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[Mosellieder]


Das Mosellied

Im weiten deutschen Lande zieht mancher Strom dahin;
Von allen, die ich kannte, liegt einer mir im Sinn,
      O Moselstrand; o selig Land!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen viel tausendmal!

Und an des Stromes Bette, all überall im Tal,
Da stehen Dörfer, Städte, und Burgen ohne Zahl.
      O Stadt und Land! O Stromesrand!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen viel tausendmal!

Da blüh'n holdsel'ge Frauen und manches Mägdlein zart,
Und Männer magst du schauen. Und Knaben guter Art.
      O Männermut, o Liebesglut!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen viel tausendmal!

Auf sonn'ger Bergesseite, da steh'n die Reben schlank.
In tiefer Keller Weite, da liegt manch kühler Trank.
      O lichter Schein; o kühler Wein!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen viel tausendmal!

Wer fröhlich führt zum Munde das Glas mit kühlem Wein,
Dem duften auf dem Grunde viel tausend Blümelein.
      O Blümelein! O goldner Wein!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen viel tausendmal!

So seg'n euch Gott ihr Höhen, er segne Leut' und Land,
Die Reben, die da stehen, auf grüner Bergeswand.
      O Moselstrand! O selig Land!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen viel tausendmal!

Komponiert von Georg Schmitt, Theodor Reck
1846 zum Wettbewerb eingesandt

 

Des deutschen Rheines Braut

Wohl ist im deutschen Vaterland manch schöner Strom zu schaun,
Wohl zieht manch' blaues Wogenband durch Deutschlands freie Gaun,
Wohl blüht im lichten Sonnenstrahl manch edlen Weines Glut
Auf Bergeshöh'n, im tiefen Tal, an deutscher Ströme Flut.
Doch einem Strom soll jetzt allem erklingen unser Lied.
Doch preisen laßt uns einen Wein begeistert, heiß erglüht!
Kennt Ihr den Strom? Kennt Ihr den Wein? Gepriesen sei'n sie laut:
Die Mosel ist's, der deutsche Strom, des deutschen Rheines Braut.

Auf der Vogesen blauen Höh'n aus wilden Felsgestein
Entspringt kristallenklar und schön sein Quell jungfräulich rein.
Er fließt zu Tal in schnellem Lauf, strömt rasch durch Welschlands Au'n,
Kein Fels, kein Strudel hält ihn auf, sein Deutschland muß er schau'n.
Willkommen denn, du deutscher Fluß, du blaues Wogenband,
Sei mir gegrüßt mit deutschem Gruß im deutschen Vaterland.
Sei mir gegrüßt viel tausendmal gepriesen hell und laut.
Du schöner deutscher Moselstrom du deutschen Rheines Braut.

Wie fließest du so frisch und frei in vollem Wogendrang
An grünen Rebenhöh'n vorbei, das blühende Tal entlang.
Manch' alte Stadt, manch' hoher Dom in dir sich spiegeln hell,
Manch' stolzes Schiff auf deinem Strom dahin rauscht windesschnell.
So lenkst zum Rhein du deinen Lauf, erfüllst dein schönes Los,
Süßkosend nimmt die Braut er auf in seinen kühlen Schoß.
Beglückt strömst du mit ihm dahin, o sei gepriesen laut,
Du schöner deutscher Moselstrom du deutschen Rheines Braut.

Als Morgengabe süß und hold bringst deinem lieben Rhein
Du wohl das schönste, beste Gold, du bringst ihm deinen Wein.
Und wie des Bräut'gams trotz'ger Mut sich seine Reben schafft,
Voll heißer, wilder Feuersglut, voll kühner Manneskraft,
Du bringst ihm Trauben andrer Art, du bringst ihm würz'gen Wein,
Voll Feuer auch doch lieblich zart, jungfräulich mild und rein.
O süßer Wein, o edles Gold. Gepriesen seist du laut.
So lieblich bist du, weil dich pflegt, des deutschen Rheines Braut.

Und ob auch deine Wiege jetzt seufzt unter fremden Joch,
Ob welsche Gau'n dein Strom auch netzt, deutsch bleibst du, Mosel, doch.
Deutsch ist ja deines Namens Laut, deutsch ist dein goldner Wein,
Dem deutschen Rhein bist du getraut, deutsch wirst du ewig sein.
Und wenn erst unser Schlachtschwert klirrt im letzten heil'gen Streit,
Dann, deutsche Heldenjungfrau, wird auch deine Wieg' befreit.
Ein donnernd Hoch aus voller Brust erklingt zum Himmel laut
Dir, schönem deutschen Moselstrom, du deutschen Rheines Braut!

