbe. Allein der Jüngling reift mit der Zeit zum Manne und sieht die Schwärmereien des Jünglingsherzens mit anderen Augen an. Indessen eine Wirkung jener Tage war geblieben, daß er nämlich kein Mädchen auf der Welt so schön, so liebenswürdig fand, wie Helene gewesen.

Da nach einigen Jahren seine Eltern gestorben waren, dachte er wenig mehr nach La Sarraz zurück. An Heimkehr war, wegen der unerloschenen Rache von Asperlins und Helenens Verwandten, nicht mehr zu denken. Also war der Entschluß leicht, zeitlebens Kriegsmann und als solcher auch Hagestolz zu bleiben.

So verstrichen zehn Jahre ohne besonders merkwürdige und für unsere Leser mitteilenswerte Ereignisse für Olivier und er blieb dem gefaßten Entschlusse treu. Zwar lächelte ihn wohl manche Schöne bedeutsam an, denn er war in seinem sechsunddreißigsten Jahre noch ein schöner Mann, der wohl ein zartes Herz rühren konnte. Allein er hatte den Gedanken an irgend eine Liebschaft oder Vermählung gänzlich aufgegeben. Er weihte sich ganz dem Kriegsdienste, und das Angenehmste, was ihm widerfahren konnte, war die Ankündigung eines neuen Feldzuges.

Die Unruhen in Siebenbürgen und Ungarn, und die Eroberungssucht der Türken ließen es daran nicht fehlen. Kaiser Leopold hatte beständig Händel mit diesen. Im Jahre 1663 fiel der tapfere und kluge Großvezier Achmet Kiuperli an der Spitze von hundertundvierzigtausend Mann in Ungarn ein. Der Kaiser, in großer Not, rief das Deutsche Reich, rief den Papst und Frankreich zu Hilfe. Nur sehr mäßig wurde sie ihm geboten, denn von Frankreich kamen nur sechstausend Mann, und was das Deutsche Reich sandte, betrug kaum fünfzigtausend.

Olivier hatte sich in diesem Kriege bei vielen Gelegenheiten während des ersten Feldzuges rühmlich ausgezeichnet. Es fehlte bei einem Gefechte wenig, so wäre er in türkische Gefangenschaft geraten. Doch hieben ihn seine Soldaten frei und er kam mit einer schweren Wunde davon, um deren willen er nach Wien zurückgeschickt wurde.

Nach einigen Monaten war seine Genesung eingetreten und er wieder bereit, auf seinen Posten abzugehen, als ihn ein unerwartetes Abenteuer länger in Wien festhielt. Er hörte eines Tages auf der Straße Trompeten und trat ans Fenster. Ein französisches Regiment zog vorbei und ihm schwanden fast die Sinne, als er in der Nähe des französischen Generals einen Offizier reiten sah, der kein anderer als Cugny sein konnte.

»Cugny! Cugny!« schrie er und breitete seine Arme nach der Straße hin aus.

Der Offizier sah hinauf zu ihm, schien bestürzt, lächelte, grüßte mit dem Degen und ritt vorbei. Später sah er sich mehrmals um und winkte. Olivier eilte dem Regimente nach und erreichte den Offizier. Es war in der That Cugny. Hand in Hand begleitete er den Freund, bis das Regiment anhielt und in die Quartiere entlassen war. Oliviers und Cugnys Freude war grenzenlos. Da noch Dienstsachen abzuthun waren, schied man auf baldiges Wiedersehen. Inzwischen ließ Olivier in seiner Wohnung ein Freudenmahl anrichten.

Gegen Abend wurde angeklopft und Helene, von Cugny gefolgt, trat ins Zimmer. Olivier stand sprachlos da, Cugny und Helene umarmten ihn abwechselnd.

»Wie kommen Sie nach Wien?« fragte er endlich Helenen.

»Mit meinem Manne!« antwortete sie. »Sollte ich ihn verlassen?«

»Ihr beide seid vermählt?« rief Olivier außer sich.

»Seit zehn Jahren. Wissen Sie das nicht? Haben Sie denn keinen meiner Briefe erhalten?« fragte Helene.

»Keine Silbe! Aber Ihr beiden vermählt? Wie ist das möglich? Ich glaube, ich träume!«

»Und wir,« sagte Helene, »wir glaubten, weil Sie uns keiner Antwort würdigten, Sie wären voll unversöhnlichen Zorns gegen uns und besonders gegen mich. Also, lieber Olivier, Sie wissen gar nichts? So muß ich, was ich mit Thränen schriftlich vergebens gethan, noch einmal thun und mündlich um Ihre Verzeihung bitten. Nicht so, lieber Freund, Sie verzeihen mir?«

Mit diesen Worten schloß ihn das reizende Weib in ihre Arme und küßte ihn herzlich.

