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Achtes Capitel. Die Flucht

Miß Jenny saß auf dem Deckzimmer des Delphin und erwartete ungeduldig die Rückkehr von James Playfair, und doch konnte sie, als er ihr endlich gegenüberstand, kein Wort hervorbringen, und nur ihre Blicke sprachen die Frage aus, die ihr Mund verschwieg.

James Playfair theilte nun, von Crockston unterstützt, dem jungen Mädchen mit, was er über die Einkerkerung ihres Vaters erfahren hatte. Er sagte ihr, daß er Beauregard vorsichtig über die Kriegsgefangenen ausgeforscht, aber bald gemerkt habe, daß der General ihnen nicht günstig gestimmt sei.

»So hielt ich es für angemessen, fuhr er fort, mit meinen Wünschen zurückzuhalten und mich von den Umständen leiten zu lassen. Da Mr. Halliburtt nicht frei in der Stadt umhergehen darf, wird seine Flucht allerdings größere Schwierigkeiten bieten, aber ich hoffe doch mit Bestimmtheit, mein Ziel zu erreichen. Ja, ich schwöre Ihnen, Miß Jenny, daß der Delphin die Rhede von Charleston nicht verlassen soll, ohne daß Ihr Vater mit an Bord ist.

– Danke, Herr James, sagte Jenny, meinen wärmsten, innigsten Dank!«

James Playfair fühlte, wie ihm das Herz bei diesen Worten stürmisch klopfte. Er näherte sich feuchten Blickes dem jungen Mädchen und hätte vielleicht, von der Macht des Augenblicks überwältigt, seine Gefühle für Jenny verrathen; aber Crockston sprang gleichsam dazwischen und rief:

»Nichts für ungut, Herr Kapitän, aber für Rührung haben wir jetzt keine Zeit; es ist noch Viel zu verabreden und zu beschließen.

– Hast Du einen Plan gefaßt, Crockston? fragte die junge Dame.

– Natürlich! ich habe immer Pläne, das ist meine Specialität, antwortete der Amerikaner.

– Aber ob auch immer gute, das bleibt noch dahingestellt, bemerkte der Kapitän.

– Diesmal ist mein Plan ausgezeichnet, versicherte Crockston, so ausgezeichnet, daß alle Minister in Washington keinen besseren ersinnen könnten. Es ist eigentlich so gut, als wenn Mr. Halliburtt schon hier an Bord wäre.«

Crockston sprach mit solcher Zuversicht und Treuherzigkeit, daß nur ein ungläubiger Thomas noch Mißtrauen in seine Worte hätte setzen können.

»Wir sind bereit zu hören, sagte James Playfair.

– Gut. Sie, Herr Kapitän, verfügen sich zum General Beauregard und bitten ihn um eine Gefälligkeit, die er Ihnen gewiß nicht verweigern wird; Sie bitten ihn nämlich um Erlaubniß, einen liederlichen Kerl, den Sie an Bord haben, einen Strolch, der während der Ueberfahrt Ihre Leute zur Empörung aufgehetzt hat, während Ihres hiesigen Aufenthaltes in der Citadelle einschließen zu dürfen. Bei Ihrer Abreise gedächten Sie ihn wieder an Bord zu nehmen und nach England zurückzuführen, um ihn dort dem Landesgericht zu überliefern.

– Gut, das läßt sich wohl machen, sagte lächelnd James Playfair, Beauregard wird mir solche Bitte gewiß nicht abschlagen.

– Davon bin ich überzeugt, Herr Kapitän.

– Mir fehlt dazu nur eins, meinte James Playfair.

– Und das wäre?

– Nun, der Strolch.

– Der Strolch steht vor Ihnen, Herr Kapitän.

– Wie? der abscheuliche Kerl ...?

– Bin ich, Herr Kapitän, es darf Ihnen aber nicht unangenehm sein.

– O, Du muthiges, treues Herz! rief Jenny und drückte mit ihren kleinen Händchen die großen harten Hände des Amerikaners.

– Jetzt verstehe ich Deinen Plan, rief Playfair, und bedaure nur, daß ich nicht Deine Stelle einnehmen kann.