Komp, für Männerchor von Julius Otto sen.
Julius Otto jun.

Preisgekrönte Hymne des Mosellied-Wettbewerbes im Jahre 1846 zu Traben-Trabach

 

O Moselgau

Vom Rhein hinauf den Moselstrom, vom deutschen Eck zum Trierer Dom
      Soll uns das Schifflein führen.
Da wächst an beiden Ufern hin ein Wein, der jünget Herz und Sinn;
      Wir wollen ihn probieren.

Gegrüßt sei, du kleine Stadt, die schon im Namen Weinduft hat.
      Du Hort der Winzerfeste!
O Winningen, dein Rebenblut, ob heurig oder alt, ist gut,
      Doch Uhlenblut das Beste.

Zum Gau von Trarbach geht der Lauf, ein reicher Himmel tut sich auf,
      Wo Stern bei Stern uns grüßet.
Wem sind die Marken all' bekannt, die hoch auf steiler Schieferwand
      Die heiße Sonne süßet?

O Moselgau! Wie wunderhold ist doch in deiner Weine Gold
      Mit Milde Kraft verbündet!
Sie schaffen alle frohen Mut, doch Zeltlings Schloß hat Feuersglut
      In unsrer Brust entzündet.

Bernkastler Doktor winkt von fern; daß man dem guten alten Herrn
      Mit Freuden folgt, was Wunders?
Er heilte Kurfürst Bohemund, er macht auch heute noch gesund
      Die Kranken sammt und sunders.

Wir landen an im heil'gen Trier; im Schank vom Dom da lassen wir
      Die vollen Gläser klingen.
Domschatzhofs Naß! Wie leuchtet das! Wie duftet das! Klingt Glas an Glas!
      Die Englein hört ihr singen.

Gedichtet und komponiert von Friedrich van Hoffs, Coblenz

 

Was duftet da für Duft?

Was duftet da für Duft? Was haucht den Hauch des Maien aus
Und würzt die ganze Luft? Zeigt her den Blumenstrauß?
Hei, juchhei! Im Becher funkelt Moselwein,
Bei meiner Treu, juchhei, nicht anders könnt' es sein.

O Gruß vom grünen Strand, o lebensfrischer Felsengruß!
Ich fühle, wie der Sand mir schwindet unterm Fuß:
Singt und trinkt, im Becher duftet Moselwein
Und lächelt, blinkt und winkt ins Paradies hinein!

Ich schau im Sonnenstrahl der Berge schimmernd Hoffnungsgrün,
Ich spür' im tiefen Tal, wie rings die Reben blüh'n.
Hei, juchhei! Der Becher perlt von Moselwein,
Kredenzt ihn treu und frei im jubelnden Verein.

Ich höre Winzersang, der Waldbach rauscht, die Burgen nah'n,
Schon tanzt den Fluß entlang, von Dorf zu Dorf mein Kahn.
Trinkt und singt! Der Becher perlt von Moselwein,
Und wo sein Klang erklingt, da fällt mein Anker ein.

Du holder Labetrank, so sanft, so gut und doch voll Mut,
Du machst gesund, was krank, und heilst von wilder Glut;
Hei, juchhei, im Becher duftet Moselwein
Die Herzensarzenei, wie lieblich geht sie ein!

Du Trank der Brüderschaft, so fremd dem Neid, so fern dem Streit,
Du einst mit deutscher Kraft des Franzmanns Heiterkeit.
Trinkt und singt! Der Becher schäumt von Moselwein,
Des Herzens Fessel springt, die ganze Welt ist mein.

Herbei aus Ost und West ihr Zecher, hört's, im Nord und Süd!
An diesem haltet fest, so lang das Lämpchen glüht!
Ja, heida; der Preis ist dein, o Moselwein,
Durch ganz Europia: Trinkt aus und schenket ein!

Gustav Pfarrius

 

Herr Wirt, wie mögt Ihr fragen?

Herr Wirt, wie mögt Ihr fragen? Bringt immer Moselwein!
Mag keinen andern trinken. Seht nur im Glas ihn blinken:
Ist's nicht wie Frühlingsschein?

Ist voller Duft und Würzen, fein säuerlich dabei.
Er will mit Kraft mich tränken, und wenn die Sorgen kränken,
Mich machen frisch und frei.

