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Nächtliche Fahrt.

Sein könnt es wohl! Mich aber kränkt die Fülle
Der bunten Welt mit ihrem Lärm und Wahn;
Da wandelts manchmal mich verlockend an,
Daß ich mich spät noch in den Mantel hülle
Und einsam flüchte in mein bergig Land.
Das schläft so tief in seinem Schneegewand;
Eis liegt im Walde, Friede auf den Hütten,
Und übers Feld hin fliegt mein offner Schlitten.
Der Rapp greift aus, 's ist um die Weihnachtszeit,
Der Himmel funkelt hochgewölbt und weit;
Kristallner Frost blitzt durch das Waldgeheg,
Die scheue Wildspur kreuzt den stummen Weg,
Scharf streift der Nachtwind mir ums Angesicht.

So gehts dahin – nur ab und zu ein Licht,
Wo noch ein Mägdlein auf den Liebsten harrt
Und auf das Glück, das ihr verheißen ward.
Dann kommt das Dorf, die braune Häuserreih –
Sie schlafen alle – und ich flieg vorbei,
Bis wiederum der freie Pfad sich weitet:
Hoch ragt ein Lindenbaum, und leise gleitet
Durch sein Gezweig der stumme Mondenschein.
Der Rappe hält und knirscht in seine Zügel –
Da steht ein Haus, dicht unterm Waldeshügel,
Still und verschlafen – und dies Haus ist mein.

 

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