– Jeder nach seiner Kunst und seinen Gaben, Herr Kapitän, erwiderte Crockston; wenn Sie meine Rolle als Strolch spielen sollten, würden Sie sehr in Verlegenheit gerathen, während das bei mir nicht der Fall sein wird. Sie werden später genug zu thun haben, um uns unter den Kanonenschüssen der Conföderirten aus der Rhede zu steuern; dergleichen Aufgaben würden mir wohl schwerlich gelingen.

– Gut, Crockston, nur weiter!

– Also ich bin in der Citadelle und sehe mich genau um. Das Weitere muß dann vom Zufall abhängen; davon aber seien Sie überzeugt: ich werde meine Sache nicht schlecht machen. Sorgen Sie unterdessen nur dafür, daß die Geschäfte in Ordnung kommen und die Ladung des Delphin beendigt wird.

– Was frage ich jetzt nach Geschäften? rief James Playfair, dergleichen ist gegenwärtig Nebensache!

– Wie so? durchaus nicht! was würde dazu Onkel Vincent sagen? Unsere Gefühle und Handelsoperationen können ja Hand in Hand gehen; auch müssen Sie die Geschäfte gehörig wahrnehmen, damit kein Argwohn auskommt. Wie ist's? können Sie in Zeit von sechs Tagen fertig sein?

– Ich will es so einrichten.

– Halten Sie den Delphin zum 22. Januar beladen und zur Abfahrt bereit. Sodann schicken Sie am Abend desselben Tages ein Boot mit Ihren besten Leuten nach White-Point, an das Ende der Stadt, mit der Weisung, dort bis neun Uhr zu warten, und Sie werden Mr. Halliburtt und seinen Diener daselbst erscheinen sehen.

– Aber wie wird es Dir möglich sein, Mr. Halliburtt zu befreien und dabei auch selbst zu entkommen?

– Das überlassen Sie mir, Herr Kapitän.

– Du willst Dein Leben auf's Spiel setzen, um meinen Vater zu retten, lieber Crockston! rief Jenny.

– Beunruhigen Sie sich nicht um mich, Miß Jenny, wenn ich bitten darf; ich setze durchaus gar Nichts auf's Spiel.

– Wann soll ich Dich einschließen lassen? fragte James Playfair.

– Wenn irgend möglich, noch heute; Sie verstehen, Herr Kapitän, ich demoralisire Ihre Leute; es ist keine Zeit zu verlieren.

– Soll ich Dich mit Geld versorgen? es könnte Dir in der Citadelle vielleicht nützen.

– Geld, um den Kerkermeister zu bestechen. meinen Sie? Nein, das ist zu theuer und, nehmen Sie's nicht übel, Herr Kapitän, auch zu einfältig. Wenn man dergleichen anfängt, behält der Kerkermeister das Geld und den Gefangenen obendrein; und der Mann hat Recht! Nein, mein Mittel ist sicherer. Aber ein paar Dollars nehme ich an; man muß zu Zeiten auch ein Gläschen trinken können.

– Respective den Kerkermeister berauscht machen.

– Nein, Herr Kapitän, auch das nicht. Ein berauschter Kerkermeister würde mir Alles verderben. Lassen Sie mich nur machen, ich habe schon meine Idee.

– Hier, mein lieber Crockston, nimm diese zehn Dollars.

– Zehn Dollars sind zu viel, Herr Kapitän, ich werde Ihnen das Uebrige seiner Zeit wieder herausgeben.

– Bist Du nun bereit?

– Ja, Herr Kapitän, bereit, um ein Erzstrolch zu werden.

– Dann vorwärts!

– Crockston, sagte das junge Mädchen mit bewegter Stimme, Crockston, Du bist doch der beste Mensch auf der ganzen Welt.

– Das glaube ich schon, antwortete der Amerikaner, indem er hell auflachte; aber Ihnen, Herr Kapitän, möchte ich noch etwas Wichtiges anempfehlen.

– Nun?

– Im Fall der General Ihnen vorschlagen sollte, Ihren Strolch hier in Charleston hängen zu lassen – Sie wissen, alte Soldaten pflegen in solchen Dingen nicht viel Federlesens zu machen – so antworten Sie ihm, daß Sie sich's noch überlegen wollten.