Dann träum' ich manche Stunde beim Glas in heit'rer Ruh.
Mein Lieb, das wunderholde, es nickt mir aus dem Golde
Gar still und heimlich zu.

So will ich heut' nicht sparen, ob ich mein Gut verzehr'!
Herr Wirt, noch eine Flasche! Und wird auch leer die Tasche,
Gott gibt mir morgen mehr.

Moritz Plaeschke, Krefeld

 

Rhein und Mosel

Die schönste Hochzeit von der Welt hält doch der Vater Rhein,
Er hat die Mosel sich gesellt als treue Gattin sein.
Er drückt sie an die volle Brust, von Glück und Liebe warm
Und wallt zum Meer in stolzer Lust, so mit ihr Arm in Arm.

Von Feuer glüht sein heißer Mund und sie ist sanft und mild.
So schließen sie den Ehebund, von Wechselglück erfüllt.
Mit Gold und Purpur kränzt er ihr das reiche Lockenhaar,
Des grünen Kranzes duft'ge Zier reicht sie ihm lächelnd dar.

Und trunken so in Feuerlust umschlingt er ihren Leib,
In milden Gluten legt die Brust an ihn das holde Weib.
Umschlungen dann, ein Wesen bloß zieh'n sie ins Meer hinaus
Und preisen noch im Meeresschoß das deutsche Heimathaus.

Und wenn der Monat Mai erscheint, die Waldeskräuter blüh'n,
Dann füllt die Gattin treu vereint dem Mann des Römers Grün.
Sie feiert ihren Ehrentag in labesüßem Trank,
Und wer davon verkosten mag, der sagt ihr heißen Dank!

Komp. von Reichardt Herloßsohn

 

Moselfahrt

Wie schwillt mein Herz am Moselstrand, am schönen muntern Fluß,
Der Hügel, Grund und Felsenwand umrauscht mit heit'rem Kuß!
Mein Schifflein fahre froh die Bahn auf vielgewund'ner Flut,
Und wo du landest schaut uns an Lust, Schönheit, Freude, Mut.

Wie wechselt reich der frische Gau, entlang den klaren Strom,
Es grüßt aus segensvoller Au Dorf, Schloß und Stadt und Dom
Auf Bergen, wo die Rebe blüht, da halten Burgen Wacht,
Und drüber leuchtet, lacht und glüht des Sommerhimmels Pracht.

Und ringsum wächst ein heiterer Stamm mit feurig edlem Blut,
Die Mädchen blühen wonnesam, die Frauen treu und gut,
Die Männer steh'n als starke Schar, durchströmt von warmer Kraft,
Die im Gemüt und Geiste klar, für Lieb' und Freiheit schafft.

Wie laden sie so frei und frank zum perlend goldenen Wein!
Auf Erden glüht kein and'rer Trank, so lockend, sprudelnd fein.
Berauscht den Geist sein blum'ger Duft, da kennt die Lust kein Ziel,
Da weht durch Berg und Tal und Luft, Gesang und Tanz und Spiel.

Der Himmel strahlt in tieferm Blau, in hellerm Grün das Tal,
In schöne Augen ist die Schau viel schöner tausendmal.
Die Liebe drängt sich Brust an Brust, die Freundschaft Hand in Hand,
Das Echo trägt die Freiheitslust hinaus in's weite Land.

Wie schwillt mein Herz am Moselstrand am schönen muntern Fluß,
Der Hügel, Grund und Felsenwand umrauscht mit heitrem Kuß!
Mein Schifflein fahre froh die Bahn auf vielgewund'ner Flut,
Und wo du landest, schaut uns an Lust, Schönheit, Freude, Mut!

Wolfgang Müller von Königswinter

 

Die Mosel macht's ja ebenso!

Es ist ein Fluß im deutschen Land, ist jedem Zecher wohl bekannt,
Geht in die Kreuz, geht in die Quer, als ob er etwas lustig wär'.

Das ist der Mosel heller Lauf, wie geht das Herz dem Zecher auf.
Wie liegt die Welt vor ihm so weit in duft'ger Pracht und Herrlichkeit.

Dort auf den Bergen sonn'ge Glut und in dem Tale freudiger Mut,
So blüht und reift der Wein heran, ein Freudenspender jedermann.

Und ist dein Herz von Sorgen schwer, schnell eine Flasche Mosel her,
Und jeder Kummer, jede Pein verschwindet in dem Moselwein.