Wer hätte da nicht gern auch Todsünden vergeben? Nur wußte Oliver nicht, was er zu verzeihen hatte. Doch nachdem die ersten Fragen, Umarmungen und Aufwallungen vorüber waren und man ruhig beisammensaß, klärte sich alles auf. Helene erzählte ihre Geschichte ungefähr folgendermaßen:

»Sie erinnern sich, guter Olivier, meines Verhältnisses im väterlichen Hause zu La Sarraz! Ich gestehe es, Sie waren mir lieb, recht lieb, wie Sie mir es noch heute sind, aber ich glaubte an keine Leidenschaft. Indessen wurde ich bestraft, denn wie mein Mann hier, der Wildfang, erschien, wußte ich bald, was Leidenschaft und Liebe sei. Ich kann nun nicht sagen, wie es kam, daß ich binnen wenigen Tagen und Stunden gegen ihn vertrauter geworden bin, als ich es vorher nicht in Jahren gegen Männer werden konnte. Er erfuhr mein trauriges Verhältnis und schlug mir vor, mit ihm zu fliehen. In meiner verzweifelten Lage und da ich fühlte, ohne Cugny nicht leben zu können, willigte ich in alles. Was nötig war, wurde verabredet, als er nach Mailand ging. Wir schrieben nun einander heimlich. Ich machte meine Eltern, meinen Bräutigam sicher und schickte meine Kostbarkeiten nach Basel voraus, sobald mir Cugny seine Rückkunft meldete. Tag, Stunde und Ort wurden bestimmt, wo wir zusammentreffen wollten. Ich vertraute mich Ihnen an und entkam glücklich. Weil ich gewiß wußte, daß Cugny meiner schon in der Nähe warte, drang ich darauf, wenn Sie sich dessen noch erinnern, in dem elenden Wirtshause zu bleiben, wo wir übernachteten. Kaum glaubte ich, daß alles schlafe, machte ich mich auf, und ging, so müde ich war, zum Flecken hinaus, die Straße nach dem Städtchen entlang, wohin Sie mich noch an demselben Abend hatten bringen wollen. Aber ich wußte, daß Cugny schon dort war, daß er, von dort her, mir um Mitternacht entgegen gehen wolle . . . In der That, ich war noch keine Viertelstunde gegangen, da traf ich ihn. Sein leichter Wagen stand am Eingange eines Gehölzes. Ich war unbeschreiblich glücklich. Wir fuhren davon und kein Hindernis, kein Verrat traf uns. Er brachte mich nach Brüssel, wo ich sein Weib wurde, und mein erstes war, Ihnen alles zu schreiben und mir Ihre Verzeihung zu erflehen, da ich Ihre Großmut so grausam mißbraucht hatte. Wir erhielten aber niemals eine Antwort.«

So ungefähr erzählte Helene, und Cugny setzte hinzu.

»Du warst in den seligen zehn Jahren, die wir seitdem zusammen verlebt haben, unser tägliches Gespräch. Sieh', in der Hoffnung, wenn Du noch am Leben wärest, Dich zu finden, oder wenigstens eine Nachricht von Dir, war es mein höchster Wunsch, mit den Hilfstruppen, die unser König Deinem Kaiser schicken sollte, nach Ungarn zu gehen. Es gelang mir durch Empfehlungen, in Colignys Korps versetzt zu werden, und das Glück ist mir holder gewesen, als ich hoffen konnte. Wir haben Dich nun! Du wirst uns verzeihen. Sieh',« fuhr Cugny fort, und zog das Messer mit der Perlmutterschale hervor, »sieh', Olivier, das alte Messer lebt noch! Es hat unsere Freundschaft noch nicht zerschnitten.«

Olivier drückte den Freund mit Innigkeit an sein Herz und sagte lachend:

»Ich hätte es wohl denken können, wie die Sache zusammenhing! Hast Du mir nicht meine ungetreue Helene schon als Knabe immer bei den Ziegenherden weggekapert? Ich zürne dem schönen Paris nicht und will darum kein Ilion zerstören.«

8.

Drei Wochen lang lebten die glücklichen Freunde in Wien beisammen und jeder Tag war ihnen ein Fest. In Olivier regte sich zwar zuweilen die alte Glut der ersten Leidenschaft für Helene noch unter der Asche, aber er besiegte sie männlich. Die Liebe ging in zärtliche Freundschaft über. Helene war ohne Schwäche, Cugny ohne Eifersucht. Cugnys Regiment brach nach Ungarn auf und er ließ seine Gemahlin in der Sicherheit der Hauptstadt zurück, mit der Hoffnung, sie nach Beendigung des Feldzuges, während des Winters, zu sich zu rufen, Olivier mußte wenige Tage nach ihm zu seinem Regimente, doch verließ er Wien nicht, bis er seine schöne Freundin vollkommen wohl versorgt wußte.

Ich mag weder den Schmerz der glücklichen Menschen bei ihrer Trennung, noch den Feldzug in Ungarn beschreiben. Es ist bekannt, daß der Großvezier Achmet Kiuperli gegen die Raab vordrang, daß sich der kaiserliche Feldherr Montecuculi ihm bei dem Flecken St. Gotthard entgegenlagerte; daß es hier endlich am 1. August 1664 zur entscheidenden Schlacht kam, in welcher die Christen einen vollkommenen Sieg über die Verehrer Muhameds erfochten. In dieser Schlacht focht auch Olivier mit gewohntem Heldenmut. Die Türken leisteten mörderischen Widerstand; links und rechts fielen die Tapfersten von Oliviers Waffengenossen; er aber drang vor mit denen, die ihm blieben, und hatte außer der Ehre, zu dem großen Siege reichlich mitgewirkt zu haben, indem er, als ältester Hauptmann, die Trümmer seines Regimentes befehligte, noch das Glück, vom Oberfeldherrn bemerkt zu werden, Montecuculi ernannte ihn noch auf dem Schlachtfelde zum Major.

