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XV.

Die grauenhafte Metzelei von Sulzdorf war getan, die Letzten aus der schwarzen Schar hatten in den Trümmern des Schlosses Ingolstadt, wie Eber kämpfend, ihr Leben teuer genug verkauft. Wiederum bedeckten Tausende von Leichen die Felder zwischen den Dörfern. Die Sache der Bauern hatte ihren letzten Stoß erlitten.

Wo in der Morgendämmerung des Pfingsttages die Schlange des fränkischen Heeres über die Steige hinter Heidingsfeld emporgekrochen war, da wand sich des anderen Abends der blutbespritzte, staubbedeckte Heerwurm der Sieger ins Tal herab – das Werk zu vollenden.

*

Dreimal sind aus der Feste die Geschütze allesamt in die Stadt abgebrannt worden, und die Bauern auf der Telle und im Mainviertel, die Bürger im unglücklichen Würzburg wissen gar wohl, daß das nichts anderes bedeutet als ein großes Viktoriaschießen derer da droben im voraus.

Die Bauern schleppen mutlos ihre Geschütze von der Telle, die Bergmännlein kriechen aus den Stollen und geben's auf; Bauern und Bürger räumen das Mainviertel, ein endloser Zug von Flüchtlingen drängt sich über die Brücke, hinein zwischen die schützende Umwallung.

Fünftausend Bauern – es ist ein fürchterliches Gedränge in den Gassen und auf den Plätzen. Alle begehren Speise, alle wollen schlafen. Die letzten Vorratshäuser müssen geöffnet werden. In den Gassen und auf den Plätzen brennen die Feuer, an denen sie kochen und braten. Die Zeit rückt vor. Die Feuer sinken in sich zusammen. Ein wahres Wunder, daß kein Brand entstanden ist. Aus den Scheunen wird Stroh herbeigeschleppt. In allen Gassen und auf allen Plätzen strecken Nüchterne und Betrunkene ihre Glieder auf Strohschütten; die Häuser sind überfüllt bis unter die Dächer.

Im Stadthause sitzen hinter verschlossenen Türen die Ratsherren, die in den letzten Zeiten sich heimlich zusammengetan haben und über die Köpfe der anderen weg noch retten wollen, was zu retten ist. –

Der Morgen graut; die Sonne steigt empor; die Schläfer in den Gassen und auf den Plätzen erwachen und reiben sich die Augen, blinzeln ins Licht und besinnen sich, wo sie liegen.

Aus dem Mainviertel herüber kommen schmetternde Trompetenstöße. Reiter halten am Ufer. Einer löst sich von den anderen und ruft mit weithin schallender Stimme etwas herüber.

Bewaffnete drängen sich auf den Mauern, Eisenhüte fahren aus den Lucken.

Was will er?

Oh, sie wissen es alle, wenn ihm auch der Morgenwind die Worte von den Lippen reißt und die Botschaft nur in Fetzen herüberträgt: Die Fürsten liegen in Heidingsfeld. Bischof Konrad fordert Unterwerfung, Entwaffnung und Einlaß.

Da – wer hat Befehl zum Schießen gegeben? Drei, vier Geschütze donnern die Antwort hinüber.

Der Herold zieht sich mit seinen Reitern zwischen die Häuser zurück.

Ratsherren rennen auf die Mauern. Wo ist geschossen worden? – Dort und dort –! – Haltet ein, um Gottes willen, haltet ein! – Aber wir wollen uns doch nicht ergeben! – Wer spricht von Ergeben? Aber auf einen Herold darf man nicht schießen. – Das ist richtig!

Und die Ratsherren denken doch nichts anderes tief im Herzen als: Hinaus nach Heidingsfeld zum angestammten Herrn, nieder auf die Knie, um Gnade bitten, retten, was zu retten ist – und wenn es sein müßte unter Verrat an den unglückseligen Bauern, die sich in den Gassen und auf den Plätzen drängen und – im Grunde nie zu ihnen, den Bürgern von Würzburg, gehört haben!