Und gehst du schließlich etwas krumm, so sei nicht bös der Mosel drum.
Das Herz nur frisch und frei und froh, die Mosel macht's ja ebenso.

Dr. G. Leonhardt

Mündung der Mosel in den Rhein bei Coblenz mit dem deutschen Eck, auf dem sich das gewaltige, 1897 erbaute Denkmal Kaiser Wilhelms I. befindet

Winningen

Cobern mit den Ruinen der Burgen der Edlen von Cobern, deren letzter 1536 wegen Landfriedensbruch hingerichtet wurde

Ruine Cobern

Phot. H. Groß, Bonn
Gondorf mit dem »Tempelhof«, einer wiederaufgebauten Burg und einem ehemaligen Schloß des Grafen und Fürsten von der Leyen. Zahlreiche hier aufgefundene römische und fränkische Grabstätten

Phot. H. Groß, Bonn Burg Thurant bei Alken war oft der Anlaß zu Streitigkeiten zwischen Pfalz, Kurtrier und Kurkölln. Während der Belagerung durch die beiden Erzbischöfe 1246-48 sollen die Truppen »3000 Fuder« Wein getrunken haben

Phot. H. Groß, Bonn
Burg Thurant bei Alken war oft Anlaß zu Streitigkeiten zwischen Pflaz, Kurtrier und Kurköln. W
ähren der Belagerung durch die beiden Erzbischöfe 1246 - 48 sollen die Truppen »3000 Fuder« Wein getrunken haben

Ausoniusstein bei Cattenes

Phot. H. Groß, Bonn
Moseltal bei Brodenbach, links Loef

 

I. Die Gläser laßt klingen!

Die Gläser laßt klingen in tönenden Reihn:
Ein Lied gilt's zu singen dem lieblichsten Wein,
Dem Trank, der die Kehlen am wonnigsten letzt,
Von durstigen Seelen, vor allen geschätzt!

Wo gäb's einen zweiten so süffig wie er?
In Nähen und Weiten, wächst keiner so mehr!
So lind und so labend, so duftig und fein:
Ein Morgen-, ein Abend-, ein Allezeit-Wein!

Wie Leib er und Seele so köstlich erfrischt –
Indes doch der Kehle der Durst nie erlischt:
Die Wonnen zu dehnen, als Meister vom Fach,
Stillt lind' er das Sehnen und küßt's wieder wach!

Nicht rasend entfacht er zu Flammen das Blut:
Ins Herze dir lacht er die lieblichste Glut!
Den Geist macht er freier und heller den Blick
Und zieht uns den Schleier vom Schönen zurück!

Was Worte! Was Bilder! Nimm klingenden Dank,
Du lieber, du milder, du wonniger Trank!
Zum Preis ihm und Ruhme stimmt voller mit ein:
Mög' ewig die Blume der Mosel gedeihn!

Georg Bötticher

Die vier preisgekrönten Moselweinlieder (I-IV) des Wettbewerbes für das beste Moselweinlied, veranstaltet vom Kasino zu Traben-Trarbach im Jahre 1898

 

II. Gott grüß' dich, mein Moselland!

Hoch preis' ich mit vollem Pokale die Heimat des köstlichsten Weins!
Ich preise die Mosel im Tale, die herrliche Tochter des Rheins!
Stolz ragen die Burgen und grüßen und reden von uralter Zeit,
Grüngoldig die Mosel zu Füßen im ewigen Jugendkleid.

Wie köstlich dein Rebenblühen o lieblicher Moselwein!
Wie leuchtend dein Flammen und Glühen, dein Duften wie würzig, wie rein!
O sorgloses, fröhliches Leben, von goldiger Sonne belacht!
Du Land der schwellenden Reben, wie herrlich hat Gott dich bedacht!

Dort locken die Augen der Frauen mit tiefem, gefährlichem Schein,
O hüt' dich, zu lange zu schauen in Augen und Becher hinein.
Sonst halten mit holdester Tücke dich ewig zwei Zaubrer gebannt:
Der Wein und die Frauenblicke im lachenden Moselland.

Was tut's? Ich wag' ins Verderben – ins süße – mich lachend hinein.
Will gerne für Leben und Sterben den Zaubrern verfallen sein!
Und halt' ich mein Lieb dann umschlungen und funkelt mein Glas in der Hand,
Dann sei es jubelnd gesungen: »Gott grüß dich, mein Moselland!«

Emmy Rüden von Spillner

 

III. Vom wundertät'gen Moselwein

Ich hab' getrunken manchen Wein in manchem Land beim Wandern,
Der eine fuhr mir ins Gebein, im Kopf fühlt ich den andern.
Ins Herz doch ging mir keiner so und machte mich so frei und froh,
Losledig aller Bande, wie Wein vom Mosellande.