Die Siegesfreude, wie das Vergnügen, welches ihm seine Beförderung gewährte, wurde aber nach einigen Tagen schrecklich gestört. Bekümmert um das Schicksal seinem Freundes, der ebenfalls in der Schlacht bei St. Gotthard mitgestritten, erkundigte er sich nach dem Zustande der französischen Regimenter. Er empfing die Anzeige vom Tode des Kapitäns. Cugny, durch sein Ungestüm hingerissen, hatte sich an der Spitze einer Abteilung der Reiterei zu weit vorgewagt und wurde von einer ungeheuern Übermacht umzingelt. Als er sich abgeschnitten sah, hatte er den Seinigen befohlen, sich den Rückweg mit dem Säbel in der Faust zu bahnen, worin er ihnen mutig voranging. Es entstand ein gräßliches Gemetzel und nur zehn oder zwölf kamen, mit Wunden bedeckt, zum Regiment zurück. Alle übrigen, unter ihnen auch Cugny, waren niedergehauen worden. Man fand nachher seinen Leichnam unter einem Haufen erschlagener Janitscharen, ganz entstellt und zertreten. So hatte der wackere Cugny geendet.

Olivier, von unbeschreiblichem Schmerze zerrissen, verfiel in wahre Schwermut und wünschte und suchte von nun an den Tod. In allen nachfolgenden Gefechten stürzte er sich, nicht mehr mit unerschrockenem Mut, sondern mit verzweiflungsvoller Tollkühnheit, in die augenscheinlichste Gefahr. Er fand den Tod nicht.

Der Feldzug endete zu früh für ihn. Der kaiserliche Hof erneuerte ungeachtet des glänzenden Sieges bei St. Gotthard den Waffenstillstand mit der Pforte auf zwanzig Jahre. Die Regimenter rückten in ihre Garnisonen und Olivier kam nach Neuhäusel.

Sobald er Urlaub erhalten, begab sich Olivier nach Wien. Die schöne Witwe empfing den Freund ihres Mannes mit erneuter Heftigkeit des Schmerzes. Es wurde beschlossen, Frau von Cugny solle die Erbschaft ihres Mannes, sowie ihr eigenes Vermögen, zu Brüssel in Empfang nehmen und sich dann in die österreichischen Staaten zu ihrem und ihres Mannes treuem Freunde begeben.

Sie reiste ab. Die Zerstreuung war ihrem Gemüte wohlthätig, doch verstrich mehr als ein Jahr, ehe sie die Geschäfte in den Niederlanden abgethan hatte. Unterdessen war der Briefwechsel zwischen ihr und Olivier desto lebhafter. Olivier war noch immer der Alte; das heißt, er konnte sein Herz nicht verwandeln. Die ehemalige kleine Zeltkrämerin . . . die aufgeblühte Jungfrau, die ihn nur Freund nennen wollte . . . die reizende Frau von dreißig Jahren im Witwenschleier . . . waren eine so schön, so liebenswürdig für ihn als die andere. Er schwor zwar in seinen Briefen, er liebe sie nicht mehr, er sei über alle Leidenschaft und jugendliches Aufbrausen himmelhoch erhaben, aber seine Briefe waren Feuer und Flamme, die jeder andere für Liebesglut erklärt haben würde.

Frau von Cugny kam endlich aus den Niederlanden zurück. Sie hatte ihren Freund nicht mehr in Ungarn zu suchen; er war in Wien angestellt. Bis Linz eilte er der Kommenden entgegen.

Die ersten Begrüßungen und Umarmungen waren zärtlich und ungestümer, als sich beide vorgenommen hatten, daß sie es sein sollten. Helene zerfloß an seiner Brust in Thränen.

»Ich stehe so allein in Gottes weiter Welt« sagte sie, »so verwaist, ich habe niemanden mehr als Sie, lieber Major. So gehöre ich Ihnen ganz!«

»Und wem gehöre denn ich an?« erwiderte er. »Ich bin ohne Verwandte, ohne Freund. Es ist ja des Himmels freundlichste Gunst, daß er die Gespielin meiner Kindheit mir wieder zuführt.«

In Wien hatte Olivier schon für die schöne Witwe die bequemste und angenehmste Wohnung ausgewählt, ganz in seiner Nähe. Helene wußte ihm für seine Aufmerksamkeit nicht Dank genug. Beide wurden wieder glücklicher, als sie es lange gewesen, beide wurden sich zum Bedürfnis, aber beide blieben noch in dem unveränderten Verhältnisse, wie es zwischen ihren Herzen von jeher geherrscht hatte. Das war zuletzt nicht nach Oliviers Sinn.

»Gehört mir allein in der Welt Dein Herz, Helene,« sagte er – »und wem gehört es sonst? – so gieb mir auch Deine Hand! Wozu die Scheidewand für zwei Menschen, die sonst im Leben keinen Freund mehr haben als sich?«

»Ich wollte, Olivier,« sagte Helene, »Sie begehrten es nicht von mir, aber kann Sie das glücklicher machen, so bin ich schuldig, es nicht zu verweigern. Ich habe kein Recht, Ihnen irgend etwas abzuschlagen.«

Dies Jawort hätte freilich auf zärtlichere Weise gegeben werden können; aber Olivier versöhnte sich mit den herben Worten von so schönen Lippen.

So ward Helene Oliviers Gemahlin. Sie waren das liebenswürdigste, das stillglücklichste Paar. Im Umgang mit wenigen, aber edelsinnigen Freunden verfloß ihr Leben – in selten gestörter Heiterkeit.

