William Shakespeare
Richard III
William Shakespeare

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

VIERTE SZENE

 

London. Ein Zimmer im Turm.

(Buckingham, Stanley, Hastings, der Bischof von Ely, Lovel und andre, an einer Tafel sitzend; Ratsbediente hinter ihnen stehend.)

Hastings.

Nun, edle Pairs, was uns versammelt, ist,

Die Krönung festzusetzen: in Gottes Namen,

Sprecht denn, wann ist der königliche Tag?

Buckingham.

Ist alles fertig für dies Königsfest?

Stanley.

Ja, und es fehlt die Anberaumung nur.

Ely.

So acht' ich morgen einen guten Tag.

Buckingham.

Wer kennt des Lord Protektors Sinn hierin?

Wer ist Vertrautester des edlen Herzogs?

Ely.

Eu'r Gnaden kennt wohl seinen Sinn am ersten.

Buckingham.

Wir kennen von Gesicht uns: doch die Herzen,

Da kennt er meins nicht mehr, als Eures ich;

Noch seines ich, Mylord, als meines Ihr. –

Lord Hastings, Ihr und er seid nah vereint.

Hastings.

Ich weiß, er will mir wohl, Dank Seiner Gnaden.

Doch über seine Absicht mit der Krönung

Hab ich ihn nicht erforscht, noch er darin

Sein gnäd'ges Wohlgefallen mir eröffnet.

Ihr mögt, mein edler Lord, die Zeit wohl nennen,

Und ich will stimmen an des Herzogs Statt,

Was, wie ich hoff, er nicht verübeln wird.

(Gloster tritt auf.)

Ely.

Zu rechter Zeit kommt da der Herzog selbst.

Gloster.

Ihr edlen Lords und Vetter, guten Morgen!

Ich war ein Langeschläfer; doch ich hoffe,

Mein Absein hat kein groß Geschäft versäumt,

Das meine Gegenwart beschlossen hätte.

Buckingham.

Kamt Ihr auf Euer Stichwort nicht, Mylord,

So sprach William Lord Hastings Eure Rolle:

Gab Eure Stimme, mein ich, für die Krönung.

Gloster.

Niemand darf dreister sein als Mylord Hastings;

Sein' Edeln kennt mich wohl und will mir wohl. –

Mylord von Ely, jüngst war ich in Holborn

Und sah in Eurem Garten schöne Erdbeern:

Laßt etliche mir holen, bitt ich Euch.

Ely.

Das will ich, Mylord, und von Herzen gern. (Ab.)

Gloster.

Vetter von Buckingham, ein Wort mit Euch.

(Er nimmt ihn beiseit.)

Catesby hat Hastings über unsern Handel

Erforscht und findt den starren Herrn so hitzig,

Daß er den Kopf daran wagt, eh' er leidet,

Daß seines Herrn Sohn, wie er's ehrsam nennt,

An Englands Thron das Erbrecht soll verlieren.

Buckingham.

Entfernt ein Weilchen Euch, ich gehe mit.

(Gloster und Buckingham ab.)

Stanley.

Noch Setzten wir dies Jubelfest nicht an;

Auf morgen, wie mich dünkt, das wär' zu plötzlich,

Denn ich bin selber nicht so wohl versehn,

Als ich es wär', wenn man den Tag verschöbe.

(Der Bischof von Ely kommt zurück.)

Ely.

Wo ist der Lord Protektor?

Ich sandt' aus Nach diesen Erdbeern.

Hastings.

Heut sieht Sein' Hoheit mild und heiter aus:

Ihm liegt etwas im Sinn, das ihm behagt,

Wenn er so munter guten Morgen bietet.

Ich denke, niemand in der Christenheit

Kann minder bergen Lieb' und Haß wie er;

Denn sein Gesicht verrät Euch gleich sein Herz.

Stanley.

Was nahmt Ihr im Gesicht vom Herzen wahr,

Durch irgendeinen Anschein, den er wies?

Hastings.

Ei, daß er wider niemand hier was hat,

Denn, wäre das, er zeigt' es in den Mienen.

(Gloster und Buckingham treten auf.)

Gloster.

Ich bitt euch alle, sagt, was die verdienen,

Die meinen Tod mit Teufelsränken suchen

Verdammter Hexerei und meinen Leib

Mit ihrem höllischen Zauber übermannt?

Hastings.

Die Liebe, die ich zu Eu'r Hoheit trage,

Drängt mich in diesem edlen Kreis vor allen

Die Schuld'gen zu verdammen; wer sie sei'n,

Ich sage, Mylord, sie sind wert des Tods.

Gloster.

Sei denn eu'r Auge ihres Unheils Zeuge:

Seht nur, wie ich behext bin! Schaut, mein Arm

Ist ausgetrocknet wie ein welker Sproß.

Und das ist Eduards Weib, die arge Hexe,

Verbündet mit der schandbarn Metze Shore,

Die so mit Hexenkünsten mich gezeichnet.

Hastings.

Wenn sie die Tat getan, mein edler Herr –

Gloster.

Wenn! Du Beschützer der verdammten Metze!

Kommst du mit Wenn mir? Du bist ein Verräter. –

Den Kopf ihm ab! Ich schwöre bei Sankt Paul,

Ich will nicht speisen, bis ich den gesehn. –

Lovel und Catesby, sorgt, daß es geschieht; -

Und wer mich liebt, steh' auf und folge mir!

(Der Staatsrat mit Gloster und Buckingham ab.)

Hastings.

Weh, weh um England! Keineswegs um mich.

Ich Tor, ich hätte dies verhüten können:

Denn Stanley träumte, daß der Eber ihm

Den Helmbusch abstieß, aber nur gering

Hab ich's geachtet und versäumt zu fliehn.

Dreimal gestrauchelt hat mein Leibpferd heute

Und hat gescheut, wie es den Turm erblickt,

Als trüg' es ungern in das Schlachthaus mich.

Oh! jetzt brauch ich den Priester, den ich sprach;

Jetzt reut es mich, daß ich dem Heroldsdiener

Zu triumphierend sagte, meine Feinde

In Pomfret würden blutig heut geschlachtet,

Derweil ich sicher wär' in Gnad' und Gunst.

O jetzt, Margretha, trifft dein schwerer Fluch

Des armen Hastings unglücksel'gen Kopf.

Catesby.

Macht fort, Mylord! Der Herzog will zur Tafel;

Beichtet nur kurz: ihm ist's um Euren Kopf.

Hastings.

O flücht'ge Gnade sterblicher Geschöpfe,

Wonach wir trachten vor der Gnade Gottes!

Wer Hoffnung baut in Lüften eurer Blicke,

Lebt wie ein trunkner Schiffer auf dem Mast,

Bereit, bei jedem Ruck hinabzutaumeln

In der verderbenschwangern Tiefe Schoß.

Lovel.

Wohlan, macht fort! 's ist fruchtlos weh zu rufen.

Hastings.

O blut'ger Richard! Unglücksel'ges England!

Ich prophezeie grause Zeiten dir,

Wie die bedrängte Welt sie nie gesehn. –

Kommt, führt mich hin zum Block! bringt ihm mein Haupt!

Bald wird, wer meiner spottet, hingeraubt.

(Alle ab.)


 << zurück weiter >>