Kein Wein auf Erden auch so weit, des Winzers Karst erklinget
In würzevoller Lieblichkeit den Moselwein bezwinget.
Er schafft zumal ein leicht Geblüt und gar ein fröhliches Gemüt.
Er prickelt auf der Zunge, aus Alten macht er Junge.

Beim mitternächtigen Gelag, beim Schmaus mit Pomp und Prunke,
Am staubig heißen Sommertag im raschen Stegreiftrunke,
Er mundet mir zu jeder Stund aus Kann' und Krug und Fasses Spund,
Er kommt auf allen Wegen zu Paß mir und gelegen.

Wenn blinkerblank ins Glas er rann mit seiner Perlenglätte,
Da lugt er mich so lockend an, als ob er Äuglein hätte.
Kredenzt mir seiner Blume Duft, so fein und frisch wie Frühlingsluft,
Und rieselt durch die Kehle, zu laben Leib und Seele.

Vom wundertät'gen Moselwein will ich die Kraft erproben,
Und wer ihn zapfet klar und rein, den Schenken will ich loben.
Drum füllt mir mein Hubertusglas, ein herzerfreuend Zechermaß
Soll meinem Durste winken, und trinken will ich, trinken!

Julius Wolff

Lesart der zwei letzten Zeilen an anderer Stelle:

Ein Schuft, wer ihn vermanscht und mengt, am Galgen wird er aufgehängt
Als Fälscher, Schelm und Schächer, Giftmischer und Verbrecher.

 

IV. Rosel, den Mosel!

Wer ist reicher in aller Welt? Höchste Lust für kleines Geld,
Alte Schenke zur Feierstunde, wackrer Männer lustige Runde,
Hellblondes Mädel, hellblonder Wein, goldig ihr Haar, goldig sein Schein.
Rosa! Rosel! bring mir den Mosel! Hellblondes Mädel, hellblonder Wein,
       Rosel, den Mosel!!

Kinder der Sonne, Mädel und Wein, Lebenswonne gießen sie ein.
Lustiges Lachen, lustiger Klingklang, helle Augen, heller Singsang,
Goldiges Leben, goldiger Wein, goldiges Mädel schenkt ihn uns ein.
Rosa! Rosel! bring mir den Mosel! Goldiges Mädel, goldiger Wein,
       Rosel, den Mosel!!

Neunzig Jahre in Jugend und Kraft hält mich des Mosels verjüngender Saft.
Und bis zu Neunzig in Jugend und Glück hält mich Rosels blauleuchtender Blick,
Mosel mein Wein und Rosel mein Weib, euch meine Treue in Ewigkeit!
Letzter Ruf: Rosel! Letzter Trunk: Mosel! Deutsche Frau und deutscher Wein,
       Rosel, den Mosel!!

Franz Siegfried Kaiser

 

Sei gegrüßt, du Moselstrand!

Es ziehet die Mosel im grünenden Tal sanft rauschend hinab zu dem Rheine,
Rings glühen die Berge beim Abendstrahl, im leuchtenden Purpurscheine;
Die Nachtigall singet im dämmernden Hain, es flüstert am Ufer die Weide,
Ein würziger Hauch weht vom blühenden Rain, von ferne klinget Abendgeläute:
      »Es wachsen die Reben im sonnigen Schein,
       Gott segne und schütze den Moselwein!«

Ringsum auf den Höhen des Eichwalds Grün, am Abhang des Moselweins Reben,
Im Grunde die Städte, die Dörfer erblühn, allüberall Schaffen und Streben.
Der Abendwind weht in der Saatfelder Pracht, es grüßen viel Burgen hernieder.
Sie zeugen von lange entschwundener Macht, Im Tal klingen fröhliche Lieder:
       »O liebliche Heimat, o wonniges Land,
       Gegrüßt sei von Herzen, du Moselstrand!«

Der Wandersmann schreitet die Straße entlang, es dringen zum Ohr ihm die Lieder;
Da wird ihm das Herze vor Wehmut so bang, vom Aug' fällt ein Tränlein ihm nieder;
Hier möchte er weilen, beim perlenden Wein, hier ruhen von mühsamer Reise,
Die Mosel zieht weiter zum schäumenden Rhein, im Echo noch hallet die Weise:
       »Es wachsen die Reben im sonnigen Schein,
       Gott segne und schütze den Moselwein!«

– aus Idar

 

Lob vom Moselwein

Als Gott, der Herr, den Wein erschuf, entstanden manche Arten,
Und jeder Wein hat seinen Ruf, vom süßen bis zum harten,
Vor allem unser Moselwein, denn dieser wollt' ein Mädel sein.