Nachdem ihre Ehe neunzehn Jahre gedauert hatte, starb Helene. Schrecken und Not während der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683 trug viel zur Verschlimmerung ihrer begonnenen Krankheit bei.

Ihren Tod glaubte der treue Oliver nicht überleben zu können; er suchte mutwillig bei jedem Ausfall gegen die Türken auch den seinigen, ohne seinen Wunsch erfüllt zu sehen. Die kaiserlichen Soldaten glaubten zuletzt, er verstehe etwas von der schwarzen Kunst, er könne sich stich-, hieb- und kugelfest machen, denn wenn rings umher alles unter dem feindlichen Geschosse zusammenstürzte, blieb er unversehrt.

Wien wurde endlich durch den Heldengeist des Polenkönigs Johann Sobieski vor der Gewalt der Osmanli bewahrt. Die Türken flohen nach Ungarn und weiter zurück, aber die Festungen dieses Landes waren in ihrer Gewalt geblieben, selbst die alte Hauptstadt der Magyaren auf einer Höhe an der Donau, Ofen, oder wie es die Ungarn heißen, Buda. Diese Stadt betrachteten die Türken als ihre Vormauer gegen die Christenheit der Abendländer; deswegen hatten sie hierher den Kern ihrer Truppen gelegt und Apti Pascha, dem kühnsten, einsichtsvollsten und glücklichsten der ottomanischen Feldherren, den Oberbefehl über diese ungarische Veste übertragen.

9.

Man schlug sich im Ungarlande ein paar Jahre lang vergeblich herum. Buda schien durchaus uneinnehmbar. Im Sommer 1686 rückte der Herzog von Lothringen mit frischer Kraft vor den Platz; unter ihm dienten der Kurfürst Maximilian Emanuel von Bayern und Fürst Ludwig von Baden, also drei der damals namhaftesten Feldherrn vereinigten sich zum Untergange Budas. Die Belagerung wurde mit unsäglichem Eifer betrieben, aber durch Apti Paschas kluge und mutige Verteidigung in die Länge gezogen.

Inzwischen rückte man mit den Laufgräben und Schanzen der starken Festung doch immer näher und endlich schickte der Herzog von Lothringen den Grafen von Königsegg mit einem Briefe und der Aufforderung an den Pascha, sich zu ergeben. Der Pascha antwortete: »Leichnam und Schutt«, und sein Brief war in blutrote Seide gewickelt, um den Inhalt desselben ahnen zu lassen.

Diese lakonische Antwort erbitterte die Belagerer; sie verdoppelten ihre Arbeiten. Der Pascha mochte wahrscheinlich auf Hilfe vom Großvezier rechnen, der mit einem Beobachtungsheer in der Nähe stand; allein dieser wurde von dem Herzoge von Lothringen geschlagen und unterdessen in die Mauern von Buda Bresche geschossen. Als die Bresche groß genug war, beschloß man einen Sturm zu wagen. Allein die verzweiflungsvolle Tapferkeit des Paschas erregte mancherlei Bedenken. Man hoffte, wenn man ihn nochmals aufforderte, ihm glänzende und ehrenvolle Anträge machte, würde er vielleicht jetzt geneigter sein, sich in Übergabeunterhandlungen einzulassen. Olivier empfing den Auftrag, sich nach Buda zu begehen und den Pascha zur Übergabe zu bewegen, weil derselbe doch keine Hoffnung mehr auf Entsatz habe: widrigenfalls jedoch dem Pascha zu erklären, daß man beim nächsten glücklichen Sturm ihn und die ganze Besatzung über die Klinge springen lassen würde. Major Olivier gehorchte, und begleitet von einem Offizier, einem Dolmetsch und Trompeter, ritt er vor die Festung. Er wurde eingelassen und sogleich in den Palast des Paschas geführt.

Apti Pascha, ein starker, kräftiger und man kann sagen schöner Mann von fünfzig bis sechzig Jahren, empfing den Abgeordneten des christlichen Heeres mit jenem angebornen ruhigen Stolz, der den Türken so wohl ansteht. Es war etwas gewaltiges, majestätisches in seinem Wesen, welches durch die weite und reiche Tracht der Morgenländer noch erhöht wurde. Er gab mit der Hand einen Wink, und Olivier machte seinen Antrag mit der Würde, Festigkeit und schonenden Höflichkeit, wie die Feldherren ihm befohlen hatten. Der Pascha stand mit der ganzen Ruhe des Siegers vor ihm und verwandte kein Auge von dem Redenden, bis der Dolmetsch den Vortrag Oliviers türkisch wiedergab. Da stieg in den Mienen des Paschas ein wunderbares Lächeln auf.

Olivier bemerkte es und erwartete die Erklärung des stolzen Muselmannes. Dieser aber schwieg lange und schien zweifelhaft, welchen Entschluß er fassen solle. Endlich fragte er durch den Dolmetsch den Major, wie er heiße, woher er sei, wie lange im Dienst, von welchem Regiment. Olivier beantwortete die Fragen kurz und bat den Pascha um gefällige Erklärung wegen der Übergabe von Buda. Der Pascha aber ging nachdenkend durch den prächtigen Saal, wandte sich dann im Hintergrunde desselben plötzlich seitwärts, ging in ein Nebenzimmer, kehrte nach einer Weile in den Saal zurück und trat dann vor den Major hin.

