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Die Gestalt des Präsidenten Abraham Lincoln ist in unserem deutschen Vaterlande, trotz der vielen Interessen, die uns mit den Vereinigten Staaten von Amerika verbinden, kaum gebührend bekannt. Um so freudiger ist es zu begrüßen, daß bewährte Freunde der Familie des verstorbenen Carl Schurz die Veröffentlichung einer deutschen Übersetzung seines Lebensbildes Abraham Lincolns anregten, welche im vorliegenden Bändchen den deutschen Lesern dargeboten wird.
Ein getreues Bild Lincolns zu entwerfen scheint kaum jemand mehr berufen als der alte Achtundvierziger, der in Amerika eine zweite Heimat fand und in persönlicher warmer Freundschaft mit Lincoln verbunden war. Schon in den unlängst erschienenen »Lebenserinnerungen« von Carl Schurz, deren zweiter Band sein Leben in Amerika schildert, waren zur Freude der zahlreichen Leser manche treffende, Lincolns Wesen charakterisierende Züge enthalten. Hier bietet sich uns nun eine abgerundete Würdigung des klugen, menschenfreundlichen Mannes, des Sklavenbefreiers, aus der Feder eines seiner aufrichtigsten Freunde und Bewunderer.
Daß dies Büchlein wie auch der zweite Band der »Lebenserinnerungen« von Carl Schurz in englischer Sprache geschrieben wurden, beweist uns, wie sehr Amerika dem politischen Flüchtling zur zweiten Heimat geworden war. Er schrieb für Amerikaner, er, der ihre Institutionen, ihre Gewohnheiten und ihre Gefühle genau kannte, der selbst einer ihrer hervorragendsten Staatsbürger geworden war. Und doch verleugnet er niemals seine deutschen Ideale. Seine Persönlichkeit bildete einen Mittelpunkt des deutschen Lebens in den Vereinigten Staaten, und er wurde zu einem starken Bindegliede zwischen dem vornehmsten Geistesleben hüben und drüben. Denn wenn er auch die freieren Verhältnisse und die sonstigen Vorzüge seiner neuen Heimat begeistert preist, so trägt doch gerade er die pflichttreue und den Idealismus des alten Vaterlandes in die neuen Verhältnisse hinein. Und aus dieser Pflichttreue und diesem Idealismus erwächst ihm auch das rechte Verständnis für die Persönlichkeit Abraham Lincolns.
Bremen, im November 1908.
Mary Nolte.