Ernst Stadler
Gedichte
Ernst Stadler

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Im Treibhaus

1904

      Gefleckte Moose⠁ bunte Flechten schwanken
um hoher Palmen fächerstarre Fahnen⠁
und zwischen glatten Taxusstauden ranken
sich bleich und lüstern zitternde Lianen.

Gleich seltnen Faltern schaukeln Orchideen⠁
und krause Farren ringeln ihr Gefieder⠁
glitzernd von überwachsnen Wänden wehn
in Flocken wilde Blütenbüschel nieder.

Und kranke Triebe züngeln auf und leuchten
aus jäh gespaltner Kelche wirrem Meer⠁
und langsam trägt die laue Luft den feuchten
traumschlaffen Duft der Palmen drüberher.

Und schattenhaft beglänzt im weichen
gedämpften Feuer strahlt der Raum⠁
und ahnend dämmern Bild und Zeichen
für seltne Wollust⠁ frevlen Traum.

 


 


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