» Fa reteri té geins, y fari reteri lé min!« rief der Pascha ernst und hastig.

Olivier sah den Dolmetsch an; dieser, welcher den Pascha nicht verstand, bald den Major, bald den Pascha.

Der Türke, welcher vermutete, nicht verstanden worden zu sein, weil er zu geschwind gesprochen, wiederholte seine Worte zu Olivier sehr langsam und bestimmt:

» Te dio, fa reteri té geins, y fari reteri lé min!« (Ich sage Dir, laß Deine Leute sich zurückziehen, ich lasse die meinigen abtreten!)

Olivier war wie aus den Wolken gefallen, als er hier in Buda von den Lippen des Paschas die Sprache des Waadtlandes, das Plattfranzösische von La Sarraz vernahm; noch mehr, als Apti Pascha zwischen den Fingern das bekannte Messer mit dem Perlmutterhefte in die Höhe hielt.

Olivier beobachtete bestürzt des Paschas Gestalt und Antlitz . . . wahrlich, es war Cugny und kein anderer!

Olivier hieß den Dolmetsch und den Trompeter abtreten, gleichwie Apti Pascha den türkischen Offizieren seines Gefolges befahl, ihn allein zu lassen und jenen Christen Erfrischungen zu geben.

Kaum schloß sich hinter denselben die Thür des Saales, so lagen Olivier und Cugny einander mit Freudenthränen in langer, wehmütiger Umarmung an der Brust.

»Müssen wir denn noch als Grauköpfe einander feindlich gegenüber stehen, wie einst in den Kindertagen mit den Ziegenherden?« rief Cugny. »Sage mir, wo ist unsere Zeltkrämerin, meine Helene?«

Olivier war aufs tiefste erschüttert und schluchzte laut. Dann, wie er sich gefaßt hatte, erzählte er seinem Freunde alles, was seit der Schlacht bei St. Gotthard vor ungefähr zwanzig Jahren, da man Cugnys Tod beklagte, geschehen sei, seine endliche Vermählung mit Helene, und wie sie vor etlichen Jahren gestorben sei.

»Ihre Asche ruhe sanft!« sprach der Pascha mit gebrochener Stimme, indem er seine Augen trocknete. »Ihr unsterblicher, herrlicher Geist erwartet uns drüben beide. Wir wollen nicht klagen, denn sie gehört uns ewig an. Im Palaste unseres Vaters, im Universum, ändern wir nur die Zimmer.«

»Aber Du lebst noch auf Erden?« rief der Major und betrachtete seinen Cugny, indem er einen Schritt zurücktrat. »Du ein Muselmann? Du der furchtbare Apti Pascha? Wie ist das? Ich möchte glauben, meine Augen und Ohren wären Lügner.«

»Frühstücken wir miteinander, Olivier!« sagte Cugny und führte den Major in ein prachtvolles Nebenzimmer.

Auf seinen Wink wurde ein auserlesenes Mahl aufgetragen.

10.

Sobald die Diener verschwunden und die Freunde allein waren, löste Cugny dem Major das Rätsel.