*

Es war spät am Abend.

Da pochte es dreimal an der Haustüre zum Wolfmannszichlein. Die Riemenschneiderin kannte dieses Pochen: den starken Schlag, zwei schwache hinterdrein. Sie schob den Riegel zurück und hob die Laterne.

»Alle Heiligen – Bitte, wie siehst du aus – –!«

Das Mädchen schlüpfte in den Hausfletz. »Wie soll ich aussehen? Was kümmert's mich viel, wie ich ausseh'? Wird mich bald gar nichts mehr kümmern.«

Sie lehnte mit wirren Haaren an der Wand, sie kratzte am Bewurf, sie atmete schwer.

Kopfschüttelnd legte die Frau den Riegel vor und sagte kein Wort mehr.

»Alles ist verloren,« stieß das Mädchen heraus. »Die Ratsherren sind in Heidingsfeld gewesen.« Sie lachte wild aus. »Und haben dem Bischof den Staub von den Stiefeln geleckt. –«

»Hat's der Bermeter gesagt?« fragte die Riemenschneiderin.

Da verzerrte sich das Gesicht des Mädchens und es zischte: »Den Namen will ich nimmer hören in Zeit und Ewigkeit. Der Name ist nicht einmal wert, daß er an den Galgen geschrieben wird. Der Name –«

Ein wildes Schluchzen verschlug ihr die Stimme.

»Er ist – durch – gegangen,« brachte sie mühsam hervor. Dann aber raffte sie sich zusammen: »Er hat seine Haut salviert, und tausend und tausend Bauern sitzen in der Falle und merken es selber noch nicht. Oh, ich weiß es genau, ich hab' meine Leut': Auf Gnade und Ungnade hat's geheißen in Heidingsfeld heut nachmittag. Und die Hammel hoffen auf Gnade! Jawohl, auf Gnade – das wird sich zeigen! Dreißig, vierzig Wagen hab' ich vorhin gezählt, alle zum Brechen voll, Harnisch' und Wehren, und das ist nur der Anfang.« Sie stampfte, sie keuchte: »Und das wollen Mannsbilder sein, die noch einen Arm regen können, und werfen ihre Waffen weg. Mannsbilder? Es ist jetzt alles eine einzige Hammelherde in Würzburg.«

Sie trat nahe an die Riemenschneiderin: »Wißt Ihr, daß morgen in aller Früh' die Ratsherren und viele Bürger unter den grünen Baum befohlen sind?«

Das Weib nickte: »Vorhin ist's ausgeschellt worden.«

Bille umkrallte ihren Arm: »Und wißt Ihr, was das bedeutet? Es darf nicht sein! Der Meister darf nicht hinaus. Wenn er's tut, dann rennt er geradewegs in den Tod. Der Galgenvogel, der ihn so weit gebracht hat, der hat sich salviert, und der gute Meister soll's ausbaden? Nein, nimmermehr! Helft mir, Frau Riemenschneiderin! Der Meister – wo ist er – droben?«

»Er sitzt bei uns in der Stube. Aber was können wir tun? Ich weiß es nit. Weißt du's?«

Das Mädchen raunte schwer atmend ganz nahe am Ohr der anderen: »Oh, ich bin's nicht allein, ich nicht. Was könnt' ich ihm helfen? Da stehen andere dahinter. Es ist alles abgemacht. Aber er wird nicht wollen – oh, ich kenn' ihn. Wir müssen alle zusammenhelfen. Versteht Ihr –?«

Es pochte abermals, und Bille rannte zur Türe.

»Nicht aufmachen!« rief die Riemenschneiderin ängstlich.

Bille hatte den Deckel vom Guckloch geschoben: »Wer da?« Eine Männerstimme gab Antwort.

»Auf!« rief Bille und zerrte den Riegel zurück. »Laßt mich, sag' ich!« Sie drängte die Frau zur Seite und riß die Türe auf.

Eine hohe, in einen Mantel gehüllte Gestalt trat sporenklirrend über die Schwelle.