– Das verspreche ich Dir.«

Noch am nämlichen Tage wurde Crockston zum großen Erstaunen der Mannschaft, die nicht mit in's Geheimniß gezogen war, an Händen und Füßen gebunden und von etwa zehn Seeleuten an's Land gebracht. Eine halbe Stunde später kam er in der Citadelle von Charleston an und wurde, trotz heftigen Widerstandes von seiner Seite, in die Gefangenen-Liste eingetragen.

Während dieses und der darauffolgenden Tage betrieb Kapitän Playfair mit großer Eile die Ausladung des Delphin, und die Bevölkerung der Stadt wohnte der interessanten Operation in großen Mengen bei und legte hier und da mit Hand an, indem sie den Matrosen half und ihnen Artigkeiten erwies. James Playfair ließ jedoch seinen Leuten nicht viel Zeit, das freundliche Entgegenkommen der Amerikaner zu erwidern; er trieb sie mit förmlich fieberhafter Hast an, die Arbeit zu beschleunigen, wozu die Seeleute allerdings den Grund nicht ahnten.

Drei Tage später, am 18. Januar, wurden die ersten Baumwollenballen im Schiffsrumpfe aufgestapelt. Obgleich dies für James Playfair gegenwärtig keine Frage von großer Wichtigkeit war, muß hier doch erwähnt werden, daß das Haus Playfair u. Co. ganz vorzügliche Geschäfte machte, da es die ganze Masse von Baumwolle, welche in den Wharfs von Charleston lagerte, zu sehr geringem Preise erstanden hatte.

Von Crockston hatte man keine Nachricht mehr erhalten, und Jenny befand sich in größter Sorge und Aufregung. Wenn das arme Mädchen auch keine Klage laut werden ließ, so sprach doch ihr Blick und der niedergeschlagene Ausdruck ihres lieblichen Gesichts deutlicher als viele Worte. James Playsair suchte sie, so gut er vermochte, zu trösten und zu beruhigen.

»Ich habe das beste Vertrauen auf Crockston, er ist Ihnen mit unerschütterlicher Treue ergeben, sagte er; und Sie, Miß Jenny, die Sie ihn so viel länger kennen als ich, müßten sich doch jetzt beruhigen können. Ehe noch drei Tage vergehen, werden Sie Ihren Vater umarmen, glauben Sie es mir ans mein Wort.

– Ach, Herr James, wie werde ich Ihnen je so viel Aufopferung danken können? wie wird es meinem Vater und mir möglich sein, Ihnen Ihre Güte zu lohnen?

– Das werde ich Ihnen sagen, Miß Jenny, wenn wir uns in englischen Gewässern befinden«, antwortete der junge Kapitän.

Jenny sah ihn einen Augenblick fragend an und schlug die Augen nieder; dann zog sie sich in ihre Cajüte zurück.

James Playfair hatte gehofft, daß das junge Mädchen, bis ihr Vater in Sicherheit sei, Nichts von der furchtbaren Gefahr seiner Lage erfahren würde, aber während des letzten Tages erlangte sie durch die unwillkürliche Indiscretion eines Matrosen Kunde von dem wahren Sachverhalt. Die Antwort aus dem Cabinet zu Richmond war mit einer Estafette, welche die Vorpostenlinie durchdrungen hatte, am Abend angekommen; sie enthielt das Todesurtheil des Bürgers Jonathan Halliburtt, und dieser sollte am andern Morgen in der Frühe erschossen werden. Die Kunde von der bevorstehenden Hinrichtung hatte sich schnell in der Stadt verbreitet und wurde von einem der Matrosen des Delphin an Bord gebracht. Der Mann theilte die vermeintliche Neuigkeit seinem Kapitän mit, ohne zu ahnen, daß Miß Halliburtt sich in Hörweite befand. Die junge Dame schrie herzzerreißend auf und stürzte bewußtlos auf dem Verdeck zusammen, worauf James Playfair sie in ihre Cajüte trug und es durch die angestrengtesten Bemühungen dahin brachte, daß sie wieder zum Leben zurückkehrte.