»Ich konnte mir's wohl denken,« sagte Cugny, »daß man mich zu den Toten rechnen würde, weil bei St. Gotthardt keiner, glaub' ich, von meinen Leuten am Leben geblieben ist. Ich stürzte, einer der Letzten, mit einem erschossenen Pferde, geriet unter dasselbe, wurde von den Janitscharen hervorgezogen, entwaffnet und fortgeschleppt. Ich wurde nach Konstantinopel geführt und unter Aufsicht eines provençalischen Renegaten, namens Ali Muhamed, gestellt. Mit diesem Manne wurde ich bald vertraut, denn er war ein rechtschaffener Mann, der mich besonders lieb gewann, und er war es auch, der den Großvezier, als er nach Konstantinopel zurückkam, auf meine Kenntnisse im Artillerie und Kriegsbauwesen aufmerksam machte. Ich mußte mehrere Pläne aufnehmen und der Großvezier ließ mich später selbst zu sich kommen und unterhielt sich mehrere male mit mir über die Kriegs- und Befestigungskunst. Ich hoffte, man werde mich nach dem Kriege auswechseln und freilassen. »Daran denke nicht,« sagte der Vezier, »Du bist zu den Toten gezählt und ich behalte Dich! Es steht bei Dir, in den Dienst der Pforte zu treten und frei zu werden. Nimm den Turban an; dann mache ich Dich auf der Stelle zum Aga!« Ich fand den Antrag anfangs widerlich, obgleich ich dem Minister nicht in allem Unrecht geben konnte. Ali Muhamed wendete jede Kunst der Überredung auf, mich nach dem Sinn des Veziers zu stimmen, der damals das große Reich der Osmanen in allen drei Weltteilen beherrschte. Du glaubst nicht, welche Mittel angewandt wurden, mich zu bewegen. Der Großvezier ließ mich mehrmals rufen, aber immer entließ er mich wieder im Zorn. »Du Thor!« rief er einst, »wenn uns der französische König in einem Kriege Hülfstruppen gäbe, würdest Du Bedenken tragen, mit denselben an der Seite meiner Tapfern und unter meiner Leitung zu fechten?« Als ich es verneinte, sagte er: »Du bist mein Sklave und nicht mehr Eigentum und Unterthan Deines Königs. Nun fordere ich Dich auf, an der Seite meiner Tapfern zu streiten . . . ist dies entehrend? Ich belohne Dich herrlicher, als Dich die Franken belohnen können. Wer hält Dich? Du bist durch keinen Eid mehr an die Franken gebunden, ihn brach die Gefangenschaft, und durch das Kriegsrecht gehörst Du mir. Was hält Dich ab, wenn es nicht Dein unverständiges Vorurteil ist, einer der obersten Offiziere im Dienste der hohen Pforte zu werden?« Ich entgegnete: »Herr, wenn ich meine Religion und meinen Gott verließe, wer könnte mir Glauben und Vertrauen schenken?« Der Großvezier zuckte mitleidig die Achsel und sagte: »Thor, hast Du denn einen andern Gott als wir? Oder giebt es einen eigenen Türkengott und einen besonderen Christengott? Dein Gott ist auch der meinige und es giebt keinen anderen außer ihm. Wer verlangt, daß Du Deinen und meinen Gott verlassen sollest? Aber Deinen Glauben! Wenn Du einen bessern findest, wirst Du nicht den schlechten ohne Aufforderung verlassen? Und kennst Du schon den Glauben Muhameds, des großen Propheten?« Als ich es verneinte, sagte er: »Gehe und lerne ihn erst kennen!« Von dem Tage an empfing ich Besuche von mehreren muhamedanischen Gelehrten. Ich hatte mich während meines ersten Jahres der Gefangenschaft mit der türkischen Sprache ziemlich vertraut gemacht. Wir stritten viel über Religionssachen, wiewohl ich von Kindesbeinen an mich um Theologie nicht viel bekümmert hatte. Einer meiner Bekehrer war ein feiner Kopf; ich unterhielt mich mit ihm am liebsten. Da aber alle Mühe vergebens war, mir Geschmack an Beschneidung und Waschungen beizubringen, verließ auch er mich, wie schon die andern früher gethan hatten. Ali Muhamed kündigte mir eines Tages mit nassen Augen an, daß ich bestimmt sei, mit einem Troß Sklaven des Großveziers auf eine seiner Ländereien in's Innere Asiens geführt zu werden. Der Großvezier ließ mich an demselben Tage vor sich rufen. »Es ist das letzte Mal,« sprach er, »daß ich mit Dir rede, und das letzte Mal, daß ich Dir die Wahl biete zwischen Freiheit und Knechtschaft. Hast Du Dich eines Bessern besonnen? Hat Dein gesunder Menschenverstand obgesiegt? Wisse, noch steht es bei Dir, entweder als freier Mann im rühmlichen Kriegsdienste des Großherrn eine Deiner Gaben würdige Bahn zu betreten, oder zeitlebens in Asien als gemeiner Sklave gemeine Arbeit unter dem Stocke meiner Sklavenwächter zu verrichten, bis Du dort in schimpflicher Dunkelheit endest.« Als er so sprach und ich meine Zukunft in Asien bedachte und mich auf immer für Europa, für Dich, für Helene, für Bellefonds verloren sah, kam ich mir wie ein für das bisherige Leben Abgestorbener vor. Ich war Bürger einer zweiten Welt, ich mußte eine neue Laufbahn betreten, die mit der ersten nichts gemein hatte, und ich nahm den Turban. Ich hätte ihn früher genommen, wenn ich hätte wissen können, daß mein Weib das Deinige sei. Ich empfing den Namen Apti. Es wurde mir sogleich eine schöne Wohnung auf dem Landgute des Großveziers eingeräumt. Achmet Kiuperli sandte mir einen kostbaren Turban, ein reiches Gewand, einen von Edelsteinen blitzenden Säbel und zwei reich gearbeitete Beutel; der eine derselben war mit Goldstücken gefüllt, der andere enthielt meine Bestallung als Aga oder Oberst.«

11.

»Von nun an wurde mein Leben thatenreich!« fuhr Cugny fort. »Seit mehr denn zwanzig Jahren belagerten die Türken die starke Stadt Kandia, die Hauptstadt der großen Insel dieses Namens. Die Venetianer fochten hinter den Wällen und Mauern der Festung gleich Verzweifelten. Achmet Kiuperli setzte seinen Stolz darein, die unbezwingbar scheinende Stadt zu nehmen. Er ging im Jahre 1666 mit einer furchtbaren Macht dahin. Auf meinen Rat und unter meiner Leitung wurde eine Menge Belagerungsgeschütz gegossen und ich leitete die verschiedenen Arbeiten und Angriffe. Es gelang. Kandia fiel nach drei Jahren in unsere Gewalt. Schon während der Belagerung empfing ich die Serastierwürde, die der eines Generals bei den Europäern gleich steht. Der Großvezier stellte mich sogar dem Sultan Muhamed IV. vor. Zwei Jahre später rückten unsere Truppen in Polen ein. Mir wurde die Belagerung von Kameniec übertragen. Ich eroberte die Festung im Jahre 1672. Zur Belohnung ernannte mich der Großherr zum Pascha von Bender; doch erst nach dem Frieden begab ich mich in mein Gouvernement. Hier eröffnete sich mir, neben dem Genusse alles orientalischen Luxus im Innern meines Palastes, ein großer Kreis wohltätiger Wirksamkeit. Ich versuchte es, Gerechtigkeit statt roher Willkür geltend zu machen, den Barbaren edlere Gesittung und tatarischen Halbwilden Menschlichkeit einzuflößen. So lebte ich in Bender, geehrt, geliebt, wohlthätig, und war mit meinem Loose zufrieden. Der ungarische Krieg riß mich endlich wieder aus meiner langen Ruhe Ich erhielt den Oberbefehl unter dem Großvezier Kara Mustapha, und nach dem Unglück vor Wien wurde mir die Verteidigung von Buda übertragen. Ich habe sowohl vor Wien, als hier, manchen Kriegsgefangenen um Dich befragen lassen. Seltsam, daß es immer Leute traf, die nichts von Dir wußten. Ich hielt Dich schon für tot. Wie danke ich dem Schicksal, das Dich, mein Olivier, nun so unverhofft und so sonderbarer Weise zu mir führt!«