Bille griff nach dem Arm des Fremden und wies auf die Stubentüre. »Da hinein!«

Die Riemenschneiderin schob mit zitternden Händen den Riegel vor. –

Der Fremde stand in der schwachbeleuchteten Stube an der Türe im Schatten. Meister Tilmann erhob sich von der Bank am Ofen und kam heran.

»Auf, Meister; denn es ist höchste Zeit!« sagte der Fremde.

»Wer seid Ihr?« fragte Meister Tilmann.

Der Fremde trat näher an den Tisch. Das Licht der Kerze fiel auf ein jugendschönes Antlitz: »Einer von den vielen Freunden, Meister, die Ihr besitzt und selbst nicht kennt, einer, hinter dem wieder andere stehen. Und einer von denen, die es eben jetzt für geraten halten, ihren Namen zu verschweigen. So bleibt Euch nichts anderes übrig, als meinem Gesicht zu trauen.«

Der Meister sah prüfend auf den Fremden: »Sprecht, ich vertraue Euch!«

»Dann bitte ich, steckt Geld in Eure Tasche und macht Euch fertig zur Reise.«

»Zur Reise? Just die geeignete Zeit, eine Reise zu tun,« sagte der Meister.

»Besinnt Euch nicht,« bat der Fremde; »denn es ist höchste Zeit. Vor dem Rennweger Tor halten fünf Reiter. Vertraut uns, und morgen abend seid Ihr in Nürnberg.«

»So soll ich fliehen?« fragte Tilmann.

»Ihr müßt fliehen – es bleibt Euch nichts übrig als Flucht – oder Tod.«

Jörg Riemenschneider, der Stiefsohn, hatte sich nun auch erhoben, kam um den Tisch herum und trat neben den Fremden. Bille schlüpfte zwischen den Fremden und den Meister: »Oh, Herr Pate, hört auf ihn, er rät Euch gut, und die hinter ihm stehen, meinen's gut – ich weiß es.«

»Fliehen soll ich?« Es war, als liefe ein flüchtiges Lächeln über die abgehärmten Züge des Künstlers. Dann fragte er plötzlich: »Sag, Bille, wo ist denn der Bermeter?«

Wieder wie vorhin verzerrte sich das Gesicht des Mädchens und verächtlich stieß sie heraus: »Fort ist er.«

»Nun also, Bille. Er und ich – wir haben's verschuldet; da läßt sich nichts leugnen. Er hat das Weite gesucht – ei, und wie nennst du das?«

Bille schwieg und starrte zu Boden.

»Nun, mein Kind, sprich doch!« wiederholte der Meister. Bille wandte sich ab und schlug die Hände vors Gesicht. »Ihr seht, Herr, dieses Weib hier vermag's gar nicht beim rechten Namen zu nennen. Wie könntet Ihr also verlangen, daß ich es tue?«

»Herr Vater, ist's nicht doch ein ander Ding?« sagte nun Jörg Riemenschneider. »Ihr seid ein alter, verlebter Mann. Ich dächte, Ihr solltet die Hand nicht zurückstoßen, die sich Euch da entgegenstreckt.«

Meister Tilmann reckte sich hoch auf. »O nein, ich stoße die Hand nicht zurück. Seht –!« Und damit griff er nach der Hand des Fremden und drückte sie. »Habt Dank, wer Ihr auch seid. Ihr habt mir wohlgetan. Und sagt es denen, die hinter Euch stehen: Mein höchstes Kleinod ist meine Ehre. Das will ich mir bewahren, solang, so gut ich kann.«

Damit ließ er die Hand des Fremden los und ging aus der Türe.

*

Wieder kam die Sonne empor, die Sonne eines strahlend schönen Morgens.