Als sie wieder die Augen aufschlug, schaute sie auf den jungen Kapitän, der ihr mit einem Finger auf den Lippen strenges Schweigen gebot. Sie gewann es über sich, ruhig zu bleiben und die Aufwallungen ihres heftigen Schmerzes zu bezwingen. Als James Playfair sah, daß sie sich ein wenig erholt hatte, neigte er sich herab und flüsterte ihr zu:

»Jenny, in zwei Stunden wird Ihr Vater in Sicherheit und hier bei Ihnen sein, und wenn ich meinen Tod bei seiner Rettung finden sollte.«

Dann verließ er die Cajüte und sprach vor sich hin:

»Jetzt muß er um jeden Preis entführt werden, und wenn seine Freiheit mit meinem Leben und mit meiner ganzen Mannschaft erkauft würde!«

Endlich war die entscheidende Stunde gekommen; der Delphin hatte am Morgen den letzten Theil seiner Baumwollenladung eingenommen, und alle Kohlenkammern waren mit Brennmaterial angefüllt. In zwei Stunden konnte das Schiff die Anker lichten; James Playfair hatte es bereits aus dem »North-Commercial-Wharf« herausgelootst und auf die Rhede gebracht, und so wie die Fluth, die um neun Uhr Abends voll sein mußte, eintrat, konnte die Reise vor sich gehen.

Als James Playfair Miß Halliburtt verließ, schlug es gerade sieben Uhr; die Vorbereitungen zur Abfahrt mußten in's Werk gesetzt werden. Bis jetzt war das Geheimniß zwischen ihm, Jenny und Crockston strenge gewahrt worden, aber nun hielt er es für geeignet, Mr. Mathew in die Situation einzuweihen, und er that dies sofort.

»Zu Befehl, antwortete Mr. Mathew, ohne die geringste weitere Bemerkung zu machen. Also um neun Uhr?

– Ja; lassen Sie die Feuer anzünden und kräftig in Brand setzen.

– Zu Befehl, Herr Kapitän.

– Der Delphin ruht auf einem Nothanker; wir werden unser Ankertau durchhauen und abdampfen, ohne nur eine Secunde Zeit zu verlieren.

– Ganz recht.

– Lassen Sie an der Spitze des großen Mastes eine Laterne befestigen; die Nacht ist dunkel, und es steigt Nebel auf. Wir dürfen nicht Gefahr laufen uns zu verirren, wenn wir an Bord zurückkommen. Lassen Sie Vorsicht halber von neun Uhr ab die Schiffsglocke läuten.

– Ihre Befehle werden pünktlich ausgeführt werden, Herr Kapitän.

– Und nun lassen Sie das Gig Leichtes Boot, dessen beide Enden in eine Spitze auslaufen. fertig machen, Herr Mathew, fügte James Playfair hinzu; bemannen Sie es mit unseren kräftigsten Männern, wir werden sogleich nach White-Point abfahren. Ich empfehle Ihnen noch Miß Jenny während meiner Abwesenheit; Gott behüte uns, Herr Mathew.

– Gott behüte Sie, Herr Kapitän«, sagte der Obersteuermann. Sodann gab er die nöthigen Befehle zur Bemannung des Boots und zur Heizung der Kessel. In wenigen Augenblicken bestieg James Playfair, nachdem er Jenny noch ein Mal Lebewohl gesagt hatte, sein Gig und konnte noch, als er abstieß, wahrnehmen, wie Ströme schwarzen Rauches sich in der dunkeln, nebligen Atmosphäre verloren.

Es war außerordentlich finster; der Wind hatte sich gelegt, und eine vollkommene Stille herrschte auf der weiten Rhede, die Fluth schien im Schlummer zu liegen. Einige kaum erkennbare Lichter zitterten hier und da durch den Nebel.

James Playsair stand am Steuer und lenkte sein Boot mit sicherer Hand nach White-Point zu; er hatte etwa zwei Meilen bis dorthin zu machen. Während des Tages hatte James seine Aufnahmen vollständig festgestellt, so daß er die Spitze von Charleston in gerader Linie erreichen konnte.

Als das Gig mit seinem Vordertheil White-Point berührte, schlug es an der St. Philippskirche acht Uhr.

James hatte jetzt noch eine Stunde vor dem von Crockston festgesetzten Moment zu warten; der Kai war vollständig verödet, nur der Posten der Süd- und Ost-Batterie ging in einer Entfernung von zwanzig Schritten auf und ab. James Playfair zählte ungeduldig die Minuten; wie langsam und schwerfällig schienen sie ihm hinzugehen!