Beide sanken einander wieder in die Arme und vergaßen für den Augenblick, welche widerwärtigen Verhältnisse sie zusammengeführt hatten. Die Morgenstunden verflossen unter tausend Erinnerungen und Erzählungen aus der Vergangenheit oder in Unterhaltungen über den letzten Krieg, über die Feldherren, über die von denselben begangenen Fehler, über die Ursachen der neueren Siege und Niederlagen. Olivier gab seinem Freunde besondere, diesem bisher unbekannt gewesene Aufschlüsse über das letzte Treffen vom 14. August, in welchem der Großvezier, der nur dreißigtausend Mann bei sich hatte, dennoch aus den Verschanzungen hervorrückte und durch die Übermacht der Kaiserlichen gänzlich geschlagen worden war. Der Pascha von Buda fluchte wild und sagte: »Ich habe ihn vorher warnen lassen, der rechte Augenblick war noch nicht gekommen!«

»Auf Entsatz hast Du also nicht mehr zu hoffen!« schloß Olivier. »Du hast für Deinen und den Ruhm der Pforte genug gethan. Was Du mehr thun willst, kann nur Dein und der Pforte Verderben werden. Buda kannst Du unmöglich, aber Du kannst eine tapfere Besatzung durch ehrenvollen Abzug retten und sie dem ohnehin geschwächten Heere des Großveziers zuführen. Bresche ist bereits geschossen. Wir stehen draußen vor den letzten Mauern, und alles ist auf morgen zum allgemeinen Sturme vorbereitet. Der Platz, sag' ich Dir, wird genommen und dann dem schauerlichsten Schicksal preisgegeben werden. Wozu dieser unzeitige und fruchtlose Stolz, der einer volkreichen Stadt und einer braven Besatzung den Untergang bringt und dem Vorteil des Sultans so offenbar widerstreitet? Biete mir die Hand! Sparen wir Menschenblut! Der Herzog von Lothringen ehrt Dich, und er erklärte und befahl mir ausdrücklich, Dir zu sagen: würdest Du der Menschlichkeit Gehör geben, so werde seine Dankbarkeit gegen Dich keine andere Grenze kennen, als die Du ihr selbst setzen würdest. Biete mir die Hand! Schließen wir, um das Leben von Tausenden zu erhalten, die Bedingungen der ehrenvollsten Übergabe ab!«

Der Pascha von Buda beobachtete während dieser Rede des Majors ein düsteres Schweigen. Als Olivier aber geendet hatte und Antwort erwartete, warf der Pascha einen ernsten Blick auf den Major und erwiderte:

»Major, Du ließest da Worte von Erkenntlichkeit und Belohnung fallen, wenn ich die Festung übergeben würde. Ich hoffe, Du hältst mich solcher Niederträchtigkeit nicht fähig. Wäre das der Fall, wahrlich, Olivier, unsere Freundschaft wäre gebrochen! Ich würde Dir den Rücken zuwenden und Deine Entartung beklagen. Aber nein, ich kenne Dich! Du hattest die Aufträge für den Pascha von Buda. Du thust Deine Pflicht; ich werde die meinige thun. Dein Beispiel ist ein Beweggrund mehr für mich, zu leben und zu sterben als ein Ehrenmann. So höre denn, und sag' es Deinen Generalen wieder: In diesem Augenblicke kenne ich kein anderes Interesse als das, was Pflicht und Ehre mir auferlegen. Buda ist nicht mein, sondern des Großherrn Eigentum, es steht nicht bei mir, es seinen Feinden auszuliefern, man bringe mir denn einen Befehl dazu vom Großherrn. Aber daran ist nicht zu denken. So werde ich denn die Festung für ihn behaupten oder unter ihrem Schutt umkommen. Das ist mein unwiderruflicher Entschluß.«

Dies ungefähr war der Hauptinhalt der Antwort, welche redliche Treue und Ehrgefühl dem Pascha vorschrieben; darauf hatte die Freundschaft wieder ihre Rechte. Cugny umarmte Olivier mit Innigkeit und sagte:

»Freund, nun will ich auch meinerseits Dir einen Vorschlag thun. Eile mit meiner Antwort ins Lager zurück, erfülle morgen Deine Pflichten, aber schone Deines Lebens! Dein Leben ist mir köstlicher als mein eigenes. Und wenn, wie ich hoffe, ich mein Leben und die Festung glücklich davon bringe, Freund, dann komm und verlebe Deine alten Tage bei mir! Du sollst Ruhe, Du sollst Überfluß haben, und wegen der Religion mache Dir keinen Kummer. Wir haben beide einen Gott und einen Glauben. Was geht uns das Geschwätz der Derwische, Mönche und Priester an?«

Olivier stand eine Weile sinnend; dann sprach er:

»Der Himmel entscheidet morgen über uns. Wie aber auch das Los falle, Cugny, ich danke Dir und nehme Deinen Vorschlag an. Ich möchte noch einmal glücklich werden in dieser Welt. Ich kann es nur bei Dir sein.«

Cugny nötigte seinen Freund, eine mit Goldstücken gefüllte Börse von ihm anzunehmen. Dann schieden sie.