Aber es war eine harte Aufgabe für alte Männer, seit Tagesgrauen in einem großen Haufen unter der Linde vor dem Grafen-Eckarts-Turm zu stehen und auf das Ungewisse zu warten. Alle Ratsherren, alle ohne Ausnahme, standen so. Auch die fünfe, die sich gestern draußen in Heidingsfeld vor dem Bischof in den Staub geworfen – – und dann mit seinen Räten heimlich verhandelt hatten. Auch diese. Und als nun die Sonne emporstieg dort hinter den Domtürmen und die breite Straße vom Gotteshaus bis zur Linde in ihrem Lichte erglänzte – da war es nicht angenehm, mit schmerzverzerrten Augen zum Dom hinaus in die funkelnde Sonne zu schauen.

Und doch – man mußte dorthin schauen; denn von dorther mußte es kommen.

Rechts und links an den Häusern hin, die Greden entlang bis zum Dom, stand die Menge Kopf an Kopf; und sie drängte sich in einem weiten Ring um die Linde: Weiber und Kinder und Bauern.

Trompetenschall und Paukenschläge tönten vom anderen Ufer des Stromes herüber; die Fürsten zogen mit Heeresmacht ins verlassene Mainviertel und durch die Furt bei Sankt Burkhart über den Main.

Die Sonne stieg höher und höher. Manch einem von den Grauköpfen unter der Linde fuhr's kalt den Rücken hinunter: Jetzt kommt's, wie's ausgemacht ist. Jetzt umzingeln die tausend und tausend Reisigen des Truchseß von Westen nach Süden und Osten, von Westen nach Norden und Osten die Stadt. Jetzt wird die Bauernfalle geschlossen. –

Aber zum Teufel, hatte es nicht den Anschein, als säßen auch die Bürger, in dieser Falle? –

Vom Stadthaus her bewegte sich ein kleiner Zug. Drei Ratsherren trugen auf samtenen Kissen die Schlüssel der vier Haupttore und den zum Grafen-Eckarts-Turm. Sie gingen in feierlichen Mänteln mit schleppenden Schritten die Straße hinaus der blinkenden Sonne entgegen.

Ein saurer Gang dort hinaus zum Rennwegertor unter die Augen des Fürsten –!

Endlich – endlich quoll es herein dort oben beim Dome, die Straße herunter. Die Pauken dröhnten, die Trompeten schmetterten, die Trommeln rasselten, das Licht der Sonne sprühte von vergoldeten Harnischen und Helmen, von Lanzenspitzen und Schwertern. In tiefen Reihen kamen sie heran aus schnaubenden, nickenden Rossen, und die Menschen zur Rechten und zur Linken drängten sich angstvoll an die Häuser.

Geblendet stand der Haufe der Bürger und Ratsherren unter der Linde, geblendet von der Sonne und all der kriegerischen Pracht und Herrlichkeit, und in den Ohren gellte und brauste das Schmettern der Trompeten, das Dröhnen der Pauken, das Rasseln der Trommeln.

Geblendet stand auch Tilmann Riemenschneider, mitten unter den anderen.

Keiner von allen wußte so recht, wie ihm geschah. Sie hatten wohl eine Ahnung, daß jetzt zwei Reitergeschwader vor ihnen rechts und links um den Platz ritten, sie hörten das Kreischen der Frauen und Kinder, die aus allen Seiten zurückgestoßen wurden – dann sahen sie sich eingeschlossen in einen waffenstarrenden Ring.

Dieser Ring war vorne, gegen die Domstraße, offen, und in die Öffnung trieb jetzt ein Gewappneter sein Roß und begann mit weithin schallender Stimme zu reden. Es brach wie ein Hagelschauer über die grauen Köpfe hernieder – flüsternd ging es von Munde zu Mund: Der Truchseß! – Da sanken sie, einer nach dem anderen, auf die Knie.

Die Sonne blendete die Augen wie vordem. Aber das sahen sie doch, die da knieten, daß jetzt vier Männer mit breiten, nackten Zweihändern von der Seite hereinkamen. Und sie wußten's alle: das sind die Henker, das ist der Tod.