Und hast du keinen Zeitvertreib, als etwa tausend Grillen,
Nimm Moselblümchen dir zum Weib und kose still im Stillen.
Der Moselwein macht Greise jung, und fesselt die Begeisterung.

Und frohe Kreise schafft er sich, schafft friedliches Behagen.
Er ist kein Bruder Liederlich und weiß sich zu betragen.
Des Mosellandes Rebensaft bringt dir Gesang und Brüderschaft.

Am Rheine gibt es schwer Geschoß, das wirft zu Boden nieder,
Der Franken Weine schäumen bloß und bocken hin und wieder.
Hast du daher am Trinken Lust, nimm Moselblümchen an die Brust!

Das ist ein Tränkchen regelrecht, läßt seine Freunde leben,
Man soll sich doch nicht wie ein Knecht sogleich gefangen geben.
Der Moselwein gewährt dir Zeit zur Liebe und zur Seligkeit.

Er hat den schönsten Maiengruß dem Frühling abgerungen,
Des Herbstes warmer Feuerkuß ist ihm ins Herz gedrungen.
Dem Kräuterduft, dem Sonnengold, dem Moselweine sind wir hold.

Frisch, laßt uns bei dem durst'gen Lied die vollen Gläser leeren,
Der uns den Moselwein beschied, will, daß wir ihn verehren!
Hier diesen Kuß der ganzen Welt, – ein Schelm der nicht Parole hält!

H. Hölscher

Neue photogr. Gesellschaft, Berlin
Die Ehrenburg, eine der schönsten Ruinen des Mosellandes, auf freistehendem Bergkegel malerisch gelegen. Im Besitz der Erben des Freiherrn von Stein seit 1798

Phot. H. Groß, Bonn
Ruine Bischofstein mit mächtigem Turm, vermutlich an der Stelle einer Burg des Bischofs Nicetius (528) im Jahre 1270 als kurtriersches Schloß Bischofstein erbaut

Phot. H. Groß, Bonn
Blick ins Moseltal und auf Moselkern

Schloß Eltz, aus dem 12.–16. Jahrhundert, das von Zerstörungen verschont geblieben ist. Stammburg des gleichnamigen Grafengeschlechtes, in dessen Besitz sich die Burg noch befindet

Phot. Weiand, Coblenz
Schloß Eltz

Photo. H. Groß, Bonn
Carden von Treis aus

Neue photogr. Gesellschaft, Berlin
Carden mit sehenswerter Terrakottagruppe am Hochaltar der dem h. Castor erbauten Kirche (1183–1247)

Photo. Nic. Lenz, Trier
Clotten mit Trümmern der Burg, ehemals »Der Coraidelstein« benannt; gehörte früher zu Kurtrier
Falsches Bildmotiv im Buch.Re.

Phot. Nic. Lenz, Trier
Cochem, am Eingang des Enderttals gelegen. Vorn Einfahrt in den 1874–77 erbauten, 4200 m langen Kaiser-Wilhelm-Tunnel, der durch den Cochemer oder Ellerer Berg führt. Fahrtdauer etwa 6 Minuten

Phot. H. Groß, Bonn
Cochem, von der Burg Cochem überragt, 1027 gegründet, 1689 von den Franzosen zerstört, bietet eines der schönsten und malerischsten Landschafts[bilder].

Phot. Aug. Rupp, Berlin
Burg Cochem im Blütenschmuck, von dem Industriellen Ravené in Berlin 1869–1879 nach einem alten Stiche von 1576, sowie Ansichten und Plänen durch Baurat Raschdorff neu aufgebaut

Phot. Aug. Rupp, Berlin
Blick in den Moselbogen bei Cochem

Phot. Nic. Lenz, Trier
Valwig, durch gute Weine bekannt

Phot. Aug. Rupp, Berlin
Ellenz von Beilstein aus

Phot. Aug. Rupp, Berlin
Beilstein, altertümlicher, malerisch an die Felsen angelehnter Ort, überragt von der 1688 zerstörten Reichsburg Beilstein

Phot. H. Groß, Bonn
Aldegund


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