Walther von der Vogelweide
Fünf Gedichte in Mittelhochdeutsch
Walther von der Vogelweide

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Saget mir ieman, waz ist minne

              Saget mir ieman, waz ist minne?
weiz ich des ein teil, sô west ich es gerne mê.
der sich baz denne ich versinne,
der berihte mich, durch waz sie tuot sô wê.
Minne ist minne, tuot sie wol;
tuot sie wê, sô heizet sie niht rehte minne.
sus enweiz ich, wie sie denne heizen sol.

Ob ich rehte râten kunne,
waz die minne sî, sô sprechet denne jâ.
minne ist zweier herzen wunne:
teilent sie geliche, sô ist die minne dâ.
Sol sie aber ungeteilet sîn,
sône kann sie ein herze aleine niht enthalden.
owê, woltestû mir helfen, vrouwe mîn!

Vrouwe, ich trage ein teil zuo swære,
wellest dû mir helfen, sô hilf an der zît.
sî aber ich dir gar unmære,
daz sprich endeclîche, sô laz ich den strît
Und bin von dir ein ledic man.
dû solt aber einez rehte wizzen, [frouwe]
daz dich lützel ieman baz geloben kann.

Ich will alsô singen immer,
daz sie danne sprechen: „erne sanc nie baz.“
desne gedankestû mir nimmer!
daz verwîz ich dir alrêst, sô denne daz.
weistû, wie sie wünschen dir?
“daz sie sælic sî, durch die man uns sus singetf!“
sich, frouwe, den gemeinen wunsch hâstû ouch von mir!

Kann mir vrouwe süeze siuren?
wænet sie, daz ich ir liep gebe umbe leit?
solt ich sie dar umbe tiuren,
daz sî sich kêre an mîn unwerdekeit?
`Sô kunde ich unrehte spehen.
wê, waz rede ich ôrlôser und ougen âne?
swen die minne blendet, wie mac der gesehen?

 


 


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