In diesem Augenblick drängte sich eine dunkle Gestalt durch den Ring der Bewaffneten, vorüber am Truchseß, hinein zwischen die Reiter, warf sich aus die Knie und schrie mit gellender Stimme: »Gnade, Herr Bischof, Gnade für den Ratsherrn Tilmann Riemenschneider!«

Es entstand ein Tumult – ach, nur ein geringer Tumult, ein Tumult, ganz angemessen dem unbedeutenden Vorfall. Einige Fäuste griffen zu, rissen ein Mädchen zwischen den Pferden hervor und stießen es zurück ins Volk, wohin es gehörte.

*

Am Abende des Tages kam dasselbe Mädchen zum Grafen-Eckarts-Turm und glitt hart an den Häusern über den Platz, der jetzt mit den Leichen der Gerichteten in grausiger Stille sich dehnte.

Sie kam an das Brückentor, in dessen Ringen die Fackeln qualmten, und bat die Wache, daß man sie hinüber lasse.

Im Nu war sie von Reisigen umringt.

»Wo willst denn hin, Schatz?«

»Ins Mainviertel.«

»Was hast denn im Mainviertel verloren?«

»Ich muß.«

»Wenn du mich mitgehen läßt,« sagte einer und lachte.

Sie ließ einen geschwinden Blick über ihn gleiten: »Meinetwegen – aber mach', ich hab' Eil'!«

Sie lachten im Chore.

Er legte den Arm um sie und zog sie hinaus auf die Brücke. Sie ließ es geschehen. Aber sie schwieg auf alles, was er in sie hineinsprach.

Als sie dann in der Mitte der Brücke waren, machte sie sich los und sagte: »Komm, wollen uns ein wenig setzen.«

Er war's zufrieden, und sie setzten sich aus die steinerne Brüstung und ließen die Beine baumeln. Abermals legte er den Arm um sie. Und sie ließ es geschehen.

Dann wurde sie gesprächig und begann zu erzählen, wie oft sie als Kind über diese Brüstung gelaufen sei.

Er drückte sie enger an sich: »So was Dummes!«

»Dumm?« Sie lachte leise und machte sich los. Und ehe er sich's versah, stand sie aus der Brüstung.

»So was Dummes!« wiederholte er und sprang auf.

»Rühr mich nicht an!« rief sie und wehrte ihn mit beiden Händen ab. »Oder komm 'raus, Herr freier Knecht, oder wie du dich heißt!«

»Ein Reiter des Truchseß bin ich!« rief er selbstbewußt zu ihr empor.

»Ein Reiter des Truchseß bist du?« Sie lachte leise auf. »Ei, und bist bei Königshofen dabei gewesen – du?«

»Hab' dreißig Bauern mit eigener Hand in die Pfanne gehauen!« sagte er selbstbewußt.

»Und bei Ingolstadt?« forschte sie weiter.

»Das ist die reine Hasenjagd gewesen,« sagte er und strich seinen Bart.

»Ei, wenn das so ist – einen lieberen Bettschelm könnt' ich mir gar nicht wünschen!« rief sie lachend.

»Nun also!« Er strich seinen Bart. »In einer Stunde bin ich frei! Wo wohnst denn?«

»Jetzt komm zuvor heraus, wenn du dich traust, du tapferer Reiter!« lockte sie.

Der Mond brach durch die Wolken. Geisterbleich leuchtete ihr schönes Antlitz zu ihm herüber.

Schon hatte er einen Fuß auf die Brüstung gesetzt. Leichtfüßig kam sie näher und streckte ihm beide Hände entgegen.

»So was Dummes, Kindisches!« sagte er zum drittenmal und stand oben.

Sie umklammerte seine Handgelenke. Sie ging tänzelnd rückwärts und zog ihn mit sich und begann die Arme zu schwingen – rechts – links – rechts. Immer stärker – wie Kinder tun.

»So was –!« brachte der Reiter des Truchseß noch heraus. Da riß ihn Bille hinab in den Strom.

Das Wasser rauschte auf. Dann ward es ruhig – ein paar Augenblicke.

»Teufel – laß los!« kam es halberstickt aus der Tiefe.

Dann ward es ganz stille.


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