12.

Olivier war von dieser unerwarteten Begebenheit, der außerordentlichsten seines Lebens, durch die Menge der lebhaftesten und einander so sehr widerstreitenden Empfindungen in solcher Weise aufgeregt, daß er, als er außerhalb der Festung war, fast alle Haltung und Besonnenheit verlor. Er hörte den ihn begleitenden Offizier, der ihn um den Ausgang der Unterhandlungen befragte, gar nicht sprechen; er lachte zuweilen laut über die Unglaublichkeit und doch vollständige Wahrheit des Abenteuers und konnte sich dann wieder der Thränen nicht erwehren. Seine Begleiter sprachen geraume Zeit vergebens zu ihm. Sie fürchteten am Ende, der brave Major habe den Verstand verloren oder Apti Pascha habe ihm ein Pulver eingegeben, wovon er verrückt geworden sei.

Der Major begab sich, sobald er im Lager angekommen war, ins große Hauptquartier und stattete dort den versammelten Fürsten und ihren Generalen den Bericht über den Erfolg seiner Sendung ab. Er verschwieg ihnen auch nicht, daß eben der Pascha, von welchem er eine so entschieden verwerfende Antwort brachte, sein Landsmann, sein Jugendfreund wäre, den man seit der Schlacht bei St. Gotthard für tot gehalten habe. Er sprach mit großer Bewegung, Rührung und Bewunderung von ihm.

Die Fürsten vernahmen die Erzählung des Majors mit Erstaunen, fanden die Geschichte sehr romanhaft, machten einige witzige Bemerkungen dazu, dachten aber am meisten an das, was ihnen selbst durch den Entschluß des unerschrockenen Paschas von Buda bevorstehen möchte. Einige anwesende Offiziere, die dem Major Olivier ohnehin nicht wohlwollten, gaben den Lobreden, die er dem Pascha gehalten, nachher nicht die freundlichste Auslegung; sie ließen sogar durchblicken, Olivier möge bei seiner Sendung dem kaiserlichen Heere wohl üble Dienste geleistet haben. Olivier erfuhr dieses von demselben Hauptmann, der ihn nach Buda begleitet und welchen er zum Abendbrot eingeladen hatte. Er begab sich auf der Stelle zum Prinzen von Baden und verlangte zu seiner Rechtfertigung, man solle ihn beim Sturm des folgenden Tages auf den gefahrvollsten Posten stellen.

Die Festung wurde am andern Tage von allen Seiten bestürmt; es war der zweite September des Jahres 1686. Selten wurde in diesem Kriege mit so großer Ordnung, nach so wohlberechneten Entwürfen und mit so gewaltigem Ungestüm angegriffen; selten mit so unbeschreiblicher Todesverachtung und Wut ein Angriff nach dem andern von den tapfern Verteidigern Budas zurückgewiesen. Was Kriegskunst und große Talente leisten konnten, das wurde an diesem denkwürdigen Tage von beiden Teilen geleistet. Apti Pascha selbst befehligte da, wo der Kampf am wütendsten war – auf der Bresche. Durch seine Dispositionen, durch seine eigene und seiner von ihm selbst disziplinierten Soldaten Tapferkeit wurden die Angriffe der Belagerer jedesmal standhaft und mit ungeheurem Verluste derselben zurückgeschlagen.

Darauf ließ man, kaiserlicherseits, ein frisches Truppenkorps gegen die Bresche vorrücken. Dabei befand sich auch das Regiment Prinz Ludwig von Baden, bei welchem der Major Olivier stand. Dieser wackere Offizier näherte sich, an der Spitze seiner Leute, mitten durch das fürchterlichste Feuer des Planes, dem Hauptpunkte, wo das mörderische Gefecht stattfand. Jedermann erkannte im Hintergrunde der türkischen Besatzung den kommandierenden Pascha. Das Regiment Ludwig von Baden gab Feuer und ging im Sturmschritt mit dem Bajonett gegen die Türken vor. Man sah den kommandierenden Pascha durch einen Schuß fallen und den Major Olivier mit dem Degen in der Faust nach der Gegend dringen, wo sein Freund geblieben war. Bald aber sahen ihn die Seinigen, von mehreren Schüssen getroffen, nicht weit vom Pascha zu Boden stürzen. Die Türken, rasend über den Tod ihres geliebten Anführers, verzehnfachten ihre mörderische Tätigkeit, aber alle ihre Anstrengungen zur Verteidigung der Bresche waren vergeblich. Die Christen drangen ein und die Stadt Buda wurde mit Sturm erobert, nachdem sie dritthalb Monate lang alle Schrecken und Leiden der heftigsten Belagerung ausgestanden hatte.

So fielen diese tapfern und hochherzigen, durch das Schicksal im Kampfe sich gegenübergestellten Freunde, nachdem sie, nicht durch ihre Geburt, sondern durch eigene Verdienste zu Ruhm und Ehre gelangt waren.


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