Um halb nenn Uhr hörte Jaines endlich ein Geräusch von nahenden Schritten; er befahl seinen Leuten, mit eingelegten Rudern zu warten, und begab sich etwa zehn Schritte vorwärts. Aber hier traf er auf einen Posten Küstenwächter, etwa zwanzig Mann, die soeben die Runde machten. Der Kapitän zog einen Revolver aus dem Gürtel, er war fest entschlossen, sich im Nothfall mit der Schußwaffe zu vertheidigen. Was konnte er jedoch gegen diese Soldaten machen?

Nun kam der Anführer der Wache auf ihn zu; er hatte das Boot bemerkt und fragte:

»Was ist das für ein Boot?

– Das Gig des Delphin.

– Und Sie sind? ...

– Kapitän James Playfair.

– Ich glaubte, Sie seien schon abgereist und befänden sich bereits im Fahrwasser von Charleston.

– Ich bin zur Abreise fertig ... ich sollte sogar schon unterwegs sein... aber ...

– Aber?« fragte ungeduldig drängend der Anführer.

Ein plötzlicher Gedanke stieg in dem Kopf des Kapitäns auf, er erwiderte ruhig:

»Ich habe einen von meinen Matrosen in der Citadelle einsperren lassen und hätte ihn beinahe vergessen. Zum Glück dachte ich im letzten Augenblick noch daran und habe soeben Leute abgeschickt, um ihn zu holen.

– Aha, der liederliche Kerl, den Sie nach England zurücktransportiren wollen?

– Derselbe.

– Wir hätten ihn ebenso gut hier hängen können, sagte der Wachthabende und lachte über seine Bemerkung.

– Davon bin ich überzeugt, es ist aber doch besser, daß die Dinge ihren regelmäßigen Gang gehen.

– Nun, Glück auf, Herr Kapitän! und hüten Sie sich vor den Batterien auf der Insel Morris.

– Danke, ich bin unbesorgt. Da ich ein Mal durchgekommen bin, denke ich auch ohne Unfall wieder herauszukommen.

Glückliche Reise!

– Besten Dank.«

Die Truppe entfernte sich wieder, und der Strand hüllte sich abermals in tiefe Stille.

In diesem Augenblick schlug es neun Uhr; das war der verabredete Moment. James fühlte, wie sein Herz zum Zerspringen klopfte – ein Pfiff ließ sich hören – der Kapitän erwiderte sofort mit einem gleichen Zeichen. Dann wartete er, empfahl seinen Matrosen mit einem Zeichen der Hand Schweigen und horchte mit vorgebeugtem Haupt in die Dunkelheit hinaus. Plötzlich erschien eine Männergestalt, die in einen weiten Tartan gehüllt war und sich spähend nach allen Seiten umblickte. James eilte auf ihn zu:

»Mr. Halliburtt?

– Ich bin's, lautete die Antwort.

– Gott sei Dank! rief der Kapitän. Steigen Sie sofort ein, wir haben keinen Augenblick Zeit zu verlieren. Wo ist Crockston?

– Crockston? fragte Mr. Halliburtt im Tone höchsten Staunens. Wen meinen Sie damit?

– Nun, den Mann, der Sie befreit und hierher geführt hat.

– Mich hat nur der Kerkermeister der Citadelle hierher begleitet, antwortete Mr. Halliburtt.

– Der Kerkermeister?« James Playfair wußte nicht, was er nach diesen Aussagen denken sollte, und tausend Befürchtungen stürmten auf ihn ein.

»Der Kerkermeister! nun ja natürlich! das wäre mir der Rechte dazu gewesen, ließ sich plötzlich eine wohlbekannte Stimme vernehmen. Der Kerkermeister schläft wie ein Murmelthier in meiner Zelle!

– Crockston, Du! Du bist's! rief Mr. Halliburtt.

– Keine weitläufigen Aufklärungen jetzt, mein Herr; in wenigen Minuten werden Sie Alles erfahren. Es handelt sich um Ihr Leben, eilen Sie!«

Die drei Männer nahmen im Boote Platz.

»Vorwärts!« befahl der Kapitän.

Die sechs Ruder fielen zugleich in ihre Dollen.

»Holt an die Riemen!« gebot James Playfair; und das Gig glitt schnell und geräuschlos wie ein Fisch durch die dunkeln Wogen von Charleston-Harbour.


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