Jonathan Swift
Die Bücherschlacht
Jonathan Swift

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Der Verleger an den Leser.

Wie die folgende Abhandlung unfraglich von demselben Verfasser ist, so scheint sie auch ungefähr um dieselbe Zeit geschrieben worden zu sein wie die vorhergehende; ich meine, im Jahre 1697, als der berühmte Streit über die alte und die moderne Gelehrsamkeit im Schwange war. Die Polemik entstand infolge einer Schrift Sir William Temples über jenes Thema, auf die W. Wotton antwortete, während Dr. Bentley für diese Antwort einen Appendix schrieb, indem er das Ansehn des Aesop und des Phalaris als Autoren zu vernichten suchte, die Sir William Temple in genannter Schrift aufs höchste gepriesen hatte. In jenem Appendix fällt der Doktor über eine neue Ausgabe des Phalaris her, die der ehrenwerte Charles Boyle veranstaltet hatte, der jetzige Lord Orrery; Herr Boyle entgegnete ausführlich und mit viel Gelehrsamkeit und Witz; worauf der Doktor von neuem eine umfangreiche Erwiderung schrieb. In diesem Streit empfand es die Stadt als im höchsten Grade ungehörig, dass ein Mann von Sir William Temples Ruf und Methodik von den beiden vorbenannten ehrwürdigen Herrn ohne jede Provokation scharf angefasst wurde. Da nun dem Streit kein Ende abzusehn war, so erzählt unser Autor uns, wie schliesslich die Bücher in der St. Jakobs-Bibliothek, die sich selber als Hauptbeteiligte ansahn, den Streit aufgriffen und eine entscheidende Schlacht begannen; da aber das Manuskript an verschiedenen Stellen durch Zufall oder durch die Witterung Schaden gelitten hat und sehr unvollständig ist, so erfahren wir nicht, welcher Seite der Sieg zufiel.

Ich muss den Leser warnen, damit er nicht auf Personen bezieht, was hier nur im buchstäblichsten Sinn von Büchern gemeint ist. Wenn also Vergil genannt wird, so haben wir darunter nicht die Person jenes berühmten so benannten Dichters zu verstehn, sondern nur gewisse Bogen Papier, die in Leder gebunden sind und die gedruckten Werke besagten Dichters enthalten; und so auch mit allen andern.

 

Ein ausführlicher und wahrhaftiger Bericht über die Schlacht, die letzten Freitag in der St. Jakobsbibliothek zwischen den alten und den modernen Büchern ausgefochten wurde.


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